Zu zweit und doch allein...

nani
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Zu zweit und doch allein...

Beitrag von nani »

So fühl ich mich oft. Hab einen lieben Mann und doch dass Gefühl, allein zu sein, dass mich niemand versteht. Niemand ist eine Insel??? Jeder ist eine! Zwischen mir und den anderen türmt sicheine Mauer auf, kalt wie Gletschereis, dick wie Panzerglas. Und genauso durchsichtig. Reden und reden, gegen diese Wand. Alles umsonst. Niemand versteht, was es bedeutet, dahinter gefangen zu sein.
steffi
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Beitrag von steffi »

Hi Nani! Dieses Gefühl kenn ich nur zu gut, Du kannst nichts geben und nichts empfangen, weil alles in dir so leer ist..kennst du das, du kannst minutenlang auf eine leere Wand starren ohne daß Du irgendwas nachdenkst... Aber sei froh, daß Du jemanden hast, das "Eis"in Dir wird irgendwann schmelzen und du wirst wieder weicher werden und wieder etwas empfinden können. alles gute und kopf hoch steffi
chris
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Zu zweit und doch allein...

Beitrag von chris »

Ja das kenne ich auch, dieses Gefühl nicht zu den anderen durchdringen zu können. Hilfreich für beide Seiten fand ich da einen Artikel zum Thema Partnerschaft und Depressionen: http://community.netdoktor.com/ccs/de/d ... /index.jsp Vielleicht hilft das Dir weiter. beste grüße Mitternacht
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Liebe Nani, ja,das Gefühl kann keiner verstehen,der es nicht erlebt hat,aber hier wissen alle,was du meinst.Es wird dir helfen,wenn du einfach anfängst,etwas zu erzählen von dir.Irgendwann bricht das Eis um dich herum,es wird weh tun,aber es wird dann besser. Liebe(r) Mitternacht, das ist ein guter Tipp. Wie wäre es,wenn du die Adresse noch mal unter "Angehörige" bekannt gibst? Herzlichen Gruß Waltraut
susan
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Beitrag von susan »

Ich habe es jetzt wieder ganz deutlich gespürt, das Gefühl der Einsamkeit in der Zweisamkeit, was eigentlich nicht ganz stimmt, es müßte heißen, der Einsamkeit in der Viersamkeit, da zu meiner Familie 4 Personen gehören. Das Komische ist, auf der einen Seite fühle ich mich total alleine, und auf der anderen Seite fühle ich mich eingeengt, kann die Nähe meines Mannes und der Kinder nicht ertragen. Ich habe Angst, daß sie mich berühren, habe Angst, daß sie mir zu nahe kommen. Es ist für alle schwer zu verstehen, und tut weh... Ich bin so froh, daß Weihnachten, daß Silvester vorbei ist. Dieses Engegefühl, dieses Gefühl, alleine zu sein, obwohl alle um mich herum waren, machte mich immer trauriger. Ich kam mir vor wie eine Maus, die ihr Mauseloch nicht findet. Ich habe sonst eine kleine Ecke in der Schlafstube für mich, wo ich mich "verkriechen" kann, auch da hab ich mich nicht wohl gefühlt, wurde von Tag zu Tag immer unruhiger. Ich hatte das Bedürfnis, wegzulaufen, bin dann spazierengegangen, und habe mich noch einsamer gefühlt. Kennt das jemand, daß man Nähe sucht und sie, wenn man sie hat, nicht ertragen kann? Das widerspricht sich doch total... Ich wünsche allen noch einen schönen Neujahrstag. Gruß Susan


schildi
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Beitrag von schildi »

