Zu frühe Euphorie

Hoffentlich
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Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo ihr Lieben,

ich hatte in meinem Thread "Wieder hier und ganz weit unten" geschrieben, dass es mir wieder deutlich besser geht - wollte anderen Mut machen.
Diese Euphorie war völlig übereilt. Ich habe voller Begeisterung meinem Partner erzählt, dass Weihnachten jetzt kommen kann, und dass ich mich sehr darauf freue. Ich war Geschenke kaufen, habe unsere Wohnung endlich weihnachtlich geschmückt, geputzt und, und, und. Und plötzlich geht es mir seit 2 Tagen wieder so schlecht. WAS IST DAS? Ich habe Angst und weiß nicht wovor. Ich kann einfach nicht mehr. Bin in den Abwärtsstrudel geraten und finde nicht heraus. WAS IST LOS????
Wie soll ich diese Enttäuschung verkraften? Ich will nicht schon wieder beweisen, dass ich es schaffen kann. Dazu fehlt mir nach dieser kurzen Erholungsphase einfach jede Motivation.

L. G. Hoffentlich
Bittchen65
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Hoffentlich,

ich nehme an, du hast dich überfordert.
Das ist mir schon oft passiert,endlich geht es besser.
Wieder funktionieren wie vorher.
Was du jetzt brauchst ist Ruhe und dich an Dingen erfreuen können, dir dir gut tun.
Gelingt mir selber nicht oft,aber ich versuche es zumindest.
Wieder langsam die Aktivitäten steigern und zu sich selber gut sein.
Mein Mann hat mich neulich überrascht,er sagte zu mir : Du bist krankt,du bist nicht dafür verantwortlich,dass die Anderen ein schönes Weihnachtsfest haben.
Natürlich versuche ich ,auch einiges zu gestalten,aber nur so viel wie ich ohne Druck
schaffen kann. Das ist im Moment ein Bruchteil von früher.

Liebe Grüße Bittchen
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Danke liebe Bittchen,

es kann sein, dass ich mich überfordert habe. Ich habe es aber nicht bemerkt. Die paar Tage waren schön. Ich denke nun darüber nach, ob es sein kann, dass ich eine "Manische Depression" entwickle. Das ist eine Horrorvorstellung. Ich war 2008 in der Klinik mit einer Patientin zusammen, die das hatte. Es war einfach furchtbar. Wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, mit welcher Motivation ich die Weihnachtsvorbereitungen angegangen bin und wie rastlos ich war ... Ich habe Dinge getan, die ich nicht tue, wenn ich mich gut fühle. Und mein Partner war von meinem Aktionismus beeindruckt. Jetzt hocke ich in meiner Couchecke und hasse mich wieder für alles, was ich getan habe oder jetzt nicht mehr tun kann/will.
Mann - das macht mich alles wahnsinnig. WAHNSINNIG - das ist es, was ich glaube zu sein oder bald zu werden.

Liebe Grüße von der verzweifelten Hoffentlich
Sonnenblume14
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Hoffentlich,

das braucht dich nicht wahnsinnig zu machen. Das passiert und nach und nach wirst du das gefühl für die richtige Ausgewogenheit bekommen. Es ist ein Lernprozess, jedes Tief, jeder Rückfall bringt dich etwas weiter nach vorne.

Ich sehe es wie Bittchen: du hast dich überfordert. Es "ging" plötzlich wieder was, du warst aktiv, hast dich darüber gefreut und auch noch Bestätigung dafür von deinem Partner bekommen. Und sofort warst du wieder auf dem "alten, bekannten Gleis" der Überforderung. Vermutlich fehlte (noch) das Gefühl dafür, wann es zuviel wird. Und prompt wirst du wieder in deine Schranken gewiesen. Gerade die Vorweihnachtszeit ist ja sehr hektisch und somit auch tückisch.

