Hab den Durchhänger schlechthin

[sadhappy]

Hallo!

Ich schreibe mal einfach, in der Hoffnung, dass jemand mich hört (liest).
Habe es eben im Chat versucht, war aber keiner da.
Ich sitze hier alleine und habe gerade voll den Durchhänger. Ich komme absolut nicht damit klar, dass ich die Uhr nicht mehr zurückdrehen kann. Jetzt, wo vieles geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen ist, geht mir ein Licht auf. Warum denn erst jetzt? Ich hätte die Erkenntnis viel früher gebraucht.
Es gab schon einige Situationen, da habe ich auch im Nachhinein nicht die Hoffnung aufgegeben und einen Neustart versucht. Das hat mich zwar Kraft ohne Ende gekostet, hat sich aber gelohnt. Damit meine ich z.B. eine Freundschaft, die so gut wie verloren war, weil ich Mist gebaut hatte. Aber meine Hartnäckigkeit hat gesiegt und ich konnte nach 6 Jahren wieder Kontakt zu der verlorenen Freunschaft aufnehmen. Ein Zeichen, dass nicht immer gleich alles auf Ewigkeit zu Ende sein muss.
Jetzt ist es anders.
Ich bekomme keinen Fuß mehr auf den Boden. Ich weiß genau, was ich in meinem Leben ändern muß, bekomme es aber einfach nicht auf die Reihe. Ich habe jetzt schon wieder 2 Flaschen Bier getrunken und nichts spricht dagegen, auch noch die dritte und vierte zu trinken. Ich finde das voll scheiße, aber nur so schaffe ich es, Abstand von den Dingen zu bekommen, die mich belasten.
Alkoholsüchtig bin ich wohl nicht, denn ich schaffe es durchaus, auch Tage ganz ohne Alkohol zu verbringen. Zudem trinke ich mein Bier nur abends, nicht am Tag. Besser schlafen lässt es sich auch dadurch.
Meine Freundinnen feiern heute Abend einen Anlass und ich bin wieder nicht dabei-wie so oft. Deshalb, weil ich mich im Moment wieder Stück für Stück aus dem sozialen Umfeld zurückziehe.
Ich komme mit meinem Umfeld nicht mehr klar, habe irgendwie den Anschluß verloren.
Sonderbar finde ich, dass in einer Runde, in der Meinungen ausgetauscht werden, ich immer den Kürzeren ziehe. Alle sagen etwas, und jeder nickt und sagt, dass er das verstehen könnte. Wenn ich was sage, habe ich das Gefühl, als würden sich alle auf mich stürzen, wie ein Rudel Wölfe auf ein Stück Fleisch. Das mache ich aber nicht beabsichtigt. Meine Denkweise scheint in der Gesellschaft keinen Platz zu haben.
Also bleib ich lieber daheim und lasse die anderen ihr Ding machen.
Bin ich von einer anderen Welt oder was?

Mein Handeln und Tun, insbesondere mein Denken, scheinen nicht in dieses System zu passen. Alle funktionieren "richtig" und das Leben nimmt seinen Lauf. Ich komme da einfach nicht mit, weil ich das Prinzip nicht verstehe. Wie lebt man in unserer Gesellschaft?
Zuerst war es nur mein soziales Umfeld, mit dem ich nicht mehr klar kam, jetzt ist es schon meine eigene Familie.

Ich hab bestimmt sehr viel Mist hier geschrieben, aber es war mir ein Bedürfnis, dies mal loszuwerden.
Ich bin zwar alleine hier Zuhause, aber selbst, wenn jemand hier wäre, hätte er oder sie mich bestimmt nicht verstanden.

[Thuja]

Hallo Sadhappy!

Hintennach ist man immer schlauer, das weiß ich auch zu gut...
Denke aber, daß Alkohol nicht unbedingt das Mittel ist, das Dir wirklich zu einem besseren Schlaf verhilft, es scheint eher nur so. Außerdem betäubst Du Dich damit, Alkoholsucht heißt auch, vor den Problemen, die man hat, zu flüchten, um sich ihnen nicht stellen zu müssen, und der Fluchthelfer hierbei ist eben Alk. Aber so hält man Schwierigkeiten immer schlechter aus... Geh' doch lieber noch einen Abendspaziergang machen (oder um den Block joggen...), nach der frischen Luft und etwas Bewegung schläft man auch besser...
Tja, sozialer Rückzug... Manchmal ist das auch eine Möglichkeit, mit sich selbst erst mal klarer zu werden, vielleicht sind die eigenen Gedankengänge für andere wirklich zu unduchsichtig. Und manchmal (d. h. ich relativ oft) braucht man auch einfach eine Menge Zeit nur für sich alleine...

