der langsame Abschied ist nun endgültig

Selea

der langsame Abschied ist nun endgültig

Beitrag von Selea »

:hello: Liebe MotforistInnen.

Lange habe ich jetzt überlegt, ob ich das hier reinstellen soll.

Vorsicht Triggergefahr sage ich.
Sollten die Mods :) mit dem Thread nicht einverstanden sein, darf er gerne geschlossen werden.

Es geht um das Ableben meiner Mutter. Die ein stolzes Alter erreicht hat, in 2015 wird sie 94 Jahre alt.

Seit 13 Monaten ist sie im Pflegeheim.

Am Sonntag hat sie mit mir über ihren Tod gesprochen.
Sie lag im Bett, ich saß daneben, wir beide lasen Zeitung, sie blättert immer noch gerne in Zeitschriften.
Dann sahen wir uns immer wieder an. Es war eine ganz nahe und friedliche Situation (was mit meiner Mutter ja selten vorkommt)
Dann sagte sie, ja Selea, guck mich nur an, dass ich dir in Erinnerung bleibe.
Du hast mich nicht mehr lange.
So lieb wie es nur ging sagte ich, Ja, Mutti, das weiß ich doch.
Und ich sagte weiter. X (mein Bruder) und ich, wir haben dich doch jetzt wirklich sehr sehr lange im Leben gehabt. Schau doch mal, wie alt du geworden bist.
Sie sagte, ja das stimmt. Recht hast du. Und dann kamen ihr Tränen in ihre Augen.

Meine ewig harte Mutter einmal weich.

Ich fand das Gespräch gut. Aber es hat mich ungemein traurig gemacht. Es macht mich brunnentief traurig.
Ich seh doch ihren weiteren Abbau. Jetzt kann sie nicht mehr alleine vom Rollstuhl ins Bett oder aus dem Bett in den Rollstuhl. Jetzt müssen sie die PflegerInnen heben, ins Bett heben, aus dem Bett heben. Ihre Beine haben völlig versagt. Sie kann nicht mehr stehen.

Ich dachte auch, hoffentlich wird sie jetzt nicht vollkommen bettlägerig. So wie einige Patienten dort im Pflegeheim, die ich so gut wie nie zu Gesicht bekomme.

Dieses ganz langsame Sterben macht mich sehr traurig. Dieses Zugucken müssen, und zu wissen, es ist der Lauf der Dinge.
Wir machen alles, damit sie nicht leiden muss.

Seit Wochen zuck ich zusammen, wenn das Telefon aus der Reihe klingelt, also recht früh am Morgen oder am Abend_____immer denke ich, jetzt ist es das Pflegeheim, das mir das Ableben der Mutter verkündet.

Ich habe sehr viel Angst, ob ich diesen allerletzten Weg noch hinkriege, also ob ich stark bleiben kann.

Nach diesem Gespräch am Sonntag mit meiner Mutter hatte ich nachts 2 so schreckliche Alpträume, dass ich danach nicht mehr schlafen wollte.

Der erste der beiden Alpträume beschäftigt mich heute noch.

" Ich gehe einen mir bekannten Weg, eine Straße bergab. Es ist stockdunkel, rabenschwarz, ich sehe gar nichts mehr. Ich kann den Weg,die Strecke nur erahnen. Und hoffe, dass ich den richtigen Weg finde.Ich habe ganz viel Angst.
Auf einmal sehe ich Licht, ein paar Laternen , einen Tisch und ein paar Menschen sitzen dort.
Die scheinen auf mich zu warten, jedenfalls weiß ich, dass ich mich dort dazusetzen kann.
Was ich auch mache.
Als ich dann zurückblicke, entdecke ich, dass die Straßenlaternen wieder angegangen sind, und den 'Weg ein wenig heller erscheinen lassen."

Selten erinnere ich mich tagelang an einen Traum.
Zeigt er aber, so meine ich, dass ich wohl mit dem Ableben meiner Mutter durch eine schwarze, schwere Phase durch muss, dass aber auch Licht am Ende des Weges ist, und Menschen, die mich dann in Empfang nehmen.
Der Weg ist also bewältigbar.

Eben hat mich mein Bruder angerufen, und ich habe ihm von dem Gespräch mit meiner Mutter erzählt. Und von den Ängsten mit dem Telefonklingeln.
Da sagte er, es ginge ihm ganz genauso.
Außerdem ist ja die Mutter seiner Lebensgefährtin noch 2 Jahre älter, also in einem ebenso biblischen Alter.....auch da schrecken sie zusammen bei Anrufen außer der Reihe.

Ich finde, es gehört mit zum Schwersten im Leben, einen Tod, bzw. das Lebensende zu aktzeptieren. Bzw. damit umzugehen.
Schade, dass das so verdrängt wird in unserer Gesellschaft.

Es gibt ja buddhistische Gesellschaften z.B., oder auch im Hinduismus, die Menschen gehen dort damit
normaler um.

In den letzten Monaten hab ich mir etliches an Kummerspeck angefressen. Zu viel mach ich mit mir alleine aus.
Und viele Menschen wollen gar nichts zu diesem Thema hören.

Ich bleibe relativ alleine damit. Schade.

Dieser langsame Abschied nagt und nagt und nagt.

Anteilnahme, Trost und Verständnis.
Das täte mir gut.
Selea
Zuletzt geändert von Selea am 25. Jan 2016, 16:37, insgesamt 2-mal geändert.
Sonnenblume14
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Selea, ich habe den Beitrag gelegen. Auch mich belasten solche Gedanken. Meine Mutter ist 77 und mein Vater 82, beide wohnen noch im eigenen Haus. Aber wie sagen sie so schön: "Die Einschläge kommen näher". Ich erlebe auch viel Emotionen bei meiner sonst so harten Mutter, Gefühle mit denen ich kaum umgehen kann. Auf der Goldenen Hochzeit brach mein VAter, diszipliniert bis zum Dorthinaus, in Tränen aus. Ich war fertig. Völlig.

