Warum kann ich nicht so sein, wie ich gerne sein will???
Verfasst: 16. Jun 2015, 21:13
Hallo Ihr Lieben,
so oft schon habe ich hier einen 10seitigen Eröffnungsthread verfasst und dann doch nicht veröffentlicht... Warum ich diese Threads dann schlussendlich doch nicht veröffentlicht habe - ich kann es mir (und auch euch) nicht erklären.
Heute nun ist ein mittelprächtiger Tag für mich. Zuerst habe ich verschlafen. Dann kam ich nicht aus dem Knick. Und am Ende war da - wie so oft - das Gefühl der Unzulänglichkeit, die Wiederholung meines ständigen Versagens, die Frage "Warum bin ich wie ich bin und warum kann ich nicht sein, wie ich gerne sein will?".
Ich kam also mit einer Stunde Verspätung im Büro an und hatte das Gefühl, meine beiden Kollegen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Vermutlich sollte ich erwähnen, dass ich vor 1,5 Jahren als dritte Kollegin dazu gestossen sind, während die beiden bereits gemeinsam (in einem anderen Unternehmen) zusammen gearbeitet haben und sich seit ca. 10 Jahren kennen.
Mir ist schon bewusst, dass sich das Verhalten untereinander gegenüber einem hinzukommenden unterscheidet und das der neue eben immer ein wenig der Außenstehende bleibt. Mein Aufgabenbereich hat auch recht wenig mit dem der anderen beiden zu tun, während die beiden sich im Prinzip einen Aufgabenbereich teilen. Hinzu kommt die räumliche Trennung - beide gemeinsam in einem Büro - ich in einem Einzelbüro. Lange Rede, gar kein Sinn...
Beide sind nett und freundlich zu mir. Mobbing gibt es eigentlich nicht. Dennoch, ich fühle mich einfach isoliert... mehr als ein paar kurze Worte sind nicht drin (auch weil wir einfach keinerlei Gemeinsamkeiten haben und ich einfach komplett anders ticke als die beiden) - kurz: ich habe einfach das Gefühl, die beiden können mich nicht leiden. Und ich habe das Gefühl, dass sie sich regelmäßig hinter der verschlossenen Tür über mich auslassen... Keine Ahnung, vermutlich ist das alles komplett irrational. Aber es sind immer so Kleinigkeiten, wo ich das Gefühl bekomme, ich kann nix und die beiden haben jedes Recht, über mich zu schimpfen... heute gab es wieder so ein paar Punkte...
Da ich zur Zeit mal wieder versuche, ein paar Kilos los zu werden, nehme ich mir immer so eine Gemüsebox mit Kohlrabi, Möhren usw. mit. Als ich auf dem Nachbarbalkon auf eine Zigarette war und zurück kam, war in meinem Zimmer das Fenster sperrangelweit offen. Ich bin rüber zu den beiden... keiner hat was gesagt - also habe ich gefragt: "Stinke ich oder was?" und die Kollegin meinte, es hätte sich ihr fast gehoben, als sie in meinem Zimmer war. Ich gehe davon aus, das das Gemüse die unangenehmen Düfte hervorgebracht hat und malte mir gleich wieder aus, wie die beiden sich über den Gestank in meinem Büro aufgeregt haben, während ich nicht da war. Es tut mir ja leid, das das Zeug so stark riecht - und zack, war die Schuld wieder bei mir und die beiden hatten recht - in my mind...
Später am Tage kam es dann zu einer betrieblichen Frage - welcher Elektriker ist denn für mein Objekt zuständig... tja, das weiß ich nicht - Kommentar der Kollegin: "Naja, wenn du das nach 2 Jahren noch nicht weißt..." - mein Gedanke: da hat sie recht, ich müsste sowas wissen - obwohl ich für die Aufträge erst seit diesem Jahr zuständig bin und noch nie einen Elektriker hätte beauftragen müssen... Trotzdem: ich hätte das wissen müssen.
Zur Mittagszeit war der Kollege dann unterwegs, um sich etwas zum Mittag zu holen - ich sage eigentlich immer Bescheid und frage, ob ich etwas mitbringen kann (die beiden bringen ihr Mittag eigentlich immer selbst mit und teilen sich das dann)... vermutlich war ich zu dem Zeitpunkt, als er los ging nur auf dem Balkon, so dass er mich nicht fragen konnte...
