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Neu hier

Verfasst: 31. Dez 2014, 02:12
von steffi1990
Hallo ihr Lieben,
ich bin grade selbst etwas überrascht von mir...dass ich mich hier anmelde. Aber ich denke es ist ein Schritt in die Richtige Richtung, denn hier kann ich anonym mit Gleichgesinnten sprechen bzw. schreiben.
Ich habe immer wiederkehrende Stimmungsschwankunken, eigentlich seit ich denken kann. Ich habe immer wieder Phasen in denen ich mich wunderbar fühle und kaum glauben kann, weshalb es mir schon am Abend wieder schlecht gehen könnte. Aber dann verlässt mich beinahe schlagartig wieder jedes Selbstbewusstsein und jede Motivation und ich lebe in dieser Zeit wie eine leere Hülle. Immer stark darauf achtend noch zu funktionieren und mir möglichst wenig anmerken zu lassen. Natürlich wissen meine engen Freunde, mein Freund und auch meine Mutter davon, doch ob ihnen tatsächlich bewusst ist, wie anstrengend und qualvoll diese Zeiten sind und wie verzweifelt ich langsam bin, dass bezweifel ich.
Letzten Sonntag hatte ich wieder ein solches Tief. Seit wochen achte ich auf eine gesunde Ernährung, gehe jeden Tag spazieren, treibe Sport und trinke extra viel. Dennoch sank ich ab. Geendet ist das ganze so schlimm nach einem Streit mit meinem Freund, welchen ich als so schlimm empfand dass ich dachte unsere Beziehung ginge in die Brüche. Er sagte im nachhinein für ihn war es ein normaler Streit und er hätte nie an Trennung gedacht. Ich hingegen habe furchtbar unter der Funkstille gelotten, bishin zu Gedanken an Selbstverletzung. Irgendwie hole ich mich durch Gedankenkontrolle immer wieder selbst aus dem Tief, stelle mich unter die kalte Dusche, trinke Johanniskrauttee oder nehme Baldriantropfen. Wenn ich mich soweit wieder im Griff habe rede ich mit meiner Freundin. Immer öfter suche ich auch eine Nummer von Therapeuten oder Psychiatern raus. Aber ich traue mich dort nicht hin.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Vielleicht liegt es bei mir auch am postmenstruellen Syndrom, währenddessen ich am stärksten absinke. Und wie bei den Meisten ist es im Winter am schlimmsten. Jeder Winter jagt mir Angst ein.
Ich möchte dass es aufhört. Ich habe Angst, dass mein Freund mich bald nicht mehr ernst nimmt und dass ich vielleicht nach dem Studium, wenn es ins richtige Berufsleben geht überfordert bin.
Könnt ihr mir Mut machen oder mir Erfahrungen von Therapeuten schildern. Wie hat euer Umfeld reagiert, als sie erfahren haben dass ihr Medikamente einnehmt oder eine Therapie macht?

Vielen Dank im Vorraus für jede Antwort!

Re: Neu hier

Verfasst: 31. Dez 2014, 09:01
von qwertzuiop
"Aber ich traue mich dort nicht hin."
wieso? sind auch nur menschen

wenn der winter dich runterzieht, lichttherapie auf jeden fall am besten sofort, ist ja gerade mal wieder soweit.
kann helfen muss aber nicht, ist aber soweit ich weiß nw frei.

das ist mit dem umfeld ist schwierig. bei einer richtige depression können die das nicht nachvollziehen, sie verstehen das einfach nicht, das ist alles andere als schön.

2:12 uhr? eule oder schlaflosigkeit?

Re: Neu hier

Verfasst: 31. Dez 2014, 09:47
von Finn1992
Hallo Steffi,
willkommen hier im Forum :)

Der einfachste Schritt ist erstmal damit zu deinem Hausarzt zu gehen und mit Ihm die Thematik zu besprechen, dabei können auch schon erste Wege eingeleitet und sogar ein Antidepressivum verschrieben werden, wenn es denn nötig ist. Dies hat vor allem den Vorteil, dass du von deinem Hausarzt schon eine erste Einschätzung erhalten kannst und etwas gegen die Zeit, die du überbrücken musst bekommen kannst. Denn die Wartezeiten bei Therapeuten, Psychiatern und Co. sind meist ziemlich lang und oft hat man die größten Probleme zum jeweiligen Zeitpunkt und nicht erst in 3 Monaten.

Beim Verständnis einer Depression hört es bei fast allen Menschen auf, da wird dich kaum/keiner nachvollziehen können und selbst Ärzte werden da auf dem Schlauch stehen und dir unerträgliche Tipps geben, die du schon gefühlte tausend Mal gehört hast und doch weißt, dass diese nichts bringen. Jeder meint dann guten Rat zu haben, doch ist es immer der gleiche Blödsinn in verschiedenen Ausführungen die auf eine Verstimmtheit zutreffen mögen, aber bei einer Depression überhaupt nicht greifen.
Anderen von einer Depression zu erzählen gibt dir deshalb wenig bis gar nichts zurück, dass erzählt man dann vielleicht seinen engsten Vertrauten aber meist auch nicht sehr Explizit.
Therapie und Medikamente braucht man eigentlich kaum zu erwähnen, die richtige Medikation muss erstmal herausgefunden werden und erst dann kann man es sich überlegen. Therapie kommt auch erst zur Sprache, wenn es soweit ist. Besonders beim Chef erst wenn diese bestätigt worden ist und nicht schon beim Beantragen Monate vorher.

