berufliche Isolation und Folgen

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albert
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berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

Öfter irre ich umher und frage mich, wo mein Platz sein kann.
Da arbeite ich mit hoher Konzentration an einem Thema und ich habe Schwierigkeiten mich für Freizeit oder für ein anderes Thema davon zu lösen. Die Mitmenschen ärgern sich über mich, weil ich meine eigenen Prioritäten setze. Da unterlaufen auch mal Fehler, weil ich mit dem Kopf ständig nur bei "meinem" Thema bin. So ist es mir gestern ergangen. Drei Mal habe ich mit anderen Personen über einen Untersuchungsauftrag gesprochen, die Tabelle mit den Merkmalen vor mir. Aber mir fiel zuerst mein eigener Schwerpunkt ein und erst beim vierten Mal las ich das Blatt richtig, und mir wurde bewusst, dass ich drauf und dran war, meinen eigenen Wünschen nachzugeben. Dann könnte ich fluchen über die berufliche Isolation, die es unmöglich macht, mit Kollegen über solch kleine Probleme zu sprechen, weil es Kollegen nicht gibt.
Das Problem sieht sich so aus der Ferne klein an, aber wenn ein Auftrag falsch ausgeführt wird, ist hinterher der Ärger groß und das hat mich schon mal den Job gekostet.
cool
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von cool »

Lieber Albert,
ich glaube du arbeitest freiberuflich, zumindest aber in deinen hypo-phasen sehr viel. Um auf Dauer konzentriert sehr gute Leistungen zu bringen, und ich denke diesen Anspruch stellst du an Dich selbst, solltest du versuchen, dein Arbeitsverhalten zu disziplinieren. 5 Tage Woche, mit 40 Stunden und Urlaub nicht vergessen. Du brauchst täglich deine Zeit zum Abschalten und Regenerieren. Das muss man üben. Andere Menschen haben dieses Problem nicht. Sie arbeiten, um zu leben. Wer lebt um zu arbeiten, macht manchmal einen Fehler. Stabilität ist angesagt, lieber Albert. Und über die lieben Kollegen, rede ich jetzt lieber nicht......... Ist ja ein langes Wochenende für mich, und da sind Arbeit und Kollegen tabu für mich. *lach* Wnn es nur so einfach wär. Liebe Grüsse, Cool
Ann
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von Ann »

Hallo Albert,
beim Lesen deines Postings habe ich den Eindruck bekommen, dass es bei deinem Problem darum geht, dass du dich sehr stark auf so ein Thema fixierst. So stark, dass andere Themen nicht mehr bei dir ankommen können. Und auch innerhalb deines Themas scheint diese Fixierung auf deine eigene Sichtweise sehr stark zu sein. Sonst hättest du wohl diese Angaben auf deinen Tabellen nicht übersehen.
Es kommt mir ein bisschen wie eine Art "Tunnelblick" vor: was links und rechts deines Themas und deiner Sichtweise ist, wird zeitweise in dieser Phase ausgeblendet.

Freilich kann es durchaus sinnvoll sein, bei den eigenen Prioritäten zu bleiben. Aber im Moment leidest du darunter, weil du nicht mehr genügend Abstand zum Abschalten von deinem Thema findest und weil es eben auch zu Fehlern kommen kann.

Der Austausch mit Kollegen wäre sicher sehr wichtig, um die eigene Sichtweise immer wieder zu relativieren. Aber da das bei dir nicht möglich ist, kannst du eventuell versuchen, selbst immer wieder Abstand zu deinem Thema herzustellen. Bewusst Pausen machen, bewusst eine ganz andere Tätigkeit ausüben. Vielleicht einen Spaziergang machen, Sport treiben, mit jemandem über etwas völlig anderes reden. Wenn man dann an das Thema zurückkehrt, geht man bereits mit einem etwas anderen Blickwinkel heran und sieht vielleicht Dinge, die vorher übersehen worden sind.

Ich denke auch, dass geregelte Freizeit ganz wichtig ist, um wieder Abstand zur Arbeit aufzubauen und um aufzutanken. So wichtig Arbeit auch ist, darf sie meiner Meinung nach nicht alles andere beherrschen.

