Schreibt ihr Tagebuch?

Katerle
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Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Katerle »

Hallo an alle,

ich schreibe hin- und wieder in mein Tagebuch, meine Gedanken und Gefühle loszuwerden. Wie ist das bei euch? Ist ein Tagebuch für euch hilfreich?

Wünsche einen angenehmen Tag.

Katerle
ichbingut
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von ichbingut »

Hallo Katerle,

witzig, das wir uns in fast jeden thread wiederfinden :)

Also ich schreibe auch Tagebuch. Mal mehr mal weniger. Und es hilft mir sehr meine Gedanken los zuwerden. Das was man halt sonst so schwer ausdrücken kann. Da liest es niemand und ich kann so schreiben wie ich will.

LG ibg
Der Weg ist das Ziel!
Sonnenblume14
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Katerle,

ja. Seit ich in diese verdammte Depression gefallen bin. Und ja, es hilft. Weil es aufzeichnet, wie die Phasen verlaufen und dass ich aus jedem Tief wieder rausgekommen bin. Es zeigt, wie irreal die Ängste von vor einem Jahr waren, wie heftig, wie verrückt. Es spiegelt sehr viel wieder, ich blättere oft darin, auch um mir klar zu machen, wie weit es schon wieder bergauf ging und welche Tiefs ich gemeistert habe.

Parallel dazu schreibe ich ein Positivtagebuch mit kleinen Nettigkeiten, die mir am Tag begegnet sind. Das ist ganz toll anzuschauen, vor allem, wenn man sieht, wie schlecht es mir damals ging. Dann in jedem Tag noch Positives zu sehen, das ist - rückblickend gesehen - sehr eindruckvoll.

Das ganze Teil zeigt einen langen Kampf, nicht für die Veröffentlichung sinnvoll, aber für mich selber sehr wertvoll. Allerdings bin ich jemand, der mit Schreiben sehr viel verarbeitet. Es ist "meine" Resource, die mir auch in schlechten zeiten noch zur Verfügung steht.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
FönX
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von FönX »

Hallo,

bei Tagebuch hüpfe ich gleich übers Stöckchen. Das ist eine Art pawlowsches Reizwort, auf das ich gleich anspringe.

Seit Jahrzehnten wird mir empfohlen, Gedanken aufzuschreiben, nicht nur therapiehalber, sondern auch und besonders, um den Kopf frei zu haben für neue Ideen und Lösungen. Ich kenne auch viele Menschen, denen fließen gleichsam die Gedanken über die Finger aufs Papier. Ich weiß nicht, wie die das machen. Bei mir klappt es nicht.

Vor einigen Monaten habe ich mir auch ein paar nette Notizbücher gekauft, die ich als Tagebücher verwenden wollte. Eines davon ist dreiviertel voll, die Abstände zwischen den Schreibphasen werden aber immer länger. Erst einige Tage, dann Wochen, mittlerweile schon fast zwei Monate. "Tage"buch? Ein Witz! Monatsbuch vielleicht. Daran erkennen, wie meine Gefühlswelt sich entwickelt? Wie denn?

Elektronisches Tagebuch habe ich auch durch. Mehreremale. Selber Effekt, auch virtuell. Um das Handschriftliche attraktiver zu machen, habe ich mir einen supertollen stylischen Füller gekauft. So einen in der Art, mit der Friedensverträge und andere historische Dokumente stilvoll paraffiert wurden. Auch diese Äußerlichkeit hat mich nicht überzeugen können, kontinuierlich zu schreiben.

Ich habe einfach kein Gefallen am Handschriftlichen. Ich tue mir wahrscheinlich auch keinen Gefallen, mich daran zu erinnern, dass mich mein Vater immer (ja, IMMER!), wenn ich einen Schreiber in die Hand nahm, ermahnte: "Schreib ordentlich!". Ich könnte ihn heute noch würgen, wenn er nicht schon vor Jahren als Asche in die Nahrungskette der Nordseefische gelangt wäre. Ergebnis dieser Ermahnungen: Ich fühle immer eine Art Verkrampfung, sobald ich vor einem leeren Blatt mit dem Schreiber in der Hand sitze.

