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Lebensschmerz

Verfasst: 13. Apr 2004, 21:35
von lana
Hallo,
habe das Forum vor gut einem Jahr entdeckt und damals regelmässig gelesen, mich aber nie eingeschaltet.
Damals ging es mir nicht gut, fühlte mich nicht geliebt ( mein Freund hatte sich von mir getrennt ) und im Beruf überfordert. Ich hatte keinen Antrieb und das ging so über Monate. Ich war regelmässig bei einer Therapeutin und sie gab mir letztendlich Paroxetin, was ich fast ein halbes Jahr nahm. War erst skeptisch, habe es aber gut vertragen und das Absetzen war auch kein Problem. Und ich bildete mir ein, mir könnte es nicht mehr passieren, dass es mir wieder so schlecht gehen könnte. Aber momentan fühle ich mich nicht wohl in meiner Haut, bin total unruhig, kann mich kaum auf etwas konzentrieren. Ich fühle mich sehr allein, habe immernoch nicht wieder eine Beziehung. Möchte einerseits Nähe, andererseits kann ich Nähe nicht ertragen. Schlafen kann ich auch nur sehr schlecht, mir gehen meine beruflichen Sorgen und alltäglichen Probleme nicht aus dem Kopf und ich wache mitten in der Nacht auf und bin am Morgen gerädert.
Bekomme manchmal Angstattacken, dass ich etwas Wichtiges vergessen könnte- Abschalten fällt einfach schwer. Dann kommen Gedanken daran auf, dass ich eigentlich ein anderes Leben hätte, um dem Lebensschmerz zu entgehen.
Wenn ich zurückdenke, habe ich schon immer Phasen gehabt in denen es mir nicht gutging. Mein ganzes Leben war immer von Erfolgsdruck geprägt, wenn der nicht da ist oder ich mich überfordert fühle, geht es mir sehr schlecht.
Ich mache mir über alles Sorgen, alles ist mir zu viel, aber ich schaffe es, morgens zur Arbeit zu gehen und meine Wohnung in Ordnung zu halten. Ich schaffe es nur nicht, mich in meinem Freundeskreis regelmässig zu melden, zum einen, weil ich nicht weiss, was ich erzählen soll andererseits, weil ich wie gesagt keine Lust habe, keinen Antrieb habe, mich zu melden. Ich befinde mich also in einem Teufelskreis aus Einsamkeit und Traurikeit.

Ich hoffe, dass das Geschriebene nicht zu wirr ist. Kennt jemand diese Gefühle?

:what
Lana

Re: Lebensschmerz

Verfasst: 14. Apr 2004, 09:51
von Marte
Hallo Lana,

auch ich lese schon Monate hier im Forum mit und fühle mich als Forumsmitglied, aber ohne zu schreiben, bin ich es wohl nicht.
Nun gehöre ich dazu!? Aber ich fühle mich nirgends dazugehörig und das ist eins meiner Probleme. Du schriebst vom Alleinsein, ich glaube das Quälende ist das Gefühl der Einsamkeit und das empfinde ich trotz liebender Menschen um mich herum, Familie, Freunden, Verwandten, Kollegen...Ich kann manchmal auch die Nähe nicht ertragen, was mir unendlich Leid tut für meinen Mann.

Ich leide auch unter fehlendem Antrieb und null Konzentration und damit verbunden habe ich das Gefühl der Überforderung. Ich habe nicht nur Angst, etwas zu vergessen, ich vergesse tatsächlich häufig Dinge, Namen usw. Ich bin froh, dass ich das endlich als ein Symtom meines Leidens artikulieren kann. Früher plagten mich wahnsinnige Schuldgefühle deshalb. Inzwischen nehme ich ein AD und Schuldgefühle und Sui....- Gedanken sind fast weg und meine schwärzesten Gedanken und Gefühle sind deutlich geringer. Dafür ist die Unruhe und Angst stärker geworden (Ich hoffe mein Psychiater findet eine Lösung). Warum nimmst Du das AD nicht mehr? Muss es nicht über einen längeren Zeitraum genommen werden, um wirklich wirken zu können!?

Nun habe ich mich ein wenig vorgestellt. Ich glaube, ich kann Dich ein wenig verstehen
und Du mich ein wenig. Wie alle hier! Aber trotzdem ist das Leid sehr indivuell und jeder muss allein damit fertig werden.

Die Hilfe, die ich hier zuerst beim Lesen erfahren habe, war, dass ich eben nicht allein bin mit dieser Krankheit. Und ich konnte mir selbst zugestehen, ja, du bist depressiv:)

Das war sehr hilfreich, aber jetzt möchte ich doch mehr. Ich möchte wissen, wie es zu schaffen ist, besser mit sich umzugehen. Alles was so empfohlen wird und auf was man selbst kommt ist nur möglich, wenn es mir einigermaßen geht, aber wenn ich ganz unten bin, da geht nichts mehr, und dann?? Ach vielleicht finden wir gemeinsam doch noch den Stein des Weisen

Liebe Grüße. Marte

Du schreibst: "Dann kommen Gedanken daran auf, dass ich eigentlich ein anderes Leben hätte, um dem Lebensschmerz zu entgehen".
Das verstehe ich nicht.