Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Alright92
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Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Hallo ihr Lieben,

mein Name ist Tina. Ich bin 23 Jahre alt und lebe schon ziemlich lange mit Depressionen.
Ich denke, sie begannen bei mir im Alter von 14 Jahren, wobei ich schon mit elf Jahren das erste Mal versucht hatte, mich umzubringen - aus mangelndem Selbstwertgefühl und Defizitorientierung.
Mit 17 Jahren war ich ein halbes Jahr lang in der Kinder-und Jugendpsychiatrie, was mir half, mein Selbstwertgefühl zu verbessern und mehr über meine Krankheit zu erfahren.
Doch als ich aus diesem beschützten Rahmen wieder herausgerissen wurde, als ich eine Ausbildung begann, versuchte ich noch einmal, mich umzubringen. Das war mein schlimmster Selbstmordversuch. Ich war 18. Das ist bald fünf Jahre her.
Seitdem kämpfe ich ums Überleben. Meine zwei Jahre jüngere Schwester fand mich damals vor fünf Jahren und das hatte mich wach gerüttelt. Es ging nicht mehr nur um mich. Ich hatte extreme Schuldgefühle. Ich wollte tatsächlich meine geliebte Familie für immer verlassen - und das aus Angst. Diese beschissene fiese Angst, die es immer wieder schafft, zeitweise mein Leben zu bestimmen.
Aber ich habe ihr in diesen fünf Jahren immer wieder die Stirn geboten und es wurde besser.
Mittlerweile weiß ich, dass die Angst zwar kommt, aber auch wieder vergeht. Das tut sie immer.
Doch wenn sie da ist, kann ich an nichts anderes denken außer dass ich will, dass sie aufhört...
Zum Glück nicht mehr um jeden Preis.
Ohne meine Familie hätte ich es damals nicht geschafft.
Und ich würde es auch in meiner derzeitigen Situation nicht schaffen.
Aber ihre Anwesenheit reicht eben doch nicht immer. Daher bin ich froh, dass ich mit euch in diesem Diskussionsforum schreiben kann.
Das gibt mir einfach noch einen zusätzlichen Halt.
In letzter Zeit hat sich bei mir viel verändert - ich konnte schon immer schlecht mit Veränderungen umgehen. Aber die größte Veränderung steht mir noch bevor: Ich bin von meinem Exfreund ungewollt schwanger geworden, mit dem ich nebenbei bemerkt auch meine erste richtige Beziehung hatte. Ich kam mit der damaligen Situation überhaupt nicht klar: Ich war das erste Mal von daheim ausgezogen und ohne meine Familie in greifbarer Nähe; ich arbeitete im SOS-Kinderdorf mit traumatisierten Kindern; fühlte mich ständig überfordert und hatte chronisches Heimweh; meinen Exfreund lernte ich über OnlineDating kennen - die Kontakte dort hielten mich fern der Heimat über Wasser; am Anfang war alles einfach nur toll mit ihm - es schien das erste Mal ein Mann ernsthaft mit mir zusammen sein zu wollen; aber der Stress auf der Arbeit und das Heimweh machten alles kaputt; ich hatte nur noch Angst und ich nahm alles nur noch als Belastung wahr - auch seinen Wunsch, ständig mit mir zusammen sein zu wollen; es kam mir so vor, als hätte ich nur noch Verpflichtungen und jeder wolle etwas von mir; ich hatte das Gefühl, die Kinder in der SOS-Kinderdorffamilie und mein Exfreund würden mich auslaugen bis nichts mehr von mir da sein würde; ich konnte seine Berührungen nicht mehr ertragen; ich glaubte ihm nicht mehr, dass er in mich verliebt sei; ich hatte das Gefühl, er würde mich emotional und sexuell ausnutzen; ich konnte ihn nur noch in einem schlechten Licht sehen; noch dazu kam die Angst, schwanger zu sein...
Ich habe mit ihm Schluss gemacht und ihn dabei sehr verletzt - er ist ein sehr emotionaler und liebesbedürftiger Mensch. Aber damals - vor 3 Monaten konnte ich ihn nicht mehr in meiner Nähe ertragen. Ich konnte ihn nur noch von mir stoßen.
In mir war nur noch ein Gefühlschaos, was sicherlich auch teilweise durch die Schwangerschaft bedingt war.
Nachdem ich mich von ihm getrennt hatte, wurde meine Stimmung keineswegs besser. Ich nahm mich selbst nur noch als schlechten selbstsüchtigen Menschen wahr. Ich habe ihn sogar von unserem Kind ferngehalten, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, von ihm schwanger zu sein.
Mittlerweile bin ich im 6. Monat. Ich habe den Kontakt zu ihm wieder aufgenommen. In mir sind mütterliche Gefühle erwacht. Ich denke nur noch daran, was das Beste für das Kind ist. Es soll einen Vater haben. Und mein Exfreund wollte in dieser Hinsicht auch immer da sein.
Doch jetzt hat er seit sechs Wochen eine neue Freundin und ich habe das Gefühl, dass er sich gar nicht wirklich für das Kind interessiert.
Er hat sich nie von selbst danach erkundigt. Ich fühle mich von ihm so betrogen und allein gelassen. Und gleichzeitig liebe ich ihn, weil er der Vater meines Kindes ist.
Ich will einfach nur weitermachen können, ohne diesen Schmerz und diese Trauer, durch die mir immer wieder die Tränen kommen und mir das Gefühl geben, nie wieder glücklich sein zu können.
Deshalb schreibe ich euch. Vielleicht könnt ihr meine Gedanken in eine andere Richtung lenken. Vielleicht habt ihr ganz andere Ansichten zu dem Thema als meine Familie und meine Freunde.
Ich brauche einfach Rat und Unterstützung von allen Seiten.
Vielen Dank, dass ihr meinen Beitrag gelesen habt.
Und ich hoffe, dass ich ein paar Antworten erhalte.
Eure Tina
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Michael2909 »

Hallo Tina.

