Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

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woistmeineseele
Beiträge: 25
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Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Hallo zusammen, ich habe mich in diesem Forum angemeldet und habe soviel Hoffung evtl jemanden zu finden dem es ähnlich geht. Zu mir, ich bin ein Mann Mitte 40. Vor fast genau einem Jahr fing es bei mir an daß sich in mir was verändert hat. Und was genau kann ich garnicht sagen oder auch eine genaue Ursache finde ich einfach nicht heraus. Die ganze Sache fing schleichend an und nun stecke ich in einer schweren Depression mit Panikattacken.
Ich war über viele Jahre in einer Beziehung mit einer Frau. Wir lebten zusammen und ich wusste immer das ich auf Männer stehe. Dies wusste ich schon seit der Pubertät. Habe aber immer Angst gehabt vor einem Outing. So habe ich jahrelang ein Doppelleben geführt.
Nach der Trennung von meiner Partnerin ging es mir richtig gut und ich war einfach nur glücklich diese Trennung und vorallem die ganze schmerzliche und psychisch anstrengende Trennungszeit hinter mich gebracht zu haben. Da wir auch Kinder haben, war ein einfacher Auszug nicht möglich. Wir mussten noch einige Monate unter einem Dach wohnen. Nach ihrem Auszug war ich einfach nur froh und glücklich es geschafft zu haben. Ich habe kurz danach einen Mann kennengelernt für den ich sehr starke Gefühle entwickelt habe, wenn nicht sogar mich verliebt habe. Wir trafen uns ein halbes Jahr einmal die Woche, bis er jemanden gefunden hatte in den er sich verliebt hat. Mir war zwar die ganze Zeit schon bewusst, dass es zwischen uns eine reine Sexuelle Sache ist, aber es tat sehr weh als er nun in eine Beziehung mit einem anderen Mann ging. Mir war immer bewusst, dass es für mich nicht möglich wäre mit ihm eine Beziehung einzugehen, da ich ja auch ungeoutet war und zudem auch noch zwei fast erwachsene Kinder bei mir wohnten und ich ja auch ungeoutet war. In dieser Zeit hatte ich kein Problem alleine zu sein. Ich führte ein recht zufriedenes Leben. Und habe die ganz alltäglichen Dinge und alles was anfiel geschafft. Bis sich immer stärker das Gefühl der Einsamkeit bei mir einschlich. Ich merke dass ich keinerlei Freunde mehr hatte. Die paar Freunde die ich während der langen Beziehung mit der Frau hatte waren alle von ihrer Seite und somit brach zu denen jeglicher Kontakt ab. Alle Versuche zwei Kontakte aufrechtzuerhalten waren Umsonst. Nach und nach verlor ich auch immer mehr das Interesse an Dingen die ich mein Lebenlang gerne gemacht habe und Interesse dran hatte. Es waren immer Sachen die ich Zuhause gemacht hatte und nie ein Hobby was mit Menschenkontakt verbunden war. Ende letzten Jahres lernte ich wieder einen Mann kennen. Es war was ganz Besonderes und es entwickelte sich eine Beziehung raus, die auch noch bis heute besteht. Es hat sich alles bis heute so entwickelt dass ich bei meinen großen Kindern, meiner Mutter und Bruder gegenüber geoutet bin und er als mein Partner anerkannt wird. Nur leider wohnt er einige Kilometer weg und somit können wir uns nur sporadisch sehen. Er selbst hat ein großes soziales Umfeld und geht einem sehr zeitintensiven Hobby nach. Da ich dies nun auch noch einen Menschen vor Augen habe, der ein großes soziales Umfeld hat und sehr gut alleine sein kann und alleine alle alltäglichen Dinge erledigen kann, habe ich noch ein stärkeres Gefühl der Einsamkeit bzw Probleme mit dem alleinesein.
Dies endet in starken Angstzuständen und Panik. Mittlerweile ist es soweit, dass sich meine Gedanken nur noch um das Thema der Einsamkeit drehen und ich mich auch in Gesellschaft einsam und alleine fühle. Die alltäglichen Dinge wie Haushaltspflichten oder Essen kochen bekomme ich nicht mehr geregelt. An meinem Arbeitsplatz versuche ich die notwendigsten Aufgaben zu erfüllen. Aber bin im Kopf nur damit beschäftigt wie alleine ich bin und wie ich gegen diese Depression ankomme.
