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Fragen zu Depressionen

Verfasst: 10. Dez 2015, 16:57
von Seelenheil87
Hallo ihr Lieben,

ist es ratsam immer zu warten bis die Person sich meldet oder nicht?

Bei Depressionen schwindet die Freude und die Gefühle treten in den Hintergrund, richtig?
Wie geht ihr damit um?

Kann es sein, wenn ein Mensch depressiv ist, dass er mehr verletztende Dinge sagt?

Was tut dem Depressiven gut?

Liebe Grüße
Seelenheil

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 10. Dez 2015, 20:21
von Pummelchen
Hallo Seelenheil,
ich versuche mal deine Fragen zu beantworten. Es ist ganz schwierig zu sagen, bei mir ist es in der depressiven Phase das ich nur bestimmte Menschen um mich ertrage. Ich mag auch nicht telefonieren und niemanden auf der Straße begegnen. Vielleicht gibt es aber auch Menschen die darauf warten das sich die anderen melden.
Wenn die Freude und die Gefühle schwinden ist das ein schwer zu ertragener Zustand, ich komme mir immer vor wie innerlich eingefroren.
Ich persönlich sage in der depr. Phase keine verletzenden Dinge, bin aber selber hochempfindlich.
Was mir dann gut tut wenn z.B. mein Mann sagt wir schaffen das gemeinsam u. er hilft mir. Eine sehr gute Freundin kann mich auch gut trösten und mir gut zureden. Ich versuche trotzallem rauszugehen und z.B. weite Spaziergänge machen bis ich richtig erschöpft bin, das löst dann den inneren Druck für eine Weile.

Ich bin ansonsten wenn ich wieder einigermassen gesund bin ein kontaktfreudiger fröhlicher Mensch, wo kein Mensch vermuten würde das ich an Depressionen leide. Aber die Krankheit beeinträchigt in vielen Bereichen den Menschen.
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, ich empfinde es für wichtig dem Betroffenen immer wieder gut zureden, das er wieder gesund wird. Jede Depression verschwindet wieder nur glaubt man das selber nicht.
Noch wichtig das der Betroffene sich Hilfe sucht, einen Psychiater aufsuchen und sich ihm anvertrauen das ist schon ein großer Schritt wenn man das schafft.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen, die Krankheit erfordert sehr viel Geduld für alle Beteiligten.

Alles Gute für dich! LG Pummelchen

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 10. Dez 2015, 23:18
von lucky8
Hallo Seelenheil,
mein Partner ist seit Jahren depressiv.
Ich kann dir ja nur erzählen, wie es bei uns ist.
Er ruft von sich aus nicht bei mir an (wir wohnen zwar zusammen, aber ich bin ja viel in der Arbeit). Wenn ich anrufe, ist er nicht immer erfreut, weil es ihm manchmal zuviel ist und er das als Druck empfindet. Melde ich mich aber nicht, dann ist es auch nicht gut.
Ob er Gefühle hat, kann ich nicht sagen, es kommt nicht viel davon bei mir an. Ich denke, etwas Zuneigung ist da, traurig ist er auch manchmal, meistens ist er aber gleichgültig. Das macht mir sehr zu schaffen, aber ich denke, dass ich damit meistens zurecht komme, ohne dass es mich runterzieht. Es ist schwer, das alles auszuhalten. Ab und zu hole ich mir mit einem guten Gespräch Hilfe.
Mein Mann sagt keine verletzenden Dinge, er ist dankbar, dass er nicht alleine ist und versucht alles ihm mögliche, mich nicht zu verlieren. Aber ich habe hier schon viele Beiträge gelesen, wo das anders ist.
Meiner Meinung tut es den Kranken gut, wenn man für sie da ist, wenn sie einen brauchen. Den Fehler, den ich gemacht habe, ihm alles abzunehmen was er erledigen und schaffen muss, solltest du nicht machen. Das ist kontraproduktiv.
Sei gut zu dir, unternehme etwas, das dir Spaß macht und sei da, wenn er dich braucht.
Mehr kannst du nicht tun.
Viel Mut, Kraft und Zuversicht wünsche ich dir.... es kann alles gut werden....
lucky

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 11. Dez 2015, 19:31
von Seelenheil87
Lieben Dank für eure hilftreichen Antworten :)
@Pummelchen was geht in dir vor, wenn dein Mann seine Gefühle zeigt?
Ist er traurig, dass du dich nicht so freuen kannst wie er es sich vielleicht erhofft?
Inwiefern erbaut es dich, wenn man positive Dinge zu dir sagt?

