Vielleicht traue ich mich ja jetzt abzuschicken...

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Joa Brana
Beiträge: 1
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Vielleicht traue ich mich ja jetzt abzuschicken...

Beitrag von Joa Brana »

Hallo ;-) Ich hoffe es ist ok, dass ich hier ein neues thema angefangen habe. Bin immer ziemlich unsicher und hoffe nix falsch zu machen... Bin eher durch Zufall auf diese Seite gestoßen und habe schon viele Beiträge gelesen... Viele Sachen kommen mir so bekannt vor. Ich bin 23 Jahre alt und führe seit ungefähr 7 Jahren eine Art Doppelleben. Keiner weiß, wie es mir geht. Ich kann einfach mit keinem drüber reden. Nach aussen bin ich die selbstbewußte, fröhliche, die immer lacht. Aber innerlich ist es meistens wie tot. Ich kann mich seit Jahren über nix mehr freuen, habe vor allem Angst (selbst Einkaufen wird oft zum Problem) und frage mich so oft wo noch ein Sinn versteckt ist. Zwischenzeitlich hatte ich mein Leben richtig im Griff, hatte vor 2 Jahren eine Ausbildung angefangen und war voller neuem Mut. Aber das ging auch nicht lange gut: Lehre abgebrochen... hinein ins nächste Loch. Fühle mich wie der letzte Versager und weiß so oft nicht weiter... Seit einiger Zeit geht es wieder so richtig schlecht. Meistens verbrauche ich schon jegliche Energiereserven durchs Aufstehen und bleibe dann vorm Fernsehen hängen. Ich glaub, wenn mein Hund nicht wäre, würde ich das Sonnenlicht gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. So sitze ich die meiste Zeit zuhause (bin zur Zeit offiziell Studentin traue mich aber schon seit Monaten nicht mehr zur Uni) und warte darauf, dass der Tag zuende geht. Damit keiner merkt wie es mir geht und das ich nur noch zuhause rumsitze lüge ich. Erzähle fiktive Sachen, die ich gemacht habe, von Vorlesungen die ich nie besucht habe, usw. Vor ein paar Jahren habe ich mich endlich dazu überwinden können eine Gesprächstherapie anzufangen, um vielleicht auch mal ein paar Dinge aus meiner Kindheit hervorzuholen, die irgendwie weg, aber doch ständig da sind (oh, klingt das konfus), aber die habe ich bereits nach wenigen Treffen abgesagt, weil ich den Therapeuten sehr seltsam fand. Seitdem fehlt mir der Mut, der Elan, oder was auch immer um noch mal anzufangen. Inzwischen habe ich auch einen Freund mit dem zusammenlebe, aber auch der weiß nichts davon... Doch inzwischen wird es immer schlimmer. Ich ertrage mich selber nicht mehr, weil ich doch so gern normal leben würde, aber immer wieder versage. Die einfachsten Dinge bekomme ich nicht hin und so langsam fängt mein Doppelleben auch noch an zu bröckeln.... ... Oh man, ich gehe euch wahrscheinlich tierisch auf die Nerven mit meinem Gejammer, aber es sprudelt nur so aus mir raus. Endlich auch mal die Wahrheit sagen können...tut gut ;-) Danke fürs Zuhören, mach jetzt besser erst mal schluß... Jòa
geborgenheit
Beiträge: 178
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von geborgenheit »

Liebe Jòa Deine Zeilen haben mich berührt. Ich kann mir vorstellen, welche Qual Dein Doppelleben ist. Es braucht so viel Kraft, nach aussen fröhlich und aufgestellt zu sein und innerlich so abgestorben. Du lebst so seit sieben Jahren. Das ist eine lange Zeit! Und Du spürst, dass es langsam zu bröckeln beginnt, Dein Doppelleben. Ich nehme an, dass Du Angst hast, Dir professionelle Hilfe zu holen. Aber trotzdem möchte ich Dir genau das empfehlen. Die erste Gesprächstherapie war ja für Dich eine schlechte Erfahrung. Dies muss aber nicht immer so sein. Manchmal klappt es erst beim zweiten oder dritten Versuch. Denn es hängt so viel auch von einem gemeinsamen Verstehen ab. Mit professioneller Hilfe hast Du gute Chancen, aus Deinem Tief zu kommen. Warte nicht mehr länger und versuche es! Du bist so jung und es lohnt sich, die Angst zu überwinden um leben zu können. Ich wünsche Dir für Deinen Weg ganz viel Zuversicht und Hoffnung. Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, denke immer daran wenn es Dir schlecht geht! Liebe Grüsse Geborgenheit
Marina
Beiträge: 134
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Marina »