Wünsche Dir trotzdem einen guten Abend und viele Grüße
Annette

[heike56]

Hallo sadhappy,

wenn Du in einer schlechten Phase bist, kannst Du in deinem Leben nichts ändern, auch wenn Du genau weißt, wie es gehen müßte. Dafür brauchst Du Kraft und die fehlt dir in dem Moment.
Das Gefühl, das andere meine Denkweise nicht verstehen, kenne ich auch. Und doch habe ich Menschen getroffen, meist selber an Depressionen Erkrankte, die mich sehr gut verstanden.

Viel mehr kann ich dir im Moment nicht sagen, aber Du wirst gelesen und wahrgenommen.

Alles Gute für dich

Heike47

[Xenia]

Liebe Sadhappy,

nimm' es als das, was es ist: einen Rückfall. Okay, jetzt betäubst Du Dich, aber auch das darf man mal. Du tust das ja nicht jeden Abend, denke ich zumindest.

Ich würde Dir gerne mehr schreiben, weiß aber nicht so recht, was ich Dir gutes tun könnte.

Heike hat es schon richtig geschrieben: Du bist hier nicht allein, wir nehmen Dich wahr und auch wenn wir nicht so viel schreiben, sind wir (oder ich zumindest) in Gedanken bei Dir.

Liebe Grüße

Xenia

[sadhappy]

Hallo!

Hab gedacht, dass es mir heute wenigstens ein bisschen besser geht, aber ich häng hier ab und warte, dass der Tag zu Ende geht. Es ist Sonntag und die Sonne scheint so schön. Ich sitze aber hier vorm PC und hab die Vorhänge zugezogen – das ist doch voll daneben.

Vielen lieben Dank, dass Ihr auf mein Posting geantwortet habt. So hab ich doch das Gefühl, dass ich nicht so alleine bin und es doch noch jemanden gibt, der mich verstehen kann.

Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so richtig gelacht habe und ich wüsste auch nichts, was mich zum Lachen bringen könnte. Ich funktionier einfach, so gut wie es eben geht. Aber das kann doch nicht das Leben sein!? Immer nur mit größtem Kraftaufwand sein Tageswerk mehr schlecht als recht zu vollbringen. Am Ende eines solchen Tages bin ich kraftlos und vollkommen erschöpft und habe schon wieder Angst vor dem nächsten Tag.

Wie soll das denn bloß weitergehen? Ich warte nur auf den Tag, an dem ich einfach nur noch kraftlos zusammenklappe. Das hält der stärkste Körper auf Dauer nicht aus. Wenn ich mal trinke, dann trinke ich immer zuviel und über die Anzahl der gerauchten Zigaretten möchte ich gar nicht nachdenken. Ich betreibe regelrecht Raubbau mit meinem Körper und schaffe es einfach nicht, es abzustellen. Manchmal gelingt mir ein Tag, an dem ich meine guten Vorsätze durchziehen kann, aber das ist dann am nächsten Tag schon wieder vergessen und ich falle wieder in das alte Muster hinein.

>@Annette<

Dein Rat mit dem Spaziergang vor dem Schlafen ist gut gemeint, aber ich schaffe es einfach nicht, mir Schuhe und Jacke anzuziehen, um mich auf den Weg zu machen. Außerdem würde ich beim Spazierengehen noch mehr grübeln, als wenn ich hier vor dem PC sitze. Und ob ich überhaupt ein Stück laufen kann?
Du hast vollkommen recht, dass Alkohol ein Fluchthelfer ist und ich versuche es auch so gut wie es geht in Grenzen zu halten. Es gibt Tage, da macht es mir überhaupt nichts aus, nur Cola oder Wasser zu trinken, aber an den schlechten Tagen kann ich gar nicht darauf verzichten, weil es mir einfach anders nicht mehr möglich ist, mich zu entspannen, bzw. auf andere Gedanken zu kommen.
Danke aber noch mal, dass Du mir einen guten Abend gewünscht hast. Ich bin dann doch relativ früh ins Bett gegangen, und das hat richtig gut getan. Wenn ich das nur öfter schaffen würde…

>@Heike<

Danke, dass Du mir geschrieben hast, dass ich gelesen und wahrgenommen werde. Ich fühl mich so unverstanden, weil ich in meiner näheren Umgebung einfach niemanden habe, der sich in einer ähnlichen Situation befindet. Ich kenne zwar Leute, die auch unter Depressionen leiden, aber die sind zum Teil noch heftiger drauf als ich, und ich will mich von ihnen nicht noch mehr herunterziehen lassen. Danke für Deine guten Wünsch an mich.

