Diskussionsforum Depression

ich möchte einfach nur meine gedanken und gefühle beschreiben.
es kennt ja hier jeder das loch der depression.ich fühle mich verstanden.ich möchte mich einfach offen und frei äußern können indem was ich hier schreibe.
alles was mir durch den kopf geht.vielleicht geht es mir danach besser.

ich habe chriss in der klinik kennengerlernt.wir haben uns sofort gut verstanden und hatten auch alle teraphien miteinander.es entstand eine sehr freundschaftliche aber auch sehr offene gesprächsebene zwischen uns.ich empfand es immer als sehr angenehm in seiner nähe zu sein und ich wußte ja das er homosexuell und schon lange verheiratet ist.also machten uns immer einen scherz daraus die neuen doch in machen sachen etwas zu verwundern.er ist ein sehr stiller und nachdenklicher mensch gewesen.er hat vor noch nicht so langer zeit seinen ersten versuch hinter sich.er ging mit seinen gefühlen mir gegenüber sehr offen um.und ich war manchesmal erschrocken was dort in seinem kopf vorging.doch ich konnte so manches nachvollziehen-denn wir alle wissen wie schwer es ist dort wieder raus zu kommen-unsere gespräche wurden immer intensiver.
leider mußte er die klinik verlassen-mit der begründung das man ihm hier nicht weiterhelfen könne.
ich wußte was er zu diesem zeitpunktgedacht hat.der abschied fiehl im verdammt schwer.er hat geweint.ich hatte ihn noch nie so weinen sehen.wir nahmen uns in die arme.blieben in sehr engen telefonischen kontakt.(eine woche später wurde auch ich entlassen-mit der begründung-man könnte mir hier nicht weiterhelfen-komisch.)
zu diesem zeitpunkt ging chriss schon in die tagesklinik.es war nicht einfach für ihn.seine gefühle gingen rauf und runter.er rief mich oft an-weil es ihm nicht gut ging.in seiner verweiflung fing er wieder an zu trinken-ich glaube er war sehr oft alleine-mit sich selbst.ich wußte schon lange das er nicht mehr den sinn des lebens sah.und er mir gegenüber auch keinen hehl daraus machte.ich glaube ich war mit die einzige zu der er so offen war.ich muß zu geben das es für mich auch manchmal sehr erschreckend war-wie verzweifelt man doch sein muss(kann).
er fühlte sich nicht mehr verstanden-wenn er verstanden werden wollte.
ich habe die nachricht vorgestern bekommen.und ich brauchte den brief garnicht zu öffnen denn ich wußte was drin stand.
ich wußte das irgendwas nicht stimmen konnte-da er sich schon seit 2 wochen nicht gemeldetet hatte.sein handy war aus und das war schon ungewöhnlich.
doch ich finde es schön das sein freund an mich gedacht hat.
wir hatten ein tag voher noch telefoniert.das ist jetzt 3wochen her.
er hat seinen weg gewählt und seinen frieden gefunden.er war ein sehr wertvoller mensch für mich-und dies zu akseptieren fällt mir sehr schwer.
ich trauere um einen guten freund-er war erst 30jahre alt.
wie verzweifelt muss ein mensch sein.aber ich denke es war seine freie entscheidung.
mir geht es ein bißchen besser-ich muss mich damit auseinander setzten-und das ich garnicht so einfach.
meine reha ist bewilligt-und ich glaube das wird mir mal ganz gut tun.

ich weiß nicht ob es gut das hier zu schreiben.
sun

Liebe Sun,
was du hier geschrieben hast, nennt man glaube ich Trauerarbeit. Das ist wichtig für dich, und so wie du es geschrieben hast, hat es mich persönlich nicht belastet.
Hinzufügen möchte ich aber, dass meiner Meinung nach ein Suizid keine freie Entscheidung ist. Der Mensch möchte leben und hat in relativ gesundem Zustand einen ungeheuren Überlebenswillen.Ich denke Chriss war sehr, sehr krank. Es geht jetzt nicht darum Schuldgefühle zu haben, oder zu überlegen, was man/du hättest anders machen können. Ich will nur damit zum Ausdruck bringen, dass Menschen die gerade hier lesen und denen es sehr schlecht geht, nicht auf "dumme" Gedanken kommen sollen. (nicht böse gemeint, mir fällt nur gerade kein besseres Wort ein).
Im Kondolieren bin ich ganz schlecht. Ich versuche dich zu trösten, indem ich dir sage, dass Chriss in deinen und den Gedanken seiner anderen Freunde weiterlebt. Denke an die schönen Zeiten, die er ja auch hatte, als ihr gescherzt und gelacht und "die Neuen" auf den Arm genommen habt.
Ich hoffe, dass kommt jetzt alles richtig rüber. Herzliche Grüsse, Cool

