Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Tease me »

Liebe Forianer,

einige von euch haben sich intensiv an den Threads von Josephine beteiligt. Euch spreche ich mit diesem Thread insbesondere an. Ich schreibe jetzt aus einem Gefühl heraus, ohne J.'s Threads noch einmal gelesen zu haben.

Ich glaube, dass der Verlauf der Diskussion mit nüchternem Verstand nicht mehr nachvollziehbar ist. Vielleicht komme ich zu einem anderen Schluss, wenn ich alles noch einmal gelesen habe. So ist aber jetzt meine Überlegung. Und ich frage mich, wie sich das so hochschaukeln konnte und was mich/uns/euch so erzürnt hat, dass ich/ihr/wir so reagiert haben.

Wir alle sind hier, um ein Stück weiter zu kommen, sei es nun, im Umgang mit Krisen oder um uns selbst besser kennenzulernen oder unsere Verhaltensweisen zu reflektieren oder um uns über uns auszutauschen - so zumindest mein persönlicher Eindruck. Aus diesem Grund sehe ich für mich diesen Vorfall als Chance, um daran zu wachsen, bzw. um meinen persönlichen Schatten genauer zu betrachten.
Geht es euch auch so?
Was würdet ihr davon halten, wenn das Geschehene reflektieren würden?
Ich würde mich vorab über euer Feedback zu diesen beiden Fragen freuen, bevor wir in die Diskussion einsteigen - es ist eine heikle, emotional aufgeladene Erinnerung und deshalb ist es mein Wunsch, mich vorsichtig und in kleinen Schritten wieder anzunähern.

Mir ist es wichtig, dass werder mir noch jemand anderem das widerfährt, was J. erleben musste. Deshalg halte ich es für sinnvoll, vorab ein paar Verhaltenregeln mit euch gemeinsam aufzustellen. Ich stelle mir vor, dass jeder, wie in einem Brainstorming alles unkommentiert sagen darf und wir auf Beiträge der anderen nur eingehen, wenn eine Frage gestellt worden ist. Einverstanden? Ergänzungen?

Ich möchte auch die Moderatoren einladen, eine Rückmeldung aus fachlicher Sicht abzugeben, was das gelaufen ist.

Ich hoffe, ich habe die richtigen Worte gefunden und ihr versteht mein Anliegen - über die Formulierung denke ich schon den ganze Tag nach ....

Tease me
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Clara1234

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Clara1234 »

Hallo Tease me,

Ich persönlich konnte nicht gut haben wie sie formulierte als wenn man nur Tabletten einwerfen brauche um wieder zu funktionieren, oder so ähnlich. So sprechen eigentlich nur Menschen mit null Verständnis für Menschen mit Depressionen, jedenfalls hab ich das so erlebt. Dazu habe ich mich aber nicht geäußert, auf meine Antwort z.B. ging sie gar nicht ein. Muss sie ja nicht, aber ich hatte das Gefühl das es mehr mit ihr selber zu tun hatte als das welche sie hier angegriffen hätten, hab ich hier jedenfalls noch nicht erlebt oder sehr selten. Ich finde das es hier wohltuend anders ist als in manch anderen Foren.

Ich konnte auch nicht gut haben wie sie z.B. zu Therapien schrieb, aber das liegt ja bei mir und ich weiß auch das Menschen das von sich aus wollen müssen oder eben auch nicht.

Es mag sein das es Agressionen gab, aber nicht nur von den anderen....mir war es zuviel zu lesen was sie alles schrieb, zieht mich ehr runter..

Es grüßt herzlich Clara
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Tease me, ich habe ja einige Kommentare geschrieben. Am Anfang wollte ich nur ein paar Anregungen geben, gerade, weil dies hier wohl jeder kennt, wie schwer es ist, den ersten Schritt zu tun. Dann ist aber immer mehr in mir das Gefühl hoch gekommen, dass J. provozieren wollte, sicherlich unbewußt, aber einigen hier doch ganz schön unter die Haut ging. Ich habe ja auch immer wieder versucht, ihr zu helfen, ich denke aber, dass sie einfach noch nicht so weit war. Mich hat es an meine Zeit erinnert, wo ich nicht wußte, was mit mir los ist. Vielleicht ging es anderen auch so und so hat sich das alles immer mehr hochgeschaukelt.
Das ist im Moment meine Sicht.

