Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

W_Blake
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Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Hallo zusammen,

wie finde ich die passende Klinik für mich für einen stationären Klinikaufenthalt?

Wenn ich schon in eine Klinik gehen sollte, dann möchte ich auch, dass ich dort das bestmögliche Ergebnis raushole. Ich würde also nicht in irgendeine Klinik – sagen wir die nächstgelegene – gehen wollen, nur um in eine Klinik zu gehen. Wenn ich diesen Schritt schon gehen sollte, dann will ich mir auch einigermaßen sicher sein, dass ich in der entsprechenden Klinik wirklich gut aufgehoben bin.

Hat also irgendjemand Tipps für die Vorgehensweise bei der Klinikwahl oder gar Klinikempfehlungen?

Vielen Dank im Voraus!

Herzlichst,
Blake
Salvatore
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Salvatore »

Hallo Blake,

natürlich hast du mit dieser Überlegung Recht, dass die Klinik passen muss. Da wäre dann mal die Frage, was willst du denn eigentlich? (Man kann eben nicht pauschal zum Konditor gehen und sagen, empfehlen Sie mir mal einen Kuchen, den ich richtig lecker finde! ;) )

Allerdings, kann ich dir gleich dazu sagen, ist hohes Anspruchsdenken Ursache Nummer 1 für das Scheitern eines Klinikaufenthaltes... Du kannst jetzt schon mal davon ausgehen, dass selbst bei sorgfältigster Auswahl die Ausfallquote der Therapien aufgrund von chronischem Personalmangel, Krankheit und Urlaub relativ hoch sein und es daher nötig sein wird, sich mehr mit dem zu beschäftigen, was stattfindet als mit dem, was nicht stattfindet. Zudem vermute ich mal ins Blaue, dass du große Hoffnung auf Einzeltherapiestunden steckst (weil das alle tun): diese werden selten sein und von Klinikseite aus nicht den größten Stellenwert haben.

Realistische Erwartungen sind:
- Entlastung von Alltagsverpflichtungen
- wertvolle Kontakte zu Leidensgenossen
- umfangreiches Therapieprogramm (Gruppen-, Beschäftigungs-, Musik-, Bewegungstherapie)
- kompetente und engmaschige ärztliche Versorgung
- Stabilisierung

Unrealistische Erwartungen sind:
- ein "bestmögliches Ergebnis" (das ist kein Wettbewerb, Leistungsdenken hat in der Therapie von Depressionen keinen Platz)
- viel Einzeltherapie
- geheilt entlassen zu werden; auch bei einem mehrwöchigen (selbst -monatigen) Klinikaufenthalt können Entwicklungen lediglich angestoßen werden


Ich würde an deiner Stelle die behandelnden Ärzte/Therapeuten auf diese Frage ansprechen. Sie haben ein genaues Bild von deiner Persönlichkeit und deinem Störungsbild unId können sicher eine EInschätzung abgeben (auch wenn esn icht eine konkrete Klinik ist, dann doch wenigstens eine Richtung).
Es gibt ja reichlich Suchportale im Internet, die Bewertungen der User würde ich aber mit Vorsicht genießen - die Unzufriedenen machen ihrem Ärger gerne Luft, die Zufriedenen posten deutlich seltener.

In der Regel ist es so, dass du sowieso nicht "blind" in eine Klinik gehst. Psychiatrien nehmen sofort auf, alle anderen führen normalerweise vor der Aufnahme ein Vorgespräch durch. In diesem ist dann Gelegenheit zu klären, ob das Angebot der Klink auf deine Bedürfnisse passt. Da kannst du dann auch Fragen zu dem genauen Programm loswerden.
Rechne mit Wartezeiten.

Alles Gute für deine Suche,
Salvatore
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W_Blake
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Hallo Salvatore,

vielen Dank für deine Einschätzung! Das sind ja rosige Aussichten …
Salvatore hat geschrieben:Realistische Erwartungen sind:
- Entlastung von Alltagsverpflichtungen
- wertvolle Kontakte zu Leidensgenossen
- umfangreiches Therapieprogramm (Gruppen-, Beschäftigungs-, Musik-, Bewegungstherapie)
- kompetente und engmaschige ärztliche Versorgung
- Stabilisierung
Dann frage ich mich, was ich in einer Klinik soll … Hintergrund meiner ganzen Neubewertung der Klinikfrage war die Empfehlung der Therapeutin. Sie meinte, meine Probleme seien zu komplex, als dass sie diese in einem tiefenpsychologisch fundiertem Verfahren behandeln könnte. Ich solle überlegen, ob ich nicht erst einmal während eines stationären Aufenthalts meine Vergangenheit aufarbeiten wolle, um zu einem klareren Fokus in der Gegenwart zu kommen … Aber wenn ich von jenen realistischen Erwartungen ausgehen soll, frage ich mich, ob das eine stationäre Therapie überhaupt leisten kann?! Neben der Behandlung von Depressionen sollten traumatische Erfahrungen ein Schwerpunkt bilden: Ich bräuchte ja eigentlich gerade eine intensive Betreuung, um meine Vergangenheit mit mehreren Todeserfahrungen aufarbeiten zu können und keine Gruppen- und Beschäftigungstherapie. Hm?! Das stimmt mich nun wieder eher skeptisch …

Vielen Dank und herzliche Grüße
Blake
Salvatore
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Salvatore »

Hallo Blake,

dann würde ich der Empfehlung der Ärztin folgen... Auf jeden Fall ist das mit dem Trauma ein wirklich wichtiger Hinweis, die Klinik sollte explizit Traumabehandlungen anbieten. Ich habe selbst kein Trauma, aber ich weiß von anderen (Mitpatienten und Forianern), dass da die Schwerpunkte schon etwas anders sind als bei "nur" Depressionen. Ein stationärer Aufenthalt hat schon massive Vorteile, man muss sie halt nur sehen (können) und darf nicht mit falschen Vorstellungen hingehen, dann sind nämlich Enttäuschungen vorprogrammiert und ist mit diesen so beschäftigt, dasss man sich auf das Angebot nicht einlässt.

