Duell mit der Depression ?
Verfasst: 19. Aug 2014, 21:34
Hallo Zusammen,
bin von "drüben" aus dem Angehörigenteil und wegen der schweren Depression
meines "Expartners" hier gelandet.
Wir haben seit Ende letzten Jahres wieder Kontakt - platt gesagt hoffe ich noch
immer, dass er wieder halbwegs gesund wird und wir uns als Paar wieder begegnen
können.
Wie komme ich auf meine Überschrift ?
Ich war am letzten We bei einer guten Freundin zu Besuch, die seit Jahren schwer
an Depressionen erkrankt ist. Durch eine traumatische Kindheit und diverse körperliche
Probleme, ist sie seit 2 Jahren berentet und schlägt sich mit ihren 54 Jahren durchs
finanziell sehr knappe Leben.
Sie kennt natürlich meine Geschichte und meine Hoffnungen.
Irgendwie kamen wir auf das Thema ich duelliere mich mit SEINER Depression.
Meine Freundin meint, dass es für sie, die selbst betroffen ist, besser sei die
Depression anzunehmen, bei einer Art Duell, hätte sie sofort verloren, denn, so
ihre Meinung, gewinnt die Depression immer.........
Mich hat das Ganze aufgewühlt und mal wieder in eine Art "Kamfposition"
gebracht.
Wenn ich nicht bereit bin, gegen diese f...ing Krankeit zu kämpfen, wie soll ich
dann jemals wieder zurück zu einem gesunden Leben finden?
Damit meine ich nicht, dass ein Überdenken der alten Gewohnheiten, Lebensmuster
nicht abolut notwenidg seien, schließlich ist es sicher sehr wichtig zu erkennen, was
einen krank gemacht hat.
Aber das absolute Ziel, muss doch die Gesundung sein ! Oder liege ich da falsch ?
Ich habe ständig das Gefühl mich mit der Depression meines Freundes zu duellieren -
wäre es nicht so, müsste ich ja annehmen, dass das was da alles so von ihm, bzw. aus
ihm kommt, tatsächlich ER ist.
Das heißt für mich nicht, dass ich denke er sei jetzt nicht zurechungsfähig, oder dass er sich wie "Knüppel im Sack" benehmen kann.
Wir führten eine enge 2,5 jährige Beziehung - dann wurde er wiederholt arbeitslos und
sackte immer mehr ab. Anfangs ( etwa 1 Jahr ) war kaum noch etwas von ihm zu erkennen -
alles weg, die Depression hat sich wie Blei auf all das gelegt, was ich so an ihm geliebt habe.
Dann, nach einem Jahr, nahm er endlich Hilfe an - Klinik, Medis, Gesprächstherapie - und ich dachte, naiv wie ich war, JETZT WIRD ES ZÜGIG BESSER
Nichts da, es ist ein ständiges Auf und Ab - nach Monaten des gemeinsamen Aufeinander zugehen, sind es jetzt wieder Rückzüge die unseren Kontakt bestimmen.
Da nützt es mir wenig, dass er immer wieder mit Einwortsätzen beteuert, dass das nicht nur
bei mir so sei. Außer zu seinen Kindern, hat er keine weiteren sozialen Kontakte.
Ich stelle mich dem Ganzen so wie ich es für richtig halte. Hab viel für mich getan, wenn es auch in den Augen meines Freundeskreises nicht genug ist - sie halten einen Kontaktabbruch für richtig, weil ich natürlich auch immer mal wieder sehr an meine Grenzen komme.
Ich sehe nicht ein, gegen die Krankheit den Kürzen zu ziehen.
Wenn mein Freund halbwegs gesund vor mir stehen würde und mir sagen würde, dass ich
meine Hoffnung auf ein Zurück begraben soll, ich würde mich umdrehen und gehen.
Aber dem ist nicht so und so sehe ich mich inzwischen als Duellpartnerin seiner Krankheit.