danke für deine antwort.
sun

Hallo liebe Sun,

ich fühle mit dir, weil ich gerade selber einen Verlust auf diese Weise hinnehmen musste und kenne von daher das Gefühl der Ohnmacht und Trauer aus tiefstem Herzen. Es ist zum Teil unerträglich und obgleich objektiv gesehen man keine Schuld daran trägt, fühlt man sich doch mitschuldig und fragt sich immer wieder verzweifelt, ob man nicht doch hätte mehr tun müssen...
Im Gegensatz zu cool möchte ich allerdings doch von einer "freien" Entscheidung sprechen. Ich finde es nicht gut, wenn man diesen verzweifelten und getretenen Menschen ihren Verstand und ihren Willen abspricht. Das empfinde ich persönlich als überheblich und spricht von wenig Lebenserfahrung. Es gibt durchaus Situationen, die keinen anderen Weg offenlassen.
Liebe Sun, denk an ihn, solange es dir möglich ist!
Lea

Liebe Sun,

ich musste das auch einmal erleben vor einigen Jahren und habe auf diese Weise eine Freundin verloren. Ich bin ihr bis heute sehr dankbar, dass sie mich noch am Tag davor angerufen hat um mir mitzuteilen, dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Denn sonst wäre ich dagestanden mit meinen Zweifeln, ob ich auch wirklich alles getan habe. Und hier zeigt sich auch ein ganz großes Problem für die Zurückgebliebenen. Denn eigentlich müsste es einen auch wütend machen, auf diese Weise mit Zweifeln und Ängsten sitzen gelassen zu werden, aber Wut auf einen Verstorbenen zu haben ist sehr schwer. Auf diese Weise verlassen zu werden ist einfach brutal.

Es stimmt nicht, was Lea sagt. Die weitaus meisten Suizide sind Affekthandlungen und werden in einem Zustand der Gefühlsüberschwemmung begangen, in der die Betreffenden nicht mehr in der Lage sind, klar zu denken sondern völlig fixiert sind. Als nach dem 2. Weltkrieg in einer deutschen Stadt, deren Name ich jetzt nicht mehr weiß, das sehr giftige und praktisch geruchlose Gas durch eine weniger giftige und stark riechende Sorte ersetzt wurde, sank die Suizidrate dort um 80%. Das spricht klar dafür, dass Suizide meist keine klar geplanten Handlungen sind.

Ich betone das nur deshalb, damit du dir keinen Kopf machst, du hättest etwas merken müssen.

Sprich bitte viel über dein Erlebnis und unterschlage möglichst keine Gefühle dabei, auch Wut ist zugelassen!

Lieben Gruß

Thomas

Hallo Thomas,

du kannst ganz schön verletztend sein. Wahrscheinlich merkst du das nicht einmal oder aber du hältst mich für so ein gefühlloses Etwas...

Lea

Pssst, Lea, hier wird getrauert. Lass uns das woanders besprechen.....

Liebe Sun,

ich nehm` dich mal in den Arm,drück dich und bleib ein wenig bei dir.
Du weisst,dass ich an dich denke...

Ganz liebe und tröstende Grüsse
Uta

Hallo!

@ Thomas!
Das mit dem Gas war in England, nicht in Deutschland!!! Wird aber als "Lehrbeispiel" hierzulande benutzt!


@ Sun!
Daß Dich das schwer beschäftigt, kann ich gut nachvollziehen. Er war wertvoll für Dich, das kann man nicht einfach ausblenden. Sage ihm doch einfach in einem kleinen Ritual danke dafür, daß Ihr die Möglichkeit hattet, Euch kennenzulernen, und für all das Positive, was zwischen Euch war, und all das, was Du ihm nicht mehr "live" hast sagen können (oder schreib's ihm auf und, wenn Du weißt, wo er begraben ist, leg's ihm aufs Grab...). Jeder Mensch wählt seinen Weg, er hat diesen gewählt...
Du bist traurig, verletzt, wütend, gekränkt etc, diese Gefühle alle haben ihre Berechtigung, vergrabe sie bitte nicht in Dir drin, sondern spüre genau hin, nur so kannst Du damit umgehen lernen...
Es gibt bei manchen Kirchen unabhängig von der Konfession so "Trauerseminare", wo man diese aktuellen Gefühle mit Hilfe ein bißchen verarbeiten kann, vielleicht gibt's bei Dir in der Nähe so was, was für Dich auch hilfreich wäre...