Und was man eben wissen muss ist, dass einfach vieles in der Gruppe stattfindet. Und das stellen sich die meisten anders vor, da entstehen dann schnell Bilder in den Köpfen wie mehrstündige tägliche Einzelbehandlung und das wird garantiert nicht passieren.
Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass es deswegen nicht sinnvoll ist, im Gegenteil. Den Austausch mit anderen Patienten darfst du nicht unterschätzen! Du wirst wahrscheinlich verwundert sein.

Ein wesentlicher Teil würde dann "Psychoedukation" sein, also Aufklärung über das Störungsbild. Es geht nicht gleich an die traumatische Erfahrung an sich, sondern sozusagen die "Theorie" hinter der "Praxis". Darauf wird viel Zeit verwendet und wenn du das ambulant machst, gehen da erst mal einige Monate ins Land (es sind ja üblicherweise 50 Minuten pro Woche - was kann man da schon schaffen?).
Außerdem werden Techniken vermittelt, sogenannte "Skills". Überhaupt ist es viel Verhaltenstherapie am Anfang, also ganz konkrete Handlungsvorschläge. Dafür ist es nicht wichtig, wie im Detail dein persönliches Trauma aussieht, weil sich die Mechanismen meist sehr ähnlich sind (so wie sich die Ausprägungen von Depressionen unheimlich ähneln, auch wenn die Auslöser der Depression bei jedem anders sind). Du lernst, wie du mit dem Erlebten umgehen und es in dein Heute einbinden kannst, ohne dass es dich beherrscht.

Das ist alles wahnsinnig anstrengend (der Kopf verbraucht etwa 20% der Energie des gesamten Körpers, man ist schnell so erschöpft wie nach harter körperlicher Arbeit!) und du wirst froh sein, wenn du dich ansonsten um nichts kümmern musst und dich ganz darauf konzentrieren kannst. Über Bewegungs- und kreative Therapien kannst du dich den Themen auf eine andere als die gedankliche und sprachliche Weise nähern. Sport baut Adrenalin ab und Entspannungstherapien sorgen fürs Runterkommen.
Außerdem ist IMMER jemand da, der dich im Zweifel auffängt, es wird schon sehr viel um sehr Belastendes gehen und da weiß man nie, wie man darauf reagiert. Ein Arzt ist kurzfristig erreichbar, was ambulant auch nicht unbedingt der Fall ist.

Deine individuelle Situation besprichst du mit dem Einzeltherapeuten und da fängt die Aufarbeitung an. Sowas dauert eben seine Zeit und kann nicht in ein paar Wochen geschehen, aber die Grundstock kann gelegt werden, so dass du im Anschluss möglichst in einer ambulanten Therapie weitermachst. Bis dahin hast du die "basics" verinnerlicht und kannst die (zeitlich begrenzten) Stunden wahrscheinlich gut nutzen.

Das macht alles schon sehr viel Sinn und hat auch einen hohen Nutzen, wenn man sich für das Konzept öffnet. Die Betreuung ist ja in der Tat intensiv, über mehrere Stunden an fünf Tagen in der Woche und das über mehrere Wochen hinweg; die Alternative ist 1x pro Woche 50min (und das hast du stationär auch) und alle paar Wochen Arzttermin. Glaubst du ernsthaft, dass du da mehr erreichen kannst?
Such doch mal nach Beiträgen von Brummi59, der hat in der Vergangenheit vielen Usern beschrieben, was stationär in Traumagruppen geschieht.

LG, Salvatore
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W_Blake
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Hallo Salvatore,
Salvatore hat geschrieben:dann würde ich der Empfehlung der Ärztin folgen...
das ist es ja gerade: Die Empfehlung der Therapeutin (mit der ich ansonsten sehr zu frieden bin) wirkt auf mich nicht wirklich gut begründet. Es scheint eher ihre Gewohnheit zu sein, Patienten dorthin zu vermitteln. Angeblich sei das therapeutische Begleitprogramm sehr vielseitig, aber ich kann nicht erkennen, dass sich die vorgeschlagene Klinik diesbezüglich in irgendeiner Weise besonders von anderen abhebt …
Salvatore hat geschrieben:Auf jeden Fall ist das mit dem Trauma ein wirklich wichtiger Hinweis, die Klinik sollte explizit Traumabehandlungen anbieten.
Das ist irgendwie kompliziert. In Behandlung habe ich mich wegen Depressionen begeben, aber in den letzten Tagen, Wochen und Monaten verdichtet sich bei mir der Eindruck, dass vieles von meinem persönlichen Erleben mit einer frühkindlichen, vermutlich traumatischen Erfahrung der eigenen Vergänglichkeit zu tun hat – der Erfahrung, beinahe zu sterben; hinzu kommt womöglich noch die Erfahrung, damit alleine gelassen worden zu sein. Auch, wenn sich die Erfahrungen mit der eigenen Vergänglichkeit in unterschiedlicher Weise noch zweimal wiederholt haben, leide ich also nicht akut unter einem Trauma, aber fürchte, dass vieles von meinem Erleben, also auch die Depression, auf sehr subtile Weise bedingt ist durch diese frühkindliche Erfahrung. Wenn meine Vermutung stimmt, dann wäre eine auf traumatisierte Patienten spezialisierte Klinik m.E. schon angeraten. Aber, wie gesagt, die vorgeschlagene Klinik ist einfach die Klinik, die gewohnheitsmäßig von der Therapeutin „empfohlen“ wird.

