Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

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nebu
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Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von nebu »

Hallo zusammen,

Da ich mitlerweile recht verzweifelt bin möchte ich mal meine Situation schildern und würde mich freuen, wenn daraus ein kleiner Dialog ensteht.

Zu meiner Person: Ich bin Ende 20, männlich, körperlich super gesund und lebe im Prinzip das, was für Aussenstehende oftmals als "traumhaft" bezeichnet wird.

Ich habe mich vor 2 Jahren zusammen mit einem Freund selbstständig gemacht, lebe mitlerweile am Meer und leite eine Surfschule.

Als ich noch in Deutschland gelebt und gearbeitet habe war ich ständig niedergeschlagen, hoffnungslos, meist genervt/gereizt und konnte nie wirklich Freude empfinden.
Nach einem unglücklichen Jobwechsel bin ich damals dann auch "offiziell erkrankt" und war längere Zeit krankgeschrieben mit anschliessender Psychotherapie und leichtem Antidepressiva. Bei der monatelangen Therapie kam leider nicht viel raus.
Die Therapeutin sagte, dass sie es erstaunlich findet, dass mir mein ganzes Leben so sinnlos vorkommt und ich mein Leben beruflich und privat so verändern sollte, dass ich in einem Bereich tätig werde, der mich eingermasen erfüllt.

Nun habe ich mir meinen Lebenstraum, wie ich dachte erfüllt und fühle mich leider nachwievor miserabel. Ich sehe keinen Sinn in meinem Dasein, jeder Tag erscheint mir als schwer und mühselig, ich bin immer müde, ich habe kein Interesse daran soziale Kontakte aufzubauen und kann mich nur schlecht mit anderen Menschen (privat) befassen. Alles nervt mich, andere Menschen nerven mich und ich sehe keine Perspektive, wie es mr irgendwann einmal besser gehen sollte. Ich frage mich ständig was und für was ich das alles mache.

Kennt jemand ähnliches? Wie geht ihr damit um so perspektivlos durchs Leben zu gehen? Was hilft euch dabei einfach weiter zu machen? Woher kommt so eine tiefe lustlosigkeit und niedergeschlagenheit? Ich fühle mich damit super einsam, irgendwie isoliert und habe immer Angst die anderen mit meiner Laune (ich habe wenn ich nicht darauf ahcte immer einen ziemlich düsteren Geichtsausdruck) zu belasten.

Freue mich auf eure Beiträge!
bingo123

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von bingo123 »

Hi,

was kam bei deiner Psychotherapie heraus? - Also welche genaue Diagnose hast du erhalten?

Hast Du selber überhaupt keine Ahnung, warum Du Dich so fühlst?
nebu
Beiträge: 5
Registriert: 30. Apr 2015, 20:55

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von nebu »

Eigentlich kam leider nix raus. Paar schwache Tipps nach dem Motto "suche dir doch mal eine Freundin" und so Sachen =D
War echt ein bisschen seltsam alles. Die Diagnose war, dass ich sehr gut reflektiert bin, meine Gefühle und Situation sehr gut beschreiben kann und sie nicht sagen kann warum mir alles so sinnlos erscheint.

Ich habe leider keine Ahnung warum das alles so ist wie es ist.
Haferblues
Beiträge: 1005
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Haferblues »

Hallo Nebu,

tja, was ist schon ein Traumleben??? Ich fürchte, du bist halt numal krank. Depressionen können auch sein ohne offensichtlichen Grund. Gehst du am besten zu einem guten Facharzt.

Ich hab auch viel Mist erlebt mit Therapie. Das heißt aber nicht, dass Therapie immer nix bringt. Vielleicht versuchtst du es nochmal. Es wäre doch schade, wenn du dein schönes Leben dauerhaft nicht genießen könntest!! Du bist noch jung und körperlich supergesund. Das ist doch schonmal ein guter Anfang!!

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
bingo123

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von bingo123 »

Also dann war dein Therpeut/in aber nicht sehr gut.

