Keinen Schmerz ...

Cyranoo
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Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cyranoo »

"Du fühlst keinen Schmerz ..." sagte ich zu mir vor mehr als zwanzig Jahren, in einer Zeit, als der Schmerz zu groß war. Der erste Tag, an dem ich die Depression spürte. Ohne zu wissen, dass es sie gibt.

Seitdem befinde ich mich in diesem Zustand, fast wie eine Art Trance, die den Zugang zur Welt verhindert.

Ab und zu muss ich mich wieder ermahnen. "Du fühlst keinen Schmerz." Wenn ein aktueller Schmerz quält. So wie jetzt. Weil ich keine anderen Möglichkeiten habe, möchte ich wieder zum Stein werden. Muss ich wieder zum Stein werden.

Der Grund für den Schmerz ist der Verlust eines lieb geglaubten Menschen. Der Mensch ist nicht tot, er hat mich nur stehen gelassen und ich weiß nicht, warum.

Fast ein Jahr haben wir im Internet geschrieben, mit wenigen Ausnahmen jeden Abend. Seit einigen Wochen ist das vorbei. Ohne Vorwarnung, ohne richtige Erklärung, ohne Aussage, ob irgendwann wieder ein Kontakt möglich wäre, ohne Verabschiedung. Ich komme mir vor wie der letzte Mensch.

Sie hat zuletzt geschrieben, dass es ihr schlecht geht, weil sie die Arbeit verloren hat. Dass nichts mehr geht. Dass sie den Kontakt nicht verlieren möchte und sich wieder meldet. Ich habe mir große Sorgen gemacht und geantwortet, dass ich Verständnis habe, dass ich immer für sie da bin, dass sie mir sehr viel bedeutet und: dass mich die Ungewissheit quält. Ich habe sie deshalb auch gebeten, zu sagen, ob der Kontakt wie er war aus ihrer Sicht beendet ist oder ob es irgendwann irgendwie weitergehen könnte. Keine Antwort. Eine Woche warte ich jetzt. Eine Woche leide ich jetzt, jeden Tag.

Ich weiß nicht, wie es wirklich in ihr aussieht. Geht es ihr tatsächlich so schlecht, dass sie mir nicht mal kurz schreibt, hat sie vielleicht auch eine Depression? Oder hat ihr das Schreiben nichts mehr bedeutet und sie ist erleichtert, dass es vorbei ist? Ich will ja nur wissen, in welche Richtung es geht. Ist das zu viel verlangt? Inzwischen gehe ich kaputt an der Situation.

Bin ich denn wirklich ein Nichts? Für alle und immer wieder? Bin ich keine klärende Antwort wert?

Ich möchte keinen Schmerz mehr fühlen. Ich möchte endlich lernen, dass ich nicht gewollt bin. Dass mein Dasein ein einziges Missverständnis ist, von Anfang an. Ich möchte stärker sein als der Schmerz. Die Welt ignoriert mich zu Ende, das möchte ich akzeptieren lernen.

Ich danke euch fürs Lesen, hier zu schreiben entlastet meine Seele, danke euch allen.
BadewanneVollGeld
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Lieber Cyranoo,

wie immer lese ich deine Worte und sie gelangen ohne Umwege zu meinem Herzen. Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich fühlst. Auch ich hätte zurzeit gerne etwas Sedierendes.

Ich denke, du solltest ihr glauben. Sie schrieb, dass sie den Kontakt nicht verlieren möchte. Also bedeutest du ihr etwas. Und deswegen bist du auch eine klärende Antwort wert.
Wann sie kommt, bestimmt sie. Wenn es mir sehr schlecht geht, habe ich auch manchmal Probleme zu antworten. Ich kann gar nicht sagen warum - es geht einfach nicht. Es hat nichts mit der anderen Person zu tun, sondern mit mir. Und ich bin immer wahnsinnig froh, wenn ich auf jemanden treffe, der es mir nicht übel nimmt, wenn ich mich dann wieder melde. Ich habe viele Freundschaften verloren, weil die Leute nicht damit umgehen konnten, wenn ich mich mal ein paar Wochen nicht gemeldet habe...

Ich kenne deine Bekannte natürlich nicht und weiß nicht, wie sie denkt. Aber da du ihr etwas bedeutest, sehe ich den Grund ihres Schweigens nicht bei dir. Es liegt aber an dir zu entscheiden, ob du warten möchtest oder nicht. Für mich ist Warten eines der schlimmsten Dinge überhaupt. Ungewissheit. Daher verstehe ich, dass das sehr quälend für dich sein muss - vielleicht ist auch das noch eine Untertreibung. Andererseits - ich habe es noch nie geschafft mich gegen das Warten zu entscheiden.


Mir fallen zum Abschied leider nur Floskeln ein, daher lasse ich es.
BadewanneVollGeld
Bittchen65
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Cyranoo,

dein Schreiben geht mir wieder mal sehr nahe,weil es dir so schlecht geht.
Wie Badewannevollgeld schon sehr einfühlsam beschrieben hat,geht es uns ja auch oft so,dass wir keinen Kontakt halten können.
Du weißt ja nicht was mit deiner Bekannten ist,mit dir hat das doch bestimmt nichts zu tun.
Das wird sich aufklären,habe noch etwas Geduld.

Liebe Grüße Bittchen
irma
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von irma »

lieber cyrano,

ich kann dich gut verstehen. von einem auf den anderen tag von einem liebgewordenen menschen nichts mehr zu hören und zu wissen, dass es ihm schlecht geht, kann dich zerreissen.

habt ihr keine telefonnummern ausgetauscht? wohnt sie weit weg, weisst du überhaupt, wo sie wohnt. ich würde sie ausfindig machen wollen, weil es mich verrückt machen würde.

ich würde an deiner stelle mal alles gar nicht auf dich beziehen. vielleicht geht es ihr einfach sehr schlecht.

schreib ihr jeden tag weiter, dass du dir grosse sorgen machst, weil du nichts mehr von ihr hörst.

irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Cara Mia
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cara Mia »

Ist das zu viel verlangt?
Lieber Cyranoo,

das Thema interessiert mich. Ich mag Deine Frage "Ist das zuviel verlangt?"
Die würde ich nämlich gerne öfter hören.
In einem liebevollen Ton "Schaffst Du das gerade, oder ist das zuviel verlangt?"
Ich könnte manchmal gar nicht richtig antworten, würde vielleicht nur nicken, öfter aber gar nichts antworten.
Und noch schöner wäre es dann für mich, wenn der andere den Schluss ziehen wurde. "Oh, ich sehe, das ist ihr gerade zu viel. Ist okay. Ich habe ja gesagt, ich bin da, das weiß sie. Ich bleibe mit meinem Herzen in Hörweite"

Danke für diese Frage (auch wenn sie nicht an mich ging)!