Wenn ich mich aber für diesen Schritt (stationäre Therapie) entscheide, möchte ich nicht einfach irgendwo hingehen, sondern eine Entscheidung treffen, bei der ich ein gutes Gefühl habe.

Herzliche Grüße
Blake
katyfel
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von katyfel »

Hallo Blake,

ich bin auch grade (mal wieder) auf der Suche und es ist und bleibt schwierig..
Grade auf seriösen Seiten von Institutionen, Stiftungen etc. findet man aber zielgerichtete Suchmaschinen, die "passende" Kliniken finden- insofern du denn halbwegs weißt, was für dich "passend" wäre.

Da sehe ich es allerdings etwas anders als Salvi;
Wenn ich als Patient/in bereit bin, einiges zu investieren in die Behandlung, dann kann ich auch bestimmte Dinge erwarten.

Das heißt nicht, dass ich mich da hinsetze und sage "macht ihr mal", natürlich ist das zum Scheitern verurteilt, aber ich habe z.B. durch bisherige Erfahrungen ein paar Dinge erlebt, die bestimmt nett gemeint sind, mir aber nicht helfen, es gibt Sachen, die ich wichtig finde, z.B. auch den Ansatz wie du (wenn ich das richtig rausgelesen habe) in der Klinik eher aufdeckend zu arbeiten als nur stabilisierend,...
Mein Arzt sagte es erst neulich so schön; Man selbst investiert mind. jede Menge Kraft, bei mir auch Mut und Zeit,... außerdem auch Geld (selbst und/ oder die Kasse), wobei das nur halb relevant ist, da ist es völlig in Ordnung, nicht nur in der Haltung eines Bittstellers zu kommen, sondern durchaus als Gegenüber.

Und wenn du dir ein paar herausgesucht hast, die zu dir und deinen Ansprüchen passen, dann ist es sicher immer auch Glückssache (die Chemie mit Behandlern, anderen Patienten,... lässt sich nunmal nicht vorhersagen), wie "effektiv" ein Aufenthalt nun ist... aber das ist dann das, was man als Patient tun kann und meiner Ansicht nach auch sollte, um Enttäuschungen (evtl. auf beiden Seiten) und vor allem verlorene Zeit und Lebesmüh zu vermeiden...

Liebe Grüße,
Sinfonia
push the sky away
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von push the sky away »

Hallo Sinfonia,
Du schreibst
Grade auf seriösen Seiten von Institutionen, Stiftungen etc. findet man aber zielgerichtete Suchmaschinen, die "passende" Kliniken finden ...
Hast Du vielleicht Adressen, die Du zur Verfügung stellen könntest? Ich bin, wie Blake, auch auf der Suche und denke, ich weiss in etwa, was ich brauche.

Danke & Grüße.
dieRuth
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von dieRuth »

Für privat versicherte: schaut euch mal die Homepage der buchtalklinik in albstadt an
katyfel
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von katyfel »

Es gibt viele spezialisierte Kliniken... sowohl mit Depressonsstationen etc., obwohl dafür sicher eher die meisten qualifiziert sind,
als auch für Trauma, Sucht o.ä.
Ich kann gern mal ein paar Links reinstellen nachher, meintest du das?


Persönliche Empfehlungen finde ich immer schwierig bis sinnlos, weil es ja total darauf ankommt, was man will, mit was für Vorerfahrungen und Erkrankungen man kommt, welches Umfeld und welche Therapieform man braucht,...

Liebe Grüße und evtl. bis später
push the sky away
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von push the sky away »

Hallo Sinfonia,
ja genau, das meinte ich bzw. die Suchmaschinen von den Instutitionen/Stiftungen, die Du gefunden hast.

Persönliche Empfehlungen halte ich auch für schwierig.

Danke!
szegfue75
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Registriert: 17. Mai 2006, 22:17

Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von szegfue75 »

Hallo Blake,

schön von dir zu lesen. Ich finde es toll, dass du jetzt in Erwägung ziehst eine stationäre Therapie zu machen. Deine Bedenken kann ich voll und ganz verstehen. Wie du weißt, werde ich auch eine stationäre Therapie machen. Ich warte gerade auf die Rückmeldung der Rentenversicherung auf meinen Antrag.

Das ganze zieht sich bei mir jetzt schon Monate hin und ich habe manchmal Tage, da denke ich mir, ich werde das nicht machen. Aber ich unternehme jetzt auch nichts, um die stationäre Therapie zu verhindern. Das ganze Prozedere hat mich sehr viel Kraft und Zeit gekostet und ich traue mir selbst nicht über den Weg. Im Moment habe ich gerade wieder eine bessere Phase. Aber wer weiß schon wie lange die anhält.

Aber nun zu dem, was ich dir gerne mitgeben möchte: Bevor du dich für eine Klinik entscheidest, schau sie dir an. Oft bieten Kliniken Infotage an. Da kannst du als Besucher Fragen stellen und wirst auf dem Klinikgelände rumgeführt.

