Der einsamste Mensch???

Helga
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Der einsamste Mensch???

Beitrag von Helga »

Hallo, ich bin ganz neu hier, aber wollte mal wissen ob es bei euch auch zu solchen "Depressionsausbrüchen" kommt wie es bei mir der Fall ist. Damit meine ich, dass ich nach außen hin zwar froh und lustig wirke, aber in meinem Inneren sich die Traurigkeit, Lustlosigkeit u.s.w. anstaut, was mir eigentlich nichts ausmacht, bis zu einem Ereignis, dass das Fass zum Überlaufen bringt. Dann verkrieche ich mich und würde mich am liebsten in Luft auflösen. Ich denke dann 1000 mal darüber nach, wie ich in eine solche Situation kommen konnte, und warum ich es nur verdient habe, nicht geliebt zu werden und keine Freunde zu haben. Dann fühle ich mich einsam und verlassen und habe keine Hoffnung, dass sich mein Leben jemals ändern wird! Vielleicht schreibe ich ja voll den Schrott, aber ich würde mich freuen, wenn jemand antworten würde.
Rita47
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Der einsamste Mensch???

Beitrag von Rita47 »

Hallo Helga, ich vermute dir geht es so schlecht, weil du dir einredest allein zu sein und keine Freunde zu haben. Du bist gelähmt!!! Und gerade da wo du dringend jemand bräuchtest, der dir einfach nur das Gefühl gibt, dich zu mögen, kannst du dich nicht aufraffen, jemand anzurufen oder jemanden zu besuchen. Du bist in deinem negativen Gedankenkarussell gefangen. Ja, das kenne ich auch. Und ich kann dir versichern, du schreibst keinen Schrott, aber deine Gedanken und Gefühle, die dich selbst so mieß machen, die sind Schrott. Rita
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Helga, schön,daß du dich meldest. Was sind es für Ereignisse,die das Fass zum Überlaufen bringen? Warum geben sie dir das Gefühl,nicht geliebt zu werden? Ich kenne das sehr gut,daß man sich fröhlich gibt,um mitmachen zu können,und innen tut alles weh. Da tut man sich natürlich schrecklichen Zwang an und irgendwann geht es nicht mehr. Du sagst,du fühlst dich dann einsam. Ist es nur dann so oder hast du überhaupt das Gefühl,allein zu sein? Was genau passiert bei dir,wenn das Fass überläuft?? Lieben gruß waltraut
smily
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Beitrag von smily »

Hallo Waltraut, ich fühle mich nicht nur einsam, sondern ich bin es auch! Vielleicht liegt es daran, dass ich mich selbst nicht so akzeptieren kann, wie ich bin und ich lieber jemand anderes sein würde. Ich mach mir auch immer Gedanken darüber, wie andere Leute mich sehen, und was sie über mich denken. Und dass sind meisten negative Sachen. Und dann überlege ich mir, was ich machen oder sagen soll, dass ihr Urteil mir gegenüber nicht gar so negativ ausfällt. Meistens sage ich dann garnichts und verhalte mich so unauffällig wie es nur geht.Dann bekomme ich Selbstzweifel. Dagegen kann ich aber nichts machen. Bis bald
susan
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Beitrag von susan »