>@Xenia<

Auch Dir ein herzliches Dankeschön, dass auch Du mich gelesen und wahrgenommen hast. Ich versuche auch, den Rückfall zu akzeptieren, aber diesmal fällt es mir schwerer denn je, an das nachfolgende Hoch zu glauben. Ich quäl mich jetzt schon so viele Jahre, aber nie hatte ich das Gefühl, dass es mal für längere Zeit anhaltend besser ist. Gut, ich habe in den letzten Jahren gelebt und teilweise auch gearbeitet, aber hab ich da wirklich gelebt? Oder bin ich nur mit dem Strom geschwommen und habe dabei den Blick für das Wesentliche verloren? Ich weiß es nicht.
Ich find es ganz lieb von Dir, dass Du mir geantwortet hast. Ich versuche immer, bei Deinen Threads mitzuhalten was das Lesen angeht, aber das ist nicht immer so einfach. Deshalb noch mal vielen Dank, dass Du Dir Mühe gegeben hast, obwohl Du mit Dir selber mehr als reichlich zu tun hast. Auch Dir wünsche ich alles Gute und Kraft das zu schaffen, was Du schaffen möchtest.

Lieben Gruß an alle

sadhappy

[paradiddler]

Hi sadhappy,

ich habe nur einen kleinen Rat anzubieten, den Du vielleicht in Deiner momentanen Stimmung nicht annehmen kannst oder willst, oder einfach doof findest. Ich geb ihn Dir trotzdem.

Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass man, wenn man solche negativen, depressiven Gedanken hat wie Du im Moment, also in einer Grübelphase steckt, niemals eine Antwort finden kann. Ich selbst habe dass erfahren müssen. Auch ich habe über eine lange Zeit systematisch zu viel Alkohol getrunken, nie wie ein Alkoholiker, aber immer um mich zu betäuben. Und wenn ich nicht getrunken habe, dann habe ich mir eine andere Art der Ablenkung gesucht, habe plötzlich wie ein Berserker jeden Tag gejoggt und Diät gehalten, Frust-Shopping gemacht usw. Im Endeffekt bin ich immer nur vor mir weggelaufen. Das bringt nichts und wird auch nie etwas bringen. Irgendwann hat man alle Spazier- oder Jogginstrecken durch, und dann geht es von vorne los. Das Einzige was meiner Meinung nach hilft, ist, sich mit seiner Thematik zu konfrontieren. Klingt albern. Ok. Aber ich weiß auch, dass das gar nicht so einfach ist. Denn der Mensch ist ein Meister darin, sich selbst zu belügen.
Doch wenn man sich mit seiner Thematik auseinandersetzen will, geht dass nur unter Anleitung (also Therapie) und mit Geduld. Auch Tagebuchschreiben ist inzwischen sehr wichtig für mich.
Ich kenne Deine Geschichte nicht, aber dies ist mir zu diesem Thread eingefallen.
Alles Gute,
Stefan

[sadhappy]

Hallo Stefan,

danke für Deine offenen und ehrlichen Worte.

Natürlich hast Du Recht. Im Kopf ist mir auch alles klar, ich schaffe es nur nicht, es umzusetzen. Selbst bei dem Versuch, dagegen anzugehen, kommt wieder der Gedanke durch:"Wieso quäle ich mich jetzt damit? Warum mache ich nicht wie gewohnt weiter und alles läuft erst einmal wieder?"
Mir ist vollkommen klar, dass es ein einzigartiges Belügen meiner selbst ist. Aber ist der Mensch nicht auch Meister darin, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen?
Alles andere kostet mich im Moment so viel Kraft, die ich (noch) nicht aufbringen kann.
Das ist ein Teufelskreis, dem ich unbedingt entfliehen möchte, und mein Wille ist auch sehr stark, aber das Verstandene in eine andere Verhaltensweise anzuwenden....???
Trotzdem danke ich Dir, dass Du Deine ehrliche Meinung geschrieben hast.