Meine Psychaterin, von der ich viel halte, hat mir eine Klinik empfohlen. Sie war richtig begeistert von der Klinik. Als ich mir die Klinik dann aber persönlich angeschaut habe und auch ein Infogespräch hatte, habe ich mich gegen diese Klinik entschieden. Mir hat es dort gar nichts gefallen. Durch Zufall habe ich bei der Beratungsstelle einen Flyer mit einer Klinik gesehen, die mir ganz gut gefallen hat. Auch dort war ich und muss sagen, dass ich gleich ein gutes Gefühl hatte. Freundliches Personal und Therapeuten. Schönes Gelände mit vielen Möglichkeiten sich zu beschäftigen. Falls es dich interessiert, es ist eine von den 4 Saluskliniken in Deutschland. Viel Erfolg bei der Recherche und Entscheidungsfindung.

Liebe Grüße,

Szegfue
"Glücklichsein ist eine Angelegenheit rein persönlicher Anpassung an ihre Umgebung."
Zitat aus Cluny Brown auf Freiersfüßen
katyfel
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von katyfel »

Dann einfach mal die mir grade vor Augen stehenden Links... es gibt sicherlich noch deutlich mehr und ähnliche für jede Diagnose bzw. Kategorie (Persönlichkeitsstörungen, Somatoforme Störungen, oder eben Depressionen und Trauma, die ich jetzt habe);

Depressionen bzw. allgemein
natürlich ;) zuallererst: http://www.depressionsliga.de/unser-ang ... uchen.html
http://www.depressions-sprechstunde.de/ ... ressen.htm

dazu lohnen sich oft Seiten einzelner Verbände, Berufsvereinigungen (oder wie auch immer sie genau heißen), Initiativen etc. ... ein bisschen von Seite zu Seite über die Linklisten treiben lassen, hilft dabei.

(Falls Interesse besteht... Trauma. Meist wird da auch anderes behandelt, aber sie haben den Schwerpunkt eben da:
http://www.traumhaus-bielefeld.de/links ... herapeuten
http://www.trauma-informations-zentrum. ... iniken-co/
...und auch wieder einige andere)

Viele große Klinikgruppen (Ameos, Helios, Schön-Kliniken sind jetzt die, die mir einfallen) haben auch nochmal ihre "internen" Suchen, wo logischerweise nur ihre eigenen Häuser auftauchen, dafür auch deutschlandweit.

...und, weil ich das nicht nicht geschrieben haben möchte ;) Meinungen anderer in Portalen oder noch besser durch Bekanntschaft, können oft eher als ein beliebig aufgehübschtes Internetangebot die Stimmung, Ausstattung, das Angebot,... einfangen, sind aber immer so subjektiv, dass sie quasi gar nicht vergleichbar sind.

Hinfahren, wie auch grade schon geraten, ist sicherlich ideal, mir aber z.B. grade kräftemäßig und auch von den Distanzen her nicht möglich, da muss ich mich aus eine Mischung aus alldem verlassen- und mein Bauchgefühl bei genaueren telefonischen Nachfragen.
Und- und das ist auch echt das letzte dann jetzt ;) - auf eine halbwegs humane Wartezeit. Die leistbar ist, wenn man intensive Hilfe sucht...

Liebe Grüße und allen, die suchen (und finden...) viel Erfolg!
Sinfonia
W_Blake
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Suchtipps und Zusprüche! Hätte ich gewusst, dass es ein Riesenakt wird, überhaupt erst einmal eine passende Klinik zu finden – ich hätte den Gedanken, einen stationären Aufenthalt in Betracht zu ziehen, gleich wieder zur Seite gelegt. Aber jetzt ist der Stein ja schon einmal ins Rollen gekommen …

Mit allzu langen Wartezeiten wäre es nur insofern blöd, dass dann u.U. die ambulante Therapie bereits abgelaufen ist. Die ambulante Therapie sollte aber eigentlich an die stationäre anschließen. Ich benötige jetzt nicht akut Hilfe, weil ich ja schon seit über dreißig Jahren mit den Konsequenzen lebe …Wie bereits erwähnt ginge es primär um die Behandlung/Bewältigung eines frühkindlichen Traumas, das vermutlich sehr viel mit meinen Depressionen zu tun hat. Eine Kombi aus Trauma- und Depressionstherapie wäre vermutlich ganz nützlich; dabei wäre der Schwerpunkt vielleicht sogar auf ein Entwicklungstrauma zu legen und weniger auf ein Schocktrauma, das ich zwar auch erlebt habe, aber ich glaube mittlerweile, dass die Konsequenzen eher zu denen eines Entwicklungstraumas passen.

Ich sehe, ich habe noch viel Arbeit vor mir …

Die Kliniken selbst zu besuchen, halte ich übrigens für eine prinzipiell gute Idee. Aber ich kann schlecht eine Tour durch ganz Deutschland machen, um die beste Klinik für mich zu suchen. Das kostet ja enorm viel Zeit und Geld … Dafür wird sich wohl zunächst eine andere Lösung finden müssen; vielleicht ist ein persönlicher Besuch dann möglich, wenn nur noch zwei Kliniken in engerer Auswahl stehen.

Puh, ich bin jetzt schon etwas erschlagen, wenn ich nur an die Mühen der Suche denke …

Herzliche Grüße
Blake
Bittchen65
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Blake,

eine Akutklinik mit Depressionsstation fängt dich auf wenn es dir ganz schlecht geht.
Selbst während einer ambulanten kognitiven Verhaltenstherapie, musste ich bei einem Medikamentenwechsel, in stationäre Behandlung.
Dein Therapeut müsste dir eine passende Klinik nennen können, zumindest war das bei mir so.
Auch ein Anruf bei deiner KK kann dir weiter helfen.

Liebe Grüße Bittchen
W_Blake
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Liebe Bittchen,

vielen Dank für den Hinweis auf die KK!

