Beziehungspause: werde ich zur Belastung, weil ich es weiß?

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Mia1411
Beiträge: 5
Registriert: 23. Nov 2014, 15:32

Beziehungspause: werde ich zur Belastung, weil ich es weiß?

Beitrag von Mia1411 »

Liebe Forianer (...diesen Ausdruck habe ich hier gelernt, gefällt mir!),

seit längerer Zeit lese ich sehr viel hier im Forum und das tut mir sehr gut. Ich bekomme viele Antworten auf Fragen in meinem Kopf, ich erkenne gewisse Muster, ich entwickle ein Verständnis und ich lese vor allem, dass einge von euch vieles, was ich erlebt habe, auch schon mitgemacht haben. Danke, dass es euch gibt!

Ich wende mich jetzt aber mit einer Frage an euch, die mich nun doch seit einiger Zeit belastet. Es wird keine richtige Antwort darauf geben, aber vielleicht bekomme ich durch euch Ansätze, das Geschehen besser zu verstehen. Meine Geschichte spielt dafür eigentlich keine Rolle. Da es aber mein erster Beitrag hier ist, werde ich meine kleine Vorstellung ans Ende setzen - könnt ihr aber auch einfach überspringen ;)

Mein Freund ist chronisch depressiv, gegebenenfalls hat er eine bipolare Störung, Nähe-Distanz-Problem (eine genaue Diagnose wurde noch nicht gestellt, da ihm ein Therapieplatz fehlt, er ist bisher nur bei ProFamilia in Beratungsgesprächen, dort wurde das aber so genannt).
Unsere Beziehung war seit mittlerweile zehn Monaten ein einziger Kampf, wir waren in einer Abwärtsspirale, die einige von euch sicher auch kennen. Von ihm Rückzug und Distanz, von mir anfangs Unverständnis, dann ein Festhalten, nicht Aufgeben wollen, Hoffen. Letztendlich hat uns das beide so viel Kraft gekostet, dass wir eine Beziehungspause vereinbart haben (bzw. er keine andere Alternative gesehen hat und ich dann ja auch nicht viele Alternativen hatte...). Ich glaube aber weiter an ihn und vor allem an uns!
Innerhalb der letzten zweieinhalb Wochen gab es nur eine Email von ihm an mich, eine Antwort von mir an ihn, am Sonntag eine nette SMS von mir an ihn und eine nette Antwort von ihm an mich. Mehr nicht, ansonsten wirklich gar kein Kontakt, was seit fast vier Jahren absolutes Neuland ist, da wir zumindest täglich telefoniert haben und uns an den Wochenenden immer gesehen haben. Dementsprechend kämpfe ich auch sehr mit dieser Pause, möchte ihm aber seinen Freiraum lassen, um sich jetzt um sich zu kümmern. Bitte haltet mich nicht für naiv, ich weiß, dass da nicht nach zwei Wochen wieder alles in Butter ist und ich weiß, dass das seine Krankheit ist, die er alleine angehen muss. Ich kann ihm nicht helfen, möchte aber für ihn da sein. Ich habe mittlerweile auch wirklich viel Verständnis entwickelt und kann ganz gut zurückstecken.

Aber mittlerweile frage ich mich, ob durch diese Pause, durch dieses keinen Kontakt haben, nicht eine Distanz entsteht, die unserer Beziehung mehr schadet als gut tut? Wie soll ich ihm im Moment zeigen, dass ich für ihn da bin? Wie soll ich ihm Freiräume lassen, wenn wir gar keinen Kontakt haben? Warum werde ich in schwierigen Zeiten weggeschoben, wenn mein Verständnis einer Beziehung ist, diese Zeiten gemeinsam durchzustehen?

Zum besseren Verständnis: mein Freund geht jeden Tag arbeiten, er hat einen anstrengenden Job, erledigt diesen aber gewissenhaft und meist auch mit Freude. Er hat einen guten Freundeskreis, verabredet sich oft. Nur: keiner aus diesem Kreis weiß auch nur im Ansatz etwas von seinen Problemen. Er ist der perfekte Schauspieler. Nur mir hatte er sich geöffnet, vermutlich weil es nicht mehr anders ging.

