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Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 10:16
von pamina-san
Hallo,
Der thread richtet sich vor allem an Eltern mit depressiven Kindern. Oft geht es in den anderen Theads ja um Partner.

Wie erlebt ihr den Zusammenhang zwischen Pubertät und Depression? Vieles läuft dabei ja parallel. Wir dachten lange Zeit, die Abgrenzung wäre entwicklungsbedingt. .. wo zieht man die Grenze zwischen jugendlichem Hormonchaos und Krankheit? Die Frage beschäftigt mich schon seit langem, zumal ich von vielen Jugendlichen weiß, die depressive Phasen haben und den Sinn im Leben nicht finden können.
Andererseits gibt das auch Hoffnung, dass nach dem ganzen Entwicklungsschub wieder "Normalität" einkehrt. Auch der Wechsel in die Selbstständigkeit hilft da sicher.

Wie kann man - als Erwachsene, von denen sich die Kinder ja gerade abgrenzen wollen/müssen - helfen? Und kann man auf ein zukünftig besseres Eltern - kind - Verhältnis hoffen?

Wollte ich mal als Gedankenaustausch anregen...
Viele Grüße

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 10:36
von liselotte
Hallo pamina-san,
erstmal finde ich deine Idee super!!!!!! Ich finde es auch super schwierig mit dem Thema Depression und Pubertät umzugehen.
Anfangs dachten wir als Eltern, dass dieses Zurückziehen eben "normal" ist für ein Mädchen von 16 Jahren und ich frage mich immer noch wo fängt das pubertierende Verhalten an und wo beginnt die Depression.
Dass sie sich abgrenzen wollen ist ja eigentlich normal und dass man als Jugendlicher nicht immer alles mit den Eltern bespricht ist ja auch normal. Selbst dieser "Weltschmerz", dass man sich unverstanden fühlt, melancholisch ist....das hatte ich auch alles in meiner Pubertät.
Aber ich bin weiter zur Schule gegangen, auch wenn ich manchmal Angst hatte vor bestimmten Lehrern oder vor Klassenarbeiten.
Sicher ist der Druck, dem die Kinder heute ausgestzt werden stärker. Das sagt meine Tochter auch. Es ist einfach alles zu viel. Und jetzt, wo sie mit sich noch so viel zu tun hat, kommen auch noch diese Prüfungen.

LG Liselotte

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 10:47
von pamina-san
Hallo Liselotte,
ja, der Druck spielt sicher auch mit rein. Andererseits kann man sie davor nicht bewahren, mit dieser Realität werden sie leben müssen. Ich finde die Abgrenzung auch enorm schwer. Dein Begriff Weltschmerz trifft es sicher sehr gut. Aber irgendwie müssen die Kinder auch dort durch, um erwachsen zu werden, um selbstständig zu werden und zu reifen. Schade, dass wir ihnen dabei nicht helfen können. Ich finde das zusehen und nichts tun können am schlimmsten (zumal ich als Patchworkmutter nichtmal rechtlich dazu in der Lage bin). ich würde ihr gerne soviel Erfahrung mit auf den Weg geben, aber die muss sie wohl selbst machen. Denke, bei Partnern ist das etwas anders, da hat/hatte man ja zumindest ein vertrautes Verhältnis auf partnerschaftlicher Ebene. Das wird bei einem Kind wohl nie so sein.
In die Schule geht sie regelmäßig, sonst hängt sie aber nur im Zimmer rum. Das ist so traurig...

Außerdem erwische ich mich selbst dabei, wie ich meine eigene Tochter (8Jahre) analysiere und überlege, wie sie wird. Im Moment hoffe ich, dass man vor der Pubertät viel vorbauen und erklären kann, um den Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Denke auch, dass sie da einfach ein anderer Typ ist und wir ein anderes Verhältnis haben. Hoffentlich...