>@all<

Ich hatte jetzt ein paar Monate keine Therapie, aber übermorgen geht es mit einer neuen Therapeutin wieder los.

Drückt mir bitte die Daumen, dass ich die Chance wahrnehmen und nutzen kann.

[paradiddler]

Ich drücke Dir alle Daumen!

Beim durchforsten des Forums bin ich auf ein paar andere Beiträge von Dir gestoßen, und dann kam mir mein obiges Posting ein bisschen altklug vor...sorry.
Ich wünsche Dir eine Therapie, die anstrengend und tiefgreifend, und somit erfolgreich ist.
Viele Grüße,
Stefan

[sadhappy]

Hallo,

tja, gestern hatte ich also mein erstes Probegespräch bei meiner neuen Therapeutin. Auch wenn es "nur" das erste, 60 minütige Gespräch war, wage ich leise zu behaupten, dass sich jetzt was bewegen wird.

Ich habe schon einigen Leuten meine Problematik geschildert, aber Verständnis habe ich nie richtig erhalten. Immer habe ich die Worte zu hören bekommen: Das ist nun einmal so, damit muß man leben. Anderen geht es genauso. Bevor du ausrastest, mach lieber die berühmte "Faust in der Tasche".

Mein damaliger Therapeut hat versucht mir klar zu machen, dass ich meine Lebensumstände als "nicht änderbar" hin nehmen, und das Beste für mich daraus machen müßte.
Gestern sagte meine neue Therapeutin:

"Nachdem, was sie mir jetzt alles erzählt haben, ist mir vollkommen klar, dass es ihnen so schlecht geht."

und:

"Sie werden einige Dinge in ihrem Leben ändern müssen. Das wird sehr schwer werden, aber danach wird es ihnen besser gehen."

Nach dem Gespräch hatte ich das Gefühl, als hätte man mich unter eine Käseglocke gestellt. Ich spürte einen eigenartigen Druck auf meinen Kopf und war nicht mehr in der Lage, die Realität wahrzunehmen.
Es geht mir heute noch schlechter, aber das war ja abzusehen.

Für den nächsten Termin, den ich nächste Woche habe, soll ich einen Lebenslauf schreiben. Ich habe von der Therapeutin einen Zettel bekommen, auf diesem sind 14 Punkte aufgeführt, die in dem Lebenslauf erörtert werden sollen. Ich hatte zwar gestern schon angefangen mit dem Schreiben, blieb jedoch schon bei Punkt 3 stecken. Wenn ich daran denke, die anderen Punkte noch alle zu berücksichtigen, kommt mir jetzt schon die Galle hoch.

> @ Stefan<

Du brauchst Dich für nichts zu entschuldigen. Ich bin sehr dankbar für Deine Rückäußerung. Jedes Feedback ist mir zur Zeit eine große Hilfe.

Lieben Gruß

sadhappy

[sadhappy]

Jetzt geht es mir genau wie Carma Geddon und habe auch das Gefühl, dass ich nur noch Monologe führe.

Ja, ich weiß, Ihr seid alle da und denkt an mich und wünscht mir Kraft usw.
Dieses Wissen müsste ja demnach ausreichen und ich bräuchte dieses Forum nicht mehr.

Vielleicht sehe ich das jetzt auch nur so, weil es mir jetzt grottenschlecht geht.

Gestern habe ich mich überwunden, und an einem "Tanz in den Mai" teilgenommen. Sollte eigentlich ein wenig ablenken und aufmuntern. Statt dessen hab ich mir einen angetrunken und voll den Moralischen gekriegt. Eigentlich wollte ich heute überhaupt nicht aufstehen, aber ein anderer wichtiger Termin zwang mich dazu.
Hochzeitseinladung - das hat mir dann noch den Rest gegeben.
Auch wenn ich immer bis spät in der Nacht vor dem PC sitze, werde ich wohl jetzt gleich mein Bett aufsuchen. Je länger ich wach bin, umso mehr denke ich über den gestrigen und heutigen Tag nach. So wird es mir bestimmt eh nicht mehr besser gehen.
Menno, ist das alles sch....

[Xenia]

Liebe Sadhappy,

leider kann ich nicht schlafen und treibe mich stattdessen hier im Forum rum...