Ich glaube, Selea, im alter verändern sich unsere Eltern, zeigen ihr wahres Ich, das sie vorher verborgen haben, verbergen musste, weil ihre Erziehung es ihnen so vorgab. Wir haben es besser, wir bemühen uns, Gefühle zu zeigen und die Gefühlsebene zu verstehen.

Du machst eine schwere Zeit durch, womöglich die schwerste deines lebens. Dieses Miterleben ist womöglich schlimmer und schwerer, weil es nicht definitiv ist. Du weißt, da kommt noch was (der endgültige Abschied) und das macht Angst. Weil, wie du richtig sagst, der Tod bei uns tabuisiert wird. Fest verankert in der Religion - "bist du nicht brav, kommst du in die Hölle" - wie brutal ist das denn?

Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Versuche, diese Momente, die dir gegeben sind, zu bewahren, als Positiv fest in deinem Herzen zu verschließen, vielleicht trösten sie dich irgendwann. Immerhin hast du die Möglichkeit, noch das zu sagen, was du sagen möchtest. Umgekehrt ebenso. Das wird inneren Frieden geben - ganz anders als bei den Menschen, die plötzlich aus dem LEben gerissen werden.

Ich habe einmal gehört: Erst, wenn die Eltern gegangen sind, ist man endgültig erwachsen. Es ist der Lauf der Dinge, aber niemand sagt, dass es einfach ist. Du kannst nur versuchen, das mit therapeutischer Hilfe zu begleiten.

Ich wünsche dir dabei alles Liebe und Gute.

Liebe Gruesse
Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
FönX
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von FönX »

Selea hat geschrieben:Ich habe sehr viel Angst, ob ich diesen allerletzten Weg noch hinkriege, also ob ich stark bleiben kann.
Liebe Selea,

nun ist es auch mir passiert, dass ein langer Beitrag anstatt gepostet, ins Nirwana gelangt ist. Also auf ein neues.

Dein obiger Satz ließ mich nicht los. Wer sagt dir eigentlich, dass du stark sein musst? Du bist du, du bist krank, woran zumindest potenziell deine Mutter mitschuldig ist. Du hast jedenfalls das Recht, schwach zu sein, und niemand erwartet von dir stark zu sein. Jedenfalls nicht zurecht.

Ich finde es bewundernswert, wie du dich um deine alte Mutter kümmerst und sorgst, gerade weil sie nicht DIE liebe Mama war, die du dir gewünscht hättest. Meine Mutter wird im Mai 87 und wird auch immer weniger. Sie hat mit den Jahren auch einen Großteil ihrer Härte abgelegt. Was draus entstanden ist, kann ich aber nicht annehmen, tut mir leid. Und ihr negatives Gerede, was sie wohl nie ablegen wird, hindert mich zusätzlich, mich um sie zu kümmern. Du tust es trotzdem, und dafür bewundere ich dich.

Liebe Selea, du solltest dich auch und besonders um dich kümmern. Du bist auch da, und du wirst da sein, wenn es deine Mutter nicht mehr gibt.

Vielleicht fällt mir irgendwann noch ein, was ich dir vorhin geschrieben hatte. Leider ist es weg. Auch aus meinem Kopf. Vielleicht ist es noch im Herzen verborgen.

Alles Liebe
FönX

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Katerle
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Katerle »

Liebe Selea,

dein Beitrag hatte mich soeben berührt und macht mich nachdenklich.
Ich kann gut nachvollziehen, dass dich die gesamte Situation um deine Mutter traurig und auch Angst macht und ihr in dieser schwierigen Phase die richtigen Worte findet und ihr euch langsam verabschieden könnt, sie Tränen zeigte. Das ist wirklich ein stolzes Alter für eine Mutter. Leider konnte ich mich von meiner Mutter damals nicht mehr verabschieden, da sie plötzlich von uns gegangen war...

Es ist wirklich schwer, einen Menschen am Lebensende zu begleiten und du darfst auch schwach sein. Mit deinem Traum sehe ich ähnlich und ich wünsche dir sehr (und deinem Bruder), dass ihr es schafft, diese schwierige Phase zu bewältigen und ganz besonders viel Kraft.

Katerle
lucky8
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von lucky8 »

Liebe Selea,
auch meine Mutter hatte einen langen Weg, bis sie endlich sterben durfte. Meine Schwester und ich haben sie die letzten Jahre begleitet, sie war auch im Pflegeheim. Man sieht es kommen, wartet praktisch auf den Tag, an dem der Anruf kommt und trotzdem ist es ein riesiger Schock, wenn es dann soweit ist.
Du bist aber auch nicht alleine, du hast deinen Bruder, mit dem zusammen du trauern kannst.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und umarme dich.
lucky
krimi56
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

Hallo Selea,

Eltern - das ist für Kinder eine Institution die gefühlt im da sein muss. Jedenfalls in der Kindheit.
Und auch wenn die Kinder älter werden, also wir, ist die Vorstellung - die Eltern könnten irgendwann in nicht mehr da sein schwer zu begreifen, wider besseres Wissen.
Trotz Pflegeheim bist du für sie immer da. Das ist sehr beachtenswert bei der Vorgeschichte.

Meine Schwiegermutter wird dieses Jahr 86 Jahre alt und unser Bestreben ist, sie bei uns zu behalten so lange es geht. Obwohl sie eigentlich friedlich ist, habe ich dennoch meine Bedenken, ob ich/ wir das wirklich schaffen.

Dieses Aufschrecken wenn das Telefon klingelt habe ich jetzt schon drei Mal mitgemacht und verstehe dich gut.