Die Idee der Therapeutin hinter dem stationären Aufenthalt ist die, dass sie der Meinung ist, dass meine Probleme zu komplex und ungeordnet sind, als dass sie mir mit einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie helfen könne. Zu diesem Zweck hat sie vorgeschlagen, eine stationäre Behandlung zwischenzuschalten, in der es um die Aufarbeitung meiner frühkindlichen (traumatischen) Erfahrungen gehen solle. Die Klinikempfehlung von der Therapeutin selbst wirkt leider wenig motiviert/begründet auf mich – es ist gewissermaßen die Standardklinik, mit der sie immer zusammenarbeitet. Ich würde dann aber schon gerne eine Klinik auswählen, die auf Traumatisierungen und Depressionen spezialisiert ist.

Herzliche Grüße
Blake
push the sky away
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von push the sky away »

Hallo.

@ Sinfonia
Danke für Adressen! Das hilft weiter und ist eine Recherche-Richtung, an die ich noch gar nicht gedacht habe. Vielleicht habe ich es überlesen, aber suchst Du auch gerade?

@ Blake
Ich suche auch in Richtung Trauma und Depression. Zusätzlich, wenn möglich, noch neurologisch.
Wir können uns ja über unsere Ergebnisse auf dem Laufenden halten, wenn Du magst.
Wird bei mir dauern.
Und ja, das kostet Kraft!
Schritt für Schritt.

Liebe Grüße.
diogenes
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von diogenes »

hallo,
ich kann ja da als "neuer" kaum was beitragen, aber ich kann euch ja mal erzählen, wie das bei mir war.
um die Quintessenz vorweg zu nehmen, sage ich als laie einfach nur krankenkasse. ob privat oder nicht, die sind die wichtigsten nach dir selbst, die an deiner Gesundung interessiert sind. und sie haben auch sehr kompetente Mitarbeiter, die sich nur um sowas kümmern, sich zeit für dich nehmen und dich auf den richtigen weg bringen.

durch eine traumatische Sache bin ich in eine Depression gefallen. angefangen hat das mit einem körperlichen zusammenbruch. also Hausarzt und erstmal ausruhen. als es mir dann 2 Monate sehr gut im bett gefallen hat wurde ich unruhig. also Depression. Termin beim Psychiater in 3 Monaten. ab ins bett. aber irgendwas hat mich daran gestört, das war nicht ich. hab mich mal so für kliniken interessiert. mein eigentlicher wunsch war ja, endlich mal einem Psychiater ins auge zu schauen. in absprache mit meinem Hausarzt wollte ich in meiner not in die erstbeste Klinik gehen, um einen anfang zu machen. ich war völlig überfordert und verzweifelt mit meinem zustand. freitag war ich am koffer packen und wollte montag in die nächstbeste Klinik bei mir um die ecke. die hatte natürlich nen schlechten ruf und alles was dazugehört. mir wars egal... beim kofferpacken ruft mich meine kk an und macht mir einen vorschlag. wollte erst nicht, aber dann doch. war ja keine Klinik, sondern bloß so eine kleine Einrichtung. hatte sch... angst. na ja, montag aufnahmegespräch, mittwoch rein. 4 Psychologen, 1 pracktischer Arzt, jede menge Therapeuten und 15 Patienten. nach der Entlassung hab ich jetzt 3 ampulante therapien in der Woche. ob das alles gut war, weiß ich nicht. es geht mir gerade wieder sehr schlecht. aber ich finde es eine sehr gute anfangserfahrung. hab ein wenig zu mir und vor allem zu meiner Krankheit gefunden. ich weiß, daß ich ganz am anfang bin und wohl auch noch ein längerer klinikaufenthalt bevorsteht. aber jetzt ist mir das eigentlich völlig wurst wo ich hingehe. ich habe auf jeden fall gelernt, wie ich mich dort bewege, worauf es ankommt und wie ich das beste daraus für mich entnehmen kann. das einzige worauf man unbedingt achten sollte - darauf bin ich erst hier im Forum gekommen(in der einrichtung war das gegeben)- , daß man sozusagen nur unter Patienten mit einem sehr ähnlich gelagertem Krankheitsbild ist.


LG diogenes
katyfel
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von katyfel »

Liebe Blake& Sky,

ja ich suche auch. Bzw. bin ich vielleicht schon fündig geworden...
Entwicklungstrauma ist übrigens meiner bisherigen Erfahrungen nach ein sehr "typisches" Thema in tiefenpsychologisch ausgerichteten Kliniken... was das angeht, hätte ich also nicht zu große Bedenken.

Zu den Wartezeiten (über die ich mich wie schon geschrieben, nahezu jederzeit aufregen könnte...) nochmal; meiine Erfahrung ist, dass die bei einem Anruf mit interessierter Nachfrage oft nochmal ganz anders eingeschätzt werden als sie im Internet stehen oder von anderen erzählt werden.
Mein aktuellstes Beispiel dafür ist die Traumaklinik in Bielefeld...
Ich z.B. habe auch nicht Zet und Energie, mir alles vorher anzugucken.. aber so ein Anruf, kombiniert mit den Bildern und Worten aus dem Internet hilft meinem Bauchgefühl schon mal sehr weiter.
Die letzte Klinik in der ich (dann mehrfach) war, habe ich z.B. nur aus der Empfehlung meines damaligen Therapeuten heraus genommen, meine Unterlagen hingeshickt und wusste gar nichts.. das war wohl ein Glücksfall.
Für mich sind viele Dinge wichtig bei so einem Aufenthalt, vor allem Stimmung in der Klinik und der Umgang untereinander& mit mir gehören dazu... und die werden mir (leider) erst beim Aufenthalt selbst wirklich sichtbar und spürbar werden.