Saneu1955
Much2Much
Beiträge: 18
Registriert: 29. Jul 2014, 12:54

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Much2Much »

Hallo Tease me, hallo alle anderen,

ich habe die Threads erst etwas zu spät entdeckt und hätte gerne noch etwas an J. geschrieben. Da sie sich aber ja nach ihrer Aussage gerade wieder aus dem Forum entfernt, habe ich es dann doch gelassen.

Wenn ich mich also auch nicht beteiligt habe an der hochgeschaukelten Diskussion, so hab ich doch emotional mitreagiert. An mir selber ist mir aufgefallen, dass ich zwischen Mitleid/Verständnis und Wut schwankte bzw. beides gleichzeitig fühlte. Auf der einen Seite konnte ich sie ein Stück weit verstehen, sich gegen eine Therapie zu sträuben (ich denke, auf irgendeine Art können wir das alle nachvollziehen), sich dagegen zu wehren, sich selbst und anderen als so schwach zu präsentieren, eigentlich zu wissen, dass man Rat und Hilfe braucht, aber doch beides nicht annehmen können, auf eine Lösung zu hoffen, die angenehmer und "(er)tragbar" scheint.

Auf der anderen Seite hat mich die paradox wirkende Einstellung bezüglich der Auswirkungen auf ihr Kind wütend gemacht und mich an meine Kindheit erinnert. Nicht, dass ich beurteilen könnte, wie weit sich die Situation überhaupt ähneln, aber innerlich gingen bei mir gleich ganz böse die Alarmglocken. DIe Wut, die ich auf sie in dem Moment empfand, war gleichzeitig die auf meine Mutter.
Ich halte mich insgesamt für einen recht verständnisvollen Menschen, dieses Verständnis, zu dem ich aber normalerweise in der Lage bin, wird, wenn ich das Wohl eines Kindes in Gefahr sehe, beinah komplett überdeckt von einer Art verzweifelter Wut. Ich möchte nicht, dass ein unschuldiges, wehrloses Kind ähnliches wie ich (und natürlich viel zu viele andere) durchmachen muss und es so schwer gemacht bekommt, sich gesund, unbeschwert und glücklich zu entwickeln.
Ein weiteren Teil der Wut auf sie hatte ich, glaube ich, eigentlich auf mich. Wenn ich auch nie gesagt habe, dass eine Therapie für mich nicht in Frage kommt, so habe ich mich doch selber ca. 15 Jahre lang mehr oder weniger erfolgreich gedrückt, endlich eine anzufangen.

Was das Nicht-ungefragt-Kommentieren angeht.. Das sehe ich etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite verhindert da natürlich Eskalationen wie diese, auf der anderen Seite vermute ich aber, dass unheimlich viel Wichtiges an Bestärkungen, Ergänzungen, Einschätzungen und Ideen verloren geht. Denn wie oft rückt einem selbst eine Frage garnicht so sehr ins Bewusstsein, die sich einem anderen aber förmlich aufdrängt und nicht selten auch genau die richtige ist?

Liebe Grüße
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von timmie2002 »

für die noch unerfahrenen forianer war das bestimmt ein fast erschreckendes erleben. ich habe das nun häufiger miterlebt und sehe es mit etwas mehr gelassenheit.

natürlichgehen wir davon aus, dass betroffenen rat und hilofe wollen, wenn sie sich an das forum wenden. möglich, dass es bei josephines etwas anders war, also mehr der aufmerksamkeitsaspekt.

sie hat eine sehr starre haltung, zeigt keine einsicht und das provoziert uns betroffene schon.

für das funktionieren des forums ist es wichtig, dass wir uns in solchen situationen nicht zu metadiskussionen hinreißen lassen. in den besagten threads ging es nicht mehr um die problematik sondern nur noch um das verhalten von josephines. berechtigter weise schreitet die moderation in solchen momenten ein.

natürlich können wir uns nicht einfach von unseren gefühlen loslösen, die in solche ndiskussionen ausgelöst werden. meine erfahrung ist, dann einfach erst einmal ein stop zu setzen und nicht mehr zu schreiben, auch wenn es in den fingern juckt. gelingt am besten, wenn man im besagen thread auch nciht mehr liest.

glg final
Finn1992

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Finn1992 »

