Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

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katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von katyfel »

Hallo mal in diesem Bereich von mir,

ich weiß nicht, wie viele hier mitlesen, die grade im Studium sind oder vielleicht kurz danach, es abgeschlossen haben oder abgebrochen,...
aber ich hätte da gerne mal ein paar Anregungen und Meinungen zu.

Nachdem ich mich da sonst irgendwie schwer zu austauschen kann (in der Uni-Beratungsstelle werdeneinem ja auch, berechtigterweise, nicht einfach so die Erfahrungen anderer Leute erzählt ;) ) und ich mir dann vom Kongress-Workshop Infos und Austausch erhofft hätte, der leider unglaublich schlecht war (im Gegensatz zum Rest!), nochmal hier;

wie geht ihr mit psychischer Erkrankung in der Studienzeit um?
Also dem schlichten nicht konzentrieren können, aufschieben etc. bis hin zu nicht mehr aus dem Bett kommen, keinen Sinn mehr sehen etc.

Wie sieht es mit Krankschreibungen aus?
Ich finde die deutlich schwieriger als im Arbeitsleben, weil ab einer bestimmten Fehlstundenzahl das Semester keinen Sinn mehr ergibt abzuschließen oder es Dozenten ablehnen, man ja trotzdem nicht "frei" hat, theoretisch jedem einzelnd dazu was schreiben müsste etc.#

Habt ihr irgendeine Form von "Sonderstatus", der dieser Krankheit Rechnung trägt?
Ich habe was von "Teilzeitstudium" gehört, kann das aber bei uns nicht finden, vielleicht Hilfestellungen etc?

Wie geht ihr mit durch die Krankheit erzwungenen Unterbrechungen um?
Ich musste jetzt schon mehrfach Semester abbrechen oder ganz "ausfallen lassen" aufgrund von Zusammenbrüchen und vor allem Klinikaufenthalten und bin grade (nächste Woche gehts wieder los) wieder unsicher, ob ich das packen kann, weil im Moment einiges zusammenkommt.
Mich würde echt interessieren, was ihr anderen da für Lösungen gefunden habt, für euch und die Uni, wie das geht oder ob en Abbruch/ Unterbrechung/ Wechsel/ ... für euch die Lösung wär?


... das sind erstmal meine Fragen, vielleicht hat ja jemand eine Meinung oder Antwort zu einer oder mehreren davon... jetzt was zu meinem Verlauf bisher zu schreiben, ergibt nicht so viel Sinn, weil ds mega unübersichtlich und viel wäre, aber; lange schon im Studium, fast ebenso lange mit Therapie etc. beschäftigt... und irgendwie bin ich mir immer unsicherer und habe kenen wirklich kompetenten "Anker", der da mit mir mal hinguckt.

Liebe Grüße, in Hoffnung auf die ein oder andere Antwort...
Sinfonia
BadewanneVollGeld
Beiträge: 86
Registriert: 7. Okt 2015, 11:34

Re: Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Hallo Sinfonia,

guter Thread, würde mich auch interessieren, wie andere das machen.
Ich mache seit 2 Jahren ein berufsbegleitendes Studium (Therapie schon länger). Bis zum Frühjahr dieses Jahres war das auch kein Problem. Ich hatte enorm gute Noten (vermutlich wegen Versagensängsten). Dieses Jahr verschlimmerte sich meine Depression, deswegen habe ich das vergangene Semester abgebrochen, war zum Ende des Semesters dann in der Klinik. Dieses Semester habe ich mich auch schon wieder von einem Modul abgemeldet und heute bin ich früher von einer Vorlesung gegangen, weil ich mich überhaupt nicht konzentrieren konnte... Sowas hatte ich vorher nicht.
Daher bin ich nun auch am grübeln, wie es weitergehen soll. Ich überlege mit dem Problem zur Studienberatung zu gehen...