Ich denke, daß Du vielleicht eine gute Chance hast, mit Deiner neuen Therapeutin voranzukommen. Anscheinend ist sie ja die erste, die nicht an ein unveränderbares Leben glaubt.

Dieses Gefühl, unter einer Käseglocke zu sein, die Realität nicht mehr wahrzunehmen und einen seltsamen Druck auf den Augen, habe ich auch oft, vor allem aber nach anstrengenden Therapiestunden. Vielleicht kommt es nur von der Konzentration auf das Innere... Vielleicht aber ist es auch die Konfrontation durch das Aussprechen von bestimmten Dingen (ich weiß ja nicht, worüber ihr im einzelnen gesprochen habt).

Ebenso wie Du habe ich auch oft das Gefühl, hier nur noch Monologe zu halten. Muß man sich wohl dran gewöhnen, zumal die Mehrheit ja gerade einen auf fröhlich macht, nur um nicht in den Verdacht des Jammerns zu kommen

Mehr weiß ich jetzt auch nicht zu schreiben.

Liebe Grüße

Xenia

[Thuja]

Hallo, da ist noch wer wach, der nicht schlafen kann... Obwohl ich hundemüde bin!

Therapiestunden sind für mich auch oft, nicht immer, ziemlich anstrengend, da brauch' ich hinterher immer eine gewisse Zeit, bis ich mich soweit wieder "eingesammelt" habe, daß ich unter Menschen gehen kann (Staße, U-Bahn), um heimzufahren.
Aber grade dann, wenn ich hinkomme und alles nur noch mühsam im Quadrat ist, und es viel leichter ist, wenn ich 'rauskomme, bin ich sehr dankbar für diese Möglichkeit!
Wünsche allen auch diese positive Erfahrung!
Ansonsten einen schönen Sonntag!
Viele Grüße
Annette

[winnie]

Wenn ich jammere, werd ich gelöscht.
Also schreib ich nichts, wenns mir scheiße geht.

[Wölkchen30]

Hallo Winnie, schön dich zu lesen. Hörst dich nicht so gut an! Magst du dadrüber schreiben? Geht auch per Mail

Herzlichst sissy

Wünsche euch allen noch einen schönen Sonntag!

[sadhappy]

Liebe Xenia,

ich glaube mein "Käseglockengefühl" kommt durch die Aussprache gewisser Dinge. Bisher habe ich sie nur gedacht, aber jetzt kamen sie auch mal über meine Lippen und darüber hinaus wurde mir noch bestätigt, dass ich keinen Unsinn denke, sondern was Wahres an meinem negativen Denken, Handeln und Tun ist.

Seit ich jetzt meinen Lebenslauf geschrieben habe, hab ich diesen Druck noch stärker auf meinem Kopf. Ich sehe mich manchmal vor mir selber stehen und sehe dann dieses versteinerte Gesicht - ausdruckslos und grau. Als ich Freitag Abend ausgegangen bin, da sprach mich auf einmal jemand an und meinte:"Warum guckst Du denn so ernst? Das Leben ist doch schön!"
Ich habe ihn nur verständnislos angeschaut und in meiner sarkastischen, ironischen Art und Weise geantwortet:"Ja, wunderschön."
Gott sei Dank hat er mich dann wieder in Ruhe gelassen.

Tja, der Rundumschlag scheint hier wirklich Spuren hinterlassen zu haben. Aber ich denke, dass sich das auch wieder ändern wird - so wie alles im Leben - irgendwann - vielleicht.


Liebe Annette,

Du hast natürlich recht damit, dass man dankbar sein soll für die Möglichkeit an sich zu arbeiten.

Ich finde diese Therapiestunden unsagbar heftig, was den Kraftaufwand angeht. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich für zwei Monate in der Klinik war. Nach den Therapiestunden konnte ich mich noch so gerade eben die Treppen hochschleifen, um danach direkt in mein Bett zu fallen.

Jetzt ist es noch mit einer gewissen Gefahr verbunden. Ich lebe hier auf dem Land und ein Bus fährt nur hier und da mal. Also muß ich mit dem Auto fahren. Nach diesen Stunden gehe ich zwar immer noch eine Weile spazieren, aber damit ist es leider nicht getan. Manchmal bin ich dann schon Zuhause und kann mich an den gesamten Weg, den ich gefahren bin, nicht mehr erinnern. Jedesmal denke ich, dass ich verdammtes Glück gehabt habe wenn ich wieder heil Zuhause angekommen bin.