@Lucky das haben wohl Depressionen so an sich, dass der andere eher kühl anstatt gefühlvoll rüberkommt :( . Ist es normal, dass der Depressive nicht auf alles eingeht, wenn man etwas erzählt? Oder heute war so ein Moment, da erzählte ich etwas erfreut und redete gefühlvoll und dann folgt nur ein ok, das hat mich dann schon traurig gemacht.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 12. Dez 2015, 22:18
von Zarra
Hallo,
das haben wohl Depressionen so an sich, dass der andere eher kühl anstatt gefühlvoll rüberkommt :( . Ist es normal, dass der Depressive nicht auf alles eingeht, wenn man etwas erzählt? Oder heute war so ein Moment, da erzählte ich etwas erfreut und redete gefühlvoll und dann folgt nur ein ok, das hat mich dann schon traurig gemacht.
Ja. Du mußt Dir das so vorstellen, daß Depressive einfach oft nicht "mitschwingen" KÖNNEN (... auch und gerade, wenn sie das in anderen Momentan übervoll tun). Es geht nicht, auch wenn sie das AN SICH - d.h. in einem anderen Zustand - können. Sie fühlen sich "tot", das berührt sie zumindest in gewisser Weise nicht, es wirkt wie von außen, wie in einer fremden Welt, in der sie nicht vorkommen. - Und fehlende Konzentration kann ein Thema sein, so daß Dinge einfach durchflutschen.
Ich verstehe übrigens, daß Angehörige oder andere das einfach frustet. - Ich weiß nur kein Mittel dagegen.

LG, Zarra

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 13. Dez 2015, 09:23
von Botus
Meine Ex würde mich genau so beschreiben.

Ich könnte das Gleiche aber auch über sie sagen.

Denn sobald es um etwas ging, das mich interessiert oder mich berührt oder mir Spaß macht, wirkte sie innerlich abwesend, kalt, kurz angebunden, desinteressiert, einsilbig etc.

Das war bereits so, als wir uns kennen lernten. Sie empfand scheinbar an nichts Freude. Cabrio fahren, Segeln, Strand, lauschige Abende... sie wirkte immer desinteressiert, so als wäre sie innerlich abwesend. Ihr Gesichtsausdruck war immer gleich. Immer traurig.

Aber es wäre falsch, wenn ich behaupten würde, sie sei krank, denn ihr Zustand war ganz leicht zu ändern. Dazu musste ich lediglich alles Schöne links liegen lassen und mit ihr über ihre Gefühle, über ihre Beziehungen, über ihren Exfreund etc. sprechen. Wenn ich das 8 Stunden am Stück tat, wirkte sie sehr interessiert, sie war hellwach, sie hat geredet.

Es wäre auch falsch, wenn meine Ex behaupten würde, ich sei krank, denn meine Depri-Zustände ließen sich ebenfalls leicht ändern. Dazu müsste man lediglich schöne Sachen machen. Wenn ich im Hochsommer irgendwo am Wasser bin, will ich nicht mit ernstem Gesichtsausdruck stundenlang über Beziehungen und Gefühle sprechen, sondern schaue, ob irgendwo ein Bootsverleih ist.

Wenn zwei Menschen in völlig unterschiedlichen Welten leben, aber trotzdem versuchen, zusammen zu sein, kann es passieren, dass beide das Gefühl haben, der andere wirke irgendwie oft desinteressiert, kalt, abwesend, kurz angebunden, würde an nichts Spaß haben etc.

Diesen Effekt gibt es sogar zwischen meiner kleinen Schwester und mir. Wir verstanden uns immer super, aber nachdem ein bestimmtes Alter erreicht war, verschlechterte sich das Miteinander drastisch.

Sie wirkt auf mich kurz angebunden, desinteressiert, kalt. Sie hört mir überhaupt nicht mehr zu und scheint auch zu finden, dass ich nur Blödsinn rede. Jeder Versuch eines Gesprächs wird von ihr abgeblockt. Es kommen nur noch kurze, oberflächliche "Hallo" und "Huhu" Dialoge zu stande. Sie versucht, mir das Gefühl zu geben, dass es in meinem Fall leider nicht anders ginge, da ich komisch geworden sei. Meine Ex bestätigt diese Variante. Sie sagt: "Deine Schwester versucht sich nur zu schützen".

Ich sehe das völlig anders, denn mit anderen unterhält meine Schwester auch nur noch "Hallo" und "Huhu" Kontakte. Alles darüber hinaus Gehende scheint ihr zu viel. Sie macht auch nicht die Tür auf, wenn man da ohne Anmeldung vorbei schaut. Meine Schwester sagte auch einmal zu mir, dass sie "Menschen irgendwie nicht mehr ab kann". Die ganze Szenerie bei meiner Schwester wirkt auf mich gespenstisch. Ich sehe auch, dass ihr total entspannter lockerer Mann sich verändert hat. Heute redet sich der (ehemals stille zurückhaltende) Typ wegen völlig unbedeutender Kinkerlitzchen in Rage und es kommen auch sonst nur noch zynische Sachen.

Wer hat nun recht mit seinem Eindruck ?

Ich denke keiner, denn eine korrekte Analyse, wer denn nun genau was hat, kann nur durch Fachleute erfolgen.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 14. Dez 2015, 14:22
von Hoffentlich
Hallo Dobermann,
ein interessanter Beitrag. Darüber werde ich sehr viel nachdenken müssen.