Ich kann mich in Deine Lage gut reinversetzen, da ich selber ein Mann bin, ungefähr gleiches Alter.
Ich habe mich vor ca. einem Jahr dazu entschlossen, eine psychosomatische REHA bei der Rentenversicherung
zu beantragen, weil ich mit mir selbst nicht mehr klar kam.

Dieser Weg war sehr schwer, aber mir sind dort so einige Dinge BEWUSST geworden.
Und genau das ist der KNACKPUNKT.

Wir Menschen leben unser Leben, die meiste Zeit UNBEWUSST und verpassen was es heißt, wirkliche Freude im Leben zu haben.

Während des Aufenthaltes dort, habe ich Gewisse zusammenhänge erst bewusst wahrgenommen.
Aufgrund dieses Wissens, war es mir möglich einen Therapeuten zu suchen.

Bei der Wahl deines Therapeuten, musst Du BEWUSST sein.
Achte auf die Chemie zwischen Dir und Deinem Therapeuten.

Du solltest Dich geschützt fühlen, ernst genommen.

Nichts runterschlucken und denken es wird schon. Das macht keinen Sinn. So wirst Du Dich nicht öffnen können.

Nur wenn du WAHRHEIT sprichst, kannst Du Dein Herz öffnen.

Finde die Liebe.
Indem Du Wahrheit sprichst, findest Du die Liebe zu Dir selbst.

Und so werden Dir auch Dinge in Deinem Leben bewusster,
verstehst zusammenhänge die Dir
wiederfahren sind und Dich geprägt haben.

Es ist wichtig, auf Dein Herz hören.
Alles was Du tust, was nicht aus deinem Herzen kommt, wird dich entfernen von dem, was
Du eigentlich brauchst.

Ich hoffe, Du kannst mit diesen Worten etwas anfangen.

Im Grunde geht es darum, sich bewusst damit zu befassen, was das Leben eigentlich ausmacht.
In der heutigen Zeit, haben die meisten Menschen nicht mehr den Sinn dafür darauf zu achten.
Es geht nur darum, wer der schnellste, beste und hübscheste ist. etc.

Das alles ist eine Illusion und hat nichts mit dem wahren Leben zu tun.
Die Liebe die Du in Dir hast, ist Deine wahre Natur.

Du musst Dich ihr nur zuwenden und es zulassen.

Wenn Du Dich für diesen Weg entscheiden solltest, dann wird er kein einfacher sein.
Du wirst Dich viele male auf die "Fresse" legen und die Angst wird Dich überkommen.

Aber gerade auch durch diese Erfahrung, wirst Du gestärkt heraus gehen und irgendwann
alles was Dich belasten abstreifen und Dich über Dein Leben freuen. Über dein Sein.
Zuletzt geändert von bingo123 am 18. Jun 2015, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Katerle »

Hallo nebu,

das ist bestimmt ein sehr schöner Lebenstraum, am Meer zu leben. Das Meer kenne ich aus bisherigen Urlauben, was für mich auch eine enorme Bereicherung für mich war zusammen mit meiner Familie.

Aber vielleicht vermisst du ja trotzdem was, was auch herauszufinden wäre, um dich glücklicher und zufriedener zu machen?

Für manche ist es ganz hilfreich, sich für Schwächere einzusetzen, also Menschen denen es schlechter geht als dir. Und nicht jeder Mensch kann sich mal einen Urlaub am Meer ermöglchen oder woanders. Solche Leute habe ich auch in meinem Umfeld.

Vielleicht liegt ja die Quelle deines Glücks anderen zu helfen, finde es heraus und vielleicht siehst du dann auch den Sinn deines Daseins.

Alles Gute bei deinem Weg!

Katerle
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo bingo123,

ich stimme dir völlig zu. Ich habe eine ähnliche Erfahrung durch meine Zeit in der Tagesklinik machen können. Es ist nur schwer zu beschreiben, so schwer greifbar - es gibt halt keine Anleitung, aber wenn man den Weg gefunden hat, ist alles klar.