Ich werde das Beste für mich da rausholen, das weiß ich jetzt. Danke für Dein Feedback, so ganz müde - mitten in der Nacht


Hallo Winnie,

ich frage mich, was Du mir damit mitteilen wolltest. Soll ich jetzt hier nicht mehr schreiben, wenn es mir nicht gut geht? Vielleicht hätte mir ein Feedback von Dir geholfen und im Gegenzug hätte ich Dir helfen können - wer weiß?


Hallo Wölkchen,

Dir habe ich in Deinem Thread geantwortet.

Ich wünsch Dir alles Gute.



Lieben Gruß an alle und es geht wieder bergauf - wenn nicht heute dann morgen oder übermorgen. Vielleicht auch erst nächste Woche - aber es geht immer irgendwann wieder nach oben.

[sadhappy]

OK, das war´s. Mir reicht es endgültig.

Kennt Ihr das? Ihr habt "gute" Freunde und "gute" Bekannte, die Eure Situation kennen und alle sagen:

"Wenn Du mal reden willst, dann sag bloß Bescheid - ich bin dann für dich da."

Ich habe heute drei Leuten mitgeteilt, dass ich mal reden möchte.

Die erste Person hat sich garnicht zurückgemeldet.

Die zweite Person hat mir kurz per sms mitgeteilt, dass sie jetzt zu müde wäre, weil der Tag so anstrengend war.

Die dritte Person hat mir vorsichtig beigebracht, dass wir das mal "demnächst" nachholen müßten.

FREUNDE - Was heißt das eigentlich?

[Marlen-04]

Hallo sadhappy

habe nur deinen letzten Beitrag gerade gelesen. Es tut mir Leid, dass es dir so schlecht geht und keiner für dich da ist. Ich fühle mit dir, denn ich kenne das auch. Der Mensch, dem ich immer am meisten vertraut habe, rennt immer dann, wenn ich es am nötigsten habe, so schnell er nur kann weg. Panische Angst vor der Depri. Warum gibt es nur so wenige, die einfach nur da sind, zuhören oder einen in den Arm nehmen und trösten, wenn man gerade in einer Depri-Krise steckt? Vor was haben diese Menschen nur Angst? Man erwartet weder eine Lösung noch gute Ratschläge, sondern einfach nur Verständnis, Mitgefühl und das Gefühl nicht alleine zu sein.

Ich hoffe, du findest noch jemanden, den du anrufen kannst. Gib nicht auf! Ansonsten schreibe dir einfach hier alles von der Seele.

Viele liebe Grüße und viel viel Kraft
Marlen

[Otto]

Hallo sadhappy,

meine Seele weint nach dem Lesen deiner postings. Eigentlich weiß ich nicht, was ich schreiben kann, möchte es aber trotzdem so gern tun, damit du in deinem Menschenglauben nicht verzweifelst.

Es ist schwierig, zu deiner Situation etwas zu sagen, wenn man selbst sich in einer ähnlichen gefangen fühlt und verzweifelt nach Auswegen sucht.

Deshalb:
Hier ist jemand, der dich hört, der deine Verzweiflung wahrnimmt, der dich versteht, auch wenn er selbst zu verzweifelt ist, um dir konkrete Hilfe geben zu können.

Bitte schreib dir weiter deinen Kummer von der Seele. Du bist nicht falsch in dieser Welt. Vielleicht verzweifelst du von Zeit zu Zeit an ihr. Und du bist krank. Wie fast alle hier im Forum. Ich auch.

Du bist nicht allein.

Otto

[paradiddler]

Hallo,

ich denke, das Problem ist die Abstraktheit der Depression. Wenn man ein konkretes Problem hat (Auto springt nicht an etc.), dann ist es einfacher zu helfen. Wenn es aber um den Mensch selbst geht, um das Leben, um die Seele und was weiß ich noch, dann reagieren viele mit Zurückhaltung und Angst weil sie

a) sich nicht mit solchen Dingen konfrontieren möchten
b) Angst haben, Tipps zu geben und sich so in das Leben von anderen einzumischen
c) sich nicht trauen, Ansprechpartner zu sein, da sie damit eine Menge an Verantwortung auf sich nehmen
d) sich nicht als richtiger Ansprechpartner sehen, weil sie glauben, sie müssten erst Psychologie studiert haben um helfen zu können.