Herzliche Grüße,
Cara
Zarra
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Zarra »

Lieber Cyranoo,

vielleicht bin ich zu müde und habe Wesentliches nicht gelesen, aber:
Dass sie den Kontakt nicht verlieren möchte und sich wieder meldet.
Ejh hallo (!), das heißt für mich, daß Du und der Kontakt ihr etwas bedeutet, daß es nicht an Dir liegt, - daß es aber gerade nicht geht. Und: Das ist doch eine Rückmeldung, kein Stehenlassen; oder?

Okay, Depressive sind unterschiedlich und ich selbst bin in meiner Unterschiedlichkeit dann auch noch unterschiedlich; doch: Kennst Du das von Dir gar, gar, gar nicht, daß Du einfach mal mit Dir beschäftigt warst und keinen um Dich rum brauchen konntest, weil Du auch gar nicht, und zwar auch nicht minimal, auf ihn eingehen konntest?!?

... ich lese morgen nochmals, falls ich irgendwie alles ganz falsch "inhaliert" haben sollte ...

Ich wünsch' Dir was, vor allem weniger Selbstzerfleischungen - die Welt ist manchmal wirklich einfacher!

P.S. Kennt Ihr Euch auch persönlich? Sie wohnt nicht zufällig "um die Ecke" (gut erreichbar)?

LG, Zarra
blinzelbienchen75
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von blinzelbienchen75 »

Lieber Cyranoo,

ich kann Dir nur raten, hab Geduld! Auch ich bin der Meinung, aus dem was Du schreibst, dass Du ihr etwas bedeutest. Manchmal kann man einfach keinen Kontakt mehr halten, selbst zu den Personen nicht, die einem sehr viel bedeuten - es geht einfach nicht... Sie schreibt ja, dass es nichts mit Dir zu tun hat . ich verstehe sie so, dass sie einfach Zeit braucht, Zeit für sich, um wieder klar zu kommen. Das ist oft gar nicht so einfach... Hab Geduld!

Liebe Grüße
blinzelbienchen
Zarra
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Zarra »

P.S.
Ich möchte endlich lernen, dass ich nicht gewollt bin. Dass mein Dasein ein einziges Missverständnis ist, von Anfang an.
NEINNNN!!!; das solltest Du NICHT lernen!!

Lernen solltest Du maximal, daß Menschen Dich mögen, auch wenn sie Dir nicht täglich mindestens einmal das Gegenteil des obigen Satzes beteuern! Denn da bin ich mir relativ sicher. :)

... und ich verstehe zwar, daß Du diese "Rückmeldungen" "brauchst" (frag jetzt lieber nicht nach meinen eigenen fragenden Blicken - implizit: "ist noch alles so, wie es war, als wir uns zuletzt sahen (das konnte auch gestern gewesen sein), ... oder hast du dich von mir u.U. abgewendet?!?"), doch aus eigener Erfahrung: Leider zerstört das eher etwas, setzt den anderen (!) unter Druck. ... denn das ist einfach nicht der normale Modus freier Kommunikation, die einfach fließt und sich entwickelt und bei der sich keiner einen Kopf macht, ob der andere heute oder erst morgen oder erst in ein paar Tagen antwortet.
Cyranoo
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cyranoo »

Liebe Mitlesende,

vielen Dank für eure Antworten, sie sind ein echter Trost. Ich antworte jedem einzeln, weil ich sonst durcheinander komme. Bitte entschuldigt, wenn sich dadurch Dinge wiederholen.

Vielleicht eins vorneweg:

Ihre Aussage "Ich will den Kontakt nicht verlieren. Ich melde mich." kann aus meiner Sicht beides sein, eine ehrliche Aussage oder eine Floskel. Das macht es für mich so schwer. In jedem Fall scheint es mir aber so, dass der Kontakt, wie es ihn gab, Geschichte ist. "In Kontakt bleiben" heißt jetzt wohl im besten Fall alle paar Wochen einen Satz, nachdem wir zuvor täglich intensiv geschrieben haben. Ich verstehe das einfach nicht. Und es macht mich unendlich traurig.


Liebe BadewanneVollGeld,

wenn du schreibst, dass du auch gerne sediert wärst, geht es dir wohl gar nicht gut, das tut mir leid. Ich würde am liebsten bis ins neue Jahr durchschlafen. Aber das "Abstellen" gelingt nicht mehr wie früher.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn es jemandem schwer fällt, sich mitzuteilen, weil es ihm/ihr schlecht geht. Aber ich habe in meiner letzten Nachricht - neben all dem Verständnis, das ich habe - geschrieben, wie sehr mich die Ungewissheit belastet. Und sie gebeten, mir ehrlich zu sagen, wenn sie eigentlich keinen näheren Kontakt mehr möchte. Warum antwortet sie nicht? Das bräuchte doch nur einen Satz? Wie lange soll ich denn warten, frage ich mich.

Für mich ist das Warten auch sehr schlimm. Es frisst mich gerade auf. Ich schaue im Minutentakt, ob sie geantwortet hat. Es macht mich kaputt.

Es kommt mir grad fast so vor als wär ich ein "Angehöriger". Obwohl sie niemals gesagt hat, dass sie Depressionen hat, ich habe meine Erkrankung direkt im ersten Kontakt erwähnt. Das alles erinnert mich an Schilderungen von Angehörigen , die ich hier immer wieder mal gelesen habe und die auch einfach plötzlich stehen gelassen werden.