Grüße
Hoffentlich

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 30. Dez 2015, 22:03
von mib2011
Hallo Seelenheil,

nicht immer ist es ratsam...
Denn oft können die Personen gar nicht so, wie sie wollen, wie sie es vielleicht in der Vergangenheit getan haben.

Freude und Gefühle sind bei mir damals in den Hintergrund getreten, richtig.
Muss nicht bei jedem so sein, ist aber doch oft der Fall.

Natürlich kann es sein, dass ein depressiver Mensch Dinge sagt,
die verletzend sind, aber aus meiner Warte würde ich sagen,
sind dies jedoch eher "Hilfeschreie".
Jeder interpretiert dies anders. Die einen erkennen den Hilfeschrei,
die anderen lassen Dich fallen...

Dobermann beschreibt auch sehr schön den Sachverhalt eines Paares,
was "sich gefunden" hat, wo jedoch jeder für sich herausgefunden hat,
dass der andere Teil "nicht passt". So sehe ich es heute.
Cabrio fahren, seegeln, Strand - für viele Menschen ein Traum.
Wenn man dann "sein" schönes Leben dagegen setzt - Über Gefühle und Beziehungen sprechen.
Das kann für mich nicht passen. Man kann sich arrangieren , ja. Aber in meinen Augen ist es nicht das,
was man sich vorstellt. Hmmm, schwierig...

In jedem Fall ist es so,
das Menschen sich (ver-)ändern und nicht mehr in das bisherige Bild passen.
Man kann sich anpassen oder man lässt es.
Es ist die eigene Entscheidnug eines jeden Einzelnen.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 30. Dez 2015, 23:58
von Gerbera
Hallo Seelenheil,

depressive Menschen können tatsächlich sehr verletzend sein. Und sie treffen zielgenau den wunden Punkt beim anderen. Aber, und das sehe ich genauso wie mib, dahinter steht nicht die Absicht, dem anderen weh zu tun. Es sind tatsächlich "Hilfeschreie", die Bitte um Unterstützung, Verständnis, Zuwendung. Bei mir war es zumindest so, nur hat das kaum jemand verstanden.

Versuche, auch in Deinem eigenen Interesse, derartige Äußerungen nicht persönlich zu nehmen sondern als Symptom einer Krankheit zu sehen, die den Menschen sehr verändert.

Was einem depressiven Menschen gut tut, ist nicht so einfach zu sagen, denn das hängt von der Tagesverfassung ab, kann sich unter Umständen innerhalb kürzester Zeit ändern - genauso wie sich die Stimmung von jetzt auf gleich komplett ändern kann. Für mich war es vorallem in der Anfangszeit so, als hätte jemand einen Schalter umgelegt: gerade eben ging es mir noch gut, dann, zack, wurde die Welt dunkel, einfach so, ohne Anlass.

Ich habe mir immer gewünscht, dass die Menschen in meinem engeren Umfeld für mich da sind, Verständnis haben, sich Zeit für mich nehmen, mir zuhören, wenn ich das Bedürnis habe zu reden usw. Andererseits hat mich ihre Fürsorge zeitweise extrem genervt.

Vieles war einfach nur ambivalent. Typisches Beispiel: mein Mann hat mir immer wieder versichert: das stehen wir gemeinsam durch. Mein Gedanke dazu damals: wieso gemeinsam? Wenn hier einer was durchsteht, dann bin ich das! Hätte er allerdings nichts gesagt, hätte ich gedacht, er lässt mich im Stich...
Anderes Beispiel: hat mich jemand gefragt, ob ich mit ins Kino will, war das ein Problem, weil ich entscheiden musste, ob ich das kann und will. Energie hatte ich ja die meiste Zeit keine. Habe ich aber zufällig mitgekriegt, dass Freunde ins Kino gegangen sind ohne mich zu fragen, war das erst recht ein Problem: "Die wollen nichts mit mir zu tun haben!"...

Depressionen verlaufen in der Regel wellenförmig. In den Akutphasen konnte ich keine Freude mehr empfinden und auch sonst eher nichts, habe mich teilweise selbst nicht mehr gespürt, war innerlich und äußerlich wie versteinert. Mit den Gefühlen sind auch die Mimik und die Gestik verschwunden. Ich erinnere mich an die Abschiedsfeier von meinem alten Arbeitsplatz, zu dem mir meine Kollegen ein tolles Geschenk gemacht haben. Ich wusste, ich sollte mich freuen, aber dazu war ich absolut nicht (mehr) fähig. Ich habe nichts empfunden, gar nichts, und gehofft, dass keiner was merkt.

Ich wünsche Dir einen guten Rutsch, ein gesundes Neues Jahr, und das nötige Fingerspitzengefühl für den Umgang mit dem depressiven Menschen in Deinem Umfeld.