Sie hat mir nicht nur Schlechtes bescheert. Ich bin viel toleranter geworden - habe gelernt,
dass ich und meine allerbesten Absichten nicht das Maß aller Dinge sind.
Dass gute Absichten und Hilfsangebote manchmal genau das Falsche waren.
Hinter dem ganzen Dreck der Depression sehe ich aber noch immer Teile von meinem
Freund - und so sage ich ihm auch in Zeiten allerschwerster Rückzüge, dass ich stärker bin
als seine Krankheit ( ihr könnt mich jetzt gern zerpflücken ) ich das Ganze aussitze, solange er wenige Abmachungen einhalten kann.
Ich lese hier, dass fast alles DRUCK auslösen kann - auch Kontakwunsch. So ist es auch bei
Uns. Nur wenn ich diesen nicht äußere, dann wird es keinen Kontakt geben, da die Depression
zur Zeit alles in der Hand hat - bei ihm, nicht bei mir.
Gestern am Telefon musste er seit langem lachen, als ich mich als Duellpartnerin outete -
schließlich schlug er ein Treffen vor, wir wollen am Freitag nach vielen Wochen einen Kaffee
zusammen trinken gehen.
LIEBE kann erdrücken, aber sie ist auch eine ungeheure Kraft die mir hilft weiter daran zu
glauben, dass er wieder gesund werden kann.
Wie ist es bei Euch ?
Akzeptiert ihr Eure Depression ? Woher kommt der Antrieb sie zu besiegen, wenn einem jeglicher
Antrieb fehlt?
Mein Freund sagt, dass unsere guten Zeiten ihm ewig lange her kommen, er sich manchmal
kaum daran erinnern kann, er weiß das es schön war, aber er fühlt es nicht.
Wo will man hin, wenn einem die emotionale Vergangenheit kaum noch bewusst ist ?
Ich sitze es aus, mir geht es viel besser als noch vor Monaten, das habe ich
auch diesem Forum zu verdanken - DANKE !
Grüße von
Mut
bin von "drüben" aus dem Angehörigenteil und wegen der schweren Depression
meines "Expartners" hier gelandet.
Wir haben seit Ende letzten Jahres wieder Kontakt - platt gesagt hoffe ich noch
immer, dass er wieder halbwegs gesund wird und wir uns als Paar wieder begegnen
können.
Wie komme ich auf meine Überschrift ?
Ich war am letzten We bei einer guten Freundin zu Besuch, die seit Jahren schwer
an Depressionen erkrankt ist. Durch eine traumatische Kindheit und diverse körperliche
Probleme, ist sie seit 2 Jahren berentet und schlägt sich mit ihren 54 Jahren durchs
finanziell sehr knappe Leben.
Sie kennt natürlich meine Geschichte und meine Hoffnungen.
Irgendwie kamen wir auf das Thema ich duelliere mich mit SEINER Depression.
Meine Freundin meint, dass es für sie, die selbst betroffen ist, besser sei die
Depression anzunehmen, bei einer Art Duell, hätte sie sofort verloren, denn, so
ihre Meinung, gewinnt die Depression immer.........
Mich hat das Ganze aufgewühlt und mal wieder in eine Art "Kamfposition"
gebracht.
Wenn ich nicht bereit bin, gegen diese f...ing Krankeit zu kämpfen, wie soll ich
dann jemals wieder zurück zu einem gesunden Leben finden?
Damit meine ich nicht, dass ein Überdenken der alten Gewohnheiten, Lebensmuster
nicht abolut notwenidg seien, schließlich ist es sicher sehr wichtig zu erkennen, was
einen krank gemacht hat.
Aber das absolute Ziel, muss doch die Gesundung sein ! Oder liege ich da falsch ?
Ich habe ständig das Gefühl mich mit der Depression meines Freundes zu duellieren -
wäre es nicht so, müsste ich ja annehmen, dass das was da alles so von ihm, bzw. aus
ihm kommt, tatsächlich ER ist.