Hallo Smily, ich kenne viele der Gefühle, die Du beschreibst, dieses ständige "was denken andere über mich?", das Gefühl, innen anders zu sein, als man sich nach außen gibt. Das sich nicht akzeptieren können... Ich wollte schon als Kind immer jemand anders sein, habe alles angestellt, um andere nachzumachen, habe nie in mich geschaut, wie ich eigentlich bin. Ich fing sehr spät an, da war ich schon verheiratet und hatte selbst Kinder!, daß ich mich fragte, was i c h eigentlich mag. Damit fing dann auch die Depression an, sich bemerkbar zu machen. Denn ich war ja immer jemand anders, lustig, immer ansprechbar, immer um andere besorgt. Nun meldete sich in mir etwas, das diese Verstellen nicht mehr zuließ.... Zum heutigen Zeitpunkt ist es so, daß ich die Diagnose "Depression" akzeptiert habe, eine Therapie mache und anstrebe, es nicht immer allen anderen recht zu machen. Das ist ein schwerer Weg, doch ich bin entschlossen, nicht wieder umzukehren. Du hast das auch beschrieben, daß Du nach außen anders bist, froh und lustig, und Du dann Traurigkeit, Einsamkeit, Lustlosigkeit spürst... Hast Du jemand, mit dem Du darüber reden kannst? Gibt es einen Arzt, dem Du Dich anvertrauen möchtest? Ich wünsche Dir auf Deinem Weg alles Gute. Melde Dich wieder. Daß Du das hier im Forum geschrieben hast, ist schon ein großer Schritt. Hier empfinden viele wie Du und das zu spüren, tut gut. Viele liebe Grüße Susan


smily
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Beitrag von smily »

Hallo Susan, danke für deine liebe Nachricht. Eigentlich habe ich niemanden, mit dem ich darüber reden kann. Wenn ich so darüber nachdenke, muss ich selber feststellen, dass mein Verhalten und mein Gedankengang irgendwie nicht normal ist. Und wenn ich mir vornehme mal ich selbst zu sein und nicht darüber nachzudenken, was andere über mich denken, dann funktioniert das kaum, weil ich eigentlich gar nicht weiß, wie ich selber bin!!! Manchmal komme ich mir wie ein Puzzle vor, dass aus kleinsten Teilen verschiedener Menschen besteht. Ich lache wie X, rede wie Y, sitze wie z aber niemals wie ich selber! Viele Grüße Smily
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Smily, das kommt mir so bekannt vor. Nicht wissen,wer man ist. Glaub mir,ich weiß es noch lange nicht. Ich mußte wegen zwei chronischen Krankheiten meine Arbeit aufgeben und da hab ich gemerkt,daß ich außerhalb der Arbeit eigentlich gar nicht da bin. ich hab mich nicht gefunden. Ich hab in mich reingehorcht,Tagebuch geschrieben,alte Briefe gelesen und gegrübelt. Da war einfach nichts. Auch die Frage nach dem,was ich im Leben möchte,konnte ich nicht beantworten. Ich wußte nichts. Mir hat die Therapie sehr viel geholfen. Ganz langsam habe ich Dinge gefunden,die wirklich zu mir gehören,hab gelernt,meine Gefühle wahrzunehmen und mich getraut,auf sie zu hören. Es ist noch ein weiter Weg,und es geht dauernd rauf und runter,aber ich hab ein paar Schritte in die Richtung gemacht. Es geht halt nicht,einfach zu beschließen,jetzt halt man selbst zu sein. Man muß es ganz mühsam lernen... Und durch die Depression wird man dazu gezwungen,damit zu beginnen. Hast du schon etwas in dieser Richtung gemacht? Es lohnt sich!!! Lieben Gruß Waltraut
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Smily ich glaube, das es ganz wichtig ist, daß Du Dir jemand suchst, zu dem Du Vertrauen hast. Das sagt sich immer einfacher als es nachher ist. Es gibt für mich auch nicht viele Menschen, mit denen ich über meine Probleme, meine Gefühle reden kann. So wie ich das bei Dir raushöre, fühlst Du Dich "haltlos", weißt nicht, was Deine Bedürnisse sind. Ich kenne das Gefühl, nicht zu spüren, wer oder was man eigentlich ist. Das mit dem Puzzle ist ein gutes Beispiel. Ich habe Anfang diesen Jahres auch gespürt, daß irgendwas mit mir nicht stimmmte, meine Schmerzen wurden immer mehr, ich wurde immer trauriger und fühlte mich nirgendwo mehr wohl. Der erste, mit dem ich darüber offen reden konnte, war ein Arzt. Vielleicht hast Du auch einen Hausarzt, mit dem Du reden kannst. Nun, da feststeht, daß ich eine Depression habe, sind es auch nicht viele, mit denen ich darüber sprechen kann, hauptsächlich meine Ärztin, die Therapeutin, meine Familie und ein Bekannter. Etwas wichtiges hab ich noch vergessen, dieses Forum. Als ich hier zum ersten Mal drin las, habe ich mich gleich wohlgefühlt, weil ich gespürt habe, daß ich nicht allein bin mit meinen Problemen. Schön, daß auch Du hergefunden hast. Ich drücke Dir die Daumen, daß Du jemand findest, der Dir hilft und vor allem zuhört. Liebe Grüße Susan