Ich drück' Dich und wünsch' Dir alles Liebe!
Annette

ich danke euch allen von herzen für eure anteilnahme.
es tut gut tröstende worte zu höhren-gerade von euch-weil ich weiß das ich verstanden werde.
mir geht es etwas besser-doch es wird halt seine zeit brauchen um das was geschehen ist zu verarbeiten.

@uta: danke für die umarmung-ich kann sie gebrauchen.

ich wünsche euch alles liebe
sun

Liebe Sun,

ja,lass dir die Zeit,die du brauchst.

Ich kann dich ja noch ein bisschen halten,wenn du magst.
Du bist in meinen Gedanken.

Liebe Grüsse
Uta

hallo uta,

danke für deine lieben worte-sie tun gut.
heute werde ich zu seinem grab fahren.mir ist danach-ich glaube das es mir danach besser gehen wird.mal schauen...

ich habe den termin für mein aufnahmedatum bekommen.8.6 soll ich dort sein.
es höhrt sich gut an was sie schreiben.ich hoffe das es mir ein stück weiterhilft.

ich denk an dich
sun

Liebe Sun,
du machst das alles sehr gut. Auch zum Grab fahren, über Chris nachdenken, über ihn zu reden und zu schreiben sind ganz wichtige Rituale um den Abschied zu verarbeiten.
Ich finde es auch gut, dass du über die Reha nachdenkst, dich darauf etwas freuen kannst.
Vielleicht gelingt es dir auch dich damit abzulenken, zu planen was du mitnimmst auf Reha. Mir hat es immer geholfen, in schwierigen Situationen, "in die Zukunft zu überbrücken". Weit nach vorne schauen, was da alles noch schönes auf mich wartet und kommt. Zu Leas Eindruck von mir : Ich bin weder überheblich noch wenig lebenserfahren, ganz im Gegenteil. Und Thomas ist in keinster Weise verletzlich. Jeder kann nur so antworten, wie er es eben gerade kann. Und ich wollte dir eine schnelle Antwort geben. Ich habe es leider auch erleben müssen, dass in einer Klinik plötzlich jemand nicht mehr am Frühstückstisch erscheint und statt dessen dort ein kleines Blumengebinde lag. Das ist sehr,sehr schwer, wenn es einem selbst nicht gerade super geht. Ich möchte aber über dieses Thema nicht weiter schreiben. Ich denke auch immer mal wieder an dich und an Chris. Du hast ihn so gut beschrieben, dass ich fast das Gefühl habe, ihn ein bisschen zu kennen. Du darst und solltest auch weinen. Ich hoffe es gelingt dir. In den Arm nehmen kann ich nicht so gut. Ich tätschel dir ein bisschen den Arm und lege dir meine Hand auf die Schulter, wenn du das magst.
Alles Liebe, Cool

Liebe Sun,

wie war dein Tag?
Bist du bei seinem Grab gewesen?

Ich hoffe,es hat dir ein wenig geholfen.

Sicherlich tut es dir auch jetzt gut zu wissen,wann deine Reha beginnt,oder?
Dann bekommst du vielleicht die Hilfe,die du in der Klinik nicht so richtig bekommen hast,aber doch brauchst.

Ich finde es schön,dass wir uns in der Klinik gesehen haben.Das macht es mir hier etwas leichter mit dir zu posten.

Ich drück dich und denk an dich!
Ganz liebe Grüsse
Uta

Mir ist schon auch nochmal wichtig das zu unterstreichen....Die weitaus meisten Suizide werden NICHT aus freiem Willen begangen sondern im Rahmen z.B. einer depressiven Phase..und hiermit in einem nebulösen Zustand, der nicht unbedingt etwas mit gesundem Denken, fühlen und handeln zu tun hat.. dies drückt sich auch darin aus, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen, die einen Suizidversuch überlebt haben, (bereits) 4 Monate später über dieses Überleben sehr glücklich ist und den Suizidversuch als "Symptom einer Krankheit auffasst"....
Dr. Niedermeier

Mir ist schon auch nochmal wichtig das zu unterstreichen....Die weitaus meisten Suizide werden NICHT aus freiem Willen begangen sondern im Rahmen z.B. einer depressiven Phase..und hiermit in einem nebulösen Zustand, der nicht unbedingt etwas mit gesundem Denken, fühlen und handeln zu tun hat.. dies drückt sich auch darin aus, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen, die einen Suizidversuch überlebt haben, (bereits) 4 Monate später über dieses Überleben sehr glücklich ist und den Suizidversuch als "Symptom einer Krankheit auffasst"....
Dr. Niedermeier

lieber cool
liebe uta,

danke für eure antworten
ich war gestern an seinem grab-er liegt auf einen waldfriedhof direkt auf einen berg.es ist sehr schön dort und klein.
ich brauchte ihn nicht lange zu suchen.
ich habe meiner trauer zugelassen und es ging mir danach weil ich weiß wo er jetzt ist-besser.ich kann jetzt besser damit umgehen.
er wird immer in meinem herzen sein.

