Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

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cinder89

Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von cinder89 »

Hallo zusammen,

das Ende meiner Kurzzeittherapie ist mehr oder weniger bald in Sicht.
Nach Aussagen meines Therapeuten bin ich jetzt soweit fit, ohne Therapie zurecht zu kommen.

Mein eigentlicher Wunsch wäre es gewesen, die Therapie bei einem anderen Therapeuten weiter zu führen.
Nach dieser Aussage traue ich mich jetzt aber auch nicht wirklich, mich um einen neuen Platz zu kümmern.
Ich möchte Menschen in akkuten Situationen mit Sicherheit nicht in den schwer zu bekommenden Therapieplatz wegnehmen, wenn ich ja schon "gesund" bin.

Aber ich fürchte mich etwas vor der Zukunft ganz ohne Therapie.

Deshalb meine Idee, mich in einer Selbsthilfegruppe anzumelden, quasi als Übergang zum Leben komplett ohne Unterstützung dieser Art.

Haltet ihr das für sinnvoll?

Was habt ihr für Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen gemacht?
Katerle
Beiträge: 11296
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Katerle »

Hey cinder,

wenn dein Therapeut dich entlässt, dann muss das wohl bedeuten, dass er dir zutraut, wieder alleine zurechtzukommen. Aber was ich in deinem anderen eröffneten Thema gelesen habe, lässt mich echt zweifeln.
Verständlich, dass du mit Unsicherheit kämpfst.

Eine Selbsthilfegruppe wäre schon sinnvoll, nur in deiner Situation würde ich es nochmal bei einem anderen Therapeuten versuchen.

Ich war auch in einer Selbsthilfegruppe für Ängste und Depressionen und hatte damit auch gute Erfahrungen machen können. Bin aber bereits seit längerer Zeit in einer anderen Gruppe, was ebenfalls sehr hilfreich für mich ist.

Das hat auch nichts mit Niederlage oder Versagen zu tun. Du spürst halt, dass du noch weitere Unterstützung benötigst. Es ist gut, aktiv zu werden und weiterhin die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen.

Wünsche dir viel Mut und Kraft!
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Zarra »

Hallo Cinder,
cinder89 hat geschrieben:Ich möchte Menschen in akkuten Situationen mit Sicherheit nicht in den schwer zu bekommenden Therapieplatz wegnehmen, wenn ich ja schon "gesund" bin.
Wenn man eine Weile hier gelesen hat oder ein paar Menschen mit Depressionen kennt: "Running gag", Durchschnittsaussage, die andauernd kommt - UND vor allem: gar nichts aussagt, außer daß sie typisch für Depressive ist. Und eher ungesund, um zu dem zu kommen, daß man selbst gut lebt.
cinder89 hat geschrieben:Nach dieser Aussage traue ich mich jetzt aber auch nicht wirklich, mich um einen neuen Platz zu kümmern.
Doch, das solltest Du tun, wenn Du das Bedürfnis hast! Wenn Dir zwei andere Therapeuten bescheinigen, daß Du "zu gesund" bist, kannst Du immer noch Asche auf Dein Haupt streuen und Dich "verkrümeln". Damit rechne ich aber eher nicht. Außerdem mußt Du eh mit Wartezeiten rechnen.

Eine Selbsthilfegruppe und Therapie schließen sich ja nicht aus, ergänzen sich im Idealfall eher gut.

Selbsthilfegruppen können sehr unterschiedlich sein. Damit es etwas bringt, muß schon etwas passen. Gut ist es auf alle Fälle, mindestens dreimal hinzugehen, bevor man sich entscheidet, daß es einem nichts bringt.

LG, Zarra
Salvatore
Beiträge: 3868
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Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Cinder,

ich wollte eigentlich ein ähnliches Posting wie Zarra schreiben... ;)

Abgesehen davon, was dein Therapeut meint, zählt doch eigentlich, was DU möchtest. Dein Wunsch ist es, zu einem anderen Thera zu wechseln... Dann tu das.
Wenn der neue Therapeut ebenfalls der Meinung ist, dass du keine Therapie mehr benötigst, sagt er dir das. (Für mich klingt es aber auch eher so, als wäre diese Gefahr nicht allzu groß.)