smily
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Beitrag von smily »

Hallo Susan, tja, ich glaube, dass es niemanden gibt, dem ich meine Gefühle erzählen möchte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich irgendwie darüber schäme. Ich kann auch gar nicht genau beschreiben, wie und was ich fühle. Ich bin total froh hierher gefunden zu haben. Ich bin auch - um ganz ehrlich zu sein - sehr überrascht und gleichzeitig ein bißchen erfreut, dass es auch noch andere gibt, die sich so fühlen wie ich. Ich dachte nämlich bis vor ein paar Tagen, dass ich die einzige bin, die solche Gedanken hat! Auf jeden Fall bin ich jetzt hier und wundere mich selbst über mich, dass ich offen sprechen bzw. schreiben kann. Ich war schon einmal kurz davor, zu einem Arzt zu gehen, der sich auf Kinder und Jugendliche spezialiert hat. Ich hätte nur noch anrufen müssen, habs aber dann doch gelassen! Dass ist schon einige Zeit her. Vielleicht wird dieses Jahr besser werden, und es geschieht ein kleines Wunder, so dass ich mich wie ein normaler Mensch fühlen kann! Liebe Grüße Smily
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Smily, ich wünsche Dir weiterhin die Kraft und den Mut, hier zu schreiben. Ich jedenfalls würde mich freuen, wieder von Dir zu hören. Es ist sicher auch keine gute Idee, sich dem ersten Besten, also irgendjemand anzuvertrauen. Hoffe, Du findest bald jemand. Bis bald Liebe Grüße Susan


smily
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Beitrag von smily »