Ich hab mir deine Eintrag drei vier mal durchgelesen.
Und deine Geschichte hat mich sehr traurig aber auch nach denklich gemacht.
Erstmal finde ich es sehr stark von dir das du so offnen hier deine Geschichte erzählen kannst.
Und ich zolle dir großen Respekt das du trotz deiner eigenen großen Probleme noch anderen Menschen hilfst.
Dafür hast du meine größte Anerkennung.
Ich verstehe aber deine Sorgen und Probleme total.
Ich denke nicht das ich der richtige Mensch bin um jemand Ratschläge zugeben da ich selbst genug mit mir zu tun habe aber eins möchte ich dir sagen.

Bitte gib nicht auf!

Du wirst bald Mutter und auch wenn ich dich nicht persönlich kenne denke ich vom Gefühl du wirst eine super Mama werden.
Dein Ex Freund denke ich ist zur Zeit halt nur mit seiner neuen beschäftigt aber spätestens wenn dein und auch sein Kind da sein wird ist auch für dich da.
Und wenn nicht ist er ein Riesen arschloch und hätte dich dann auch nicht verdient.

Also freu dich drauf Mutter zu werden und nimm die Herausforderung an.
Kinder sind sowas schönes und grad für sowas lohnt es zu kämpfen.

Ich hätte aber noch zwei Fragen!

Bist du noch in Therapie?
Und unterstützen dich Freunde und Familie?

Lass dich von mir fest drücken.
Alles liebe!
Und würde mich freuen öfters von dir zu lesen.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Tina
ich kann mich den Worten von Michael nur anschließen.
Du hast eine schlimme Geschichte überlebt----du hast trotzdem große Herausforderungen angenommen,hast dein Leben gestaltet.

Jetzt ist die Schwangerschaft auch eine Zeit der möglichen Wende in deinem Leben,es wird dich verändern----hat die große Chance----dass du als Mutter dich gut fühlen wirst----und dein Baby dir ganz viel Kraft gibt.

Trotzdem möchte ich dir wünschen,dass du ganz viel Hilfe dazu bekommst.
Hast du eine gute fachliche Unterstüzung?
Ein Netz von Sicherheit muss ja noch nicht angefordert werden,sollte aber bereit stehen.

Wie steht deine Familie zu dir?!
Kann dein Gynäkologe dir Kontakte nennen,wo du als "Risikoschwangere" (bitte verzeih den Ausdruck) Hilfe bekommst.

Frühe Hilfen,auch in der Schwangerschaft sind fast überall schon möglich. Es gibt ehrenamtliche Angebote,dann noch ein Netz von hauptamtlicher Hilfe über Jugendämter und Hebammen zu erreichen.

Alles muss nicht notwendig sein,aber soll dir Kraft geben,deine Schwangerschaft gut zu erleben,deine Mutterschaft gut zu gestalten.

Dein Exfreund ist zu neuen Ufern unterwegs,was ich nicht beurteilen kann,wird er sich auf das Kind einlassen können?
Gerade du brauchst Verlässlichkeit,wie kann das möglich werden???

Ich wünsche dir von Herzen,dass du für dich und für dein Kind gute Wegbegleiter findest.
Hab früher in einem Projekt gearbeitet,wo Mütter begleitet wurden,Träger war die Caritas.

Hör dich um,frag nach den Möglichkeiten,schon in der Schwangerschaft!
Weil es so wichtig ist,gibt es diese Angebote----es muss nicht erst schlecht werden----um diese Hilfe zu bekommen,es ist als Unterstützung gedacht---als Vorsorge.

Nichts wird dich stärker machen als eine Schwangerschaft,das weiß ich von mir und von vielen Müttern.
Nicht immer beginnt alles einfach----eine ungeplante Schwangerschaft ist eine sehr große Herausforderung.
Aber eine Schwangerschaft ist immer ein Geschenk des Lebens.
Frag mal,wie glücklos unerfüllter Kinderwunsch ist.
Die Frauen,ich bin inzwischen 60Jahre,berichten oft ein ein ganzes Leben davon.

Aber alles nützt dir nichts,wenn du nicht beschützt bist in dieser Zeit.
Schutz für dich und dein Baby,fordere es ein,du solltest dir das wert sein.
Das Forum hat viele Beiträge dazu,ich wünsche dir ganz viel Unterstützung hier.
anna54
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von anna54 »

Liebe Tina
hab vergessen,der Thread läuft unter Postpartaler Depression.
LG.
Nati
Beiträge: 26
Registriert: 9. Okt 2015, 11:59

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Nati »

Hallo Tina!
Ich bin auch der Meinung, dass du eine sehr gute Mutter wirst!!!! Du bist stärker als du denkst!!! Voll Respekt!!!
Jeder von uns hat eigene Vorgeschichte, die nicht gerade "gut" war...
Ich bin seit 5 Jahren nach einem traumatischen Erlebnis erkrankt, bin in der Therapie und muss leider verschiedene Tabs, nehmen...leider auch Benzos (abhängig)....Vor 5 Jahren wollte ich noch keine Kinder haben...ich dachte...ich habe noch genug Zeit ....
Dann hatte ich dieses schreckliches Erlebnis....und darf nicht schwanger werden, wegen Tabs. Die werden dem Kind große Schaden machen....
Jetzt hätte ich schon so gerne ein Kind und mein Partner auch....
Ich wollte fragen, nimmst du auch Medikamente, wenn ja, dann welche....
Als Tipp kann ich nur folgendes sagen. Egal, was sich um dich herum abspielt, an ersten Stelle versuche dich an deinem Kind zu konzentrieren!!!
Das ist jetzt am wichtigsten!!!! Weil dein Kind spührt alles, was du empfindest....Der leidet mit dir zusammen....
Lg
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von dolittle909 »

Liebe Tina,

das ist ein riesengroßer Berg, der da vor Dir steht. Hut ab! Es war Deine Entscheidung, dahin zu gehen und sie ist sicher richtig. Denn der Berg ist nicht nur eine gewaltige Herausforderung, sondern auch eine riesengroße Chance. Nämlich die Chance, erwachsen zu werden, sich aus Abhängigkeiten zu befreien, Dich selbst und Deine Stärken kennen zu lernen und zu erleben, wie sich doch das Eine zum Anderen fügen kann, wenn Du Verantwortung übernehmen musst und merkst, wie Du es kannst.

