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Ich brauche Rat.

Verfasst: 19. Nov 2014, 20:46
von innen_aussen
Ich bin weiblich, 29 Jahre alt, seit 5 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung wegen Depressionen, die im Winter meistens sehr viel schlimmer sind, als in Frühlings- und Sommermonaten. Auch wenn es Probleme oder Streit mit Familie, Freund gibt, treten diese Depressionen in Verbindung mit schlimmen Verlustängsten auf. Ich habe Angst vor Unfällen meiner geliebten Personen usw. Die letzten Wochen ging es mir morgens besonders dreckig, Heulanfälle, ständiges Würgen ohne Erbrechen, Restless Legs. Ich habe einen Job, der um die Mittagszeit anfängt bis 19 Uhr. Mein Leben ist grad so: Morgens die Heulanfälle, das Würgen, die Beine hibbeln, dann zur Arbeit quälen, abends allein in meiner Wohnung, da ich abends nicht mit Rad zu meiner Familie fahren kann, die in meiner Nähe wohnt. Die letzten Wochen habe ich mich dreimal krankschreiben lassen, weil es einfach nicht mehr ging und bin grad auch eine Woche krankgeschrieben. Das Problem ist nur, dass es jedesmal Ärger und - mit der neusten Krankschreibung für eine Woche - auch große Vorwürfe gibt, wenn ich mich krankschreiben lasse. Ich kann es auch nachvollziehen, dass das ärgerlich ist für meinen Chef, nur bleibe ich wirklich nur dann fern, wenn es nicht anders geht. Ich mag hier gar nicht schreiben, was mir daraufhin schon gesagt wurde. Ich brauche nun Rat: Soll ich die Arbeit aufgeben oder stelle ich mich nur an ? Bitte nichts zitieren.

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 19. Nov 2014, 20:56
von JanetWeiss
Liebe innen_außen,

willkommen erstmal :hello:

Ich denke nicht, dass du dich anstellst, gerade weil auch die körperlichen Symptome so krass sind... Was sagt dein/e Therapeut/in zu deiner Frage, ob du die Arbeit aufgeben sollst? Ich denke, ganz aufgeben ist so eine Sache wegen der Finanzen, aber da gibt es auch andere Lösungen.

Vielleicht schreibst du deinen Beitrag nochmal ins Forum "Umgang mit der Krankheit" (oder lässt ihn verschieben), da tummeln sich viel mehr Leute und auch einige, die sich mit diesen ganzen Arbeitgeber-/Krankmelde-/Krankenkassengeschichten gut auskennen. Ich bin dafür die Falsche.

Liebe Grüße und einen schönen Abend
wünscht Janet

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 19. Nov 2014, 21:10
von innen_aussen
Der Psychotherapeut fand das nicht gut, aber dieser Druck auf der Arbeit präsent sein zu müssen, weil der Chef sonst sauer ist wegen dem Geld und dann Urlaub der Kollegen streichen muss, ist zuviel für mich auch wenn ich auf der Arbeit selbst nach ein paar Std eigentlich relativ gut arbeiten kann. Das ist so ein Zustand, der mir dazu unheimlich viel Druck macht, so dass der morgendliche Sorgenberg momentan einfach so groß ist. Normal ging es mir auch abends einigermaßen ok, aber ich bin grad in einer Phase, wo ich auch zum Abend hin teilweise resigniere. :(

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 19. Nov 2014, 21:44
von JanetWeiss
Liebe innen_außen,
ich kenn diesen Druck auch aus einem früheren Arbeitsverhältnis. Da wurde einem zusätzlich noch ein schlechtes Gewissen gemacht durch die Kollegen. Ich war einmal sechs Wochen krank geschrieben wegen einer OP am Unterleib. Zur endgültigen Heilung hätte ich eigentlich noch länger zu Haus bleiben müssen. Aber es war ja Weihnachtsgeschäft und so bin ich hin, obwohl ich kaum laufen konnte. Einige Monate später hatte ich kurz vor meiner Abschlussprüfung meinen zweiten Hörsturz und war dann die eine Woche vor meinem Urlaub, den ich mir zum Lernen für die Prüfung genommen hatte, auch krank geschrieben. Das wurde dann von einer Kollegin hinterher als "großer Urlaub" bezeichnet. Anrufe während einer Krankmeldung und auch während des Urlaubs waren auch nicht selten.
Solche ungesunden Arbeitsverhältnisse sollte man wohl lösen. Zur Vorgehensweise (selbst kündigen?!! Kommt wohl auf deine Branche an...) gibt es hier im Forum ja auch Infos. Vielleicht kommt für dich ja auch so eine Rente o.Ä. in Frage. Ich habe von diesen Sachen wie gesagt überhaupt keine Ahnung...
Wegen Depression/Erschöpfung war ich bisher auch noch nie krankgeschrieben, spiele aber gerade mit dem Gedanken.
Letztere will ich nun anhalten, daher wird mein Abend bald zuende sein.
Ich wünsche dir alles Gute
J

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 20. Nov 2014, 14:32
von Mohrmann
Liebe innen_außen,

spontaner Gedanke von mir: Länger als eine Woche krankschreiben lassen, also so richtig lange um zur Ruhe zu kommen und dann mit Hilfe des Therapeuten deine berufliche Situation klären und (evtl.) wechseln.

