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und es kommt immer wieder

Verfasst: 24. Sep 2015, 19:22
von Herbstzeitloser
Das eine sind die Depressionen, mit denen ich lernte zu leben. Das andere sind die Auslöser, die Ursachen, die ich glaubte durch jahrelange Therapie auslöschen zu können. Doch sie sind immer wieder da, werden ausgelöst durch eine Geste, eine Mimik durch ein Wort.Dann sehe ich in der Person, meistens meine Frau, die Frau, die mich als Kind manipuliert und missbräuchlich belogen hat. Belogen eigentlich nicht wirklich, denn Kinder hat sie nie gewollt und nie ein Hehl daraus gemacht. Ich und mein Bruder und natürlich ihr Ehemann, mein Erzeuger, waren schuld daran, dass sie dieses unwürdige Leben einer Hausfrau und Mutter leben musste.sie ging früh wieder arbeiten. Sie und ihre Mutter haben mich dann ausgesucht und unter Druck gesetzt. Ich wurde dafür verantwortlich gemacht, dass es meiner Mutter gut geht.Es wurde leicht, in mir ständig Schldgefühle auszulösen, die mich niecwieder verlassen haben. Schon sehr früh lernte ich zudem oder gerade deshalb einen Vater kennen, der mich hasste, erniedrigte und der mich zu einem unwerten Geschöpf gemacht hat. Mein Bruder wurde Alkoholiker und hat sich später das Leben genommen.
Das war damals.
Gegenüber Frauen bin ich misstrauisch geblieben und finde immer Gründe, die mein Misstrauen verstärken.
Gegenüber Männern war ich auf der einen Seite viele Jahre unterwürfig wie ein winselnder Hund, bettelte um ein bisschen Nähe um einen liebevollen Blick und habe es bis zum sexuellen Missbrauch kommen lassen. Auf der anderen Seite war ich beieinem besonderen Typ Mann allzu schnell bereit, das Negative meines Vaters in ihnen zu sehen und begann mich zu wehren, wie einer der gegen den n Schatten boxt.Das hatte insbesondere im beruflichen Umfeld schlimme Folgen.
Heute als Rentner habe ich mich arrangiert. Ich leide nach die vor unter den falsch verstandenen Signalen meiner Frau, sicher sind nicht alle falsch, doch ich kann den Unterschied nicht erkennen. Und Männer, von ein paar Ausnahmen abgesehen, meide ich.
Das Misstrauen, gepaart mit einem gut verborgenen Unwertgefühl meiner selbst ist geblieben und vermutlich dafür verantwortlich, dass die Depressionen kommen und gehen und nur die Chemie mich einigermaßen stabil halten lässt.
Worunter ich leide,ist, dass alle, die mich kennen,in mir immer noch den Rollenkaspar sehen, hart wie Kruppstahl, ein Alphatier und ein erfolgreicher Manager. Obwohl ich mehrmals in die Klinik musste, will man den so leicht verletzbaren, schwachen und sich immer noch minderwertig fühlenden nicht sehen. Wohl nach dem Motto: wer einmal lügt,dem glaubt man nicht, und einmal waren eben ca. 35 Jahre mit steignder Tendenz
Ich will hier nicht jammern ,musste es einfach mal loswerden.

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 24. Sep 2015, 20:15
von omena55
hallo Herbstzeitloser,
ich habe deinen Beitrag zweimal lesen müßen, aber immer noch sträubt es sich in mir .Ich will es am liebsten garnicht wissen, wieviel Leid Du ertragen mußtes und welche enorme Last Du immer noch tragen mußt. Es muß Dir doch unglaublich schwer fallen, so resümierend zurück zu schauen.
Wahrhaftig verständlich für mich, dass Du es mal "einfach" rauslassen willst. Dafür ist dieses Forum ja da; es endlich mal einfach rauszulassen, den Rollenkaspar dumm in der Ecke stehen zu lassen. es anderen offen sagen, das man leidet Hier im Forum sind wir ja im Leid solidarisch.
Ich werde deinen Beitrag noch einige Male lesen, aber vorab wollte nur schon mal melden, wie sehr mich dein Schreiben berührt hat.
Liebe Grüße Omena

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 27. Sep 2015, 01:57
von malu60
Hallo Herbstzeitloser,
es ist schwer und traurig,mit diesen Erlebnissen zu leben.
Hast Du mit Therapeuten versucht Dich und die Schuldgefühle
zu verstehen und zu überwinden?

Es gibt Kindheitserfahrungen,die lassen ein beschwerdefreies Leben
nicht zu.was Du schreibst,ist so erschütternd...

Ich kenne das auch,ich glaube,bei mir springt immer die
Depri an,wenn sich die Vergangenheit durch Erlebnisse zuviel Raum
nimmt.Dann habe ich auch Schuldgefühle,manchmal kann ich kein
gutes Haar an mir finden.Gottseidank kommt neben Trauer auch endlich
eine gesunde Wut hoch.Sie ließen mich allein und ich wußte,es gäbe
keine Hilfe,die waren mit ihrem Leben schon überfordert.
Keiner passte auf nur bei Leistung gab,s mal ein Lob.

So fehlt Urvertrauen und Eigenliebe.
Trotz jahrelanger Therapie bleibt eine Wunde und ein Defizit.
Momentan hab ich das Gefühl,das mein Leben gut ist.