Das was du viele Jahre geschafft hast, trotz der Umstände und, dass du krank bist - Respekt.
Genieße noch die Zeit die ihr habt - in der Altersmilde deiner Mutter.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
tinka21
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von tinka21 »

Hallo Selea,

ich möchte dir einerseits sagen, daß ich glaube, daß es dich viel Kraft kostet, wobei du ja ebenfalls Zuspruch brauchst! Das schaffst du nicht ganz allein zu bewältigen. Kann niemand.

Und dann möchte ich dir noch sagen, daß es nicht allen Menschen möglich ist, ihre ( nahen ) Angehörigen bis zum Ende zu begleiten. Ich konnte leider nicht rechtzeitig da sein....

Teil deinem Bruder doch einfach Aufgaben zu und sei es schon einen Bestatter auszuwählen.

Die Träume helfen dir mit allem umzugehen. Dadurch verarbeitest du Geschehenes.

Fühl dich gedrückt, Tinka
why
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von why »

hallo Selea,
deine Worte haben mich berührt und mich an den Tod meiner Mutter vor 5 Jahren (sie wurde nur 72) erinnert. Wir mussten sie auch in ein Pflegeheim geben und wir, meine Brüder und ich haben versucht, so weit es möglich war, zu begleiten. Diese Besuche waren nicht immer leicht, ähnlich wie bei dir.
Meine Mutter starb im Krankenhaus, eigentlich war der Tod eine Erlösung, dennoch kam es überraschend, von daher kann ich dein Gefühl , wenn ein Anruf zu ungewohnter Zeit kommt, gut verstehen.
Du hast einen Bruder, der dich unterstützen kann, ich denke, das kann sehr wertvoll für dich sein.
Ich wünsch dir viel Kraft.
lore
mime
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von mime »

Hallo Selea,

solche Phasen sind sehr schwer zu ertragen - eigentlich haben meine Vorposter schon alles geschrieben. Auch ich wünsche dir Kraft und Unterstützung für diese schwierige Zeit...
Ich weiß nicht, wie du und deine Mutter zu so etwas stehen: Gibt es in dem Pflegeheim eine/n Seelsorger/in? Oder gibt es in deiner Nähe für Angehörige ähnlicher Situation eine Beratungs-/Anlaufstelle? In Krankenhäusern habe ich von solchen (kirchlich organisierten) Seelsorgern schon gehört.

Es kann manchmal auch für die Betroffenen hilfreich sein, über die eigenen Gedanken, die so ein Ende des Weges begleiten, mit einer (fachkundigen) Person auszutauschen.

In meiner Familie gab es vor kurzem ein Anruf recht verzweifelter Anruf einer nahen Verwandten (sie ist 88 Jahre und auch in einem Pflegeheim) - ich bin zu ihr gefahren, habe ihre Hand genommen und mit ihr über ihren Weg zu Gott /Jesus (Tod) gesprochen [sie ist gläubig] und was danach mit ihren (wenigen) Habseligkeiten geschehen soll - und sie war beruhigt.

Was ich damit sagen will: Alte Menschen spüren oft, dass sie nicht mehr viel Zeit haben und manchmal kann es ihnen helfen, mit jemandem über ihre damit einhergehenden Ängste und Nöte zu sprechen.

Das muss NICHT die Tochter/Enkeltochter oder ein Nahverwandter sein (denn das kostet viel Kraft und man selbst ist dazu ja auch nicht ausgebildet), deswegen war meine Frage nach seelsorgerlichen Unterstützung (sowohl für deine Mutter als auch für dich bei Bedarf). Du hast in deinem Traum gesehen, dass das Innehalten (das sich zu anderen Setzen) den Weg wieder etwas heller gemacht hat - und genau das wünsche ich dir und deiner Mutter von Herzen, dass ihr Menschen habt, mit denen ihr eure Sorgen teilen könnt.

Alles Gute für dich und Hilfreiches für die kommende Zeit wünsche ich dir.
Viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

Guten Morgen miteinander.

Sonnenblume :) FönX :) Katerle :) lucky :) krimi :) tinka :) why :) und
mime :)

Vielen Dank für eure tollen Antworten. Damit fülle ich ein inneres Schatzkästchen.
Die liebevolle Unterstützung tut mir gut. Auch, dass ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.

Sonnenblume :) das mit dem inneren Frieden, den meine Mutter und auch ich finden kann. Dadurch, dass Dinge noch einmal ausgesprochen werden können.
Das sehe ich ja auch so.
Mir liegt sehr an einem inneren Frieden mit meiner Mutter, damit ich irgendwann dann einmal gut weiterleben kann.

FönX :) Du hast mich sehr angeregt dazu, darüber nachzudenken, ja warum um Himmels Willen ich immer stark sein muss und stark bleiben muss.
Kein Mensch, auch der Gesündeste ist immer stark und bleibt immer stark.
Jeder ist mal schwach, wird schwach, kann nicht mehr, braucht die Unterstützung von anderen Menschen.
Damit tu ich mich nach wie vor sehr schwer.

Katerle :) du schreibst davon, dass du dich nicht mehr von deiner Mutter verabschieden konntest, weil sie so plötzlich gestorben ist.
Das stelle ich mir herb vor, und der Einschnitt ist dann heftiger.
Damit versuche ich ja auch, mich zu trösten, immerhin kann ich mich langsam trennen und verabschieden.

lucky :) diesen Weg bist du mir schon voraus. Und du hast ihn überlebt.
Danke für deine angenehmen Worte.

krimi :) Danke, dass du mir Respekt zollst für das Umgehen mit meiner Mutter.
So bin ich einfach. Ich kann gar nicht anders. Anderes würde mich noch unglücklicher machen.
Für dich, liebe krimi: Das Aufnehmen der Schwiegermutter in euer neues Haus/neue Wohnung, das würde ich mir wirklich sehr sehr genau überlegen.
Sich in Pflege zu engagieren, wenn sie nebenan, oder ein paar Häuser weiter wohnt, das ist was ganz Anderes. Das ist abgegrenzter.

