Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

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ramona4
Beiträge: 23
Registriert: 23. Sep 2015, 17:09

Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von ramona4 »

Hallo,

kurze Geschichte zu meinem Mann. Er hat seit Jahren Depressionen und nimmt nun seit 6 Wochen ein AD. Wir haben einen 4-jährigen Sohn, vor 6 Jahren ein schönes Haus gebaut, welches wir natürlich noch abbezahlen. Mein Mann verdient ordentliches und sicheres Geld jeden Monat. Ich würde fast sagen, wir leben in gewissem Luxus. Uns fehlt es an nichts, wir haben sogar mehr als die meisten. (Eigenes Fitnessstudio, Sauna, 2 gute Autos, etc.)
Gleich vorweg an alle, es ist toll, in finazieller Sicherheit zu leben, aber wenn man Depressionen hat hilft einem DAS alles nun leider kein bisschen weiter.
Der Preis für das Alles ist der tägliche Gang zur Arbeit. Er hat eine führende Position und steht unheimlich unter Druck. Ich traue mich fast zu sagen, die Arbeit hat meinen Mann über die letzten Jahre hinweg ausgekocht.

Nun stehen ein paar Gedankenn im Raum. Mein Mann könnte innerhalb der Firma kürzer treten mit dem "Nachteil", weniger Geld zu verdienen. Wir könnten das Haus verkaufen, mit dem Geld ein kleines schnuckliges kaufen und könnten dann trotzdem noch anständig leben.
Die Frage ist, ist das wirklich die Lösung? Wir haben unglaublich viel ins Haus gesteckt, angefangen von eigener Arbeitskraft und Geld, welches man niemals 1 zu 1 wieder bekommt biem Verkauf. Wenn mein Mann hinterher glücklich ist, dann geht die Rechnung auf. Aber ist das des Rästsels Lösung, wenn man den scheinbaren Störfaktor im Leben (in seinem Fall die Arbeit) umkrempelt. Oder bleibt die Depression wie gehabt bestehen obwohl der Stress elimeniert ist?

Nun interessiert mich, ob denn nun schon jemand eine derartig tragende Entscheidung im Leben getroffen hat und wie es dann weiterging im Leben.

Danke....

Und P.S. Ich hoffe, ich werde nicht mit Steinen beworfen, weil ich unseren Luxus so beschrieben habe. Ich wollte dadurch sogar deutlich machen, dass auch DAS nicht glücklich macht.
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Botus »

Hallo Ramona,

ich finde die Idee richtig, aber ich glaube nicht, dass das reicht. Dein Mann hat sich ja offensichtlich nicht nur bei der Arbeit selbst in den Nachteil gesetzt, sondern auch in anderen Bereichen.

Wenn er ein Mann wäre, der auf sich achtet, dann hätte er z.B. kein Haus gekauft, das bei einem etwaigen Verkauf (man muss ja immer damit rechnen...) möglicherweise weniger bringt, als man in Geld bezahlt und in Arbeit investiert hat. Sowas zu machen ist im Grunde das selbe, wie das Ding mit dem Job. Bei einem Hausverkauf mit Verlust verpufft ja ganz viel von seiner zuvor gelieferten krank machenden Leistung.

Für mich klingt das so, als würde er Vollgas fahren, aber im zweiten Gang. Sein Motor liefert Leistung ohne Ende, aber er selbst hat irgendwie nicht wirklich was davon. Würde er seinen eigenen Vorteil mehr im Blick haben, könnte er bei geringerer Drehzahl mehr für sich persönlich raus holen. Das würde ich ihm sagen, wenn er mein Kumpel wäre.

Ich denke, eine grundlegende Änderung der Einstellung würde was bringen. Danach ergeben sich die entsprechenden äußeren Veränderungen dann von selber. Du könntest ihn darin bestärken, künftig mehr an sich zu denken, und zwar bei allem, was er tut. Das wird ein längerfristiges Projekt.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 30. Okt 2015, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.
schyrsa
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Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von schyrsa »

Hallo dobi,

ich glaube optimistisch denkende Menschen kaufen kein Haus mit dem Gedanken das bald vielleicht wieder verkaufen zu müssen. "Gesunde" Menschen kaufen das für den Rest des Lebens und investieren natürlich um es für sich passend zu machen.
Das sehe ich bei meinem Freund, er hat keinen Zweifel das er irgendwann in naher Zukunft dort nicht mehr wohnen sollte.
Ich habe da eher deine Gedanken. "Lohnt sich die Arbeit? Lohnt sich das Geld? Was wäre wenn...".
Ich laufe lachend vor die Wand und es gibt auch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse.
Irgendwann hab ich das sch...ding eingerannt.
- Versengold
Botus
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Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Botus »

schyrsa hat geschrieben:Hallo dobi,

ich glaube optimistisch denkende Menschen kaufen kein Haus mit dem Gedanken das bald vielleicht wieder verkaufen zu müssen. "Gesunde" Menschen kaufen das für den Rest des Lebens und investieren natürlich um es für sich passend zu machen.
Hallo Schyrsa,

da hast Du natürlich recht. Meine Partnerin sieht das genauso. Das ist aus meiner Sicht eine philosophische Frage. Was ist ein Optimist ?