Die ganze Erkrankung ist sehr Ermüdend im kommunikativen Bereich und eigentlich sind dann nur noch professionell ausgebildete Personen und betroffene gute Gesprächspartner in gesundheitlichen Fragen, da es das Verständnis von gesunden Menschen übersteigt.

Es ist schwierig aber mit der richtigen Therapie rechtzeitig eingegriffen muss das alles kein Problem werden, nur aufschieben solltest du schleunigst beenden.

Liebe Grüße, Finn

Re: Neu hier

Verfasst: 31. Dez 2014, 13:45
von Sonnenblume14
Hallo Steffi,

ich kenne das: man traut sich nicht aus zweierlei Gründen: Zum einen weiß man nicht, was einen erwartet (Wertschätzung und Hilfe!) und zum anderen möchte man sich nicht eingestehen, ein "solches" (noch immer mit Makeln belastetes) Problem zu haben. Hättest du Bauchschmerzen, würdest du einen Arzt aufsuchen, aber wenn die Seele Schmerz bereitet, zögert man. Warum nur?

Du kannst weiter versuchen, mit deinen Maßnahmen weiterzumachen. Vielleicht reicht das. Aber dein ANmelden und Dein Beitrag zeigen, dass dir das nicht reicht, dass du raus möchtest aus dieser Hölle. lass dir dabei ruhig helfen. Wir alle kennen das Zögern, ich bin selber noch oft in der Situation, dass ich es nicht akzeptieren will, nicht zu funktionieren, wie man es von mir erwartet. Ehrlich: mit Akzeptanz kommt man besser voran, aber sie fällt enorm schwer.

Finn hat recht: der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner, aber leider auch oft jemand, der mit solchen Problemen überfordert ist. Gerade die Medikation sollte ein Fachmann (Psychiater) beurteilen und erstellen. Vielleicht reicht aber auch eine Therapie, womöglich nur einige Stunden - wer weiß? Wichtig ist, eine Beurteilung zu erhalten, die zu verarbeiten und anzunehmen.

Dein Freund kann sich auf diversen Internetseiten schlau machen. Rede mit ihm, das ist ganz wichtig! Gerade die unterschiedliche Empfindung einer Auseinandersetzung zeigt, dass du vielleicht die Dinge anders wahrnimmst. Das KANN krankheitsbedingt sein, da ist man wirklich dünnhäutiger und vor allem braucht man Bestätigung ohne Ende.

Wenn du bei Psychotherapeuten nichts wirst oder zu lange Wartezeiten hast, versuche es eventuell mal bei der Psychiatrischen Ambulanz (Kliniken mit Psychiatrie), die haben manchmal schnellere Termine. Dafür brauchst du aber eine Überweisung vom Arzt und es muss eine solche Klinik für dich erreichbar sein.

Alles Gute.

LG Sonnenblume

Re: Neu hier

Verfasst: 31. Dez 2014, 15:20
von cinder89
Liebe Steffi,

In deinem Post habe ich mich selbst wieder erkannt.
Ich studiere auch.
Leide auch schon immer unter ständigen Stimmungsschwankungen. Bei Streit, extremen Druck auch bis hin zu Selbstverletzung.
Ich kann dir auch nur dringend empfehlen, Kontakt mit einem Therapeuten aufzunehmen.
Zuerst ist aber der Hausarzt dein Ansprechpartner.
Mit dem selbstverletzen kann ich dir einige Tipps geben:
Mach dir so eine Notfall Box fertig.
Darein tust du Dinge, die dir gut tun.
Zum Beispiel:
Fotos von deinen Lieben, Film oder Buchzitate, vielleicht etwas zum malen, Musik die du magst....
Und wichtig, Dinge, die die Sinne ansprechen.
Stark riechendes Duftöl, ich hab zum Beispiel Lavendel.
Einen igelball aus Metall, den du drücken kannst
Gummibänder, die machst du dir ums Handgelenk und lässt die schnacken.
Scharfe Bonbons
Eiswurfel in den Mund. Coolpacks auf die unterarme.
Damit kannst du deinem Körper stärken Reizen aussetzen, die deine Anspannung lösen. Das ist eine sinnvolle Alternative zum verletzen.
Meine Psychiaterin hat mir am Montag eine Entspannungsübung genau gegen solches Verlangen gezeigt. Die ist dazu da, die Gehirnaktivitäten in der Amygdala wieder auf das normale Maß zu senken.
Die geht so:
Du setzt dich bequem hin.
Überkreuzt deine Füße,
Du streckst deine Arme vor dir aus, überkreuzt sie, so dass deine Finger sich verschränken, dann drehst du die Arme nach innen, so dass die hände mit verschränkten Fingern auf der Brust liegen.
Du schließt die Augen.
Atmest tief ein und aus.
Durch die Nase ein, die Zunge drückt gegen den Gaumen. Durch den offenen Mund aus, die Zunge ist locker.
Du konzentrierst dich auf das Wort Balance und visualisierst es. Zum Beispiel durch eine Waage, ein ruhiges pendel, oder ein Meer mit Horizont.
Dann löst du die hände, öffnest die augen.
Dann klopfst du mit dem Zeigefinger der linken Hand deine Finger der rechten Hand ab.
Dann klopfst du mit der linken Hand den Punkt zwischen den Augenbrauen. Dann über der linken Augenbraue, die Augenbraue entlang, dann unter dem Auge. Dann über der oberlippe. Dann unter der unterlippe.
Dann das Schlüsselbein entlang. Dann mit beiden Händen über kreuz am untersten rippenbogen auf beiden Seiten.
Als nächstes sind wieder die Finger dran, so wie oben. Dann Summst du laut eine Melodie, zum Beispiel zum Geburtstag viel Glück. Dann wieder Finger klopfen, dann wieder summen.
Dann zählst du laut rückwärts runter von sieben an.
Dann stellst du die Füße wieder bewusst auf den Boden.
Ich hoffe, ich konnte dir das verständlich erklären.