Gemeinsamen Feierabend machen die beiden immer gemeinsam und kommen in mein Büro um sich zu verabschieden - einbezogen in den gemeinsamen Feierabend werde ich nie...
die Krönung hatte ich dann soeben... ein Anruf, dass ich die Alarmanlage nicht scharf geschalten habe... mein Kollege muss jetzt extra nochmal los und scharf schalten... dabei war ich mir sicher, dass ich auf das Tüüüüüüt für "scharf" extra noch gewartet habe... andererseits bin ich durch die ganze Situation so verpeilt, dass ich auch tatsächlich immer wieder Scheiße baue...
Ich bin so bemüht, keine Fehler zu machen, damit es keinen Grund gibt, sich über mich den Mund zu zerreissen... das ich doppelt so viele Fehler mache, trotz doppeltem und dreifachem Kontrollaufwandes...
Vermutlich ist das alles nur Einbildung... aber eines meiner größten Probleme ist, dass ich alles auf mich und meine Person beziehe... Wenn ich nur wüsste, wie ich das abstellen könnte... oder wenigstens eine gesunde "mir-doch-egal-"Einstellung erlernen könnte...
Das Problem ist einfach, dass (auch aufgrund meiner Depressionen) bei mir keinerlei Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl vorhanden ist. Es gibt tausende Dinge, für die ich mich schäme und für die ich mich selbst immer wieder fertig mache. Dinge, die jeder andere auf dieser Welt gebacken kriegt - nur ich nicht... Dinge, die eingentlich ein wirkliches MUSS sind, die aber außerhalb meiner Möglichkeiten liegen.
Woher soll ich denn Selbstbewusstsein nehmen, wenn selbst ich scheiße finde, wie ich bin...
wenn selbst ich mich immer wieder über mich selbst aufrege und ärgere - dann ist es doch kein Wunder, wenn es andere genauso tun...
Ich wäre so gern ganz anders... ordentlich, pünktlich, fleissig (obwohl ich schon fleissig im Job bin - nur halt anscheinend nicht besonders fähig), zuverlässig, hübsch, schlank...
Ich finde mich selbst einfach so "verachtenswert", dass ich nicht in Frage stelle, wenn andere mich genauso empfinden...
Ich brauche dringend mehr Selbstbewusstsein, aber woher soll ich das nehmen, wenn ich mich selbst so furchtbar finde? Ich habe 1000x versucht, mich zu bessern, immer wieder räume ich z. B. meine Wohnung auf - aber es ist nie genug um das Gefühl für mich zu bekommen, dass das jetzt so ordentlich wäre, dass ich es akzeptieren könnte... Ich hatte gehofft, wenn ich wenigstens das tue, was ich kann, dann würde ich mich nicht mehr so sehr schämen für all das, was ich nicht geschafft habe - würde stolz sein können auf das, WAS ich geschafft habe - aber das ist es nicht - das ist es nie... weil ich diese Wohnung einfach nicht auf den Zustand bringen kann, den ich gerne hätte...
Durch diesen Gemütszustand werde ich immer der Außenseiter bleiben (war auch schon in meinem vorherigem Job so) - einfach, weil ich nicht sein kann, wie ich bin, da das, was ich bin einfach schämenswert ist...
Dazu kommt, dass ich viel zu viel Zeit alleine bin... mein Liebster arbeitet in einer anderen Stadt, meine Freunde sind fast alle weg gezogen, und wer noch hier ist, hat keine Zeit, weil allein erziehende Mutter oder Familie oder sonstiges. Auch wenn der Kontakt zu meinen Freunden noch besteht, auch wenn es regelmäßige Besuche gibt - die meiste Zeit bin ich allein.
Mein Leben besteht aus arbeiten gehen und zu Hause hocken. Einziges Highlight sind die Tage, an denen mein Schatz daheim ist... da kann ich sein, wie ich bin. Ihn stören meine Schwächen nicht. Selbst durch meine Depressionen geht er mit mir gemeinsam, fängt mich immer und immer wieder auf und gibt mir das Gefühl geliebt zu werden. Wir können nächtelang reden oder einfach auch nur nebeneinander liegen und ein Buch lesen... DAS sind die Tage, an denen ich das Gefühl habe zu leben...
