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Zurück aus der Klinik

Verfasst: 8. Sep 2014, 20:32
von südwind55
Hallo,
ich weis gar nicht recht wo ich anfangen soll.
Mein Partner hat seid ca 25 Jahren eine Zwangserkrankung mit sehr vielen auffälligen Verhaltensweisen und letztes Jahr kamen noch Depressionen hinzu. Das Leben mit ihm wurde im Laufe der Jahre immer schlimmer und für mich zum Schluss fast nicht mehr auszuhalten. Im Mai war er das erste mal bereit in eine Klinik zu gehen.
Ich war zu diesem Zeitpunkt fast am Ende und konnte einfach nicht mehr. Da die Klinik in der Nähe unseres Wohnortes war, war er die Wochenenden meistens zu Hause, was für mich jedesmal sehr belastend war. Jetzt steht die Entlassung aus der Klinik an, und ich habe wahnsinnige Angst davor.
Kann mir da jemand helfen?

Danke
Südwind 55

Re: Zurück aus der Klinik

Verfasst: 10. Sep 2014, 10:44
von SucheAustausch
Hallo Südwind,

ich kann Dich sehr, sehr gut verstehen... Ich habe gerade nicht so viel Zeit, lange zu antworten.

Nur so viel:

ich habe auch sehr unter den Wochenendbesuchen meines Mannes gelitten. Er kam auch jedes Wochenende und ich fand es immer nur schrecklich! Mein Mann ist jetzt seit 2,5 Jahren wieder zu Hause, noch nicht gesund (wird er wahrscheinlich nie), aber es wird besser. Die erste Zeit war eigentlich noch ganz ok. Er war an einem Wendepunkt, wollte Veränderungen anstoßen und hat dann LEIDER den Schwanz eingezogen...

Nun sind die Umstände gleich geblieben (alter Job, der ihn regelmäßig fertig macht) und er versucht auf seine Weise, damit klar zu kommen.

Die Zeit nach der Klinik kann auch eine recht gute Zeit werden! Er wird Hilfestellungen mitbringen, Ideen und vielleicht einen gewissen Enthusiasmus.

Aber es wird ein langer Weg, vor allem, wenn er sowieso chronisch krank ist.

Mir hat geholfen, mich um mich zu kümmern und ihn sein zu lassen. Das gelingt mir mal mehr, mal weniger, aber in der Regel bin ich zwei mal in der Woche allein unterwegs (ich würde fast auch öfter, aber meine Tochter soll ja auch nicht nur das Gefühl haben, dass ich weg bin), ich genieße die Abende, die mein Mann um 19 Uhr ins Bett geht und versuche, nicht mehr so viel darüber nachzudenken, was er macht.

Er braucht länger, um seine Grenzen zu setzen. Bei der Arbeit, die ihn regelmäßig richtig fertig macht und auch im privaten Bereich. Ich hätte längst reagiert, aber er braucht lange Zeit.

Ich hoffe, Dein Partner kann aus der Klinik Dinge ziehen, die ihn zu Veränderungen anregen. Mein Mann hatte wie gesagt schöne Ideen und hat sie leider nicht umgesetzt, vor lauter Angst.

Vielleicht magst Du mal schreiben, wie es bei Euch jetzt läuft?

Alles Liebe

Austausch

Re: Zurück aus der Klinik

Verfasst: 10. Sep 2014, 20:38
von südwind55
Hallo Austausch,

danke für Deine Antwort.
Mein Mann kommt in ca 1- 2 Wochen nach Hause, und will dann mit einer Wiedereingliederung an seinem Arbeitsplatz beginnen. Das hört sich alles gut an, aber ich habe leider in den letzten Jahren immer sehr viele negative Erfahrungen mit ihm gemacht.

Er war Anfang letztes Jahres auf einer Reha und kam so voller Elan und neuen Mutes zurück. Wollte sich zuhause auch gleich einen Therapieplatz suchen, aber leider hat er die Therapie dann sehr schnell wieder abgebrochen, und alles wurde immer schlimmer.
Ich bin deswegen im Moment eher skeptisch , ob das alles auch so klappt.
Ich versuche viele schöne Dinge für mich zu machen. Ich arbeite daran , das ich nicht mehr so viel nachdenke was er macht. Aber es fällt mir noch schwer.
Ich hoffe doch sehr , das er die Veränderungen diesmal länger umsetzen kann. Aber ich glaube bei ihm sind manche Verhaltensweisen einfach schon viel zu sehr verwurzelt.

Hat dein Mann gleich nach der Klinik wieder angefangen zu arbeiten?
Und wie geht Euere Tochter mit der Krankheit Ihres Vaters um?
Es tut sehr gut sich mal auszutauschen.

Liebe Grüße

Südwind 55

Re: Zurück aus der Klinik

Verfasst: 12. Sep 2014, 12:53
von SucheAustausch
Liebe Südwind,

ja, mein Mann war ja 14 Wochen stationär und danach noch 12 Wochen in einer (leider sehr schlechten) Tagesklinik. Nach dieser hatte er noch 2 Wochen "frei" und hat dann nach dem Hamburger Modell wieder angefangen (nicht über die Krankenkasse, da er privat versichert war, sondern mit Urlaub).