Um hiermit auf die Themafrage zurückzukommen "Schreibt ihr Tagebuch" - Ja, ich würde gerne, aber nein, ich kann kein Tagebuch schreiben.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
payasa
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von payasa »

Meine Therapeutin hat mir ja auch mal empfohlen, Tagebuch zu schreiben. Allerdings kannte sie mich da noch nicht so gut. Mir geht es nämlich wie dir, FönX. Ich versuche, meine Gefühle aufzuschreiben - heraus kommt: Das Wetter ist blöd, war mit dem Hund spazieren... völlig Belangloses. Ich finde absolut keinen Zugang zu meinen Gefühlen beim Schreiben, deshalb hab ich das auch wieder gelassen.

Viel mehr berühren mich meine Bilder, die ich male. Darunter z.B. auch ein Bild mit dem Namen "Gefühl". Ein Mädchen, das durch die Gegend hüpft, Luftballons zu ihrer Rechten, Laubwald zu ihrer Linken, blauer Himmel mit Wolken - eigentlich schön. Aber meiner Therapeutin ist sofort aufgefallen, dass dieses Mädchen weder Augen noch einen Mund hat - wie bitte soll ich da Gefühle ausdrücken??

Ich höre so oft, dass es den Leuten gut tut, Tagebuch zu schreiben und ich denke oft, mir würde das auch gut tun - aber ich kann nicht.
Liebe Grüße


Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.

Mutter Teresa
Botus
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Botus »

Hallo Kater,

ich habe das früher gemacht, wenn ich Probleme hatte. Es hat mir sehr geholfen, die Sachen und die täglichen Gedanken dazu aufzuschreiben. Ich finde sowas gut. Heute mache ich das nicht mehr, weil ich inzwischen anders an meine Probleme rangehe. Ich sage sie jemandem, bzw. rede darüber oder denke darüber nach.

Liebe Grüße vom Dobi
vanezzo
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von vanezzo »

Ich habe lange Tagebuch geschrieben, allerdings waren die Abstände immer recht lang, teilweise Jahre dazwischen. Wenn ich heute da reinschaue, zieht es mich z.T. eher runter. Allein an der Handschrift kann ich schon sehen, wie verletzt, wütend oder verzweifelt ich da war. Positive Dinge stehen da leider kaum drin.

Seit etwas 2 Monaten Zeit nutze ich ein Stimmungstagebuch in digitaler Form. Das geht schnell und ist auch täglich zu bewerkstelligen. Es sind nur ein paar Klicks zu Stimmung, Schlaf, Bewegung, Wohlfühlstrategien und Symptomen und ich kann mir den Verlauf als Grafik ansehen. Dadurch wurde mir z.B. bewusst, wie eng Schlaf und Stimmung bei mir zusammenhängen. Es dient mir auch als Doku, wann ich welche Medikamente nehme/ändere.
Wenn etwas Bestimmtes vorgefallen ist oder ich z.B. intensive Träume hatte, notiere ich die da auch.
Das ist natürlich etwas ganz anderes als handschriftlich Tagebuch zu schreiben, es geht nicht um den Prozess sondern nur um Dokumentation, aber mir hilft es.
Beim Schreiben merke ich gerade, dass ich mich fast dafür rechtfertige... hm... vielleicht weil die Emotionen dabei nicht wirklich vorkommen?
Ich glaube, ich sollte auch mal wieder "richtiges" Tagebuch schreiben... danke für den Denkanstoß :)
wegsucherin
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von wegsucherin »

Hallo,

ich tue mich mit dem Schreiben eines Tagebuchs auch schwer. In einem Buch (nicht zum Thema Depressionen) habe ich den Tipp mit einem Log-Buch gelesen. Also alles in Kurzfassung...was gegessen, was getan, was war gut... und wenn es nur ein Wort ist oder eine Skizze...
Ich habe mir also zwei Kalender gekauft. Einen für die Termine und einen als Log-buch / Tagebuch.