Wenn nichts kommt, sollte ich mich wohl irgendwann gegen das Warten entscheiden. Aber ich denke, das schaffe ich nicht ...


Liebe Bittchen,

danke für deine mutmachenden Worte. Ich werde mich in Geduld üben. Du hast Recht, das Kontakthalten fällt in der Depression oft sehr schwer. Mit ihr war der Kontakt so leicht. Und so schön. Vielleicht war das alles nur einseitig.


Liebe irma,

ja, es zerreißt mich. Sie fehlt mir sehr, ich vermisse sie sehr. Und ständig frage ich mich, was ist. Mal denke ich, dass es ihr sehr schlecht geht, mal denke ich, dass sie einfach weiterlebt und mich schon vergessen hat.

Ich habe ihre Handynummer, aber wir haben nicht oft telefoniert, sie wollte lieber schreiben. Wohl, weil sie mit ihren zwei Kindern lebt, die sie abends um sich hatte. Telefoniert haben wir, als sie im Krankenhaus war. Sie wohnt ca. 40 km weg, wir haben beide kein Auto.

Ich würde sie niemals bedrängen. Ich respektiere ihre Entscheidung ohne Wenn und Aber, sie will/braucht Zeit für sich. Ich will einfach nur (kurz) wissen, wie bzw. ob es aus ihrer Sicht irgendwann wieder einen Kontakt geben kann. Ich hab ihr geschrieben, dass ich so lange warte, wie es dauert, wenn ich nur weiß, dass ein Kontakt irgendwann wieder möglich sein kann.


Liebe Cara,

ich verstehe sehr gut, was du meinst, ich kenne ja selbst die Situation. Wie gerne würde ich sie kurz und liebevoll und mit ehrlichem Herzen fragen: "Wie geht's dir heute?" Und wie sehr würde ich mich über das kleinste Nicken freuen. Und wie gerne würde ich ihr dann sagen: "Es ist alles gut, ich bin bei dir. Immer. Und ich bleibe bei dir." Ich habe ihr geschrieben, wie gerne ich ihr zuhören würde. Dass ich sie nicht nur lieb habe, wenn alles gut ist, sondern gerade, wenn es ihr schlecht geht. Dass sie anfangen soll zu erzählen, erst mal in Gedanken. Dass sie entscheidet, ob wir in Kontakt bleiben. Dass ich ihre Hand halte.

Die Frage "Was ist dir heute möglich?" macht Sinn für dich und für mich, denn wir kennen beide die Depression. Von ihr weiß ich ja aber nicht mal, ob sie auch etwas mit Depressionen bzw. depressiven Phasen zu tun hat. Es scheint mir jetzt so zu sein, aber fast ein Jahr haben wir geschrieben, ohne dass sie sich zurückziehen musste, obwohl es sehr stressige Zeiten für sie gab.

Deswegen dreh ich mich im Kreis. Ist sie erschöpft oder hat sie sich abgewandt?


Liebe Zarra,

du hast das Wesentliche gelesen: "Ich will den Kontakt nicht verlieren. Ich melde mich."

Aber das kann ja heißen: "Der Kontakt, wie er war, hat mir etwas bedeutet, ich möchte diesen Kontakt nicht verlieren, aber grad geht es nicht." Oder es kann heißen: "Der Kontakt, wie er war, ist Geschichte. Wir bleiben aber in (oberflächlichem) Kontakt."

Falls es die zweite Variante ist, fühlt es sich schon nach "Stehengelassen" an.

Ich kenne es auch, dass ich meine Ruhe brauche und niemanden an mich ran lasse. Aber wie du schon schreibst, ich habe ja eine Depression, von ihr weiß ich das ja nicht. Warum hat sie das nicht erwähnt, wenn es so ist, sie weiß vom ersten Tag an von meiner Verfassung.

Wir haben uns einmal getroffen. Um die Ecke wohnt sie nicht, vielleicht 40 km entfernt. Ich würde sie niemals bedrängen oder gar unangekündigt bei ihr auftauchen.

Ich zerfleische mich nicht gerne selbst, das kannst du mir glauben. Dass Menschen mich mögen, glaube ich nicht. Ich bin 13 Jahre in der Schule gemobbt worden, da entwickelt und verinnerlicht man Scheu und auch Selbsthass. Nach der Schule hab ich Ablehnung gegen Isolation getauscht. Deshalb hab ich jetzt wahrscheinlich auch so große Angst, stehengelassen zu werden.

Ich sehe es genau so, dass ständiges Nachfragen, ob einen das Gegenüber noch mag, eher abschreckt. Und ich glaube, das habe ich in der Beziehung zu der Frau niemals getan. Ich habe darauf geachtet, auch zu warten, bis sie sich meldet und das hat sie immer getan. Ich hab ihr öfter gesagt, dass sie niemals aus Mitleid schreiben soll und sie hat versichert, dass sie das nie machen würde.

Es ist halt nur heftig, wenn man beinahe ein Jahr praktisch täglich schreibt und dann gar nicht mehr. Das tut einfach weh und wirft Fragen auf.


Liebe(s) blinzelbienchen,

auch deine Worte geben mir etwas Trost und Hoffnung. Obwohl es so schwer zu begreifen ist, dass kein Wort mehr möglich ist. Ich vermisse sie so sehr, ich möchte einfach ganz still ihre Hand halten und bei ihr sein.


Euch allen noch mal von Herzen vielen Dank, ihr helft mir enorm durch diese schwere Zeit. Beim nochmaligen Lesen kommt mir alles recht wirr vor, was ich geschrieben habe, aber zur Zeit bin ich wohl verwirrt. Alles Gute für euch.
Selea

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Morgen lieber Cyranno.

Ich melde mich hier auch einmal zu Wort, auch wenn ich nicht wirklich weiß, ob meine Worte für dich hilfreich sein können.

Im Übrigen, dein Post eben, den fand ich gar nicht verwirrt geschrieben. Im Gegenteil.