Hallo Susan, hallo Waltraud!!! Erst einmal muss ich euch und allen anderen hier im Forum danken, dass es euch gibt! Denn seit den paar Tagen, die ich jetzt hier bin, denke ich an euch alle, und hab nicht mehr das Gefühl der einzige Mensch mit "innerem Chaos" zu sein. DANKE!!! Es ist nur schade, dass es hier kein Wundermittelchen gibt, dass mir meinen inneren Frieden bringt. Wenn ich über meine Situation nachdenke, gibt es sooo viele einzelne Gedanken in meinem Leben, die aber alle auf einem Weg zur Hoffnungslosigkeit hinführen. Ich glaube am hoffnungslosesten ist es bei mir mit der Einsamkeit. Ich habe schon viele Postings von euch gelesen, die mit Beziehungen und Ehe zu tun hatten und konnte - ehrlich gesagt - nicht viel damit anfangen. Denn mein Problem ist genau umgekehrt! Ich bin 20 Jahre alt und hatte noch nie eine Beziehung. Ich denke mir oft, dass es wirklich schrecklichere Menschen als mich gibt, die eine Beziehung führen und vor allem geliebt werden.Das baut mich dann wieder auf, doch in der selben Sekunde kommt der Gedanke der stärker ist als das andere: "Es gibt so viele Frauen, wieso sollte einer ausgerechnet DICH wollen" oder "Kein Mann hat so viel Strafe verdient wie mit dir zusammenzusein". Diese Minderwertigkeit bringt mich dazu, dass ich durch die Stadt laufe, und immer nur stur nach vorne schaue, so dass ich ja niemanden anschauen muss bzw. ich nicht merke, dass mich jemand anschaut. Und wenn es doch mal passiert, dass mir einer z.B. zuwinkt, dann lass ich mir selber eine Ausrede einfallen wie z.B. "der hat gar nicht mich gemeint" oder "es war schon so dunkel, der hat dich gar nicht richtig wahrgenommen, wie du bei Tageslicht aussiehst". Und trotzdem vermisse ich die Geborgenheit. Zwar lieben mich meine Eltern und meine Schwester aber das ist was völlig anderes. Könnt ihr das verstehen? Dann hab ich noch eine vielleicht etwas markabere Frage, aber ich stelle mir diese Frage in letzter Zeit ziemlich oft. Habt ihr euch schon mal gefragt, wie es wäre wenn ihr tot wärt? Ich meine jetzt in Bezug auf -wer würde zu meiner Beerdigung überhaupt kommen -was würden Sie nach meinen Tod über mich reden? Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Ganz viele liebe Grüße Smily
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Smily, deine Zeilen haben mich sehr bewegt. Es ist eine tiefe Traurigkeit "rauszuhören". Diese Minderwertigkeitsgefühle, die Du beschreibst, begleiten mich schon seit meiner Kindheit. Es waren nicht unbedingt die gleichen Fragen wie bei dir, die sich bei mir auftaten, und diese Gefühle des Nichtvollkommenseins waren auch nicht immer gleich stark. Doch im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, daß die durch "Gegenfragen" bei mir schwächer wurden. Hab ich mich klein und schwach gefühlt, unentwegt gedacht, nur andere bringen etwas zustande, dann halfen mir die Fragen "Was hast Du schon erreicht?" "Was hat dir Freude gemacht?" "Worauf kannst Du stolz sein?" Dann gab es Momente, da wurde mir deutlich, durch das Beantworten dieser "Gegenfragen" , es gab auch Dinge, auf die i c h stolz sein Konnte: Ich bin arbeiten gegangen, habe 2 Kinder großgezogen, den Haushalt bewältigt, Nähkurse besucht, gestickt.....Das hatte ich ganz vergessen! Die Menschen in meiner Umgebung prahlten mit neuen Autos, Weltreisen, teuren Klamotten...Ich habe mich von diesen "Wichtigkeiten" blenden lassen, habe mich klein, überflüssig gefühlt in ihrer Gegenwart und habe meine Errungenschaften, meine "Schätze" nicht gesehen. Ich will damit auch nicht sagen, daß ich nun frei von solchen Gefühlen der Minderwertigkeit bin, aber ich habe dies für mich entdeckt und wenn es wieder anfängt, dunkel um mich zu werden, dann versuche ich, mir diese "Gegenfragen" zu stellen. Das funktioniert auch nicht immer, ist aber wichtig, so eine "Waffe" zu haben. Vielleicht gibt es ja auch bei Dir Dinge, auf die Du stolz sein kannst, sicher gibt es die, Du hast sie evtl. begraben unter einer Decke Traurigkeit? Ich habe nur gemerkt, es funktioniert nicht, sich ständig mit andern zu vergleichen, es so zu machen wie DER oder so zu sein wie DIE. Du bist DU selbst und hast mehr Macht über Dich und Deine Gefühle, als Du glaubst. Tolle Weisheiten, denkst Du vielleicht! Warum bin ich denn so traurig, hoffnungslos, fühle mich überflüssig? Mein Problem, jedenfalls das hauptsächliche, ist zur Zeit meine Beziehung. Mir haben hier im Forum schon viele Beiträge anderer geholfen. Sie ließen mich deutlicher sehen, was ich bislang nur verschwommen oder gar nicht sah. Du bist eine junge Frau, die das Leben noch vor sich hat. Versuche herauszufinden, was Du magst, woran Du Freude hast. Vielleicht gibt es da etwas, was nur in Vergessenheit geraten ist. Da gibt es evtl. jemand, der sich über Deinen Anruf freut oder schreibst Du gerne? Dann schreibe einen Brief oder eine Karte... oder schreibe h i e r . Ich will noch kurz etwas zu der Frage, der Frage nach dem "tot sein" schreiben. Ich glaube, jeden erfassen ab und zu Gedanken, die das Thema Tod betreffen, den einen mehr, den anderen weniger. Ich habe mir diese Frage, wer wohl zu meiner Beerdigung kommt, noch nicht gestellt. Es gab zwar schon oft den Gedanken, nicht mehr leben zu wollen, doch die "Einsamkeit" nach dem Tod spielt für mich persönlich keine Rolle. Ich denke, daß Du Dich damit so sehr beschäftigst, zeigt, wie sehr einsam Du Dich fühlst. Echte Freunde finden ist sehr schwer, ich habe auch keine, da hilft mir das Forum sehr. Ich würde mich freuen, wenn Du wieder von Dir hören läßt, hoffe Dir ein wenig geholfen zu haben. Liebe Grüße Susan