Dafür brauchst Du eine geballte Ladung an (professioneller) Unterstützung und Du solltest Dich nicht scheuen, sie Dir zu holen. Es gibt eine Menge Klippen und Untiefen auf Deinem Weg, aber es sind vielleicht gar nicht mehr, als wenn Du nicht schwanger geworden wärst. Jedenfalls hätte ich heute - doppelt so alt wie Du - viel mehr Angst ein Kind zu bekommen, als in Deinem Alter...

Deine Schilderung, wie Du Dich so ausgelaugt fühltest und Nähe nicht ertragen konntest, kann ich gut nachfühlen. Das kenne ich gut und ich habe hier auch darüber geschrieben. Mache Dir da keine Vorwürfe. Das Gefühlschaos, das gibt es immer wieder und das muss man immer wieder aushalten. Ich glaube, man kann viel weniger kaputt machen, als man fürchtet. Denn wer Dich wirklich liebt und versteht, der kann auch mit Deinen Gefühlen umgehen, der verlässt Dich deshalb nicht. Und irgendwann gibt es den roten Faden, der Dir sagt, wer und was wirklich gut für Dich ist und was nicht, egal wie Du Dich gerade fühlst.

Deshalb wünsche ich Dir viel Vertrauen in Dich selbst und in Deine Urteilskraft. Es kann sich noch viel ändern, aber das Wichtigste ist, dass Du an Dich glauben kannst.

Herzlichst
dolittle
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin begeistert darüber, dass ihr mir so schnell, ausführlich und liebevoll geantwortet habt.
Das hilft mir sehr. Mir fällt es oft schwer, meine Stärken zu sehen und ich danke euch für euer Vertrauen in mich, obwohl ihr mich noch gar nicht richtig kennt.
Um ein paar eurer Fragen zu beantworten: ich nehme seit Mai 2013 keine Tabletten mehr und bin seit August 2012 nicht mehr in Therapie.
Ich wollte es allein schaffen bzw. mithilfe meiner Freunde und meiner Familie, die ich zum Glück habe. Wie sehr sie für mich da sein können, habe ich erst in letzter Zeit gemerkt. Ich dachte immer, ich müsste alles mit mir alleine ausmachen. Ich bin dabei zu lernen, dass es nicht so ist und bemühe mich, mehr über das zu sprechen, was mich wirklich beschäftigt.
Deshalb habe ich mich auch hier angemeldet.
Vor ein paar Tagen war ich seit langer Zeit wieder einmal bei meiner ehemaligen Psychotherapeutin. Leider hat sie jetzt keine Kassenzulassung mehr und hat mir einige Therapeuten aufgeschrieben, von denen sie viel hält. Allerdings sehe ich es momentan eher so, dass ich keine Therapie mehr anfangen möchte.
Außerdem hat sie mir angeboten, dass sie auch einfach so noch einmal mit mir sprechen würde, wenn es wieder schlimm wäre und ich es bräuchte. Ich hatte damals wirklich Glück mit ihr.
Ich bin dabei, mir ein möglichst "normales" Leben aufzubauen und dazu gehört es für mich nun einmal, keine Tabletten nehmen zu müssen und über meine Probleme hauptsächlich mit Menschen aus meinem Umfeld zu sprechen und keinen "Fachleuten".
Ich will einfach lernen, dass es auch okay ist, mal zu jammern und dass ich meine schlechten Gefühle nicht immer verbergen muss. Ich will einfach nur Ich sein können. Und das möglichst überall, wo ich mich aufhalte.
Ich will mich und mein Leben spüren. Ich will echt sein.
Leider bedeutet das oft einen Haufen ambivalenter Gefühle und Stimmungsschwankungen.
Und das innerhalb einen Tages.
Am Morgen fühle ich mich beispielsweise als könnte ich alles schaffen und niemand könne mich aufhalten. Am Nachmittag fühle ich mich wie ein Nichts und abends ist mir einfach alles gleichgültig. Und dann bin ich einfach nur wütend auf alles und jeden, dann traurig und dann voller Angst. All diese Gefühle mache ich jeden Tag in extremen Ausmaßen durch.
Und manchmal habe ich nach der Wut und den Überlegenheitsgefühlen Schuldgefühle.
Manchmal weiß ich einfach nicht, wer ich bin.

Mit meiner Mutterschaft bin ich glücklicherweise seit dem Treffen mit meinem Exfreund im Reinen. Ich liebe mein Kind und es ist mir das Wichtigste.
Wenn es sich in meinem Bauch bewegt, durchströmt mich jedes Mal ein Gefühl voller Liebe.
Um nichts auf der Welt möchte ich mein Kind jemals missen müssen. Und ich will einfach nicht, dass es sich jemals so wertlos, leer und verlassen fühlen muss, wie ich mich zeitweise fühle.
Daher tut es mir noch mehr weh, dass mein Exfreund sich nach der Offenbarung meiner Gefühle nicht mehr gemeldet hat.
Ich verstehe einfach nicht, wie ihm irgendetwas wichtiger sein kann als sein Kind. Aber vielleicht ist das bei Männern einfach anders?!
Ich würde alles für das Kind tun.
Aber wahrscheinlich braucht er einfach Zeit.

Meine allergrößte Ressource (wie man so schön sagt) ist meine Familie. Sie ist einfach immer für mich da und sie waren bereit sich zu verändern, als es mir damals mit 17,18 Jahren so schlecht ging. Ohne sie gäbe es mich nicht mehr.
Dazu muss ich erwähnen, dass ich die Älteste von 6 Kindern bin. Mein jüngster Bruder ist gerade mal 5 Jahre alt.
Ich wünsche jedem von euch, dass er auch solche Menschen in seinem Leben hat, die ihm alles bedeuten und die immer für ihn da sind - egal was passiert.

Ich fühle mich von euch sehr verstanden.
Und ich weiß, dass ich in meinem Leben reich beschenkt wurde.

Doch manchmal ist die Angst stärker als die Liebe.
Ich hoffe für euch und für mich, dass wir die Angst immer wieder besiegen.

