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Fühle mich fremd in der Therapie

Verfasst: 17. Okt 2015, 11:25
von pimipippi
Hallo,
ich war schon lange nicht mehr hier, aber im Moment beschäftigt mich ein Problem, auch weil es mir depressionsmü(!)ßig momentan nicht gut geht.
Ich besuche seit Jahren eine Therapiegruppe mit 8 Teilnehmern. WEnn es mir nicht gut geht, fühle ich mich so verloren unter den anderen. Sie sind fröhlich, haben Geld, sind nicht psychisch krank sondern haben anderweitige psychische Probleme. Wenn es mir nicht gut geht, fühle ich mich so gar nicht dazugehörig mit meiner Problematik und mir ist schon das Zuhören, geschweige denn Sprechen zu viel. Ich fühle, wie mir die Gruppe mehr und mehr zur Pflicht wird, die mir zusätzlich Kraft weg zieht. Sie sind zwar alle nett, aber ich spühre einen unüberbrückbaren Abstand, fühle mich mit meiner Depression nicht verstanden und finde auch keine Hilfe oder Verständnis bei Ihnen. Jedoch schätze ich den Psychologen sehr und er hat mir mit seinen Komentaren auch schon sehr geholfen. In mir sträubt sich alles, im Moment dort hin zu gehen, aber ich muß mindestens noch bis Jahresende bleiben. Schlimm ist es für mich zu sehen, wie gut alle ins Leben eingebettet sind, keine Psychosen oder Depressionen haben, arbeiten gehen, wohlhabend sind und dennoch so sehr über ihr Schicksal klagen. Und ich sitze da und schweige, bin alleine, kriege 300 Euro Rente bin seit 22 chronifiziert depressiv und werde mit Sicherheit keinen gesunden Tag in meinem Leben mehr erleben. Ich komme mir dort vor wie ein Außerirdischer. Wenn ich es anspreche heißt es, na ja klar, es ist immer so, daß sich jeder selbst am kränksten fühlt. Finde ich hier bei euch denn jemand, den es auch so schwer mit der Depression erwischt hat? Auch Elektroschocks habe ich hinter mir und mir wurde dann eine Tiefenhirnstimulation empfohlen, was ich aber unter keinen Umständen machen lasse. Ich würde mich freuen über Nachrichten und ein bißchen Trost.
lieben Gruß pimipippi

Re: Fühle mich fremd in der Therapie

Verfasst: 17. Okt 2015, 15:07
von DocHolliday
Hallo pimipippi,

wenn Du Dich wegen Deiner Therapieprobleme an dieses Forum wendest, so ist es aus meiner Sicht ein Ausweichen von dem Konflikt mit der Gruppe. Wenn Du Dich da aber ziemlich isoliert fühlst, ist es verständlich.

Genau das, was Du hier geschildert hast, solltest Du offen dort vorbringen. Im Grunde kann es für Dich ja "schlimmer" nicht werden.

Ein wesentlicher Aspekt der Gruppentherapie ist es, so habe ich es erlebt, kritische Solidarität zu erfahren und andere Sichtweisen zu erleben...
Das ist kein "Kaffeekränzchen", sondern Arbeit.

Für Dich ist es offensichtlich klar geworden, dass diese Gruppe nichts für Dich ist. Du musst aber bis Ende des Jahres dort "aushalten"...warum? Wie hängt das zusammen?

Wie auch immer solltest Du Dich dafür offensiv einsetzen, dass Deine Problemlage von den anderen Ernst genommen wird und dabei Konflikte nicht scheuen, sondern die Auseinandersetzung suchen...und dran zu bleiben...was hast Du denn schon noch zu verlieren? Es ist jedenfalls besser, als es in sich hinein zu fressen und oder auszuweichen.

Möglicherweise erlebst Du die Gruppe dann auch anders, als Du sie erwartest.

DocHolliday

Re: Fühle mich fremd in der Therapie

Verfasst: 19. Okt 2015, 21:52
von pimipippi
Hallo Docholliday,

danke dir für deine Antwort!

Ich habe das Diskussionsforum entdeckt und das erste Mal benutzt, weil es für mich eine Alternative zu meiner Gruppentherapie darstellte, bei der ich hoffte, auf mehr Gleichgesinnte, das heißt, auf Menschen zu stoßen, mit denen ich depressionsspezifische Probleme diskutieren kann.
Es ist für mich kein Ausweichen sondern eine Alternative.
Ich spreche mein Problem in der Gruppe an, aber es wird gar nicht richtig verstanden, es happert schon daran, daß die Teilnehmer gar nicht wissen, was psychisch krank ist, wie meine kranke Wahrnehmungswelt aussieht, welche Probleme dabei mit der Welt und der Menschheit entstehen. Ich müßte mich von Null an erklären, aber nach so langer Krankheitsdauer hab ich es leid, mich zu erklären. In der letzten Sitzung fühlten sie sich angegriffen und geringgeschätzt, weil ich meinte, mir wäre eine Gruppe mit psychisch Kranken lieber. Ich könnte mir den Mund fusselig reden, aber auch nur dann, wenn ich einigermaßen gesund wäre, ansonsten geht reden und sich behaupten ohnehin nicht.

Wie empfindest du es, wenn du richtig depressiv bist und nichts mehr gebacken kriegst und dann jammert dich einer an, er weiß nicht, wie er seine Freizeit gestalten soll. Ich jedenfalls will dann nur fort, für mich ist das wie ein Schlag ins Gesicht.

Mein Problem ist, ich möchte raus aus der Gruppe, will aber meinen Therapeuten nicht verlieren.
Ich kann ihn um Einzelstunden bitten.

Gruß pimi