Vielleicht gelingt es dir auch, dich mal ein Stückchen neben dich zu stellen und von außen zu betrachten, was du da machst. Ich versuche das, wenn ich mich auf etwas zu sehr fixiert habe. Das ermöglicht einen anderen Blickwinkel und erweitert die Möglichkeiten des Handelns.

Jetzt wünsche ich dir ein paar schöne Stunden der Freizeit!

Liebe Grüße
Ann
neodym
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von neodym »

Hallo Albert,

an dem, was Cool sagt, ist viel wares und gutes dran.

Wichtig ist es, abschalten zu lernen. Mindestens zwei freie Tage solltest Du Dir gönnen.

Wenn Du Freiberufler bist oder in einem entsprechendem Büro arbeitest, lassen sich 40 Wochenstunden oft nicht so einfach realisieren. Versuche doch mal, einfache Routineaufgaben zu delegieren. Und nutze die freie Zeit für Dich.

Viele Grüße

Ralf
albert
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

Hallo Cool, Ann und Neodym,
soviel Zuspruch hatte ich nicht erwartet; vielen Dank für eure Antworten. Ich fühle mich bemüßigt, einige Erläuterungen mehr zu meiner Situation zu geben.
Natürlich ist es naheliegend, sich ein regelmäßiges Leben anzugewöhnen, um zu einer gewissen Normalität zu kommen. Ich gehe tiefer und stelle alles Bisherige auf den Prüfstand. Mit anderen Worten: ich habe Rückschau gehalten und Bilanz gezogen. Danach kamen die Schlussfolgerungen für die Zukunft.
Bilanz: das verlangt die Aufstellung einer Positiv- und einer Negativliste, welche guten und schlechten Eigenschaften ich habe. Wie nutze ich die guten, und schaffe ich es, die schlechten zu bessern?
Da ist z. B. die akademische Ausbildung, die mehrjährige Auslandserfahrung, drei Fremdsprachen, Publikationen und die Fähigkeit, mit hoher Konzentration zu arbeiten.
Letzteres, die hohe Konzentration auf ein Thema kann auch zum Nachteil werden als Tunnelblick; ich will einen Vorteil daraus machen, aber das bedingt die Arbeit in einem Team, die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Charaktere, die sich gegenseitig unterstützen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Ich habe in dieser Hinsicht mehrfach andere Freiberufler angegangen, aber vergeblich. Meine Versuche diesbezüglich wurden als Zeichen der Schwäche aufgefasst, aber mein Know-how wurde gerne genommen.
Ausharren wollen, sollte eine gute Eigenschaft sein, aber ich weiter gearbeitet, als der finanzielle Ruin absehbar war. In früheren Zeiten flohen die Schuldner ins Ausland, um ihren Verpflichtungen zu entgehen, ich habe die Auswanderung ins Auge gefasst, um meine Schulden in absehbarer Zeit bezahlen zu können. Hier lebe ich in einem Land mit verhärteten Strukturen; ein Erfolg löst Neidgefühle aus und Eigenständigkeit im Denken wird bestraft. Mir wurde vorgeworfen, ich sei anmaßend, nur weil ich über den Tellerrand geblickt und dabei die künstlich geschaffenen Fachgrenzen überschritten habe. Aber es gibt Länder, in denen kreative Leistung etwas gilt und bewundert wird. Hier im Land bin ich der Zeit um einige Jahre voraus.
Also, eine Sache von mehr als einer Seite zu betrachten, ist gut möglich, ich komme dann auch zu unterschiedlichen Ergebnissen und am Ende bleibt mir, dahin zu gehen, wo ich Anerkennung für meine Arbeit finde. Schlimmer als hier und jetzt kann es nicht mehr werden.
Herzliche Grüße
Albert
cool
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von cool »