Ich wünsche mir so sehr jemanden, der meine (zumindest in meinem Umfeld teils sehr speziellen Interessen) teilt. Ich mag Kurzfilmfestivals. Ich mag Poetry Slams, Kabarett, Gesellschaftsspiele. Ich mag Punkrockkonzerte... Diskussionen über zuletzt gelesene Bücher, Diskussionen über die Gesellschaft, Politik, Religion... Es gibt wenige Menschen, welche ein paar meiner Interessen teilen - leider alle mit Familie und zu wenig Zeit... naja, ein derartiger Bekanntenkreis ist für eine kinderlose 40jährige wohl normal (im Gegensatz zu den Interessen) ...
Ich sitze so oft hier und denke: wie kann man solche Menschen kennen lernen, wen kann ich überreden, mit mir irgendwohin zu gehen... und meist geh ich dann alleine zu den Veranstaltungen und fühle mich schlecht, weil ich alleine dort war. Aber würde ich nicht gehen, dann würde ich mich schlecht fühlen, weil ich nicht gegangen bin. Und weil ich so voller Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe bin, habe ich es bei all den zahllosen Veranstaltungen bis heute nicht ein einziges mal geschafft, mit irgendwem (außer dem Barkeeper vielleicht) ins Gespräch zu kommen.... Ich lehne mich selbst so sehr ab, dass ich weitere Ablehnung schlicht nicht ertragen könnte...
Und dann komme ich nach Hause und heule mir die Augen aus... ich fühle mich allein und einsam, obwohl es doch so viele Menschen gibt, die mich (warum auch immer) gerne haben... weil ich wieder alleine unterwegs war - unterwegs sein musste...
Meine Therapeutin möchte mich (nach knapp 7 Jahren mit mehreren Unterbrechungen) nicht mehr weiterbehandeln, weil sie mit mir nicht weiter kommt... sie meint, sie wäre mit Ihrem Latein am Ende... das hat mich echt hart getroffen damals, weil mir die Stunden schon irgendwie was gebracht haben... aber muss ich denn echt 3 Monate ambulante Therapie machen und mein jetziges Leben komplett ausknipsen für den Zeitraum? Das kann und will ich nicht... mein Arbeitsvertrag ist befristet und nur meine Arbeit gewährleistet mir, dass ich mir die paar Dinge leisten kann, die sich wie echtes Leben anfühlen...
Was stimmt mit mir nicht? Wie komme ich nur aus diesem verdammten Loch raus? Wie kann ich denn nur werden, wie ich sein will? Wie kann ich nur lernen, mich selbst zu akzeptieren und mich nicht für mich selbst zu schämen?
So - erstmal genug... ich fühle mich - wie gesagt - heute so mittelprächtig... nicht richtig richtig schlecht und auch (und vor allem) nicht gut.
Den Text finde ich auch schon wieder Mist... vollkommen emotionslos runter geschrieben... ich fühle mich heute, als würde ich außen stehen und nicht in dem Menschen stecken, der ich nun mal sein muss... normalerweise bin ich vollkommen und viel zu emotional... heute eiskalt (vermutlich weil sich heute mal wieder bestätigt hat, wie viel ich nicht gebacken kriege und ich mit diesem Versager namens Ich nix zu tun haben will)...
Trotzdem, es werden auch wieder Tage kommen, an denen ich vollkommen zusammenbreche und nur rumheule, wie schlecht es mir doch geht... dann werden die Texte auch gerne mal emotionaler und vor allem zusammenhangloser... vielleicht isses dann auch gut, wenn ich mal so nen emotionslosen, von Selbsthass geprägten Post vorangestellt habe, der meine Situation ein bissl erklärt...
Sorry, ist vielleicht nicht der ideale Eröffnungs-Thread und eigentlich weiß ich auch gar nicht mehr, was ich so wirklich sagen wollte oder was ich erwarte oder erhoffe... Trotzdem drücke ich heute einfach mal aufs Knöpfchen...