Ich befinde mich auch seit letztem Jahr in psychiatrischer Behandlung. Dort wurde bei mir auch eine Depression festgestellt und ich habe auch Medikamente verschrieben bekommen, die ich nun schon über zwei Monate einnehme oder aber eine Besserung meiner Gefühlswelt festzustellen. In meinem Umfeld weiß nur meine Mutter wie es mir geht. Beruflich darf es keiner erfahren, da ich in einem kleinen Unternehmen und damit meinen Arbeitsplatz gefährden würde. Genauso wäre es wenn mein Partner davon erfahren würde. Ich habe schon mehrfach angedeutet, dass ich Probleme mit dem Alleinesein habe, dies ist für ihn nicht verständlich oder nachvollziehbar. Er ist der Meinung dies kann man lernen. Für mich wird dies immer mehr zu einer großen Belastung und die Anzeichen der Depression und Angstzustände verstärkten sich immer mehr. Zudem habe ich versucht über das Internet Leute für die Freizeitgestaltung kennenzulernen. Dies klappte nur bedingt. Da ich interessenlos geworden bin und ich das Gefühl habe alles nur noch wie durch eine Dunstglocke zu sehen und mitzubekommen. Ich kann keinerlei Freude oder Empfindungen mehr fühlen. Ich versuche krampfhaft durch das Internet Freizeitkontakte zu finden, was sich aber in meinem Alter ziemlich als ziemlich schwer rausstellt. Bei ein paar Kontakten ergab sich auch ein persönliches Treffen, was aber mit der Zeit wieder im Sande verlief. Bei den neuen Kontakten werde ich mich nicht gleich Outen und erzählen das ich einen Partner habe, da ich Angst vor der Ablehnung habe. Ich kann dadurch irgendwie auch nur sehr oberflächliche Kontakte knüpfen. Zudem kommt auch noch hinzu dass Freizeitgestaltung auch Geld kostet und ich finanziell nicht mehr so gut gestellt bin, wie es mal war. Es ist schon schizophren... Ich stehe innerlich dermaßen unter Druck nicht alleine sein zu müssen und greife nach jeder Möglichst dies zu umgehen. Denn selbst die Zeit nach der Arbeit bis ich ins Bett gehe, ist für mich nicht ertragbar. Meine Wohnung verkommt immer mehr, die einfachsten Sachen bekomme ich nicht mehr in den Griff. Ich beschäftige mich hauptsächlich mit dem Thema Depression und Einsamkeit, wie schafft man es alleine glücklich zu sein, wie findet man Freunde, wie komme ich da wieder raus, werde ich jemals diese Depression überwinden, zudem die Angst meinen Partner durch die Folgen der Depression zu verlieren ..... usw. Ich schaffe auch meine Arbeit nicht mehr in dem Maße wie es eigentlich notwendig ist.
Einerseits ist mir auch bewusst das ich in den letzten Monaten viele Veränderungen durchlebt habe aber das Bewusstsein kein soziales Umfeld zu haben und auch nie richtig gehabt zu haben, macht mir so zu schaffen. Zudem kommt noch hinzu, dass sich durch die Depression auch meine Sexuelle Lust auf einen absoluten Tiefpunkt begeben hat, was wieder die Angst steigert meinen Partner zu verlieren. Ich bin dadurch in einen Kreislauf gekommen der das Leben für mich immer schwerer und unerträglich macht. Ich verspüre eine innere Leere, kann keine Freude mehr empfinden, bin sehr Gefühlsarm geworden, interessenlos und halt nicht der Mensch der ich einmal war. Ich habe viele Schicksalsschläge in meinem Leben gehabt, aber an so einem Punkt war ich noch nie in meinem Leben. Das erste mal in meinem Leben weiß ich was Depressionen sind. Nur ich weiß nicht mehr wie ich aus Ihnen rauskommen soll. Eine Therapie die volle 25 Stunden im wöchentlichen Rhythmus stattfindet ist seitens der Krankenkasse angelehnt worden, da ich eine Therapie in vollem Maße während der Beziehung bzw bis zur Trennung von meiner Ex Partnerin schon gehabt habe. Nun kann ich nur alle vier Wochen zur Therapie gehen. Aber diese bringt mir auch nicht viel. Ich habe das Gefühl es würde mir nichts bringen. Ich habe das Gefühl ich werde es nie mehr schaffen ein normales Leben führen zu können. Wo ist meine Lebensfreude geblieben, meine Gefühle, meine Selbstständig, mein Selbstvertrauen, mit mir glücklich und zufrieden sein können, überhaupt meine Fähigkeit zu leben und diese Welt und Momente schön empfinden zu können??? Der ständige Begleiter ist meine Angst geworden, die Ängste und dies Gefühl der Einsamkeit. Einsamkeit trotz einer Tochter die bei mir wohnt, Einsamkeit trotz eines Partners. Die ständige Frage...wie konnte es alles nur dazu kommen? was war der Auslöser? Warum bin ich nicht fähig alleine zu sein? Die einfachsten Dinge des Alltags bekomme ich nicht mehr zu Stande. Ich versuche zwanghaft Freizeitkontakte zu finden um der Einsamkeit zu entfliehen. Das Schreiben über whatsapp gibt mir auch ein Gefühl nicht alleine zu sein. Obwohl es ja nur virtuelle Kommunikation ist und nichts mit einem sozialen Umfeld oder geschweige denn was mit Freundschaften zu tun hat. Ich bekomme alles nicht mehr in den Griff und habe Angst das alles bald zusammenbricht.
ndskp01
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Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von ndskp01 »