Hoffen wir, dass zumindest ein Großteil keine bleibenden Schäden hinterlässt und sie irgendwann groß werden und ihren Sinn finden. Ich hoffe, dass das bei unserer die Ausbildung sein wird. Wenn sie handwerklich arbeitet, körperlich ausgelastet ist und etwas für sich selbst tun kann, kommt damit vielleicht auch die Selbstschätzung. Mir hat das jedenfalls sehr geholfen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 11:22
von liselotte
Hallo pamina-san,
ich glaube, dass sich die Pubertät bei jdem Kind total anders äußert, aber man als Eltern wirklich keinen Einfluss darauf hat. Ich sehe das ja bei meinen Töchtern. Sie sind eineiige Zwillinge. Die eine Tochter ist sehr offen. Sie hat zwar auch manchmal diesen berühmten "Pin" im Kopf und ist schlecht drauf oder genervt, aber sie fällt nicht so in dieses tiefe und traurige Loch wie ihre Zwillingsschwester. Dafür steht sie unter dem Druck uns als Eltern zu entlasten. Sie ist richtig gut in der Schule. Das ist irgendwie auch schwierig, denn Ihre Schwester hat sie ja ständig vor Augen. "So könnte das bei mir auch laufen -Was ist nur falsch an mir? Ich bin der Looser" Ich glaube solche Gedanken gehen ihr bestimmt durch den Kopf.
Ich habe auch Angst, dass sie unter der ganzen Situation Schaden nimmt. Es ist ja ihre Schwester, der es so schlecht geht.

LG Liselotte

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 11:29
von pamina-san
Hallo,
ja, es ist bei allen verschieden. Ich habe selbst zu dem Typ ich-mach-meinen-Eltern-alles-recht gehört. Auch nicht einfach... Bei unserem Großen verlief die Pubertät relativ glimpflich. Zumindest hat er immer eingesehen, wenn er was falsch gemacht hat und immer mit uns geredet/manchmal eben auch gestritten.

Die Wechselwirkung zwischen den Kindern ist enorm. Unser Sorgenkind orientiert sich am Großen, obwohl sie grundverschieden sind und meine Kleine kommt mit dem Familienklima nicht klar. Manchmal wünsche ich mir, man hätte nur ein Kind, dann könnte man dem die Aufmerksamkeit widmen und hätte nicht mehrere Baustellen gleichzeitig...

Wieviel machen denn deine Zwillinge noch gemeinsam? Wie ist das Verhältnis zwischen den beiden? Kann die eine der anderen vielleicht helfen?

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 11:55
von liselotte
Hallo,
das ist ganz schwierig. Anfangs war es so, dass meine "gesunde" Tochter kein Verständnis für ihre Schwester hatte. Da war uns allen aber noch nicht klar, dass es sich um eine Depression handelt. Sie war der Meinug, dass sie einfach keinen Bock hat zu lernen und sich auf ihren Krankheiten (Kopf -und Bauchschmerzen) ausruht. ich habe ihr die Bücher "Mein schwarzer Hund" und "Mit dem schwarzen Hund leben" zum Lesen gegeben und ich glaube sie hat jetzt mehr Verständnis. Sie hilft ihr jetzt mit den Aufgaben. Vorher hat sie das nicht eingesehen.
Für sie ist es halt auch schwierig. In der Schule wird sie ja auch von den anderen gefragt, was mit ihrer Schwester los ist.

LG Liselotte

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 12:05
von pamina-san
Hallo,
schwierig, ja. Aber ich glaube, dass Geschwister sich da mehr helfen können als Eltern. Natürlich muss man da auch aufpassen, dass sie nicht mit in den Strudel reingerissen wird. Aber sicher ist es da besser, offen damit umzugehen.
Sprecht ihr denn alle als Familie darüber? Wie gesagt, bei uns ist das ganz schwer.