Das heißt für mich nicht, dass ich denke er sei jetzt nicht zurechungsfähig, oder dass er sich wie "Knüppel im Sack" benehmen kann.
Wir führten eine enge 2,5 jährige Beziehung - dann wurde er wiederholt arbeitslos und
sackte immer mehr ab. Anfangs ( etwa 1 Jahr ) war kaum noch etwas von ihm zu erkennen -
alles weg, die Depression hat sich wie Blei auf all das gelegt, was ich so an ihm geliebt habe.
Dann, nach einem Jahr, nahm er endlich Hilfe an - Klinik, Medis, Gesprächstherapie - und ich dachte, naiv wie ich war, JETZT WIRD ES ZÜGIG BESSER
Nichts da, es ist ein ständiges Auf und Ab - nach Monaten des gemeinsamen Aufeinander zugehen, sind es jetzt wieder Rückzüge die unseren Kontakt bestimmen.
Da nützt es mir wenig, dass er immer wieder mit Einwortsätzen beteuert, dass das nicht nur
bei mir so sei. Außer zu seinen Kindern, hat er keine weiteren sozialen Kontakte.
Ich stelle mich dem Ganzen so wie ich es für richtig halte. Hab viel für mich getan, wenn es auch in den Augen meines Freundeskreises nicht genug ist - sie halten einen Kontaktabbruch für richtig, weil ich natürlich auch immer mal wieder sehr an meine Grenzen komme.
Ich sehe nicht ein, gegen die Krankheit den Kürzen zu ziehen.
Wenn mein Freund halbwegs gesund vor mir stehen würde und mir sagen würde, dass ich
meine Hoffnung auf ein Zurück begraben soll, ich würde mich umdrehen und gehen.
Aber dem ist nicht so und so sehe ich mich inzwischen als Duellpartnerin seiner Krankheit.
Sie hat mir nicht nur Schlechtes bescheert. Ich bin viel toleranter geworden - habe gelernt,
dass ich und meine allerbesten Absichten nicht das Maß aller Dinge sind.
Dass gute Absichten und Hilfsangebote manchmal genau das Falsche waren.
Hinter dem ganzen Dreck der Depression sehe ich aber noch immer Teile von meinem
Freund - und so sage ich ihm auch in Zeiten allerschwerster Rückzüge, dass ich stärker bin
als seine Krankheit ( ihr könnt mich jetzt gern zerpflücken ) ich das Ganze aussitze, solange er wenige Abmachungen einhalten kann.
Ich lese hier, dass fast alles DRUCK auslösen kann - auch Kontakwunsch. So ist es auch bei
Uns. Nur wenn ich diesen nicht äußere, dann wird es keinen Kontakt geben, da die Depression
zur Zeit alles in der Hand hat - bei ihm, nicht bei mir.
Gestern am Telefon musste er seit langem lachen, als ich mich als Duellpartnerin outete -
schließlich schlug er ein Treffen vor, wir wollen am Freitag nach vielen Wochen einen Kaffee
zusammen trinken gehen.
LIEBE kann erdrücken, aber sie ist auch eine ungeheure Kraft die mir hilft weiter daran zu
glauben, dass er wieder gesund werden kann.
Wie ist es bei Euch ?
Akzeptiert ihr Eure Depression ? Woher kommt der Antrieb sie zu besiegen, wenn einem jeglicher
Antrieb fehlt?
Mein Freund sagt, dass unsere guten Zeiten ihm ewig lange her kommen, er sich manchmal
kaum daran erinnern kann, er weiß das es schön war, aber er fühlt es nicht.
Wo will man hin, wenn einem die emotionale Vergangenheit kaum noch bewusst ist ?
Ich sitze es aus, mir geht es viel besser als noch vor Monaten, das habe ich
auch diesem Forum zu verdanken - DANKE !
Grüße von
Mut