Jetzt meine zentrale Frage: wird es mir nun zum Verhängnis, dass ich "zu viel" von ihm weiß? Von seinen Sorgen, seinen Ängsten, seinen Gedanken?
Es war für mich ein langer Weg, so viel über ihn und seinen Zustand zu erfahren. Aber werde ich ihm dadurch jetzt zur Belastung?

Es ist für mich jedenfalls schwierig, im Moment gar nicht mehr Teil seines Lebens zu sein. Noch möchte ich aber auch nicht wahr haben, dass alles vorbei ist. Ich will nicht, dass die Krankheit gewinnt, sie nimmt ihm schon so viel.

Ich entschuldige mich jetzt schon für die Länge dieses Posts, aber ihr wisst ja wahrscheinlich, wie das ist. Wenn man einmal anfängt, loszuschreiben...

Ich würde mich über ein par Gedanken von euch zu Beziehungspausen/Trennungen freuen.

Eine gute Nacht

Mia


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Nun zu mir und meiner Geschichte - ich versuche, mich erneut kurz zu fassen, obwohl so viel passiert ist, werde also vermutlich erneut scheitern:
ich (28) bin seit fast vier Jahren mit ihm (33) zusammen. Die ersten drei Jahre war es die beste, liebevollste und fürsoglichste Beziehung. Ich hatte das Gefühl, angekommen zu sein.
Drei Jahre haben wir jedoch auch eine Fernbeziehung geführt. Diese hat aber gut funktioniert - die Wochenenden haben uns gehört, unter der Woche haben wir viel telefoniert und gesmst.
Ich wusste, dass er familiär schon viel mitgemacht hat und habe ihn immer dafür bewundert, dass er so ein Kämpfer ist. Groß thematisiert wurde das aber nie.
Seit Januar diesen Jahres hat sich in unserer Beziehung eine - vor allem körperliche - Distanz aufgebaut. Ich hatte das auf mein Uni-Examen im Frühjahr geschoben und seinen Jobwechsel im Januar. Ich ging davon aus, dass wir einfach gerade beide zu viel um die Ohren haben. Noch hatten wir uns beide so sehr darauf gefreut, im Frühjahr diesen Jahres zusammenzuziehen, es gab also keinen Grund, groß an der Beziehung zu zweifeln.
Dann kam das Zusammenziehen und die erste, gemeinsame Wohnung. Und alles wurde immer schwieriger. Wir haben viel gestritten, ich habe ihm viele Vorwürfe gemacht, habe mich in der Beziehung einsam gefühlt, habe eben nicht verstanden, woher diese plötzliche Rückzug von ihm kommt. Ich habe mich unbeachtet gefühlt, unwichtig. Und er hat sich immer mehr zurückgezogen. Man muss dazu sagen, dass ich vor diesem Jahr noch keine Erfahrungen mit Depressionen gemacht habe, dass mir diese Krankheit - bis auf das, was durch die Medien übermittelt wird - völlig fremd war.