tinka :) Das tut mir Leid für dich, dass du in der letzten Lebensphase deiner Mutter nicht für sie dasein konntest. Aber so ist das manchmal im Leben.
Wäre ich z.B. noch berufstätig, würde ich das auch so nicht schaffen mit meiner Mutter.
Die Bestattung unserer Mutter ist schon geregelt. Das habe auch ich in die Hand nehmen müssen, nachdem sie es angesprochen hatte. Mein Bruder drückt sich gerne, der ist weniger abgenabelt von der Mutter, als ich.
Allerdings gab das dann einen Riesenfamilienkrach. Meine Mutter in ihren Wahnvorstellungen, sie ist alterspsychotisch, meinte dann wieder, wir Kinder hätten sie um Geld betrogen, als die Rechnungen kamen für die Verlängerung des Urnenfamiliengrabes, in dem auch schon mein Vater begraben liegt, etc. etc.
Mein Bruder hat mir dann einen bösen Konflikt reingehängt......den haben wir aber ausgetragen. Ich habe mich abgegrenzt, auch Regeln aufgestellt,wie er nicht mit mir umgehen darf_____und, irgendwie kann ich ihn aber auch ganz gut verstehen, mit seinen Wutanfällen gelegentlich_____er ist ja der Sohn derselben Mutter.

why :) Danke für deine Worte. Ja, da ist deine Mutter doch recht früh gegangen. Und unter Leid. Nun____und selbst wenn man weiß, der Tod war eine Erlösung, ist es doch schwer damit umzugehen.
Ich finde es schade, dass der Tod in unserer Gesellschaft so tabuisiert wird.
Darüber lässt sich nicht so leicht mit andern reden, so wie über die Ehescheidung, eine schlimme Erkrankung, etc.etc-

mime :) Danke. Nein, meine Mutter ist nicht religiös, auch ich nicht. Also fällt ein seelsorgerischer Beistand ganz einfach weg. Leider.
Aber du hast mich auf die Idee gebracht, mal entweder in einem allgemeinen Beratungszentrum nach Unterstützung für mich nachzufragen, oder in dem Bestattungsinstitut. Die bieten sicherlich die Unterstützung durch Fachleute nach dem Ableben an. Aber vielleicht kennen die Fachleute, die auch schon vorher ihre Dienste anbieten. Das könnte was sein.


Es ist schwer, schwer, schwer.

Aber auch das möchte ich durchtragen und durchstehen. Es gehört doch zum Leben dazu.

FönX, du weist ja darauf hin, dass ich mich selber nicht aus den Augen verlieren sollte, mich selber nicht vernachlässigen sollte. Schließlich würde ich ja noch ne Weile weiterleben.
Und das ist ein wichtiger Gesichtspunkt. Weil ich nämlich so das Gefühl habe, mein Leben liegt brach. Liegt ein wenig brach. Es ereignet sich nichts.
Und ich hätte gerne mehr Fröhlichkeit, Leichtigkeit und Leben in meinem Leben.
Mal wieder nach einem Partner Ausschau halten........irgendwie mein Leben positiver zu gestalten.

Aber vielleicht ist es auch normal, dass in solchen schwierigeren Lebensphasen eben die Lebensenergie etwas brach liegt, ich weiß es nicht.
Es gibt ja dieses schöne Gedicht. "Alles hat seine Zeit".....also, wenn ich halt grad traure, dann bin ich halt traurig....und wenn ich irgendwann wieder lieben kann, dann kann ich es wieder.
Ich glaube nicht daran, dass die Seele sich zwingen lässt zu irgendetwas, nur weil mein kluger Kopf meint, aber ich müsste doch jetzt endlich......

Euch allen, auch den nur Mitlesenden wünsche ich die Leichtigkeit, die ich derzeit nicht habe.


Selea
FönX
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von FönX »

Selea hat geschrieben:glaube nicht daran, dass die Seele sich zwingen lässt zu irgendetwas, nur weil mein kluger Kopf meint, aber ich müsste doch jetzt endlich.....
Du weißt schon, dass dieses "müsste"-Gefühl uns nur allzu gern und oft quält?
FönX

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Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

FönX schreibt
Du weißt schon, dass dieses "müsste"-Gefühl uns nur allzu gern und oft quält?
Weise Worte.

Ich weiß es.

In den Lebensphasen, Tagen und Wochen, in denen ich ganz einfach ich selber bin, Selea, so mit all meinen schlechten und guten Eigenschaften, dann geht es mir am besten.

Auch wenn ich schwierige Lebenssituationen annehme.

Dieses Müssen ist so eine Art Drängen der Seele. Bedrängen.
So sein Wollen wie alle Anderen....nach den Anderen schielen....meinen, man habe etwas verpasst......

letztendlich nicht im inneren Gleichgewicht.

Viele Entscheidungen habe ich schon in meinem Leben getroffen, viele sehr mutige Veränderungen herbeigeführt.
Aber dieses Müssen----------hat es nicht beschleunigt. Nie.

Das Leben lässt sich nicht zwingen. Nein.


Selea
Katerle
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Re: der langsame Abschied

Beitrag von Katerle »

@ Selea

Meine Mutter war bevor sie zu Hause starb, im Krankenhaus. Nach der OP nahm ich ihre Hand und streichelte sie. Ihr Mann sagte in meinem Beisein auf einmal zu ihr im Krankenhaus, in einem sehr groben Ton, sie solle sich doch endlich heimscheren! Ich dachte echt, ich war im falschen Film und war innerlich sehr wütend auf ihn. Meiner Mutter sagte ich natürlich, sie soll erstmal langsam sich von der OP erholen und solange in der Klinik bleiben, wie es ihr empfohlen würde. Draußen sagte ich ihm erstmal deutlich meine Meinung, was er sich erlauben würde, sowas am Kranenbett zu meiner Mutter zu sagen. Ihr könnt euch sicher denken, wie sehr ich innerlich gekocht hatte... Ich war sehr verletzt.