Kerstin M.
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Beitrag von Kerstin M. »

Liebe Smily! Auf Deine etwas "andere" Frage möchte ich Dir sagen,auch ich habe mir diese Fragen schon gestellt.Mich würde interessieren in welchem Maß man um mich trauert.Aber mein überaus gut ausgebildetes Minderwertigkeitsgefühl sagt mir was bleibt sind ein Paar getragene Socken,die man auch noch entsorgen muß.Ich schreibe heute als Neuling,fühle mich aber gleich irgendwie geborgen.Fühle mich verstanden,obwohl ich mich im Moment selbst nicht verstehe.Habe ein furchtbares Jahr hinter mich gebracht mit kurzzeitiger Besserung.Aber seit 2 Wochen wird es permanent schlechter,es kriecht in mir hoch wie eine zähe Lavamasse u.ich kann es nicht aufhalten. Herzliche Grüße Kerstin
inka
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Beitrag von inka »

ich denke auch manchmal dran wer wohl an meinem grab stehen wird. und ich glaube sogar das werden ziemlich viele sein. all die die sich jetzt nicht um mich scheren, die mir das herz zerrissen haben ohne es zu merken...und die werden sich dann auch noch fragen: warum? manche werden vielleicht einen kleinen moment ein schlechtes gewissen haben, aber nur einen kleinen moment, dann werden sie wohl sagen: ach, sie hat schon immer zuviel nachgedacht...sie hat immer alles so ernst genommen... und dann werden sie ordentlich auf mein wohl anstoßen und vielleicht noch ein paar gutgemeinte gemeinheiten verbreiten. und wahrscheinlich noch schnell einen blumenstrauß an der tanke kaufen und ihn auf mein grab stecken. oh gott, gruselig - ich stells mir lieber nicht weiter vor.
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Smily, diese Frage,wer wohl zu meiner Beerdigung kommt,hat mich sehr viel beschäftigt. ich habe Angst davor,daß nicht so viele kommen,wie ich mir wünsche!!!Verrückt! Aber ich denke,daß liegt alles auf der gleichen Schiene,daß man sich fragt,ob man für jemanden w i c h t i g ist. Ich habe gezählt,wieviel Besuch ich im Krankenhaus bekam,wer mich zum Geburtstag anrief,wieviel Geschenke ich zu Weihnachten bekam,ich habe oft überlegt,wer mich vermissen würde,wenn ich nicht mehr da wäre. Das sind keine Fragen,die dir Angst machen müssen,sie bestätigen nur,daß du dich einsam fühlst und daß du (noch) nicht viel von dir hältst. Und dagegen kannst du etwas machen.Susan hat es sehr schön beschrieben,wie man mit Gegenfragen dieses negative Bild von sich durchlöchern kann. Noch etwas Wichtiges: ich habe vor lauter Warten,daß mich jemand aus meiner Einsamkeit erlöst,völlig versäumt,selber auf Menschen zuzugehen!! Das Risiko,daß man sich einen Korb holt,ist immer noch besser als es gar nicht zu versuchen. Und noch was: du bist 20. Ich hatte meine erste Beziehung mit 29(!),meinen Mann lernte ich mit 39 kennen. Ich weiß,daß das jetzt kein Trost für dich ist.Aber vielleicht ein ganz kleiner Anfang? Waltraut
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Kerstin, ich möchte dir nur hallo sagen und dich ermuntern,uns von dir zu erzählen. Vielleicht kannst du das Versinken noch abfangen!! Waltraut
leo
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Beitrag von leo »