Zu sich selbst finden : das trifft es wohl am ehesten.

@nebu: Ist das von dir als "Traumleben" bezeichnete auch DEIN Traumleben? Ist es das, was DU willst oder hast du eine Idee erfüllt, von der du glaubst, dass sie ein Traumleben ist? Aber das ist nur ein Bereich, der Grund deiner Krankheit kann überall liegen. Stück für Stück die eigenen Empfindungen erforschen ist ein schweres Stück Arbeit. Und die Frage "Was tut mir gut?" ist gar nicht so einfach zu beantworten.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Gerbera
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Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Gerbera »

Hallo nebu,

wie bingo 123 habe ich den Eindruck, dass Du an ein/en schlechte/n Therapeuten/in geraten bist. Die Aussagen, die Du schilderst, kommen mir recht hilflos vor für einen ausgebildeten Psychologen. Meine Therapeutin würde nie so allgemeine Dinge sagen wie "such Dir eine Freundin". Zudem rät sie, wie so ziemlich alle guten Therapeuten, ausdrücklich davon ab, in der akuten Depression wichtige Entscheidungen zu treffen. Und Deine Entscheidung, ins Ausland zu gehen und eine Surfschule aufzuziehen, WAR eine wichtige Entscheidung.

Aus meiner Sicht bist Du noch immer depressiv, "Traumleben" hin oder her. Sinnlosigkeitsgedanken sind definitiv ein Symptom der Depression, Lustlosigkeit und Niedergeschlagenheit auch. Das Gefühl, nicht dazuzugehören, isoliert zu sein, welcher Depressive kennt das nicht? Keine Energie für den Umgang mit anderen Menschen (im Privatleben) - wem sagst Du das... Düstere Miene, ja, klaro, alles bekannt. Auf den Bildern aus meinen akuten Krankheitsphasen sehe ich auch sehr düster aus - und gefühlt 20 Jahre älter.

Ich kann Dir nur raten, geh zum Arzt, dort wo Du lebst und sieh zu, dass Du ein für Dich passendes Antidepressivum verordnet bekommst und einen guten Therapeuten ausfindig machst, einen, der Dich ernst nimmt und mit Dir zusammen versucht, herauszufinden, wo die Ursachen für Deine Depression liegen statt sich darüber zu wundern, warum Du Dich trotz Deines vermeintlichen Traumlebens so schlecht fühlst.

Und noch etwas: eine Therapie ist kein Zuckerschlecken. Man muss ehrlich zu sich selbst sein, sich unangenehmen Dingen stellen, Schuldgefühlen, alten Wunden, verdrängten Erlebnissen, Schamgefühlen - je nachdem, sich Gedanken machen über eigene Stärken und Schwächen, Verhaltensweisen überprüfen, sich selbst hinterfragen. Ich bin manchmal sehr nachdenklich aus der Praxis meiner Thera geschlichen. Aber es hat sich gelohnt: die dunklen Gedanken sind verschwunden, ich weiß wieder, wer ich bin und habe meine innere Ruhe wiedergefunden, kann mich wieder freuen, bin gerne unter Menschen.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass auch Du Deinen ganz eigenen Weg aus der Depression findest.

Viele Grüße,
Gerbera
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von dolittle909 »

Lieber nebu,

vor sieben oder acht Jahren war ich - ähnlich wie Du - in einer Situation, in der ich alles erreicht hatte, was ich immer erreichen wollte: Alle Abschlüsse bestanden; den Traumjob in der Stadt, in die immer gewollt hatte; gute Bezahlung und eine liebe Frau an meiner Seite, die mich heiraten wollte. Da brach ich dann zusammen und landete monatelang in der Klinik. Sehr schnell wurde mir klar, dass ich an meinen Erwartungen und Hoffnungen - sprich Illusionen - zerbrochen war. Der Traumjob brachte mir nicht das an Anerkennung, was ich mir erhofft hatte, die Stadt nervte mich mit ihrer Anonymität und Reizüberflutung und mit meiner Freundin sah ich in Wirklichkeit keine Basis für Familie und Kinder.