Versuche, deine Situation gelassen zu nehmen, gönn dir die Ruhe, die du jetzt brauchst. Ich habe diese Situationen einige Male erlebt, bis ich das richtige Gefühl dafür entwickelt habe. Nun baue ich bewusst Ruhephasen ein und es ist mir völlig egal, ob ich faul auf dem Sofa liegt, wenn mein Mann von der Arbeit kommt. denn ich habe dann meist meine Pflichten erledgit und gönne mir die Auszeit ganz bewusst. Ich packe mienen Tag nicht mehr voll, es gibt Tage, da reicht mir das Pensum auf der Arbeit völlig aus - dann bleiben Haushalt und Bügelwäsche eben liegen. Aber diese Gleichgültigkeit muss man lernen - ebenso wie die AKzeptanz vor sich selber.

Es werden für dich wieder schöne Tage kommen - wenn du dich wieder erholt hast. Nimm dir für Weihnachten nicht so viel vor, baue gemütliche Stunden in den Tagesplan ein.

LG Sonnenblume
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"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Liebe Sonnenblume,
ich danke auch dir für deine Zeilen. Alles hört sich wieder so einfach und vernünftig an. Ich brauch tatsächlich erst einmal wieder einen "Plan", um mich nach oben zu hangeln. Die Ruhe muss ich jetzt zunächst innerlich finden. Ich weiß allerdings momentan noch nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll, zu akzeptieren. Ich bin so WÜTEND. Das ist mein größtes Problem. Und natürlich kann ich mir über die Feiertage keine Hilfe von meiner Ärztin holen.

L. G. Hoffentlich
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo zusammen,
ich antworte mir mal selbst, um meinen Thread vom Dezember wieder hochzuholen.

Schon wieder geht es mir soooo mies. Ich hatte jetzt fast einen ganzen Monat lang Ruhe. Meine Ärztin, bei der ich letzte Woche einen Termin hatte, hat versucht mir Mut zuzusprechen. Aber ich wollte das nicht hören. Ich kann einfach nicht mehr. Das hab ich ihr auch gesagt. Ich hab gesagt, dass ich keine Kraft mehr hab, immer und immer wieder aufzustehen - dass ich keine Kraft mehr hab, alle zu belügen (meine Familie, meinen Arbeitgeber, selbst die Ärztin). Ich sage immer, dass es mir gut geht. Aber es geht mir nicht gut. Bei der Arbeit lasse ich mir so viel einfallen, damit ich nichts erklären muss. Ich täusche Übelkeit vor, um bedenkenlos länger auf der Toilette bleiben zu können. Zu Hause täusche ich Erschöpfung von der Arbeit vor, um abends zeitig ins Bett gehen zu können. Und bei meiner Ärztin sage ich, dass ich nicht verstehe, warum ich bei ihr gerade weine, obwohl es mir doch super geht. Aber sie hat mich durchschaut, wollte mir sofort eine AU geben. Aber wie immer will ich die nicht. Es macht mich inzwischen richtig aggressiv, wenn sie mit ihrer ruhigen Stimme versucht, mich zu überzeugen. Ich verspreche ihr dann kurz, dass ich mich melde, wenn ich gar nicht mehr kann, nur um endlich gehen zu können.

Ich weiß, dass ich mich wie ein trotziges Kind verhalte. Das habe ich immer getan. Aber es sind so viele Menschen, denen ich irgendwie Erklärungen schulde und sie ihnen aber einfach nicht geben möchte/kann. Sie sollen alle denken, dass ich endlich diese Krankheit überwunden habe. Zu oft schon musste ich aufgeben und INFORMIEREN.

All diese lieben Menschen lesen immer wieder, dass Depression heilbar ist. Ich habe das auch anfangs geglaubt. Ich kann die Frage nicht beantworten, warum sie bei mir nicht heilbar ist.

Ich kann es nicht ertragen, wenn ich gefragt werde, was denn passiert ist, dass es mir schon wieder schlecht geht, wenn ich es doch selbst nicht weiß.
Ich bin einfach nur verzweifelt und möchte alleine sein. Ich möchte keinen Menschen sehen, geschweige mit jemandem reden. Das Forum hilft mir, meine Gedanken mal rauszulassen.

Liebe Grüße von der schon wieder verzweifelten
Hoffentlich
hazmagetmaton
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von hazmagetmaton »

Hallo Hoffentlich.