hallo susan, zunächst wünsch ich dir ein wunderschönes neues jahr, das dir mit sicherheit viele erfolge, aber auch leider einige rückschläge bescheren wird. aber ich wünsche dir, dass die erfolge und fortschritte überwiegen werden!! ich kann dich sehr gut verstehen. mir geht es genauso. ich habe lange mit mir kämpfen müssen, ob ich den sylvesterabend überhaupt mit jemandem zusammen verbringen wollte. habe mich dann dazu durchgerungen mit der schwester meiner frau, den beiden kindern und ihrem mann zu "feiern". nach feiern ist mir seit geraumer zeit nun überhaupt nicht. aber ich habe festgestellt, dass ich mich nicht immer verkriechen kann. ich muss schrittweise wieder zumindest in richtung eines normalen!?!? lebens kommen. oft sehne ich mich nach menschen, nach gesprächen, nach zärtlichkeit. aber ich kann einfach nicht. es läuft mir der kalte angstschweiss am rücken herunter und ich empfinde nur angst und panik. und das idiotischer weise auch oder gerade bei menschen, die mir wichtig sind, die mir gerne helfen wollen. aber ich kann es nicht zulassen und flüchte in die einsamkeit, die letztendlich auch nur wieder im grübeln, weinen und im selbstmitleid endet. ich stelle mir damit immer selbst ein bein, bzw eigentlich beide beine. liebe susan, du bist also nicht allein damit und das kann dir vielleicht auch schon helfen. der gestrige abend war harmonisch und angenehm, dennoch musste ich mich oft zurücknehmen und verkriechen, weil ich immer wieder heulanfälle bekommen habe und der ganze magen hat schmerzhaft rebelliert. hat sicher auch viel mit dem zurückliegenden jahr zu tun, das mich halt bis jetzt auf die härteste probe meines lebens gestellt hat. am besten komme ich mit menschen, die ähnlich betroffen sind, wie wir mit psychisch kranken und ehemals betroffenen zurecht. und ich denke, das ist auch ein guter einstieg für dich. ich kann nur von meinen positiven erfahrungen mit unserem patientenstammtisch und der gruppe in der tagesklinik berichten!! auch die kommunikation hier auf der page, auf der ich ja auch erst seit kurzem bin, ist balsam für die seele. auch du wirst es schaffen!!!!! du musst dir nur eine chance und viel zeit geben. alles liebe für dich, tolstoi.
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, beides, Nähe und Abstand kann ja gleichzeitig ein Bedürfnis von dir sein, es klingt nur absurd, ist es aber in meinen Augen nicht. Als ich krank war, hatte ich in bestimmten Krankheitsphasen ein sehr starkes Verlangen nach körperlicher Nähe- ich wollte einfach einen Körper spüren, es war ein sehr kindliches Bedürfnis. Ich kroch manchmal zu meiner damals 6-jährigen Tochter ins Bett und rollte mich unter ihrer Decke zusammen wie ein Embryo, was sie übrigens sehr lustig fand. Aber zu meiner Frau wollte ich nicht, denn zwischen uns gab es eine tiefe Kluft, weil sie meine Krankheit nicht verstand und ich mich von ihr abgelehnt fühlte. Sie repräsentierte auch mein schlechtes Gewissen, meine Schuldgefühle gegenüber der Familie und ich wollte mich ihr keineswegs so schwach zeigen wie ein kleines Kind. Also war beides da- Bedürfnis nach Nähe und der Wunsch, sich abzugrenzen. Das eine gehört zum kindlichen Bereich, das andere zum Erwachsenen und beide können sehr widersprüchliche Bedürfnisse haben. Das wird dir nun nicht viel helfen, dein Bedürfnis bleibt ja trotzdem brach liegen aber vielleicht ist es ja bei dir ähnlich wie bei mir damals und du kannst mal mit deinen beiden (in dir) reden und sie besänftigen. Lieber Gruß von Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Tolstoi wunderbar, wie du das alles beschrieben hast, danke für deine Zeilen. Ich weiß oft genau, was ich empfinde und wonach ich mich sehne, doch ich finde nicht die richtigen Worte. Dann sitze ich hier vor den Beiträgen anderer, lese sie und finde mich oft wieder. Ja, das tut gut, das auch andere so was durchmachen, dieses ständige Auf und Ab... Je näher mir die Menschen stehen, je mehr Probleme habe ich mit ihrer Nähe. Es war bei mir nicht daran zu denken, mit Bekannten oder Verwandten ins Neue Jahr zu "rutschen". Ich war schon mit meiner Familie total überfordert, war gereizt, unruhig, die Stimmen, Fragen, Musik, alles machte mir Kopfschmerzen....bin froh, das es vorbei ist. Ich setze mich innerlich aber auch unter Druck, am "normalen Leben" wieder teilnehmen zu müssen, wie Du schreibst. Die Schuldgefühle, das Selbstmitleid, es sind meine ständigen Begleiter. Habe auch geweint und das hat mich etwas erleichtert. Nun, da ich darüber schreiben kann, geht es mir auch wieder besser. Also danke nochmal an Dich, danke für die tröstenden Worte Liebe Grüße, alles Gute für Dich Susan


susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas, Du hast mir mit Deinen Worten deutlich gemacht, das es im Grunde zwei verschiedene "Sehnsüchte" nach Nähe sind, die ich habe. So hab ich das noch nie gesehen... Aber es ist wahr, dieses kindliche Ankuscheln fehlt mir sehr. Vielleicht ist es mir früher nicht so aufgefallen, da waren meiner Kinder anhänglicher, suchten auch die körperliche Nähe der Mutter. Nun, da sie fast erwachsen sind, fallen für mich einige Kuscheleinheiten weg.... Ja, und auch die von Dir beschriebene Kluft gibt es zwischen mir und meinem Mann. Durch einen Berg Unverständnis ist sie immer größer geworden und scheint mir zur Zeit unüberwindbar, da sie immer größer wird. Wir haben am 7.1. ein Probegespräch bei der Paarberatung. Ich habe innerlich schon resigniert, und doch habe ich einen Hoffnungsschimmer (wieder ein Widerspruch, ich scheine nur aus solchen zu bestehen), daß wir wieder zu einander finden, auf einem Weg, den wir vor lauter "Blindheit" nicht sehen. Wie war es bei Dir, ist Deine Frau, Deine Familie auch in die Therapie mit einbezogen worden? Liebe Grüße Susan


leo
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Beitrag von leo »