Lieber WoistmeineSeele,

das tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht und elend geht. Das Gefühl der Einsamkeit kann einen auch dann ankommen, wenn Menschen in der Nähe sind. Etwas fehlt. Aber was?

Blöd, dass du keine regelmäßige Therapie mehr bekommen kannst. Aber vielleicht kannst du an einem anderen Ort das Gespräch finden? Du benennst dein Problem als Einsamkeit. Was fehlt? Gemeinschaft mit dem vertrauten Menschen? Der Alltag mit deiner ExFrau? Das war mein erster Gedanke dazu.

Vermisst du diesen Alltag?

Manchmal hilft es, das Gefühl zuzulassen, auch wenn noch keine Lösung im Raum steht. Vielleicht kannst du deine Frau ja einmal wieder anrufen.

Viele Grüße, Puk
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von malu60 »

Hallo WoistmeineSeele
,ich möchte Dich erstmal willkommen heißen.

Ich könnte mir auch vorstellen,dass es schwer ist
als Familienmensch plötzlich wie ein Single zu leben
Oder hast Du die Kinder bei Dir und sorgst für sie?
Gib Dir einfach noch was Zeit,vielleicht würden Dir
Medikamente aus dem Tief helfen....
Es ist bestimmt die Depression,die Dich so einsam macht
Keine Hobbys,nichts interessantes Erzählen können
die Kontaktaufnahme erschweren.
Schön,dass Du einen Freund hast,einen Beruf ausüben kannst
und Deine Kinder sind doch auch da........