Gestern fühlte ich mich richtig elend. Und es tat mir gut es aufzuschreiben. Mal stehen nur ein paar Wörter drin, mal ein ganzer Abschnitt. Durch das Kalender-Format ist der Druck irgendwie geringer schönschreiben zu müssen. Ich habe nie Druck bekommen, das kann ich dank Perfektionismus (leider) ganz gut alleine... Ich störe mich sonst an durchgestrichenen Wörtern oder so und habe ein schlechtes Gewissen, wenn im Blanko-Tagebuch lange Leerzeiten dazwischen sind. Wenn ich dann etwas in ein Blanko-Buch schreibe, "muss" es irgendwie mehr sein... Das hindert mich dann. Im Kalender kann ich es "verantworten", wenn da nur drei Wörter stehen.
Viele Grüße
Die Wegsucherin
Katerle
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Katerle »

Erst mal danke für eure lieben Antworten. :)

@ ibg

wirklich witzig. :)

Ich schreibe in meinem Tagebuch auch über körperliche Beschwerden.

@ Sonnenblume

Über meine Ängste schreibe ich auch oder über schöne und über ALbträume. Schön, dass du auch was Positives davon abgewinnen kannst. Weiter so. :)

@ Fönx

Anfangs war das bei mir auch nicht so umsetzbar mit dem Tagebuch schreiben, aber inzwischen klappt das besser. Hatte mir in einer Klinik mal alles von der Seele geschrieben über meine Vergangenheit und später. Danach fühlte ich mich irgendwie befreiter.

Das war natürlich keine so gute Erfahrung mit deinem Vater...

Vielleicht gelingt es dir doch bald besser mit dem Tagebuchschreiben. Ich schreibe auch nicht jeden Tag, nur wenn mich was gedanklich sehr beschäftigt, dann schreibe ich. Oder wenn mir was gelungen ist, was positiv oder auch nicht so toll war und wie ich mich dabei gefühlt habe.

@ payasa

Ist doch schon mal gut zu schreiben, wie das Wetter war und das du mit dem Hund spazieren warst und wie hast du dich dabei gefühlt?

Ich hatte auch mal ein Bild gemalt und zwar ein Herz zu einer Hälfte rot und die andere Hälfte schwarz und ich fühlte dabei Trauer und Schmerz. Und ein Bild mit vielen Sonnenblumen, ansonsten kann ich mich bildlich nicht so gut ausdrücken, als mit dem Schreiben.

Es wird doch wohl seinen Grund haben, warum diese Mädchen keinen Mund und keine Augen hat? Habt ihr das noch weiter besprochen, du un deine Therapeutin?

@ Dobi

Das ist auch gut, seine Probleme mit anderen zu besprechen, aber manchmal hat man niemanden zum reden. Ich mache beides, aufschreiben und besprechen.

@ vanezzo

Wenn ich alles aufgeschrieben habe, bespreche ich dann die wichtigsten Dinge mit meiner Therapeutin oder a. Aber länger aufhebeben tue ich das nicht.

@ wegsucherin

Ich schreibe auch im Kalender, da ist viel Platz zum Schreiben.

Liebe Grüße an euch.
Katerle
katyfel
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von katyfel »

Ich schreibe "Tagebuch"... ein bisschen ist es wie bei FönX, allerdings schreibe ich dann auch immer mal wieder mehr, sodass ich mir keinen Druck mache, das immer und dauerhaft tun zu müssen.
Inzwischen habe ich mehrere Notizbücher; ein "richtiges" Tagebuch, eins für Ideen und Pläne,... die ich nur in Stichworten, oder in MindMaps etc aufschreibe, und eins für kreatives Schreiben.
Das klappt sehr gut, weil ich mir dann keinen Druck mache, sondern auch mal Stichpunkte, Gedanken,... aufschreibe, ohne mich an "Tagebuchform" halten zu müssen...

Im Moment fällt es mir mal wieder schwer. Das ist leider häufig so in Phasen, in denen es mir extrem schlecht geht. Entweder schreibe ich total viel oder gar nicht. Wobei es eigentlich hilfreicher ist, es "rauszulassen".