Wenn du noch Fragen hast oder reden möchtest, kannst du mir auch eine persönliche Nachricht schreiben.
Ich wünsche dir alles gute und einen guten Rutsch.

Re: Neu hier

Verfasst: 2. Jan 2015, 02:22
von steffi1990
Ich bin überrascht, wie detailliert und verständnisvoll mir geantwortet wurde. Es ist das allererste Mal, dass jemand mich versteht und mir sogar Tipps geben kann. Das fühlt sich zwar immernoch seltsam an, aber ich bin froh darüber und euch allen sehr dankbar!

Zum Thema Hausarzt: Ich bin erst vor ca. einem Jahr hierher gezogen und kenne den Arzt hier nciht gut, auch in meiner Heimat hatte ich fast nie einen "Arzt meines Vertrauens". Aber ich denke nochmal drüber nach dennoch einfach zu dem zu gehen bei dem ich nun vor ein paar Wochen auch wegen einer Grippe war.

Zum Thema Eule: Ich habe Phasen da schlafe ich wie ein Baby aber immer dann, wenn ich den Schlaf bräuchte (z.B. zur Uni muss), dann kann ich nicht schlafen...

An Cinder: Ich danke dir für die Übung und den Tipp mit dem Notfallkoffer! Die Idee finde ich super, ich weiß, dass mir dann ein großer Spaziergang guttut aber oft mag ich das Haus nicht verlassen weil ich so verheult aussehe oder zu schwach bin. Ich werde drüber nachdenken was außer ein Spaziergang in meinen "Koffer" passt! :)

Zum Thema Freunde/Freund/Familie: Meine Mutter leidet auch an Depressionen. Umso mehr mag ich es ihr nicht erzählen, es kommt mir vor als würde ich sie erstens belasten und zweitens vor ihr zu sehr Schwäche zeigen. Wenn ich das schreibe merke ich selbst wie absurd das ist. Ich muss mit ihr reden. Und es ist fruchtbar für mich, dass mein Freund es nicht nachvollziehen werden kann. Ich bin ein Mensch der viel und gern redet und dem es wichtig ist alles voneinander zu wissen. Es kommt mir vor, als wenn ich ihm einen Teil von mir verschweigen muss. Es kommt mir seltsam vor aber mehr als wie er nun weiß, wird er tatsächlich nicht verstehen. Ihr habt recht und dafür gibt es ja nun dieses Forum.

Die Idee mit der Lichttherapie hatte ich auch schon. Habe mir nun eine Lampe mit 10.000 Lux ersteigert und stelle sie auf meinen Schreibtisch.

Liebe Grüße

Re: Neu hier

Verfasst: 2. Jan 2015, 21:21
von cinder89
Hallo Steffi,

Hast du meine Nachricht bekommen?
Die sitzt noch in meinem Postausgang, wollte nur hören, ob sie angekommen ist.

Zu deiner Mutter: ich habe meine Depression lange meinen Eltern verschwiegen. Aber im Endeffekt bin ich froh, dass ich den Schritt gemacht habe und meinen Eltern das gesagt habe.
So muss ich mich wenigstens nicht mehr verstellen ihnen gegenüber.
Für deinen Freund: suche mal bei youtube die videos von "I had a black dog and its name was depression".
Da gibts einmal eins, wo erklärt wird, wie man sich mit Depressionen und fühlt, und eins, wie Angehörige mit Betroffenen umgehen sollten. Meinem Verlobten hat das sehr geholfen, mich besser verstehen zu können.

Re: Neu hier

Verfasst: 3. Jan 2015, 15:40
von steffi1990
Cinder die Videos kannte ich noch gar nicht die sind ja super! Ich bin immer froher mich hier angemeldet zu haben :)