Ich schreibe gerne immer wieder mit euch.

Liebe Grüße,

Eure Tina
Sexsi
Beiträge: 95
Registriert: 24. Mai 2014, 19:22

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Sexsi »

Alright92 hat geschrieben:Mit 17 Jahren war ich ein halbes Jahr lang in der Kinder-und Jugendpsychiatrie, ... versuchte ich noch einmal, mich umzubringen. Das war mein schlimmster Selbstmordversuch. ... Seitdem kämpfe ich ums Überleben. ... Ich kam mit der damaligen Situation überhaupt nicht klar: Ich war das erste Mal von daheim ausgezogen und ohne meine Familie in greifbarer Nähe; ich arbeitete im SOS-Kinderdorf mit traumatisierten Kindern; fühlte mich ständig überfordert und hatte chronisches Heimweh;
Eine sehr heikle Kombination, also selber nicht zurechtkommen, zugleich traumatisierte Kinder betreuen und sich damit überfordert fühlen.

Aber trotzdem: Ich finde es sehr gut, dass du es gemacht hast, dass du es gewagt hast! Mach weiter, nimm dir die Hilfe, die du bekommen kannst. Mit dem Kind wirst du wieder eine neue Herausforderung erleben.
Alright92 hat geschrieben:Und gleichzeitig liebe ich ihn, weil er der Vater meines Kindes ist.
Was? Wenn du das als Grund für deine Liebe nennst, dann muss ich dir leider sagen, dass zumindest das keine Liebe ist!

Ich lese bei dir eher, dass du dich zu ihm wegen bestimmter Eigenschaften, die dir bisher in deinem Leben gefehlt haben, hingezogen fühlst. Das beschreibst du auch recht detailliert. Liebe ist das aber noch nicht.

Zugleich übst du in dir massiven Druck auf ihn aus, weil du erwartest, dass er euer Kind genauso lieben muss wie du das tust, weil es für dich nicht anders sein darf. Ich würde nicht so sehr darauf setzen, die Enttäuschung für dich könnte sehr groß sein und dann zu einer enormen Belastung werden!
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Michael2909 »

Hallo Tina!

Ich bin begeistert von dir wie liebevoll du in meinen Augen schreibst.
Und das du trotz allen du stolz und glücklich bist Mutter zu werden.
Ich habe heute viel über deinen Eintrag nachgedacht und es irgendwie merke ich was für ein schwacher Menschen ich bin. Das gerne so wäre wie du und wie viele andere hier.
Du und andere sind so stark und voller Energie um zukämpfen.
Ich dagegen bin schwach,lustlos, Trotzlos und sicher noch viel mehr.

Ich wünsch dir weiterhin viel Glück und viel Kraft.
Liebe Grüße
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Michael2909 »

Was ich noch vergessen.
Ich finde es sehr schön das deine Familie und Freunde für dich da sind.
Meine Familie und auch Freunde sind zwar auch für mich da aber so richtig zuhören tut mir keiner.
Leider hab ich niemand der mir einfach mal zuhört wenn es mir schlecht geht. Und es geht mir zur Zeit sehr oft sehr schlecht.
Ich hoffe es ist bel dir anders. Das du jemand hast mit denn du einfach mal reden kannst.

Liebe Grüße
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von anna54 »

Hallo sexsi
darauf hat das Forum doch gewartet-----------auf eine solch aufgeklärten und allwissenden Menschen wie dich.
Ich hoffe,liebe Tina,du kannst auch einfach mal was überlesen.
anna54
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Danke, Anna. Für deine Unterstützung.;)
Es ist nie leicht, etwas Kritisches zu lesen...
Aber mir sind auch Meinungen wichtig, die von meiner eigenen abweichen, weil mir das vielleicht mehr Klarheit über meine eigenen Gedanken und Gefühle bringen kann.
Tatsächlich hast du recht, Sexsi.
Ich bin mir manchmal nicht ganz sicher bezüglich meiner Gefühle für meinen Exfreund.
Ich kann mich nur auf meine momentanen Empfindungen berufen.
Und ich fühle einfach so einen Schmerz, wenn ich an ihn denke.
Ich hatte eine Woche lang Schlafstörungen und andere psychosomatische Symptome, nachdem ich erfahren hatte, dass er eine neue Freundin hat.
Es schnürte mir den Hals zu. Zuerst dachte ich, es wäre mein stark lädiertes Selbstwertgefühl, der empfundene Betrug und das Gefühl, von ihm allein gelassen zu werden mit unserem gemeinsamen Kind.
Dann kamen all die schönen Zeiten mit ihm in meinen Gedanken wieder zum Vorschein und ich merkte, dass ich wieder in ihn verliebt war.
Ich weiß nicht, was Liebe ist.
Ich weiß nur, dass ich Liebe vor allem mit Zusammenhalt verbinde.
Ich kann mir nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem zusammen zu sein als ihm.
Ich bereue es, so schnell aufgegeben zu haben. Ich habe ihn sehr verletzt. Aber ich konnte ihm auch nie glauben, dass er mit seinen Gefühlen wirklich mich meinte. Es erschien mir immer so, als wolle er vor allem eine Freundin haben und die perfekte Beziehung führen.
Er hat nie wirklich mich als Person gesehen.
In letzter Zeit war ich sehr wütend auf ihn.
Seit unserer Trennung hat er sich nie von selbst nach unserem Kind erkundigt. Ich habe ihn immer informiert.
Er betont nur, wenn ich mich melde, dass ihm der Kontakt zu seinem Kind wichtig ist.
Ich glaube, es ist nicht wirklich so.
Er tut das nur, weil er nicht so sein möchte wie sein eigener Vater, der nie etwas mit ihm zu tun haben wollte und noch dazu sein Konto leer räumte.
Ich denke, es geht ihm mehr um sein Selbstbild als um das Kind.
Bin ich da zu hart?
Immerhin konnte er noch gar keinen Bezug zu seinem Kind aufbauen. Bei Männern ist das ja sowieso anders...
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Ich habe heute viel über deinen Eintrag nachgedacht und es irgendwie merke ich was für ein schwacher Menschen ich bin. Das gerne so wäre wie du und wie viele andere hier.
Du und andere sind so stark und voller Energie um zukämpfen.
Ich dagegen bin schwach,lustlos, Trotzlos und sicher noch viel mehr.