Was Du jetzt leider durchlebst,kenne ich nur zu gut.
War 1/2 Jahr zu Nichts fähig,alles auf null.Mit Hilfe eines Therapeuten
und Medi;s sowie Selbsthilfegruppen,komm ich jetzt aus dem
Loch langsam raus,will wieder unter Menschen sein und hab
Freude an kleinen Dingen(z.B.lesen,im Garten was tun,oder fotografieren)

Wenn es Dir besser geht,fällt Dir bestimmt auch wieder was ein,was Du gerne tust.
Vielleicht mal ins Kino,oder Essen gehen,ein Konzert,(Muß ja nicht viel kosten)

Ich wünsch Dir viel Kraft,und such Hilfe bei Ärzten oder dem SPZ-da kannst Du
auch mit Fachleuten über Deine Gefühle sprechen.....Liebe Grüße Malu
Leben ist mehr
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Guten Morgen, vielen Dank für die Reaktionen. Ich war mein ganzes Leben noch nie alleine. Ich habe ab 18 in einer WG gewohnt und bin dann mit meiner damaligen Freundin zusammen gezogen. Und nach dieser Beziehung bin ich mit meiner Frau zusammen gezogen. Also war ich bisher in meinem Leben noch nie alleine auf mich gestellt. Meine 17 jährige Tochter lebt zwar bei mir, führt aber ein eigenes Leben. Somit bin ich sehr viel alleine, zumindestens habe ich dieses starke Einsamkeitsgefühl. Ich komme den alltäglichen Dingen schon nicht mehr richtig nach, da ich mich zu nichts aufraffen kann und die Gedanken sich immer nur um diese Depression drehen. Ich bin krampfhaft dabei Kontakte zu finden um dies Gefühl nicht zuzulassen, denn ich ertrage diese innerliche Unruhe nicht mehr. Ich habe Angst das dies noch schlimmer wird und ich dadurch vielleicht auch noch meine Arbeit verliere. Dann wäre ich ganz unten angekommen. Ich war wirklich immer ein Familienmensch und bin nun so alleine und kann mit diesem Gefühl nicht umgehen. Zudem kommt noch hinzu dass ich mich geoutet habe und nun eigentlich meine sonst nur heimlich ausgelebte Sexualität offen leben könnte. Aber durch die Depression ist meine Sexuelle Erregbarkeit auf null gesunken. Wodurch ich wieder Angst habe meinen Freund zu verlieren. Es ist ein Hamsterrad in dem in stecke und nicht mehr rauskomme. Ich habe hier vor Ort eine Art Selbsthilfegruppe gefunden. Es tut gut mit Ihnen hin und wieder zu sprechen, jedoch merke ich auch das es viele Gründe und unterschiedliche Auswirkungen der Depression gibt.
Warum bekomme ich mein Leben, meine Gefühlswelt und das alltägliche Leben nicht mehr in dem Griff??
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Es ist nicht so, dass ich das Leben wie ich es noch zu Zeiten der Familie hatte vermisse. Denn ich fühlte mich in dieser Situation gefangen. Ich hatte zwar eine Familie Zuhause, aber fühlte mich halt ein lebenlang zu Männern hingezogen. Die Trennung von meiner Ex war das einzig Richtige. Ich gehöre zu diesen "Typischen Männern" die eine Ehe bzw Familie gründen weil sie Angst haben zu ihrer Sexualität zu stehen. Nun habe ich eigentlich das wovor ich mich mein ganzes Leben versteckt habe. Und kann dies nicht leben wie ich es mir wünschen würde. Da ich mit der Einsamkeit nicht klar komme. Dies ist für viele nicht nachvollziehbar. Selbst die einfachsten Dinge sind nur mit großer Anstrengung zu erledigen.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von ndskp01 »

WoistmeineSeeele,

Mal ist es zuviel Nähe, mal zu wenig. Gewünscht ist, wie so oft, ein Mittelweg. Die nahe Beziehung mit (einem) Menschen, den (die) man gut haben kann und gleichzeitig die Freiheit, bei sich selbst bleiben zu können.

Wochenenden, wenn man nicht zur Arbeit gehen muss, sind besonders schwierig. Ich hatte das lange Zeit nicht mehr, den Alltag und das Zuhause in Gemeinschaft. Wollte ich nicht, weil ich mich nicht frei fühlte. Alleine bin ich auch nicht wirklich frei. Folglich muss die gefühlte Unfreiheit, auch in der Gemeinschaft, etwas mit mir selbst zu tun gehabt haben. Gefühlte Verpflichtungen, die in Wirklichkeit gar nicht da sind. Erlerntes Verhalten, statt eines gesunden Egoismus.