Zum Einen nehme ich hier einen Menschen, einen Mann wahr, der sich für gar nicht liebenswert hält. Ganz dicke Depri_Brille 8-) noch auf.
Nun, deine schulischen Mobbingerfahrungen, wahrscheinlich auch Erfahrungen im Elternhaus und sonst auch haben ihre Spuren hinterlassen.

In deiner Seele.

Cyranno ist vorsichtig geworden, will nicht mehr verletzt werden, will keinen Schmerz mehr fühlen, abgelehnt zu werden.
Cyranno geht nur noch, wenn überhaupt, übervorsichtig an Kontakte zu Menschen heran.
Vorsicht_Verletzungsgefahr.

Aber jeder Mensch hat ja auch das tiefe Bedürfnis nach Kontakt und Austausch zu anderen Menschen.

Und da hast du eine sympathische Frau gefunden, mit der du jetzt jeden Abend gemailt hast.
Das wurde so wichtig für dich.
Nun hat sich der Mailkontakt verändert.
Du leidest, würdest am liebsten Winterschlaf machen, um den ganzen Schmerz nicht fühlen zu müssen.


Leider ist es so auf Gottes Erden, dass sich unsere Kontakte, die wir haben, immer wieder mal verändern.
Sei es, dass wir uns selber verändert haben, sei es, dass sich unser Gegenüber verändert hat..........egal aus welchen Gründen, Beziehungen sind in einem ständigen Fluss, verändern sich ständig, sind nicht statisch.
Und können auch enden.


Nachdem du ja nur sehr vorsichtig deine Fühlerchen auf Kontakte mit anderen Menschen richtest, muss es dir sehr sehr schmerzhaft vorkommen, dass sich derzeit die Beziehung ein wenig verändert hat.

Ganz gut wäre, mehr als einen Menschen zu haben, mit denen man ab und an im Kontakt ist.
Dadurch lassen sich Veränderungen in Beziehungen besser verkraften.

Ich wünschte dir sehr, Cyranno, einige nette und liebe Menschen um dich. Die dich mögen, und die du mögen kannst.
Es erleichtert so einige Nackenschläge des Lebens.

Dass du dich so wenig liebenswert empfindest, finde ich sehr traurig. Das gibt es doch gar nicht, dass kein Mensch dich mag.
Das sind alte Verwundungen, die nicht heilen können. Altlasten.

Machst du diesbezüglich Therapie?



Soweit meine Gedanken für dich.
Selea
Zarra
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Zarra »

Lieber Cyranoo,
Wir haben uns einmal getroffen. Um die Ecke wohnt sie nicht, vielleicht 40 km entfernt. Ich würde sie niemals bedrängen oder gar unangekündigt bei ihr auftauchen.
Ich hatte deshalb gefragt, weil ... (unangekündigt aufzutauchen, kann gut sein, kann aber auch ein absoluter Schuß nach hinten sein, daran hatte ich aber auch gar nicht gedacht); ich hatte eher daran gedacht, daß Du ihr dann ein Treffen vorschlagen (!) kannst, in einem Café, zu einem gemeinsamen Kinobesuch, was weiß ich, denn manches geht nun einmal besser im persönlichen Kontakt, z.B. Schweigen (das kann am Telefon "tötlich" sein, kann persönlich aber einfach dazugehören, weil es ja auch nonverbale Kommunikation gibt). Es kann sein, daß das von ihrer Seite aus erst recht nicht geht; es könnte ja aber auch sein, daß das eher geht - ich kann mir das zumindest auch vorstellen.
"In Kontakt bleiben" heißt jetzt wohl im besten Fall alle paar Wochen einen Satz, nachdem wir zuvor täglich intensiv geschrieben haben.
Das hat sie so explizit ja nicht gesagt! Auch wenn ich Deine Angst verstehe. - Und vielleicht, hm, ich weiß nicht so recht, wie ich es ausdrücken soll: Kontakte müssen sich leicht verändern, damit sie lebendig bleiben; alles zu Starre ... Und ich denke, daß es mal eine lebensproblematisch bedingte Auszeit geben kann, vor allem aber, daß es ja auch etwas zwischen täglich und eventuell lang und alle paar Wochen einen Satz geben kann ... und das auch wahrscheinlicher ist.

Und irgendwie finde ich auch die Frage, ob sie selbst eine Depression hat oder nicht, nicht wirklich weiterführend. Viele erkennen das selbst nicht. Und Depressionen können sich auch entwickeln. Außerdem: Ab wann gilt nun die Diagnose und ab wann nicht? Letztendlich geht es um das Befinden eines Menschen.

Liebe Grüße, Zarra
Morbus
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Registriert: 2. Feb 2015, 22:19

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Morbus »

Ich finde es wichtig und gut, dass du diesen Schmerz nun spürst. Auch wenn er dich zur Zeit quälen mag, so zeigt er dir doch, dass du am Leben bist und Ziele und Hoffnungen verspürst. Diesen Schmerz ausblenden zu wollen, oder sogar akzeptieren zu wollen um schmerzlos zu werden ist verständlich aber nicht die Lösung des Problems, sondern sie wird das Problem werden.

Natürlich tut es sehr weh wenn einem so etwas passiert. Es ist oft mit jedem Tag der verstreicht weniger zu ertragen und man sucht einen Ausweg, aber grade die Depression selbst zeigt einem dabei einen Weg wie diesen, der nur alles verschlechtern würde.

Es ist kein Ausweg sich selbst, also sein Selbstbild was die Depression und schlechte Erfahrungen geformt haben dabei zu akzeptieren. Man muss dahinter schauen und versuchen zu verstehen warum dieser Schmerz nun wirklich da ist. Warum tut es so weh?

Grade wenn man sonst wenige Menschen hat und einen zu verlieren scheint frisst es einen auf, aber dann wäre es doch eigentlich so, dass die Lösung darin bestünde zu versuchen das akzeptieren zu können. Es wäre wichtig zu verstehen, dass Menschen auch mal Zeit brauchen, auch mal unverständlich sind und vielleicht auch einfach mal genug von etwas haben.