Liebe Joa, ich kann da Geborgenheit wirklich nur zustimmen, Du brauchst Hilfe, und zwar schnell. Ich wollte das auch lange Zeit nicht einsehen, dachte immer, es kann da niemand mehr helfen. Vor kurzem war ich 8 Wochen in einer Klinik, es war das beste, was mir geschehen konnte - mein Leben hat wieder einen Sinn bekommen.Dieses Doppelleben macht Dich kaputt, das kannst Du auf Dauer nicht durchhalten. Kannst Du nicht wenigstens einmal mit Deinem Freund darüber sprechen, wenn es ein guter Freund ist, wird er Dir helfen. Auf meinem Weg aus diesen dunklen Löchern habe ich auch viele liebe Menschen kennen gelernt, sie sind so furchtbar wichtig, denn durch soz. Isolation verschlimmert sich Dein Zustand noch mehr. Du wirst merken, wenn Du erst einmal Mut gefaßt hast und über Deine Probleme mit anderen sprechen konntest, es geht vielen so, Du bist nicht allein. Auch hier im Forum wirst Du das schon bemerkt haben. Ich möchte Dir ganz viel Mut machen, hab Vertrauen zu Dir selbst, es ist wirklich zu schaffen, nur eben nicht allein! Viele liebe Grüße und alles Gute Marina
jackie
Beiträge: 139
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von jackie »

Liebe Jòa, herzlich willkommen hier im Forum. Es ist schön, daß Du hierher gefunden hast und ich hoffe sehr, daß es Dir ein wenig hilft, hier zu schreiben und von anderen Menschen zu lesen, denen es ähnlich geht wie Dir. Ich kann mir vorstellen, daß es Dich all Deine Kraft kostest, dieses Doppelleben zu führen und aufrecht zu erhalten. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, ob Du diese Kraft nicht anders brauchen könntest. Vielleicht wäre es wirklich gut, wenn Du offen mit Deinem Freund darüber sprichst, wie schlecht es Dir geht. Ich könnte mir vorstellen, daß er vielleicht schon etwas ahnt, sich Sorgen macht und eventuell sogar ein bißchen erleichtert ist, wenn Du ein Stückchen aus Dir rauskommen und erzählen kannst. Ich bin selbst Angehörige, mein Mann leidet schon seit Jahren an Depressionen, aber er hat sie sich erst vor einigen Monaten eingestanden und ist nun dabei, etwas dagegen zu tun. Von dem Moment an, als er offen zu mir sagte Ich habe Depressionen, war zwischen uns vieles anders. Wir wußten nun womit wir zu tun hatten, ich konnte mit mehr Verständnis reagieren, versuchen, nicht alles persönlich zu nehmen. Und er konnte endlich seine Maske absetzen und mußte nicht ständig all seine Energie dafür verwenden, mir gute Laune vorzuspielen. Ich denke daher, daß Offenheit sehr wichtig ist. Aber ich glaube auch, daß Geborgenheit Recht hat: Du solltest Dir professionelle Hilfe suchen. Depressionen werden in der Regel zweigleisig behandelt, d.h. mit Medikamenten und Therapie. Ich glaube Dir, daß Deine letzte Erfahrung mit dem seltsamen Therapeuten Dich wohl erst einmal ein wenig entmutigt hat. Trotzdem: es gibt noch viele andere Therapeuten und manchmal ist es eben erst die zweite, dritte oder vierte Therapie, die eben die richtige ist. Bitte versuche daher, noch einmal zu einem Arzt zu gehen, der Dir mögliche Therapeuten nennen und Dir vielleicht auch Medikamente verschreiben kann, um Dich aus dem tiefsten Loch herauszuholen. Und komm so oft Du magst hierher, hier ist immer jemand, der Dir zuhört und Dich versteht. Ich wünsche Dir alles Liebe Jackie
Moni
Beiträge: 117
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Moni »