Hallo Susan, ich schreib jetzt mal hier, weil das ein Problem ist, das mich auch ganz stark betrifft. Ich kenne dieses Gefühl, solange ich denken kann, Sehnsucht nach Nähe, auch körperlicher und gleichzeitig diese grenzenlose Einsamkeit. Das war schon früher so, als wir noch eine vollständige Familie waren, gerade bei so Anlässen, wo die Familie eigentlich zusammenrückt. Jetzt ist es noch schlimmer geworden. Ich bin sehr viel allein, meine Töchter sind nur mehr sporadisch daheim und da meinme ich oft verrückt zu werden vor Einsamkeit. Aber wenn sie da sind, wird es mir auch gleich zuviel. Heute, als ich aus Berlin kam, hoffte ich direkt, dass keiner im Haus ist, aber jetzt ertrag ich die Einsamkeit schon wieder nicht mehr und sehne mich einfach nur nach einem Menschen. Und was mach ich da nicht alles, um dieses Gefühl des Getrenntseins loszuwerden!In Berlin war ich mit einem Mann, der fast 20 Jahre jünger ist als ich, der mir im Grunde fremd ist, mir teilweise auf den Geist geht und trotzdem führe ich diese "Beziehung" schon ein Dreivierteljahr. Warum? Weil ich da (körperliche) Nähe und (emotionale) Distanz habe. Das erzeugt dann vorübergehend wieder die Illusion des Nichtgetrenntseins. Kurzfristig. Das Kind in mir will kuscheln, die erwachsene Frau hat Angst vor Nähe, weil Nähe die Gefahr des Verletztwerdens in sich birgt. Eigentlich suche ich verzweifelt nach Nähe, aber ich kann oft nicht mal meine Kinder in den Arm nehmen. Ich glaube, es ist die innere Leere, die es verhindert, beides leben zu können und in Einklang zu bringen: Sich selbst zu genügen, aber auch fähig zu sein,sich anderen zu öffnen und sich in der Nähe mit anderen wohl und geborgen zu fühlen. Es gab kurze Momente in meinem Leben, wo ich mich z. B. auch in Gruppen wohlgefühlt und integriert fühlte. Aber das waren dann immer Ausnahmesituationen. Auch einmal in einer Liebesbeziehung, wo ich das Gefühl hatte, meine Seele geht auf und hat endlich heimgefunden. Das hat sich aber auch wieder in Rauch verflüchtigt. Ist es die Ursehnsucht, die jeder Mensch nach dem Geburtstrauma der Trennung von der Mutter in sich trägt, diese verzweifelte Sehnsucht nach Nähe? Und dann der Frust darüber, dass sich diese symbiotische Einheit nicht mehr herstellen lässt, dass man dann "normale" Nähe nicht mehr zulassen kann??? Wünsch dir und allen anderen hier eine gute, erholsame Nacht. Grüße von Leo
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, nein, meine Familie wurde nicht mit in die Therapie einbezogen- die Kinder waren noch zu klein und meine Frau hat es mehr oder weniger abgelehnt. Sie kann sich einfach gar nicht vorstellen, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmen könnte- das andere Extrem zu mir. Sie hat mit alldem nichts zu tun, es ist meine Krankheit- basta. Durch ihre Einstellung ist auch, das wurde mir langsam klar, eine generelle Rollenverteilung in der Familie entstanden: Für Probleme, gleich welcher Art, war schon immer ich zuständig- Natürlich auch meine Schuld, ich habs ja mit mir machen lassen. Alles Schwere, Problematische, landete wie durch Magie bei mir und ich habs mir aufgeladen- ich kenne einige Beziehungen, wo es ähnlich läuft. Ist das bei dir auch so ähnlich? Ich rechne heute nicht mehr damit, dass meine Frau sich ändert, da kann man ja u.U. lange warten- zu lange. Wenn sich was ändern soll, hilft alles nichts, muss man die eigenen Möglichkeiten ausloten, was man ändern kann. Verzeih, wenn das grob klingt aber ich glaube wirklich, dass es oft so ist. Es ist eine bittere Pille, aber noch viel bitterer ist es, einer Hoffnung nachzuhängen, die sich nie erfüllt und derweil zerrinnt einem das Leben zwischen den Fingern. Natürlich ist klar- ich spreche von meiner Erfahrung, meiner Beziehung und bei dir kann ja wirklich die Paartherapie eine Wende bringen. Kann es nicht sein, dass deine momentane Angst vor Nähe Ausdruck von innerer Rebellion ist, dass du nicht mehr lieb sein willst? Es würde mich sehr interessieren, wie du das siehst, wenn du magst. Lieber Gruß von Thomas
Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Lieber Thomas, Mein Freund der Neurologe ist hat mir auch zu einer Paartherapie geraten. Ihm hätte das bei seiner Ehe sehr viel gebracht...als ich dann sagte "ja, aber ihr seid doch geschieden" meinte er"ja, aber momentan wars besser" Ich muss sagen das diese Aussage mich nicht vom Stuhl gerissen hat und eigentlich hab ich im Moment so wenig Bock auf meinen Mann das es mir schon als Verarsche vorkommt da überhaupt hinzugehen! Ich bin auch im Moment so egoistisch das ich lieber nur zu meiner Therapie gehe(zeitmangel) Ich weiss das er sehr unter mir zu leiden hat...aber das hab ich auch...wir sind nicht gut füreinander-nicht mehr-wir schaden einander nur noch... Gruss MOMO
titanic
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Beitrag von titanic »