Liebe Grüße,
Sinfonia
FönX
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von FönX »

katyfel hat geschrieben:Entweder schreibe ich total viel oder gar nicht. Wobei es eigentlich hilfreicher ist, es "rauszulassen".
Hallo Sinfonia,

das ist so ein Punkt. Als ich vor knapp 10 Jahren in der ersten Klinik war, gab es auch Gestalttherapie, was primär aus Malen und Zeichnen bestand. Es war interessant zu beobachten, was bei Mitpatientinnen abging, wenn die extrem down waren. Da sprühte ein kreativer Geist, da wurden Gefühle "rausgelassen", unglaublich. Für mich fühlte es sich an wie eine Zeichenstunde in der Schule. Und bei sowas kommt alles andere in mir hoch, aber keine Kreativität. Deshalb spielte sich alles, was auf meinem Papier zu sehen war, nur im Kopf ab. Nix Gefühle. Und eine ähnliche Bremse ist bei mir angezogen, wenn ich schreiben will. Nach ein, zwei Gläsern Rotwein geht das auch besser. Aber das ist ja nicht der Sinn der Sache. ;)

Vielleicht lerne ich es noch. Bin ja noch klein. Werde in einigen Wochen 60. ;)

Salut!
FönX

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sam1960
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von sam1960 »

Katerle hat geschrieben: ich schreibe hin- und wieder in mein Tagebuch, meine Gedanken und Gefühle loszuwerden. Wie ist das bei euch? Ist ein Tagebuch für euch hilfreich?
Ich sag’s kurz aber ehrlich: Irgendwie fehlt mir dazu die Zeit.

Wenn ich abends von der Arbeit komme, dann bin ich "platt"
Noch mit meiner Partnerin zu Abend essen, dann, vorm Fernseher fallen mir meist die Augen zu.
20.00 spätestens 21.00 gehen bei mir die „Lichter aus“
dann etwa 23 Uhr werde ich wach, leg mich ins Bett, kann manchmal nicht einschlafen und morgens um 5.00 klingelt der Wecker.

Am Wochenende versuch mich abzulenken und abzuschalten, und wenn ich mich aufraffen kann, was im Haus oder Garten zu tun. Ich möchte auch noch etwas von der wenigen Freizeit, die mir bleibt, mit meiner Partnerin verbringen.

Und ruckzuck ist das Wochenende wieder vorbei.
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
krimi56
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von krimi56 »

@FönX
Noch so jung?

Tagebuch

Vor vielen Jahren habe ich angefangen meine Gefühle aufzuschreiben.
Tagebuch mochte ich es gar nicht nennen.
Immer wenn es mir nicht gut ging, hatte ich die weißen, leeren Blätter denen ich alles anvertrauen könnte.
Damals wusste ich noch gar nicht, dass ich eine Depression habe.

Es fühlte sich einfach gut an - das Aufschreiben. Es war so, als wenn ich mit jemand vertrautem reden konnte.
Ich wusste, dass keiner meine Gedanken mitbekam. Nicht die Gefahr bestand, dass getratscht wurde.
Für mich war es ein gutes Gefühl, meine Gedanken aufgeschrieben zu haben.

Dann schrieb ich auch die Dinge auf die mir gerade gut getan hatten.

Manchmal schrieb ich jeden Tag, dann nur ein bis zwei Mal in der Woche oder im Monat.
Heute nicht mehr so oft, da ich jemand zum Reden habe bzw. mailen kann.
Und diese Mails drucke ich mir aus und klebe sie in das "Tagebuch".

krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
SLSL
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Registriert: 7. Apr 2013, 19:41

Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von SLSL »

Ja, ich schreibe Tagebuch. Nicht ganz regelmäßig,aber schon mehrmals in der Woche.

Ich benutze es mehr so als "Bestandsaufnahme" oder wie soll ich es nennen. Jedenfalls zeigt es mir, dass ich doch einiges tue, auch wenn es sich nicht so" anfühlt."
Mit dem Beschreiben von Gefühlen tue ich mich auch schwer. Ich male ein böses oder frohes Gesicht, um zumindestens die Tendenz festzuhalten. Das ist beim Rückblick praktisch.:=)

LG Blauregen
Lappi
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Lappi »

Hallo.
Ich bin wohl ein echter Diary-Freak...