Im September, bei dem gefühlt x-ten Streit und schon gut am Ende unserer beider Kräfte, hat er sich dann zum ersten Mal geöffnet. Nachdem ich auf seinem Handy SMS zwischen ihm und seiner Exfreundin gesehen habe, die sehr persönlich waren und mich sehr verletzt haben. Ich glaube, er hat gemerkt, dass er mit mir sprechen muss. Er hat erzählt, wie sich seit Jahresanfang, seit dem Umzug, dem Jobwechsel und dem Zusammenziehen, bei ihm eine depressive Phase aufbaut, er plötzlich keine Ziele mehr hat. Es sei, als ob eine Scheibe vor ihm runtergegangen ist und er nehme nun das ganze Leben nur noch durch die Scheibe wahr. Er sei antriebslos. Mir war das immer noch alles fremd - aber mit der Zeit hat sich mir vieles aus den vorhergehenden Monaten langsam erklärt. Im Nachhinein weiß ich, dass ich in vielen Situationen falsch reagiert habe, ihn unter Druck gesetzt und ihm zu viele Vorwürfe gemacht habe. Aber mittlerweile weiß ich auch, dass ich nicht seine Gedanken lesen kann. Wenn er nicht mit mir spricht und sich mir nicht erklärt, kann ich nicht dementsprechend reagieren.
Um es kurz zu machen: es wurde dennoch nicht besser. Ich habe lange gebraucht, um seine Krankheit nicht auf mich persönlich zu beziehen und habe es ihm sicher oft auch nicht leicht gemacht, da seine Rückzüge bei mir eine Hilflosigkeit ausgelöst haben, die sich in Eifersucht und einem Kontrollbedürfnis geäußert hat. Aber mir hat das gefehlt, woran ich mich festhalten kann, woraus ich Hoffung schöpfe. Seine Antwort auf die Frage, ob er an uns glaubt, ist seit Monaten "Ich weiß es nicht." Eigentlich denke ich, dass das eine Schwarz/Weiß-Frage ist, dass es nur "ja" oder "nein" gibt - aber ich versuche zu begreifen, dass es die wohl ehrlichste Antwort ist, die er mir geben kann.
Wir waren jedenfalls Mitten in der Abwärtsspirale und sind einfach nicht rausgekommen. Er hat sich weiter zurückgezogen, mit all seinen Problemen. Mir ist schon länger bewusst, dass er das auch alleine angehen muss, aber dennoch hätte ich mir gewünscht, weiter ein Teil dieses Prozesses zu sein.
Im Oktober musste ich aufgrund meines Referendariats überraschend in eine andere Stadt, wieder raus aus der gemeinsamen Wohnung - jedenfalls unter der Woche. Das hat an der verfahrenen und anstrengenden Situation aber nichts geändert.
Vor drei Wochen haben wir dann die Notbremse gezogen, eine Beziehungspause, null Kontakt.
Bis auf eine Email von ihm letzte Woche. Er geht übergangsweise zu ProFamilia, weil er einen Therapie-Platz sucht, aber nur Absagen bekommt. Er bekommt Dinge wie Nähe-Distanz-Problem, chronische Depression, gegebenenfalls bipolare Störung, Liebesphobiker zu hören. Aber er kämpft weiter um einen Therapieplatz. Ich fehle ihm, aber er merkt auch, dass diese Pause unausweichlich war und es sicher nicht schlecht sei, dass wir uns gerade wenig sehen.
Ich habe ihm geantwortet, habe ihn bestärkt und wiederholt, dass ich für ihn da bin, ihm aber auch seine Freiräume geben will. Und so sitze ich nun hier. Und hänge weiter in den Seilen...
Zuletzt geändert von Mia1411 am 7. Dez 2014, 22:54, insgesamt 1-mal geändert.
middlestreet
Beiträge: 14
Registriert: 27. Jul 2014, 16:38