Es ist nicht logisch die Fehler immer nur in sich zu suchen, sich selbst klein zu machen und sich aufgeben zu wollen da es wieder mal wohl nicht geklappt hat. Man braucht sich aber auch nicht den Kopf darüber zerbrechen warum die andere Person nun so handelt, es gibt unzählige Gründe warum es so ist wie es nun ist. Wichtig wäre es dies für sich akzeptieren zu lernen, dass so etwas zum Leben dazu gehört, dass man nicht alles beeinflussen kann und das man lernt mit sich selbst ins Reine zu kommen.

"Ich bin krank und mir fallen solche Situationen schwer, warum also tut sie mir das an?" Das ist oftmals die innere Frage, die man sich eigentlich stellt, die aber wenn man versucht es mit der Person zu besprechen zu Missverständnissen, Anschuldigungen und Streit führt. Warum also lässt man es nicht eine Zeit ruhen, vertraut auf eine Klärung wenn die Zeit reif ist und beide Seiten klar denken können und es nicht mit der Gefahr behaftet ist, die Beziehung zu zerstören.

Die Person mag vielleicht auch denken, dass Sie dich schützen muss und es nun mit sich ausmachen muss. Sie will auch nur das Beste, aber ist selber grade mit allem überfordert und dann kommt man daher und bringt sie in Gewissenskonflikte, da man nichts falsch machen möchte.

Da ist dann eine Pause, einfach mal eine Zeit wo man es ruhen lässt und sich allem klar werden kann nicht verkehrt und kann die Beziehung sogar stärken.

Doch auch wenn es nun ein Verlust der Beziehung bedeutet, und es nicht alles wieder wie vorher wird oder es sich ganz im Sande verläuft wäre es doch wichtig zu versuchen daran zu wachsen. Sich selbst dabei noch besser verstehen lernen und bei der nächsten Beziehung noch besser mit solchen Situationen und mit sich selbst klar zu kommen.

Der schlechteste Weg wäre nun eine Klärung zu erzwingen, aber auch nichts tun wäre falsch. Jetzt ist es an dir, dich selber zu erkunden, aus dem Schmerz zu lernen und ihn verfliegen zu lassen. Dies geht nämlich auch durch neu gewonnene Erkenntnisse, Verständnis seiner selbst und eben das begreifen woher dieser Schmerz eigentlich kommt.

Ich selbst kann dir sagen, dass wenn du versuchst diesen abzuschalten und du noch weiter in die falsche Richtung gehst, wo du nicht verstehen sondern verdrängen als Lösung ansiehst du eher in die schwere Depression rutschst. Dieser Schmerz kann dich etwas lehren, er ist eine Chance dein Leben zu verbessern und dieser Weg steht dir offen. Wenn du ihn erstmal verdrängt hast ist die Möglichkeit daran zu arbeiten, an dir zu arbeiten unheimlich schwer und du könntest in die Leere rutschen.

Diese dann zu ertragen, da raus zu kommen oder damit umgehen zu können ist nur den wenigsten vergönnt und es ist kein Zustand den man sich wünschen würde. Die Leere ist die Endstation, sie tritt auf wenn man zu viel verdrängt und sich die Ziele im Leben verlieren. Sie ist der Zustand der Depression den man am wenigsten ertragen kann, da dieser Zustand eigentlich unerträglich ist.

Es ist also an einem, nicht in die schwere Depression bis hin zur Leere zu rutschen sondern sich aufzuraffen und zu versuchen an dem Problem zu arbeiten. Es ist hart und tut weh, aber mit jedem Schritt in die richtige Richtung wird der Schmerz geringer.

Dabei sollte man sich wenn möglich auch Hilfe in Anspruch nehmen, grade mit jemand professionellen seinen Schmerz zu besprechen, welcher dann auch die richtigen Fragen stellt ist dann ungemein hilfreich. Aber auch man selber kann dies bewerkstelligen solange man eben rechtzeitig in sich hineinhorcht.

Gib die ganze Beziehung oder dich jetzt nicht auf, versuche nun selber daran zu wachsen und lasse dem ganzen Zeit. Was daraus nun wird und wie die Person sich entscheidet liegt nun nicht in deiner Hand, aber du kannst dadurch, dass du nun für dich selber da bist und neue Sichtweisen dazu gewinnst viel dazu beitragen, dass es später entweder ein glückliches Ende nimmt, oder eben aber trotzdem ein lehrreiches für dich, welches du dann in der nächsten Beziehung einbringen kannst.

Ich hoffe alles wird gut und du kannst die richtigen Dinge daraus lernen, alles liebe Finn.


PS.: Die Relativität der Zeit arbeitet auf mysteriöse Weise. Die Bedeutung einiger Momente oder eine ganze Lebensspanne, verschieden von Person zu Person.
Let go your earthly tether. Enter the void. Empty, and become ...
Cyranoo
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cyranoo »

Liebe Mitlesende,

heute ist kein schöner Tag.

Ich habe gesehen, dass sie im Portal war. Dem Portal, in dem wir immer geschrieben haben. Was immer sie da gemacht hat, für ein Wort für mich hat es nicht gereicht.

Sie hat immer betont, wie wichtig ihr Ehrlichkeit ist. Alle betonen das immer. Und meinen damit, dass es ihnen wichtig ist, dass der/die andere ehrlich ist.

Ich danke euch für eure Antworten, ich gehe darauf ein, wenn es wieder geht. Heute tut alles weh.

Viele Grüße und vielen Dank, Cyranoo.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Zarra »

Oh, lieber Cyranoo,

... ich weiß echt nicht ... und ich will Dir garantiert nicht weh oder Unrecht tun ... aber das wirkt so wie "Kontrollieren-Wollen" auf mich ... Cyranoo, das kann es doch nicht sein! :) :) ... und auch kein Alleinheitsanspruch (nicht einmal, wenn das Deine Partnerin wäre, was sie nicht ist); sie kann doch neben Dir mit ihrer Schwester, einem Nachbarn oder wem auch immer Kontakt haben ...

Mir scheint, daß Du Dich irgendwie verrennst. Zu Deinem eigenen Schaden.

Ich wünsche Dir ...

