pflegeberuf

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magdalena0225
Beiträge: 2
Registriert: 1. Dez 2014, 18:29

pflegeberuf

Beitrag von magdalena0225 »

Hallo alle zusammen...
Ich bin neu hier, vielleicht erzähl ich einfach mal kurz ein paar Dinge zu mir..

Ich hatte vor ca. 7 Wochen meinen "Zusammenbruch" und bin seitdem krank geschrieben und in neurologischer Behandlung.
Meine Diagnose lautet rezidivierende Depressive Episode.
Ich bin im Pflegeberuf tätig und meine Krankheit ist sicher auch daraus entstanden, ich musste immer unter extremen Stress arbeiten und wurde auch immer stark durch Kollegen und Chefs unter Druck gesetzt, ich habe auch mich selbst immer sehr unter Druck gesetzt, weil ich dachte und an mich den Anspruch hatte und immer noch habe alles perfekt machen zu müssen... das ist gerade in einem solchen Beruf sehr schwierig, weil da natürlich nie alles perfekt läuft und man die Verantwortung für manchmal bis zu 50 Bewohner tragen muss..

Naja meine Depression äußerte sich wie im Nachhinein klar wurde durch körperliche Symptome... ich hatte auf der Arbeit extreme Aussetzer in denen ich mich ständig erbrechen musste und hatte ständig das Gefühl in Gesprächen würgen zu müssen, hatte starke Magenschmerzen, mir haben die Hände gezittert und mein Kreislauf spielte verrückt. So ging es mir auch an den Abenden zu hause vor dem nächsten Arbeitstag. Nach der Arbeit habe ich stundenlang nur geheult weil mir einfach alles zu viel wurde und ich keinen Auswegs gesehen habe. Irgendwann hab ich es dann geschafft mit Hilfe meines Partners und meiner Schwiegereltern die Notbremse zu ziehen, bin dann zum Arzt und so nahm alles seinen Lauf...
Ich nehme nun ein Antidepressivum und Abends fast täglich noch eines um schlafen zu können, ich leide unter Schlafstörungen und Albträumen, oft von der Arbeit..

Ich weiß gar nicht recht wie ich beschreiben soll wie es mir geht... die körperlichen Symptome sind zwar nur noch selten vorhanden, dadurch das ich erst mal nicht arbeiten muss... aber in mir drin hab ich solche Angst, Angst davor das der Arzt mich wieder zurück schickt zu dieser furchtbaren Arbeit, Angst das ich keine Zukunft hab, einfach Angst wies weitergehen soll....

Ich bin erst 21 und wegen einer Depression arbeitsunfähig wie kann das denn alles wieder gut werden..
Und an Tagen an denen es mir halbwegs gut geht hab ich so ein schlechtes Gewissen, ich kann mir selbst keine Ruhe gönnen und hab ständig einen hass auf mich selbst... hab ständig das Gefühl ich bin ein faules Stück...

Vielleicht hat der ein oder andere irgendwas aufmunterndes dazu zu sagen... ich würde mich freuen..
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: pflegeberuf

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Magdalena,

alles, was du beschreibst, sind die typischen Symptome einer Depression. Du hast lange Zeit die Signale Deines Körpers überhört, hast funktioniert, weil Du funktionieren musstest. Irgendwie müssen die Lebenskosten ja bestritten werden. Man sagt zwar immer "gesundheit geht vor", aber handelt tut man oft eben anders, weil andere Dinge wichtiger erscheinen. Erst mit einem Zusammenbruch ändern sich plötzlich die Prioritäten.

Du schreibst leider nicht, welche Hilfe Du in Anspruch nimmst. Machst du eine Therapie, hast du einen Psychiater oder hat der Hausarzt die medikamenteneinstellung übernommen?