Re: Warum eine Distanz gerade zum Partner?

Beitrag von middlestreet »

Liebe Mia,

ich habe fast genau Deine Situation vor 4 Jahren auch durchgemacht. Mein heutiger Mann und ich kannten uns da 3 Jahre, nach dem ersten Jahr unserer Beziehung hatte er mir bereits gesagt, dass er depressiv ist. Erschwerend kam hinzu, dass wir über die ganze Zeit hinweg eine transatlantische Fernbeziehung führten.

Vor 4 Jahren eben, fiel er in ein tiefes Loch, wurde arbeitslos und fand (auch aufgrund der schweren Krise damals in den USA) keine neue Stelle und war sehr, sehr entmutigt. Ich habe damals gemerkt, dass es ihm immer schwerer fiel, mit seiner Situation und seiner Depression klar zu kommen und auch noch von mir getrennt zu sein. Ich schlug ihm daher vor, eine Pause einzulegen, da ihm die Telefonate und Besuche zunehmend schwer fielen. Später erzählte er mir, dass er sich zwar immer riesig auf unser Wiedersehen freute, aber er danach, beim Abschied, immer nur noch trauriger war. Und zusammenziehen war, in der Situation, einfach nicht möglich.

Wir vereinbarten 3 Monate Funkstille, was mir sehr, sehr schwer fiel. Nach den 3 Monaten war es auch erstmal nicht einfach zwischen uns. Wir waren eigentlich nur noch ein Telefonat vom Schlussmachen entfernt. Aber in diesem Telefonat haben wir entschieden, es doch nochmal zu versuchen. Teil des Plans war, so ungewöhnlich es klingt, endlich zusammenzuziehen. Aber anders hätten wir unsere Beziehung einfach nicht aufrechterhalten können. Ein halbes Jahr später kam er dann endlich nach Deutschland.

Was ihn bestärkte, unsere Beziehung doch aufrecht zu erhalten, war mein Verständnis für seine Krankheit. Ich war, als wir beinahe Schluss machten, nicht wütend oder voller Hass. Ich habe ihm gesagt, dass ich möchte, dass er Hilfe bekommt und dass ich ihn, so gut es aus der Ferne geht, unterstützen werde.

Über die 3 Monate hinweg, hatte ich eine Art Tagebuch an ihn geschrieben. Ich habe ihm von meinem Alltag erzählt (ich hatte damals auch gerade meinen ersten Job aufgenommen, inkl. Umzug), aber auch viel von meiner Traurigkeit in der Zeit. Er hat es nie ganz gelesen, weil es sehr traurig ist, aber er liebt dieses Geschenk dennoch, weil es ihn an sehr schwere Zeit erinnert, die wir aber glücklicherweise gemeistert haben.

Ich kann nicht sagen, dass jede Beziehung dafür gemacht ist. Es gehört viel Vertrauen dazu. Aber für uns hat der Schritt funktioniert.

Dass Dein Freund einen Therapieplatz sucht, ist ein guter Schritt! Vielleicht kannst Du ihn dabei unterstützen, ohne ihn einzuschränken. Und das Einschränken kann für ihn schon sehr "früh" beginnen. Wann immer er denkt, dass er Dir etwas zurückgeben muss.

Ich wünsch Euch viel Glück und Durchhaltevermögen!
Mia1411
Beiträge: 5
Registriert: 23. Nov 2014, 15:32

Re: Warum eine Distanz gerade zum Partner?

Beitrag von Mia1411 »

Liebe middlestreet,

vielen Dank für Deine Antwort. Es tut gut, auch mal von einem happy end zu hören und es freut mich, dass es bei euch funktioniert hat. Ich hoffe, ich kann irgendwann ähnliches schreiben...

Ich mag, wie Du Einschränkungen definierst: wann immer er denkt, dass er dir etwas zurückgeben muss. Das trifft es wohl ziemlich genau auf den Punkt - und ich versuche, das zu verinnerlichen. Ich hatte das bisher immer für mich so formuliert, dass ich keine Erwartungen haben darf. Keine Reaktion auf Aktionen von mir erwarten darf. Aber einfach ist das nicht. Nicht weil ich viel fordere, sondern weil man doch bei allem, was man für den Partner macht, eine Art Ungleichgewicht herstellt, wenn der Partner nicht einen Ausgleich bietet. Denke ich. Schwer in Worte zu fassen. Natürlich will ich ihm helfen und ihm beistehen und gebe ihm gerne all meine Kraft dafür, aber wenn so gar nichts zurück kommt, dann ist das irgendwie auch nicht gesund.

Er und ich haben vor ein paar Tagen einmal telefoniert, ich habe es nicht mehr ausgehalten, ihn nicht zu hören. Es war ein nettes, langes, aber sehr belangloses Telefonat. Es hätte genau so auch zwischen ihm und einer Bekannten stattfinden können. Nichts persönliches. Die Verabschiedung war ein unkonkretes "bis bald", dass mich nun wieder warten lässt.
Dass die Krankheit ihn relativ empathie- und emotionslos macht, das ist mir bewusst, aber ganz begriffen habe ich es nicht. Ich habe das Gefühl, ihm - selbst in der kontaktlosen Zeit - eine Last zu sein (auch wenn er das nie gesagt hat, im Gegenteil, er schrieb mir, ich habe an nichts Schuld und es würde ihm schrecklich leid tun und das Herz zerreißen, dass es nun so ist, wie es ist).