Liebe Grüße an alle da draußen, denen es heute schlechter geht als mir...
Nicole
so oft schon habe ich hier einen 10seitigen Eröffnungsthread verfasst und dann doch nicht veröffentlicht... Warum ich diese Threads dann schlussendlich doch nicht veröffentlicht habe - ich kann es mir (und auch euch) nicht erklären.
Heute nun ist ein mittelprächtiger Tag für mich. Zuerst habe ich verschlafen. Dann kam ich nicht aus dem Knick. Und am Ende war da - wie so oft - das Gefühl der Unzulänglichkeit, die Wiederholung meines ständigen Versagens, die Frage "Warum bin ich wie ich bin und warum kann ich nicht sein, wie ich gerne sein will?".
Ich kam also mit einer Stunde Verspätung im Büro an und hatte das Gefühl, meine beiden Kollegen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Vermutlich sollte ich erwähnen, dass ich vor 1,5 Jahren als dritte Kollegin dazu gestossen sind, während die beiden bereits gemeinsam (in einem anderen Unternehmen) zusammen gearbeitet haben und sich seit ca. 10 Jahren kennen.
Mir ist schon bewusst, dass sich das Verhalten untereinander gegenüber einem hinzukommenden unterscheidet und das der neue eben immer ein wenig der Außenstehende bleibt. Mein Aufgabenbereich hat auch recht wenig mit dem der anderen beiden zu tun, während die beiden sich im Prinzip einen Aufgabenbereich teilen. Hinzu kommt die räumliche Trennung - beide gemeinsam in einem Büro - ich in einem Einzelbüro. Lange Rede, gar kein Sinn...
Beide sind nett und freundlich zu mir. Mobbing gibt es eigentlich nicht. Dennoch, ich fühle mich einfach isoliert... mehr als ein paar kurze Worte sind nicht drin (auch weil wir einfach keinerlei Gemeinsamkeiten haben und ich einfach komplett anders ticke als die beiden) - kurz: ich habe einfach das Gefühl, die beiden können mich nicht leiden. Und ich habe das Gefühl, dass sie sich regelmäßig hinter der verschlossenen Tür über mich auslassen... Keine Ahnung, vermutlich ist das alles komplett irrational. Aber es sind immer so Kleinigkeiten, wo ich das Gefühl bekomme, ich kann nix und die beiden haben jedes Recht, über mich zu schimpfen... heute gab es wieder so ein paar Punkte...
Da ich zur Zeit mal wieder versuche, ein paar Kilos los zu werden, nehme ich mir immer so eine Gemüsebox mit Kohlrabi, Möhren usw. mit. Als ich auf dem Nachbarbalkon auf eine Zigarette war und zurück kam, war in meinem Zimmer das Fenster sperrangelweit offen. Ich bin rüber zu den beiden... keiner hat was gesagt - also habe ich gefragt: "Stinke ich oder was?" und die Kollegin meinte, es hätte sich ihr fast gehoben, als sie in meinem Zimmer war. Ich gehe davon aus, das das Gemüse die unangenehmen Düfte hervorgebracht hat und malte mir gleich wieder aus, wie die beiden sich über den Gestank in meinem Büro aufgeregt haben, während ich nicht da war. Es tut mir ja leid, das das Zeug so stark riecht - und zack, war die Schuld wieder bei mir und die beiden hatten recht - in my mind...
Später am Tage kam es dann zu einer betrieblichen Frage - welcher Elektriker ist denn für mein Objekt zuständig... tja, das weiß ich nicht - Kommentar der Kollegin: "Naja, wenn du das nach 2 Jahren noch nicht weißt..." - mein Gedanke: da hat sie recht, ich müsste sowas wissen - obwohl ich für die Aufträge erst seit diesem Jahr zuständig bin und noch nie einen Elektriker hätte beauftragen müssen... Trotzdem: ich hätte das wissen müssen.
Zur Mittagszeit war der Kollege dann unterwegs, um sich etwas zum Mittag zu holen - ich sage eigentlich immer Bescheid und frage, ob ich etwas mitbringen kann (die beiden bringen ihr Mittag eigentlich immer selbst mit und teilen sich das dann)... vermutlich war ich zu dem Zeitpunkt, als er los ging nur auf dem Balkon, so dass er mich nicht fragen konnte...