Nach und nach hat er erhöht und wir haben gemerkt 6 Stunden pro Tag sind das Maximum. Das hat er dann erst mal für ein Jahr festgemacht und seit April diesen Jahres arbeitet er wieder 40 Stunden pro Woche. Das geht echt gar nicht.

Er wird einfach total aggressiv (nicht körperlich), wenn er in der Firma ist. Aber ab 1.12 wird er ja wieder reduzieren. Gott sei dank!

Dass er das selber erkannt hat (wenn auch reichlich später als ich) und sich darum gekümmert hat, zeigt mir, dass er Fortschritte macht.

Unsere Tochter liebt ihn sehr und mit ihr ist er auch sehr süß. Aber allgemein hat sie schon ein Päckchen zu tragen. Es war/ist nicht immer leicht für sie.
Mir macht sie schon auch oft Sorgen.
Ich glaube, sie hat mehr mitbekommen als gut ist. Ich versuche natürlich, viel abzufangen, aber da wir zusammenleben, bekommt sie natürlich alles mit.

Ja, ich glaube, da haben wir wirklich einiges falsch gemacht und manchmal glaube ich, sie ist so unsicher und schüchtern, weil wir diese Probleme haben/hatten.

Ich kann Deine Angst sehr gut verstehen, vor allem, wenn er schon mal eine Therapie abgebrochen hat. Ich habe auch zwischendurch gedacht, jetzt ist es soweit. Er hatte ja schon zwei mal keine Stunden mehr und beim letzten Mal war das genau in der Phase, wo es wieder schlimmer wurde, weil er auf Vollzeit ging. Ich bin dann noch mal mit gegangen und habe aus meiner Sicht erzählt und gesagt, dass ich es wirklich wichtig finde, dass er weiter macht. Seine Therapeutin hat dann noch mal eine Verlängerung beantragt. Leider sind erst mal nur 15 Stunden bewilligt worden. Aber immerhin! Das Problem im Moment, mein Mann versucht, diese Stunden zu sparen. Er hat jetzt durch Urlaub der Therapeutin 6 Wochen Pause. Das passt gerade eigentlich gar nicht, finde ich. Aber er meint ja, er müsse auch so klar kommen.

Ich hoffe, Deinem Mann ist in der Klinik klar geworden, dass seine Therapie damit nicht beendet ist.

Alles Liebe Dir und berichte doch mal, wie es wird.

Austausch

Re: Zurück aus der Klinik

Verfasst: 12. Sep 2014, 22:18
von südwind55
Liebe Austausch,

will mal kurz das neueste berichten.
Mein Mann kommt übers Wochenende wieder nach Hause. Bin schon wieder sehr nervös deswegen, aber ich muss lernen damit klarzukommen. Er ist ja bald wieder ganz zuhause. Ist bis jetzt seid 17 Wochen in der Klinik.
Hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn er noch einige Zeit in die Tagesklinik gegangen wäre , wie dein Mann. Habe jetzt schon etwas Panik und Angst ob es klappt ,auch das mit der Wiedereingliederung. Er will sie schon in 2 Wochen beginnen.
Habe versucht ihn davon zu überzeugen , noch etwas damit zu warten bis er etwas stabiler ist , aber er meint nur , er will endlich aus der klinik raus, er hält es da nicht mehr aus.
Ja ich kann nur hoffen das es hinhaut und das er etwas aus der Klinik mit genommen hat und es auch umsetzt.

Er ( das heist ich ) bin im Moment dabei einen Therapeuten zu finden für die Zeit nach der Klinik. Er meint, ich kann das besser ( ich bin der Meinung das er das machen muss), er braucht die Hilfe . Hoffendlich findet sich ein Therapeut der ihm auch weiter helfen kann, und hoffendlich hält er die Therapie dann auch durch.
Bin mal gespannt wie das dann in 2 Wochen wird , wenn er wieder erstmal für 4 Stunden arbeitet.
Wie alt ist deine Tochter?
Meine Kinder sind inzwischen erwachsen und wohnen nicht mehr zuhause. Da die Krankheit meines Mannes ja schon sehr lange besteht , nur nicht so schlimm wie sie zum Schluss war, haben meine Kinder sehr viel davon mitbekommen. Ich habe immer versucht , es vor ihnen so gut es geht fernzuhalten, aber wie du auch schreibst es geht einfach nicht. Meine Tochter leidet bis heute darunter, sie ist auch in therapeutischer Behandlung und hat sich in der Pupertät auch selber verletzt. Jetzt ist sie einigermaßen stabil. Aber sie weis , das ich immer für sie da bin.

Ich wünsche Euch , das es wieder besser wird bei Euch , wenn dein Mann seine Stunden reduziert.

Alles Liebe für Dich

südwind 55