Lieber Michael,
ich war nicht immer so wie ich jetzt bin und ich bin auch nicht immer so...
Trotz aller "Stärke" gibt es bei mir immer noch Phasen, in denen ich mich sehr in mich selbst zurückziehe und am liebsten meine Couch nie wieder verlassen würde. Da bin ich wenigstens sicher. ;):)
Aber ich wollte mein Leben nicht mehr von Angst bestimmen lassen. Durch sie habe ich mir so viele wertvolle Erfahrungen rauben lassen. Und irgendwann bereute ich es mehr, etwas nicht getan zu haben als etwas falsch gemacht zu haben.
Die Angst sollte nicht gewinnen.
Ein Betreuer in der Psychiatrie hatte einmal zu mir gesagt, dass man manche Sachen 40 mal gemacht haben müsste, dass man keine Angst mehr davor haben müsste. Diesen Satz habe ich nie vergessen. Auch wenn ich ihn schrecklich fand.
Jedenfalls habe ich festgestellt, dass die Angst kleiner wird, wenn man etwas einfach tut.
Ohne groß nachzudenken.
Tu es einfach jetzt. In diesem Augenblick. Nichts anderes zählt. Nur das Jetzt.
Letztendlich habe ich mich schließlich immer wieder mit Angst besetzten Situationen gestellt. Manchmal oder besser gesagt meistens wollte ich einfach davonlaufen.
Aber Flucht ist etwas für Feiglinge - das sagte ich mir immer wieder. Ich wollte kein Feigling sein. Die schlimmste Flucht ist der selbst gewählte Tod und ich war nahe dran. Das hat mir einen gesunden Schock versetzt.
Also einfach weitermachen um jeden Preis - ohne meinen verhängnisvollen Perfektionismus. Genau genommen habe ich mich damals richtig gehen lassen. Ich habe nur noch gegessen, auch wenn mir schon schlecht war. Essen war mein Halt.

Aber was ich dir eigentlich sagen will, Michael, ist, dass ich aus deinen Nachrichten lese, dass du sehr wohl ein starker Mensch mit sehr viel Mitgefühl und Interesse an deinen Mitmenschen zu sein scheinst.
Das ist viel wert. Und obwohl du selbst viel durchmachen musstest und dabei auch Dinge, die einem sehr ungerecht erscheinen, hast du dir dein Mitgefühl bewahrt.
Das bewundere ich.

Liebe Grüße,
Tina
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Michael2909 »

Hallo

Erstmal muss ich mich bei dir Tina bedanken.
Deine Worte taten mir nach langer Zeit des negativen sehr gut. Und das obwohl du mich gar nicht kennst.
Komisch das du mich so richtig ein schätzt.
Das hat mich so noch niemand.
Meine Familie und Freunde sagen mir immer nur ich sei ernst grimmig und würde nie lachen.
Ob sie recht haben weiß ich nicht.
Selbst einschätzen möchte ich mich nicht.
Aber deine Worte waren schon die richtigen.
Irgendwie traurig das du mich so beschreibst wie ich bin und Menschen die mich ewig kennen mich eigentlich gar nicht kennen.

Tina nochmal danke für dein geschriebenes!
Es tat wirklich mal sehr gut sowas zulesen.
Alles liebe und lass dich von mir drücken.
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Tina,

was ist Liebe? Ja, das fragen sich Menschen schon seit Generationen. Sie schreiben dicke Bücher, singen Lieder, machen die tollsten und die dümmsten Sachen. Ohne Liebe geht es nicht und mit ihr haben wir eine Menge wunderbarer Momente und übler Probleme.

Sachlich betrachtet ist Liebe eine sehr intensive Beziehung zwischen einem "Ich" und einem "Du", die in unterschiedlicher Gewichtung - je nach Zeitpunkt und Person - ganz viele Puzzlesteine enthält: Hinwendung, Anerkennung, Akzeptanz, Begehren, Aufgehobensein, Aggression, Akzeptanz, Wut, Achtung, Respekt, Sehnsucht, Projektion, Attraktivität, Stolz, Verschmelzung, Selbstwert und -akzeptanz, Regression (wieder zum Kind werden können) usw.

Ich glaube, viele Menschen mit Depressionen haben da häufig ein Loch, ein Defizit. Die Selbstliebe hinkt, es fehlt ihnen das Urvertrauen in die Liebe, sie macht ihnen Angst, frisst sie auf, ihre Existenz oder ihr Mangel ist bedrohlich und höchst zwiespältig. Oftmals wurde solchen Menschen in ihrer Geschichte entweder die Liebe verweigert oder sie wurden mit (selbstsüchtiger) Liebe erdrückt. Das macht es schwer, selbst "gesund" lieben zu können. Bei Manchen ist da aber eine schreckliche Sehnsucht nach ihr, nach einer Verschmelzung, bei der sie am liebsten total in einem Anderen aufgehen möchten, um letztlich selbst nicht mehr da zu sein und existieren zu müssen. Mancher zieht sich zurück, andere springen enttäuscht von einem Bett ins nächste, manche ackern mit einem Helfersyndrom bis sie nicht mehr können.

Aber wir müssen als Erstes lernen, uns selbst zu lieben, also mindestens selbst zu akzeptieren und mit Respekt zu behandeln. Das ist ein langer Weg - und ein Kampf gegen Angst.

Die Liebe zu Deinem ungeborenen Kind ist etwas Anderes als die Liebe zu Deiner Familie oder die Gefühle, die Du für den Vater Deines ungeborenen Kindes empfindest. Alles was Du derzeit erlebst und fühlst sagt noch nicht viel darüber aus, was kommen wird. Der Vater wird selbst in höchstem Maße überfordert und verwirrt sein. Du bist es auch. Du suchst Halt und weißt noch gar nicht, was Du Dir selbst an Halt geben kannst. Dein ungeborenes Kind ist Verheißung und bedrohliche Last zugleich. Da wartet eine riesige Verantwortung und natürlich hast Du keine Ahnung, ob Du ihr gewachsen bist. Perfektionistisch, wie Du bist.