Eine Ablehnung muss gar nicht Böse gemeint sein. Aber natürlich empfindet man als "Abgewiesener" so. Ist blöd, ich weiß. Aber Du bist definitiv nicht allein!

Ich habe seit zwei Tagen wieder einen schlimmen Rückfall, ausgelöst durch ähnlich doofes Verhalten meiner Schwester. Und doch versuche ich, daran zu denken, dass andere sich ganz einfach nicht vorstellen können, was in so einer Tiefphase in einem vorgeht. Niemand kann dass. In der Depression ist man immer ein Stück weit allein, und vielleicht muss dass so sein. Denn Heilung kann nur aus einem selber kommen.

Viele Grüße,
Stefan

[Xenia]

Liebe Sadhappy,

ich glaube, daß es relativ typisch ist, daß sich der Freundeskreis zurückzieht, wenn man in einer Depression steckt. Wahrscheinlich sind die meisten Menschen einfach (zu Recht) überfordert und sagen dann lieber gar nichts mehr.

Mein Freundeskreis hat sich, als ich das erste Mal eine schwere Depression bekam, quasi aufgelöst. Auch sie haben sich nicht gemeldet, als ich überraschend in die Psychiatrie kam, obwohl sie genau wußten, warum ich dort gelandet war (das hatten sie über Umwege mitbekommen). Das alles hat mich damals sehr traurig gemacht. Im nachhinein jedoch kann ich sie auch irgendwie verstehen.

Aber wirkliche Freunde waren das halt dann wohl doch nicht... Inzwischen habe ich einen vollkommen anderen, kleineren Freundeskreis. Ich weiß jedoch, daß ich mich auf diese Freunde wirklich verlassen kann.

Für mich habe ich beschlossen, nicht mehr so viel über die Depression oder andere belastende Themen mit meinen Freunden zu besprechen. Das mache ich dann lieber mit meiner Therapeutin oder meinem Psychiater. Ich möchte meine Freunde nicht überfordern.

Liebe Grüße

Xenia

[sadhappy]

Liebe Marlen,

an diesem besagten Abend habe ich keinen mehr gefunden, der mir zuhört.
Wie Du schon geschrieben hast, habe ich weder nach Lösungen noch nach Ratschlägen gesucht. Ich hatte nur ein sehr hohes Mitteilungsbedürfnis. Ich kann ja auch nachvollziehen, dass sich manche mit einer Depri und die damit verbundenen Probleme überfordert fühlen, aber was ich wollte, war nur "einfaches" Zuhören. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich mich nicht auf alles verlassen kann, was mir versprochen wurde. Ist hart, aber die Wahrheit.

Deinen Rat, mir hier alles von der Seele zu schreiben, werde ich annehmen. Auch wenn es Monologe werden-egal. Danke Dir.


Hallo Otto,

Dein Posting ging mir sehr zu Herzen. Du hast Dich wirklich bemüht, mir Mut zu machen. Auch wenn Du selber zu verzweifelt bist, bist Du da, um mir das Gefühl zu geben, dass ich nicht alleine bin.

Da ich weiß, dass die meißten hier nicht in der Lage sind, konkrete Hilfe anzubieten, erwarte ich diese auch gar nicht. Mir bedeutet es schon sehr viel, wenn meine Beiträge gelesen werden. Wenn darüber hinaus noch ein so liebes Posting, wie das von Dir, kommt, bin ich sehr berührt und dankbar - Danke.


Lieber Stefan,

ja, alles richtig was Du schreibst. Heilung kann nur aus einem selber kommen, aber das kostet auch ungemein viel Kraft und Mut. Dir muß ich das ja bestimmt nicht beschreiben. Es tut mir so leid, dass Du einen schlimmen Rückfall hattest. Ich hoffe doch sehr, dass es Dir wieder besser geht.

Ich denke, dass wir nichts Unmögliches verlangen. Manchmal brauchen wir einfach nur ein offenes Ohr oder eine haltende Hand oder eine Schulter, an die wir uns anlehnen können. Es fällt mir schwer zu glauben, dass nicht einer unserer Bezugspersonen dazu fähig wäre.

Zu Deinem Punkt

a) sich nicht mit solchen Dingen konfrontieren möchten

ist vollkommen ok. Aber dann sollen sie vorher nicht ihre Hilfe anbieten, sondern erst überlegen, ob sie den Versprechungen, die sie geben, gerecht werden können.