Hmm, wie beschreibe ich am besten, wie ich mich dabei gefühlt habe und warum es eskaliert ist..
Also ich habe die anderen Threads von ihr verfolgt und war mir der Brisanz klar als ich ihr meine Hilfe angeboten habe, doch hat sie mich mit ihrer Art und Weise, wie sie auf meine Hilfe reagiert hat komplett umgehauen.
Zuerst wollte ich es dann nochmal versuchen und dachte nur daran, dass es vllt ein Missverständnis zwischen uns gegeben hat, doch dann fühlte ich mich wie jemand behandelt, der keine Ahnung davon hat, wovon er spricht und der es nicht Wert sei, angehört zu werden. Ich nahm Sie wie von einem hohen Ross war, der Erhaben auf die Situation hinabschaut und der sich kein Stück darum schert, wen er mit seinem Handeln verletzt oder wie er sich aufführt. Sie war immer das Opfer, alles was man hilfreich meinte, war von sich auf Sie projiziert und falsch. Alles waren nicht ihre Probleme sondern die Eigenen die man nicht erkennt. Ich hab einfach nicht verstanden warum man in ein Forum kommt um Rat zu erhalten und sich so negativ aufführt und jeglichen Rat ablehnt. Sich permanent selbst als Opfer warnimmt und alle aufstachelt.
Darum hab ich dann auch meine Meinung zu ihr gesagt, welche sie aber auch wieder Missverstanden hat. Sie hat nicht verstanden, dass man Rücksicht nehmen muss, auf uns, die wir zumeist sehr viel schlimmes erlebt haben. Das wir mit unseren Erfahrungen ihr nur helfen wollten und ihr zeigen könnten wie es nicht geht, bzw. welche Wege möglich sind. Sie hat nur gesehen was sie sehen wollte... Das wir Probleme haben und man sich angemessen zu Verhalten hat, dass hat Sie nicht erkannt..Sie hätte sich ja umstellen müssen.. Sie ist das "Opfer" der Geschichte.

Finn
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo ihr Lieben!

Ich habe mitgelitten, mich aber bewusst nicht beteiligt. Ich hätte doch nur zur Eskalation beigetragen...

Ich möchte mal generell sagen, dass ich mich hier im Forum von Anfang an wohl gefühlt habe und SEHR BEEINDRUCKT war, wie respektvoll und auch liebevoll alle Beiträg gestaltet sind.

Ich finde, es ist absolut untypisch (!) für dieses Forum und die aktuellen Schreiber, dass ein Neuling auf diese Weise aufgenommen wird.
Von daher kam ich zu dem Schluss: Wie man in den Wald hineinbrüllt, so schallt es heraus. Ich fand das Auftreten von J. hat maßgeblich zu dieser Eskalation beigetragen. Andere Neulinge finden sich anders ins Forum ein.

Ich habe es so erlebt, dass ich auf einmal gesehen habe: wow, jede Menge Beiträge einer Neuen und viele Antworten!
Das Paradoxe daran war eigentlich, dass dieser jemand sich mit vollem Elan und verschiedenen Threads an uns gewandt hat, aber bereits mit den ALLER ERSTEN Antworten sofort wieder eine Mauer gezogen hat, die sagte "Ich möchte keine Hilfe".

Ich habe also, wie ich es kenne und schätzen gelernt habe, zunächst viele umfangreiche Beiträge unserer Forianer gelesen, die in irgendeiner Form auf Hilfe verwiesen. Die auch mal aufrütteln, aber dennoch immer schön abgerundet sind mit Fragen, Ideen und unterstützenden Worten.

Dann las ich die Antwort. Kurz, knapp und IMMER waren die Sätze so, dass ich mich stellvertretend total vor den Kopf gestoßen fühlte. Sehr, sehr, sehr irritierend.
Ich wusste gar nicht, wie das einzuordnen ist.
So viel Wunsch nach Hilfe und Lösungsvorschlägen und gleichzeitig soviel Blockade durch J.

Fast wie: Die Lösung schmeckt mir nicht, nächster Thread! Die Lösung schmeckt mir nicht, nächster Thread! Die Lösung schmeckt nicht, schreibe ich mal meine Probleme in "fremde" Threads!... etc.

Da viele Forianer hier die Harmonie so schätzen, gab es ja auch immer wieder Stimmen, die diese Mannschaft hier wieder runter kühlen wollten. ... da hatte ich schon kaum noch Verständnis übrig und lauter Fragezeichen über dem rauchenden Kopf...
Nun, es wurde erneut, sorgsam, vorsichtig eine Idee vorgebracht. Und noch schlimmer, es wurden Fragen gestellt, die ihr auf ihrem Weg ihre Lage einzuschätzen helfen sollten --- sie hat nie darauf reagiert!!!
Ich fand es schlimm, dass sie sich nie wirklich auf all die guten Beiträge und Fragen rückgemeldet hat!