Liebe Susan, ja, das kenne ich leider nur zu gut. Auf der einen Seite steht das Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit und auf der anderen Seite das "Rühr-mich-nicht-an"-Gefühl. Vielleicht irritiert dich diese Tatsache deswegen etwas mehr, weil deine Familienmitglieder in der Regel so verständnisvoll sind (wenn ich das jetzt bisher richtig mitgekriegt habe) und du vielleicht das Gefühl hast, dass du unter diesen Umständen keine Ablehnung gegen deine Familie spüren dürftest ? Wenn die Familie bzw. der Partner weniger verständnisvoll ist, das ganze Thema "Depri" weit von sich wegschiebt, sich z.B. auch einer Paartherapie verweigert etc.etc.(Thomas hat's bereits oben beschrieben - auf mich trifft es auch zu), dann empfindet man es wohl als "legitimer", dass man sich in sein Schneckenhaus zurückzieht, bzw. sich lieber mal bei den Kindern ankuschelt (diese stellen keine Bedingungen...) Ist schon spät - kann irgendwie nicht so toll formulieren. Ich hoffe, man kann's trotzdem verstehen. Viele liebe Grüße Titanic
susan
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Beitrag von susan »

Liebe Leo, Du hast den Widerspruch sehr gut beschrieben, danke für deine Zeilen. Auf der einen Seite ist man total unzufrieden, fühlt sich alleine, sehnt sich nach Nähe, Geborgenheit....und dann, wenn alles so ist, kannst Du die Nähe nicht ertragen. Du wünschst Dir, wieder allein zu sein. Dieses ständige Hin und Her in mir, diese Unzufriedenheit, die damit verbunden ist, nimmt mir viel Kraft (nicht nur mir!) Meine Familie weiß schon gar nicht mehr, was richtig und falsch ist, wie sollen sie sich verhalten? Je öfter sie meine Ablehnung spüren, je weniger suchen sie meine Nähe. Nach dem Lesen Deiner Zeilen ist mir auch bewußt geworden, daß die Nähe, die ich vermisse, hier, in meiner Familie nicht zu finden ist. "Ist es die Ursehnsucht, die jeder Mensch nach dem Geburtstrauma der Trennung von der Mutter in sich trägt, diese verzweifelte Sehnsucht nach Nähe? Und dann der Frust darüber, dass sich diese symbiotische Einheit nicht mehr herstellen lässt, dass man dann "normalen meiner Familie nicht zu finden ist." Ich glaube, das das was Du da geschrieben hast, auf viele von uns zutrifft. Das ständige Enttäuschtsein darüber, "es" nicht zu bekommen, macht uns so traurig. Liebe Grüße Susan


susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas, es war sicher kein einfacher Weg für Dich und du kannst stolz sein, daß Du es geschafft hast. War sicher schwer, da deine Frau meinte, "mit alledem" nichts zu tun zu haben. Ja, das trifft auch bei mir zu, daß ich alles geregelt habe, daß die Probleme, egal welcher Art, bei mir gelandet sind. Das war aber nur solange, wie ich "funktionieren" konnte. Meine Krankheit begann, als ich anfing, mich mit mir zu beschäftigen. Da sich damit auch für die ganze Familie viel änderte, kam es immer öfter zu Auseinandersetzungen... Das ging auf einmal nicht mehr so "automatisch". Ich habe sehr lange Zeit geglaubt, daß ich meinen Mann ändern kann. "Das muß er doch merken" "Das muß er doch sehen" Nichts passierte und meine Enttäuschung wuchs. Die Ernüchterung kam mit zunehmenden Beschwerden, die ich anfangs nicht einzuordnen wußte. Heute weiß ich, und ich habe es hier aus vielen Beiträgen rausgelesen, daß das Warten auf Änderung sinnlos ist. Bis ich das begriff, dauerte Jahre und ich inverstierte meine Kräfte in diese, so falsche Richtung. Nun ist mein Mann zwar auch der Meinung, daß das meine Krankheit ist, er hat immer noch nicht begriffen, daß er sie mit verursacht hat. Im Gegensatz zu Deiner Frau ist er aber bereit, mit zur Therapie zu kommen. Unsere Erwartungen an diese sind genauso unterschiedlich wie unsere Erwartungen an uns. Ich denke, daß es mit Hilfe der Therapie möglich ist, andere Denkweisen, Verhaltensmuster zu entwickeln (ich glaube, da genügt nicht, wenn nur ein Partner bereit ist, sondern b e i d e müssen bereit sein, Kompromisse einzugehen) Mein Mann dagegen, jedenfalls habe ich das aus seinen Worten bis jetzt rausgehört, erwartet, daß man m i r dort m e i n e "Fehler" aufzeigt. Er geht davon aus, alles richtig zu machen. Diese unterschiedlichen Erwartungen lösen bei mir Resignation, das Gefühl der Sinnlosigkeit aus. Es ist deshalb nur ein winziger Hoffnungsschimmer, den ich habe... "Kann es nicht sein, dass deine momentane Angst vor Nähe Ausdruck von innerer Rebellion ist, dass du nicht mehr lieb sein willst? Es würde mich sehr interessieren, wie du das siehst, wenn du magst." Ich war eine gut funktionierende, artige, folgsame Ehefrau, Mutter, Tochter... Doch das nur solange, wie ich nicht über mich nachdachte. Als das anfing, das ich mich fragte, was ich mag, wer ich bin, ging gar nichts mehr...Für die andern und für mich... keiner wollte etwas über das wissen, was ich fühle, denke, mag...alle wollten die "alte" zurück. Und ich? Ich wollte nicht mehr lieb, artig, gut funtionierend sein. Ich habe rebelliert, mein Körper hat sich mit Schmerzen gemeldet. Und ich glaube, Du hast recht, das ist ein wichtiger Punkt, daß ich die Nähe zur Zeit nicht ertragen kann. Ich fühle mich nicht ernst genommen, unverstanden... Du hast es mir mit Deinen Worten ganz deutlich gemacht, ich w i l l nicht mehr lieb sein!! Liebe Grüße Susan


susan
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Beitrag von susan »