Alles Liebe, Zarra
heutesomorgenso
Beiträge: 43
Registriert: 1. Okt 2015, 15:39

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von heutesomorgenso »

Zarra hat geschrieben:Oh, lieber Cyranoo,

... ich weiß echt nicht ... und ich will Dir garantiert nicht weh oder Unrecht tun ... aber das wirkt so wie "Kontrollieren-Wollen" auf mich ... Cyranoo, das kann es doch nicht sein! :) :) ... und auch kein Alleinheitsanspruch (nicht einmal, wenn das Deine Partnerin wäre, was sie nicht ist); sie kann doch neben Dir mit ihrer Schwester, einem Nachbarn oder wem auch immer Kontakt haben ...

Mir scheint, daß Du Dich irgendwie verrennst. Zu Deinem eigenen Schaden.

Ich wünsche Dir ...

Alles Liebe, Zarra

Das dachte ich auch gerade .... das ist die Kehrseite von unserem digitalem Zeitalter, man sieht zu viel und das fördert Kontrolle. Da muss man höllisch aufpassen, gerade wenn man in seelischer Schieflage ist.

Ich glaube sowieso nicht, dass die Dame abservieren will. Manchmal ist einfach nur alles zu viel.

Viele Grüße
riverflow
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von riverflow »

Na ja, wer würde in einer solchen Situation nicht im betreffenden Portal nachgucken?
Und wer würde sich nicht dann nicht fragen, warum man selbst keine Nachricht erhält?

Wie heutesomorgenso schon sagte, das ist die Kehrseite des digitalen Zeitalters.
Solche Portale fördern doch geradezu das Nachschauen, was ein anderer treibt.
Leider kann das Gesehene auch unendlich weh tun.

Als pathologisch würde ich das Nachschauen jedoch auf keinen Fall bezeichnen, sondern als einen Mechanismus, der durch soziale Netzwerke entstanden und gefördert wird und als Aktivität, die von vielen so gehandabt wird.
riverflow
Beiträge: 535
Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von riverflow »

Und, lieber Cyranoo,

ich denke, Du hättest auf jeden Fall eine Antwort auf Deine Frage verdient.
Jemanden so hinzuhalten, so im Ungewissen zu lassen, geht meiner Meinung nach, auch dann absolut gar nicht, wenn es einem nicht gut geht.
Im Prinzip hält sie so Deine Hoffnung aufrecht. Du hängst total in der Luft und sie nimmt Dir sogar die Chance, "ordentlich" abschließen zu können.
Ich finde das nicht ok.
Cyranoo
Beiträge: 436
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Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cyranoo »

Ich schreibe mit ihr. Täglich. Fast ein Jahr. In einer Partnerschaftsbörse.

Sie schreibt nicht mehr. Von heute auf gleich.

Ich frage, warum.

Sie sagt, es geht nichts mehr, es geht ihr zu schlecht.

Ich respektiere das. Und bitte um Klärung, ob sie das Schreiben generell beenden will.

Keine Antwort.

Heute ist sie im Portal, der Partnerschaftsbörse. Viele Stunden. Keine Antwort.

Ich frage mich, was das heißen könnte.

Kontrollwahn? Ich denke, nein. Ich mag mich irren.

Ich will nur wissen, was ist. Damit ich gegebenenfalls abschließen kann.

Deshalb werde ich ihr noch einmal schreiben. Noch einmal fragen.

Gibt es wieder kein Wort für mich, werde ich das Ganze beenden.

Aus Selbstschutz.

Ich fühle keinen Schmerz.
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Haferblues »

Hallo Cyranoo,

hast du inzwischen eine Antwort erhalten??

Ich hab das in Partnerbörsen mehrfach erlebt, dass plötzlich keine Antwort mehr kam. Ist da halt leichter als im richtigen Leben. Deswegen sollte mensch diese Kontakte nicht überbewerten.

Jetzt sieh die Sache halt von der anderen Seite an: es hat dir eine Weile gut getan. Du weiß jetzt also in welche Richtung du weiter suchen kannst. Es finden sich neue Kontakte. Oder diese Frau meldet sich wieder.

Nimm es nicht sooooo schwer. Häng dein Herz nicht an eine einzige Sache.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
heutesomorgenso
Beiträge: 43
Registriert: 1. Okt 2015, 15:39

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von heutesomorgenso »

Natürlich ist das keine Art, keine Antwort zu geben, gerade wenn man sich ein ganzes Jahr geschrieben hat. Das ist für so eine Partnerbörse auch ungewöhnlich lang, meistens ist es doch so wie Haferblues schreibt, es erledigt sich oft plötzlich.
Es tut mir leid, denn so etwas macht man auch einfach nicht, man kann sagen wenn man keinen Kontakt will. Aber den Hintern haben leider nicht mehr alle in der Hose.
Trotzdem nicht den Kopf hängen lassen.
Grüße
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von irma »

lieber cyrano,

also kontrollfraek hin oder her, wenn du das portal besuchst und du siehst, sie hat sich angemeldet, machst du dir gedanken. du bekommst keine nachricht. das tut weg. ist völlig normal, dass du gekränkt bist.

aber so eine partnerschaftsbörse ist anonym, man kann zuviel gefühl in geschriebenes interpretieren.

schreibe sie noch einmal an, bekommst du wieder keine antwort, weisst du, woran du bist und dehne deine suche aus. es gibt genügend andere damen, die auf ein wort warten.

ich hoffe, du hast noch nicht zuviel gefühl investiert.

werde vorsichtiger und arrangiere früh ein treffen. dann ivestierst du keine gefühle in eine imaginäre person.


alles gute
irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Zarra »

Hallo Cyranoo,

wie geht es Dir inzwischen?

"Dalassen" möchte ich noch:

Falls (!!) sie Dich je "abserviert" und/oder falls (!) sie Dich je gar angelogen haben sollte (Arbeitsplatzverlust, es gehe ihr sehr schlecht), bist Du ZU RECHT enttäuscht und empfindest Schmerz. Wut, Trauer, Schmerz wären dann auch ANGEMESSENE Reaktionen!!

