Panik vor der Arbeit

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Nii Cole
Beiträge: 10
Registriert: 5. Okt 2015, 18:18

Panik vor der Arbeit

Beitrag von Nii Cole »

Hallo zusammen,

ich bin erst seit einigen Wochen in diesem Forum & habe schon ein paar Texte verfasst zu verschiedenen Themen, weil mich einfach so Vieles quält und ich mir so sehr erhoffe Rat zu bekommen. Eine Sache, die mich am meisten quält ist meine Panik vor der Arbeit :( Ich habe schon seit Jahren mit Depressionen zu kämpfen, war deswegen auch schon in Behandlung und habe momentan einen schweren Rückfall.
Nun bin ich schon die 4.Woche krank geschrieben, weil erschwerend hinzu kommt, dass ich plötzlich Panik entwickelt hab in die Arbeit zu gehen :(
Ich habe einfach so enorme Versagensangst!
Wurde im September nach meiner Ausbildung in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Habe diesen Job demnach noch nicht lange & als plötzlich Verantwortung und Leistungsdruck hinzu kam, ging gar nichts mehr.
Ich habe einen Bürojob und konnte mich plötzlich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Nichtmal 10 Minuten am Stück kann ich mich auf eine Sache konzentrieren. Dinge, die ich schon oft gemacht habe, fallen mir plötzlich so unendlich schwer. Demzufolge entstanden auch viele Fehler, weil es mir einfach unfassbar schwer fällt momentan etwas Neues zu lernen was natürlich Voraussetzung is in der Einlernphase.
Bei jedem Fehler machte ich mir schlimme Selbstvorwürfe! Ich zermartere mir stundenlang den Kopf, weil ich ein Komma vergessen hatte.
Mein Vorgesetzter weiß über meine Krankheit Bescheid, doch trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl ich könne ihm nicht mehr unter die Augen treten. Ich schäme mich so sehr, dass ich meine Arbeit nicht mehr hinkriege!
Ich habe so Angst wieder irgendwas falsch zu machen & verstricke mich immer mehr in Selbstzweifel.
Mir war es doch immer so wichtig gute Arbeit zu leisten & Lob zu bekommen :(
Es ist nicht so, dass mir in der Arbeit Druck gemacht wird, ich mache mir den Druck selber & kann das einfach nicht abstellen!!!!
Plötzlich dachte ich mir: Du schaffst gar nichts mehr! Du bist eh viel zu blöd für das alles hier!
Ich habe mich so sehr in das Alles reingesteigert, dass ich jetzt regelrecht Panik habe.
Letzte Woche Montag habe ich einen Arbeitsversuch gestartet, doch schon auf dem Weg dahin fing ich an zu Zittern und stark zu schwitzen....alles in meiner Brust schnürte sich zu & mir fiel es schwer zu atmen.
Ich weiß nicht was da mit mir passiert, aber ich musste wieder umdrehen & nach Hause fahren.
Jetzt plagt mich ein ganz schlimmes schlechtes Gewissen, dass ich in der Arbeit nun schon 4 Wochen fehle :(
Ich traue mich schon gar nicht mehr in der Arbeit anzurufen um Bescheid zu sagen, dass ich wieder krank geschrieben wurde. Regel das alles per E-Mail, weil ich mich nicht mal traue meinen Vorgesetzten anzurufen. Ein unüberlegtes Wort von ihm, selbst, wenn es gar nicht böse gemeint ist und das würde mich wieder mindestens eine Woche lang belasten und das Grübeln geht wieder los.
Ich weiß, dass das Alles vielleicht Quatsch ist und das Wichtigste momentan ist, dass es mir besser geht, aber trotzdem quält mich das alles so!!! :(
Ich weiß nicht wie ich das in den Griff bekommen kann. Ich muss ja irgendwann wieder in die Arbeit.
Und ich weiß nicht wie ich mit diesem zermürbenden schlechten Gewissen klar kommen soll!!! :(
Kennt irgendjemand das eben Beschriebene?
Würde mich so freuen, wenn mir jemand seine Erfahrungen berichtet!
jule57
Beiträge: 13
Registriert: 9. Okt 2015, 12:36

