Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie

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Anke-Kerstin
Beiträge: 3
Registriert: 20. Aug 2015, 12:38

Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie

Beitrag von Anke-Kerstin »

Hallo

stehe jetzt vor der Entscheidung Verhaltenstherapie oder Tiefenpsychologie.
Habe eine generalisierte Angststörung, Depression.

Was kann Tiefenpsychologie erreichen? Hat jemand gute Erfahrungen gemacht?
johanna73
Beiträge: 293
Registriert: 11. Okt 2011, 20:22

Re: Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie

Beitrag von johanna73 »

Hallo Anne-Kerstin,

wahrscheinlich können TP und VT ähnliche DInge erreichen - das Ziel, Deine Symptome zu lindern bzw. einen Umgang mit ihnen zu finden, ist ja bei jeder Therapie gleich. Tiefenpsychologie arbeitet nur mit anderem Mitteln und Grundannahmen als die Verhaltenstherapie. Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass psychische Störungen bzw. Symptome auf ungelösten unbewussten Konflikten beruhen. Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass ein störendes Verhalten "angelernt" wurde und mit rationalen Methoden auch wieder "verlernt" werden kann (das ist jetzt sehr grob geschildert, trifft aber den Kern im Wesentlichen).

Wenn Deine jetzigen Probleme eher auf inneren Konflikten beruhen, die Dir nicht bewusst sind (meist Probleme, die aus der frühen Kindheit herrühren oder traumatische Erlebnisse im Erwachsenenalter, die nicht hinreichend verarbeitet wurden), könnte das eher für ein tiefenpsychologisches Verfahren sprechen. Wenn Deine Probleme eher so geartet sind, dass Du sie im Hier und jetzt mit bestimmten Trainings bearbeiten kannst, würde das eher für eine Verhaltenstherapie sprechen.

Das sind aber alles nur grobe Tendenzen. Generalisierte Angststörung könnte darauf hinweisen, dass nicht geklärte, länger zurückliegende Konflikte die Ursache sind, was eher für ein tiefenpsychologisches Verfahren sprechen würde. Aber das sind alles nur sehr sehr grobe Einschätzungen aus der Ferne. Die Realität ist meistens viel komplexer.

Das Wichtigste ist, dass Du zum Therapeuten Vertrauen hast und die Methode grundsätzlich bejahst. Dass einem im Verlauf der Therapie manchmal Zweifel kommen oder man sich über das ein oder andere ärgert, ist normal.

Ich selbst mache psychoanalatische Therapie (also etwas in Richtung Tiefenpsychologie) und habe damit im Großen und Ganzen gute Erfahrungen gemacht. Bei mir liegen die Probleme aber auch klar in der frühen Kindheit (ich war gleich nach der Geburt im Krankenhaus für ein halbes Jahr und habe nie eine richtige Bindung aufbauen können).

Wer hat Dich denn vor diese Frage gestellt? Hast Du einen Therapeuten, der beide Verfahren anbietet? Oder bist Du noch dabei, Dir jemanden zu suchen? In größeren Städten gibt es manchmal Anlaufstellen, die einen bei solchen Entscheidungen beraten, indem sie sich Deine Vorgeschichte gemeinsam mit DIr anschauen.

Wenn Du in einer größeren Stadt lebst, würde ich mich danach erkundigen. In hamburg gibt es z.B. das Balint-Institut ...

LG j.
Lana_del_rey
Beiträge: 29
Registriert: 27. Aug 2015, 10:56

Re: Tiefenpsychologie oder Verhaltenstherapie

Beitrag von Lana_del_rey »

Hallo Anke-Kerstin,

Johanna hat das alles schon gut und ausführlich geschildert. Aber ich frage mich auch, warum du vor dieser Wahl stehst. Entscheidet das nicht der Therapeut oder bietet ein Therapeut nur eine Therapieform an?
Also ich mache zur Zeit eine tiefenpsychologische Therapie aufgrund meiner Depression und vor 8 Jahren habe ich eine Verhaltenstherapie wegen meiner Angststörung gemacht. Die Verhaltenstherapie habe ich bei einer Psychologin gemacht und meine jetzige Therapeutin ist mit Medizinerin mit dem Zusatz Psychotherapie. Ich muss sagen, dass mir die Verhaltenstherapie damals schon geholfen hat, ich aber bis heute trotzdem noch nicht richtig gut mit meinen Ängsten umgehen kann. Was mich besonders gestört hat, war aber, dass es immer nur darum ging an dem aktuellen"Fehlverhalten" zu arbeiten, wir aber nie gemeinsam ergründet haben, woher meine Angst kommt und die Psychologin auch nie etwas dazu gesagt hat, wie sie mein Verhalten oder meine Aussagen einschätzt und wie sie mich sieht. Da hat sie mich sehr im Dunkeln gelassen. Meine jetzige Therapeutin ist da ganz anders und geht direkt auf mein gesagtes ein und wie sie das einschätzt und wie sie mich sieht und sagt mir auch, wenn sie sich Sorgen macht. Das ist für mich auf jeden Fall die bessere Art an so etwas heran zu gehen und ich fühle mich da auch besser angenommen und verstanden. Aber vielleicht hat das auch nichts mit der Therapieform zu tun oder ob das jetzt eine Medizinerin oder Psychologin ist, sondern mit der Person. Das kann ich dir leider nicht genau beantworten.
Ich weiß für mich aber, dass es mir auch wichtig ist, zu wissen oder besser gesagt die Möglichkeit zu haben, herausfinden zu können, warum ich so bin. Und wenn du davon nicht ablassen kannst und du dich das auch immer fragst, solltest du vielleicht auch besser eine tiefenpsychologische Therapie machen.
Liebe Grüße
Lana
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