Immer stand da: Mir schmeckt eure Lösung nicht!

Zurecht fragten einige: Was erwartest du von uns, wie können wir helfen?
Hmmm... kindliche Trotzreaktionen als Antwort....

Leute, das ist so NORMAL, das konnte einfach nur eskalieren, oder!!?
Ist doch klar, dass man einen guten Austausch erwartet, wenn man mit Unterstützung aufwartet und vielleicht 30min über einen Beitrag an J. nachgedacht hat.

Viel Herzblut steckt in euren/unseren Beiträgen. Und ich empfand es so, als wurde es ausnahmslos abgelehnt. Grundlos abgelehnt bzw. für uns eben nicht nachvollziehbar abgelehnt.
Und auch wir wollen in dieser Form nicht abgelehnt werden. Schon gar nicht, wenn derjenige doch ZU UNS kam!
Hier kriegt doch niemand Hilfe aufgedrängt!

So sind wir nicht!
So werden Neulinge nicht begrüßt!
Ich fand alle "Neuaufnahmen" die ich schon mitbekommen habe einfach nur herzlich!

Meine Meinung ist, wir hatten ihr genau dieselbe Herzlichkeit angeboten.
Aber ich glaube, sie war einfach falsch in diesem Forum.

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von ndskp01 »

Ich habe ja nichts geschrieben, nur während der Arbeit, also in Pausen zwischendrin, mitgelesen, und mich über die Emotionalität, mit der viele dort schrieben, gewundert. Für mich war das ein ganz normales depressives Erleben, das Josefine ausgedrückt hat. Es ist schwer, zu akzeptieren, dass man diese Krankheit hat, dass man Medikamente nehmen sollte und sich außerdem auf eine Psychotherapie einlassen. Man m u s s ja den Alltag weiter bewältigen, kann unmöglich neben all dem Stress auch noch viel Zeit fürs Gesundwerden verbrauchen. Der Verstand lehnt sich da gegen die Vernunft auf. Und das Müssen ist etwas sehr starres.

Jedesmal, wenn ich hier so eine Selbstwahrnehmung lese, werde ich zornig. Weil es so starr ist. Es ist wie mit einer Wand zu sprechen oder vielleicht mit einem Tonbandgerät.
Aber ich weiß, dass der Zorn nicht weiterbringt. Mich nicht und die andere Person auch nicht.

Was hier in dem Fall dazukam, ist die Wirkung, die die Krankheit von Vater und Mutter auf Kinder haben kann. Und eben dass manche hier solche Kindheitserfahrungen mit einem depressiven Vater oder einer depressiven Mutter als Hintergrund oder Ursache für die eigene Krankheit ausmachen. Zurecht wohl. Das ändert aber nichts daran, dass Umdenken aus der Depression heraus schwierig ist.

Puk
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Tease me »

Hallo, ihr Lieben, die ihr so schnell reagiert habt. Einerseits freue ich mich über die schnelle Resonanz, andererseits passiert hier gerade etwas, das ich nicht beabsichtig hatte.

Ich versuche es zu erklären, bessere Worte zu finden.

Zuest hätte ich mir gewünscht, dass einfach nur die Umgangsregeln für dieses Thema festgelegt werde, bevor jeder sein Erleben schildert. Nun gut, das ist jetzt passiert.

Meine Intention war und ist es noch, aufzuarbeiten, welche persönlichen Anteile ich/ihr/wir am Verlauf der Dinge haben. Mir ist es zu einfach, J. als Sündenbock abzustempeln- es geht nicht um Schuld! - Sie hat ihren Anteil daran, genau wie wir auch. Was hat sie bei mir getriggert, dass ich so neben der Spur war und jegliche Empathie und Barmherzigkeit vergessen habe? Ich erschrecke mich, wenn ich daran denke, wie ich ihr ihre eigenen Aussagen um die Ohren gehauen habe. Was hat mich so weit gebracht?

Wie gesagt, ich habe die Threads noch nicht erneut gelesen und kann meine Anteile nicht konkret belegen. Mein Gefühl aber sagt mir, dass ich J. gar nicht so unähnlich bin. Ich habe sie u.a. als eigensinnig wahrgenommen. Ich bin auch oft sehr eigensinnig, habe einen kritischen Blick auf die Dinge und mir gefällt es, wenn es nach meiner Art geht. Warum konnte ich J. das nicht auch zugestehen? Habe ich diesen Anteil in mir bekämpfen wollen? Ich glaube, dass das nur ein Apsekt, den sie bei mir getriggert hat. Ich glaube auch, dass bei euch ähnliches passiert ist. Selas hat es ganz gut ausgedrückt, in dem sie feststellte, dass "... Beiträge, die in meinen Augen sehr viel mehr mit den Verfasserinnen selbst zu tun haben, als mit dem, was Josephines bisher geschrieben hat."