Ich wünsche Dir,dass es als Rentner leichter wird die Rolle des
Superman abzulegen und Dich zu zeigen wie Du bist,vielleicht
auch neue Leute in Dein Leben zu lassen,die Dir unbefangen
gegenübertreten.

Die schlimmsten Kindheitserlebnisse haben wenigstens oft besondere
Stärken ,bezw.Abwehrmechanismen entstehen lassen.
Heute hinterfrage ich öfter mein Verhalten,ob es noch nötig ist ist,z.b
den Clown zu geben oder mich dem Gegenüber ausgeliefert zu fühlen.
Mit Achtsamkeit wird es immer besser und ich übe mich abzugrenzen.

Deine Geschichte hat mich sehr bewegt,ich wünsch Dir,ja was.......
Von der Seele schreiben tut gut, es loszulassen ist leicht gesagt......
Alles Gute für Dich, von einer Nachteule, Malu

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 28. Sep 2015, 13:34
von Herbstzeitloser
Danke Ihr Beiden.
Die Reaktionen auf meine Geschichte hat in mir wieder einmal zweierlei ausgelöst. Zum einen hat es mich berührt und mir wirklich auch gut getan , wie ihr darauf geantwortet habt und ich fühlte mich, und das passiert ganz, ganz selten, verstanden und auch ein stückweit bestätigt.
Zum anderen sagt mir (meine Wahrnehmung) das Schweigen der anderen, dass ..... und jetzt kommt eben gleich wieder vieles zusammen.......sie mir nicht glauben, sie denken, ich würde übertreiben, würde mich wichtig machen wollen und würde eben auch jetzt nur Theater spielen ergo lassen sie mich im Regen stehen.

Am Samstag hatte ich Geburtstag und hatte meiner Frau vorgeschlagen, weg zu fahren. So landeten wir auf Rügen und es ging mir richtig gut dort. Freitag waren wir nur faul und Smstag haben wir uns Fahrräder geliehen und sind bei herrlichstem Wetter umhergefahren.
Ich wollte mein Handy ausstellen, doch meine Frau erinnerte mich an unsere Kinder, also ließ ich es an und wir telefonierten.
Ich sah, dass ein paar Leute mir eine Mail geschickt hatten und ein paar über Facebook reagierten .
Wieder zu Hause habe ich mich heute gefragt, was mir der Geburtstag denn bedeuten würde und warum ich lieber wegfahre.
Ich scheue die Begegnungen, auch mit Freunden und Bekannten, deshalb feiere ich nicht mehr gern und ich werde nicht gern angerufen, weil mir bei all diesen Begegnungen mein Rollenkaspar im Weg ist. Er erwartet ein Auftreten, redegewandt, humorvoll und federführend, eben alles beherrschen und alles im Griff haben und versteht nicht, dass ich das nicht leisten kann und jetzt auch nicht mehr leisten will. Ich freue mich dennoch, wenn ich sehe, dass man an mich gedacht hat und mir schreibt. Das ist für mich ungefährlich, denn ich habe Zeit zu reagieren und stehe dann nicht unter Druck.
Sicher kommt dazu, dass bei uns früher Kindergeburtstage nicht gefeiert wurden
Ansonsten habe ich mein Medikament, nachdem es mir die letzten Wochen einfach schlecht ging, leicht erhöht (Setralin jetzt 75 mg) und es geht mir gut.
Auch führe ich ein Tagebuch und achte darauf, dass ich bei Reaktionen auf Signale meiner Frau versuche meine Mutter aussenvor zu lassen. Ab und zu hat es bereits funktioniert.

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 28. Sep 2015, 16:54
von malu60
:hello: ]Na,da gratuliere ich doch nachträglich zum Geburtstag:Ein gutes,zufriedenes neues Lebensjahr
wünsche ich von Herzen. malu

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 29. Sep 2015, 14:21
von Bittchen65
Lieber Herbstzeitloser,
auch von mir noch nachträglich herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag.

Deinen Bericht ganz oben habe ich gelesen. Das hat mich auch sehr erschüttert.
In der Rückschau, kannst du sagen: Ich habe es überlebt,mein Bruder leider nicht.
Du kannst nur Frieden schließen mit deiner Vergangenheit und therapeutisch aufarbeiten.
Nur gut, wird es dir nie gehen,mit so einer Biographie, aber wir wären Alle nicht hier, wenn wir dich nicht verstehen könnten.Wer sollte sich mit diesem Schicksal wichtig machen wollen?
Ich kann dich nur bewundern,dass du trotzdem deinen Weg gegangen bist!!!!

Liebe Grüße Bittchen

Re: und es kommt immer wieder

Verfasst: 29. Sep 2015, 20:46
von Secret
Lieber Herbstzeitloser,

ich gratuliere auch noch nachträglich zu deinem Geburtstag am Samstag.

Weg zu fahren ist gar nicht schlecht - wenn es denn kein Wochentag ist.

Ich bin übrigens am Abend meines Geburtstages wie immer zum Yoga gegangen, das habe ich nicht ausfallen lassen da ich keine Gäste erwartet habe. Es haben zwei Verwandte angerufen. Mein Bruder hat mich danach erreicht und sagte: ich höre du hast mit der Yoga - Gruppe gefeiert

Also habe ich den Geburtstag auch nicht so viel Bedeutung gegeben zu Hause zu bleiben -

Auf ein weiteres Lebensjahr dann....