Liebe Titanic, danke auch für deine Zeilen. Mir ist auch durch Deine Antwort wieder vieles deutlich geworden. Es ist schon richtig, meine Familie hält zu mir, das bedeutet nicht, daß sie mich verstehen. Es gibt immer noch eine Menge "Reibungspunkte", die mich unsicher werden lassen, ob es gut für mich ist, hier, in meiner "Problemumgebung" gesund zu werden. Die Nähe, die ich suche, kann mir mein Mann nicht geben und er sucht Nähe, die ich ihm nicht geben kann. Wir "suchen" aneinander vorbei und ich hoffe, so habe ich es auch Thomas schon geschrieben, daß wir in der Paartherapie eine gemeinsame Sprache finden. Liebe Grüße Susan


Thomas

Zu zweit und doch allein...

Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, vielen Dank für deine Antwort- es steht viel darin, was mich beschäftigt. Du schreibst, ich hätte es geschafft- das stimmt nur bedingt und zum Teil. Was ich, auch unter dem Druck der Krankheit, verändern konnte, war vor allem ein Loslassen der Illusionen, die ich mir über unsere Beziehung gemacht hatte. Mir wurde zwangsläufig klar, dass ich für meine Frau vor allem eins habe: eine Funktion, besser viele Funktionen. Und man hat ja auch tatsächlich Funktionen in einer Beziehung, aber das kann nicht das tragende Element einer Beziehung sein und die Sehnsucht nach Angenommensein als der Mensch, der man ist, die kann so nie befriedigt werden, so sehr man sich auch anstrengt. Und ich habe mich gewaltig angestrengt, weil ich eben (unterbewusst) hoffte, dafür werde ich eines Tages auch wirklich geliebt. Diese Illusion aufgeben zu können, war sicher ein sehr wichtiger Schritt. Er hat mich in die Lage versetzt, mich den Dingen und Menschen zuzuwenden, wo es etwas für mich zu holen gibt. Ich hörte langsam auf, ein Teil des Lebensarrangements meiner Frau zu sein und fragte endlich danach, wie ein für mich günstiges Arrangement aussehen könnte. Diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen, aber sie ist jedenfalls unaufhaltsam. Ob sich daraus eine neue Perspektive für uns ergibt, ist offen und ich zweifle manchmal daran. Sie hat den Kampf, mir in jeder Hinsicht ihren Stempel aufzudrücken, nicht wirklich aufgegeben und das zeigt mir, dass sie auch nicht verstanden hat, worum es geht. Es wird sich zeigen, ob ich dann auf Dauer noch ein interessanter Partner für sie bin und ob es mir auf Dauer ausreicht, mich gegen den Menschen an meiner Seite zu behaupten, anstatt mich an ihn anlehnen zu dürfen. Ich denke, du bist auch auf diesem Weg. Ob ein Kompromiss möglich ist, kann man vielleicht am Anfang gar nicht sagen und wenn man den Kompromiss als Ziel vor Augen hat, hat man ihn schon gemacht. Ich wünsche dir sehr, dass du dich im Mittelpunkt dieses Prozesses sehen kannst und nicht deine Beziehung. Es ist vielleicht der wichtigste Schritt deines Lebens! Ganz lieber Gruß von Thomas
heike56
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Beitrag von heike56 »

Lieber Thomas und ihr anderen sich ganz gewaltig anstrengen um gemocht zu werden, kenne ich nur zu gut. Es hat bei mir in einigen Bereichen dazugeführt, dass ich m e i n e Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen habe, nur Sachen getan habe, um Anerkennung zu bekommen und zu glauben, ich werde gemocht. Ich lerne jetzt gerade bei meinen Eltern Grenzen zu setzen, auch wenn es eine schwierige Situation ist,-hatte ich ja drüber geschrieben-, zu sagen, ich bin auch krank und nur begrenzt belastbar. Wo mir das bewußt ist, fällt ein großer Druck von mir ab. Ich kann ihnen zeigen ich bin da, ich denke an Euch, kann euch auch besuchen kommen, aber mehr kann ich nicht tun. Vielleicht klingt es widersinnig, aber das Erkennen der eigenen Möglichkeiten und ihrer Begrenzheit, erleichtert mich. Thomas, wie geht es dir? Du schreibst viel hier, aber wenig, wie es dir zur Zeit geht. Ich bin froh, dass ich gerade jetzt eine Therapie mache und die Unterstützung der Therapeutin habe. Ich habe viel weniger ein schlechtes Gewissen. Und was ganz wichtig ist, ich nehme mich wieder wahr,bin nicht mehr "Spielball" der Situation, sondern als Mensch, der handeln kann, der Macht über sich selber hat. Dieses Gefühl nicht mehr nur Opfer zu sein, ist für mich sehr wichtig. Klingt vielleicht ein bißchen komisch, aber diese Einsicht ist für mich sehr wichtig. Ganz liebe Grüsse Heike 56
Thomas

Zu zweit und doch allein...