Hat sie Anteile in mir/euch/uns gespiegelt oder bin ich einfach nur so bedürftig, dass ich unfähig war, sie zu hören? Was wollte sie eigentlich sagen? Habe ich es nicht hören wollen?

Wirklich, es beschäftigt mich. Das, was passiert ist, findet im Alltag oftmals Gleichnisse, die mich, höre oder lese ich davon, entsetzen und dann frage ich mich, weshalb ist z. B. ein Mann, der nur helfen wollte, in einer U-Bahn-Station zu Tode getreten worden?

Ich wage sogar die Vermutung, dass ein PN-Kontakt mit J. ganz anders verlaufen wäre.

Tease me
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Salvatore
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Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr,

ich habe mich ja an den betreffenden Threads nicht beteiligt, mir geht es wie Final: habe das schon öfter erlebt und mich zirkelt das nicht mehr so hoch.

Es ist mir in der Vergangenheit aber auch schon passiert und hinterher, wenn sich das Gemüt etwas abkühlen konnte, war es immer Anlass zur Selbstreflektion. Ich kenne diese Person doch überhaupt nicht, warum regt mich das dann so auf??! Ich glaube, dass es immer mehr mit einem selbst als mit dem anderen zu tun hat. Der andere kennt mich ja auch nicht.

Ich glaube nicht, dass Josephines gezielt provozieren wollte, aber es ist auch ganz egal. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man sich Mühe gibt und jemandem helfen will und derjenige bügelt alles einfach ab - aus welchen Gründen auch immer. Habe mir auch schon öfter gedacht, wenn ich über das Problem von jemandem hier lange nachgedacht und mir mit der Antwort sehr viel Mühe gegeben habe und es kommt dann überhaupt keine Reaktion darauf: Mensch, ein kleines Danke wäre doch jetzt auch nicht zu viel gewesen.

Aber ich finde inzwischen, man sollte nicht auf ein Post antworten und dadurch eine Erwartungshaltung entwickeln. Der andere hat das Recht, sich unverstanden zu fühlen, ärgerlich zu werden, gereizt, provozierend oder auch gar nicht zu antworten. Auch wenn ich es nicht richtig finde, das überhaupt nicht nachvollziehen kann, mich selbst unverstanden fühle, ärgerlich und gereizt werde. Und auch, wenn ich mir noch so viel Mühe gegeben habe.
Am Ende des Tages ist es allein meine Sache, ob ich mich auf dieses Spiel einlasse oder nicht. Wenn meine angebotene Hilfe nicht angenommen wird, dann ist das so. Dann gebe ich mir eben keine Mühe mehr. Wenn der andere JEDE Hilfe ablehnt, muss derjenige damit leben und nicht ich. So be it.


Josephines hat mein Mitgefühl. Ihr geht es schlecht, sie sorgt sich um ihre Kinder. Sicherlich, es hat vieles keinen Sinn gemacht, was sie geschrieben hat und sie hat sich auch nicht besonders zugänglich gezeigt. Aber, Mensch, sie steht doch noch ganz am Anfang und ihre Reaktionen sind doch ganz typisch für jemanden, der sich gerade erst die ersten Zentimeter von der Verleugnungs-Haltung wegbewegt. Das ist ein Prozess, bei mir hat es MONATE gedauert. Wenn nicht sogar Jahre.
Und ich stelle mir vor, da ist sie jetzt ein bisschen über ihren Schatten gesprungen, hat sich hier angemeldet und sich vor allen eingestanden, dass es irgendwie ein bisschen irgendwo eben doch ein Problem gibt und kriegt hier solche Reaktionen. Und dann werden ihre Threads gesperrt, kommentarlos. Das muss irrsinnig schmerzen. Sitzt sie jetzt wohl zu Hause und weiß überhaupt nicht mehr, was sie machen soll? Wird sie sich nochmals trauen, sich irgendwem anzuvertrauen? Im RL ist es, wie wir alle wissen, um etliches schwieriger als im Internet, befürchtet sie ein ähnliches Echo nun auch von Ärzten und Therapeuten?