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von jule57 »

Hallo Nii Cole,

doch, das kommt mir sehr bekannt vor. Habe nach einer 6-wö. Reha mit anschließender 5-wö. AU eine Wiedereingliederung (WE) versucht und nach 4 Tagen wurde diese wieder ärztlicherseits abgebrochen.
Auch ich habe Angst nur in die Nähe meines Arbeitsplatzes zu kommen, aus lauter Angst mich würde jemand sehen.
Auch ich kenne diese Gefühl, als würde die Brust zugeschürt, als würden mir die Beine weggezogen, als bekäme ich nicht ausreichend Luft.
In der Reha hatte ich das schon nur, als ich meinem Chef sagen musste, dass ich eine Verlängerung bekommen habe, bzw. dass ich AU entlassen werde.

Selbst als ich letztens zum Betriebsarzt war, um mit ihm die ganze Situation zu besprechen, ging es mir auf dem Weg zu ihm schon schlecht, da er im gleichen Haus ist, wie mein Arbeitsplatz.

Er hatte Gott sei Dank sehr viel Verständnis und riet mir meine Therapie weiter zu machen, und erst einmal gesund zu werden.

Denn diese Unsicherheit, dies Angst, dies Selbstzweifel, diese Unkonzentriertheit ist doch das Ergebnis deiner Depression.

Bist du in psychologischer Behandlung?

Ich glaube du brauchst noch viel, viel mehr Zeit.

Es hört sich doch so an, als ob dein Chef wohl Verständnis hätte.

Ich glaube, du musst erst einmal gesund werden, um wieder Leistung zu bringen, und das dauert -wie ich selber gerade erfahre- doch etwas länger als 4 Wochen.

Wichtig ist ein guter Arzt und Therapeut und einen verständnisvollen Chef.

LG
jule
Nii Cole
Beiträge: 10
Registriert: 5. Okt 2015, 18:18

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Nii Cole »

Hallo Jule57,

vielen Dank für deine Antwort!

Ich habe die letzte Zeit versucht mir in der Arbeit nichts anmerken zu lassen. Habe so gut es eben ging versucht zu verstecken, dass ich total überfordert bin mit meiner Arbeit. Doch als ich dann einen Zusammenbruch in der Arbeit hatte, musste ich mich jemandem anzuvertrauen. Ich ging zum Betriebsrat und mit deren Hilfe konnte ich mich auch unserem Gesundheitsmanagement anvertrauen. Schließlich fand auch ein Gespräch mit meinem Vorgesetzten statt.

Glücklicherweise habe ich in der Arbeit sehr viel Verständnis erfahren.

Nächste Woche hab ich endlich den ersten Termin bei meiner Psychologin ergattern können, die mich schon jahrelang betreut. Außerdem hatte ich ein Gespräch mit einer Psychiaterin aus der Uniklinik, wegen einer stationären Behandlung. Ich konnte mich zu diesem Schritt allerdings noch nicht entscheiden. Bin mir noch unsicher und möchte das alles gerne mit meiner Psychologin besprechen.

Wenn ich fragen darf, wie war denn dein erster Tag wieder in der Arbeit?
Warst du doch noch nicht bereit dazu?

Liebe Grüße
Cleoline
Beiträge: 80
Registriert: 24. Sep 2015, 18:20

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Cleoline »

Oh, wie gut ich dieses Gefühl kenne ! Denn momentan geht es mir ganz genau so und nachdem ich die ersten beiden AU´s telefonisch mitteilte, mache ich es jetzt nur noch per Mail.
Denn anders als bei dir habe ich eine Chefin, die kein bißchen emphatisch ist und das was sie sagt genau so schnippisch meint wie sie es sagt :cry:
Denke ich nur daran irgendwann ja wieder dorthin zu müssen, werde ich kurzatmig und die Tränen steigen mir hoch. Regelrecht verzweifelt bin ich momentan bei Gedanken an die Arbeit und ich weiß nicht, wielange das noch so geht.