Beitrag von Thomas »

Liebe Heike, widersinnig ist es ganz und gar nicht, wenn dich das Erkennen deiner Grenzen und Möglichkeiten erleichert. Es ist ja gerade auch ein Problem von depr. Menschen, dass sie ihre eigenen Grenzen eben nicht spüren und sich nicht abgrenzen gegen andere. Einen Rahmen zu haben, zu wissen, was man kann und was nicht, gibt Sicherheit. Und Grenzen hat ja sowieso jeder Mensch und die zu kennen, ist einfach furchtbar nötig, um klarzukommen. Es ist schön, dass du das für dich herausfinden konntest und auch fühlst, wie das erleichtert. Sicher kommt daher auch, dass du das Gefühl verloren hast, ein Spielball und Opfer zu sein- man darf Grenzen haben und darf Nein sagen, man ist es sich einfach schuldig. Nein sagen zu lernen, war auch für mich ein sehr anstrengender Prozess. Ich hatte sehr viel Angst, dadurch noch weiter an Attraktivität für andere zu verlieren, ich hatte einfach nie in Frage gestellt, ob das ständige Geben überhaupt taugt, um gute Beziehungen zu haben. Aber eher das Gegenteil tritt ein- wenn man nicht ständig allen die eigenen Kräfte hinterwirft, wird man mehr geschätzt. Sich abzugrenzen erzeugt Achtung bei anderen! Mir geht es z.Zt. recht gut- wenn ich aufs vergangene Jahr zurückschaue kann ich sagen, dass ich mich weiter stabilisiert habe. Ich erlebe auch immer wieder schlechte Tage, auch Wochen, in denen ich manchmal Angst habe, wieder "umzukippen". Aber es passiert nicht, vielleicht auch deshalb, weil ich gelernt habe, etwas gegenzusteuern. So geht es jetzt seit 3 Jahren immer weiter Richtung Stabilität. Aber der Prozess des Umdenkens und -fühlens ist immer noch im Gang, ich habe ja weiter oben davon geschrieben. Ich bin insgesamt dankbar für diese Entwicklung und es gibt mir viel, hier von meinen Erfahrungen erzählen zu können, deshalb schreibe ich. Ich würde nicht zögern, hier auch deutlich zu sagen, wenn es mir schlecht ginge, aber wie gesagt.. toi, toi, toi Ich grüße dich herzlich Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas, danke für Deine lieben Zeilen. Durch sie ist es mir wieder einmal bewußt geworden, daß ich noch einen langen Weg vor mir habe. Ich habe aber auch das Gefühl, und da sind nicht wenige in diesem Forum "schuld", daß ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe geschrieben, Du hast es "geschafft", weil ich durch Deine Beiträge hier das Gefühl habe, Du bist schon ein ganzes Stück weiter als ich. Mir helfen Deine Erfahrungen sehr. Ich bin noch am Anfang, denke noch viel daran, was andere denken und fühlen, will ihnen nicht wehtun. Das Leben ist zwar für mich wieder lebenswert geworden, aber sehr oft erfaßt mich das Gefühl, überflüssig, nutzlos zu sein. Ich klammere mich vielleicht an Dinge, die es gar nicht wert sind, daß man an ihnen hängt. Ich lasse es noch sehr oft zu, daß man mich verletzt und bin sehr traurig darüber, daß ich nicht stark genug bin, keinen Panzer habe, an dem das alles abprallt.. In dieser Hinsicht habe ich große Probleme mit meiner Tochter, die in einigen Tagen 17 wird. Sie ist sehr unausgeglichen, auch durch den wenigen Schlaf, den sie durch ihre Ausbildung hat. Sie ist dann oft gereizt, und überlegt nicht, was sie sagt. Da fehlen mir oft die Worte, ich ziehe mich zurück, bin einfach nur traurig. Und ich habe das Gefühl, je öfter sie diesen Rückzug von mir erlebt, desto schlimmer wird es. Ich habe nicht die Kraft, mich durchzusetzen, Regeln aufzustellen. Ich würde mich freuen, wenn sich das ändert, es raubt mir auch wertvolle Kräfte. Sicher habe viele, die Kinder in diesem Alter haben, auch diese Erfahrung gemacht. Pubertät und das dazugehörige Trotzverhalten sind ganz "normal". Mir macht es zu schaffen. Wie verhalten sich Deine Kinder Dir gegenüber? Zeigen sie Verständnis? Dann würde mich noch interessieren, ob Du noch Medikamente einnehmen mußt, oder ob Du ohne sie klarkommst. Vielleicht hast Du es hier auch schon mal erwähnt, ich habe die älteren Beiträge nicht alle gelesen. Liebe Grüße Susan