Hallo Smily, mit deinen Beerdigungsphantasien bist du wirklich nicht allein. Ich male mir manchmal in allen Einzelheiten die Trauerfeier aus, höre, was mein Chef für salbungsvolle Worte spricht, lese die Todesanzeige usw. Um das mal drastisch auszudrücken: Ich geile mich manchmal regelrecht an der Vorstellung auf, was mein Tod für einen Wirbel machen würde und welche Leute dann auf einmal auf der Matte stünden. Das müsste aber ein natürlicher Tod sein, ein Suizid würde nicht ins Bild passen. Ich weiß auch, wie krank solche Vorstellungen sind, sie kommen aber einfach immer wieder mal und ich versuche dann ironische Distanz zu halten und mir klarzumachen, woher die kommen. Waltraut hat das ja auf den Punkt gebracht. Zu deinem Problem des Alleinseins: Vielen, gerade oft sehr sensiblen und äußerlich wie innerlich sehr liebenswerten junge Mädchen geht es wie dir. Versuche doch mal nicht an eine mögliche Beziehung zu denken, sondern nur daran, was du dir selbst, unabhängig von andern, an Freude schenken könntest. Denke drüber nach, was dir guttun könnte, gib dir selbst so viele Streicheleinheiten wie möglich und schiebe den Gedanken an eine Beziehung fürs erste beiseite. Du wirst staunen, was dann dann passiert, wenn du das Suchen aufhörst! Liebe Grüße auch an Susan, Waltraut und Kerstin (ich hoffe, ich hab jetzt niemanden vergessen) Leo
kerstin
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Beitrag von kerstin »