Ich selbst habe kein Problem, offen mit meiner Krankheit umzugehen, ich weiß nicht ob das bei dir auch ein Problem ist. Aber dass ich kein Bock hatte, den Leuten in meiner Umgebung zu beschreiben, wie es mir geht, das war bei mir auch der Fall.
Ich habe dann für die Leute (und auch für mich) meine Gedanken und Gefühle so gut geordnet wie ich konnte und allen eine Mail damit geschickt. Das hat ganz gut geklappt. Danach konnte ich recht simpel mit "mir geht's besser/schlechter" oder so antworten, ohne mich zu fühlen als wäre ich jemandem eine Erklärung schuldig.

Weiß nicht ob die Methode was für dich ist, aber da du hier im Forum unterwegs vermute ich, dass du zumindest einigermaßen deine Gedanken in Worte fassen kannst. Also vielleicht eine Option.

hazmagetmaton
Sonnenblume14
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Hoffentlich,

ach, klingst du frustriert. Ich kann mir vorstellen, dass da enorm viel Druck ist. Neben der Depression spielst du eine Rolle in der Umwelt und benimmst dich so, wie andere es von dir erwarten. Das blockiert enorm.

Jeder muss da selber den für sich richtigen Weg finden. In meinem Fall war es absolute Offenheit, gerade im häuslichen Umfeld. Dort muss ich ich selbst sein können. Warum gestehst du dir das nicht zu? Es wäre der erste Schritt, die Depression als Teil von dir zu akzeptieren. Wenn du die AU bei der Ärztin ablehnst, empfinde ich das (aus der Ferne .... ) als fehlende Achtsamkeit. An erster Stelle solltest du selbst stehen, dein Bedürfnis nach Ruhe und vllt nach einer kleinen Auszeit, damit der Akku wieder aufladen kann. Ich habe nach meiner Klinikzeit so einige davon gebraucht. Es ist enorm schwer zu akzeptieren, dass die Depression in der Lage ist, zu lenken. Erst wenn man akzeptieren kann, dass die Depression der Ausdruck fehlender Bedürfnisse und fehlender Achtsamkeit ist, hat man wieder eine Chance.

Natürlich möchte das Umfeld, dass du "funktionierst". Aber das Leben ist kein Wunschkonzert.

Mir geht es inzwischen seit ca. einem halben Jahr wieder "normal", ich schaffe neben dem Arbeitsalltag auch in der Freizeit wieder einige Herausforderungen, so dass ich sagen kann, ich bin wieder im Leben angekommen. ABER: sobald ich in der Achtsamkeit etwas nachlasse, zu stark in die Leistung gehe, spüre ich in meinem Inneren einen Widerstand. Inzwischen nehme ich das ernst und schaffe mir sofort Freiräume zur Ruhephase. Ich weiss, dass jederzeit wieder ein Tief kommen kann - von Heilung würde ich nicht sprechen.

LG Sonnenblume
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Bittchen65
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Hoffentlich,

Ich glaube der erste Schritt mit der Krankheit umzugehen,ist die Akzeptanz.
Leider bin ich schon sehr lange erkrankt,aber ich musste einsehen,ich leide an eine Depression.Das ist kein Schnupfen ,sondern eine schwere Erkrankung.Wichtige Menschen in meinem Leben wissen das.Das war für mich eine Erleichterung.
Schau auf You Tube mal ,Mein schwarzer Hund und zeige das auch deiner Familie.
Es ist einfach erklärt,bringt aber Einiges auf den Punkt.
Wie du mit deiner Krankheit umgehst,kann es zu einem Zusammenbruch kommen,dann wirst du nicht mehr schauspielern können.Es ist auch nicht nötig.

Es ist keine Schande krank zu sein ,es ist nur eine Schande Nichts dagegen zu tun.

Liebe Grüße Bittchen
Nina345
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Nina345 »

Hallo Hoffentlich :)

ich hab seit nem guten Jahr Depressionen. Bei mir ist es auch ein Auf und Ab. Zwischendurch gibt es Tage, an denen ich echt gut drauf bin. Da denk ich mir dann, hmm, das war vielleicht gar keine Depression sondern eine schlechte Phase. Ich kann gar nicht mehr verstehen, warum es mir eigentlich so schlecht ging. Kommt mir dann total übertrieben und ehrlich gesagt auch verrückt vor.