Seitdem frage ich mich, ob nicht viele Wünsche, Vorstellungen und Ziele in Wirklichkeit mit ihrem Erreichen schon eine große Gefahr der Enttäuschung in sich tragen. Zumindest, wenn man mit sich eine unerfüllbare Ursehnsucht herumschleppt, die nicht mit dem einen Ding "geheilt" werden kann. Weder Geld, noch Job, noch Meer, noch tolle(-r) Partner(-in). Davon rennen geht nicht! Für mich glaube ich, dass es keinen "Schlüssel" gibt. Sondern ich muss meinen Alltag mit all seinen kleinen Freuden und Leiden bewältigen und darauf stolz sein. Deshalb habe ich damals meinen Job behalten und bin in der Stadt geblieben. Beides war nicht das, was ich mir immer gewünscht hatte und ich kämpfe immer wieder damit. Doch wo oder mit was sollte ich finden, was ich mir gewünscht hatte? Was wünsche ich mir jetzt? Weiter, in die nächste Illusion? Ne, ich will eigentlich einfach nur keine Depression. Ganz einfach... ;-)

So habe ich mich ziemlich von meinen großen Wünschen verabschiedet, geblieben sind nur die ganz kleinen. Mal tief durchatmen, sich an der Sonne freuen, an einem schönen Gespräch, an Gemeinsamkeit. Sei lieb zu Dir und erwarte nicht von einer von objektiv schönen Situation, dass sie Dich glücklich macht! Meine überzogenen Erwartungen herunter zu schrauben hat zumindest dazu geführt, dass ich über längere Zeiträume sagen kann "Ich bin insgesamt zufrieden" - obwohl ich wahrlich nicht mit allem zufrieden bin.

Ohne fremde Hilfe die Ursache zu finden, dürfte aber schwierig für Dich sein! Finde einen guten Therapeuten, der erkennt, welche verborgenen Sehnsüchte und Ängste Du mit Dir herumschleppst - denen Du eben auch nicht davon rennen kannst. Meine Erfahrung: Man redet mit ihm eine halbe Stunde und hat sofort das Gefühl: Der durchschaut mich, der versteht, was ich selbst noch nicht verstanden habe. Nicht immer stimmt diese Wellenlänge und dann kann es dazu kommen, dass ein Therapeut monatelang im Trüben stochert (solche Begegnungen hatte ich auch schon).

Alles Gute
dolittle
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Botus »

Hallo Nebu,

ich finde, dass es völlig egal ist, was man(n) äußerlich gerade macht, denn es gibt ja eine ganze Reihe toller äußerlicher Situationen, die Null Befriedigung bringen. Das kennt jeder !

Meiner Meinung nach sollte man überhaupt nicht darauf achten, ob eine Sache allgemein als toll angesehen wird, sondern allein darauf, wie sie auf einen selber wirkt.

Ich kann das leider nicht verständlich erklären (wenn ich`s versuche, klingt es meist bescheuert und gefällt mir überhaupt nicht.

Liebe Grüße vom Dobi
Zuletzt geändert von Botus am 20. Jun 2015, 04:17, insgesamt 1-mal geändert.
sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von sam1960 »

Nebu
ich sehe einige Parallelen zwischen deinem und meinem Krankheitsverlauf
nur ich bin mittlerweile 54 und habe weinig perspektiven den Beruf zu wechseln.
Auch weiß ich nicht, ob auch ich meine Depressionen in den neuen Job „mitnehme“
Meine Therapien brachten bisher eigentlich „garnix“
Man konnte mir bisher noch nicht einmal sagen, was mir fehlt.
ich habe nun seit einiger Zeit, mangels Vertrauen auf Veränderung, keinen Therapeuten mehr aufgesucht und „ertrage“ nur noch.
Mir geht alles auf den "Senkel" insbesondere beruflich fühle ich mich den Belastungen nicht mehr gewachsen. Stress verkrafte ich fast gar nicht mehr und bekomme gleich Magen- oder Herzschmerzen.
bingo123 hat geschrieben:Also dann war dein Therpeut/in aber nicht sehr gut..
.