LG Cleo
jule57
Beiträge: 13
Registriert: 9. Okt 2015, 12:36

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von jule57 »

Hallo Nii Cole

Nii Cole hat geschrieben:Wenn ich fragen darf, wie war denn dein erster Tag wieder in der Arbeit?
Warst du doch noch nicht bereit dazu?
Natürlich hatte ich Angst, aber da ich einige Tage vorher in der Praxis war und allen hallo sagen konnte und der Chef zumindest gelächelt und mir die Hand gegeben hat, ging es zuerst recht gut.
Hab mich zwar direkt wieder über eine Kollegin geärgert, die kaum einen guten Tag über die Lippen brachte, aber die 3 Std. habe ich dann einigermaßen rum bekommen. Ist ja auch immer genug Arbeit da. Natürlich musste ich mich erst wieder etwas einfinden.
Schwierig waren die Fragen der Patienten, wie es mir geht. Habe immer versucht sofort das Thema zu wechseln.
Da leider keine Absprache wegen meinen WE-Zeiten erfolgte, gab es direkt am 1. Tag Stress und ich war zuhause wieder nur am weinen.
Das setzte sich in den nächsten Tag so fort, s. mein Thread, so dass dann am Freitag vom Arzt die WE abgebrochen wurde.

Verständnis vom Chef (auch Arzt wohlgemerkt) leider gleich null.

Kolleginnen........?? Tja, mit einer stehe ich sowieso auf Kriegsfuß, und die anderen........ mussten ja alle die ganze Zeit für mich mitarbeiten.......massig Überstunden......wäre glaube ich auch sauer.......

Wenn eine stat. Behandlung dich weiter bringt...... würde mich nicht direkt dagegen entscheiden.
Aber ich denke, dass mit der Psychologin erst einmal zu besprechen, ist eine gute Idee.

Denk daran, du brauchst Zeit!

LG
jule
Nii Cole
Beiträge: 10
Registriert: 5. Okt 2015, 18:18

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Nii Cole »

Liebe Cleoline,

das tut mir wirklich sehr leid für Dich, dass deine Chefin so wenig Verständnis zeigt!
Weiß Sie denn was mit Dir los ist?
Hast Du mal mit ihr darüber geredet?
Also ich habe mich deutlich besser gefühlt, nachdem ich meinen Vorgesetzten eingeweiht hatte, auch, wenn das Gespräch natürlich sehr unangenehm war.

Ich kann es mir momentan auch überhaupt nicht vorstellen wieder in die Arbeit zu gehen & kann deine Verzweiflung sehr gut nachvollziehen.
So wie es aussieht werde ich noch für Wochen oder Monate ausfallen und bei dem Gedanken meinen Vorgesetzten darüber zu informieren habe ich unendliche Angst.
Aber Fakt ist, dass wir krank sind und das Wichtigste ist sich wieder besser zu fühlen. Ich versuche mir das auch immer wieder zu sagen.

Bist Du denn bereits in Behandlung?



Liebe Jule57,

danke für deine Offenheit und, dass Du deine Erfahrungen mit mir teilst!

Wie du schon sagtest ist das Alles einfach ein langer Prozess und leider habe ich in meinem Umfeld auch die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen überhaupt kein Bewusstsein/Verständnis für diese Krankheit haben.

Wieso hatte dein Arzt kein Verständnis?
Wie hat sich das geäußert?