Und dann baaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaam, alles wieder furchtbar.

Jetzt weiß ich, dass ich nicht immer depressiv bin, sondern auch gute Tage habe. An denen muss ich mich aber selber ermahnen, dies nicht zu hinterfragen sondern einfach zu genießen und Vorkehrungen zu schaffen. Also die Dinge und Gespräche führen, die ich depressiv nicht auf die Reihe bekomme. Ich bereite auch immer 3-4 Outfits vor für die Tage an denen alles zu anstregend ist. Ich mach aber wirklich nur das Notwendigste und versuche den Rest der Zeit es zu genießen und arbeite dann auch weniger.

Das Hund-Video find ich auch ziemlich gut!! Nur dass ich sagen muss, dass es bei mir schon kleine Auslöser gibt, bevor es wieder nach unten geht. Dies sind zwar wirklich miniklein und rational nicht wirklich nachvozllziehbar, aber gerade Überfordern, Stress, Hinterfragen, zu hohe Erwartungen, zu wenig Geduld sind meine Haupttrigger. Auch meine Periode bringt mich oftmals durcheinander oder ein Streit.
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Bittchen65
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Nina,

Das Video ist nur ein Anhaltspunkt,jede Depression ist anders.
Die Symptome können immer wieder anders sein.
Die Auslöser sind auch sehr vielfältig.
Da du erst seit einem Jahr erkrankt bist und in Behandlung bist,hast du ja
gute Prognosen ganz gesund zu werden.
Du gehst mit deiner Krise sehr gut um.

Liebe Grüße Bittchen
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo an alle, die mir geantwortet haben. Ganz lieben Dank dafür. Ich hab alles durchgelesen, werde darüber nachdenken, noch einmal lesen, mir auch das Video ansehen und dann antworten.
Im Moment bin ich ziemlich überfordert. Ich muss erst einmal etwas zu Verstand kommen.

Bis vielleicht in 2 Tagen.
L. G. Hoffentlich
Nina345
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Nina345 »

N lebe Hoffentlich,

wie gehts dir? Hast angefangen dir nen Plan zu recht legen können?
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Königin der Nacht
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Königin der Nacht »

Sonnenblume14 hat geschrieben:.......
Wenn du die AU bei der Ärztin ablehnst, empfinde ich das (aus der Ferne .... ) als fehlende Achtsamkeit. An erster Stelle solltest du selbst stehen, dein Bedürfnis nach Ruhe und vllt nach einer kleinen Auszeit, damit der Akku wieder aufladen kann........
Im Prinzip hast Du schon recht, denn es nützt niemanden etwas wenn es zum totalen Zusammenbruch kommt und man sich völlig überfordert hat. ABER - ich kann Hoffentlich auch schon irgendwo verstehen, für mich wäre eine AU auch etwas, das ich so schnell nicht annehmen würde, lieber quäle ich mich auch an meinen schlechten Tagen zur Arbeit, wird schon irgendwie gehen. Fehlende Achtsamkeit? Nun ja, mag sein. Aber in meiner Firma sind "Krankmacher" nicht gerne gesehen und wenn sowas öfter vorkommt steht der Stuhl schneller vor der Tür als man denkt. Und glaubt bloß nicht an Arbeitnehmerrechte auch im Krankheitsfall. Wenn einen der Arbeitgeber loswerden will sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Einen anderen Job zu finden, von dem man wohlgemerkt auch leben kann und nicht nur auf dem läppisch-heuchlerischen Mindestlohn fußt ist in meiner Gegend und auch in meinem Alter nicht mehr so leicht. Arbeitslos zu sein und somit rechtloser Sklave des Jobcenters zu sein wäre jetzt auch nicht so mein Ding und würde meine Depression eher noch massivst verschlimmern. Wer weiß, welche Gründe Hoffentlich hat, vielleicht ähnliche.........das nur so als Gedanke, daß es nicht immer eine einfache Entscheidung ist sich ne AU zu holen. Auch wenn man krank ist.
Sonnenblume14
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe königin der Nacht,

natürlich ist es keine leichte Entscheidung. Diese Gefahr Arbeitsplatzverlust steht immer im Raum. Man möchte das nicht forcieren und hält daher durch. Aber zu welchem Preis?