Ich habe mich vor ca. einem Jahr dazu entschlossen, eine psychosomatische REHA bei der Rentenversicherung
zu beantragen, weil ich mit mir selbst nicht mehr klar kam.

Dieser Weg war sehr schwer, aber mir sind dort so einige Dinge BEWUSST geworden.
Und genau das ist der KNACKPUNKT.
bingo123,
wie und wo muss ich diese Reha beantragen? welche Voraussetzungen habe ich, bzw muss ich mitbringen?
Wie sieht es aus, wenn ich seit längerem keinen Therapeuten mehr in Anspruch genommen habe?
In einer weiteren "normalen" Therapie sehe ich kein weiterkommen, und da wäre die von dir angesprochene Reha eine Alternative.
Bei der Wahl deines Therapeuten, musst Du BEWUSST sein.
Achte auf die Chemie zwischen Dir und Deinem Therapeuten.
ich war damals froh, dass mir überhaupt ein Therapeut geantwortet hatte, nach dem ich mir am Telefon die Finger wundgewählt hatte.
Dann hab ich den „Spatz in der Hand“ genommen.
War aber nicht der erste Therapeut, aber weitergebracht hatte mich keiner.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
bingo123

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von bingo123 »

Hallo Sam,

ich habe einfach bei der Rentenversicherung BUND angerufen und mir einen Antrag auf Rehabilitation
zu kommen lassen.

Diesen Antrag habe ich dann zusammen mit meinem Hausarzt ausgefüllt.
Ich glaube, dass Du alle 2 Jahre einen Antrag an die Rentenversicherung einreichen kannst.
Inwiefern es eine Rolle spielt, dass du nicht mehr in Therapeutischer Behandlung bist, kann ich Dir nicht sagen.
Bespreche das mit Deinem Hausarzt.
Bei mir war es so, die Diagnose Depression stand stark im Vordergrund und erhielt einen REHA Platz ohne einen Bericht eines Therapeuten.

Die Wahl der Klinik wurde vom Renten BUND festgelegt,
man kann sich aber auch selber darüber Informieren welche Klinik einem passend erscheint.
Ob dem Zugesagt wird, oder wie bei mir nicht, weiß ich nicht.

Ich würde Dir vorschlagen,
rufe dort an, lass dir den Antrag zusenden, gehe zum Hausarzt damit und warte auf Antwort.

Es stehen Dir dort einige Möglichkeiten bereit, um sich mit Menschen auszutauschen.
Sei es in Gesprächsgruppen, sportlichen Aktivitäten, Wanderungen, Bootsfahrten, Tanzkursen
etc.

Ich bin mir ganz sicher, dass es Dir dort gefallen wird!

Zum Schluss ein gut gemeinter Rat, der von Herzen kommt:

- - - Öffne Dich, öffne Dein Herz und sprich Wahrheit. - - -

Ich habe es selber erlebt, wie Menschen sind, wenn sie verschlossen sind.
Sie bleiben im dunklen, mit vernebelten Gedanken.

Frage Dich, will ich aus tiefstem Herzen, glücklich sein?
Frage Dein Herz. Es wird Dir antworten.

Ich wünsche Dir, einen tollen Aufenthalt und das Du viele Erfahrungen mitnimmst,
solltest Du Dich dazu entschließen, eine REHA zu machen.
nebu
Beiträge: 5
Registriert: 30. Apr 2015, 20:55

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von nebu »

Danke erstmal für die vielen tollen Beiträge. Bin ein wenig überrascht über so viel Resonanz und muss das erstmal alles in Ruhe durchlesen. deswegen fällt meine Antwort jetzt erstmal etwas knapper aus.