Thomas

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Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, deine große Verletzlichkeit ist doch für eine Depr. ganz normal und ein Panzer, an dem alles abprallt ist auch nicht ein wirklich lohnendes Ziel. Dann hättest du ja auch keinen Zugang mehr zu deiner sensiblen Seite. Ich mache jede Wette: du hast deiner Familie und bestimmt auch Freunden und Bekannten immer sehr viel gegeben und jetzt, wo du krank bist und das nicht mehr in dem Maße kannst, fühlst du dich nutzlos. Aber das soll dir sicher auch zeigen, wie wenig du dich im Grunde selber schätzt und wie wenig stolz du bist auf das, was du alles kannst und leistest. Aber du bist ja auch krank momentan, da sind diese Gefühle der Nutzlosigkeit sozusagen normal, aber sicher nicht der tatsächlichen Situation angemessen. Kinder die erwachsen werden sind schon für kerngesunde Eltern oft eine große Belastung. Mein Sohn ist jetzt 19, meine Tochter 14- mit ihr beginnt gerade der Nervenkrieg. Als ich meine schwer depr. Zeiten hatte, war der Sohn gerade in diesem Alter und ich konnte gar nicht anders, als seine Angriffe und Frechheiten persönlich zu nehmen. Zwar versuchte er aufrichtig, auf mich Rücksicht zu nehmen aber im Endeffekt führte das zu nichts, es machte mir ein schlechtes Gewissen weil ich merkte, wie er rumdruckste und mir aus dem Weg ging. Susan, die Kids können damit nicht umgehen, selbst Erwachsene können meist nicht mit Depr. umgehen. Ich habe mich so geschämt, so ein schwacher Vater zu sein, es war ganz furchtbar. Und das war es auch, was den Ausschlag für mich gab, in die Klinik zu gehen, ich wollte dieser emotional verkorksten Situation aus dem Wege gehen, weil ich merkte, dass man sie nicht lösen kann und dass sie mich in meiner Depr. festhielt. Jeden Tag wurde meine Unfähigkeit, Nutzlosigkeit wieder bestätigt, holte ich mir kalte Duschen ab und fühlte mich so draußen, dass es nur noch weh tat. Die Klinik hat diesen Teufelskreis durchbrochen, sie hat ganz viel geholfen. Vorübergehende Distanz kann sehr klärend sein- für dich und deine Familie. Wenn du immer daran denkst und dich darauf konzentrierst, wie du am besten wieder voll funktionsfähig wirst, bekommst du den falschen Focus und hältst dich selbst in der Depr. fest. In der Klinik bist du krank und basta! Meine Beziehung zu den Kindern ist heute sehr verändert, sie hat sich mitverändert, weil auch die zu meiner Frau sich verändert hat. Ich war früher eine Randerscheinung in der Familie insofern, dass meine Frau praktisch alle emotionalen Nischen bei den Kindern belegt hatte. Mich gab es eigentlich gar nicht. Die Kinder liefen mir nie entgegen, wenn ich nach Hause kam, beim Essen fanden alle Gespräche zwischen meiner Frau und den Kindern statt. Meine Frau ist ein enorm dominanter Mensch, unglaublich präsent und füllt allein einen ganzen Saal (im übertragenen Sinne natürlich). Ich hatte einfach nie die Energie, mich neben ihr ausreichend bemerkbar zu machen- ein ideales Umfeld für einen Depr. Und natürlich nahm ich diese Verhältnisse immer als Beweis dafür, dass ich wirklich nutzlos und und nicht liebenswert bin. Inwischen hat sich daran einiges geändert- sie ist immer noch sehr dominant, es ist ihr Wesen, für das sie nichts kann, aber es erreicht mich nicht mehr in dem Maße. Und so wurde ich auch langsam zu einer wahrnehmbaren Person für meine Kinder. Ich teile bestimmte Dinge mit ihnen, weil sie wissen, da bin ich kompetenter, und andere Dinge teilen sie lieber mit meiner Frau. Liebe Susan, ganz viel, was du im Moment an negativen Gefühlen aushalten musst, geht einfach auf das Konto der Depr. Dein Abwehrpanzer wird stärker werden und diese Zeit der Depr. wird dich auch befähigen besser zu entscheiden, was durch darf durch den Panzer und was nicht. Ich nehme heute noch die Hälfte einer Normaldosis Fluctin. Ich wollte es schon verschiedene Male weglassen, aber mein Doc meinte, die Langzeitverträglichkeit sei so gut, dass sich das Risiko nicht lohne und Nebenwirkungen habe ich ja keine. So Schluss jetzt. Ich schreibe sonst noch Stunden und ich wollte doch in die Badewanne. Lieber Gruß Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Thomas, ich danke Dir für Deine Offenheit, ich habe den Beitrag gelesen ... und ich habe geweint. Es war kein "trauriges" Weinen, eher ein erleichterndes. Erleichternd deshalb, weil ich fühle, Du verstehst, Du hast vieles schon durchgemacht, kennst diese Qualen... Ich war heute zum Gespräch, es hat mich sehr aufgewühlt, ich habe Migräne und bin auch sonst nicht gut drauf. Wollte Dir aber unbedingt schreiben, daß ich mich sehr über Deine Zeilen gefreut habe. Demnächst mehr..... das Thema ist unerschöpflich. Wünsche Dir noch einen schönen Abend. Liebe Grüße Susan


Thomas

Zu zweit und doch allein...

Beitrag von Thomas »

Liebe Susan, war das schon das Vorgespräch für die Paartherapie? Geht es dir heute besser? Schreib nur, wenn du dich danach fühlst. Lieber Gruß von Thomas
susan
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Zu zweit und doch allein...