Als erstes muss man sich natürlich eingestehen, dass man selber nicht zu den Krankmachern zählt,sondern krank IST. Ich habe durch meinen Totalausfall gelernt, dass nichts so wichtig ist wie die eigene Gesundheit und dass es damit schnell vorbei sein kann, wenn die Achtsamkeit fehlt. Ich hatte Glück: mein Arbeitgeber hat meine Offenheit gewürdigt und mir gleich zu Anfang mitgeteilt, dass - ganz gleich wi elange ich ausfalle - mein Arbeitsplatz nicht in Gefahr ist. Es war trotzdem schwer, wieder einzusteigen.

Wenn der Arbeitgeber jemanden ernsthaft loswerden will, dann braucht er keine wiederholte AU dafür. Nur ... die erwünschte Arbeitsleistung kann ich nicht erbringen, wenn ich mich täglich zur Arbeit schleppe. Dann läuft es doch auf das Gleiche hinaus.

Daher würde ich die Gesundheit (inzwischen) immer vornean stellen. Was bei mir als Hauptverdiener der Familie nicht leicht is.t

LG Sonnenblume
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"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo an alle, die hier gelesen und geschrieben haben. Jetzt habe ich täglich versucht, mich irgendwie zu äußern. Ich schaffe es nicht, etwas Brauchbares zu schreiben.
Alle Beiträge, die ihr geschrieben habt, verstehe ich natürlich gut. Aber sie kommen in meinem Kopf nicht an. Es prallt ab, wie ein Fußball am Torpfosten. Ich muss also feststellen, dass ich im Moment nicht in der Lage bin, auch nur die kleinsten Ratschläge anzunehmen bzw. etwas davon umzusetzen. Bei jedem Versuch folgt in meinem Kopf ein lautes "ABER". Außerdem zerfließe ich in Selbstmitleid. Ich hasse mich mal wieder ohne Ende. Und ich bin fest davon überzeugt, dass ich selbst dieses Tief verursacht habe, weil ich nicht rechtzeitig reagiert habe.

Es ist wohl sehr richtig, was du liebe Bittchen sagst, dass die Akzeptanz der Schritt ist mit der Krankheit umzugehen. Genau das ist der Grund dafür, dass ich immer wieder soooooo tief falle. Ich will mir nicht eingestehen, dass ich krank bin. Und das so lange nicht, bis ich völlig am Ende bin. Bis es zu spät ist, rede ich mir ein, dass es besser werden MUSS. Ich rede mir anfangs ein, dass ich dieses Mal stark genug sein kann. Bei der Arbeit bin ich in Gesellschaft besonders fröhlich, und am Abend hasse ich mich dafür, weil mich das unendlich viel Kraft gekostet hat.

Angst um meinen Arbeitsplatz ist nicht der Grund, dass ich keine AU möchte. In erster Linie denke ich, dass ich ständig versuche, mir dadurch zu beweisen, dass ich es auch ohne AU schaffen kann. Es hat ja auch schon 2mal geklappt. Ich habe einfach 3 Tage Urlaub genommen, nachdem nichts mehr ging, hatte dann in Verbindung mit dem Wochenende 5 Tage frei hatte dann etwas Kraft, um die nächsten Arbeitstage zu überstehen. Die Wochenenden waren dann mein Anker.

Meine Medi-Dosis ist jetzt so hoch wie lange nicht mehr. Mir hilft gerade nur, wieder auf Licht zu warten und zwischen Bett und Arbeit zu pendeln. Und es ist einfach nur dunkel.

Bei der Gelegenheit fällt mir noch eine Frage ein:

Habt ihr das auch, dass ihr an kranken Tagen immer schwarze Kleidung tragt. Ich mache das ganz unbewusst. Mein Partner hat das festgestellt.

Lieben Dank nochmal an alle.
Nina345
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Nina345 »

Huhuu .))