Ein großes problem bei der Therapie war, dass ich die meisten Dinge, die mir vorgeschlagen wurden schon probiert habe. Das hat mich ein bisschen zur Verzweiflung gebracht.
Ich gehe durchaus sehr aktiv mit meiner Situation um, probiere viel aus, gehe viel alleine raus/weg und mache das was mir gerade in den Sinn kommt.
Auch beruflich, in meiner Freizeit und ehrenamtlich habe ich schon alles möglche gemacht.
Es gibt Phasen da geht es mir sehr gut. Aber die meiste Zeit weniger.

Die Sache mit der Erwartungshaltung ist super interessant. Nur habe ich bewusst garkeine großen Erwartungen an mich oder meine Zukunft. Ich würde super gerne die kleinen Dinge geniessen können wie schönes Wetter oder ähnliches. Aber selbst bei tollen dingen wo andere vor Freude ausflippen regt sich bei mir bestenfalls ein "ganz nett" =D

Ich kann gut nachvollziehen was sam1960 sagt.

Ich habe auch richtig doll probiert einen neuen/anderen Therapeuten zu bekommen. Mindestens 50 angerufen. Bei einigen auch zu einem ersten Termin gewesen. Teilweise auch wieder weg geschickt worden mit Aussagen wie "solange du deinen Alltag alleine und so erfolgreich meisterst bist du hier falsch".

Noch dazu finde ich es sehr schwer mit 1 x 45min alle 14-Tage etwas zu erreichen.

Bin da auch damals so ein bisschen durch die Raster gerutscht, weil ich beruflich selbst gekündigt hatte und gleichzeitig für mehrere Wochen krank geschrieben wurde aufgrund meines Zustandes. Und da hat die Bürokratie zugeschlagen. Ich war weder von der Krankenkasse, noch von der Agentur für Arbeit gedeckt und habe wochenlang kein Arbeitslosengeld, kein Krannkengeld oder sonstiges bekommen. Die Krankenkasse musste ich selbst nachzahlen um den Therapeuten abgerechnet zu bekommen.

Und da muss ich sagen habe ich auch ein bisschen die Hoffnung an Sozialsystem etc. verloren. Auf den ganzen Internetpräsenzen und in Ihrer Öffentlichkeitsarbeit wird immer präsentiert, dass jedem geholfen wird und alles super ist.
In der Realität ist es allerdings fast unmöglich einen Therapieplatz zu bekommen. Dass man die Wahl hat habe ich so nicht erlebt. Ist vielleicht auch meine Region gewesen. Therapeuten sind in Ballungsgebieten ja oftmals knapp.

So weit erstmal. Habe gerade nicht ganz so viel Zeit aber wollte mich shconmal für die vielen netten Beiträge bedanken und freue mich auf weitere!
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von dolittle909 »

Lieber Nebu,

nach meiner ersten Verhaltenstherapie hatte ich auch das Gefühl "Eigentlich mache ich doch alles richtig! Und? Warum geht es mir trotzdem schlecht???". Dabei hatte ich Glück und der Therapeut war gut. Er hat mir vermittelt, dass ich nicht alles falsch machte, so wie ich zuvor immer gedacht hatte. Er hat mich bestärkt, weiter zu kämpfen und den Glauben nicht zu verlieren. Den gordischen Knoten konnte er nicht zerschlagen. Aber das konnte bisher kein Therapeut... ;-)

Vermutlich hast Du - so wie ich - intuitiv tatsächlich immer viel richtig gemacht. Du hast Deinen Verstand eingesetzt, hast abgewogen, hast Dich nicht hängen lassen, hast soziale Kontakte gesucht, warst aktiv. Hast gegen die Leere in Dir gearbeitet. Ohne diese Fähigkeit wärst Du heute wohl viel weiter weg vom Leben. Sei da stolz auf Dich! Du hast da nichts falsch gemacht! Aber es gibt sicher eine Menge zu optimieren...