Ich wünsch Dir weiterhin alles Gute!
Cleoline
Beiträge: 80
Registriert: 24. Sep 2015, 18:20

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Cleoline »

Hallo Nii Cole,
um Himmels Willen :shock: , nein - meine Chefin weiß nichts über die Art meiner Erkrankung. Sie kann mit kranken Mitarbeitern generell nichts anfangen (sie sieht nur den Nachteil, dass jetzt jemand fehlt) und erst Recht nicht mit Menschen die *psychisch nicht ganz auf der Höhe* sind ! Da auch sie einer der Auslöser für meinen jetzigen *Zustand* ist, kann ich keinesfalls mit ihr darüber reden.
Ich war auch heilfroh, dass die PIA auf die Krankmeldung keinen Psychiatrie-Stempel, sondern nur den Krankenhausstempel gemacht hat.
Du schreibst, dass du dir derzeit nicht vorstellen kannst wieder arbeiten zu gehen - so geht es mir momentan auch. Nur der Gedanke an meine Arbeitsstelle schnürt mir fast die Luft ab.
Ich war am mOntag das erste Mal in der PIA und die Psychiaterin hat mich vorerst 4 Wochen aus dem Verkehr gezogen. Doch ich frage mich : was mache ich in 4 Wochen wenn es mir dann nicht wesentlich besser geht ? Eine Psychologin hat *Dissimulation* bei mir erkannt (bezeichnet eine Verheimlichung/UNtertreibung von tatsächlich existierenden körperlichen oder psychischen Sachverhalten insbesondere von körperlichen oder psychischen Krankheiten)
Wenn ich also in 4 Wochen wieder vor der Psychiaterin sitze und sie mich fragt wie es mir geht, dann kann es passieren, dass ich sage : na ja, ganz gut. Und dann muss ich wieder arbeiten gehen, obwohl es mir keinen Deut besser als jetzt geht (eventuell, denn ich weiß ja nicht wie es mir in 4 Wochen geht) .
Wie mache ich den behandelnden Ärzten klar wie es mir tatsächlich geht ?

LG Cleo
TiniW
Beiträge: 6
Registriert: 21. Okt 2015, 12:12

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von TiniW »

Hallo Nii Cole,

du glaubst nicht, wie gut ich das alles nachempfinden kann. Ich kämpfe seit Anfang des Jahres mal wieder mit Depressionen und Angst. Angst und Panik vor allem vor meiner Arbeit. Für mich ist es zur Zeit undenkbar, wieder zu arbeiten. Ich war immer ein Arbeitstier, habe gern und viel gearbeitet, immer gern zur Arbeit gegangen und jetzt.....Panik und Heulattacken...
Ich bin heulend und panisch von meiner Arbeitsstelle abgehauen, habe auch wochenlang versucht, diese Gefühle zu unterdrücken oder wegzudrücken... Hat nichts gebracht, außer den totalen Zuammenbruch.
Hinzu kommt bei mir, dass ich 57 Jahre alt bin, alleinstehend und auf mein Einkommen angewiesen bin. Also kommen noch extreme Existenzängste dazu. Arbeitsunfähig bin ich jetzt seit ca. 3 Wochen, war aber im Februar schon mal 5 Wo krank und Juni/Juli ca. 9 Wochen in einer Klinik und nun dieses...
Ich bin auch tief verzweifelt, habe aber einen verständnisvollen Chef, aber mein Gewissen plagt mich auch schwer.
Keine Ahnung wie es weitergeht!??? Wir müssen einfach Geduld haben und zu unserer Krankheit stehen.....Depressionen gehen auch wieder vorbei.....nur wann???

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und gute Besserung. Nicht unterkriegen lassen!!!!

Liebe Grüße
TiniW
Galaxis
Beiträge: 246
Registriert: 20. Nov 2014, 22:49

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Galaxis »

Wie mache ich den behandelnden Ärzten klar wie es mir tatsächlich geht ?