Gemeinsamen Feierabend machen die beiden immer gemeinsam und kommen in mein Büro um sich zu verabschieden - einbezogen in den gemeinsamen Feierabend werde ich nie...
die Krönung hatte ich dann soeben... ein Anruf, dass ich die Alarmanlage nicht scharf geschalten habe... mein Kollege muss jetzt extra nochmal los und scharf schalten... dabei war ich mir sicher, dass ich auf das Tüüüüüüt für "scharf" extra noch gewartet habe... andererseits bin ich durch die ganze Situation so verpeilt, dass ich auch tatsächlich immer wieder Scheiße baue...
Ich bin so bemüht, keine Fehler zu machen, damit es keinen Grund gibt, sich über mich den Mund zu zerreissen... das ich doppelt so viele Fehler mache, trotz doppeltem und dreifachem Kontrollaufwandes...
Vermutlich ist das alles nur Einbildung... aber eines meiner größten Probleme ist, dass ich alles auf mich und meine Person beziehe... Wenn ich nur wüsste, wie ich das abstellen könnte... oder wenigstens eine gesunde "mir-doch-egal-"Einstellung erlernen könnte...
Das Problem ist einfach, dass (auch aufgrund meiner Depressionen) bei mir keinerlei Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl vorhanden ist. Es gibt tausende Dinge, für die ich mich schäme und für die ich mich selbst immer wieder fertig mache. Dinge, die jeder andere auf dieser Welt gebacken kriegt - nur ich nicht... Dinge, die eingentlich ein wirkliches MUSS sind, die aber außerhalb meiner Möglichkeiten liegen.
Woher soll ich denn Selbstbewusstsein nehmen, wenn selbst ich scheiße finde, wie ich bin...
wenn selbst ich mich immer wieder über mich selbst aufrege und ärgere - dann ist es doch kein Wunder, wenn es andere genauso tun...
Ich wäre so gern ganz anders... ordentlich, pünktlich, fleissig (obwohl ich schon fleissig im Job bin - nur halt anscheinend nicht besonders fähig), zuverlässig, hübsch, schlank...
Ich finde mich selbst einfach so "verachtenswert", dass ich nicht in Frage stelle, wenn andere mich genauso empfinden...
Ich brauche dringend mehr Selbstbewusstsein, aber woher soll ich das nehmen, wenn ich mich selbst so furchtbar finde? Ich habe 1000x versucht, mich zu bessern, immer wieder räume ich z. B. meine Wohnung auf - aber es ist nie genug um das Gefühl für mich zu bekommen, dass das jetzt so ordentlich wäre, dass ich es akzeptieren könnte... Ich hatte gehofft, wenn ich wenigstens das tue, was ich kann, dann würde ich mich nicht mehr so sehr schämen für all das, was ich nicht geschafft habe - würde stolz sein können auf das, WAS ich geschafft habe - aber das ist es nicht - das ist es nie... weil ich diese Wohnung einfach nicht auf den Zustand bringen kann, den ich gerne hätte...
Durch diesen Gemütszustand werde ich immer der Außenseiter bleiben (war auch schon in meinem vorherigem Job so) - einfach, weil ich nicht sein kann, wie ich bin, da das, was ich bin einfach schämenswert ist...
Dazu kommt, dass ich viel zu viel Zeit alleine bin... mein Liebster arbeitet in einer anderen Stadt, meine Freunde sind fast alle weg gezogen, und wer noch hier ist, hat keine Zeit, weil allein erziehende Mutter oder Familie oder sonstiges. Auch wenn der Kontakt zu meinen Freunden noch besteht, auch wenn es regelmäßige Besuche gibt - die meiste Zeit bin ich allein.
Mein Leben besteht aus arbeiten gehen und zu Hause hocken. Einziges Highlight sind die Tage, an denen mein Schatz daheim ist... da kann ich sein, wie ich bin. Ihn stören meine Schwächen nicht. Selbst durch meine Depressionen geht er mit mir gemeinsam, fängt mich immer und immer wieder auf und gibt mir das Gefühl geliebt zu werden. Wir können nächtelang reden oder einfach auch nur nebeneinander liegen und ein Buch lesen... DAS sind die Tage, an denen ich das Gefühl habe zu leben...