Die Angst ist leider ein ständiger Begleiter, ebenso wie diese Schuldgefühle und dieses Gefühl von Wertlosig- und Nutzlosigkeit. Angst, man könnte verpflichtet werden, wieder in den Arbeitsalltag einzusteigen - das alles sind meine alten Bekannten. Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir schreibe, dass das Gehirn in einer Depression nicht richtig tickt.
Es ist schön, dass du einen Partner und Schwiegereltern hast, die auf dich achten. Es war richtig, dass sie die Notbremse gezogen haben und es scheint, als seist du da gut aufgehoben. Das ist ganz wichtig, solche Menschen geben Halt und helfen oft allein durch Verständnis und Anwesenheit. Selbst wenn es für sie schwer zu verstehen ist, was bei einer Depression abläuft. Dass von Dir widersprüchliche Signale kommen und sie Dir in manchen Situationen nichts recht machen können, weil du aus jedem Argument zielsicher etwas Negatives ziehst. Auch das: ein typisches Symptom eines Depressiven.

Was Du tun kannst? Ruhe, Druck rausnehmen. lass dich weiter krankschreiben und richte dich gedanklich ruhig auf mehrere Monate ein. Eine Depression ist nichts, das im Vorübergehen heilt, das dauert seine Zeit. Und diese Zeit bestimmst nicht Du. Du kannst nichts beschleunigen, Du kannst nur akzeptieren.
Hol dir Hilfe, ganz gleich, wie sie aussieht. Erste Anlaufstellen können sein: Sozialpsychiatrischer Dienst oder auch Psychiatrische Ambulanzen (sofern eine entsprechende Klinik in der Nähe ist). Beides sind Möglichkeiten, relativ zügig erste Hilfe zu bekommen. Psychotherapeuten haben lange Wartezeiten - die Suche kann parallel laufen.
Mit deren Hilfe lässt sich dann entscheiden, wie es mittelfristig weitergehen soll, ob Du z.B. eine Klinik / Tagesklinik in Anspruch nehmen willst oder ob eine ambulante Psychotherapie ausreichend ist.

Das Berufliche würde ich momentan hintenan stellen. Es kann durchaus sein, dass du nach einer Therapie mit neuer Kraft und einer etwas anderen Einstellung damit zurechtkommst. Es kann aber auch sein, dass du im Laufe der Genesung andere Ziele erkennst. Das weiß niemand. Wichtig ist, zu lernen, sich selber wahrzunehmen und zu beachten. Hört sich jetzt etwas abstrakt an (ich konnte jedenfalls nichts damit anfangen), aber es ist ein Therapieziel, Du wirst es lernen.

Es wird wieder gut, aber es wird einige Zeit dauern. Ich war ungefähr in deinem Alter, als mich die erste Depression erwischte. Danach war ich 25 Jahre beschwerdefrei - vielleicht macht dir das Mut.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
magdalena0225
Beiträge: 2
Registriert: 1. Dez 2014, 18:29

Re: pflegeberuf

Beitrag von magdalena0225 »

Vielen lieben Dank für deine tolle Antwort, sie hat mir tatsächlich etwas Mut gemacht. Es tut gut von Menschen mit mehr Erfahrung in diesem Bereich zu hören das sich alles wieder zum besseren entwickelt.

Zu meiner Behandlung: Die medikamentöse Einstellung hat der Psychiater vorgenommen, der mich dann auch gleich weiterhin krank geschrieben hat, eine Gesprächstherapie fange ich diesen Freitag an, davor hab ich auch ein wenig Angst, weil ich einfach nicht weiß was ich erzählen soll, mir kommt es manchmal vor als ob in meinem Kopf nur Matsch wäre und ich alles vergesse, das ich viele Dinge gar nicht richtig überdenken kann und oft Unsinn rede..
Das ist alles so schwierig, und alles kostet so viel Kraft..
JanetWeiss
Beiträge: 232
Registriert: 12. Okt 2014, 11:17

Re: pflegeberuf

Beitrag von JanetWeiss »

Liebe Magdalena,

erst einmal willkommen hier im Forum! :hello:

Meine erste Therapiesitzung ist auch noch keine zwei Monate her, und ich habe mir auch viel zu viele Gedanken im Vorfeld gemacht - was ich alles erzählen "muss", wie ich es erzähle, damit es auch "richtig" rüberkommt etc. - als wäre es meine Aufgabe gewesen, das Gespräch zu leiten. Dabei kam heraus, dass ich mich auf dem Weg zur Therapeutin wie vor einem Vorstellungsgespräch gefühlt habe und erst einmal meinen Lebenslauf runterrattern wollte. :shock:
Ein paar Gedanken machen und einige Notizen vielleicht mag hilfreich sein (wenn man ein "Schreibemensch" ist und nur noch graue Watte im Kopf hat wie ich), aber nicht ausartend wie bei mir mit drei DIN-A4-Seiten und Einstudierung des zu Sagenden. Von Letzterem hat mich dann zum Glück (unabsichtlich) meine Mitbewohnerin abgehalten. :roll:
Also - ich weiß, es ist leichter gesagt, als getan - versuch dir wegen des Gesprächs nicht allzu sehr den Kopf zu zerbrechen. Die Therapeuten sind ja dafür ausgebildet, dir das Was und Wie zu entlocken, falls du kein Wort rausbekommst. Allein wenn du die Symptome schilderst, wie du es hier im Forum getan hast, wird klar, wie schlecht es dir geht... Eventuell druckst du deinen ersten Post einfach aus?

Vielleicht konnte ich dir ja ein bisschen helfen.
Einen schönen Abend und alles Gute
wünscht dir Janet
J a n e t

Ever tried...Ever failed...No matter...Try again...Fail again...Fail better. Samuel Beckett
Katerle
Beiträge: 11305
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: pflegeberuf

Beitrag von Katerle »

Hallo magdalena,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Ich komme ebenfalls aus einem Pflegeberuf und hatte damals nach meinem Zusammenbruch auch ziemliche körperliche Auswirkungen.
Als es mir sehr schlecht ging, stand ich früh mit auf und sagte ich es meinem M. und er meinte, er müsse erstmal auf Arbeit und er käme nach drei Stunden wieder. Somit blieb mir nichts anderes übrig, meine Kinder für die Schule und den Kindergarten fertig zu machen, denn ich konnte mich nicht so kümmern in meinem Zustand. Brachte dann mein Kind in den Kindergarten, mit letzter Kraft und ich hatte ständig das Gefühl gleich wegzudrehen. Irgendwie schaffte ich es, aber die Erzieherin war so nett und brachte mich nach Hause, obwohl ich das erst nicht wollte. Legte mich auf die Couch und war nicht mal fähig, einen Arzt zu rufen. Also wartete ich, bis dann mein M. kam und bat ihn, mich sofort zum Arzt zu fahren. Dort angekommen kam ich auch gleich dran und wurde gleich liegend zum Psychiater geschickt. Mir ging es echt schlecht, alles drehte sich.
Leider machten sich mein M. und meine SM darüber lustig, weil ich zum Psychiater geschickt wurde. Ich fand das garnicht lustig und hatte mir schon ganz schön zugesetzt. Klinikaufenthalte folgten, aber ich empfand meine Angehörigen nicht als Unterstützung, weil sie behaupteten, ich "wollte" nicht mehr und lauter so´n Zeug. Durch ihr Verhalten war es mir auch nicht möglich, ihnen gegenüber zu öffnen. Ich fühlte mich abgestempelt, weil ich ja auch in die Psychiatrie eingewiesen wurde und später in eine stationäre Psychotherapie, wo ich dann danach mich um eine ambulante Therapie kümmerte. Durch meine Therapeutin ging ich dann auch in eine psychosomatische Reha, was mir sehr gutgetan hatte.

Verstehe, dass du Angst vor dem Gespräch hast. Aber versuche mal ein bisschen gelassener dort ranzugehen und lass es auf dich zukommen. Alles weitere wird sich entscheiden. Du musst jetzt in erster Linie erstmal an dich denken, an deine Gesundheit, bevor du wieder für Andere da sein kannst. Sicher ist einfach gesagt, aber umsetzbar, auch wenn alles seine Zeit braucht.

Kannst ja mal berichten, wie das Gespräch war am Freitag. Wünsche dir alles Gute dafür.

Medikamente können erstmal hilfreich sein, um zur Ruhe zu kommen und den Schlaf wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Muss ja nicht bedeuten, dass man ständig drauf angewiesen sein muss. Medikamente können mit ärztlicher Hilfe wieder abgesetzt werden. Aber du bist noch ganz am Anfang und da ist es auch wichtig, deine Termine auch in Anspruch zu nehmen.

Toll, dass du Unterstützung von deinem Partner und deinen Schwiegereltern erfährst.

Liebe Grüße
Katerle
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