Stehen deine morgendlichen Übelkeitsattacken in Beziehung zu deiner Arbeit?

Liebe Grüße, Mohrmann

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 20. Nov 2014, 14:40
von Zarra
Hallo,

für mich klingt das eher so, als ob Du momentan einfach sehr krankheitsbeeinträchtigt seist, die Arbeit aber erst mal oder ursächlich keinen direkten Anteil daran hätte (im Nachfolgenden und bei den Reaktionen auf die Krankmeldungen dann natürlich schon). Und ich frage mich, ob Dir Deine Psychotherapie ausreichend hilft, ob Zusätzliches (Medikamente; stationäre Therapie) oder anderes (anderer Therapeut?!? andere Therapierichtung?!?) anstünde.

Wenn Du Deine Arbeit aufgibst (kündigst), stehst Du ohne Arbeit da. Was soll daran besser sein? - Was könnte bei einer anderen Arbeitsstelle besser sein? Ich würde eher erst eine neue Arbeitsstelle suchen und dann kündigen, wenn Du lieber eine andere Arbeitsstelle hättest.

Deine Krankmeldungen können zwar u.U. total ätzend für Deinen Chef sein (und er hat ja sogar Dein Verständnis), nur: Das ist Dein Arbeitnehmerrecht!!! Pech für ihn, aber Dein RECHT; und es wirkt momentan keineswegs so, als ob Du das überstrapazieren würdest.

LG, Zarra

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 20. Nov 2014, 15:56
von qwertzuiop
ganz klar dein chef kann dich mal kreuzweise und spiralenförmig

wer krank ist hat auf arbeit NICHTS zu suchen
das ist in deinen fall zwar nicht ansteckend aber du bist auch nur sehr sehr bedingt leistungsfähig.
pech für deine umgebung die müssen jetzt mal selbst sehen wie sie klar kommen.

1. und einziger wichtiger mensch im augenblick guckt dich im spiegel an

der rest kann muss/warten

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 20. Nov 2014, 22:54
von innen_aussen
Danke schonmal für die Antworten.

Die Übelkeit morgens steht in soweit zur Verbindung zur Arbeit, dass es mir morgens so schlecht geht und ich das Gefühl habe, es nicht zur Arbeit zu schaffen.
Meine Chefin hat mir gesagt, sie unterstütze mich, es geht aber nicht, dass ich mich einfach krankschreiben lasse und keine Hilfe suche. Ich sollte versuchen irgendwie zur Arbeit zu kommen, selbst wenn ich dort die erste Stunde nicht wirklich klarkäme. Sie würde merken, dass es im Lauf der Arbeitsstunden mir dann doch recht gut geht, womit sie ja auch recht hat. Sie war heute wesentlich besser auf alles zu sprechen, es ist für mich halt nur schwer dem Druck stand zu halten, da sie selbst sehr unter Druck steht, was sie heut nochmal verdeutlicht hat. Dann hat sie auch mal Aussetzer und wird sehr unangenehm.
Das Problem ist also immer noch vorhanden, nämlich "irgendwie" zur Arbeit zu kommen und ich hoffe ich schaffe das die nächste Woche. Ich weiß einfach selbst nicht, was ich machen soll. Es ist ein ständiges Hin und Her und ich bewege mich auf sehr dünnem Eis.

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 21. Nov 2014, 11:27
von Mivi07
ich kenne Deine Situation auch von mir damals. Ich tue mich damals auch schwer mit Krankschreiben, ich ging mit einer fetten Erkältung trotzdem arbeiten, aber wenn es mir psychisch nicht gut geht, versuche ich zusammen zu reißen und irgendwie auf die Arbeit zu schaffen. Erst später, als es mit mir schlimmer ging, habe ich mich "kapituliert", liess mich dann bereitwillig krankschreiben.
Die ersten Firma waren die Kollegen eher auf unverständnis gestossen, dass ich 3 ganze Wochen am Stück krank schreiben lassen, das war wie eine "Ohrfeige" für mich. Das gleiche mit der 2. Firma und die 3.Firma verlief da mehr auf Verständnis und liess mich in Ruhe.
So wie die Vorschreiberinnen bereits erwähnt, Du brauchst keine "Schuldgefühle" haben, wenn Du mal Krankmeldest. Was auf der Arbeit abgeht, ist deren Problem. DIe müssen schon irgendwie geregelt haben, dass jemanden die Arbeit für eine gewisse Zeit übernehmen müssen.

Lässt Du dich vom Hausarzt krankschreiben? Bei mir war der Psychiater, der kommentarlos mich krankschreiben liess, wo es mir schlecht ging.

