Neuling - schwere Depressionen
Verfasst: 29. Mai 2015, 16:09
Hallo !
Ich bin neu hier und sehr froh zu sehen, dass es auch anderen Menschen so geht.
Da ich niemand anderen mit meinen Problemen belasten kann, versuche ich es einfach mal hier. Ich habe seit August letzten Jahres schwere Depressionen. Auf der Suche nach den Ursachen begann ich dann die letzten Jahre zu überdenken. 20 Jahre meines Lebens habe ich mit meinem (jetzt Ex-Mann) verbracht, der sehr dem Alkohol zugeneigt war. Seit einem Jahr lebe ich von ihm getrennt. Dieser Schritt war für mich zunächst recht einfach – so dachte ich jedenfalls. Unsere Tochter ist schon groß, hat ihre Freunde und so haben wir uns eine schöne Wohnung gesucht und sind aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.
Kurze Zeit nach dem Auszug begann es, dass ich die Wohnung nicht als meine annehmen konnte. Hinzu kam, dass mich mein Ex zu verschiedenen Zeiten gestalkt hat. Oft ist er mir hinterher gefahren. Habe mich andauernd wenn ich die Wohnung verlassen habe, umgeschaut und die Umgebung abgescannt.
Und so kam es, dass ich die Trennung noch nicht überwunden – in ein tiefes seelisches Loch fiel. Schuldgefühle, Versagensängste machten sich breit. Ich wollte nicht mehr leben – mich nur irgendwo hinlegen und nicht mehr aufwachen! Und alle Probleme wären verschwunden.
Das erste Mal brachte man mich auf eine Krisenstation. Nach 11 Tagen schien es bergauf zu gehen. Zu früh gefreut…
Nach meiner Entlassung ging es stetig bergab. In diesen 2 Wochen nahm ich stark an Gewicht ab. Wog bei einer Größe von 1,74 m noch 58 kg. Schließlich ließ ich mich in eine Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik einweisen, da ich nichts mehr essen konnte. Hier bekam ich die Diagnose – „schwere Depressionen“ die den 20 Jahren nicht ganz ungeschuldet waren. Aber im Augenblick hilft es mir nur, mich an die schlechten Zeiten zu erinnern. Sonst komme ich nie los.
Nach 6 Monaten Klinik Aufenthalt fühlte ich mich einigermaßen stabil. Es gibt immer noch Höhen und Tiefen…
Während dieser Zeit habe ich darum gekämpft, unser „Zuhause“ für meine Tochter und mich zu bekommen. Da mein Ex seine Arbeit verloren hat, plagen mich Schuldgefühle. Oft liege ich wach und grüble nach. Was hätte ich anders machen können ? Jetzt ist er ganz unten und versteht so allmählich, was ich in all den Jahren durch gemacht habe. Ich bin, wie wahrscheinlich viele von euch noch nicht zur Ruhe gekommen. Es gibt gute Tage, da kann ich die Probleme zur Seite schieben. Und dann kommen wieder die schlechten Tage, an den die dunklen Wolken über mir hängen und einfach nicht verschwinden wollen. Düstere Gedanken an die Zukunft eben. Mein Selbstbewusstsein ist am Boden, wenn man es so nennen darf. Nicht hat geholfen. Vielleicht hätte ich schon viel eher einen Schlussstrich ziehen müssen und wäre dann nicht in dieses tiefe Loch gefallen. Aber ich habe immer wieder Ausreden und Entschuldigungen gefunden, mich nicht zu trennen. Und so zog es sich hin bis ins vergangene Jahr. Endlich konnte ich mich entscheiden! Ein Zurück zu meinem Ex hätte mir noch mehr geschadet – obwohl ich doch häufiger mit dem Gedanken gespielt habe gerade wenn ich mal wieder Schuldgefühle hatte und an die schönen Zeiten gedacht habe.