Ist es der, dessen Optimismus sich in all seinen Angelegenheiten auf die Gegenwart konzentriert ? Oder ist es der, dessen Optimismus sich auf die Zukunft konzentriert, also auf das, was bei all seinen Angelegenheiten am Ende heraus kommt ?

Liebe Grüße vom Dobi
schyrsa
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Registriert: 30. Sep 2015, 12:25

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von schyrsa »

Hm...interessante Frage dobi.

Für mich ist ein optimist jemand, der nicht davon ausgeht das etwas schlimmes passiert. Das heißt nicht das diese Menschen nicht über alle unwägbarkeiten nachdenken, aber sie gehen einfach nicht davon aus das es eintritt.
Ich laufe lachend vor die Wand und es gibt auch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse.
Irgendwann hab ich das sch...ding eingerannt.
- Versengold
schyrsa
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Registriert: 30. Sep 2015, 12:25

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von schyrsa »

Hallo ramona,

schwierige Situation. Da steht euer erabeiteter Status, wahrscheinlich genau das was ihr wolltet und nu....doch nicht glücklich.
Wenn man mich fragt, wie ich mir mein Leben wünsche, sage ich immer "ich will ein leben das mich zufrieden macht".

Ich weiß auch nicht was ich dir raten soll. Für mich wäre die Entscheidung einfach, kleines Häuschen ergo mehr zeit. Aber das bin ich.

Ich würde zumindest vor einer Entscheidung schauen ob es wirklich die Arbeit ist oder doch etwas anderes.
Ich laufe lachend vor die Wand und es gibt auch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse.
Irgendwann hab ich das sch...ding eingerannt.
- Versengold
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Ramona,

es ist schwierig ,da was zu sagen.
Das Geld alleine nicht glücklich macht,weiß man mittlerweile.
Ohne Geld ist es noch schlechter,das weiß man auch.
Es ist keine Schande in guten Verhältnissen zu leben.
Nur wenn sich dein Mann beruflich überfordert fühlt und über seine Grenzen geht,
wird es nicht besser werden.
In erster Linie muss er das entscheiden, womit es ihm besser geht.
So wie ich das lese ist er schon öfter erkrankt.
Ist er in einer Therapie,Medikamente alleine lösen keine Probleme?

Liebe Grüße Bittchen
Birko
Beiträge: 501
Registriert: 20. Apr 2015, 13:33

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Birko »

Wir haben das gemacht. Auf dem Zenit seiner Karriere. Er war sehr gut bezahlter Geschäftsführer in zwei Positionen,hochwertigen Firmenwagen viele Geschäftsreisen auch mit Ehefrau. Er bekam keine Depressionen dafür einen ganz schlimmen Hautausschlag um die Augen.Keine Creme half. Er war aber immer gut drauf und arbeitete gern. Ich machte mir sehr viel Sorgen sprach mit Fachleuten darüber und bekam immer zu hören Aufschrei der Seele. Er sah es selber ein, konnte den Ausschlag nicht mehr ertragen und eines Tages sagte er zu mir, ich ziehe mich aus der Geschäftsführung zurück. Wir tranken Sekt und ich habe geweint vor Glück.
Natürlich konnten wir unseren komfortablen Lebensstandard nicht beibehalten aber das war sowas von egal.Zu essen hatten wir genug und ich bin sowieso sehr anspruchslos.
Die Haut erholte sich zusehends und heute sind wir in Rente und führen ein sehr harmonisches Leben

Gruss Birko
Zuletzt geändert von Birko am 31. Okt 2015, 11:06, insgesamt 1-mal geändert.
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Ramona,

das Haus zu verkaufen ist eine Kopf-Lösung, eine vielleicht notwendige Konsequenz. aber ich sehe es ebenso wie meine Vorschreiber: die Einstellung muss sich verändern, sonst könnte diese Konsequenz sogar ins Gegenteil umschlagen. Er fühlt sich dann womöglich als Versager, der es nicht geschafft hat seine Frau/familie zu versorgen.

Er muss vom Verkauf des Hauses überzeugt sein, es wirklich innerlich auch wollen, dann könnte es klappen. Dazu muss er sich eingestehen, über seine tatsächliche Kraft gegangen zu sein. Und sich den Vergleich mit anderen, die "es" geschafft haben, abgewöhnen. Er selbst hat gewisse Möglichkeiten, aber er hat auch Grenzen. Manche offenbaren sich altersbedingt. Die Akzeptanz des Ganzen ist das Schwierigste dabei.