Meine Mutter ließ sich aber auf eigene Verantwortung vorzeitig entlassen... Dann kam ne Woche später der Anruf, sie war zu Hause eingeschlafen... Vormittag war noch die Hausärztin da und konnte nichts weiter festestellen. Noch selben Abend war sie plötzlich verstorben... Sie war 59 Jahre alt.
Ich eilte natürlich sofort hin, brachte meine kleinen Kinder bei ner guten Freundin unter, holte meine Schwester ab und fuhren mit dem Auto zu unserer Mutter. Da lag sie nun, als ob sie schlief... Meine andere Schwester kam auch und ihr Mann. Meine Schwestern weinten bitterlich, ich hatte sie dann erstmal in Arm genommen und getröstet. Ich stand irgendwie unter Schock, konnte nicht weinen..., obwohl ich auch sehr traurig war. Wir leiteten dann alles weitere ein... Ein paar Tage später war ich zusammengebrochen... Mir ging es körperlich sehr schlecht...

Katerle
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

Liebe(s) Katerle :) Hallo.

Dein Abschied von deiner Mutter warkein langsamer Abschied.

Sondern viel zu schnell. Nach einer OP im Krankenhaus mit 59 !!!! da denkt doch kein Mensch an das Ableben.+
Ich selber bin fast 61, da graut mir davor, wenn jemand schon so jung stirbt, wie ich alt bin.

Du sprichst von dem Mann deiner Mutter, der in groben Worten sie nach Hause gedrängt hat......und sie dort unvorhergesehener Weise gestorben ist.

Der Mann, ist das dein Vater???

Der Konflikt , den du ihm reingehängt hast, war richtig.
Ich finde nach wie vor, dass viele Männer auch immer noch in meiner Generation____einfach zu sehr von dem dienenden Frauenbild ausgehen.
Frau am Herd und im Heim_____und bitte immer die eigenen infantilen???) Bedürfnisse befriedigen.......

Wenn ich falsch liege, Katerle, einfach übergehen------es sind ja immer nur so Gedanken, die man zu einem Posting hat.

Du hast es überstanden. Das Ableben deiner Mutter. Da bist du mir einen sehr großen Schritt voraus.

Danke für dein Posting.


Selea
tinka21
Beiträge: 38
Registriert: 9. Dez 2014, 09:44

Re: der langsame Abschied

Beitrag von tinka21 »

He,

ich wollte nur noch mal der Richtigkeitshalber ( mehr für mich wahrscheinlich ) erläutern, daß meine Eltern noch leben..
Ich habe meine wichtigste Bezugsperson, meine Ziehmutter, in Form meiner Oma, nicht begleiten und verabschieden können...
Ich bin selbst operiert worden und konnte nicht zu ihr ins KH. Als ich dann den kommenden Tag zu ihr wollte und auch konnte, verstarb sie in der Nacht....

Ich finde gut, daß du dich deinem Bruder gegenüber abgegrenzt hast! Ich weiß selbst, wie schwer das ist!

Dir weiterhin ganz viel Kraft!!!!

Tinka
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

Hallo liebe tinka :)

Iss doch o.k. deine Korrektur. Ich meinte, deine Mutter sei gestorben gewesen.
Nun, du bist viel jünger, als ich dachte____
____und es war deine Ziehmutter, deine Oma.

Schön, dass du eine Ziehmutter hattest, die dich begleitet und vielleicht auch sehr geliebt hat.
Das haben nicht alle Menschen auf der Erde, die eine leibliche Mutter haben.

Iss schon o.k. Nun, du konntest dich nicht verabschieden, weil selber wegen einer OP im Klinikum. Solche Dinge passieren. Sie sind schade, aber sie geschehen einfach im Leben.

Sich ja nicht innerlich quälen deswegen.


Ganz herzlich
Selea
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebe Selas
das sind die schweren Zeiten,wo man ahnt,was sich bald ereignen wird.
Das Alter ist nicht nur eine Zahl,es auch die Sorge,jederzeit könnte es zu Ende sein,jede Geste,jeder Besuch könnte der letzte sein.

Daraus immer wieder die Sorge,werde ich dem gerecht,wird das für mich später gut sein,wenn dann der Tod endgültig ist.
Ich besuche meine Eltern 90 und 87Jahre so oft,wie es geht,mal drei mal die Woche,mal zwei Wochen gar nicht.

Meine Tante ist fast eben so alt geworden,sie war mir sehr sehr nah,ich konnte sie lange im Altenheim besuchen.
Trotzdem war ihr Tod plötzlich----aber in dem Moment hatte ich Kraft und konnte mich gut verabschieden.

Schwierig wurde es später----da kamen noch eine schlimme Fakten zu Tage,mit der Tochter.

Letztlich können wir es nur so gut machen,wie es eben im Moment geht.
Ich kenne inzwischen viele Angebote,wo Trauerarbeit geleistet wird.
Wo auch fachliche Begleitung für die Sterbezeit angeboten wird.

Liebe Selas,ich wünsche dir,dass du einen guten Umgang damit haben kannst,dass es ein milder Abschied wird.
anna54
krimi56
Beiträge: 1920
Registriert: 25. Dez 2011, 11:45

Re: der langsame Abschied

Beitrag von krimi56 »

@selea
@tinka

Ich hatte wie du tinka, eine Ziehmutter, meine Oma. Ich wuchs bei meinen Großeltern auf.
Nun gehöre ich schon zu den etwas Älteren als du tinka. Der Abschied von einem Menschen der einem sehr am Herzen liegt schmerzt.
Du konntest dich nicht verabschieden, weil du selbst im Krankenhaus warst.
Ich konnte mich von meiner Großmutter auch nicht verabschieden. Obwohl es wie bei selea ein langer, ein langsamer Abschied war.