Viele Grüße,
Gerbera

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 1. Jan 2016, 20:59
von nibor
@Gerbera

Danke für deine Beschreibung. Sie könnte von mir sein. Oft weiß ich nicht ob ich wirklich so denke oder ob es die Depression ist.
Mittlerweile weiß ich gar nicht wie ein psychisch Gesunder Mensch in verschiedenen Situationen denken würde.
Oft stelle ich mir auch die Frage was eigentlich "normal" ist und was "krank".
Was ich meine sind deine Gedanken.
Der Gedanke, dass es im Grunde egal ist wie andere reagieren, den ALLES wird als falsch interpretiert.
Wenn ein Freund mich fragt wie es mir geht, sage ich GUT, da ich nicht möchte, dass sich jemand Gedanken über mich macht.
Gleichzeitig bin ich aber enttäuscht wenn dieser Freund nicht merkt wie schlecht es mir geht oder gar nicht erst fragt.
Ich hasse diese Gedankenwelt von mir.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 2. Jan 2016, 08:17
von Gerbera
@nibor

Ich verstehe Dich nur zu gut!

Wo hört der Mensch auf und wo fängt die Krankheit an - diese Frage habe ich mir auch oft gestellt. Glaub mir, es ist die Depression, die Dich merkwürdige Dinge denken (und sagen) lässt. Immerhin fällt es Dir auf, dass Du negativ denkst. In den Akutphasen ist mir das nicht mehr aufgefallen. Ich fand mich völlig normal, habe mich über die anderen gewundert, die "plötzlich" komisch reagiert haben...

Genau wie Du habe ich auf die Frage, wie es mir geht oder noch deutlicher: "Geht's Dir nicht gut?" oft ausweichend geantwortet. Sollte ja keiner merken, dass ich an einer Depression leide. Ha, ha! Pokerface Gerbera: null Punkte... Letzten Sommer hat mir eine ehemalige Kollegin gesagt: "Jeder, der Dich nur ein kleines bisschen kannte, hat gemerkt, dass etwas gravierend nicht stimmt."

Hat mich im Übrigen jede Menge Energie gekostet, so etwas wie eine Fassade aufrecht zu erhalten, Energie, die ich besser hätte verwenden können, für mich nämlich und meine Genesung.

Dass Du Deine zwiespältige Gedankenwelt hasst, kann ich gut nachvollziehen. Nicht verzweifeln! Es braucht Zeit, Geduld, Therapie, jede Menge, aber es geht vorbei! Irgendwann kannst Du wieder positiv denken, weißt, wer Du bist und welcher Teil die Krankheit war. Ich wünsche Dir von Herzen, dass dieser Tag bald kommt!

Viele Grüße,
Gerbera

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 2. Jan 2016, 10:00
von Botus
Was einen Menschen sehr verletzt und welche Bereiche in ihm genau verletzt werden, kann ja bei der Vielfalt der Menschen und ihrer Biografien sehr unterschiedlich sein.

Ich habe meine Partnerin immer sehr verletzt. Sie hat von Abwertungen gesprochen und von Demütigung. Darin liegt meine Schuld !

Aber das war überhaupt nicht meine Absicht, denn ich mochte sie ja sehr. Sie war die erste (und vermutlich auch einzige) Frau, mit der ich so gut klar kam, dass selbst mehrere gemeinsam verbrachte Wochen auf engstem Raum kein Problem waren. Ihr ging es ebenso, was auch für sie eine neue Erfahrung war, denn sie hielt es nie lange mit einem Mann aus.

Das einzige, das ich an ihr kritisierte, war, dass sie für eine so genannte "richtige Partnerschaft" (ihre Formulierung) nicht in Frage kommt, weil sie eine Frau ist, die jedem Mann, der sich extrem drängelnd bis stalkend verhält, seine Chance bietet. Die Herren können auch 20 x am Tag bei ihr anrufen, nachts "Streife" um ihr Haus fahren, sich im Gebüsch verstecken usw.

Sowas stört sie überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Es kam sogar vor, dass sie mir erzählte, sie könne sich nicht mehr mit mir treffen, weil sie jetzt mit einem von denen zusammen sei. Dabei betonte sie, dass sie denjenigen nicht gut fände. Einer von denen wurde auch der Vater ihres Kindes. Ich fand das absolut krank, aber es hat mich nicht gestört. Ich mochte sie trotzdem sehr. Das ist auch heute noch so.

Aber ich habe auch klar gemacht, dass ich eine richtige Partnerin haben möchte und nicht sowas. Ich hätte Angst, wenn ständig irgendwelche Irren um`s Haus fahren, Tag und Nacht das Telefon klingelt, denn diese Typen reden ja nicht nur. Sie schimpfen, sie drohen, sie pöbeln, sie rasten aus und zum Schluß kriegen sie immer einen Weinkrampf. Für mich waren das Kranke.

Sie sah das natürlich überhaupt nicht so. Sie fand, dass das "gute Männer" seien, die lediglich ihren hohen Wert als Mensch erkannt hätten und folgerichtig dem entsprechend heftig um sie kämpfen. Meine Worte hat sie so interpretiert, als sei es meine Absicht, sie in ihrem Wert zu reduzieren. So waren auch die Typen drauf. Als ich mit ihr ein Zusammensein versuchte, haben die sich alle (durch mich) erniedrigt gesehen. Was (logischerweise) folgte, waren Jahre, in denen von diesen Herren so viel Scheiße geflogen kam, dass es selbst meine schlimmsten Befürchtungen weit übertraf.