Es sind in der Zwischenzeit diverse neue Beiträge geschrieben worden, die ich jetzt noch nicht gelesen habe, ich schicke trotzdem ab.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Salvatore
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Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Salvatore »

PS:

Lupine,
Lupine_84 hat geschrieben:Aber ich glaube, sie war einfach falsch in diesem Forum.
Nein, das finde ich ganz und gar nicht.

Puk, deinen Beitrag unterschreibe ich voll und ganz. Danke.
Blog: http://www.oddyssee.de
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MaritaT
Beiträge: 110
Registriert: 10. Aug 2013, 17:04

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von MaritaT »

hm, ich habe das völlig anders aufgefasst als die Vorschreiber hier. Ich habe aus ihren Worten nur tiefe Verzweiflung herausgelesen, den Versuch die Krankheit abtun zu können , sich sagen zu können ist doch alles nicht so schlimm. Natürlich weiß jemand der schon länger in Behandlung ist, welche Tücken es gibt und daß das ignorieren nicht weiterhilft, sie weiß es anscheinend noch nicht.
Ich war zutiefst entsetzt, wie hier alle auf sie einhackten und sie immer weiter in die Ecke trieben. Ich war so entsetzt, daß ich heute in Erwägung gezogen habe diesem Forum den Rücken zu kehren. Hätte man mit mir am Anfang solch eine Hetzjagd betrieben, hätte ich das kaum ertragen können.
Genaugenommen bin ich immer noch genauso entsetzt wie gestern und wäre dieser Beitrag nicht eröffnet worden hätte ich mich still zurückgezogen.
Ich weiß immer noch nicht was ihr eigentlich vorgeworfen wird. Ihre Verzweiflung? Ihre dünne Haut? Ihre Unkenntnis bezüglich Depression? Keine Ahnung. Ich weiß nur, wie ich mich gefühlt habe als ich bemerkte, dass ich wohl doch kränker bin als ich mir vorstellen konnte. Es war die Hölle und es erschien mir alles so aussichtslos.
Ich bin immer noch entsetzt wie hier mit einem solch kranken verunsicherten Menschen umgegangen wird.Diese ganze Geschichte hat in meinem Inneren einen Bruch verursacht, der wohl kaum noch zu kitten ist. Vielleicht passe ja auch ich nicht in dieses Forum.
Das ist meine Sicht der Dinge
Gruß Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
afrikanische Weisheit
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von timmie2002 »

nun, obwohl das forum nur eine virtuelle welt ist, wider spiegelt es manchmal auch das reale leben oder eben, wie sich soziale kommunikation vollziehen kann.

es treffen trotz dessen, dass wir alle betroffene sind, ganz verschiedene persönlichkeiten aufeinander. jeder hat seine erfahrungswelt. natürlich gibt es berührungsmomente und sicher nicht wenige.

der eine wurde vielleicht wirklich getriggert, der andere fühlte sich wegen der kinder involviert, fast alle leiden wir unter dem helfersyndrom, ich schließe mich nicht aus.

fakt ist sicher auch, dass eine sehr starre und unvernünftige haltung immer provoziert.
die auseinandersetzung an sich war für mich nicht das problem. problematisch wird es immer, wenn dann wirklich angriffe auf persönliche art erfolgen. das geschah beiderseits.

ist die situation emotional erst einmal hochgeschaukelt, gibt es kaum noch ein bremsen.
das ist in der virtuellen welt sogar schweiriger als im realen leben. hier fehlen blickkontakt und stimmliche eindrücke.

die reflektion über den verlauf der diskussion sollte meines erachtens nicht mit selbstvorwürfen oder gar schuldgefühlen beladen werden.

wenn gefragt wird, ob man nicht in der lage wahr, zu "hören", was josephines wollte, muss entgegengehalten werden dass auch sie nicht gelesen hat, was ihr hilfreich entgegengebracht wurde.

defakto ist nicht abzustreiten, dass der umgang miteinander im forum besonderen feingefühls bedarf und wohl auch einiger erfahrung, bis man mit schwierigen dingen besser umgehen kann. eskalationen wie gestern sind die ausnahme. das sollten wir auch nicht vergessen. in der regel bemühen sich die forianer sehr um verständnisvolles miteinander, wie ich finde, mit erfolg. es klappt eben nicht immer, vielleicht müsse nwir das ein stück weit akzeptieren.

glg final

glg final
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Lupine_84 »

DANKE Salvatore!

Jetzt hast du mein Erleben und Empfinden wieder etwas korrigieren können! Danke!
Das war bei mir schon durch's Mitlesen ganz aufgewühlt.