Liebe Grüße
BadewanneVollGeld
Hygieia
Beiträge: 11
Registriert: 1. Okt 2015, 02:48

Re: Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von Hygieia »

Hallo Sinfonia,

ich selbst bin auch im Studium, aber Antworten oder Lösungen habe ich auch keine.
Durch den Bachelor habe ich mich inzwischen durchgequält, im Master habe ich jetzt gerade meine bisher schlimmste Phase :/

Was mir immer wieder ein bisschen geholfen hat, war die Fachschaft. (Also Studentenvereinigung.)
Natürlich ist die Mitgliedschaft da mit etwas Arbeit verbunden. Aber man baut ein paar soziale Kontakte auf, bekommt super Tipps von älteren (bzw. weiteren) Studenten, und der Kontakt zu den Professoren und Studienberatern wird einfacher (1x pro Semester gemeinsam Kaffee trinken, bei Kommittees mit drin sitzen, etc.). Die Sitzungstermine haben bei immer die Motivation gefördert, aber wenn man mal einen verpasst, ist es auch nicht schlimm.
Somit ist die Fachschaft für mich zu einem kleinen Sicherheitsnetz geworden. Man muss allerdings ein bisschen aufpassen, dass man sich nicht zu viele Aufgaben aufschwatzen lässt.

Teilzeitstudium ist oft nur an bestimmten Unis für bestimmte Studiengänge möglich. Kann gut sein, dass es in deinem Fall nicht geht.

Bei uns gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fast schon wieder zu viele, um zu wissen wo man eigentlich hin soll :P
Wir haben jemand, der für Stundenpläne zuständig ist, jemand, der für die rechtlichen Sachen (wie z.B. Krankschreibungen) zuständig ist, eine psychotherapeutische Beratungsstelle (Wartezeiten, max. 3 Sitzungen) und eine wöchentliche "Seelsorge-Stunde" von den Theologen aus (natürlich christlich, aber es dürfen alle kommen).
Zusätzlich gibt es eine spezielle Beratungsstelle für Studierende mit Behinderung und chronischer Erkrankung. Könnte mir vorstellen, dass eine diagnostizierte Depression zu den chronischen Erkrankungen zählt und man da Hilfe bekommen könnte. Aber das gibts bestimmt auch nicht an jeder Uni.
Kurz gesagt, jeder ist für irgendwas zuständig, aber keiner weiß wirklich gut genug Bescheid, um weiterhelfen zu können.
Manchmal kennen sich auch andere Fachschaftsmitglieder besser aus, als die zuständigen Koordinatoren :P

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.
Vielleicht bekommen wir auch noch mehr Antworten, würde mich auch sehr interessieren.

lg
Hygieia
Danebenleben
Beiträge: 1
Registriert: 14. Nov 2015, 10:37

Re: Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von Danebenleben »

Hey ihr!

Ich habe gerade genau dasselbe Problem.
Ich studiere im 5. Semester und es fällt mir gerade so super schwer in die Uni zu gehen.
Auch gerade packe ich es gar nicht einfach rauszugehen und die Urahn zu nehmen. Ich weiß garnicht, vor was ich wirklich so Angst habe. Aber es funktioniert einfach nicht. Nicht mal der Druck, dass ich bei dem Seminar heute zum dritten Mal fehle und dementsprechend rausfliegen könnte.

Ich hab auch schon mit vielen Leuten darüber geredet, aber sie verstehen mich eben nur zu einem gewissen Punkt.

Ich finde es super schwer, da man eben auch einfach liegen bleiben und nicht hingehen kann, und man sich eben nur ins eigene Fleisch schneidet, aber es niemand anderen berührt. Es gibt keinen Chef, keine Arbeitskollegen, die von meiner Leistung abhängig sind oder mir im Nacken stehen.


Ich hatte einen mega guten Anschluss zu meinen Studienkollegen, weshalb es mir in den ersten 2 Semestern echt Spaß gemacht hat in die Uni zu gehen. Auch das Fach interessiert mich. Aber dann kam eine Trennung und mir ging es so super schlecht, dass ich in eine Klinik gegangen bin und ein Jahr zurückgefallen bin.
Seitdem bekomme ich auch keinen richtigen Anschluss bei den Neuen, auch weil ich mich einfach krass schäme und keine Fragen "weshalb bist du jetzt bei uns?" beantworten möchte. Aber auch, weil es einen Unterschied gibt, ob man im 1. Semester neu ist und jeder bereit ist Freunde zu suchen, oder ob man im 3. Semester dazukommt, und alle Grüppchen sich schon gefunden haben.