Japp, ich mach das auch so mit der schwarzen Kleidung :DDD Ich hab das auch nicht gemerkt, erst als mein Freund hat mir flehend nen bunten Schal in die Hand gedrückt hat.

Gute Besserung!
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Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Danke liebe Nina. Offensichtlich glaubt man unbewusst, dass man sich mit schwarzer Kleidung besser verstecken kann. :roll:
malu60
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von malu60 »

Mit der Kleidung hab ich auch eine seltsame Erfahrung.
Ich hatte so unförmige Karohemden meines Sohnes,da
hab ich mich wie ein Neutrum gefühlt,bin mal so wochen-
lang in der Klinik rumgelaufen.

Heute steuer ich schonmal extra mit leuchtenden Farben gegen.
Nur wenn ich am Anfang stehe,reißt mich dass hoch.
Seltsam,schwarz hätt ich nur Hosen. Liebe Grüße Malu

P.S. Ich versteh Dich sehr gut Hoffentlich.Drück Dich,wenn ich darf.
Erst ist das Vestellen so anstrengend und dann fühlt es sich an,
wie Heuchler.Weh tut,s nur in unserer Seele.Es ist wie es ist
Leben ist mehr
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Ja, liebe Malu - du darfst mich sehr gerne drücken. So ein virtuelles Drücken tut tatsächlich richtig gut.

Ich hab mich zu Hause gestern "geoutet". Oh das war schlimm. Als ich zur Tür rein kam, stand mein Partner über beide Ohren strahlend vor mir und hat mir mitgeteilt, dass er die ganze Wohnung geputzt hat. Er hätte für alle Zimmer insgesamt 7 Stunden benötigt. Da habe ich bitterlich angefangen zu heulen und bin auf ihn losgegangen. Ich fragte, ob es denn so schmutzig gewesen sei, dass er das so betont/vorwurfsvoll sagt. Er war völlig geschockt und ist im Arbeitszimmer verschwunden. Dann bin ich ohne irgendwas einfach ins Bett gegangen und hab nur noch gezittert und geheult. Dann kam er irgendwann zu mir und hat gefragt, was los wäre. Ich hab mich so schuldig gefühlt, konnte gar nichts sagen. Dann meinte er, er wüsste doch schon längst, was wäre. Er wollte es nur von mir selbst hören. Ich konnte es nicht aussprechen. Aber jetzt weiß er Bescheid. Und seit heute läuft er wieder herum wie ich - wie ein Zombie.
Mir tut das so leid, dass ich ihm das immer wieder zumute.
Das ist auch der Grund, warum ich immer wieder dagegen ankämpfe und die "Sache" allein durchstehen will.

Liebe Grüße Hoffentlich
Nina345
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Nina345 »

Huhuu,

ja, ich steuer auch bewusst dagegen und hab die 3 farben regel eingeführt. (Wie ihr wisst stehe ich auf Regeln und Listen) Mein Outfit sollte sich aus 3 Farben zusammensetzen. (auch nicht mehr sonst sieht es albern aus) Beispiel: blaue jeans, blauer blazer, weißes Top, graue Schuhe, grauer Gürtel, grauer und silberner Schmuck.

Ich hatte gestern eine ähnliche Situation. Ich hab gestern meine AbschlussARbeit abgegeben, aufgrund meiner Depression hat das aber länger gedauert als vorgesehen. Wirklich stolz fühl ich mich eh nicht.

Er hat extra den halben Tag Urlaub genommen und ist mit mir an den Fluss gefahren, mit Picknick-Decke und Sekt und Beerensaft zum Mischen. Dort lagen wir und ich hab ihm aus nem lustigen Buch mit ner depressiven Hauptperson vorgelesen. (um ihm ein bißchen klar zu machen, wie es mir geht) Dann sagt er: "Ich bin so stolz auf dich mein Schatz. Du bist so klug und so stark. Endlich, hast du das Kapitel nach so ewig langer Zeit hinter dich gebracht." Bei mir kam an "blablablalbla leere Worte blablablaalabal. Du bist ein Versager, warum hat das so lange gedauert."