Lieber Albert,
das gilt es alles gut abzuwägen. Und dein letztes posting könnte ich fast "klauen" und mit meinem Namen unterschreiben. Aber bitte, wirklich alles gut abwägen und mit vertrauenswürdigen Personen besprechen, die dich gut kennen. Ich hoffe solche Menschen gibt es in deinem Leben. Und schöne Dinge tun. Ich war übrigens im März in Baden-Württemberg. Die Dali Ausstellung im Bruchsaler Schloss ist sehenswert, und die brennenden Giraffen im Schlosshof sind einsame Spitze. Ich habe fotografiert, aber das selber zu sehen ist natürlich ein ganz anderes Erlebnis. Wäre das nicht eine Idee, um deiner Seele etwas Balsam zu geben ?
Viele Grüße, Sunny, ähem Cool
albert
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

ach Cool,
ich bin früher in alle Museen gerannt und konnte nicht genug kriegen von Kunst und von naturkundlichen Sammlungen. Die brennenden Giraffen kenne ich von Bildern aus der Zeitung. Der Surrealismus Dalis wird ja von manchen in die Nähe zur Psychose gerückt. Zu zweit mag es was anderes sein, um sich in Ruhe mal solch eine Sammlung anzusehen, aber ich lebe heute allein und ich entspanne mich beim Fliegenbinden. Eine Zeitlang war die Einsamkeit ein großes Problem; das ist inzwischen soweit gelöst, als ich jeden Morgen zum Nachbarn kommen muss und mit ihm und seiner Frau zusammen zu frühstücken.
Soweit sind einige äußere Umstände gelöst.
Herzliche Grüße
Albert
cool
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von cool »

Lieber Albert,
ich scheine diese Tage kein Glück mit meinen Tipps zu haben. Faustus empfehle ich Hunde, es stellt sich raus, das er die nicht mag. Dir empfehle ich Dali, und du denkst an Psychose. (Habe einen entsprechenden Artikel in der Zeitung gelesen). Es geht eigentlich darum, raus zu gehen ins Leben und das zu tun was man gerne tut, was einen interessiert und dabei auf Gleichgesinnte zu treffen. Ich tue das und habe inzwischen wieder die verschiedensten Bekannten und Freunde, über die ich mich über die verschiedensten Dinge unterhalten kann und von denen ich auch immer wieder etwas neues lerne, manchmal eben auch eine andere Sicht der Dinge. Alles Liebe Cool
albert
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

Hallo Cool,
damit hast du voll und ganz recht. Nun habe ich mir über die Jahre hinweg am Wohnort und Umgebung einen Freundeskreis aufgebaut. Die Menschen sind nicht alle gleich, so kann ich nach Bedarf einen Kontakt verstärken oder verringern. Und ich bin ganz fies; monatelang habe ich über gewissse Dinge im Zusammenhang mit den beruflichen Plänen konsequent geschwiegen, jetzt sind einige "Freunde" eingeschnappt. Das gibt es auch.
Inzwischen bin ich soweit stabilisiert, dass ich damit leben kann. Du musst aber nicht gleich traurig sein oder sonstwie betrübt, weil du nicht die richtigen Ratschläge geben kannst für die spezielle Situation. Erstmal kannst du ja nicht alles wissen. Und zweitens ist eine Antwort hier im Forum auf die vorgetragenen Probleme für mich als problem-beladener Mensch sehr wichtig. Jedes Wort von dir und von anderen Besuchern zeigt mir, dass ich damit nicht allein bin. Das ist eine riesige Unterstützung, die ich vor Ort kaum erhoffen kann. In meinem Bekanntenkreis hier kenne ich soweit keine Depris; da müsste ich schon in die SHG gehen und die trifft sich nur einmal im Monat. Also schreibe ich hier im Forum als virtueller SHG und habe die Chance fast stündlich eine Antwort zu erhalten.
Vielen Dank an dich und die anderen.
Soweit ich gute Vorschläge erhalte, werde ich das gerne nutzen, um mein Konzept zur Krisenbewältigung zu verbessern. Letztes Jahr hatte ich mehrere intensive Gespräche deshalb mit langjährigen Bekannten und danach haben diese mir Referenzen geschrieben, teilweise gleich in Englisch. Solche Kontakte sind wichtig, um nicht in eine Sackgasse zu geraten.
Und wichtige Schritte überlege ich mir besser dreimal als nur einmal. Das will sagen, dass ich mehr als einmal darüber schlafe. Soweit ich nach dem Überlegen hin und her und nach mehreren Gesprächen keine weiteren Einwände sehe, wird das Konzept dann umgesetzt. Dann kommt die Handlung.
So, jetzt will ich etwas essen und dann gehe ich rüber zum Nachbarn, um ein paar belanglose Worte mit ihm zu wechseln. Das gehört auch zum Leben.