Liebe Grüße

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 12:25
von liselotte
Hallo,
am Anfang hat keiner gewusst, wie wir darüber reden sollen. Ich glaube erst als wir es "ausgesprochen haben" was mit unserer Tochter los ist ging es besser. Die Mädchen unterhalten sich darüber und ich glaube meine Tochter vertraut sich ihrer Schwester auch an. Mit meinem Mann rede ich auch darüber. er war anfangs total mit der Situation überfordert. ich habe viel gelesen und das Forum hier entdeckt (Gott sie DanK!). Er hat das erst verdrängt und gedacht, dass es nur eine Phase ist. Jetzt hat er auch begriffen, dass das eine Krankheit ist, die man behandeln muss und dass man sich wie bei einer Grippe an Ärzte wenden muss, die einem hoffentlich helfen. ...Wir alle vier haben noch nicht darüber geredet. immer nur zu dritt. Das ist ja auch schwierig, weil meine Tochter nicht oder meistens nicht zum Reden bereit ist.

Liebe Grüße

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 12:36
von pamina-san
Ja, so ist es bei uns auch. Mit meinem Freund rede ich viel darüber, manchmal versuche ich es auch meiner Tochter zu erklären. Mit der Großen kann ich nicht darüber reden. Es fällt mir schon schwer zu fragen, wie es ihr heute geht, weil ich Angst habe abzublitzen.
Aber bei einer normalen Grippe würde man ja auch darüber reden. Wäre das nicht vielleicht besser? Braucht sie das?

LG

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 12:41
von liselotte
Wenn wir zwei mal alleine sind, redet sie schon mit mir. Ich komme mir dann immer vor,als liefe ich auf ganz dünnem Eis,weil ich immer Angst habe, ich sage etwas falsches oder setzte sie unter Druck. Es ist total anstrengend.
LG

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 12:45
von pamina-san
Das ist schön. Ich würde mir wünschen, das wäre bei uns auch so. Leider sagt sie, dass uns das alles nichts angeht. Ich habe schon im alltäglichen Gespräch Angst, etwas falsches zu sagen.
Gerade das Abwägen zwischen Druck und Krank-sein-lassen finde ich so schwer. Was kann man von ihr einfordern, womit ist sie überfordert? Und wenn man sie nicht fordert, wie integriert man sie dann als vollwertiges Familienmitglied? Weißt du, was ich meine?
Früher hat sie viel geholfen, heute macht sie keine Aufgaben mehr im Haushalt, außer 1x die Woche kochen, wenn sie Lust hat. Aber ich denke, sie kann und muss das lernen und da hineinwachsen. Eine Aufgabe ist mMn notwendig, um aus dem Tief herauszukommen.

Neulich hat sie sogar sowas gesagt wie dass sie gerne mehr machen würde, aber es nicht schafft sich zu motivieren. Wir bieten ihr immer an, sie zu unterstützen, aber sie geht nicht darauf ein. Will nun eine Freundin mal fragen, ob sie sie mit zum Pferd nehmen kann, weil sie sich das gewünscht hat. Vielleicht kommt sie dann raus und hat einen vertrauten Zuhörer.

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 13:09
von liselotte
Das geht mir ganz genau so. Wenn ich sehe, dass sie tagelang in ihrem Bett liegt und draußen scheint die Sonne und ich weiß, dass der Körper und auch die Seele Sonnenlicht braucht, dann könnte ich echt verzweifeln.
Draußen ist das "Leben" und sie schottet sich total ab. Aber ich habe ja gelernt, dass man sie nicht "schubsen" darf. Ich find es total schwierig. Ich denke die ganze Zeit, dass es doch nicht richtig sein kann, sie in ihrem Zimmer hocken zu lassen.
Obwohl das meine andere Tochter auch ganz oft macht. Das hat wohl etwas mit der Pubertät zu tun. Ich glaube ich habe das auch gemacht. Mein Zimmer war meine Höhle in der ich mich sicher gefühlt habe. So ist es vielleicht auch bei den zweien. Ich biete ihr dann, wenn ich merke es geht ihr heute gut, einfach etwas an. Manchmal funktioniert es -manchmal nicht. Manchmal könnte ich dann heulen - manchmal verkrafte ich es ganz gut.