Meine Angst grade ist eher die Zusage der KK, mal sehen, ob das klappt...

Liebe Grüße!
Zarra
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hi Ihr,

nur mal so zwischenrein: Ich würde persönlichen Empfehlungen noch am ehesten trauen - sei es von Ärzten und Therapeuten, die Euch kennen UND von denen Ihr annehmt, daß sie nicht einfach nur die nächstbeste Klinik nennen, sondern wenigstens die, von der sie etwas wissen oder über andere Patienten gehört haben, oder von Menschen, die Ihr halbwegs einschätzen könnt - Austausch in Selbsthilfegruppen kann da z.B. hilfreich sein. Vor dem allerersten Mal ist es wahrscheinlich schwierig, eigene Präferenzen anzugeben. (Und eigentlich will man ja auch, daß es bei diesem Mal bleibt! ;) ) Trotzdem: Rumhören und in sich reinhören schadet nicht; irgendwie sollte man sich dort schon auch wohl fühlen. Allerdings finde ich wie Sinfonia, daß es etwas anderes ist, ob ich als Fremde durch die Gebäude und ggf. das Gelände laufe oder ob ich dort "bin", "integriert bin", für diese Wochen dorthin gehöre. Und ich finde immer noch die therapeutische Qualität am wichtigsten und würde eher ggf. andere Kröten schlucken, wobei das in einem anderen Einzelfall zu Recht ein No-Go sein kann. Internetseiten sind zur theoretischen und ggf. bildlichen Vorinfo gut (ggf. Ausrichtung, ob es etwas Spezielles gibt oder nicht gibt) - zu mehr nicht; denn "versprechen" kann man viel. Und die realen und hoffentlich guten Therapeuten und Ärzte gestalten nicht die Internetseiten, das machen andere. Ich weiß, daß einige Kliniken das dann in realiter nicht erfüllen, auch wenn ihre Internetseiten das versprechen. Und ich war beim Googeln mal auf eine entfernte Klinik gestoßen, die ich meinte mir für den ggf. weiteren Notfall merken zu müssen - es klang alles einfach nur passend und super; und einige Monate später habe ich einen ausführlichen, sehr reflektierten Bericht mit konkreten Beispielen gelesen - und nach dem waren die Internetseiten Leit- und Wunschbild, aber ganz weit von der Realität entfernt. - In meine erste Klinik würde ich nur ein weiteres Mal gehen, wenn eher so etwas wie eine Kur mit auch ... haben wollte. Für Menschen, die das erste Mal das Wort Psychosomatik hören oder ganz viel Angst vor Psychotherapie haben, kann aber auch diese Klinik genau die richtige sein. Ich mag dauernd wechselnde Gruppenzusammensetzungen nicht, - anderen ist das grad egal.

Andererseits: Selbst wenn Dir die Rentenversicherung "irgendeine" Klinik zuweist - das kann u.U. genau passen und superhilfreich sein.

LG, Zarra
W_Blake
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Hallo zusammen,

@ Szegfue: Schön, auch wieder von dir zu lesen! Hatte mir schon etwas Sorgen gemacht, weil du plötzlich so „abwesend“ warst. Freut mich, dass es dir momentan etwas besser geht!

@ Sinfonia: Vielen Dank für die Internetadressen!

@ push the sky away: Ja, gerne können wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten.
katyfel hat geschrieben:Entwicklungstrauma ist übrigens meiner bisherigen Erfahrungen nach ein sehr "typisches" Thema in tiefenpsychologisch ausgerichteten Kliniken... was das angeht, hätte ich also nicht zu große Bedenken.
Es ist ja gewissermaßen die Kombination eines Schock- und eines Entwicklungstraumas. Außerdem stellt sich bei mir nicht der Eindruck ein, dass Kliniken auf Entwicklungstraumata spezialisiert sind – ich habe eher den Eindruck, dass das ein Thema ist, dass in der Schulmedizin eher ignoriert wird … Aber ich kann mich natürlich auch irren.
Zarra hat geschrieben:Und eigentlich will man ja auch, daß es bei diesem Mal bleibt!
Wie wahr! Ich setze wirklich sehr große Hoffnungen auf die stationäre Therapie: Wenn ich das jetzt schon mache, dann möchte ich auch, dass es sich lohnt! Es geht ja gerade darum, meine Vergangenheit zu bewältigen, um im Idealfall einen anderen Blick auf das Leben im Hier und Jetzt zu bekommen. Ich dachte immer, ich sei einfach so wenig lebensfroh, eher negativ usw. Aber jetzt habe ich die Hoffnung, dass Erfahrungen aus der Vergangenheit mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin, und dass diese Erfahrungen korrigiert werden können. Ich meine, wozu sollte ich in eine Klinik gehen, wenn nach dem Klinikbesuch alles beim Alten ist?! Dann könnte ich mir die Zeit und den Aufwand auch sparen …

Nochmal vielen Dank an alle für die Zusprüche und Tipps!