Kurz und gut: Es ist alles offen. Der Vater kann noch ein guter Vater werden. Vielleicht wendet er sich auch Dir noch einmal zu, klar, natürlich hat auch er Probleme mit der Liebe, hat Angst, weiß nicht, wohin die ganzen Elemente davon bei ihm rennen. Eine neue Freundin kann Flucht sein, kann aber auch diejenige sein, nach der er sich sehnt. Das weißt Du nicht, wissen wir nicht. Lasse es laufen, Du kannst nicht viel falsch machen. Es wird kommen, was kommt und Du wirst es meistern.

Was Du aber wissen solltest: Aus Deinen Zeilen spricht ein kluger und reflektierter Mensch, der schon viel erlebt hat (viel mehr als viele andere in diesem Alter). Suche Dein Heil und Deinen Halt nicht nur in der Liebe zu Anderen, Deinem Kind, Deiner Familie, Deinem (Ex-)Freund, sondern suche die Liebe zu Dir selbst, die in Dir ruht. Vertraue Dir.

Alles Gute!
d.
Sexsi
Beiträge: 95
Registriert: 24. Mai 2014, 19:22

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Sexsi »

Alright92 hat geschrieben:Und ich fühle einfach so einen Schmerz, wenn ich an ihn denke.
Eben war es noch "Und gleichzeitig liebe ich ihn, weil er der Vater meines Kindes ist."?
Alright92 hat geschrieben:Dann kamen all die schönen Zeiten mit ihm in meinen Gedanken wieder zum Vorschein und ich merkte, dass ich wieder in ihn verliebt war.
Verliebtsein (Blindheit eingeschlossen) und Liebe (wenn man nach der Ernüchterung immer noch positiv gestimmt ist) sind dann doch schon etwas anderes.
Alright92 hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem zusammen zu sein als ihm.
In jungen Jahren glauben viele Menschen, dass es ER sein muss und niemals nicht kein anderer sein kann. Manche denken dann auch, dass sie die/den erste/n Partner/in genau deswegen heiraten MÜSSEN.
Alright92 hat geschrieben:Es erschien mir immer so, als wolle er vor allem eine Freundin haben und die perfekte Beziehung führen.
Es erscheint mir eher so, dass du die perfekte Beziehung führen willst, du deine Erwartungen aber auf ihn projezierst und du deshalb denkst, er habe das gleiche Ziel mit dir.

Du schreibst auch "es erschien mir immer so". Also habt ihr euch nicht wirklich darüber unterhalten? Und selbst wenn, wenn er dir anvertraut, wonach er sich sehnt, dann heißt das nicht, dass er dich dafür ausgewählt hat!
Alright92 hat geschrieben:Bin ich da zu hart?
Das weiß ich nicht, dazu müsste man auch mal ihn hören.

Wenn er eine Freundin hat, dann halte ich nicht viel davon, ihn ihr streitig machen zu wollen. Du hast auch allein genügend viele Sorgen und demnächst noch ein Kind. Ich denke sich darauf zu konzentrieren wäre für dich hilfreicher als einer wagen Hoffnung hinterherzueifern.
Alright92 hat geschrieben:Immerhin konnte er noch gar keinen Bezug zu seinem Kind aufbauen. Bei Männern ist das ja sowieso anders...
Das wird meistens nur deswegen behauptet, weil man (Frau) hofft, dass er sich noch ändert. Und doch bleiben die meisten Frösche eben Frösche, egal wie oft man sie küsst und wie oft man sie an die Wand wirft. Ich bin jedenfalls der Meinung, das man sich einen passenden Partner suchen sollte, statt sich einen unpassenden schönzureden.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Tina
ich bin begeistert,was dolittle dir geschrieben hat,hoffe du kanns es annehmen.
Alles Liebe
anna54
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Ja danke, Dolittle.
Deine Nachricht hat mir wirklich sehr gut getan.
Und ich habe mich auch schon sehr viel mit dem Thema Selbstliebe befasst.
Und ich denke, ich habe in dieser Hinsicht auch schon große Fortschritte gemacht.
Ich kann mich immer besser als Ganzes akzeptieren.
Dennoch suche ich einen beständigeren Halt wohl immer noch in der Liebe zu anderen.
Meine Selbstliebe kommt und geht.
Sie ist nicht beständig.
Und ich scheine in beide Richtungen zu Extremen zu neigen.
Nochmal danke für deine klugen und verständnisvollen Worte.
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Liebe Sexsi,

also ich muss schon sagen, dass du mich mit deinen Unterstellungen immer wieder herausforderst. Genau genommen gehen sie mir gewaltig gegen den Strich. Aber letztendlich habe ich mir selbst derartige Dinge auch schon oft selbst vorgeworfen.

Ich bin mir nicht sicher, wie viel ich für meinen Exfreund empfinde. Aber ich habe noch Gefühle für ihn und ich kann (noch?) nicht mit ihm abschließen hinsichtlich eines möglichen erneuten Zusammenkommens.
In mir kam diesbezüglich leider auch öfter der Gedanke auf, dass mein Wunsch, wieder mit ihm zusammen zu sein, nicht doch meinen Idealen und meinem Perfektionismus geschuldet sein könnte.
Auch der Gedanke der Projektion meines Selbsts auf seine Person ist immer präsent.
Genau genommen betrachte ich jede Interpretation meinerseits über eine Person in diesem Licht. Ich frage mich immer, ob ich nicht von mir auf andere schließe.
Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass niemand das ganz ausschalten kann.
Aber genau das macht ja auch die Einzigartigkeit jedes Einzelnen aus und macht den gegenseitigen Austausch so wichtig.