Wohin zieht es mich, was mache ich gerne? Wie spüre ich, was mir gut tut? Das sind Fragen, die viele hier bewegt, und die man letztlich doch nur für sich selbst herausfinden kann. Wie? Durch Ausprobieren, Selbstbeobachtung, Reflexion im Gespräch (mit der Therapeutin).

Und ja, manchmal sitzt man eben zu Hause auf dem Sofa und weiß nichts anzufangen. Irgendwann wirst du dich wieder besser spüren.

Puk
Selea

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Tag WoistmeineSeele :)

Erst einmal ein herzliches Willkommen in diesem Forum. Welcome to the club sozusagen. ;)

Was du schreibst hat mich sehr sehr berührt.

Da stehst du endlich zu deiner Homosexualität ____und jetzt scheint doch alles irgendwie zusammenzubrechen.

Nach meiner Einschätzung bist du ganz einfach in einer großen Krise. Die sich in Depressionen und Panikattacken äußert.
Meist gehen Depressionen auch mit starken Einsamkeitsgefühlen einher. Diese Einsamkeitsgefühle sind ein Symptom dieser seel. Erkrankung, ebenso wie die Energielosigkeit, die Wertlosigkeit, die einen immer wieder überkommt.
Diese Symptome legen sich, wenn die Depression wieder am Abklingen ist.

Allerdings____________finde ich, hattest du auch sehr viel um die Ohren in letzter Zeit und hast große Umbrüche in deinem Leben.
Auch wenn du schreibst, dass du ,
froh bist, die Beziehung zu deiner Frau aufgelöst zu haben, weil du das Doppelleben nicht mehr ausgehalten hast.
Aber trotzdem hat dir dieses Leben ja eine gewisse Sicherheit gegeben. Ihr wart nach außen eine Familie, es war immer jemand da im Haus/in der Wohnung, man hatte Freunde, ein nach außen ganz normales Leben.

Ja, und jetzt hast du dich geoutet. Und damit ist alles ganz anders, und das macht ja auch Angst.
Wie stehe ich jetzt so da, als Homosexueller, akzeptiert mein Umfeld das alles.
Du hast____in meinen Augen_____ein richtig großes Glück. Deine Kinder und deine Mutter stehen hinter dir.
Damit hast du mehr als manch Einer in einer ähnlichen Situation.

Allerdings müssen sich alle erst an die neue Situation gewöhnen.
Auch dein Seelchen braucht doch dieses sich Eingewöhnen in soviel Neues.
Vielleicht will das Eine oder Andere Alte auch noch betrauert werden.
Die Seele braucht Zeit. Immer und überall.

Du bist in einem Lebensübergang. Fast jeder Mensch steckt solche Trennungen und Veränderungen nicht einfach weg. Symptome sind dann eine Folge.

Z.B. ich selber, so richtig und gut ich meine Trennungen von meinen jeweiligen Lebenspartnern gefunden habe, oft hatte ich auch danach Panikattacken oder eine Depression entwickelt.
Oder bin körperlich krank geworden,wochenlange Bronchitis oder so.

Vielleicht müssen wir Menschen auch erkennen, das die Seele zwar viel aushält, aber wir ihr nicht immer soooviel zumuten können.
Wie gesagt, die Seele braucht Zeit.

Gönn dir doch die Zeit, so langsam und allmählich in dein neues Leben hereinzuwachsen.


Dein Freund, na, das scheint ja ein ganz "tougher" zu sein. :roll: Kann alles, hat alles, kriegt alles auf die Reihe.
Nein, schwierige Gefühle hat der nie. ;) :)
Tja, wahrscheinlich ist sein Coming Out schon viel länger her als deines. Und er weiß schon besser, wie man als Schwuler sich in der Gesellschaft/in der Welt bewegt.
Was in Beziehungen geht, was nicht, wie man mit intoleranten Mitmenschen umgeht oder auch nicht etc. etc.