Beitrag von susan »

Lieber Thomas, heute geht es mir wieder besser, das ist auch darauf zurückzuführen, dass die Anspannung, die sich Weihnachten/Silvester bei mir aufgebaut hatte, langsam nachlässt. Ich wusste schon gar nicht mehr wohin, alle waren immer da, die Enge war kaum auszuhalten. Morgen gehen die Kinder wieder zur Schule, und ich kann mich mal ganz ruhig vor den PC setzen und ein paar Beiträge lesen oder was schreiben....freue mich schon auf die Einsamkeit. Deine Zeilen haben mich sehr nachdenklich gemacht. Gerade die Sache mit dem Panzer, natürlich würde ich dann nichts spüren, nicht wahrnehmen, was mir gut und was mir nicht gut tut. Es ist nur so in manchen Momenten der Verletztheit, dass ich das Fühlen abschalten möchte, nicht als Dauerzustand, nein einfach nur, bis ich wieder klar denken kann, mich wehren kann. Ich fühle mich oft so hilflos, so alleine mit meinen Empfindungen, spüre die Sinnlosigkeit, darüber zu reden, die Gedanken auszusprechen. Ich fühle dann nichts als diese Leere, die sich immer mehr ausbreitet...... Wie Du schon sagst, die Kinder haben Probleme, das alles einzuordnen. Es passt nicht in ihre so heile Welt, passt nicht zu dem Menschen, den sie kannten, der immer für sie da war und den sie evtl. zu ihrem Vorbild machten. Da ist auf einmal ein Elternteil, dass nicht mehr geben kann, dass ihre Nähe nicht erträgt, sich zurückzieht und nicht mehr für sie da ist. Völlig verständlich, dass sie sich zu dem hingezogen fühlen, der für sie und ihre Probleme da ist, der ihnen etwas geben kann. Das Wort Krankheit können sie schon gar nicht mehr hören, schließlich müssen sie selbst auch weiterfunktionieren, wäre auch schlimm, wenn sie mit abtauchen in den Sumpf der Sinnlosigkeit und Traurigkeit.... Es tut nur so weh, dass sie sich dann immer mehr zurückziehen, dass sie einen förmlich übersehen. Du hast dieses Gefühl, dich schlecht zu fühlen als nicht funktionierendes Elternteil, gut beschrieben. Alle versuchen zwar Rücksicht zu nehmen (auch das bedeutet mir viel!) aber ich spüre die Frage, die überall in der Luft liegt: Wann ist das endlich vorbei, wann ist sie wieder normal? Sie können die Unzufriedenheit, die ich empfinde, nicht nachvollziehen, gerade, weil alles immer so gut funktionierte.( aber das hatten wir ja schon...) In meinem gestrigen Gespräch hatte ich das angesprochen, dieses Auf und Ab, was mir zur Zeit so zu schaffen macht, diese Scham- und Schuldgefühle den Kindern gegenüber, die Auseinandersetzungen, denen ich jetzt nicht gewachsen bin. Kaum denke ich, ich bin einen Schritt weitergekommen, da wirft mich das kleinste Problem wieder einen Schritt zurück.... Ich habe auch aus Deinen Zeilen rausgelesen, dass Du es kennst, dieses Gefühl, auf der Stelle zu treten, sich überflüssig, nutzlos zu fühlen. Ich habe mich entschlossen, in der nächsten Woche einen Antrag auszufüllen, für den Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik. Meine Therapeutin stimmte mir zu, denn auch sie ist der Meinung, dass einige meiner Probleme besser in einer Klinik, die Gruppentherapien u. a. anbieten, aufgehoben sind. Es wäre sogar sinnvoll, denn man könnte in einer anschließenden ambulanten Therapie dort auftretende Probleme durchgehen. Ich glaube, dass dies der z. Zeit beste Weg ist, in Richtung Heilung. Du hast wegen der Paartherapie gefragt, wir gehen dort Montag abend hin und ich werde auf jeden Fall schreiben, wie es dort war..... Bin mir wichtiger geworden, und das auch durch Deine Worte. Nicht, dass ich ohne Hoffnung zur Paartherapie gehe, aber in erster Linie werde ich mich um mich, um die Klinik kümmern. Du kannst stolz auf Deine Erfolge sein, denn ohne Deine Kraft hätte es die Veränderungen in Deiner Familie nicht gegeben, würde Dich heute noch keiner wahrnehmen. Ich wünsche Dir auch weiterhin, dass Dein Panzer stark genug ist, Verletzungen jeder Art abzuwehren. Liebe Grüße Susan


waltraut
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Zu zweit und doch allein...

Beitrag von waltraut »

Liebe Susan, ich hatte dir versprochen,mich wegen einer Klinik,die den Partner einbezieht,zu erkundigen. Die Bekannte,die da war,kann ich leider nicht erreichen. Aber wenn du dich jetzt in einer psychosomatischen Klinik anmeldest,kannst du ja gezielt nach so einer Möglichkeit fragen,wenn du es noch willst. Es hat hier schon einige Zuschriften zu bestimmten Kliniken gegeben. Wenn es dich interessiert,könntest du sie heraussuchen. Tut mir leid,daß ich dir jetzt nichts Konkretes sagen kann. Für deine Paartherapie wünsche ich dir alles Gute. Ich bin froh,daß du jetzt deinen Weg ziemlich klar vor dir siehst. Ganz lieben Gruß, Waltraut
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