Meine Großmutter erkannte mich schon lange nicht mehr. Sie hatte einen Schlaganfall und war aufgrunddessen in einem Pflegeheim.
Ich besuchte sie sehr oft. Und auch wenn ich bei ihr war, saß sie wartend da. Sie wartete auf die krimi die sie als Kind im Gedächtnis hatte.

tinka, gräm dich nicht, dass du dich an diesem Tag nicht verabschieden konntest. Sie wusste es bestimmt.

selea, genieße die Zeit mit deiner Mama, auch wenn es schwer ist. Sie erkennt dich noch und freut sich bestimmt über jede Minute mit dir.
Denke nicht daran wie es sein wird, wenn sie einmal nicht mehr ist. Das ist dann eine andere Zeit mit neuen Lösungen.

Viele Grüße an alle
krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
wegsucherin
Beiträge: 23
Registriert: 16. Jan 2015, 01:28

Re: der langsame Abschied

Beitrag von wegsucherin »

Hallo Selea,

ich habe diese Phase schon in sehr jungen Jahren durchmachen müssen. Meine Mutter verstarb mit Anfang fünfzig nach längerer Krankheit und ich war die Zeit über ihre einzige Bezugsperson. Sprich, ich habe mich um alles gekümmert inkl. der Kampf und die angemessene Versorgung mit Schmerzmitteln. Die Ärzte haben mich nicht wirklich ernst genommen, also musste ich noch stärker sein.
Anscheinend ist deine Mutter geistig noch recht fit - das ist schon mal viel Wert.

Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in meiner Familie wurde nie über den Tod geredet. Daher fällt auch mir das schwer. Ich bin damals einen anderen Weg gegangen und habe mich zeitig um alles gekümmert. Mir hat es vermutlich geholfen, da ich damit gerechnet habe, dass ich an dem Tag X zu nix mehr fähig bin. Bis dahin wurden bereits alle Entscheidungen getroffen. Das ist wohl sehr selten (vor allem für eine Person wie mich mit Anfang Zwanzig), aber es war mein Weg, damit umzugehen. Reden konnte ich darüber nur mit meinem (nun Ex-)Mann, weil es eben ansonsten ein Tabuthema ist/war. Freunde hatte ich zu dem Zeitpunkt keine - wer beschäftigt sich in dem Alter auch mit Krankheit, Pflege und dem Abschied...

Ich denke, es gibt kein Rezept zum Umgang mit dem Thema. Ich habe sehr wohl daran gedacht, wie es einmal sein wird. Andere wollen und können das vermeiden. Manche können sich verabschieden, andere nicht... Jeder muss da leider seinen eigenen Weg finden. Höre auf deinen Bauch, dein Herz. Genieße die verbleibende Zeit.
Ich wünsche dir viel Kraft.
Viele Grüße
Die Wegsucherin
Katerle
Beiträge: 11259
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Katerle »

Selea hat geschrieben:Liebe(s) Katerle :) Hallo.

Dein Abschied von deiner Mutter warkein langsamer Abschied.

Sondern viel zu schnell. Nach einer OP im Krankenhaus mit 59 !!!! da denkt doch kein Mensch an das Ableben.+
Ich selber bin fast 61, da graut mir davor, wenn jemand schon so jung stirbt, wie ich alt bin.

Du sprichst von dem Mann deiner Mutter, der in groben Worten sie nach Hause gedrängt hat......und sie dort unvorhergesehener Weise gestorben ist.

Der Mann, ist das dein Vater???

Der Konflikt , den du ihm reingehängt hast, war richtig.
Ich finde nach wie vor, dass viele Männer auch immer noch in meiner Generation____einfach zu sehr von dem dienenden Frauenbild ausgehen.
Frau am Herd und im Heim_____und bitte immer die eigenen infantilen???) Bedürfnisse befriedigen.......

Wenn ich falsch liege, Katerle, einfach übergehen------es sind ja immer nur so Gedanken, die man zu einem Posting hat.

Du hast es überstanden. Das Ableben deiner Mutter. Da bist du mir einen sehr großen Schritt voraus.

Danke für dein Posting.


Selea
Liebe Selea,

danke dir sehr für deine lieben Worte.

da hast du völlig recht, es war kein langsamer Abschied... , viel zu schnell... Ich war aber so oft, wie es ging bei meiner Mutter im Krankenhaus.
Der Mann war nicht mein Vater, ihr zweiter Ehemann. War auch keine leichte Zeit... Mein Vater war auch wieder verheiratet, er starb vor ein paar Jahren.
Ich denke nicht, dass du damit falsch liegst, denn ich empfinde das auch so.

Alles Liebe
bibel
Beiträge: 494
Registriert: 20. Okt 2011, 14:45

Re: der langsame Abschied

Beitrag von bibel »

hallo liebe Selea,

meine liebe Mutter ist vor drei Wochen leider verstorben, meine Fau und ich haben sie noch die letzte
Woche zuhause gepflegt. Sie wurde 80 Jahre alt. Erst hatten wir Angst das es ein schwerer Tod wird,
weil sie hatte noch kein JA zum sterben. Doch im Sterben sah sie plötzlich jung aus wie ein Engel, sagte..
sie geht jetzt in den Himmel....
So bin ich jetzt traurig froh, traurig......weil sie nicht mehr lebt, froh aber, das sie einen schönen Tod
haben durfte.
Aber aiuch noch wichtig, ich durfte mich noch vor ihrem Tod mit meiner Mutter versöhnen. Selbst hatte
ich keine gute Kindheit, sehr brutal, total streng......und dadurch wenig Selbstvertrauen im Leben.........