Schade finde ich, dass du meinst, deinem Freund nicht anzuvertrauen zu können, dass du eine Depression hast und auch deswegen seit 2 Monaten Medikamente nimmst.
Das stell ich mir, dieses Verheimlichen, als ungemein kräftezehrend vor.

Du hast Verlustgefühle. Angst, ihn zu verlieren.
Angst ist nie so ein guter Ratgeber in Beziehungen.


Ich hoffe, du kannst was anfangen mit meinen Gedanken zu deiner Situation.
Ich bin davon überzeugt, dass du irgendwann in dein neues Leben gut hereingewachsen bist, und es dir richtig gut gehen wird.

So Übergangsphasen im Leben sind immer holprig, angstbesetzt, schwierig etc. etc.



Soweit meine Gedanken für dich.
Selea
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Hallo Selea, vielen Dank für deine lieben Worte. Sie haben mich sehr berührt und treffen auch teilweise zu.
Es ist wirklich viel in den letzten Monaten in meinem Leben passiert. Sehr viele Dinge. Und ich weiß auch das ich in vielen Sachen großes Glück habe. Gerade in der Hinsicht auf die Reaktionen bezüglich meines Outings. Mein Partner ist in der gleichen Situation wie ich. Er hat sich auch erst durch unsere Beziehung geoutet seiner Familie gegenüber. Er hat auch Kinder. Aber er ist es mit den Jahren gewohnt auch alleine sein zu können und hat wie schon gesagt, ein großes soziales Umfeld. Was mir total fehlt.
Die Trennung von meiner Ex ist wirklich kein Thema mehr für mich. Denn ich hatte mir diese Trennung sogar innerlich herbei gewünscht, war aber nur zu feige all die Jahre.
Was ich aber nie in Betracht gezogen hatte, war die Situation des Alleineseins. Mir kam nicht annähernd der Gedanke das ich damit nicht umgehen werde können. Da ich diese Art des Lebens bisher nie gekannt habe.
Ich habe keinen roten Faden mehr im Leben.
Deine Worte taten mir wirklich gut und es zeigte ein Nachvollziehenkönnen meiner Gefühlswelt.
Ganz lieben Gruß
Selea

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von Selea »

:hello: woistmeineseele.


Da bin ich aber froh, :) dass meine Worte o.k. waren für dich. Ich war mir nämlich nicht so ganz sicher.

Und tatsächlich, ich bin auch froh, das dein Freund, :) sich in einer ähnlichen Situation befindet wie du, was Coming Out etc. etc. Kinder, ehemals Ehefrau anbelangt.
Das erleichtert ja Vieles für dich.

Du schreibst, dass dir der rote Faden im Leben fehlt.
Klar, der bisherige rote Faden ist abgeschnitten, ein neuer Faden muss erst "gefunden", bzw. eingefädelt werden.......

Das geht allen Menschen so, bei großen Umbrüchen, nach Scheidungen, nach Jobverlust, wenn Mensch in eine andere Stadt zieht, bei der Diagnose "schwere Erkrankung".......da ist jeder Lebensfaden erst einmal durchtrennt......aber neue Fäden lassen sich entwickeln.
Aber das braucht Zeit.

Ich selber bin eine Frau, die durchaus mit starken Verlustgefühlen zu tun hat, je nachdem was so passiert in meinem Leben, auch Einsamkeitsgefühle sind mir nicht fremd.
Nach meiner guten Bad Herrenalb_Therapie vor 17 Jahren ist dies aber sehr sehr gut abgemildert.

Mit Anfang 30 bin ich das erste Mal alleine gezogen. In meine erste wunderschöne Wohnung mit Terasse, mitten in der Stadt. Ich war Single...........was hatte ich Ängste, Panikattacken.
Damals machte ich 2 Jahre analytische PT: Die mir sehr geholfen hat, diesen Umbruch zu bewältigen.