In ein paar Wochen bekomme ich das Haus zurück, in das ich so viel Energie und Fleiß gesteckt habe. Der Umzug steht kurz bevor und ich freue mich. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf das Unkrautzupfen im Garten, auf das Renovieren im Haus, auf Nachmittage im Liegestuhl mit einem guten Buch, auf das Kochen und das Reden mit Freunden bis spät abends freue ich mich. Ich stricke sehr gern – meistens für andere - das lenkt mich etwas ab.
Nur auf das allein sein könnte ich gern verzichten. Davor habe ich Angst. Ich bin noch lange nicht über den Berg ! Aber ich hoffe es eines Tages zu schaffen – Ohne Depressionen! Das war doch Früher auch so. Das Wort Depressionen stand fand ich nicht in meinem Wortschatz. Das war doch was, das nur andere haben - doch nicht ich !
Mein Ex meldet sich immer noch sehr oft bei mir. Scheinbar ist er auch ganz tief gefallen und sieht in mir die Einzige, bei der er sich Rat und Hilfe holen kann. Mir wächst das alles über den Kopf. Schließlich habe ich selbst genug Probleme. Aber das kann ich ja so nicht sagen - denn dann meldet sich mein Schuldgefühl und mein schlechtes Gewissen.
Vorhin dachte ich, diesen Tag ganz gut überstanden zu haben. Weit gefehlt. Auf dem Weg nach Hause kam mir eine Frau entgegen, die mich anlächelte. Sie wirkte ganz nett und mir schossen die Tränen in die Augen. Also doch kein so guter Tag.
Das war jetzt wirklich viel Text, aber vielleicht mag ja jemand antworten. Ich würde mich sehr freuen mich mit Leuten auszutauschen, die vielleicht ähnlich gelagerte Probleme haben. Kommt vielleicht jemand aus dem Raum Berlin, zum Austausch von Erfahrungen ?
Freunde und Familie sind oft überfordert mit der Situation. Gerade wenn einfach so die Tränen und die Traurigkeit kommen und man nicht einmal beschreiben kann, warum das gerade in dem Moment so ist. Ich fühle mich schwach und verletzlich.
Herzlichst
Hamster73
Ich bin neu hier und sehr froh zu sehen, dass es auch anderen Menschen so geht.
Da ich niemand anderen mit meinen Problemen belasten kann, versuche ich es einfach mal hier. Ich habe seit August letzten Jahres schwere Depressionen. Auf der Suche nach den Ursachen begann ich dann die letzten Jahre zu überdenken. 20 Jahre meines Lebens habe ich mit meinem (jetzt Ex-Mann) verbracht, der sehr dem Alkohol zugeneigt war. Seit einem Jahr lebe ich von ihm getrennt. Dieser Schritt war für mich zunächst recht einfach – so dachte ich jedenfalls. Unsere Tochter ist schon groß, hat ihre Freunde und so haben wir uns eine schöne Wohnung gesucht und sind aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.
Kurze Zeit nach dem Auszug begann es, dass ich die Wohnung nicht als meine annehmen konnte. Hinzu kam, dass mich mein Ex zu verschiedenen Zeiten gestalkt hat. Oft ist er mir hinterher gefahren. Habe mich andauernd wenn ich die Wohnung verlassen habe, umgeschaut und die Umgebung abgescannt.
Und so kam es, dass ich die Trennung noch nicht überwunden – in ein tiefes seelisches Loch fiel. Schuldgefühle, Versagensängste machten sich breit. Ich wollte nicht mehr leben – mich nur irgendwo hinlegen und nicht mehr aufwachen! Und alle Probleme wären verschwunden.
Das erste Mal brachte man mich auf eine Krisenstation. Nach 11 Tagen schien es bergauf zu gehen. Zu früh gefreut…
Nach meiner Entlassung ging es stetig bergab. In diesen 2 Wochen nahm ich stark an Gewicht ab. Wog bei einer Größe von 1,74 m noch 58 kg. Schließlich ließ ich mich in eine Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik einweisen, da ich nichts mehr essen konnte. Hier bekam ich die Diagnose – „schwere Depressionen“ die den 20 Jahren nicht ganz ungeschuldet waren. Aber im Augenblick hilft es mir nur, mich an die schlechten Zeiten zu erinnern. Sonst komme ich nie los.