... doch bisher schien mir noch nicht geklärt, wie die Sachlage eigentlich wirklich ist. - Was, wenn es ihr wirklich einfach nur schlecht geht?!?

Der Unterschied ist: Als Kind kann einen so etwas "umbringen". Als Erwachsenem darf es einem sehr weh tun - das ist normal! -, es "sollte" einen aber nicht umbringen, weil man Handlungsalternativen hat, weil man eben nicht absolut auf diese eine Person angewiesen ist.

LG, Zarra
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cara Mia »

Liebe Zarra,

darauf möchte ich gerne antworten, weil es mich an etwas erinnert. Die Traurigkeit und Enttäuschung, die ich im (Nicht-)Kontakt mit anderen Menschen erlebt habe/erlebe, sind oftmals Erinnerungen gewesen.

Der Mensch, mit dem ich in der aktuellen Situation zu tun hatte, konnte mir gar nicht das geben, was ich brauchte, weil das Bedürfnis ein ganz altes war. Eine unerfüllte Sehnsucht aus vergangener Zeit. Und auch, wenn ich das so "deklariert" hatte, war die Antwort nie ausreichend.

Konkret, wenn mir Annahme durch meine Mutter gefehlt hatte, wachte die Sehnsucht danach wieder auf, wenn ich im mütterlichen Kontakt mit jemandem stand. Aber es war eben nie genug. Wie auch? Die Sehnsucht blieb und dazu kam Frustration. Da bekam ich doch jetzt ein bisschen, warum nicht alles? Warum blieb diese Sehnsucht so hartnäckig und quälend?

Mir ging es erst besser damit, als ich für mich gelernt habe, dass bestimmte Bedürfnisse sich nicht mehr erfüllen lassen, nicht mehr nachträglich auffüllen lassen. Da bleibt so mancher Topf in mir leer.
Das war ganz schön traurig und beängstigend.

Danach konnte ich erkennen, dass ich ja trotz der leeren Töpfe noch da bin. Und nicht mehr nur auf diese angewiesen. Ich hab jetzt neue Töpfe, die sich tatsächlich füllen und aus denen ich mich bei Hunger nähren darf.

Aber ich sortiere besser, was in welchen Topf hineingehört und was aus welchem kommt.

Und, jetzt kommt das Gute: Unerwarteterweise sind die alten, leeren, dann doch ein bisschen voller geworden. Irgendwie blieb aus den anderen Töpfen immer mal ein Restchen übrig, das ehrlicherweise in einen der alten Töpfe passte. Und es interessierte mich dann nicht mehr so sehr, von wem ich das bekommen hatte. Ich fand meine eigene Wertschätzung mir selbst gegenüber irgendwann nicht mehr schlechter als die meiner Mutter beispielsweise. Ich legte sie einfach in diesen Topf und es fühlte sich richtig an.

Liebe Grüße,
Cara (heute etwas versponnen, aber angenehm versponnen!)
Cyranoo
Beiträge: 436
Registriert: 25. Aug 2013, 14:40

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Cyranoo »

Liebe Mitforisten,

ich habe einige Zeit nicht geschrieben, weil es nicht ging.

Einige von euch haben vielleicht verfolgt, was mich zuletzt so bedrückt hat. Ich möchte deshalb kurz mitteilen, wie es aktuell ist.

Ich hatte der Bekannten noch mal so klar es mir möglich war geschrieben, dass mich die Ungewissheit auffrisst. Und dass sie bitte einfach kurz sagen soll, wenn es keinen Kontakt mehr geben wird. Ich hatte ihr in der letzten Nachricht davor auch geschrieben, dass ich sie liebe. Denn ich hatte mein Herz befragt und das sagte mein Herz.

Sie hat geantwortet, dass der Rückzug nichts mit mir zu tun hat. Es geht ihr weiter sehr schlecht, sie macht es dann mit sich aus. Es ist noch etwas Weiteres bei ihr passiert, das sie sehr belastet. Sie schreibt, dass sie sehr mit sich beschäftigt ist. Und dass es nicht daran liegt, dass sie keinen Kontakt möchte.

Ich habe sie um Verzeihung gebeten, dass ich sie zusätzlich belaste. Habe ihr alles Gute gewünscht. Habe bekräftigt, wie viel sie mir bedeutet. Und habe gesagt, dass ich selbst wieder auf die Beine kommen möchte. Damit ich auch mal für sie da sein kann.

Das wünsche ich mir fürs neue Jahr. Dass ich die vielen körperlichen Beschwerden in den Griff kriege. Dass ich mehr Kraft habe. Dass ich aufwache. Dass ich sie nicht verliere. Wenn ich sie irgendwann mal im Arm halten darf und es uns beiden dabei gut geht, sind 20 Jahre Depression vergessen.


Liebe Selea, liebe Zarra, liebe(r) Finn, liebe heutesomorgenso, liebe riverflow, liebe Rifka, liebe irma,

ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich nicht direkt und angemessen auf eure Antworten eingegangen bin. Als Ihr sie geschrieben habt, ging bei mir nichts. Ich habe jeden Beitrag mehrfach intensiv gelesen, auch gerade eben noch mal. Es sind sehr viele wertvolle Hinweise und tröstende Worte enthalten. Ich danke euch allen sehr dafür.

Vielleicht noch kurz an Finn:

Ich verstehe alles sehr gut, was du schreibst und vieles trifft zu. Was mir etwas Angst macht: Seit 20 Jahren habe ich jetzt durchgehend Depressionen. Das Verdrängen mache ich jetzt seit 20 Jahren. Die Leere - die chronische Phase - ist bereits da. Ich habe nie Dinge gelernt, ich habe nie etwas verarbeitet oder bin gewachsen. Seit 20 Jahren erdulde ich und leide ich. Das hat immer weiter an den Kräften gezehrt. Sogar die Therapeutin meinte, dass es zu spät sein könnte. Dass ich aus meinem Gefängnis nicht mehr ausbrechen kann. Davor habe ich Angst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass all das Verdrängte meine Seele zerstört hat. Auch davor habe ich Angst.