Die Idee mit der Selbsthilfegruppe ist auch abseits der Therapieüberlegungen eine gute Idee; zumal sich die Therapeutensuche hinziehen dürfte.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von katyfel »

Liebe Cinder,

von mir- auch aufgrund des anderen Themas- eher die Anregung, dich gleichzeitig zu kümmern...; In eine Gruppe kommst du normalerweise sofort rein bzw. kannst sie dir erstmal anschauen und reinspüren, ob es was für dich ist, bis ein fester Therapieplatz gefunden ist, dauert es meistens...
Und, vielleicht zur Beruhigung; Wenn du dann merkst, dass es dir doch "zu gut" geht, dann wird dich niemand verurteilen, im Gegenteil freut sich auch dann noch ein Therapeut über einen frei gewordenen Platz... und wenn nicht, dann bekommst du ihn und kannst dich in einen neuen Prozess stürzen :)

Liebe Grüße,
Sinfonia
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Liebe Cinder,

"so einfach" aus der Therapie entlassen zu werden, macht natürlich Angst. Zum einen ist das ein normales Gefühl, das auch sein darf. Das hat sicherlich jeder, egal, ob gesund oder nicht.

Ich kenne es so, dass die Therapiestunden seltener werden, man das Ganze praktisch "ausschleicht". Und meine Therapeutin war eigentlich für mich auch immer noch da, wenn es außerhalb der Therapiephase mal Bedarf gab. Das war manchmal nur alle zwei Monate eine Stunde, aber man ist irgendwie in Kontakt geblieben und fand später schneller zueinander. Im "Notfall" und wenn nur hin und wieder mal eine Stunde gemacht wird, kann man evtl. ja auch selber zahlen. Wie gesagt, ich rede von einem "normalen" Therapieende und einem "doppelten Boden", der dann hilfreich ist - ganz unabhängig von deiner jetzigen Situation.

Ich habe ja parallel dazu noch die PIA (psychiatrische Institusambulanz), die die Medibetreuung macht - wo aber in dem Zusammenhang auch Gespräche stattfinden. Wenn Du eine Psychiaterin hast, wäre die vielleicht auch ein Ansprechpartner für das Thema. Leider bekommt man auch die Termine nicht ohne Wartezeiten. Hast du einen Hausarzt, mti dem du so etwas besprechen kannst? Ansonsten wäre vllt tatsächlich eine Institutsambulanz (wenn sowas inder Nähe ist), oder auch ein Termin beim sozialpsychologischen Dienst eine Möglichkeit, den Bedarf abzuchecken.

Ich würde schon einmal parallel suchen - dann passt es vielleicht mit dem neuen Therapeuten zum Auslaufen der Therapie. Und die ersten Gespräche laufen ja eh über die Krankenkassenkarte.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Bonnylein
Beiträge: 26
Registriert: 23. Okt 2014, 18:20

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Bonnylein »

Hi Cinder ,

ich kann sehr gut nach empfinden ,was Du fühlst innerlich !
Schließe mich den Meinungen der anderen an ,lass Dein Inneres entscheiden .
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen ,als ich diesen Satz gesagt bekam und die Praxis verließ,
bekam ich erst mal eine Panikattacke und dachte ,na das geht ja gut los !!!

Selbsthilfegruppe ist eine gute Idee ,würde ich an Deiner Stelle so und so machen ,der Austausch kann nur gewinnbringend sein .

Eine zweite Möglichkeit hast du auch noch ,und zwar kannst Du nach Beendigung der Therapie einmal im Monat / oder im Quartal (weiß ich nicht mehr ganz genau ) wird mit Krankenkassenkarte abgerechnet
eine Reflektionssitzung bei einem Therapeuten machen ,ohne das ein Antrag gestellt werden muss .
Dient der Stabilisation dessen ,was man aus der Therapie mitnimmt .
Vor drei Jahren war das noch so ,denn es wurde mir angeboten .
Um Gewissheit zu bekommen ,würde ich dir raten einen kurzen Anruf bei deiner KKasse zu machen ,
dann weißt du genau bescheid .
Dann kannst du in Ruhe überlegen und einen neuen Antrag /Therapeuten stellen/suchen ...

Ich hoffe,Dir nichts falsches gesagt zu haben ,denn bei unserer kurzlebigen Gesundheitsreform ,kann
morgen alles anders sein !!