Die Idee mit dem "Tagebuch" finde ich sehr gut, ich werde das auch anfangen. Vielleicht habe ich dann das Gefühl, dass er auch an meinem Leben teilnimmt. Ich hoffe, ich werde es ihm irgendwann geben können.

Ich habe, als ich meinen Beitrag noch nicht geschrieben hatte, von einigen gelesen, die wirklich bemüht waren, ihrem Partner Zeit zu geben. Die ihre Bedürfnisse voll zurückgestellt haben. Die gewartet haben. Ich bewundere das. Und kämpfe weiter. Auch damit, dass er gerade mich, die Person, die ihn wohl am meisten liebt, wegschiebt.

Habt eine gute Nacht!
The_Karma
Beiträge: 4
Registriert: 26. Nov 2014, 12:56

Re: Beziehungspause: werde ich zur Belastung, weil ich es we

Beitrag von The_Karma »

Hallo!

Wollte mal Fragen ob sich bei Dir was getan hat? Finde Deine Geschichte berührend, vermutlich weils ich
sehr ähnliches erlebe/erlebt hab. Teilweise klingts fast genaugleich. :-) Würde gerne wissen ob was
passiert ist inwischen, wenn Du Lust hast zu erzählen?

LG Karma
Mia1411
Beiträge: 5
Registriert: 23. Nov 2014, 15:32

Re: Beziehungspause: werde ich zur Belastung, weil ich es we

Beitrag von Mia1411 »

Hallo Karma,

ich musste tatsächlich eine Weile überlegen, was ich Dir auf Deine Frage antworten kann. Es passiert ständig etwas, aber das vor allem in meinem Kopf... Unterm Strich: nein, es ist nichts passiert.

Ich war am Wochenende bei ihm in der Wohnung. Wir hatten dort quasi zusammen gewohnt, bis zu unserer Beziehungspause, und ich wollte Post und ein paar weitere Dinge von mir abholen. Für Samstag hatte er mich kurzfristig "ausgeladen", weil er zu platt war. Also bin ich erst Sonntag hin. Er hatte die Wohnung geputzt, er hatte gekocht, mir ein kleines Nikolaus-Geschenk in die Schuhe gesteckt - aber zwischen uns war einfach eine erschreckende Distanz. Keine Berührung, er hat keine Fragen zu mir oder meinem Zustand gestellt, nur belanglose Dinge von sich erzählt.
Nachdem ich dann meine Sachen gepackt hatte (was mir wirklich sehr schwer fiel, weil diese Wohnung irgendwie auch mein Zuhause ist), habe ich ihn gefragt, wie es weiter geht mit uns. Ob wir langsam wieder etwas mehr Kontakt aufbauen können. Er will es nicht. Es geht ihm gerade ganz gut so. Eine Prognose, wie es irgendwann sein wird, kann er nicht abgeben.

Wir haben nicht lange darüber gesprochen, weil mir recht schnell bewusst wurde, dass er gerade in einer ganz anderen Welt lebt. Wir hatten drei glücklichste Beziehungsjahre - und er sieht nur "meine Fehler" aus dem vergangenen, vierten Jahr, von denen er sich jetzt erholt. Ja, ich habe ihm viele Vorwürfe gemacht. Ja, ich habe oft falsch reagiert. Aber das war, bevor er sich mir geöffnet hat, bevor ich angefangen habe, die Krankheit in ihren Grundzügen zu verstehen. Er sagt dann Dinge wie "Ich brauche viel mehr Freiheiten, als ich dachte, und Du viel mehr Aufmerksamkeit und ständige Nähe, als mir bewusst war" - wenn ich sowas höre, dann bin ich sprachlos. Dann denke ich: "Du gibst mir keine Chance, Dir zu zeigen, dass ich Dir Freiheit geben will. Und ständige Nähe hatte ich nun ein Jahr lang nicht, unsere Beziehung hat schon lang keine körperlichen Kontakte mehr, aber das halte ich aus. Natürlich fände ich es schön, mal wieder in den Arm genommen zu werden oder draußen Händchen zu halten, aber ist das für ihn schon ständige Nähe?". Gesagt habe ich nichts von alldem. Wozu auch? Alles, was ich ihm gerade sagen könnte, habe ich gefühlt schon hundert Mal gesagt, aber es kommt nicht an bei ihm. Offensichtlich auch nicht, dass ich einfach nur für ihn da sein will.