Wer hat nun recht ? Meine Ex (und auch all ihre Bewunderer) würden schwören, ICH sei derjenige, der sie verletzt und erniedrigt. Diese Seite ist in der Mehrheit. Aber hat sie deshalb auch recht ? Ich sehe das anders, denn meine Voraussage war schließlich zutreffend. Der Tsunami an Beleidigungen und Demütigungen ist tatsächlich über mich gekommen. Und das ging sofort am ersten Tag der Partnerschaft los. (In den ersten Wochen haben sage und schreibe DREI Typen Terror gemacht).

Wer hat jetzt wen verletzt ? Habe ich das wirklich getan ? Meine Ex behauptet das heute noch und sie könnte ganze Busladungen von Herren als Zeugen beschaffen, die ihre Version bestätigen.

Die Antwort lautet somit JA, denn wenn die Mehrheit das so bezeugt, muss es stimmen. Das ist absurd, aber so ist die heutige Welt nun mal. Für mich war diese Erfahrung neu, aber inzwischen habe ich es verstanden und richte mich danach.

Damit sich jemand tief verletzt fühlt, muss nicht unbedingt eine tiefe Verletzung statt finden. Mein Beispiel zeigt, dass es manchmal schon ausreicht, wenn ein Gegenüber darunter leidet, sich niedrig zu fühlen. Dann kann schon die Anwesenheit eines Menschen mit normalem Selbstbewusstsein dazu führen, dass dieser Mensch Verletzungen spürt (und mit Verletzungen kontert).

Das ist auch in anderen Bereichen so, wie etwa dem Erfolg im Beruf oder bei Frauen oder dem Wunsch, dazu zu gehören. Wenn das die wunden Punkte eines Mannes sind, kann es leicht passieren, dass der sich bereits verletzt fühlt, wenn ihm ein Mann gegenüber steht, der ihn stark an frühere Mitschüler erinnert und damalige Gefühle wieder hoch kommen lässt. Dann kann es passieren, dass es sehr schnell unangenehm wird (obwohl überhaupt keine Verletzung statt gefunden hat).

Das Wissen um diese Zusammenhänge nützt in den Situationen aber eher wenig, denn wer ein solches Problem hat, verfügt meist über lebenslange Übung in der Auseinandersetzung. Wenn Du das jeweilige Problem nicht hast, hast Du logischerweise auch keine Übung darin. Somit unterliegst Du.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 2. Jan 2016, 12:25
von eisbär 2010
Hallo Ihr Lieben,
es Tut total gut das alles zu lesen,aber auf der anderen Seite ist es erschreckend, was eine Depression mit einem und dem liebsten Partner machen kann,
bei mir war es, bzw. mein Partner der Depressionen hat, wir kennen uns seit über 5 Jahren, das ich ihn damals wenn er die depressiven Phasen hatte, ihn zu sehr bedränkt habe, bzw. er es in der Phase so empfunden hatte, denn in den anderen Phasen konnte es sehr gut ertragen, und es kam total viel von ihm,
ich habe es in der schlimmen Phase von ihm alles auf mich bezogen,
fühlte mich zurück gedrängt, nicht angenommen, nicht mehr geliebt,
es kam sogar zu dem grossen Bruch der Trennung,
er flüchtete zu einer anderen Frau,
was mich noch mehr verletzte,
aber auch irgendwie ein wenig wütend machte,
ich wusste nicht mehr wohin mit meinen Gefühlen,
nach knapp zwei Jahren Trennung fand er den Weg zurück zu mir/Uns,
es war alles super, bis vor zwei Wochen,
da fing es wieder an,
seine OK bei gefühlsmässigen Sms meinerseits, verletzten mich,
ich wurde zurück gedrängt,
und fand hier im Forum Hilfestellungen, die ich für mich umsetzte,
in eineigen Punkten fällt es mir schwer,
aber es hilft mir mich auszutauschen und zu merken, das es nicht alles was von ihm manchmal verletztendes bzw. für mich gefühllose von ihm kommt, auf mich bezogen ist,
denn ich weiß das er anders sein kann !
Liebe hat viele Gesichter und viele Höhen und Tiefen!

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 2. Jan 2016, 12:49
von HowTo
Immer wieder die selben fragen, und keine Antworten.

Was ist richtig, was ist falsch?
Was ist Krankheit, was ist normal?
Kann er/sie nicht oder will er/sie nicht?
Wann ists genug?