ich bin gespannt auf die reha-und auf das was mich dort erwartet.
ich glaube es wird mir gut tun.und ich komme mal wieder aus meinen alltag und sehe etwas anderes.

uta ich finde es auch schön das wir und der klinik gesehen haben-das macht das schreiben sehr angenehm und auch leichter.

ich wünsche euch noch einen schönen sonntag.
liebe grüße
sun

Danke, Doc.

Liebe Sun,
ich wünsche dir auch einen schönen Sonntag und eine gelungene Reha. Grüße, Cool

Liebe Sun,

ich finde es toll,dass du "dort" warst und deine Gefühle zulassen konntest.

Habe in der Klinik auch am Thema "Gefühle zulassen können" gearbeitet.
Ein sehr wichtiges,aber auch schwieriges Kapitel.

Liebe Sun,ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Woche!

Sonnige Grüsse
Uta

Liebe Sun,

ich finde es toll,dass du "dort" warst und deine Gefühle zulassen konntest.

Habe in der Klinik auch am Thema "Gefühle zulassen können" gearbeitet.
Ein sehr wichtiges,aber auch schwieriges Kapitel.

Liebe Sun,ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Woche!

Sonnige Grüsse
Uta

hallo,

danke cool ich wünsche dir auch alles gute.

liebe uta,

ich denke das ich meine trauerarbeit gut bewältigen werde-obwohl es sehr schwer ist.
doch ich bin nicht wieder in ein loch gefallen und ich denke das ist schon ein gutes zeichen.
wie geht es dir eigentlich.kommst du klar.
erzähl mir doch mal ein bißchen.
freue mich auf deine antwort.
liebe grüße
sun

hallo,

danke cool ich wünsche dir auch alles gute.

liebe uta,

ich denke das ich meine trauerarbeit gut bewältigen werde-obwohl es sehr schwer ist.
doch ich bin nicht wieder in ein loch gefallen und ich denke das ist schon ein gutes zeichen.
wie geht es dir eigentlich.kommst du klar.
erzähl mir doch mal ein bißchen.
freue mich auf deine antwort.
liebe grüße
sun

Liebe Sun,

ja,das ist wirklich ein gutes Zeichen.Es geht aufwärts und die Reha wird dich unterstützen.Glaube an dich!

Mir geht es so eigentlich recht ordentlich.Habe mich mittlerweile wieder ans Leben hier draussen gewöhnt.
Mit dem Essen komme ich relativ gut zurecht und mit meinem Körper auch.
Schreibe immer noch meine Essprotokolle und gehe einmal pro Woche auf die Waage.

Habe am Mittwoch den ersten Termin bei meiner neuen Ärztin,und ich hoffe,dass ich in ihr eine gute Unterstützung und Begleitung habe.

Vermisse immer noch ziemlich so manche Mitpatienten und auch meine beiden Therapeuten.Manchmal überfällt mich noch so eine Art Heimweh nach der Station.

Was allerdings echt bescheiden ist,ist mein Schlaf.Seit ich die Schlaftablette abgesetzt habe,habe ich ziemliche Probleme.

Will mich aber nicht beschweren...

So Sunny,das wars erstmal für heute.
Wünsche dir noch einen schönen Abend!

Liebe Grüsse
Uta

Sehr geehrter Herr Dr. Niedermeier,

das ist mir schon klar, dass Sie das so schreiben müssen und auch nicht besser wissen (wollen). Eine depressive Phase bedeutet noch lange kein "nebulöser Zustand" und ein gesundes Denken, Handeln und Fühlen vermisse ich genauso bei den so genannten "Gesunden".
Und dass diejenigen, die einen Suizidversuch überlebt haben, darüber froh sein sollen, entspringt wohl mehr dem Wunschdenken der Psychiater. Da ich ja nach so einem missglückten Versuch meistens in einer Klinik lande und dort nur wieder rauskomme, wenn ich mich willig und einsichtig zeige, versteht es sich wohl von selbst, dass diese Einsicht nur Mittel zum Zweck ist. Man sagt dort alles, was die Herren Doktoren hören wollen. Aber in seinem Herzen schämt man sich für diese Niederlage und Demütigung und weiß, dass es das nächste Mal gelingen wird.

So, und jetzt können Sie ja wieder Ihre Hasstiraden gegen mich loslassen ...

Gruß Lea