Ich wünsch Dir viel Kraft, dass Du Dich schnellstmöglich wieder von Deinem Rückfall erholst.



Liebe xenia,

ja, überfordert können die Menschen ja auch ruhig sein, aber dann sollen sie es gefälligst sagen. Wenn ich schon "Freund" bin, dann muß ich auch ehrlich sagen können, dass sowas meine Kräfte übersteigt.
Ich verurteile, dass Menschen ihre Hilfe anbieten, indem sie sagen:"Melde Dich, wenn es Dir schlecht geht, ich bin dann da, um mit Dir zu reden", und wenn es drauf ankommt, ist auf einmal keiner mehr da.

Ich schaffe das nicht, alles nur mit meinem Psychiater zu besprechen. Es überkommt einen ja auch oft zu Zeiten, wenn der Psychiater gerade nicht greifbar ist. Das kennst Du ja auch, Du verschaffst Dir ja auch Luft, indem Du alles, was Dich belastet hier herein schreibst, und das finde ich gut.

Übrigens: Laß Dich nicht immer so von dem "Rundumschlag" einschüchtern. Bis jetzt hat Dich ja noch keiner persönlich "ermahnt", Deine Postings zu überdenken.

Danke Dir.Ich denke oft an Dich - mit vielen Deiner Postings kann ich mich mehr als gut identifizieren.

Ich wünsch Dir viel Kraft für Deinen weiteren Weg.



Ich möchte Euch allen nochmals für Eure Beiträge danken. Ich hätte nicht erwartet, dass doch noch einige auf meine Postings antworten. Es tut mir gut und ich fühle mich "gehört".

Ist es wirklich nur die Angst, die gesunde Menschen vor der Krankheit "Depression" zurückschrecken läßt? Ist es nicht oftmals auch nur Bequemlichkeit? Oder bringt es einfach die Zeit mit sich, dass kaum noch einer Zeit für so was übrig hat, weil seine eigene Freizeit schon so knapp bemessen ist?

Ich bin eine ehrliche Seele und sage es meinen Freunden, wenn mich was zu sehr belastet oder ich damit nicht umgehen kann. Ist wahrscheinlich mein Fehler, dass ich dieses Verhalten auch von ihnen erwarte. Inzwischen ist es mir egal, wie andere es handhaben.
Mir ist nur wichtig, dass ich morgens in den Spiegel schauen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

In diesem Sinne, mit lieben Grüßen an alle

sadhappy

[sadhappy]

Danke an alle, die sich bemüht haben.

Danke an alle, die "still" mitgelesen haben.

Ich war nicht allein, und das war gut so.

Macht das Beste aus Eurer Situation.

sadhappy

[Xenia]

Liebe Sadhappy,

warum macht mich Dein letztes Posting ein wenig unruhig? Es klingt irgendwie sehr nach Abschied?

Es wäre schön, wenn Du nicht "verschwindest"!

Liebe Grüße

Xenia

[atetobi]

Liebe Sadhappy,

bitte gib nicht auf, geh nicht fort.

Ich denke, du müsstest doch sehen, wie viele Menschen da sind und dir zuhören. Daran hat sich seit voriger Woche nichts geändert.

Es ist ein bisschen ruhig geworden im Thread. Das heißt doch aber nicht, dass niemand mehr da ist!

Meine Gedanken sind bei dir.

Beate

[sadhappy]

Liebe Xenia,
liebe Beate,

danke für Eure Mühe, aber irgendwie bringt mir das hier nichts. Mir geht es seit zwei Tagen hundeelend und ich merke, dass ich in diesem Forum nicht weiter komme, da ich ja doch immer nur jammer. Und je mehr ich jammere, umso mehr steigere ich mich in mein elendiges Gefühl.
Ich bin alleine und wenn ich immer wieder hier reinschaue und sehe, dass keine Reaktionen auf meine Postings kommen, dann werde ich noch bestärkt in dem Gefühl des Alleine seins.

Das ist absolut gegen keinen hier gerichtet, aber mit dem Forum komme ich einfach nicht mehr klar.

Darüber hinaus fühle ich mich auch nicht mehr in der Lage, anderen hier Mut zuzusprechen.

Ich nehm mir halt eine Auszeit.

Lieben Gruß

sadhappy