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 13:19
von pamina-san
Es tut gut, nicht so allein damit zu sein. Danke!
So läuft es bei uns auch meistens. Hoffentlich erreichen wir damit etwas. Manchmal verliert man den Glauben daran...
Gerade eben lief es wieder ganz gut. Nur ein kurzer Smalltalk in der Küche, aber ok. Mal sehen, was der Tag bringt. Immerhin will sie heute rausgehen zu ihrer Freundin.

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 13:30
von liselotte
Meine Tochter ist zwar heute mal wieder zu Hause gebleiben, aber sie hat eine Halsentzündung (mal wieder). Der Körper sendet halt auch Signale. Sie ist aber echt umgänglich, will dass sie wieder gesund wird und lässt sich nicht so "hängen" wie sonst. Ich durfte sogar das Fenster aufmachen zum Lüften. Das ist manchmal nicht möglich. Vielleicht wird es ja heute mal ein guter Tag. Das muss man total genießen. Man weiß nie, wie es am nächsten Tag aussieht
Es tut richtig gut mit dir zu schreiben. Muss mich jetzt aber mal ums Essen kümmern.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße
Liselotte

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 16:26
von pamina-san
Ja, es tut gut, mit jemandem zu schreiben!
Als ich gerade wieder heim kam, waren zwei Pizzen für heute Abend belegt und die Mädels ausgeflogen. Juhu!

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 10. Mär 2015, 18:19
von liselotte
Hallo,
bei mir lief es heute nicht so gut. Meine Tochter spricht schon wieder nicht und die andere ist auch nicht so gut drauf.

Lass es dir schmecken und genieße die positive Phase. Das versuche ich auch immer.

Liebe Grüße

Vielleicht können wir uns ja auch mal eine PN schicken. Manches kann man dann besser erzählen.

Liselotte :hello:

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 11. Mär 2015, 11:51
von liselotte
Hallo Pamina und ihr anderen,
gestern hat sich alles überschlagen....und heute ist klar, dass meine Tochter wohl erstmal nicht mehr in die Schule geht. Haben schon versucht uns mit ihrer Kinderpsycholgin in Verbindung zu setzen, die ist aber erst am Ende der Woche wieder da. Wir wollten mit ihr zur kinderpsychologischen Ambulanz. Sie möchte aber noch bis Freitag warten. Sie liegt jetzt im Bett und schläft.
Wie es jetzt mit der Schule weitergeht weiß ich noch nicht. Ich habe aber schon mit der Klassenleherin gesprochen.
Heute Morgen waren wir alle total verzweifelt. Irgendwie bin ich auch ein bisschen erleichtert, weil wir jetzt den Druck mit der Schule auch für uns rausgenommen haben. Wir kommen jetzt einfach nicht mehr weiter.
Habe auch Angst vor dem was jetzt noch kommt.

LG Liselotte

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 11. Mär 2015, 15:43
von pamina-san
Hallo Liselotte,
das tut mir leid. Ich denke an dich! Hoffentlich findet ihr einen Weg, der für sie begehbar ist und den Druck rausnimmt.
Du machst das gut und richtig! Bleib an ihr dran.

LG Pamina

Re: Pubertät und Depression

Verfasst: 11. Mär 2015, 18:49
von liselotte
Hallo Pamina,
jetzt ist bei mir der Punkt gekommen an dem ich irgendwie nur noch heulen muss. Vielleicht fällt ja auch von mir einfach nur der Druck ab. Mein Mann, der eigentlich nicht so schnell weint, hat das heute Morgen gemacht. Gott sei Dank hatte er heute durch Zufall frei.
Im Moment sitzt unsere Tochte doch tatsächlich fertig angezogen mit ihrer Schwester vor dem Fernseher. Ich habe schon Angst davor wie es jetzt weitergeht.

LG Liselotte