Ich wünsche mir so sehr jemanden, der meine (zumindest in meinem Umfeld teils sehr speziellen Interessen) teilt. Ich mag Kurzfilmfestivals. Ich mag Poetry Slams, Kabarett, Gesellschaftsspiele. Ich mag Punkrockkonzerte... Diskussionen über zuletzt gelesene Bücher, Diskussionen über die Gesellschaft, Politik, Religion... Es gibt wenige Menschen, welche ein paar meiner Interessen teilen - leider alle mit Familie und zu wenig Zeit... naja, ein derartiger Bekanntenkreis ist für eine kinderlose 40jährige wohl normal (im Gegensatz zu den Interessen) ...
Ich sitze so oft hier und denke: wie kann man solche Menschen kennen lernen, wen kann ich überreden, mit mir irgendwohin zu gehen... und meist geh ich dann alleine zu den Veranstaltungen und fühle mich schlecht, weil ich alleine dort war. Aber würde ich nicht gehen, dann würde ich mich schlecht fühlen, weil ich nicht gegangen bin. Und weil ich so voller Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe bin, habe ich es bei all den zahllosen Veranstaltungen bis heute nicht ein einziges mal geschafft, mit irgendwem (außer dem Barkeeper vielleicht) ins Gespräch zu kommen.... Ich lehne mich selbst so sehr ab, dass ich weitere Ablehnung schlicht nicht ertragen könnte...
Und dann komme ich nach Hause und heule mir die Augen aus... ich fühle mich allein und einsam, obwohl es doch so viele Menschen gibt, die mich (warum auch immer) gerne haben... weil ich wieder alleine unterwegs war - unterwegs sein musste...
Meine Therapeutin möchte mich (nach knapp 7 Jahren mit mehreren Unterbrechungen) nicht mehr weiterbehandeln, weil sie mit mir nicht weiter kommt... sie meint, sie wäre mit Ihrem Latein am Ende... das hat mich echt hart getroffen damals, weil mir die Stunden schon irgendwie was gebracht haben... aber muss ich denn echt 3 Monate ambulante Therapie machen und mein jetziges Leben komplett ausknipsen für den Zeitraum? Das kann und will ich nicht... mein Arbeitsvertrag ist befristet und nur meine Arbeit gewährleistet mir, dass ich mir die paar Dinge leisten kann, die sich wie echtes Leben anfühlen...
Was stimmt mit mir nicht? Wie komme ich nur aus diesem verdammten Loch raus? Wie kann ich denn nur werden, wie ich sein will? Wie kann ich nur lernen, mich selbst zu akzeptieren und mich nicht für mich selbst zu schämen?
So - erstmal genug... ich fühle mich - wie gesagt - heute so mittelprächtig... nicht richtig richtig schlecht und auch (und vor allem) nicht gut.
Den Text finde ich auch schon wieder Mist... vollkommen emotionslos runter geschrieben... ich fühle mich heute, als würde ich außen stehen und nicht in dem Menschen stecken, der ich nun mal sein muss... normalerweise bin ich vollkommen und viel zu emotional... heute eiskalt (vermutlich weil sich heute mal wieder bestätigt hat, wie viel ich nicht gebacken kriege und ich mit diesem Versager namens Ich nix zu tun haben will)...
Trotzdem, es werden auch wieder Tage kommen, an denen ich vollkommen zusammenbreche und nur rumheule, wie schlecht es mir doch geht... dann werden die Texte auch gerne mal emotionaler und vor allem zusammenhangloser... vielleicht isses dann auch gut, wenn ich mal so nen emotionslosen, von Selbsthass geprägten Post vorangestellt habe, der meine Situation ein bissl erklärt...
Sorry, ist vielleicht nicht der ideale Eröffnungs-Thread und eigentlich weiß ich auch gar nicht mehr, was ich so wirklich sagen wollte oder was ich erwarte oder erhoffe... Trotzdem drücke ich heute einfach mal aufs Knöpfchen...
Liebe Grüße an alle da draußen, denen es heute schlechter geht als mir...
Nicole