Damals dachte ich, Hilfe, vielleicht muss ich 7 Jahre alleine leben, das halte ich nicht aus.........jetzt halt dich fest_____________________aus diesen 7 Jahre sind 30 Jahre geworden.
Das AlleineLeben hat sich als mein Stil entwickelt. Und in der Tat, man, frau lernt ungemein viel dazu, sozusagen wird man, frau "ein geübter, eine geübte Alleinlebende".
Aber das hat sich auch erst mit der Zeit so entwickelt.
Jaaa, auch ich hatte verschiedene LP, aber zusammengezogen bin ich ein zweites Mal mit niemandem mehr.

Und jetzt habe ich eine sehr sehr lange Single_Zeit schon hinter mir.
Gerne hätte ich auch jemanden ganz nahe, zum Kuscheln, für schönen Sex, vielleicht auch Zusammenleben.
Aber für mich bricht in der Tat nicht mehr die Welt zusammen, dass es so nicht ist.
Und erzwingen lässt sich im Leben eh nichts.
Auch keine neuen Freunde.

Kann dir das Mut machen, dass auch du diese Einsamkeitsgefühle etc. etc. bewältigen wirst, irgendwann????


Du schriebst, dass die KK keine neue PT genehmigt, da die letzte zu kurz her ist.
Vielleicht kannst du mal für ein Gespräch deinen ehemaligen PT aufsuchen, um Rat fragen, deine Situation schildern, ob er, sie Ideen hat, wie du die Zeit bis zu einer neuen PT überbrücken könntest????

Habt ihr in eurer Stadt "schwule Selbsthilfegruppen", so z.B: vielleicht eine ____Schwulsein
nach Ehe mit eigenen Kindern?????_____
Sind alles nur so Ideen von mir. Ich kenne mich letztlich zu wenig aus .


Gibt es eine Beratungsstelle für Homosexuelle und deren Lebensfragen in eurer Nähe???

Hier in meiner Großstadt gibt es ein solches Beratungszentrum für lesbische Frauen......



Ich stelle mir vor, es könnte dir sehr gut tun, dich mit Menschen auszutauschen, die irgendwie was Ähliches wie du erleben.
Sowas mildert schon dieses Alien_Gefühl (Einsamkeit, Verlassenheit......)


Aber auch schon das Schreiben hier in den Foren mildert viel ab.
Jedenfalls bei mir ist es oft so________________-nicht immer *lach*

Hast auch ne PN



Herzliche Sonntagsgrüße
Selea
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Vielen Dank für die lieben Worte Selea.
Wie bist du damals mit diesem Gefühl und den Panikattacken umgegangen? Ich bekomme diese zur Zeit überhaupt nicht mehr in den Griff. Ich bin in meinem Kopf nur mit diesem Gefühl beschäftigt. Ich liege auf der Couch und schreibe in dieses Forum. Obwohl ich eigentlich noch einiges erledigen müsste um morgen überhaupt zur Arbeit gehen zu können.
Ich habe heute wieder nur Flucht begannen um mich nicht diesem Gefühl aussetzen zu müssen.
Heute ist es ganz schlimm und ich habe tierische Angst und Panik.
Selea

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von Selea »

:hello:
Wie bist du damals mit diesem Gefühl und den Panikattacken umgegangen....
fragst du mich.

Ich fand diese Panikattacken ein sehr sehr unangenehmes Symptom. Dass ich am liebsten mit einem Zauberstab weggezaubert hätte.
Ging aber nicht.
Hab meine Therapie gemacht, und irgendwann haben sich diese Ängste dann wieder abgemildert.
Geduld war angesagt, und auch zu lernen, wie gehe ich mit Angst um.

Ich Selea, hab für mich akzeptiert, dass ich auf großen Stress immer in irgendeiner Form reagiere, entweder körperlich oder auch oft seelisch via Depression oder Angstgefühlen.

Diese Symptome signalisieren mir dann ganz einfach, dass ich eine schwere Zeit durchmache, und dass ich vielleicht versuchen muss, gut zu mir zu sein, etc.etc.

Darf ich dir mal 2 gute Bücher empfehlen?