Ich habe mit meinem Exfreund zu wenig über Gefühle geredet. Er hat es immer wieder angeregt, aber ich konnte es nicht ertragen. Ich glaube, ich wollte allen Problemen aus dem Weg gehen und er sollte möglichst nur meine lebenslustige spritzige Seite sehen. Weil ich nur diese Seite an mir lieben konnte und somit wieder einmal von mir auf ihn schloss. ;)

Aber ich will lernen, über meine Gefühle zu sprechen - auch über die schlechten. Und ich will Problemen nicht mehr immer aus dem Weg gehen, sondern lernen, mit ihnen umzugehen und die bestmögliche Lösung zu finden.

Deine Meinung, dass ich ihn seiner Freundin nicht streitig machen sollte, teile ich.
Auch wenn ich gefühlsmäßig nicht ganz dahinter stehe.
Aber da ich mich selbst leiden können möchte, halte ich mich sehr zurück und schreibe ihm nur, um ihn über unser Kind zu informieren.
Als werdende Mutter bin ich nicht verpflichtet, seine neue Beziehung auch noch zu unterstützen.
Ich muss an das Kind und an mich denken.

Und eins noch, Sexsi. Du klingst für mich sehr hart und kritisch.
Ich hoffe, du gehst mit dir selbst nicht immer so hart ins Gericht.
Es ist besser, man ist auch mal nachsichtig und tolerant gegenüber ambivalenten Gefühlen.
Niemand kann immer nach seiner Vernunft handeln.
Und manche Gefühle hat man eben, auch wenn man sie sich wegwünschen würde.
Sie werden aber nicht verschwinden, wenn man dagegen ankämpft.
Der einzige Weg, dass sie schwächer werden und man mit ihnen leben kann, ist die Akzeptanz dieser Gefühle.
Natürlich kenne ich dich nicht.
Aber vielleicht solltest du auch mal darüber nachdenken, ob du nicht zu perfektionistisch bist und zu viel von deinen Mitmenschen verlangst...
Das ist nicht böse gemeint.
Ich schätze deine Ansichten. Das bedeutet aber nicht, dass ich Kritik an mir und meinen Einstellungen tolerieren kann, ohne selbst Kritik zu äußern.

Alles Liebe,
Tina
irma
Beiträge: 1002
Registriert: 25. Sep 2015, 18:06

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von irma »

liebe tina,

ich habe deinen thread mit interesse verfolgt. ich habe nichts dazu schreiben können, weil es mir nicht so gut geht.

nach deinem letzten post muss ich dir einfach sagen, das du eine ganz besondere frau bist und dazu noch so jung. du bist mir äusserst sympathisch und hast ein liebevolles wesen. deine geschichte und deine art zu schreiben haben mich tief berührt.

ich hatte angst vor der antwort, die "sexsi" dir geben würde. unter diesem unwiderstehlichen namen verbarg sich übrigens ein mann. und er wurde wegen anderer unschöner posts aus diesem forum gelöscht. ich war beruhigt, das zu lesen als ich heute spät nach hause kam.

dir und deinem kind wünsche ich alles gute.

herzlichst
irma
Zuletzt geändert von irma am 23. Okt 2015, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von malu60 »

:hello: Liebe Tina,
Ich möchte Dir sagen,dass es mich sehr beeindruckt,wie Du Kritik annimmst,
um Dich selbst zu hinterfragen,es einfach für Dich nutzt.dann bist Du auch noch in der Lage,
hilfreich Deinem Gegenüber den Spiegel zu halten,einfach großartig.Dein Kind kann sich glücklich schätzen,eine Mama wie Dich zu haben.Schön ist auch,dass Du dafür sorgst,dass
auch der Papa am Wachstum des Kindes beteiligt wird,trotz neuer Beziehung seinerseits,allen Respekt von mir.Musste ich Dir unbedingt schreiben.Liebe Grüße Malu
Leben ist mehr
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von dolittle909 »

Liebe Tina,
Nico Niedermeier hat geschrieben:Zugang von Sexi gelöscht....Grüße von der Moderation
Das ist wohl auch besser so...

Ansonsten muss sich Dein (Ex-)Freund darüber klar sein (und Du Dir auch), dass Ihr immer die Eltern des gemeinsamen Kindes seid. Lebenslang. Er muss diese Verantwortung übernehmen, weil dieses Risiko immer besteht, wenn sich ein Paar nahe kommt. Du kannst sie also guten Gewissens einfordern.

Ansonsten ist mir da noch ein melancholischer Song von "Ton Steine Scherben" eingefallen. Selbstliebe ist natürlich nur möglich, wenn man Andere lieben kann, also liebesfähig ist. "Deine Liebe", an der Du Dich festhalten kannst, ist also Beides. Der Autor, Rio Reiser, war ein großartiger kluger und sensibler Mensch:

Halt Dich an Deiner Liebe fest

Alles Gute!
d.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Botus »

malu60 hat geschrieben::hello: Liebe Tina,
Ich möchte Dir sagen,dass es mich sehr beeindruckt,wie Du Kritik annimmst,
um Dich selbst zu hinterfragen,es einfach für Dich nutzt.dann bist Du auch noch in der Lage,
hilfreich Deinem Gegenüber den Spiegel zu halten,einfach großartig.Dein Kind kann sich glücklich schätzen,eine Mama wie Dich zu haben.Schön ist auch,dass Du dafür sorgst,dass
auch der Papa am Wachstum des Kindes beteiligt wird,trotz neuer Beziehung seinerseits,allen Respekt von mir.Musste ich Dir unbedingt schreiben.Liebe Grüße Malu
Hallo Tina,

das, was Malu geschrieben hat, hat mich ebenfalls echt beeindruckt. (Malu kann es besser als ich ausdrücken, deshalb das Zitat). Ich möchte noch ergänzen, dass ich eine Mutter kenne, die während ihrer Schwangerschaft ganz ähnliche Gedanken hatte wie Du, und das ist eine unglaublich gute Mutter geworden, auch ein ganz toller Mensch. Letzteres war sie vorher schon, nur früher war sie sich dessen nicht sicher.