Herzliche Grüße
Blake
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hallo Blake,
Aber jetzt habe ich die Hoffnung, dass Erfahrungen aus der Vergangenheit mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin, und dass diese Erfahrungen korrigiert werden können. Ich meine, wozu sollte ich in eine Klinik gehen, wenn nach dem Klinikbesuch alles beim Alten ist?! Dann könnte ich mir die Zeit und den Aufwand auch sparen …
Also ... meine Erfahrungen sagen, daß etwas korrigiert werden kann ... und bis vielleicht (man weiß ja nie; das Raus und ein paar andere Sachen waren damals ja dennoch gut) auf den genannten ersten haben meine stationären Therapien auch sehr (!) dazu beigetragen. Doch da ich vor allem bei meinem allerersten Klinikaufenthalt mit ganz, ganz, ganz vielen Erwartungen hingegangen bin ... und Du ein bißchen ebenso wirken könntest: 6 oder 8 Wochen können einen vehementen Anstoß geben; doch in dieser kurzen Zeit kannst Du Dich gar nicht "ziemlich weitreichend" ändern; d.h. es muß danach weitergehen, egal ob einfach mit eigener Weiterentwicklung, ambulanter Therapie, Selbsthilfegruppe, Selbsterfahrung, was auch immer. Das andere: Du wirst irgendwann anders mit Deinen Erfahrungen umgehen können, sie werden aber dennoch immer da sein.
Ich wünsche Dir gute Erfahrungen!
LG, Zarra
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen zusammen!

Ich bin ja immer wieder erstaunt wegen dieses "Aussuchens". Ich war zweimal stationär in einer Klinik, das letzte Mal habe ich ganz bewusst und sorgfältig ausgesucht und meinem Antrag drei Wunschkliniken genannt und diese Wahl auch begründet.
Ende vom Lied? Ich kam ganz woanders hin.
Zum Einen war dies aber die zeitlich nächstmögliche Option; zum Anderen wurde eine Klinik ausgewählt, die meinen Bedürfnissen angeblich entgegenkam.
Ich hatte nun die Wahl: Einspruch oder Fahren.

Ich habe mich dafür entschieden, deren Vorschlag anzunehmen. Den Vorgang noch länger hinauszögern wollte ich nicht; ich brauchte den stationären Aufenthalt, und zwar so schnell wie möglich.

Was soll ich sagen? Ich habe aus dieser Klinik ganz viel mitgenommen, und es hat mir sehr gut getan.


Oder verwechsle ich jetzt etwas? Kann man beim Beantragen einer stationären Therapie (bei mir lief es in beiden Fällen unter dem Namen "Reha", wurde also anders abgerechnet, war aber letztendlich bestimmt nicht viel anders) tatsächlich die Klinik aussuchen und wird dies berücksichtigt?

Dann drücke ich mal ganz doll die Daumen!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Salvatore
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Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Salvatore »

Hallo Otterchen,

tatsächlich ist Reha noch mal was anderes, da kann man sich die Klinik wirklich nicht aussuchen und wenn man Wünsche äußerst, ist die DRV nicht verpflichtet, diesem Wunsch nachzukommen.
Bei einem "normalen" Klinikaufenthalt über die GKV sieht das etwas anders aus. Üblicherweise empfiehlt der behandelnde Arzt eine seiner Ansicht nach passenden Klinik in der Nähe, aber man muss dieser Empfehlung nicht folgen - allerdings hat die Krankenkasse auch noch ein Wörtchen mitzureden. Wenn man eine weit entfernte, teure Klinik aussucht, kann es passieren, dass einem die Krankenkasse die Mehrkosten in Rechnung stellt. Daher muss man dann VOR dem Klinikaufenthalt einen Antrag bei der KK stellen, damit nicht hinterher das böse Erwachen in Form einer sehr hohen Rechnung kommt. Ein paar Krankenkasse werben mit freier Krankenhauswahl.

Blake, ich möchte Zarras Beitrag noch mal unterstreichen. Stell dir vor, du baust ein Haus. Dann brauchst du ein vernünftiges Fundament. Wenn du nur einmal in der Woche für eine Stunde an diesem Fundament arbeitest, dauert es ewig, bis es fertig ist. Du kannst aber auch deine ganze verfügbare Zeit und Kraft in dieses Fundament investieren - dann musst du zwar für diese Zeit für dein sonstiges Leben massive Abstriche machen, die dir nicht sehr angenehm erscheinen. Aber dafür ist es dann auch viel schneller fertig. Trotzdem kannst du dann immer noch nicht in das Haus einziehen.

Da du ja noch ein absolutes Greenhorn bist, finde ich es in deinem Fall ehrlich gesagt eher Quatsch, in der ganzen Republik nach einer Klinik zu suchen - du hast letztlich überhaupt keine Ahnung, worauf du den Fokus legen sollst und das kann dir auch absolut niemand beantworten, die Ärztin nicht, das Forum nicht, Freunde nicht. Woher willst du denn im Voraus z.B. wissen, ob dir der tiefenpsychologisch-analytische oder der verhaltenstherapeutische Ansatz mehr hilft...
Um noch mal auf das Bild mit der Torte zurückzukommen: du hast noch niemals zuvor Torte gegessen und weißt auch nicht, wie Schokolade, Sahne oder Früchte schmecken. Statt in eine Konditorei zu gehen, die insgesamt einen guten Ruf hat, suchst du landesweit nach der besten Konditorei und fragst viele Menschen nach ihrer Erfahrung. Jeder nennt seinen Lieblingsladen, aber jeder einen anderen. Das bringt dich kein Stück weiter. Du kannst anfangen, Rezepte zu vergleichen und dich damit beschäftigen, warum die einen auf dieses Rezept schwören und andere auf jenes. Du kannst Diskussionen darüber führen, ob da mindestens sechs Eier reingehören oder ein Liter Sahne. Aber das alles nützt dir außer der Vergeudung von jeder Menge Energie überhaupt nichts - bevor du nicht selbst gekostet hat, wirst du nicht herausfinden können, ob dir eine Schokoladentorte lieber ist als eine Erdbeertorte. "Wenn ich das schon mache..." ist jedenfalls das richtige Rezept zum Scheitern.