Ich habe mich seit dem Wochenende nicht mehr gemeldet. Manchmal denke ich mir, ich sollte es tun, ich habe im Prinzip nichts mehr zu verlieren, also muss ich jetzt um ihn kämpfen. Aber dann denke ich mir, wahrscheinlich verliere ich ihn dadurch erst recht.
In klaren Momenten weiß ich, dass ich nichts erzwingen kann. Dass er diese Zeit will und dann soll er sie auch haben. Unfair finde ich es noch immer - zumal er sich ja nie endgültig von mir trennt, sondern alles nur "im Moment" ist. Es ist im Moment gut für ihn.
Dabei frage ich mich auch, was bei dieser Beziehungsproblematik wirklich der Krankheit geschuldet ist oder wie sehr er sich auch grundlegend geändert hat. So hart das klingt, aber diese Krankheit entschuldigt doch auch nicht alles?! Sie macht ihn vielleicht gefühllos, aber wirklich so sehr?

Wäre ich konsequent, würde ich die Sache beenden. Wahrscheinlich würde ich ihm damit sogar etwas abnehmen, wozu ihm die Kraft fehlt. Aber warum soll ich etwas tun, was ich gar nicht will?

Ich habe nur große Angst vor dieser Distanz, die sich gerade zwischen uns aufbaut. Auch davor, welche Auswirkungen sie langfristig auf mich haben wird. Wenn er mich jetzt wegschiebt, nicht will, ist er dann wirklich der, dem ich bedingungslos vertrauen kann? Bleibt das nicht für immer in meinem Hinterkopf, wenn er sich jetzt ohne mich und zum Teil auch von mir erholen will? Antworten habe ich nicht. Hoffnung habe ich noch immer.

Du siehst, Karma, eigentlich hat sich nichts geändert - und die Zeit vergeht trotzdem irgendwie. Ich hoffe, sie arbeitet für ihn und uns.

Ich hatte auch deinen Beitrag hier im Forum gelesen. Ich denke, da sind tatsächlich einige Parallelen zwischen uns und ich bin mir sicher, ich habe mich mit vielen, vielen deiner Gedanken und Sorgen auch schon auseinandergesetzt. Letztendlich muss wohl jeder selbst herausfinden, wie lange und in welcher Form er diese Art einer Beziehung bzw. dann ja eher Freundschaft aushält. Denn sind wir mal ehrlich: uns als gesundem und beistehendem Part der Beziehung ist eine Freundschaft natürlich lieber als gar nichts, aber es ist doch auch nicht das, was wir wollen?! Also warten und hoffen wir. Und natürlich halten wir das für unseren Partner gerne durch, aber bis zu welchem Punkt? Wenn wir nichts bekommen, woran wir uns festhalten können, keinen Hoffnungsschimmer, nichts. Ab wann hält man an etwas fest, was vielleicht nie wieder kommt? Was vielleicht eine schöne und romantische Erinnerung ist?

Karma, wenn Du auch nur eine Antwort auf meine vielen Fragen hast, bitte melde Dich! ;)

Habt eine gute Nacht!
Butterblume33
Beiträge: 27
Registriert: 13. Jun 2014, 19:16

Re: Beziehungspause: werde ich zur Belastung, weil ich es we

Beitrag von Butterblume33 »

Puh, ich musste gerade sehr schlucken. Unsere Geschichte ist so unfassbar ähnlich ... es kommt mir vor, als schreibst du hier von meinem Ex. Meine Story kennst du ja. Dennoch hoffe ich nach wie vor auf ein Positivbeispiel! :cry: Alles Gute für dich.
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