Herzliche Grüße

Albert
Alba
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von Alba »

Hallo,

habe Euer Gespräch sehr interessiert mitgelesen.

Für mich ist einiges was Du sagst, Albert, nur schwer nachvollziehbar, vermutlich weil mir die Informationen fehlen.

Als Freiberufler ist es sicher schwerer als als Angestellter oder Beamter. Aber auch die angestellten können Probleme haben. Weiss jetzt nicht wie es ausdrücken.
Ich habe hinsichtlich meiner Arbeit auch viele Ideen und Änderungsüberlegungen, aber bin natürlich abhängig vom Arbeitgeber. Dafür ist (zumindest bei Wohlverhalten.... - vor einigen Jahren habe ich beinahe wegen der D. die Arbeit verloren) die finanzielle Absicherung sicher.

Tunnelblick, schreibst du - kennst du auch folgende 3 Situatiuonen:
1.du bist so intensiv in einer Sache, dass für andere und anderes garkein Raum mehr bleibt. ist vermutlich das was Du beschriebst.
2. deine Ideen und Kopf quellen ungeordnet über, es gibt massiv Konzentrationsprobleme, nichts wird wirklich richtig gemacht, weil die konzentration auf einzelnes in dem Gedankenstrom untegeht (hypomanische Zeit??).
3. die kehrseite der medallie ist die depri-zeit - alles ist nicht machbar, zu viel, nicht schaffbar, die leute sollten sich jemand anderen suchen.

ich finde es garnicht so leicht, mit diesen zuständen jeweils umzugehen.
wie geht es euch da?
im augenblick (sprich: schon recht lange) habe ich den eindruck, immer in irgendeinem von diesen 3 zuständen zu sein, aber nie wirklich in einer (im positiven Sinne) angemessenen Normalität, die einem konzentration aber auch inneren abstand geben kann.

gruss,
Barbara
neodym
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von neodym »

Hallo Albert,

aus Deinen Worten liest sich voel Frust heraus.

Du bist Deinen Ausführungen zu Folge ein regelrechter Überflieger, so wie es sie hier anscheinend viel gibt. Vielleicht wäre ein "normales" Arbeitnehmerdenken (5x bis 17 Uhr die Woche und dann ist jeweils die Arbeit egal) für Dich wirklich was wert.

Drei Fremdsprachen beherrschen, da dürfte das Auswandern nicht so schwierig fallen. Aber die Probleme werden Dich dort auch wieder einholen.

Hast Du schon mal an einen Therapeuten oder Coach gedacht?