So etwas schafft man oft nur mit therapeutischer Hilfe. Dort muss nach dem Auslöser geschaut werden und dort können Weichen gestellt werden. Du kannst du eines machen: den Weg mit ihm gehen, wie auch immer er aussieht

Beim Hauskauf ist es generell doch so: man trifft eine Entscheidung auf Grund einer DERZEITIGEN Lebenssituation. Die kann sich jederzeit durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder andere Umstände so verändern, dass der Hauskauf widersinnig erscheint. Trotzdem war die Entscheidung an sich zum damaligen Zeitpunkt ja richtig. Das muss man dabei immer sehen, das setzt den Verkauf auch wieder in realistische Dimensionen.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Botus »

schyrsa hat geschrieben:Hm...interessante Frage dobi.

Für mich ist ein optimist jemand, der nicht davon ausgeht das etwas schlimmes passiert. Das heißt nicht das diese Menschen nicht über alle unwägbarkeiten nachdenken, aber sie gehen einfach nicht davon aus das es eintritt.
Hallo Schyrsa,

Du siehst das schon richtig, aber Du gehst davon aus, dass es allein darum ginge, was in einem selbst ist...Optimismus oder Pessimismus. Vieles im Leben liegt aber nicht in der eigenen Hand. Im Beispiel Haus reicht schon der Pessimismus der Bank, und Du bist gezwungen, es ganz anders zu machen als die anderen.

Liebe Grüße vom Dobi
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Kroki »

Hallo Ramona,

ich habe im Alter von 30 Jahren depressionsbedingt meinen ursprünglichen gut bezahlten Beruf aufgegeben und bin aus meiner 3-Zimmer-Wohnung in ein WG-Zimmer an einen anderen Ort gezogen, um eine zweite Berufsausbildung mit Fachhochschulstudium zu absolvieren. Da ich gesundheitlich nicht mehr dazu in der Lage war, den Erstberuf auszuüben, blieb mir damals wenig anderes übrig.

Heute, knapp 10 Jahre und etliche Therapien später, bin ich noch immer phasenweise depressiv, kann aber mit den Krankheitssymptomen besser umgehen und habe jetzt einen Beruf, dem ich auch im depressiven Phasen einigermaßen gewachsen bin. Mein Beschäftigungsumfang beträgt derzeit knapp 90 % - auch hier habe ich der Depression einige Zugeständnisse gemacht. Und ich tappe auch heute noch gelegentlich in die berufliche Stress- und Überarbeitungsfalle.

Aus meiner Sicht ist es letztlich egal, ob die berufliche Überforderung Depressionen verursacht oder ob sie bei einem psychisch verletzlichen Menschen nur der Auslöser einer ausgeprägten Depression ist. - Letztlich wird man immer schauen müssen, wie man sich sein Leben so gestalten kann, dass man trotz der Erkrankung eine gewisse Lebensqualität erreicht.
Da Depressionen oft mit überhöhten Ansprüchen an die eigenen Leistungen zusammenhängen, wird ein reiner beruflicher Wechsel ohne psychotherapeutische Behandlung und eine entsprechende Änderung der eigenen Einstellung vermutlich nur kurzfristig Entlastung bringen.

Herzliche Grüße
Kroki
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Wer von euch hat sein Leben grundlegend geändert?

Beitrag von Cara Mia »

Liebe Ramona,

ohne ins Detail gehen zu wollen: Ja, ich habe mein Leben grundlegend verändert. Und so, dass es mich auch ordentlich etwas gekostet hat an Geld, Zeit, Energie.

Nicht alle Veränderungen mag ich und viele habe ich lange angewogen (muss ich das jetzt wirklich ändern? lohnt das? lohnt das wirklich? Und was, wenn es danach auch nicht besser ist?), aber letztlich kam ich oft zu dem Schluss "Doch, das ist notwendig, ich mache das ab jetzt, ich lasse das ab jetzt, ich plane das jetzt konsequent und setze es dann um, etc.

Für mich war es besser so und es hat viel Gutes gebracht. Die Umstellungsphasen waren zum Teil anstrengend und ich bin immer noch nicht da, wo ich idealerweise sein will, aber ich bin auf dem Weg und habe einige Ziele für mich erreicht. Ich würde sagen, dass ich heute viel, viel stabiler bin als vor ein paar Jahren, dass ich mich innerhalb der Depression wesentlich besser bewegen kann und einige Krisen vermeiden oder abkürzen konnte. Ich bin insgesamt ein angenehmerer Mensch geworden, in allererster Linie für mich, aber ich würde sagen auch für die Menschen, mit denen ich zusammen lebe.

Liebe Grüße,
Cara
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