Der erste - und vielleicht schwierigste - Schritt ist es, für Deine Gefühle von Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Angst einen Platz zu finden. Zu akzeptieren, dass Du vielleicht zu den Menschen gehörst, die tief in sich eine unerfüllbare Sehnsucht und/oder den Zweifel, ob "das alles" einen Sinn hat, mit sich herumtragen. Zumeist sind es biographische Ereignisse oder Prägungen, die einem früh eine falsche Gewissheit oder einen permanenten Zweifel am Sinn der eigenen Existenz eingepflanzt haben. Erst dann kommen die Gegenstrategien - und die finden zumeist im Kopf statt, wenn man bis dahin alles "richtig" gemacht hat. Wie man Dinge "sieht", d.h. kognitiv und emotional verarbeitet, ist nämlich genauso wichtig.

Ein guter (!) Verhaltenstherapeut geht darauf im Idealfall ein. Besser sind wohl eine tiefenpsychologische oder eine analytische Therapie. Aber wichtiger als die Form ist, ob der Therapeut ein "Feeling" für Dich hat, ob er beim ersten Gespräch, der Anamnese, schon eine Ahnung hat, wo es hängt und wo er ansetzen muss. Das spürst Du dann auch recht unmittelbar. Und dann hat der Therapeut auch schon viel mehr Interesse, Dich zu behandeln, weil er ja auch seine Erfolgserlebnisse haben möchte.

Ich hatte jedenfalls nie Probleme einen Therapeuten zu finden, auch wenn der Weg dahin natürlich anstrengend und manchmal auch frustrierend ist. Aber nach vier oder fünf Vorstellungsgesprächen war ich mir dann sicher - und ich hatte das Gefühl, der Therapeut wollte mir eben auch helfen.

Also: Tue, was Du eh schon gut kannst und nimm Dein Leben in die Hand!

dolittle
Katerle
Beiträge: 11295
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Katerle »

@ nebu

Genau, es heißt zwar "Suche dir Hilfe beim Therapeuten", aber es ist halt auch manchmal mit sehr langen Wartezeiten verbunden. In der Zeit kann so manches passieren... (Nicht´s gegen Therapeuten).
chaosbase
Beiträge: 3
Registriert: 1. Jun 2015, 13:29

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von chaosbase »

Hallo nebu,
nebu hat geschrieben:...war ich ständig niedergeschlagen, hoffnungslos, meist genervt/gereizt und konnte nie wirklich Freude empfinden...

... Ich sehe keinen Sinn in meinem Dasein, jeder Tag erscheint mir als schwer und mühselig, ich bin immer müde, ich habe kein Interesse daran soziale Kontakte aufzubauen und kann mich nur schlecht mit anderen Menschen (privat) befassen. Alles nervt mich, andere Menschen nerven mich und ich sehe keine Perspektive, wie es mr irgendwann einmal besser gehen sollte. Ich frage mich ständig was und für was ich das alles mache...
oh Gott ja - und wie ich das kenne!

Gerade auch das gereizte ist derzeit ganz extrem. Eigentlich bin ich eher so der Typ Mensch, der keiner Fliege was tun kann. Aber derzeit würde ich am liebsten etlichen Leuten den Hals umdrehen...

Das generelle Problem mit dem "Wo ist der Sinn bei alldem?" Denken habe ich auch. Auch nach der Therapie habe ich noch keine Lösung gefunden. Irgendwie hänge ich immer an dem "Am Ende stirbst du ja sowieso also ist es eh umsonst." Gedanken fest.