Ich weiß ich hab die letzten Tage hier viel gejammert... Aber dobi sagte etwas in Bezug auf Partnerschaft... Eine Partnerschaft habe ich grad nicht. Ich habe grad gar nichts. Dieses Verhalten bei einem gesunden Menschen hätte ich sofort abgelehnt. Er weiß dass ich da bin. Aber es liegt jetzt an ihm. Krank oder nicht. Wenn er nicht will, dann muss ich es einfach so hin nehmen. Ich höre auf zu kämpfen. So lang kein Zeichen kommt dass er es will hab ich eh keine Wahl.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 3. Jan 2016, 16:06
von Gerbera
Hallo HowTo,

doch, es gibt Antworten, eigene und die anderer Menschen. Das hier sind die, die ich gefunden habe:

Richtig ist immer das, was einem Kranken im Augenblick gerade gut tut. Das ist bei Depressiven nicht anders als bei anderen Kranken. Eine lange Wanderung kann für einen naturliebenden Menschen das Höchste sein, aber nicht, wenn er gerade mit einem gebrochenen Bein im Streckverband liegt. Da hat er vermutlich lieber Gesellschaft, jemanden, der ihm die Zeit vertreibt. Klar ist bei körperlichen Erkrankungen meist leichter feststellbar, was dem Betroffenen gerade gut tut oder nicht, aber das Grundprinzip ist ähnlich. Und in beiden Fällen, also bei körperlicher und seelischer Krankheit gilt es herauszufinden, was dem Kranken gerade am meisten hilft.

Normal ist das, was der Kranke war, ehe er krank wurde. Alles andere IST Krankheit. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Und es ist sehr verletzend, wenn gesunde Menschen einem gerade dann unterstellen, jetzt sein wahres Gesicht zu zeigen, wenn man ohnehin nicht mehr weiter weiß, sehr buchstäblich um seine Gesundheit und/oder sein Leben kämpft. So etwas zieht einem das bisschen Boden unter den Füßen weg, das man noch hat. Und je näher einem diejenigen sind, die so etwas sagen, umso schlimmer ist es.

Kann er/sie nicht oder will er/sie nicht? Welche Frage! Ich habe in den 5 Jahren seit Krankheitsausbruch keinen Depressiven kennengelernt, der nicht will, was auch immer: gesund werden, ein guter Freund/Partner/Kollege sein, ein normales Leben führen, Verständnis für andere aufbringen usw. usw. Es gab immer wieder Phasen, in denen mir meine krankheitsbedingten Defizite sehr schmerzlich bewusst geworden sind. Aus der einst herzlichen, liebevollen, verständnisvollen, hilfsbereiten, ausgeglichenen, kompetenten, zu jedem Spaß aufgelegten Gerbera war ein innerlich und äußerlich versteinerter Mensch geworden und es wurde ständig schlimmer statt besser. Irgendwann wusste ich nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn es einem gut geht. Niemand WILL so leben, glaub mir. Die ganz wenigen Leute, die laut meiner Therapeutin Gewinn aus ihrer Krankheit ziehen, was für mich schwer vorstellbar ist, kann man, denke ich, vernachlässigen.

Wann es genug ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Es ist aber spätestens dann genug, wenn man selbst am Abrutschen ist. Es ist keinem geholfen, wenn am Ende Beide krank sind. Die Bibel bringt das sehr schön zum Ausdruck: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst." WIE DICH SELBST, nicht mehr als Dich selbst! Und da kann und darf jeder eine Grenze ziehen.

Ich war längere Zeit nicht viel im Forum, kenne Deine Geschichte nicht. Aber aus dem Wenigen, was ich Deinem Beitrag hier entnehme, bist Du sehr resigniert. Ich kann Dich nur ermuntern, erstmal Dir selbst etwas Gutes zu tun, für Dich selbst zu sorgen. Und dann, wenn Du kannst, gib den Menschen, den Du liebst, nicht einfach auf. Du bist da, das weiß er - sagst Du. Weiß er es wirklich? Depressive nehmen Dinge völlig anders wahr als Gesunde. Mein Tipp aus eigener Erfahrung: geh davon aus, dass es die Krankheit ist, die in verändert hat, und zeig ihm, dass Du wirklich da bist. Wie? Du kennst ihn besser als ich. Mir hat es immer gut getan, wenn mir jemand eine SMS oder Mail geschickt hat, mit ein paar freundlichen Worten, schönen Ereignissen aus seinem Leben, Grüßen zu Weihnachten, Ostern, Geburtstag, Karten aus dem Urlaub, mir schlicht gezeigt hat, dass er an mich denkt. Eine meiner früheren Kolleginnen hat mich monatelang jeden Freitagvormittag angerufen, gefragt, wie es mir geht und von sich erzählt. Anfangs fand ich das eher - ja fast unangenehm, aber später, als es mir etwas besser ging, hab ich mich schon am Freitagmorgen auf den Anruf gefreut.

Ich bin all den Menschen unendlich dankbar, die mich nicht aufgegeben haben, die mir auf ihre Art gezeigt haben, dass sie mich schätzen und mögen, mir geholfen haben, wieder auf die Beine zu kommen. Manche Freundschaften haben sich als nicht belastbar herausgestellt. Dafür habe ich neue Freunde gefunden, die mich so kennengelernt haben, wie ich damals war, und mich trotzdem in ihre Herzen geschlossen haben. Sie erleben heute einen Menschen, der wieder Freude am Leben und stets ein offenes Ohr für sie hat.