Nach 6 Monaten Klinik Aufenthalt fühlte ich mich einigermaßen stabil. Es gibt immer noch Höhen und Tiefen…
Während dieser Zeit habe ich darum gekämpft, unser „Zuhause“ für meine Tochter und mich zu bekommen. Da mein Ex seine Arbeit verloren hat, plagen mich Schuldgefühle. Oft liege ich wach und grüble nach. Was hätte ich anders machen können ? Jetzt ist er ganz unten und versteht so allmählich, was ich in all den Jahren durch gemacht habe. Ich bin, wie wahrscheinlich viele von euch noch nicht zur Ruhe gekommen. Es gibt gute Tage, da kann ich die Probleme zur Seite schieben. Und dann kommen wieder die schlechten Tage, an den die dunklen Wolken über mir hängen und einfach nicht verschwinden wollen. Düstere Gedanken an die Zukunft eben. Mein Selbstbewusstsein ist am Boden, wenn man es so nennen darf. Nicht hat geholfen. Vielleicht hätte ich schon viel eher einen Schlussstrich ziehen müssen und wäre dann nicht in dieses tiefe Loch gefallen. Aber ich habe immer wieder Ausreden und Entschuldigungen gefunden, mich nicht zu trennen. Und so zog es sich hin bis ins vergangene Jahr. Endlich konnte ich mich entscheiden! Ein Zurück zu meinem Ex hätte mir noch mehr geschadet – obwohl ich doch häufiger mit dem Gedanken gespielt habe gerade wenn ich mal wieder Schuldgefühle hatte und an die schönen Zeiten gedacht habe.
In ein paar Wochen bekomme ich das Haus zurück, in das ich so viel Energie und Fleiß gesteckt habe. Der Umzug steht kurz bevor und ich freue mich. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auf das Unkrautzupfen im Garten, auf das Renovieren im Haus, auf Nachmittage im Liegestuhl mit einem guten Buch, auf das Kochen und das Reden mit Freunden bis spät abends freue ich mich. Ich stricke sehr gern – meistens für andere - das lenkt mich etwas ab.
Nur auf das allein sein könnte ich gern verzichten. Davor habe ich Angst. Ich bin noch lange nicht über den Berg ! Aber ich hoffe es eines Tages zu schaffen – Ohne Depressionen! Das war doch Früher auch so. Das Wort Depressionen stand fand ich nicht in meinem Wortschatz. Das war doch was, das nur andere haben - doch nicht ich !
Mein Ex meldet sich immer noch sehr oft bei mir. Scheinbar ist er auch ganz tief gefallen und sieht in mir die Einzige, bei der er sich Rat und Hilfe holen kann. Mir wächst das alles über den Kopf. Schließlich habe ich selbst genug Probleme. Aber das kann ich ja so nicht sagen - denn dann meldet sich mein Schuldgefühl und mein schlechtes Gewissen.
Vorhin dachte ich, diesen Tag ganz gut überstanden zu haben. Weit gefehlt. Auf dem Weg nach Hause kam mir eine Frau entgegen, die mich anlächelte. Sie wirkte ganz nett und mir schossen die Tränen in die Augen. Also doch kein so guter Tag.
Das war jetzt wirklich viel Text, aber vielleicht mag ja jemand antworten. Ich würde mich sehr freuen mich mit Leuten auszutauschen, die vielleicht ähnlich gelagerte Probleme haben. Kommt vielleicht jemand aus dem Raum Berlin, zum Austausch von Erfahrungen ?
Freunde und Familie sind oft überfordert mit der Situation. Gerade wenn einfach so die Tränen und die Traurigkeit kommen und man nicht einmal beschreiben kann, warum das gerade in dem Moment so ist. Ich fühle mich schwach und verletzlich.
Herzlichst
Hamster73