Schreibe regelmäßig unregelmäßig seit meinem 14. Lebensjahr. Also über 30 Jahre. Da gibt es also ein echtes "Archiv". Und das finde ich manchmal durchaus spannend.
Da meine diversen Probleme sich schon in der Jugendzeit abzeichneten, könnte ich immer wieder quasi zurück blättern. Mache ich allerdings eher selten.

Im letzten Jahr habe ich dann mal - allerdings aus dem Kopf heraus - meine Biografie in Buchform verfasst. Das Skript gehe ich zur Zeit mit meinem Therapeuten durch, was durchaus nicht unspannend ist.

Mein Tagebuch war und ist für mich leider Kommunikator Nummer 1. Da werde ich alles los, kann mit mir selber in den Dialog gehen. Schreibe manchmal auch Gedichte rein. Geht zumeist um den aktuellen Gefühlszustand.

Als 16-jährige habe ich mal eine Personenbeschreibung von mir selber aufgeschrieben. Die "zwei Seiten" in mir. Und diese Beschreibung kann ich wohl heute noch als sehr treffend werten.

Mir hilft mein Tagebuchschreiben enorm. Lässt mich reflektieren, aber fordert mich indirekt auch immer wieder zu neuen, unbekannten Schritten auf. Immer dann, wenn der Leidensdruck zu groß wird und ich merke, dass ich ohne Veränderung nicht weiter komme.

Allerdings schreibe ich dennoch ohne Zwang. Geht es mir schlecht, schreibe ich mehr. Geht's mir gut, schreibe ich auch mal nicht täglich.

Lappi
Galaxis
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Galaxis »

Hallo liebe Alle,

ich habe mal zeitweise ein Tagebuch geführt. Das habe ich damals in der psychosomatischen Klinik angefangen. Das hat mir mein damaliger Therapeut und auch meine jetzige Therapeutin empfohlen.

Zur damaligen Zeit war das ganz ok, da ich das Tagebuch dann immer mit in die Therapie gebracht habe und die Themen, die für mich belastend waren konnte ich dann mit diesen besprechen.

Zur Zeit führe ich kein Tagebuch, da ich mich meistens hier im Forum aufhalte und es mir auch sehr gut hilft, mich selbst zu verstehen und dass es mir nicht alleine so geht. Wenn mich was schwer belastet, dann schreibe ich auch darüber hier im Forum, das entlastet mich und ich bekomme auch gute Ratschläge, die mir erst mal helfen.

Das Tagebuch zu führen finde ich nicht schlecht. Denn wenn man in Therapie ist und es an dem Tag gut läuft, dann kann man auch die Themen ansprechen, die einen an den Tagen, wo es nicht so gut gelaufen ist, ansprechen.

Es ist schon eine Hilfe. Denn schreiben hilft auch sehr gut.

:)
why
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von why »

Es gibt immer wieder Phasen, wo ich Tagebuch schreibe, meistens in der Zeit, wo es mir schlecht geht.
Für mich ist das auch so ein "Ort", wo ich alles loswerden kann. Anfangs war es auch nur das, was ich getan habe, das hat sich aber mit der Zeit verändert und ich kann jetzt auch meine Gefühle aufschreiben.
Ich habe auch ein Positiv-Tagebuch aufzuschreiben , das fällt mir mitunter sehr schwer und ich mach es jetzt von Zeit zu Zeit hier im Forum: 3 gute Dinge des Tages
lore
Katerle
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Katerle »

@ sam

Verstehe ich auch, denn als ich noch auf Arbeit war, fehlte mir auch die Zeit für sowas.

Nochmals Danke für eure ehrlichen Antworten.

Liebe Grüße
FönX
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Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von FönX »

Moin!

Durch Krimis Reanimation der Glücksecke wurde ich angeregt, das Thema Tagebuch mal wieder hervorzukramen. Die "Glücksecke", die "Drei guten Dinge des Tages" und und und sind ja würdige Stellvertreter dieses Genres.