Und doch, sich mit meiner Mutter zu versöhnen, oder überhaupt mich mit meinem Leben versöhnen, das
war und ist bisher die grösste Hilfe in meiner Depression. Der Entschluss, trotz allem bösem, negativem,
so gut wie möglich leben zu wollen. Abrechnen, aufrechnen mein Leben, mich erbarmen über meine Eltern,
die es auch nicht immer einfach in ihrem Leben hatten, meine Eltern loslassen, freigeben, gerade die
schlechten Erfahrungen, es ihnen zu vergeben, wie sie mit mir umgegangen sind, sie loszulassen, frei zu
lassen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, und ich muss mir öfters sagen, ich habe vergeben...., so wie ich auch immer wieder mir selbst vergeben möchte, für allen Mist was ich schon in
meinem Leben getan habe. Somit jeden Tag neu anfangen, jeder neue Tag kann eine Chance für unser
Leben sein. Versuchen andere Menschen und mich selbst los zu lassen...............................................
Nicht immer wieder darüber nachgrübeln, nachtrauern..........eher nach vorne zu schauen......................

das wünsche ich dir liebe Selas, auch mir, uns allen hier.

liebe Grüße.
haike1956
Beiträge: 46
Registriert: 25. Aug 2014, 14:01

Re: der langsame Abschied

Beitrag von haike1956 »

Hallo Selea,
ich möchte dir gerne einige Erfahrungen mit dem Sterben der Eltern schildern. Meine Mutter starb an Krebs. Einige Zeit vor ihrem Tod hatte ich mit meiner Ärztin gesprochen, da ich sehr traurig war. Und sie sagte, dass sei vorweg genommene Trauer und es wäre dadurch einfacher mit ihrem Tod umzugehen. Natürlich habe ich danach auch noch getrauert, aber ich hatte mich auf das Loslassen schon vorbereitet. Vielleicht hilft dir diese Sichtweise, dass, was jetzt geschieht, anzunehmen.

Bei meinem Vater war es anders, er war im Pflegeheim. Gut 15 Monate reagierte er nicht mehr auf Besuch o.ä.. Damals habe ich, wenn ich nach Hause kam immer auf den Anrufbeantworter gesehen, ob eine Nachricht da war. Ich kann deine Gefühle gut verstehen, wenn das Telefon klingelt. Ich habe es damals als sehr zwiespältig erlebt. Auf der einen Seite, die Angst vor der Nachricht, auf der anderen Seite der Wunsch, dass es zu Ende sei.

Schön, dass Du noch mit deiner Mutter so sprechen konntest. Das sind Bilder die in Erinnerung bleiben.
Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit und Menschen, die bei dir sind.

Alles Gute

haike 1956
bibel
Beiträge: 494
Registriert: 20. Okt 2011, 14:45

Re: der langsame Abschied

Beitrag von bibel »

hallo,

eigentlich gehört der Tod zum Leben dazu, seither habe ich mich davor gefürchtet, auch durch
schlechte Erfahrungen in der Kindheit (ich musste tote Verwandte anschauen, obwohl ich das
nie wollte.) Wenn wir den Tod in unser ganz persönliches Leben einplanen, könnten wir viel-
leicht viel gelassener werden, es hat einmal ein Ende. Ich muss gar nicht so pefekt sein,
ich muss gar nicht soviel haben, unser Sein ist viel wichtiger als alle Güter unserer Erde.
Irgendwann haben wir unsere Güter, ja auch unser Geld nicht mehr. Da rackert man sich ein
Leben ab, und zum Schluss haben wir nichts mehr. Vielleicht könnten wir auch so enspannter
mit unserer Depression umgehen, versuchen so gut wie möglich zu leben, nicht zuviel grübeln,
sich nicht mehr über alles aufregen, sich etwas gönnen, auch mal was dummes machen,
Blöhtsinn, öftes mal gut essen gehen, nicht mehr so neidisch sein, nicht mehr darauf an-
gewiesen sein, ein Lob zu bekommen......., der Wahrheit ins Auge sehen, sich nichts mehr vor
machen müssen, das Leben nehmen, annehmen so wie es jetzt im Moment ist, so wie es war.
mit seinen guten, aber auch seinen nicht so guten Seiten... Selbst habe ich in meinem Leben
schon ganz schön viel Mist gebaut, mich selbst und andere Menschen verletzt..................
Und trotzdem sind und bleiben wir wertvoll, weil wir Menschen sind, weil wir alle nicht perfekt
sind, und auch nicht perfekt sein müssen. Aber wir dürfen uns immer wieder mit uns selbst
versöhnen, und auch mit anderen Menschen. Wir können nicht mit allen Menschen gut aus-
kommen. Damit wir in LIebe und Frieden leben können, und wenn es soweit ist, auch in
Liebe und Frieden sterben können. Loslassen können...........uns selbst, andere Menschen,
das Leben, unser Haben, unsere Beliebtheit, oder Menschen loslassen können, die uns
eben nicht mögen..auch unser Versagen loslassen usw.....loslassen was uns bindet,
gefangen hält.....wir haben nichts davon, wenn wir alles verkrampft festhalten wollen......
unser Körper, unser Innerstes, unser Herz darunter leidet. So können wir unser Leben auch
nicht festhalten, keine ewige Jugend..........usw..
Ja trauern gehört zum Tod, aber vielleicht sollte uns der Tod keine so große Angst mehr
machen.


Aber ganz ohne Geld geht es in unserer Gesellschaft auch nicht. Eine Beerdigung kann ganz
schön teuer sein, das muss man auch bedenken. Und auch den Menschen fragen, wie möchte
er beerdigt werden, im grossen oder im kleinen Rahmen, Sarg, Urne, unter einen Baum usw...,
das gehört bei uns auch dazu. Und wenn man sich da mal im voraus erkundigt, nachfrägt,
das kann schon etwas Stress wegnehmen. Alles im Leben hat seine Zeit, trauern...............
aber auch wieder lachen können.. Und das wünsche ich uns allen hier, natürlich auch mir....


liebe Grüße
Selea

Re: der langsame Abschied

Beitrag von Selea »

:hello: Hallo ihr Lieben .