In meiner Therapie habe ich u. a. auch die Diagnose "sozial phobisch" bekommen. Ich tue mich auch unheimlich schwer mit Leuten in Kontakt zu kommen, zu bleiben oder gar Freundschaften aufzubauen. Ich finde Sachen, die sie erzählen, nicht interessant und kann nichts dazu sagen. Von mir erzählen will ich aber auch nicht, weil es da auch nicht wirklich viel interessantes zu berichten gibt. Also werden "soziale Events" immer zu Monolog-Veranstaltungen, bei denen ich da sitze und mich 2-3 Stunden voll labern lasse und hinterher heim gehe und völlig ausgelaugt bin obwohl ich den ganzen Abend kein Wort gesagt habe... Von daher gehe ich schon so wenig wie möglich überhaupt unter Leute...

Ich finde es allerdings interessant zu lesen, dass du dein Leben als "eigentlich traumhaft" beschreibst. Das ist bei mir ganz anders. Ich komme mir immer wie ein einziger Fehler vor, der alles verbaselt und so gar nix erreicht hat. Und ich habe nach wie vor das Problem, dass ich absolut nicht weiß, was eigentlich für mich "traumhaft" wäre. Ich weiß schlichtweg überhaupt nicht, was ich vom Leben eigentlich will und was mich wirklich glücklich machen würde. Ich kenne mich quasi selbst gar nicht. Bin ich eher Typ Karriere oder Typ Familie mit Kindern? Ich habe keine Ahnung! Bin ich eher der künstlerische Typ oder mehr der Analytiker? Keine Ahnung! Kann ich überhaupt irgendwas gut? Keine Ahnung!!!! So geht das ewig weiter...

An vielen Tagen ist es echt schwer an das "Licht am Ende des Tunnels" zu glauben, wenn man so tief in der Depression drin steckt. Ich versuche es derzeit wieder mit dem Ratschlag aus der Therapie: Nicht an jeder Kleinigkeit aufregen und verzweifeln, sondern lieber auf ein paar Kleinigkeiten jeden Tag konzentrieren, die einem ein Lächeln abringen konnten oder zumindest ein wenig aus dem "grauen Rest" kurz haben auftauchen lassen. Und selbst das kann schon schwer genug sein...

Das ist jetzt alles in allem wahrscheinlich wenig aufbauend. Aber zumindest zeigt es doch ganz klar: Du bist nicht allein! Und der Gedanke kann auch schon unheimlich tröstend sein (auch wenn ich mich persönlich immer auch etwas schlecht fühle wenn ich mich indirekt "freue", dass es anderen auch so mies geht wie mir selbst - aber eigentlich geht es ja eher darum, verstanden zu werden von Mitbetroffenen).

Lieben Gruß

chaosbase
"If you are out to describe the truth, leave elegance to the tailor." Albert Einstein
Eva1415
Beiträge: 7
Registriert: 13. Jul 2015, 13:14

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von Eva1415 »

Hallo nebu,

ich bin noch sehr neu hier und auch gerade erst 20. Aber ich wollte dir einfach mal sagen, dass du nicht der einzige bist, dem es so geht. Du bist nicht allein.
Ich habe mein Traumstudienplatz bekommen, habe also die besten Aussichten auf meinen absoluten Traumjob. Trotzdem bin ich niedergeschlagen und antriebslos etwas für das Studium zu tun.
Ich sehe keine Perspektive, bin abgeschlagen und habe auch häufig diesen "düsteren Gesichtsausdruck", wenn ich in meinen Gedanken versinke.
Ich hoffe für uns beide, dass sich bald Besserung einstellt und wir einen Weg aus unserer Lage finden.
Ich wünsche dir viel Glück und hoffentlich bald eine bessere, erfolgreichere Therapie.

Dass ich etwas tun muss, ist mir erst seit kurzem bewusst, ich weiß noch nicht genau was. Aber so wie es bei mir momentan ist, kann es auch nicht mehr weitergehen.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft, Eva :)
siyambala

Re: Niedergeschlagen und ohne Perspektive trotz "Traumleben"

Beitrag von siyambala »

@Dobermann: Nein stimmt nicht, Du hast gut und knapp d. Punkt getroffen!

Grusd
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