Ich hoffe ,das ich nicht wieder eine auf den Deckel bekomme ,so wie es gestern der Fall war ,
denn es liegt mir fern ,hier irgendeinem Forums Mitglied zu schaden !!!
Ich denke jeder schreibt hier seine eigenen Erfahrungen nieder,und keiner will den Anderen bekehren !!!
Oder verletzen ,denn das haben wir hier nicht nötig. Wir sitzen alle im gleichen Boot...

Sollte wieder einmal etwas aus meinen Fingern und aus meinem Kopf heraus geblubbert sein ,
und sich jemand dran stört ,bitte sprecht mich direkt an ,das wäre ein feiner Zug .

Liebe Cinder ,ich wünsche dir aus tiefstem Herzen alle Glück ,Stärke ,Kraft und Erfolg ...

GLG Bonny

Allen anderen einen schönen Abend und energievollen Tag .
Bonnylein
Beiträge: 26
Registriert: 23. Okt 2014, 18:20

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Bonnylein »

Hi ,Ich bins nochmal ,

Sonnenblume ich bin ganz bei Dir !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!11

Genauso ist es ,die PIA hab ich ganz vergessen, die auch eine super Arbeit leisen .

Bin selbst gerade vor ein paar Wochen dort gewesen ,sry hab ich vergessen ,geh im Jan. wieder hin .

Alles Liebe
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Zarra »

Hallo,
Sonnenblume hat geschrieben:Ich kenne es so, dass die Therapiestunden seltener werden, man das Ganze praktisch "ausschleicht". Und meine Therapeutin war eigentlich für mich auch immer noch da, wenn es außerhalb der Therapiephase mal Bedarf gab.
So oder so ähnlich passend läuft gute und verantwortungsvolle Therapie ab!

... ich habe das bei vielen "Versuchen" ein einziges Mal ganz super so erlebt und könnte es eventuell bei meiner jetzigen Therapeutin nochmals erleben (Vorschlußlorbeeren, ganz klar); leider passiert in vielen Fällen anderes.

Und, Cinder, auch wenn es eine klare Unterstellung ist: Es gibt einige Therapeuten, die Therapien gerne nach 20 bis 25 Stunden auslaufen lassen, also eigentlich nur Kurztherapien anbieten. Das hat mit dem größeren Aufwand bei Verlängerungsanträgen zu tun, manchmal vielleicht auch mit nicht ganz so großem Engagement und Kompetenz. Mit Dir als Person und Deinem Therapiebedarf hat das oft wenig zu tun.

LG, Zarra
cinder89

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von cinder89 »

Danke für eure lieben Beiträge.

Mein Therapeut schleicht die Sitzungen nicht aus, die sind nach wie vor wöchentlich.

Mit meiner Psychiaterin komme ich leider nicht so gut klar. Sie verschreibt mir quasi nur Medikamente, alles andere interessiert sie nicht.
Ich habe aber nächste Woche einen Termin bei einer neuen. Vielleicht spreche ich mal mit ihr darüber.

Bei der Selbsthilfegruppe melde ich mich auf jeden Fall schon mal an. Schaden kann es ja anscheinend nicht :)

Ich werde aber wahrscheinlich nochmal eine Therapie bei einer anderen Therapeutin versuchen. (siehe meinen Beitrag balance zwischen Tritt in den Hintern und auf sich achten).
Ich hoffe, ich bekomme da keine Probleme mit der Krankenkasse.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ende der Therapie in Sicht - danach Selbsthilfegruppe?

Beitrag von Zarra »

Hallo Cinder,
Mit meiner Psychiaterin komme ich leider nicht so gut klar. Sie verschreibt mir quasi nur Medikamente, alles andere interessiert sie nicht.
Das muß nicht ganz so sein, ist aber leider so unüblich nicht. - Bei Erstkontakten sollte es schon ein wenig anders sein, sie braucht ja auch einen Eindruck. Doch stelle Dich vorsichtshalber besser darauf ein, daß sie am liebsten nur eine kurze Zusammenfassung hören möchte. Wenn sie insgesamt aufmerksam ist und dann ein gutes Händchen hinsichtlich der Medikamente hat, ist das ja auch was, wenn auch nicht das, was man sich wünschen würde.

LG, Zarra
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