Viele Grüße,
Gerbera

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 3. Jan 2016, 16:42
von HowTo
Liebe Gerbera, danke für die lange Antwort.

Ich habe ihm mehrmals gesagt und geschrieben dass ich hier bin und nicht gehe nur weil es ihm nicht gut geht. Er sagte mir immer wieder ich soll gehen, mir nen andren suchen der mir das geben kann was ich brauche. Ich sagte ihm ich will keinen andren.
Mit der Diagnose kam die Aussage, er will nicht mein Ärgernis sein. Wieder sagte ich ihm, das ist er nicht und ich bleibe.

Zu Weihnachten kein Gruß, zu Neujahr kein Gruß... Gestern endlich eine Antwort auf eine verzweifelte Nachricht von mir bitte irgendwas zu sagen da ich mir sorgen mache und ihn nicht erreichen kann.
Er braucht Zeit. Er lebt und kann wohl im Alltag auch smalltalk und nett grüssen aber ihm fehlt die Kraft.

Warum kann er nach außen funktionieren und ich heule mir Silvester die Augen aus weil nicht mal ein kleiner Gruß kommt? Ich weiß er will mir nichts vor machen, das sagte er schon vor paar Wochen.
Ich weiß er WILL nicht mit der Krankheit leben. Die Frage ist mehr... Wenn er klar sagt dass er im Alltag klar kommt und so tun kann als sei er ok, bei mir kann er sich aber nicht melden.... Ist es dann wirklich ein 'kann' nicht, oder hält er mich grad noch warm oder will er nicht mehr. er war sonst so überschwenglich grad auch in seiner Art auszurücken was ich ihm bedeute.

Das schweigen und ignoriert werden und nichts tun können tut weh. Ich würd ihn gerne wöchentlich anrufen. Er geht aber nicht dran. Ich schreibe ihm, er antwortet nicht. Das meine ich mit kann, oder will er nicht. Ich will dran glauben dass er mir sagen würde wenn es vorbei ist. Aber es wird schwerer je mehr er schweigt.
Wie viel Schmerz ich da noch ertragen kann, das weiß ich nicht.

Wir kennen uns erst ein paar Monate. Dafür sehr tief. Wir haben über so viel geredet, wissen Dinge voneinander, die wissen die besten Freunde nicht. Täglicher Kontakt über Stunden, gesehen so oft es ging beruflich (er ist viel unterwegs)
Er schrieb gestern auch ich kann ihn egoistisch nennen, aber er hat grad nicht die Kraft die er gern hätte. Genau das könnte ich ihm grad so zurück sagen... Tu es aber nicht, da immer wieder gesagt wird keinen Druck zu machen. Mein Schmerz liegt ja grad an seinem Verhalten. Er sagte vor paar Wochen, wärs andersrum und ich würd mich so verhalten, er wäre schon weg.

Mir geht es ein bisschen besser jetzt das er sich wieder gemeldet hat. Aber ich weiß auch, das warten geht weiter bis und ob er sich wieder meldet. Mir würde ja schon ein oberflächlicher netter Gruß wie er es nennt reichen. Irgendwas das sagt ich kämpfe und warte nicht umsonst, denn irgendwo denkt er noch an mich. Aber er schiebt halt seid Wochen nur noch weg.

Ich bin normal überzeugt davon dass jeder für sein eigenes Glück zuständig ist. Ich habe diesen Mann sehr schnell sehr tief in mein Inneres gelassen, das tu ich sonst auch nicht. Eher das Gegenteil. Dafür ist der Schmerz grad sehr tief. Da sein werd ich weiterhin für ihn. Wenn er es denn irgendwann zulassen will.

Was ist richtig, was ist falsch. Man will als angehöriger nicht überfordern, und nicht durch zu viel Druck den Menschen ganz verdrängen. Aber es tut weh und ist schwer. Wo ist da die Balance?
Er sagt er braucht Zeit. Schicke ich ihm nun trotzdem kleine Grüße, wünsche gute Nacht, Zeige dass ich an ihn denke, oder ist das zu viel?
Ich kenne ihn so wie er grad ist ja auch nicht. Ich habe sorge ihn durch Zuwendung grad erst recht zu verlieren. Aber durch nichts tun werden wir uns erst recht verlieren. Ein Teufelskreis? Und die Krankheit ist für mich kein trennungsgrund. Das darf doch meine Entscheidung sein ob ich das mit durchmache oder nicht. Aber dieses gar nicht mehr an ihn ran kommen ist schlimm.