Da muss ich auch noch dazu lernen. Umgang im Forum. Wissen, was man geben kann und geben möchte und nicht vorschnell urteilen.

Deine Sicht hilft mir jetzt gerade nochmal zu relativieren...

Tease me, insofern sind diese Quermeldungen auch durchaus hilfreich und die Meldung zum "Erleben" des Ganzen. Auch als Nicht-Mitschreiber war man vielleicht schon dabei Partei zu ergreifen... und das kann dann immer mal wieder jemand hinterfragen.

Dort in J.'s Thread wurde es eigentlich auch versucht. Es war einfach schwierig.
Nicht nur weil man vielleicht selbst diese Anteile in sich hat, sondern vielleicht auch, weil die letzten Wochen einfach relativ ruhig hin und her geschrieben wurde und dann kam mal so ein ein etwas anderer Neuling daher...und es war gleich so ein Kontrast spürbar zu den sonstigen Beiträgen...

egal, schwierig.
Ich muss auch noch lernen. Ich bin froh, dass ich mich dort nicht zu Wort gemeldet habe. Es war ab einem gewissen Punkt auch irgendwie kaum noch umkehrbar.

Ich weiß nicht, wie es hätte gelöst werden können...
Ideen der Moderation?

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Lupine_84 »

Danke auch Final,

das ist auch nochmal gut zusammen gefasst und abgerundet!
Klingt für mich gut und objektiv, nicht so gefühlsbeladen.
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Finn1992

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Finn1992 »

Mir gefallen viele Ansichten die hier geschrieben worden sehr gut und ich ziehe für mich selber den Strich damit, dass mir einfach die Erfahrung hier im Forum fehlt und ich noch viel dazu zu lernen habe.
Hin und wieder bricht es einfach aus mich heraus, so viele starke Gefühle und Empfindungen auf einmal, wo doch die meiste Zeit die Gefühle kaum vorhanden sind.
Ich bitte um Nachsicht, bin aber immer gerne bereit, mir eure Meinungen anzuhören, Kritik zu ertragen und Lösungen zu finden.

Liebe Grüße, Finn
Frauhamster
Beiträge: 370
Registriert: 6. Mai 2014, 17:11

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Frauhamster »

Als erstes möchte ich einmal Tease Me für diesen Thread hier danken. Das ist wirklich nötig, und es war eine sehr gute Idee. Danke!

Zu Dir, lieber Finn, möchte ich sagen, dass ich sehr beeindruckt war von Deinem ersten Post an J. Du bist noch so jung, und ich finde, Du hast ganz wundervoll und einfühlsam geschrieben. Toll!

Zu mir muss ich sagen, dass ich mich eigentlich raushalten wollte, aber mich leider habe einmal hinreißen lassen. Im Nachhinein kann ich dazu nur sagen, dass mich sehr stark getriggert hat, wie sie einerseits schrieb, dass ihre Tochter leidet, und wie sie andererseits jeden Rat wegwischte, weil ihre Kinder bekämen ja viel Liebe und Zuneigung. Das hat erstens mit dem Verhältnis zu meiner eigenen Mutter zu tun, zweitens und hauptsächlich ist für mich gerade sehr stark Thema, ob und was ich wohl meinem Sohn angetan habe mit meiner Krankheit. Das war vor dem Urlaub meines Therapeuten gerade ganz intensiv Therapiethema, ich dachte auch, es sei bearbeitet, aber so ganz dann wohl doch noch nicht. Das sollte nicht passieren, aber es ist passiert, einmal ist es aus mir herausgebrochen.

Liebe Grüße von der Hamsterin

Wer das Glück nicht entlang des Weges sieht,
findet es auch nicht am Ende des Weges. (Hartmut Lohmann)
Finn1992

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Finn1992 »

Vielen lieben Dank Frauhamster :)
Ich bin selbst immer wieder erstaunt, was noch tief in mir drin steckt, da ich die meiste Zeit nicht mehr viel davon zu Gesicht bekomme.
Umso mehr freut es mich sowas zu hören. Als ich es mir grade nochmal druchgelesen habe war ich wieder ganz erstaunt, dass ich das geschrieben habe, aber ich war auch bedrückt, was sich daraus ergeben hat. Ich wünschte es wäre anders gelaufen, ich hätte ihr sehr gerne geholfen..
Liebe Grüße, Finn
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
ich habe mich fürchterlich erschrocken,habe es nicht verstanden,bin immer noch nicht einverstanden,dass ein Neuling gegangen worden ist.