Du wiederholst sehr oft, dass die von der Ärztin vorgeschlagene Klinik "nur" die sei, die sie immer vorschlägt. Was ist denn daran eigentlich das Problem? Dir fehlt die Begründung, nun ja, das ist einfach, nicht wahr? Frag sie halt GEZIELT beim nächsten Mal danach. Aber du könntest dich ja auch in gerade dieser Klinik mal als allererstes erkundigen, was sie anbieten. Vereinbare halt ein Vorgespräch und stelle alle deine Fragen. Wenn irgendwas GEGEN diese Klinik spricht, guckst du dich eben weiter um. Ich bin Buchhändlerin und habe früher auch sehr oft ein bestimmtes Buch andauernd empfohlen. Das habe ich dann aber nicht gemacht, weil ich keine Lust hatte, andere Bücher zu lesen oder mir Gedanken zu machen, sondern weil es nun mal ein richtig geiles Buch war. Und wenn dieses richtig geile Buch gepasst hat, warum sollte ich meinem Kunden dann ein anderes empfehlen?

Ich sehe das auch so, dass der Aufenthalt in einer Klinik mit einem nicht ganz passenden Konzept, aber dafür tollen Ärzten, Therapeuten und Mitpatienten um ein vielfaches hilfreicher sein kann als eine Klinik mit dem perfekten Konzept, wo man aber weder zu den Behandlern noch zu den Patienten einen Draht findet. Und das lässt sich sowieso nicht vorher ermitteln.

LG, Salvatore
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W_Blake
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Registriert: 7. Sep 2015, 18:21

Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von W_Blake »

Liebe Salvatore,

ich weiß nicht, irgendwie hinkt die Analogie mit der Torte in meinen Augen: Ich such ja nichts, was mir schmeckt, sondern etwas, das mir hilft. Und da kann man, denke ich, schon vorher versuchen abzuchecken, ob eine Klinik für die Probleme, um die es geht, geeignet ist oder nicht. Klar, letztlich ist es mühsam, wirklich verlässliche Informationen zu bekommen – Internetseiten sind geduldig und „Kunden“meinungen hängen letztlich von den persönlichen Präferenzen ab … Davon abgesehen: Bevor ich irgendeine Torte kaufen würde, würde ich auch versuchen herauszufinden, wie die eine oder andere Torte wohl schmeckt …

Die Therapeutin habe ich übrigens gefragt, ob es Alternativen zur vorgeschlagenen Klinik gibt und was für die vorgeschlagene spricht. Alternativen konnte sie nicht nennen und das einzige, was sie für die vorgeschlagene Klinik angeführt hat, war das umfassende therapeutische Begleitprogramm (z.B. therapeutisches Boxen); aber da sehe ich, ehrlich gesagt, keinen Vorsprung gegenüber zahlreichen anderen Kliniken …

Herzliche Grüße
Blake
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Passende Klinikwahl für stationären Aufenthalt

Beitrag von Zarra »

Hallo Blake,

ich würde sagen, daß es Sinn macht, die vorgeschlagene Klinik mit ein, zwei, drei anderen so zu vergleichen, wie man das halt im Vorfeld kann; auch versuchen zu schätzen, welcher Zugang (tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch) Dir mehr zusagt oder vielversprechender erscheint - wobei das in den allerallermeisten Kliniken kombiniert erfolgt, es relativ wenige Kliniken gibt, die da einen sehr eindeutigen und durchgängigen Fokus haben.

Und um bei Salvatore zu bleiben: Ich glaube, Du mußt sehr suchen, um einen psychosomatische Klinik zu finden, die bei ihren Indikationen NICHT Depression mit angegeben hat. Die fühlen sich also alle zuständig und kompetent.

Wenn Deine Ärztin von dieser Klinik Gutes gehört hat, ist es doch gut, wenn sie diese empfiehlt. Was spricht denn gegen diese Klinik (da scheint es ja was zu geben?)?
Salvatore hat geschrieben:tatsächlich ist Reha noch mal was anderes, da kann man sich die Klinik wirklich nicht aussuchen und wenn man Wünsche äußerst, ist die DRV nicht verpflichtet, diesem Wunsch nachzukommen.
Formal stimmt das so. Praktisch war es bei mir so und ist es wohl auch oft, daß der beantragende Arzt eine Klinik vorschlägt, vielleicht mit dem Hinweis, daß man schon mit der Klinik in Kontakt stünde. Er kann natürlich auch zwei oder drei vorschlagen, und ggf. eine oder zwei hervorheben. Die Rentenversicherung wird wohl umso eher diesem Wunsch nachkommen, wenn sie mit dieser Klinik einen direkten Vertrag hat, da regelmäßig Patienten hinsendet. (Das läßt sich, glaube ich, bei der Rentenversicherung erfragen.) Große Kliniken sind da wohl eindeutig im Vorteil. Ich bzw. mein Psychiater hat zweimal Widerspruch eingelegt (ich hab' den gelesen, das war ziemlich lapidar, also gar nicht fachlich, einfach nur Widerspruch, nett formuliert, einmal nochmals mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß ich schon Kontakt mit der Klinik hätte, einmal sozusagen die Frage, ob das nicht eine Ortsnamenverwechslung gewesen sei) - beidem wurde stattgegeben; das bedeutet dann aber halt die Verzögerung um mehrere Wochen. (Mir wurde da jeweils meine erste Klinik angetragen, die ich schon kannte. - Ich glaube, bei einer völlig unbekannten hätte ich mit dem Widerspruch gezögert, ihn vielleicht auch nicht eingelegt.)

LG, Zarra
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