Viele Grüße und vielen Dank noch mal an alle, Cyranoo.
Morbus
Beiträge: 357
Registriert: 2. Feb 2015, 22:19

Re: Keinen Schmerz ...

Beitrag von Morbus »

Es ist nie zu spät, es braucht nur den richtigen Gesprächspartner und Zeit. Natürlich ist so eine lange Zeit nicht mal eben bearbeitet, aber mit jedem kleinen Schritt und mit jeder Erkenntnis kommt man dem eigentlichen Problem immer näher und wenn dieses erstmal erkannt und verinnerlicht ist, dann lassen sich auch Lösungen daraus entdecken.
So geht man dann Schritt für Schritt vorran, was aber trotzdem Jahre dauern kann/wird, je nachdem wie sehr man verdrängt hat und wie sehr man an sich arbeiten möchte.
Es ist nämlich sehr sehr schwer an einigen Dingen zu arbeiten und es entsteht oftmals ein Gefühlschaos bis man das eigentliche Problem erkannt hat. Dieses dann zu akzeptieren und neu bewertet zu betrachten ist dann aber die Erlösung und das Chaos lichtet sich und der Schmerz wird kleiner.

Du bist noch nicht verloren, da wiederspreche ich deiner Therapeutin ganz klar, denn du fühlst für einen anderen Menschen, liebst und leidest. Aber du leidest auch aus der Liebe heraus. Das sind starke Gefühle, wichtige Gefühle und diese alleine zeigen doch, dass bei dir noch lange nichts verloren ist.

Ich habe in der Traumatherapie alleine 2 Monate gebraucht bis ich wieder grundlegend gefühlt habe, Liebe oder Hass waren aber trotzdem für mich nicht zu erreichen. Als ich mit der Therapie angefangen habe zeigte ich eher etwas von einem Menschen mit Asperger, doch auch ich konnte irgendwann wieder einigermaßen fühlen. Trotzdem ist es auch bei mir noch ein sehr langer Weg, denn ich habe kaum Zugriff auf mein Leben/Erinnerungen und jeder Schritt ist schwer und führt oft 2 Schritte zurück. Doch auch bei mir ist es nicht Hoffnungslos.

Nach der Therapie sehe ich die Depression nicht mehr als wirkliches Problem an, es stört mich nicht mehr in der Leere zu wandeln und auch Menschen benötige ich nicht mehr. Es reicht mir vorerst wenn ich hin und wieder etwas fühle um nicht in die Qual zu rutschen und langsam Schritt für Schritt meine Krankheit zu bekämpfen. Das ich keine Ziele im Leben habe heißt für mich nicht mehr, dass ich deswegen nicht zu Leben bräuchte, es ist einfach zur Zeit so und ich kann daran etwas ändern, wenn ich den Willen dazu habe.

Und das macht mich aus, ich bin sehr willensstark, ich kann mich zu allem kriegen wenn ich den Sinn darin erkenne. Mit der Erkenntnis des Problems kommt auch die nötige Kraft es anzugehen.

Es gibt viele Wege aus der Depression, aber der steinigste und schmerzhafteste Weg zeigt auch die meisten Resultate. Man muss sich einfach nur vor Augen halten, was man schon alles ertragen hat. Man hat insgesamt schon so viel schweres ertragen, dass es einem nicht umwerfen kann ein Problem anzugehen, ganz egal wie schlimm dieses auch sein mag. Und mit jedem weiteren Problem was man angeht kommt man dem Ziel gesund zu werden näher.

Und die Definition von gesund ist auch sehr relativ, es muss nicht alles Perfekt sein, es reicht wenn einige Dinge schonmal wieder schön sind. Lieben ist doch schon einmal eine tolle Sache, dafür kann man dich nur beneiden.

Also seh nicht nur all das schlimme sondern ergreife und halte an den guten Dingen. Vielleicht ist das von mir leicht gesagt da ich gut mit der Leere umgehen kann und sehr wenig zum Leben brauche, aber wenn du 20 Jahre schon mit der Depression zurecht kommst und immernoch kämpfst, dann ist doch gewiss, dass du ein ausgesprochen starker Kämpfer bist und eine Willensstärke besitzt, mit der du auch wieder gesund werden kannst.

Du kannst ganz gewiss das Ziel erreichen jemanden den du liebst in den Armen zu halten und diese Person wird dich auch lieben, denn es gibt bestimmt so einiges an dir, was sich zu lieben lohnt, sonst würdest du selbst nicht so sehr am Leben festhalten.

Nimm dir die Zeit und packe es Schritt für Schritt an, suche dir einen Gesprächspartner der bohrt und auch da noch weiter ansetzt wo es wehtut. Dann wirst du auch Erfolge sehen, du wirst einen Weg aus der Depression finden und du wirst deine Ziele erreichen können.

Zusätzlich noch ein Tipp, steck dir neben kleinen Zielen auch Ziele, die grade noch so zu erreichen scheinen, die müssen nicht möglich werden aber sie führen dich vorran. Jedes Ziel zu erreichen macht einen nicht glücklich wenn man plötzlich keine Ziele mehr hat. Es ist wichtig immer Träume zu haben die man zu ergreifen versucht, sodass immer Ziele im Leben bestehen.

Ich glaube daran das noch lange nichts verloren bei dir ist. Auch wenn du es selbst noch nicht sehen kannst oder magst, da dein Selbstbild dieses nicht zulassen möchte, so ist dem dennoch so. Du kannst diese Krankheit bezwingen und ihr einen Platz in deinem Kopf zuweisen. Diese darf dann auch immer mal wieder auftauchen, aber eben nur im Bereich des gesetzten Zaunes und sollte dann auch immer wieder von dir gehändelt werden können. Jeder hat nun einmal Höhen und Tiefen, diese brauchen eben nur einen Rahmen in denen sie gehalten werden. Und je weiter du kommst, desto kleiner kannst du den Zaun für die Depression stecken und du wirst immer besser mit dieser umgehen können.

Es gibt keinen Grund einfach so aufzugeben nachdem du nun schon so lange gekämpft hast.

Alles liebe Finn
Let go your earthly tether. Enter the void. Empty, and become ...
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