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 3. Jan 2016, 18:53
von Gerbera
Liebe HowTo,

nachdem ich "ihn" nicht kenne, kann ich Dir leider nicht sagen, was er will und was nicht. Ich kann Dir nur von meinen eigenen Erfahrungen erzählen: In den Akutphasen der Depression habe ich nach außen zwar funktioniert, weil ja keiner merken sollte, wie schlecht es mir geht. Ich habe mit den Kollegen geplaudert, jeden Morgen, schon deshalb, weil ich feststellen wollte, ob sie noch mit mir reden (verrückt...), war im Außendienst, nett zu praktisch allen, und dann war meine Kraft zu Ende. Zu Hause war ich fertig mit der Welt, wollte nichts mehr hören und sehen und schon gar nicht mit irgendjemandem aus dem Freundeskreis oder der Familie Kontakt aufnehmen. Ich bin nicht mehr ans Telefon gegangen oder an die Haustür, wenn's geklingelt hat, war nur froh, endlich meine Ruhe zu haben. Mein Mann und meine Kinder hatten in der Zeit sehr wenig von mir. Ich konnte einfach nicht mehr. Und ich könnte mir gut vorstellen, dass es "ihm" genauso geht.

Ich habe viel Zeit für mich gebraucht, Zeit, in Ruhe nachzudenken, über Dinge, die für Außenstehende kein Problem waren. Jemand benimmt sich komisch - na und, dann lass ihn doch links liegen! Ja, wie denn? Wenn ich das einfach so gekonnt hätte, wäre ich nicht krank gewesen. Weil ich aber krank war, habe ich stundenlang darüber nachgedacht, warum der/die Betreffende sich komisch benimmt, und ob ich daran Schuld bin... Diese Zeit hat mir dann für andere Dinge/Menschen gefehlt.

Was mir damals ziemlich komplett abhanden gekommen ist, war mein Verständnis für andere Menschen und ihre Bedürfnisse. Viel zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Ich habe zwar wahrgenommen, dass mein Mann ziemlich unter den veränderten Verhältnissen gelitten hat, aber ich hatte weder die Kraft noch eine Idee, wie ich ihm helfen könnte. Es hat mich im Gegenteil ziemlich fertig gemacht, dass er meinetwegen leidet, neben der Arbeit den gesamten Haushalt erledigen, unsere sozialen Kontakte pflegen muss, weil ich die Energie dazu einfach nicht mehr hatte. Von daher verstehe ich Deinen Freund sehr gut. Wenn man dem Ganzen durch Rückzug entgehen kann: ein Problem weniger. Und Probleme hat man in der Depression und durch die Depression ohnehin genug.

Eine Balance in dem Sinn, wie Du es Dir wünschst, gibt es nicht, zumindest nicht, solange die Krankheit andauert. Ich bin heute allen dankbar, die mich nicht haben fallen lassen, und heute kann ich ihnen das auch zeigen. Damals konnte ich es nicht mehr. Und wie schon geschrieben, mir war es anfangs fast schon unangenehm, dass die Kollegin sich so regelmäßig gemeldet hat - und ich mich nie...

Vielleicht könnt Ihr Euch auf der Basis einigen, dass Du Dich regelmäßig bei ihm meldest, weil Dir das wichtig ist, er Dir wichtig ist, und er antwortet, wenn er sich gut genug dazu fühlt, aber zumindest einmal im Monat oder alle zwei Wochen oder was auch immer.

Ich denke, Du kannst ihm auch schreiben, dass Dir bewusst ist, dass die Krankheit sein Denken und Fühlen verändert hat, Du aber überzeugt davon bist, dass er wieder gesund wird und irgendwann der liebevolle, fürsorgliche usw. (Du kennst ihn besser als ich) Mensch von früher. Selbst wenn er im Moment nicht daran glauben kann oder sich insgeheim denkt "die hat gut reden" (eigene Erfahrung), ein bisschen was bleibt hängen. Wenn man selbst keine Hoffnung mehr hat, braucht man andere, die einem Hoffnung schenken.

Vertrau auf Dich selbst und Deine Gefühle! Lass Dich nicht verunsichern und tu das, was Du für richtig hältst, denn das ist richtig - für Dich. Für ihn kannst Du nicht mitdenken. Das muss er schon selbst tun, depressiv oder nicht.

Herzliche Grüße,
Gerbera

Re: Fragen zu Depressionen

Verfasst: 3. Jan 2016, 19:49
von HowTo
Danke Gerbera, nochmals für deine ausführlichen Erklärungen.

Es wird nicht leicht werden, auch da wir uns erst recht kurz kennen. Er grenzt im Moment alle im engen Kreis sag ich mal aus. Familie, beste Freunde, mich.
Ich bin selbst ein Mensch der schnell zweifelt und somit hilft die Situation grad gar nicht weil ich gleich alles in Frage stelle.

Er ist auch im Außendienst, viel unterwegs und mit Menschen zu tun. Also ich sehe da ein paar Parallelen, wie es bei dir war, und wie er sich grad verhält.
Da ich selbst aber auch ein sehr kommunikativer Mensch bin fällt es mir sehr schwer ihn nicht zu bombardieren. Wir waren uns auch einig dass Kommunikation das wichtigste ist. Aber ich kann es jetzt ein bisschen besser verstehen.

Ich werd mich ab und zu bei ihm melden, und halt hoffen dass er antwortet. Mehr geht eh nicht.

Danke nochmal! Der Austausch hier hilft mir sehr!