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 21. Nov 2014, 16:30
von Sebald
Liebe Innen-Außen,
Deine Chefin hat dir ja vorgeschlagen dich behandeln zu lassen. Ich würde wie oben vorgeschlagen mit deinem Doktor sprechen und eine Therapie planen, zB mit Antiemetika, dass du dich nicht mehr übergeben musst, aber dann auch Medis, die das zugrundeliegende Krankheitsbild bessern könnten, wie ADs. Vielleicht auch eine Psychotherapie, damit du über den ganzen Brassel mal reden kannst und vielleicht eine Strategie entwickeln was dir guttut. Notfalls würde ich auch eine stationäre Therapie nicht ausschließen. Deine Gesundheit kommt an erster Stelle, erst danach kommt der Chef. Sonst geht es dir am Ende noch schlechter und du fällst noch viel länger aus. Hoffe sehr, dass es dir bald besser geht. Alles Gute.

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 21. Nov 2014, 21:30
von Brummi59
Hallo innen_aussen,

ich komm mir vor wie ein Chemiebaukasten. Derzeit bin ich bei bei 17 Pillen/ pro Tag. Damit mein Magen keinen Unfug macht, nehme ich frühs eine "Pantoprazol 20 mg". Bis dato habe ich keinerlei Beschwerden. Kein Würgreiz und keine Magenprobleme. Vielleicht wäre das etwas für Dich.

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 21. Nov 2014, 23:16
von qwertzuiop
@brummi
hä?

@innen_aussen
ich wiederhole mich (mal wieder)
wer krank ist hat auf arbeit nichts zu suchen!!!!!
einzige ausnahme: gerade bei psychischen erkrankungen kann, nicht muss die arbeit (sinnvolle tätigkeit/sozialkontakte usw) unterstützend wirken. wenn du dir aber morgens schon beim aufstehen gedanken machst ob du das durch hältst, hört sich das für mich nicht so an.

das mit der hilfe suchen und finden wird von außenstehenden leicht gesagt. es stimmt ja auch, dass wir bei leichten erkrankungen eine klasse versorgung haben, bei schweren geschichten und psychische gehören per se da zu, siehts aber grottenschlecht mit katastrophal aus.

"Meine Chefin hat mir gesagt, sie unterstütze mich, es geht aber nicht, dass ich mich einfach krankschreiben lasse und keine Hilfe suche." was passt hier nicht?
unterstützung anbieten aber nur bei gleichzeitig nötigung zur körperverletzung? wie bitte!
die phrase mit dem unterstützen ist erstmal nix wert, so was wird führungskraften routinemässig beigebracht, um umgehend nach einer neuen kraft zu suchen.
das muss bei dir nicht so sein, vielleicht hast du glück, kommt aber ständig vor.
eine krankschreibung ist erstmal nur eine feststellung KEINE verpflichtung. die einzige verpflichtung besteht darin eine gesundung nicht durch das eigene verhalten zu gefährden. es gibt keine behandlungspflicht! korrektur: gibt es doch, bei krankheiten die eine allgemeine gefahr bedeuten TBC zum beispiel
wenn deiner cheffin (oder ggf der kk) die krankschreibung nicht passt kann sie diese durch einen ärztliche gutachten überprüfen lassen, auch im hinblick auf einen wiedereinstieg.
ansonsten hat sie sich raus zu halten!
es gilt wie immer "wer heilt hat recht" ob du 3x am tag joggen gehst oder den ganzen tag im bett verbringst, jeden tag einem anderen mediziener aufsuchst oder die kirche ist ganz allein deine sache.
was dir hilft ist für dich richtig nichts sonst. und ja das kann auch der job sein oder ein anderer. ;-)

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 22. Nov 2014, 01:50
von Brummi59
qwertzuiop hat geschrieben:@brummi
hä?
Oooops, war der falsche Thread :oops:

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 22. Nov 2014, 09:56
von qwertzuiop
@brummi
dacht ich mir schon
hatte ja auch einen tieferen sinn haben können den ich nur nicht verstehe ;)

Re: Ich brauche Rat.

Verfasst: 23. Nov 2014, 15:39
von Sonnenblume14
@innenaussen

Ich kann mir dein Dilemma gut vorstellen, Du Arme. Es scheint aber ja ein generelles Verständnis bei deiner Chefin vorhanden zu sein. Meine hätte ebenso gehandelt; sie möchte vermutlich hören, dass du etwas unternimmst, um wieder gesund zu werden. Immer wieder weiter krankschreiben ist keine Lösung, wurde mir damals gesagt und am Ende stimmte das ja auch

In deinem Fall ... krankschreiben lassen (und zwar länger ... der Firma kommunizieren, dass das nicht mit zwei Monaten getan ist) und anfangen, Hilfe zu suchen. Psychologe, Psychiater, also Fachleute, ggfs Klinik, je nachdem, wohin der Rat der Fachleute geht. Du bist krank, also kannst du nicht arbeiten. Es wird eine Weile dauern, bis du das für dich realisiert hast. Wenn dir das alleinsein schwer fällt, versuche bei deinen Eltern unterzukriechen (wennd as möglich ist). Tu erstmal das, was DIR guttut. Dann kommst du zur Ruhe und Schritt für Schritt wieder auf den richtigen Weg.

Als erstes brauchst du einen versierten Arzt, der dir sagt, an wen du dich wenden musst.

liebe Gruesse
Sonnenblume