Liebe Grüße vom Dobi
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Vielen Dank an euch alle, die ihr mir so kluge, sensible und aufbauende Nachrichten geschrieben habt.
Das hilft mir sehr. Und dass ich bei euch alles so schreiben kann, wie ich es empfinde, ohne Ablehnung befürchten zu müssen, ist einfach großartig.
Es hilft mir, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Und bei euch bin ich mir sicher, dass ich euch nicht immer das fertige Ergebnis meiner Überlegungen präsentieren muss. Stattdessen helft ihr mir in meinem Prozess, Antworten zu finden, mit denen ich leben kann.
Auch wenn sich gewisse Gefühle und Gedanken manchmal widersprechen, muss ich bei euch keine Angst haben, dass ihr mich dafür verurteilt.
Danke dafür.
Ich habe euch jetzt schon in mein Herz geschlossen - so sensibel und hilfsbereit ihr seid.
Alles Gute für jeden von euch
Alright92
Beiträge: 41
Registriert: 10. Okt 2015, 10:50

Re: Schwangerschaft und unerwiderte Liebe

Beitrag von Alright92 »

Gestern war ich bei meiner Frauenärztin. Seitdem geht es mir wieder viel besser. Ich bin nicht mehr so gestresst und voller Angst.
Tatsächlich hatte ich heute einen tollen Arbeitstag. Ich hatte zwar viel zu tun und hatte zeitweise alleine die Verantwortung, aber ich konnte alles mit innerer Ruhe und Gelassenheit tun. Das ist etwas ganz Besonderes für mich, weil ich dazu neige, innerlich hektisch und aufgewühlt zu sein, wenn ich auf der Arbeit bin.
Das resultiert aus dem Vertrauen in mich selbst, dass mir meine Frauenärztin gestern vermittelt hat.
Sie hat mir versichert, dass es dem Baby nicht schadet, wenn es mir mal psychisch schlecht geht, solange es spürt, dass ich es liebe. Und ich liebe es so sehr. Ich hatte in letzter Zeit so eine Angst, es zu verlieren, einfach weil es mir psychisch so schlecht ging.
Außerdem hatte ich Angst, dass das Selbstwertgefühl meines Babys später darunter zu leiden hätte, wenn sich mein Exfreund doch nicht mehr für es interessieren und sich gut und regelmäßig darum kümmern würde.
Meine Frauenärztin hat mir versichert, dass das auch falls der Fall tatsächlich eintreten würde, nicht so sein müsste, dass der Selbstwert meines Kindes nicht untrennbar mit der Zuwendung seines Vaters verbunden sein müsste. Sie meinte, ich würde meinem Kind auch dann erklären können, warum sein Vater sich so verhalte, ohne seinen Vater in seinen Augen verachtenswert erscheinen lassen zu müssen. Außerdem könne es man so sanft und liebevoll sowie kindgemäß formulieren, dass die Gefühle des Kindes nicht verletzt würden.
Das beruhigt mich ungemein. Außerdem vertraut sie darauf, dass ich es auch als Alleinerziehende gut hinkriegen werde.
Ich muss jetzt keine Angst mehr um mein Kind haben.
Ich werde nie allein sein - auch ohne Kindsvater. Ich bin von einer liebenden Familie umgeben, deren Zusammenhalt niemand zerstören kann.
Mein Kind wird von so viel Liebe umgeben sein.
Der leibliche Vater muss ihm nicht zwingend fehlen, falls sich mein Exfreund entscheidet, seiner Verantwortung aus dem Weg zu gehen.
Er hat auch so genug männliche Bezugspersonen und Vorbilder. Meine zwei Brüder, meinen Vater und meinen Großvater. Allesamt gute Männer.
Mein Vater sagt jetzt schon, dass mein Kleines wie ihr siebtes Kind sein wird. Um nichts auf der Welt wird er es hergeben oder zulassen, dass ihm etwas passiert.
Und meine fünf jüngeren Geschwister werden sich darum streiten, das Baby zu halten und ihm später unmögliche Klamotten anziehen und alle möglichen Ausdrücke beibringen. :)
Die Zukunft sieht gut aus.
Ich kann stark sein und ich werde für mein Kind stark sein - mit oder ohne meinen Exfreund.
So viel Vertrauen habe ich momentan in mich und meine Fähigkeiten.
Ich hoffe, ich kann mir dieses Selbstvertrauen erhalten und nach schlechten Phasen wieder zurück gewinnen.
Ich bin zuversichtlich.
Ich bin schon so oft wieder aufgestanden.
Ich bin ein "Supergirl". Das Lied baut mich immer wieder auf und spornt mich an zu kämpfen.

Was meine Gefühle für meinen Exfreund betrifft, so sind sie jetzt durch andere wichtigere Dinge in den Hintergrund gerückt und ihre Intensität ist durch das Weitermachen im Alltagsgeschehen gedämpft worden.
Ich kann es jetzt mit mehr Abstand betrachten.
Ich habe ihn geliebt, so wie ich ihn kannte. Aber wir hatten uns vor unserem Treffen am 08.10.15 seit fast drei Monaten nicht mehr gesehen und er kann sich in dieser Zeit sehr verändert haben. Schließlich habe ich mich auch verändert.
Momentan haben wir nicht viel Kontakt. Daher kann ich nicht sagen, ob ich ihn wirklich liebe.
Aber ich möchte ihn lieben. Nicht nur wegen unseres Kindes, sondern weil ich mir sicher bin, dass er ein sehr liebenswürdiger Mensch ist.
Ob sich meine Überzeugung bestätigen wird, wird die Zeit zeigen.

Ich weiß nur, dass ich ihn nicht mehr lieben können werde, wenn er sich von unserem Kind abwendet.
Ich hoffe für alle an der Situation Beteiligten, dass das nie passieren wird.

Ich bin zufrieden so wie es jetzt ist. Meine Arbeit ist gut, ich habe viel Kontakt zu meinen Freunden und ich spreche mehr mit meiner Familie.
Aber am glücklichsten macht mich mein Kind.
Jeden Abend spreche ich mit ihm und sage ihm wie unendlich ich es liebe und streichle meinen Bauch.
Außerdem bete ich jeden Abend dafür, dass es gesund auf die Welt kommt.

Danke, dass ich euch das alles erzählen kann...
Das ist so viel besser als Tagebuch schreiben. ;)
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