Sie sind aus der Reihe "Für DUMMIES"

1. Depressionen FÜR DUMMIES
2. Angstfrei leben FÜR DUMMIES

Mach dich schlau: http://www.fuer-dummies.de

Gerade das Buch "Angstfrei leben FÜR DUMMIES" hat mir seit Ende letzten Jahres gut weitergeholfen.

Mit der Panikatmung, wenn ich z.B. aus Alpträumen nachts aufwache, fa st nicht mehr atmen kann......wie schnell sich dieser Knoten löst dann.
Auch habe ich eine Entspannungs CD, ich kann mich gut auf die Atemübungen und die Bildübungen einlassen, und danach bin ich immer ruhiger und entspannter.

Außerdem habe ich mir in der Apotheke ein Beruhigungs-und Harmonisierungsöl mixen lassen, hat fast 100 Euro gekostet. SCHWEINEGELD:
Aber das ist es Wert, es harmonisiert mich.

Und natürlich tut mir gut, mit Menschen in Kontakt zu sein, mit denen ich ganz ungeschminkt über mich und meine Probleme reden kann.

Mein derzeitiges und schon längeres Problem ist, "der langsame Abschied" von meiner Mutter, die mit fast 94
seit 17 Monaten im Pflegeheim ist.
Ich bin sozusagen ihre amtliche Betreuerin.

Ich bin sozusagen mit vielen Dingen konfrontiert, die Angst machen.

Zum Einen versuche ich zu akzeptieren, dass Angst und viele unschöne Gefühle einfach zu dieser schweren Lebenssituation gehören.
Zum Anderen habe ich einen kleinen Kreis von Menschen, mit denen ich mich über dieses finale Thema austauschen kann.
Dann nehme ich auch öfters dieses Forum in Anspruch.

Und_______meine Hausärztin ist jederzeit zu Gesprächen, fachlich, mit mir bereit.
Eine dezidierte Psychotherapie mache ich derzeit nicht (mehr).

Ich habe gute Tage, richtig gute Tage, dann gibts auch die depressiven Untiefen immer wieder mit auch Angst.

Kontraproduktiv ist, wenn ich mich, wenn es mir sehr schlecht geht, auch noch innerlich sehr unter Druck setzte.
Es müsse mir doch jetzt gut gehen,die Angst müsse doch schnell weg sein.

Dabei geht es mir halt nicht gut, und Ängstlichkeit ist da.
Also versuche ich, das zu akzeptieren.
Dass Ängstlichkeit, Unsicherheit und Verstimmung ein Teil meiner Seelenlandschaft ist.
Nicht immer, aber immer wieder mal.


Sei gut zu dir, hab Geduld mit dir.

Du bist in einer schwierigen Übergangszeit in deinem Leben.
Auch diese Schwierigkeiten werden abebben.
Und du wirst in ein neues und ganz gutes seelisches Gleichgewicht kommen.

Mit deinen Methoden.

Davon bin ich überzeugt.

Gute Nacht
wünscht
Selea
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Dieses Einsamkeitsgefühl löst immer stärke Ängste in mir aus.Ich bekomme sie einfach nicht mehr in den Griff. Dadurch habe ich mittlerweile sogar noch stärkere Ängste bekommen meinen Job, meine Tochter und Existenz zu verlieren.
woistmeineseele
Beiträge: 25
Registriert: 16. Apr 2015, 15:09

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von woistmeineseele »

Warum kann ich nicht mit diesem Einsamkeitsgefühl umgehen? Es sind einfach Gefühle die ich nicht in den Griff bekomme.
Ich weiß nicht mehr wie es irgendwie gehen soll, jemals da wieder rauszukommen.
Renu

Re: Einsamkeit und wie konnte es nur soweit kommen

Beitrag von Renu »

Hallo Woistmeineseele!

Ich kann Deine Gefühle gut nachvollziehen! Es ist sehr schwer!!!! Hoffnungslosigkeit begegne ich sehr oft. Auch wenn es nicht unbedingt tröstlich ist, solltest Du Wissen, dass Du nicht alleine bist. Es ist nicht immer leicht, das Leben zu meistern.

Alles Gute
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