Liebe Joa, es gibt zwei Sprichwörter,auf die ich immer wieder in meinem durchaus nicht unproblematischen Leben gestoßen bin. Zum einen "heute beginnt der Rest deines Lebens......" und "auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt" - den hast Du schon damit gemacht, dass Du hier geschrieben hast. Wie Du schreibst, oder "sprudelst" ist garnicht wichtig, Hauptsache der erste Knoten ist geplatzt. Und jetzt gehst Du den Weg weiter - Du scheinst noch sehr jung zu sein, Du hast noch soviel vor Dir !!!! Sprich mit Deinem Hausarzt oder Deiner Krankenkasse, die sollen Dir einen Arzt für Psychotherapie empfehlen, da bist Du erstmal auf der sicheren Seite, zahlt die Kasse. Und dann wirst Du Deinem Freund endlich die Wahrheit sagen müssen, ich gehe davon aus, dass er Dich doch liebt. Sei einfach ganz ehrlich, Du wirst sehen, dann fällt eine Zentnerlast von Dir ab. Schnapp Dir Deinen Hund und Deinen Freund und macht einen Spaziergang, da gehts leichter erzählen, als wenn man sich am Tisch gegenübersitzt. Und so geh Schritt für Schritt mit Profihilfe, Du packst das nicht alleine. Und schreib hier, so oft Du willst, Du wirst auch hier viel Unterstützung erfahren und die meisten haben das gleiche hinter sich und schlimmeres......Ich muß mich da Jackie anschließen, Du brauchst für Dein Doppelleben ungeheuer viel Kraft und Phantasie - setz es um, um Dir besser zu helfen. Es lohnt sich für Dich auf jeden Fall. Viele liebe Grüße von Moni
phoenix
Beiträge: 108
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von phoenix »

Liebe Joa, solch ein Doppelleben hältst Du auf Dauer nicht durch Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche Ich bin im 13. Semester, Grundstudium, und habe immerhin einen einzigen Schein Ich habe meine erste Freundin verloren, weil ich nicht sprechen konnte Meine zweite Freundin ist gegangen Begeh nicht den selben Fehler Sei offen zu Deinem Freund, und trau Dich, ihm alles zu erzählen Er liebt Dich, und Du wirst ihm damit einen gewaltigen Stein, oder sagen wir, Unsicherheitsfaktor, von der Seele nehmen Daß es zwischen Euch krieselt, liegt in der Tatsache begründet, daß er spürt, daß tief in Dir etwas brodelt, wovon er keine Ahnung hat Dies verletzt ihn, will er Dir doch in allem beistehen, ganz gleich, wie hart es auch ist Ich wünsche Dir alle Kraft dieser Welt, den Reichtum der bedingungslosen Liebe zu erkennen Phoenix
zicke
Beiträge: 240
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von zicke »

Liebe Joa, wie kommt es mir bekannt vor was du geschrieben hast. Ich habe mein Doppelleben nur 3 Jahre durchgehalten und bin dann komplett zusammengebrochen. Ich kenne dieses ausgelaugt sein nur vom Aufstehen, keine Freude mehr fühlen und innerlich schon tot. Vergangenheit gibts nicht und immo auch keine Zukunf. Die Gegenwart ist schier unerträglich. Ich weiß ich schaffe es nicht allein und werde in eine psychosomatische Klinik gehen. Meine Hausärztin hat mir da sehr geholfen und war sehr verständnisvoll. Ist das vielleicht eine Möglichkeit für dich mit deinem Hausarzt zu sprechen? Liebe Joa ich wünsche dir das du jemanden findest der dir zuhört und Hilfe leistet. Liebe Grüße zicke
Hubert Altgeld
Beiträge: 126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Hubert Altgeld »

Hallo Joa! Ich will nicht das gleiche schreiben wie meine Vorgänger da es sowieso keine besseren Ratschläge gibt.Ich möchte nur hinzufügen was mir noch mehr geholfen hat,ich bin in eine Selbsthilfegruppe gegangen. Diese Entscheidung habe ich minimum sechs Monate vor mir hergeschoben,aber dann gings und ich habe es bereut nicht schon vorher gemacht zuhaben.Die Gruppe nennt sich EA Emotions Anony- mous und wo sie tagen findest Du bei der Dach- organisation Kiss(Tel.Buch)oder bei den Ämtern der Kirche.Das ist vollkommen Anonym nur Vornahme sonst nichts,Du kannst dort reden ohne unterbrochen zuwerden,und jeder versteht Dich. Es war für mich soeine Herzliche Aufnahme wie hier.Ich wünsche Dir noch viel Glück Hubert.
Moni
Beiträge: 117
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Moni »

Liebe Joa melde Dich mal, wie es Dir geht. Du hast doch sicher mal reingeschaut - würde mich freuen. Liebe Grüße von Moni
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