Das Schatzkisterl ist prall gefüllt.
Immer wieder und immer wieder lese ich die einzelnen Beiträge durch.
Sie sind alle so wertvoll.

Katerle :) FönX :) tinka :) anna :) krimi :) wegsucherin :) bibel :) haike :)
Danke für diese Beiträge.

Zeigen sie mir, dass ich doch nicht ganz so alleine bin. Mit diesem Thema.
Ich kann schon mit 3 Freundinnen auch darüber reden. Aber______ich habe immer Angst, sie zu oft damit zu belasten. (Weil alles mit meiner Mutter ja jetzt schon sooo lange geht. ) Auch rede ich ja mit meinem Bruder über alles.

Aber diese Schwere will nicht weichen. Warum? Weil sie ganz einfach zu der Situation gehört. Ich spüre das anstehende Ende. Ich kann es nicht nur wegschieben. Mach ich manchmal natürlich auch.
Es hat mich getröstet, dass ihr davon erzählt habt, dass es euch mit dem Telefon genauso gegangen ist.

Anna :) dein Posting hat mich ganz besonders berührt. :oops:

Ich wusste wohl darum, dass es die Trauerbegleitung gibt dann, wenn jemand verstorben ist, wusste aber nicht, dass es auch Begleitungen, fachliche Begleitungen davor und im Sterbeprozess gibt.
Danke für die gute Idee.

Ich habe mir vorgenommen, das Bestattungsinstitut, über das wir die Beerdigung machen werden, anzurufen, und danach zu fragen, also nach Trauerbegleitung, und nach Begleitung jetzt vielleicht schon.

Eine Freundin hat mir noch Links gemailt....ich werde sehen, was sich machen lässt.

Das Pflegeheim scheint mir diesbezüglich nicht sehr versiert. Die haben nicht mal einen Trauerraum. Alles zu beengt etc. etc.

Für unsere Mutter ist alles geregelt. Ihre Bestattung, alles.........mein Bruder hat sich ja immer gedrückt, geschoben_______ich hab das alles in die Wege geleitet.
Weil ich weiß, es wäre eine Überforderung, alles dann erst beim Ableben anzuleiern.
Ich habe es für meine Mutter getan, die danach gefragt hatte, aber ich habe es auch für mich getan.
Es tut gut, die Dinge geregelt zu wissen.

bibel :) du schreibst, eine Beerdigung kostet viel Geld. Ja, ich habe auch geschluckt, als ich diese Kostenvoranschläge bekommen habe. Hätte ich nie gedacht.

Dies hat mich aber stark für mich selber gemacht. Da ich über keine Reichtümer verfüge, nur über eine einigermaßen auskömmliche Pension, hab ich dann vor mehr als einem Jahr eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen.
Und die greift jetzt schon bei mir. Sollte ich ableben.
Das klingt jetzt alles gruselig, womit ich mich beschäftigt habe, aber es tut mir sehr gut, dass ich auch für mich soweit alles geregelt habe, eben auch schon eine Patientenverfügung.
Ich weiß, was ich will________und mein einziger Bruder oder meine Freundinnen sollen dann im Fall der Fälle nicht im Dunkeln stehen. So ist das.

Zwar bin ich eine Frau mit rezidivierenden Depressionen auch mit Angstgefühlen. Das krieg ich ja nie wieder ganz so weg in meinem Leben.

Aber ich bin auch sehr mutig, und sobald meine Kräfte einigermaßen da sind, bin ich sehr handlungsfähig. Sehr sogar.
Ich stelle mich auch Vielem. Zu meinem Zeitpunkt.

Nun sollte ich ja auch das Lachen und Leben und Genießen etc. nicht vernachlässigen....manchmal ereilt es sich. Im Kontakt mit Freunden oder so.
Aber die Schwere der Situation ist beträchtlich.
Ich lass es einfach zu. Es ist schwer. BASTA.
Mich dagegen anstemmen, und was Anderes fühlen zu wollen? Wie soll das denn Bitteschön gehen.

Gestern ist mir eingefallen, dass es bei meinem Vater, der vor 25 Jahren gestorben ist, ganz ähnlich war.

Alles hat seine Zeit. Die Zeit des Trauerns, die Zeit des Liebens, die Zeit des Wachsens, die Zeit des Abschiednehmens etc etc.
Ein schönes Gedicht.

Eine dankbare Selea
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: der langsame Abschied

Beitrag von anna54 »

Hallo Selas
eine Sterbebegleitung gibts es durch Hospizgruppen,die ambulant ehrenamtlich arbeiten.
Auch für,und gerade für die Zeit vor dem Sterben.
Ich habe das ehrenamtlich viele Jahre geleistet,bevor ich krank wurde.

Begleitet wurden besonders die Angehörigen,selten fragt ein Sterbender selbst nach Hilfe,da greifen eher die stationären Hospize.

Auch gibt es Trauergruppen,die sich zu festen Zeiten in einem bestimmten Rahmen treffen.

Die ambulanten Hospizgruppen sind inzwischen fast überall,sie pflegen sie regelmäßigen Besuche,sind Ansprechpartner für alle Fragen und Sorgen,und sie unterliegen der Schweigepflicht,das macht es leichter.

Wir waren der Caritas angeschlossen,es waren über 20Personen,die auch durch eine fachliche Leitung begleitet wurden. Frag einfach nach,jedes Gespräch macht es leichter.
Manche Familien wurden über ein Jahr begleitet,je nach dem wie es gewünscht wurde.

Wünsche dir gute Gespräche,du bist nicht allein!
anna54
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