In dem Du mit Deinem Arzt Klartext sprichst. Er kann nicht in Dich hineinschauen; nur Du kannst ihm sagen, ob Du weiterhin arbeitsunfähig bist oder auf dem Weg der Besserung bist. Ich hatte auch immer wieder Angst, dass die AU nicht verlängert wird. Ich habe meinem Psychiater aber nach meinem Klinikaufenthalt gesagt, dass ich zu meinem alten Arbeitgeber, der meine Krankheit noch nicht einmal vom Krankenhaus akzeptiert hat und mich noch abgemahnt hat, wieder zurückkehren kann.

Während der Krankheit wurde mir ja auch gekündigt. Ich hatte halt eine sehr lange Kündigungsfrist, weil ich dort 19 Jahre beschäftigt war. Ich war damals ein 3/4 Jahr krankgeschrieben mit Reha und allem drum und dran. In der Reha hat man mir empfohlen Teilzeit zu arbeiten, was ich jetzt auch tue und ich habe seitdem keine Depressionen mehr. Vielmehr ist es ja auch so, dass Depressionen auftreten, wenn das Klima auf der Arbeit nicht stimmt und das war bei mir der Fall.

Ich hatte damals in vielen Löchern gesteckt und hatte geglaubt, da nie mehr raus zu kommen. Dann kam die Arbeitslosigkeit 9 Monate, dann hatte ich etwas neues gefunden und bin nach 5 Monaten wieder gekündigt worden. Wieder 8 Monate zu Hause; erneute Depression, erneut Krank und seit März arbeite ich wieder und bin zufrieden.

Man sollte sich wirklich überlegen, wenn man Angst hat zur Arbeit zu gehen, sich nicht etwas anderes zu suchen, was eher zu einem passt. Das habe ich gelernt und setze auch Grenzen, wenn es mir zu viel wird.

Mein Arzt hat immer Verständnis gehabt. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst.

Liebe Grüße
Galaxis :)

LG Cleo[/quote]
ThomasR
Beiträge: 1
Registriert: 26. Okt 2015, 17:00

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von ThomasR »

Hallo Nicole,
Das Problem was du da beschreibst kenne ich nur zu gut,ich habe ca. 1Jahr damit gelebt bis ich merkte das mit mir etwas nicht stimmt,diese Angst zu versagen, im Job so wie auch im Privatleben.
Vor 4 Wochen habe ich mir Gedanken gemacht was mit mir los ist,habe die Symptome versucht zu beschreiben.Als mir klar wurde wie weit ich war,(unter anderen auch Selbstmordgedanken) habe ich die Notbremse gezogen und mein ganzes Leben in frage gestellt.Ist es der richtige Job? Die richtige Partnerschaft? Denn beides zog mich runter und unterstützten mich nicht bei meiner Krankheit.Alleine das zu wissen hat mir schon ein wenig geholfen,Ich bin seit 3 Wochen in ärztlicher Behandlung ,bekomme Medikamente und fühle mich ein wenig besser.
Ich habe meinen Job gekündigt und fange nächsten Monat eine neue Stelle an.Ich wünsche das dir es ein wenig weiterhilft und man sieht es geht weiter.
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Nii Cole,

ich kenne die Situation ebenfalls, allerdings arbeite ich inzwischen seit einem Jahr wieder, ich kann dir rückblickend sagen, wie ich empfinde.

Heute kommt es mir fast lächerlich vor - ich hatte aber die gleichen Ängste wie du. Obwohl ich in dieser Firma seit über 10 Jahren arbeite und mich mit meiner Arbeit auch sicher fühle. Das alles war aber plötzlich weg. Aus die Maus, von einem Tag auf den anderen ging nichts mehr. Ich hatte panische Angst, jemandem unter die Augen zu treten und die Vorstellung, auch nur eine Stunde im Büro zu verbringen, trieb mir Schweißperlen auf die Stirn.
Für mich gab es aber nur eine Lösung: Dieser Weg ist verbaut, ich muss einen anderen wählen. Ich holte mir Hilfe, war insgesamt 6 Monate AU, davon 2 Monate in der Tagesklinik. Die gesamte Zeit über habe ich jedoch persönllichen und telefonischen Kontakt zur Firma gehalten. Das war mein Glück, denn es hat uns allen viel erleichtert. Mich hat es Überwindung gekostet. Jeder Besuch, jedes Telefonat, ganz besonders zur Anfangszeit. Ich habe mit offenen Karten gespielt und meiner Chefin auch gesagt, dass sie kein Geheimnis um die Depression machen muss. Eine so langwierige Sache kann man eh schwer verschweigen. Jeden Monat, z.T. alle 2 Wochen habe ich kurz in der Firma vorbeigeschaut, mit den Kollegen gesprochen, damit sie erkennen, ich lebe noch, aber es geht mir eben schlecht. Irgendwann fingen sie an, Fragen zu stellen, wir blieben im Gespräch. Das war ganz wichtig.