Also logische Antwort meinerseits: Danke. Ich fühl mich schon schlecht genug, dass das so lange gedauert hat. Was soll ich jetzt deiner Meinung machen? Tut mir leid, dass ich so ein Versager bin. Was soll ich tun? Mich von der Brücke hier stürzen?! Danke auch."

Ich hab mich nachher erklärt und er konnte das auch verstehen.

Lieben Kerl haste da. der 7 h aufräumt. toll. Mir ging es nach meinem Outing besser. Ich hab aber auch deutlich gesagt, dass ich kein Mitleid oder Drama will. Vielleicht findest du ja auch nen gemeinsamen weg
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Bittchen65
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Hoffenlich ,

Ich habe nur dein letztes Posting gelesen,es tut mir in der Seele weh,
wie du und dein Partner leiden.
Da hilft nur reden und auf Erleichterung hoffen.
Vielleicht sollten auch die Medis umgestellt werden.
Da scheue ich auch immer zurück ,ich bin auch schon lange im Tief und hoffe immer auf Besserung
Vor allen Dingen langfristigere Stabilität.
Dein Partner wollte dich entlasten,wie er geputzt hat ,das ist total in Ordnung.Er wohnt ja auch in eurer Wohnung ,da kann er auch sauber machen.

Ganz liebe Grüße Bittchen
Hoffentlich
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo ihr Lieben,
das Problem mit der Kommunikation (Sender und Empfänger) ist ja ein Problem, das grundsätzlich besteht. Aber es fühlen sich wohl nur "kranke" Menschen richtig schlecht, wenn sie etwas empfangen, was gar nicht so gesendet wurde. Jedenfalls grübele ich, obwohl mein Partner mir gesagt hat, dass er mir eine Freude machen wollte, damit ich am Wochenende ausruhen kann, ununterbrochen darüber nach, ob er sich nicht wohl gefühlt hat, weil es in der Wohnung nicht sauber, wie gewohnt, war. Mein Verstand weiß, dass er es wohl nicht böse gemeint hat. Aber in meinem Kopf geht rum: Mitleid brauch ich nicht. Ich kann das alleine schaffen. Er fühlt sich unwohl, sonst hätte er wohl nicht geputzt usw.

Meine Medis haben nach einer gewissen Zeit ja immer geholfen. Ich setze die Dosis inzwischen auch alleine höher, weil ich weiß, wie viel ich benötige, um irgendwann wieder ich selbst zu sein. Aber das dauert halt. Meine Ärztin sagt das übrigens auch.

L. G. Hoffentlich
Nina345
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Nina345 »

Huhuu :))

Auch wenn er sich wohlgefühlt hat, wenn er 7 Stunden dafür gebraucht hat, war es zumindest nicht blitzblank. Er hat das nicht böse gemeint, sondern lieb. Du kannst das alleine schaffen. Musst du aber nicht. Man kommt nicht alleine auf die Welt, da braucht man Hilfe und auch sterben will man nicht alleine. Versuch mal streckenweise deinen Stolz herunterzuschlucken, auch wenn es schwer ist.

Ja, die Kommunikationsproblematik besteht. Aber ein gesunder Mensch würde sich denken, jepp, hat etwass lange gedauert, jepp war etwas schmutzig und nicht würden das nicht gleich als Kritik an der Person werten und würden nicht tausend gedanken daran verschwenden. Oder aber aggressiver gestimmte Gesunde: Ja und hat lange gedauert, aber geschafft hab ich es ja?! Oder ja ist nicht ganz sauber, aber kein Grund für alleingänge?
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Bittchen65
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Re: Zu frühe Euphorie

Beitrag von Bittchen65 »

Ja liebe Hoffentlich,

das ist die depressive Sicht der Dinge.
Das macht den Umgang mit uns oft nicht leicht.
Schön wäre es ,wenn du jetzt doch das Wochenende mit deinem Partner genießen könntest
und ihr Zeit für euch hättet.
So hatte er das wohl gedacht.Wegen einer nicht sauberen Wohnung,mache ich mir zwar auch Gedanken,aber ich bin krank und wäre froh wenn mein Mann mal putzen würde .Aber er macht was er kann und wir sind notgedrungen damit zufrieden.

LG Bittchen
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