Das heißt auch die Motivation "Freunde wiedersehen" gibt es bei mir nicht, weil ich mich nur abwerte..
Ohman ich will garnicht, dass das alles so negativ klingt, aber ich bin gerade echt mit meinem Latein am Ende. Am Wochenende wollte ich alles hinschmeißen und eine Ausbildung anfangen, weil ich dann wenigstens n geregelte Tagesstruktur habe und hingehen muss. Die würde ich aber auch nur machen, weil Ichs grad nicht kann. Nicht weil ich mega lust drauf habe. was meinen Selbstwert ja nur weiter runterdreht, weil ich mir dann nur immer wieder einrede: "Schau, du bist sogar fürs Studium zu dumm"


-.-


Und ja, ich bin in Therapie und ja ich nehme Medis. Sogar jetzt andere, die stärker wirken, weil ichs so einfach nicht mehr packe.
Hamburger Herz
Beiträge: 2
Registriert: 10. Nov 2015, 12:16

Re: Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von Hamburger Herz »

Hey, ich bin im 7. Semester und schreibe zumindest theoretisch gerade meine Bachelorarbeit. Ich kämpfe seit Wochen mit einem Motivationstief und habe noch nicht einen Satz.

Das Studium lief relativ gut. Im Fachbereich Soziale Arbeit stößt man auf viel Verständnis.

Ich hab mich selbst ziemlich unter Druck gesetzt, um mit den anderen mitzuhalten, es war aber nicht immer machbar. Einmal musste ich eine Prüfung komplett schieben.
Der Stress, den man sich selbst macht, ist wohl das schlimmste. Wobei eine gute Vernetzung zu Kommilitonen wirklich Gold wert ist.
vanezzo
Beiträge: 156
Registriert: 4. Feb 2014, 13:54

Re: Studium- Erfahrungen- möglich oder unmöglich?

Beitrag von vanezzo »

Hallo Sinfonia,

ich hatte das problem auch während des Studiums. Ich habe studiert, gearbeitet und Therapie gemacht (bis zu 3 Sitzungen/Woche). Natürlich konnte ich dadurch nicht so schnell und "gut" studieren wie ich gern wollte. Ich habe mir immer gesagt, dass ich quasi zwei Nebenjobs habe, einmal einen für den Lebensunterhalt und dann die Arbeit mit mir selbst. Dass man dadurch weniger Zeit und Energie für das Studium hat, ist ja klar und für jeden nachvollziehbar.

Hast du die Möglichkeit, die Sachlage einmal zu klären, d.h. in welchem Rahmen du studieren kannst, was die Zeit und Ausfälle angeht? Also ganz nüchtern, wie viele Semester kannst du studieren, ohne dass es existentielle Konsequenzen hat (Exmatrikulation o.ä.). Und dann .... nimm dir die Zeit! Niemand wird sich bedanken, dass du dich selbst vernachlässigt hast, nur um 1, 2, 3 Semester früher fertig zu sein. Und selbst später im Lebenslauf kannst du immer damit argumentieren, dass du parallel gearbeitet hast und dich "persönlich weitergebildet" hast - stimmt ja auch! ;)

Und zu dem "Anschluss finden" - es ist ätzend, wenn das nicht so gelingt, wie man es gern möchte, aber sieh es doch mal so: Das Studium ist ohnehin nur ein begrenzter Abschnitt, danach wird sich wieder etwas ändern. Es ist ein Weg... es muss nicht perfekt sein, weil es eben nur temporär ist. Damit konnte ich mich zumindest immer etwas trösten.
Vielleicht hilft dir das..? Nimm einfach das, was du gebrauchen kannst.
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