Hallo liebe Alle hier, auch ich bin "neu" hier auf dieser website, aber auch nicht zufällig "hinzugekommen" sondern bewußt danach gesucht, weil auch ich mich zurzeit ziemlich mit diesem "Ding" Einsamkeit auseinanderzusetzen habe. Ich habe eure Einträge sehr aufmerksam gelesen und mich in vielem mehr oder auch etwas weniger wiedergefunden. Es ist gut, dass es solche Foren für diese Themen gibt und Menschen sich getrauen (denn es gehört doch jede Menge Mut dazu) sich hier miteinander auszutauschen. Allein das ist für mich schon ein erster Schritt um sich aus dem "schwarzen Loch" in dem man steckt schon mal ein Stück herauszubewegen. Respekt euch allen und weiter so...! - Vielleicht kann auch ich zu dem ein oder anderen Gedankengang etwas beitragen. Mich hat es vor allem im letzten Jahr mit der "Einsamkeit" ziemlich erwischt. Es war eine nicht ganz neue aber jetzt tiefer gehende und sehr existentielle Erfahrung für mich. Etwas zum Hintergrund: Es ist jetzt noch nicht zwei Jahre her, dass ich meine 7-jährige Tochter in kürzester Zeit durch einen unheilbaren Hirntumor verloren habe. Ich habe noch einen Sohn, der mit jetzt 17 Jahren seinem Alter entsprechend "auf dem Abmarsch" ist und das auch sein soll. Ich lebe mit mir und halte mich grundsätzlich für eine optimistische, positive, hoffnungsvolle Frau. Die Erkrankung meiner Tochter hat mich mein Leben sehr überdenken lassen und mich zu der Entscheidung geführt, nie mehr für "falsche Kompromisse" zu leben. Es war ein zutiefst gehender "Schock", der sich - Gott sei Dank - während der Folgezeit langsam aber stetig nach "oben" gearbeitet hat, so dass Zeit- und Fassungsvermögen für die Verarbeitung dieses Erlebnisses mitwachsen konnten. Nun, ich habe kurz nach dem Tod meiner Tochter - und das sollte wohl so sein - die Möglichkeit erhalten einen Job annehmen zu können/dürfen, der mich vom Umfeld her und von der Art her wieder fast vollständig in die Richtung brachte, in die ich ursprünglich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn mal eingebogen war (aufgrund der Kinder aber zunächst völlig von weg war). Das war gut, hat mich aber innerhalb eines Jahres räumlich von beiden Kindern so gut wie getrennt. Natürlich auch aufgrund meines eigenen Zutuns, das weiß ich wohl. Die Konsequenz daraus: 1 Jahr im Spagat leben zwischen zwei Orten, meinen Sohn, der eigentlich noch zu jung ist um wirklich sich allein zu organisieren nur am Wochenende sehen, meine Tochter nicht mehr im irdischen "Hier", das soziale Netz bröckelte in sich zusammen, weil "hier nicht richtig, dort nicht richtig". Ich war zunehmend allein und irgendwann kam dann dieses nagende Gefühl der "Einsamkeit" zu mir. Es trat so sehr und so lange auf der Seele herum, bis ich "Kassensturz" machte, mir einen professionellen Gesprächspartner suchte, und anfing zu sortieren: was ist mir wirklich wichtig, wofür will ich leben und da sein? Was sind meine Träume und Ziele? Wie will ich leben und mich weiter entwickeln? Ich bin dann im Sommer den Jakobsweg gelaufen und habe meine Möglichkeiten durchgearbeitet und Entscheidungen getroffen, die ich dann meinem Arbeitgeber vorgetragen habe und mit ihm zusammen eine Lösung gefunden. Ich werde Ende Februar wieder zurückkehren, eine Fortbildung machen und am Jahresende im Außendienst für meinen jetzigen Arbeitgeber wieder tätig sein. Ich weiß, dass nur ich meine Einsamkeit beenden kann. Ich muß auf die "Welt da draußen" zugehen, anklopfen und fragen. Und ich glaube, wenn es die "richtigen Türen" sind kommen mehr "Ja`s" als "Nein`s" - und wenn ein "Nein" dabei ist, dann war es grad nicht die "Tür", die es sein sollte. In der Einsamkeit liegt eine riesengroße Chance für das eigene weitere Leben etwas zu lernen und nach vorn zu bringen. Es hat ganz viel mit "Liebe" zu tun, mit der Liebe zum Leben, zu sich selbst, zu den Anderen, mit Verstehen in jeder Weise, mit dem Glauben an sich selbst und an das höhere Selbst. ...und mit Schmerz, meist tiefem Schmerz (den wir uns auch oft selbst zufügen, wenn wir ehrlich sind...) vielen Fragen und dem Mut sich auf all dieses wirklich einzulassen. Wenn das geschieht, kann auch Kraft kommen da durchzugehen - und dann geschieht ganz langsam und mit viel Geduld wieder ein "Sonnenaufgang". Und die "Angst" kann gehen, sich verwandeln (Angst ist nicht gelebte Liebe)und verliert ihre Macht über uns, weil wir ihr auch keine mehr geben brauchen... . - Soweit mein Erleben damit aus der letzten Zeit (es hat mir weh getan ohne Ende - aber es hat mich wichtiges gelehrt). Ich wünsche euch allen von Herzen alles Gute und Energie zum weitergehen!! Es lohnt sich...! Kerstin
waltraut
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Der einsamste Mensch???