Vor einigen Tagen sprach mich ein Freund an, er hätte den Eindruck, mir würde es seit einiger Zeit besser gehen. Naja, dem ist auch so. Und, obwohl die organische Gesundheit etwas nachlässt, fühle ich mich mental stabiler. Und wenn mal was ist und die dunkel gekleidete Lady schaut durchs Fenster, nistet sie sich auch nicht so richtig ein, sondern verlässt mich bald wieder. Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich es schaffe, mir nicht zuviel zuzumuten. Kommt da mal etwas mehr von außen unbeeinflussbar auf mich zu, merke ich sehr schnell, dass ich soooo stabil auch nicht bin.

Dann erwähnte der Freund das Tagebuch schreiben, das ich in vielen Jahren so häufig angefangen und genau so oft wieder aufgegeben habe. Ich kriege es einfach nicht hin, mit Stift und Papier mal alles rauszulassen und mich anschließend wohler zu fühlen. Auch bei den Glücksecken, Drei Days' Goodies usw. hier im Forum passiert bei mir nichts. Vielleicht, wenn ich sowas wie dies hier schreibe, dann hat es so am Rand den Effekt, dass ich "das mal loswerden wollte" und fühle mich manchmal erleichtert.

So gerne würde ich auch Freude finden, regelmäßig ein Tagebuch zu führen, von dessen Spiegelbildern ich irgendwelche Erkenntnisse ableiten könnte. Aber sobald etwas regelmäßig sein sollte oder müsste, habe ich wieder das "müsste"-Gefühl, dass mir total nicht nur Energie nimmt, sondern in erster Linie Freude und Motivation, vor allem am Schreiben, regelmäßig ... und womöglich täglich.

Wahrscheinlich ist das für die meisten uninteressant, aber mir war es ein Bedürfnis, das mal loszuwerden. Und vielleicht bekomme ich bei so einer Gelegenheit doch mal einen Tipp, wie ich am regelmäßigen, täglichen Schreiben Spaß finden könnte. ...... Oder einen Tipp, wie ich es ad acta legen könnte, ohne das doofe Kapitulationsgefühl ertragen zu müssen.

Lieben Gruß
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Katerle
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von Katerle »

Hallo FönX,

versuche auch, mir nicht zuviel zuzumuten. Und da muss ich sagen, in der letzten Zeit gab es noch einiges zutun, wegen Umzug der Kinder und Entbindung der T. Kam alles auf einmal zusammen. Und schon während des Umzugs fingen bei mir die Schmerzen an, ziemlich heftig. Manchmal lässt es sich halt nicht vermeiden, sich zuviel zuzumuten, obwohl ich auch Pausen gemacht hatte. Jedenfalls freue ich mich sehr, dass die Kinder ganz gut zurechtkommen mit dem Baby, also meinem Enkelchen. Fahre auch demnächst wieder hin. :)

Nun, wegen dem Tagebuchschreiben. Schreibe doch abends vor dem Einschlafen, immer zur selben Zeit, was dir an Gedanken und Gefühlen einfällt.

Oder manchmal mache ich es auch so. Sobald ich Gedanken habe, sie sofort aufzuschreiben, wenn möglich. So passiert es nicht, sie zu vergessen. Jeder muss da seinen eigenen Rhythmus finden.

Liebe Grüße
Katerle :hello:
katyfel
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von katyfel »

FönX, ich lese dich grade mit ein wenig Schmunzeln- nicht über dich allerdings(!), sondern weil ich dieses "verordnete Schreib-Gefühl" jetzt schon mehrfach gehört hab...

Was ist denn schlimm daran, dass du nicht schreibst (ob Tagebuch, Notizbuch, Skizzenbuch oder was auch immer Menschen da so haben -ich habe tatsächlich alles davon :D -), wenn es dich nicht erleichtert?

Wäre nicht statt der Frage "wie kann ich es doch tun, obwohl..." die Frage angebracht, "was kann ich tun, das es mir erlaubt, die Erleichterung/ VErarbeitung/ Relfexion zu finden, die andere im Schreiben finden?" ?!
Okay, ich gebe zu; das ist eine rhetorische Frage ;) Aber im Ernst; ich kenne so viele Menschen, die das Gefühl hatten, sie müssten doch schreiben, weil "man das macht" o.ä., weil es auch grade viele machen, die belastet sind,.. aber es gibt so viele, die ihre Entlastung, ihre Reflexion anders finden...
ob draußen, unter Menschen,... einfach gedanklich, ohne es zu fixieren,
ob anders fixierend als Bild, Song, Musikstück, Skulptur ... (was es da noch alles geben mag)
ob auch mal oder dauerhaft: gar nicht
?!
Und alles davon kann gut sein.