Meine Chefin hat sich sehr untershciedlich verhalten. Manchmal war sie sehr kurz angebunden, aber im allgemeinen war der Tenor: werden Sie wieder gesund, tun Sie alles dafür und nehmen Sie sich jetzt die Zeit.

Die gesamte Zeit über hatte ich das Gefühl "wieder arbeiten zu müssen". Abgehalten haben mich mein Mann und die Ärzte. Nach der Tagesklinik war es ein schwerer Weg, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um eine Wiedereingliederung zu beginnen. Die 2 Stunden zu Anfang kamen mir wie Schwerstarbeit vor. ich konnte mir nicht vorstellen, jemals wieder mehr zu arbeiten. Meine Ärztin sagte mir damals: maximal einen Monat, höchstens 2 nach vorne schauen, nicht weiter. Der Rest würde sich ergeben. Sie hatte Recht. Ich habe nach Absprache mit der Chefin für eine längere Zeit auch nach der WE reduziert gearbeitet.

Wichtig war für mich die Offenheit (inzwischen rufen mich Kollegen an, weil sie wissen, dass ich an Depressionen litt und fragen um Rat), denn nach Aussage meiner Chefin hat ddas dazu beigetragen, dass ich bleiben konnte. Für meine Kollegen und mich war der Kontakt wichtig, denn so konnten sie mir den Neubeginn auch leicht machen. Es gab innerhalb der Firma soooo viele Hilfsangebote - ich weiß, dass das selten ist, aber wenn du einen verständnisvollen Arbeitgeber hast, ist das eine gute Voraussetzung, das gemeinsam zu lösen.

Ich fände es wichtig, wenn du über deinen Schatten springen könntest und die Krankmeldung telefonisch ablieferst - oder eben persönlich. Um erzählen zu können, wie es dir geht. In dem Gespräch könntest du ja erklären, dass es dir schwerfällt herzukommen oder zu telefonieren, dass du es aber versuchen möchtest, um Kontakt zu halten.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Nii Cole
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Registriert: 5. Okt 2015, 18:18

Re: Panik vor der Arbeit

Beitrag von Nii Cole »

Vielen lieben Dank für die ganzen Antworten & guten Ratschläge!
Mir persönlich hilft es unwahrscheinlich mich auszutauschen.

Kontakt zu denen in der Arbeit halte ich schon. Allerdings bis jetzt fast ausschließlich per E-Mail.
Zwei Kolleginnen mit denen ich mich auch privat sehr gut verstehe, kommen mich auch Zuhause besuchen.
Ich ernte schon sehr viel Verständnis in der Arbeit, das muss ich sagen, allerdings habe ich Zweifel ob bestimmte Personen das ernst meinen oder nur gute Miene zum bösen Spiel machen und insgeheim eine schlechte Meinung von mir haben.
Aber selbst, wenn das der Fall ist, muss ich versuchen mir nicht ständig den Kopf zu zermatern.

Doch momentan verschlechtert es einfach meinen Zustand, wenn ich an die Arbeit denke oder mit Jemandem von dort Kontakt habe.
Ich hoffe ich bekomme das wieder irgendwie hin!
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