Beitrag von waltraut »

Liebe Kerstin, ich bin tief berührt von deinem Brief. Du gibst ein so wunderbares Beispiel an Tapferkeit und Eigenverantwortung. Ich wünschte,alle würden deinen Brief lesen,weil er so viel Mut macht.Vor allem der Satz "ich lebe mit mir". Die meisten von uns meinen,mit sich selbst zu leben ist nicht der Mühe wert,unser Leben lohnt sich nur,wenn wir es einem andern Menschen oder einer großen Aufgabe weihen. Aber es ist wahrscheinlich unsere größte Aufgabe,erst mal mit uns selbst zu leben. Und du machst uns vor,wie jeder ganz allein sein Leben in die Hand nehmen muß und kann. Ich trauere mit dir um deine Tochter und danke dir,daß du diese Erfahrung mit uns teilst. Waltraut
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Kerstin(M.), ich nehme an,du bist nicht identisch mit Kerstin (Mondstain)? Wie kann man euch unterscheiden? Waltraut
inka
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Beitrag von inka »

liebe kerstin, was ist der jakobsweg? ich habe schonmal davon gehört, kann es aber nicht mehr richtig zusammenkriegen. inka
tiger
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Beitrag von tiger »

Liebe Kerstin, deine Worte haben mich auch zum wackeln gebracht. Ich trauere auch mit. Vom Jackobi Weg habe ich auch schon gehört. Es ist ein schöner Weg. Es gibt Situationen im Leben, die kann man nicht verstehen. Für eine Mutter, deren Kind in Ihr heranwächst und noch so jung, ohne gelebt zu haben, von Ihr gehen kann und leiden muss. Muss sehr schwer sein. Ich glaube Dein Leid kann jeder verstehen und das von selbst wieder zur Liebe gefunden hast ist ein Wunder. Vielleicht kannst Du in diesem Forum Leuten, die sehr viel älter sind als deine Tochter, aber auch sehr leiden, ein wenig von der Liebe zu deiner Tochter, abgeben. Du hast es bereits getan. Es hat gut getan und es wird Dir gut tun. Probiere es aus. Erzähle uns ein wenig von Deinem Weg. tiger
Kerstin Me.
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Beitrag von Kerstin Me. »

Liebe Waltraut! Bin jetzt Kerstin Me u.hoffe man kann uns auseinanderhalten.Ist schon ein Zufall,gleich zwei Kerstins melden sich am gleichen Tag das erste mal.Ich bekomme es auch nicht in den Griff mit mir selbst zu leben.Das macht glaube ich allen anderen sehr schwer mit mir zu leben.Warum ist nur alles so kompliziert?
W.

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Beitrag von W. »

An alle die mich "kennen", Ich möchte mich hier ca. 2 bis 3 mal die Woche melden. Leider geht es zur Zeit nicht öfter im Gegensatz zu "früher". Ich kann nicht alle Beiträge lesen. Leider. Doch möchte ich hier mal wieder einige grüßen. Schöne Grüße an Waltraut, Thomas, Momo, Heike, Gregory, Artemis danke für deine Antwort sie hat MIR SEHR VIEL gegeben und ich glaub auch anderen hier, die sich etwas unsicher sind. Schöne Grüße auch an Eva-Maria und all die "Neuen". Ich versuche am Ball zu bleiben und zu Antworten so GUT UND OFT ich kann. Calimero
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Calimero, die Flut von Beiträgen ist auch für mich schwer zu bewältigen- ich gehe inzwischen auch selektiv vor. Gruß an dich zurück, Calimero- und mach dir nicht so viele Gedanken darüber, ob du hier "beliebt" bist, ich glaube sicher, du bist es. Lieber Gruß von Thomas
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