Für mich (!) ist es das Schreiben und- wenn ich kann... und das trifft leider selten zu- das Malen und das Musikmachen und -schreiben.
Aber das heißt ja ncht, dass es für die anderen auch so sein muss...

Ich glaube das war jetzt deutlich und wiederholt genug :D Sorry! Aber dieses "müsste" und "sollte" bei Dingen, die eigentlich nur gut tun "müssen" und "sollen" ist wohl ein kleiner oder größerer Aufhänger für mich ;) deswegen; gern kannst du die Fragen beantworten, gern auch aufschreiben :D oder eben auch nichts davon...
Aber interessant fand ich deine Sicht allemal.

Liebe Grüße,
Sinfonia
schyrsa
Beiträge: 202
Registriert: 30. Sep 2015, 12:25

Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von schyrsa »

Ich schreibe sporadisch, mal jahrelang gar nichts, dann wieder täglich, je nach dem wie ich das Bedürfnis habe. Allerdings wirklich immer nur wenn es mir besonders schlecht, in guten Zeiten komme ich nicht auf den Gedanken irgendwas zu schreiben.
Mir hilft das meine Gedanken zu ordnen. Ich hab auch die Eigenschaft mich an Gedankensträngen zu verrennen, ob ich will oder nicht. Dann denke ich den ganzen Tag über eine Sache nach, pflücke das auseinander, setze das anders wieder zusammen. ..
Mein Tagebuch hilft mir das zu unterbrechen. Ich schreibe den Gedanken auf, weiß dann das dieser nicht verloren geht und ich mich später wenn ich geordnet bin damit befassen kann.
Mal funktioniert das, mal nicht. Also hilft das schreiben manchmal die grübelei zu unterbrechen.
Ich laufe lachend vor die Wand und es gibt auch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse.
Irgendwann hab ich das sch...ding eingerannt.
- Versengold
irma
Beiträge: 1002
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von irma »

hallo ihr lieben,
ich habe mir eine kladde gekauft. ich will das unbedingt machen, um mal meine stimmungen zu überprüfen.

seit 2 tagen liegt sie da, rot, mahnend und leer. es kommt mir so blöd vor, was ich da zu schreiben habe.

bin aufgestanden, habe gefrühstückt und dann gegammelt? zu meinen stimmungen habe ich gar keine meinung.

heute habe ich eine verabredung wegen schneeregens abgesagt. ja bin ich denn aus zucker? nee, nur keine lust. frauengruppe wurde morgen abgesagt. bin ich froh. kann ich auch in meiner burg bleiben.

ich könnte wohl jemanden einladen und kuchen backen. dazu könnte ich mich aufraffen.

herzlichst
irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
schyrsa
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von schyrsa »

Wer zwingt euch denn jeden Tag zu schreiben? Es ist/wird euer Tagebuch und keine auferlegte Fleiß-Aufgabe. Das tut ihr für euch, dann macht es so wie ihr das wollt, und vielleicht auch garnicht ;-).
Es soll euch ein gutes Gefühl geben, im besten Fall helfen und nicht zusätzlichen Druck erzeugen.

Pack die rote kladde in eine schublade und hol sie raus wenn du magst, anstatt dich von ihr ärgern zu lassen. Und wenn sie da 10 Jahre drin liegt...die frißt ja kein Brot.
Ich laufe lachend vor die Wand und es gibt auch einen Grund, warum ich das verdammt nicht lasse.
Irgendwann hab ich das sch...ding eingerannt.
- Versengold
irma
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Re: Schreibt ihr Tagebuch?

Beitrag von irma »

wenigstens ein erster eintrag, damit was drin steht und sie ihre berechtigung hat. sonst nehme ich sie noch für was anderes. :oops:

irma
artig musst du nicht sein; es reicht, wenn du grossartig bist. (dieter becker)
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