Viele Grüsse

Neodym
albert
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

Hallo Barbara und Neodym,

wieweit ist der Tunnelblick am Arbeitsplatz erwünscht und zu welchen Themen?
Sollte es deshalb Schwierigkeiten geben, wäre ein Gespräch mit den Vorgesetzten angebracht. Ich hatte deshalb große Schwierigkeiten, bin ja rausgeflogen, weil ich das falsche Thema im Kopf hatte, aber der Vorgesetzte in der Zeitarbeitsfirma hat sich noch einmal mit mir unterhalten, ich habe es ihm erklärt und ich fand ein gewisses Verständnis. Ich war dort geradeheraus zu sagen am falschen Platz.
Als Freiberufler kann ich mir solche Freiheiten rausnehmen. Auch wenn es mit den Auftraggebern und Behörden Auseinandersetzungen gibt, nicht immer fair, aber ich habe mich daran gewöhnt, dass ich mit solchen Risiken lebe und arbeite.
Wenn alles im Kopf überquillt, habe ich eine Auszeit nötig; ich gehe nach draußen, dorthin wo ich niemandem begegne, oder entspanne mich zu Hause beim Fliegenbinden. Depri-Anfälle habe ich immer noch, aber ich kann sie einschränken auf kurze leichte Episoden, habe ich früher im Forum schon beschrieben. Sonst können bei bipolaren Menschen die Depri-Episoden als Erholungszeit von hypomanischer Arbeitswut betrachtet werden.
Ich würde die drei Phasen nur in anderer Reihenfolge sehen:
1. Anarchie, alle möglichen Ideen schießen im Kopf hin und her, ohne Regel, nach einer Übergangszeit des Zurücklehnens wird
2. Konzentriert gearbeitet und ich will dabei nicht gestört werden bzw. ich nehme mir die Zeit dazu. Es gibt bei einigen Auftraggebern durchaus hohe Erwartungen an mich, sprich überdurchschnittliche Leistungen sind gewünscht. Soweit ich sehe, kann ich das durchaus erfüllen und
3. bin ich am Ende erschöpft und brauche nach der Projektbeendigung eine Erholungszeit.
Frust habe ich mehr als genug. Schließlich habe ich jahrelang wie verrückt gearbeitet, habe mir ein Bein rausgerissen. Es kam sogar der Vorwurf von Jüngeren: "Du hängst dich da rein." Als wenn meine Arbeitswut etwas Schlechtes wäre. Und doch bin ich ein Niemand. Gleichzeitig sehe ich, dass Leute vorwärtskommen, die sich beamtenhaft benehmen. Also schließe ich, dass meine Arbeit hier im Land nicht erwünscht ist. Oder ist es die Sprunghaftigkeit, die gewisse Unberechenbarkeit aus den schöpferischen Impulsen, durch die ich als unbequem gelte? Hier wäre ein Ansatzpunkt in der Kommunikation mit den Behörden, um Ordnung ins Chaos zu bringen. Ich muss mich ja mit meinen Ideen der Öffentlichkeit stellen, mich prüfen lassen und ich sehe es als meine Aufgabe an, aus einem Chaos Ordnung zu machen. Aber solange draußen weiter Missstände geduldet werden, weil sich niemand in den Behörden darum kümmert und nur solch ein Einzelgänger sich daran aufreibt und sich zerreiben lässt....wirkt das störend.
Ein normales Arbeitnehmerverhalten ist nichts für mich. Manchmal habe ich den Druck durchzuarbeiten, manchmal muss ich eine Auszeit nehmen. Als Freiberufler kann ich damit gut durchkommen, aber selbst in einer früheren Anstellung bin ich so gut gefahren, habe für eine Projektarbeit abends Arbeit mit nach Hause genommen und das war erwünscht. Das war ein Glücksfall. Ich kann es gut oder schlecht treffen.
Die Idee mit dem Therapeuten ist ganz gut. Natürlich habe ich mit meinen Therapeuten über meine Lage gesprochen und ich habe Unterstützung für meine Pläne erhalten. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass diese Therapeuten wie ich selbst Arbeitstiere sind und ich habe deshalb bei ihnen Therapie gemacht, weil die Wellenlänge stimmt.
Soviel, für heute habe ich mal wieder genug.
Herzliche Grüße

Albert
albert
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Re: berufliche Isolation und Folgen

Beitrag von albert »

Hallo Neodym,
zu deiner Frage, ob draußen nicht wieder die gleichen Probleme auftauchen wie hier, möchte ich nur sagen, dass ich mich nun seit einem Jahr mit der Frage herumquäle. Ich habe mir also reichlich Zeit genommen, ich habe die Literatur gewälzt, ich habe Leute gefragt, die schon dort waren usw.
Entscheidend ist der Unterschied, den ich zwischen hier und dort finde. Aber das würde in einem Forum über Depressionen zu weit führen. Sonst würden die Moderatoren zu Recht ihre Köpfe schütteln. Die nötigen Ausführungen werde ich an anderer Stelle eines Tages nachholen. Ich bitte um Geduld.

Herzliche Grüße
Albert
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