Keine Einsicht kann verordnet werden,jeden Schritt muss J. selber machen und auch wagen.
Nur weil sie Mutter ist, hat sie sofort zu "Folgen"?!
Alle leiden,immer sind Angehörige mit betroffen,aber eine kranke Mutter ist keine schlechte Mutter.

Eine alte Weisheit aus meinem langen Berufsleben:
wer dem Kind helfen will------------der helfe der Mutter.

J. hätte Zeit gebraucht,die hat sie nicht bekommen.
Mir gefällt,dass wir jetzt nach besseren Wegen suchen!
Hoffe,dass J. noch mitliest,oder sich auch noch mal traut--------Rückmeldung zu geben.
Es ist nicht nur J. gegangen,-----------viele werden verschreckt und enttäuscht unser gutes Forum verlassen haben.

Der tiefste Schmerz in der Depression war immer,wenn ich meinen Kindern nicht mehr gerecht werden konnte.
Ich wünsche mir und uns allen,dass wir es besser aushalten,wenn eine schmerzhalte Wunde wieder aufgerissen wird.
Auch von mir ein Kompliment an Finn!,aber auch an die anderen,die mutig genug sind, aus der Deckung zu kommen,wir helfen einander!
Meine Gedanken
anna54
Lupine_84
Beiträge: 678
Registriert: 2. Mai 2014, 18:49

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Lupine_84 »

Guten Morgen,

ich möchte ja versuchen keinerlei Partei zu egreifen, wir wollen es ja möglichst objektiv aufarbeiten..., daher aber mal noch eine Sache, die ich anmerken möchte, weil mir das so ein bißchen in der Seele weh tut.
anna54 hat geschrieben:bin immer noch nicht einverstanden,dass ein Neuling gegangen worden ist.
Ich finde es nicht zutreffend, zu sagen es ist jemand "gegangen worden".
Auch wenn es Ausdruck der Depression und Verzweiflung war, so war es dennoch J.'s eigene Entscheidung den Rückzug anzutreten.

Mir ist nicht klar, wie wir sie hätten noch erreichen können? Wie zu ihr durchkommen?
Daher sagte ich auch "sie ist falsch in diesem Forum". Das sollte gar nicht so knallhart klingen, ich meine mehr, dass EIN Forum ebenfalls nicht die richtige Hilfe für sie darstellt. Das was ein Forum leisten kann, war nicht auf ihre Situation zugeschnitten... scheinbar jedenfalls. Denn sie sagte ja auch, es würden nur all unsere Geschichten auf sie projeziert.
anna54 hat geschrieben:Auch von mir ein Kompliment an Finn!,aber auch an die anderen,die mutig genug sind, aus der Deckung zu kommen,wir helfen einander!
Finn's guter Beitrag oben gerade mehrfach gelobt... wie passt das zu 'J. ist durch uns gegangen worden'?
Es gab anfangs sehr gute Beiträge von Finn und weiteren, die sich von denen gegenüber anderen Neulingen nicht unterscheiden.
Wir sind hier uns besprechen die Problematik, wollen daraus lernen, wollen uns verbessern, "wir helfen einander" sagt Anna. Genau! Wieso meinst du dann, dass dieses Forum J. aktiv rausgeworfen hat? Ich finde das passt nicht zusammen.

Eskaliert ist es, ja! Schöne Worte waren dort nicht mehr zu lesen. Aber dennoch, die Entscheidung zu gehen lag bei J. selbst!
Ja sie ist hilflos angesichts ihrer Erkrankung. Aber das Forum ist ja schon die "light-Variante" von Hilfe. Ganz vorsichtig, ganz anonym.
Ich sehe die Stelle nicht, wo man sie hätte erreichen können? Was haben "wir" diesesmal so anders gemacht, dass J. so stark blocken musste?

Weiterhin ratlos...
ich versuche beide Seiten zu verstehen, objektiv zu bleiben, ...es ist so verworren. Selbst diese Aufarbeitung ist alles andere als einfach und wir müssen furchtbar aufpassen, dass hier nicht dieselben Emotionen wieder hochkochen.

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von timmie2002 »

guten morgen an alle,

ich finde es sehr lohnenswert, wie hier die erfahrung aufgearbeitet wird. und zeigt dieser thread nicht zugleich, wie konstruktiv wir miteinander umgehen können?

obwohl auch hier oder noch immer eine hohe emtionalität vorhanden ist, gelingt der austausch. warum?

weil aus meiner sicht ein konsens vorhanden ist: wir WOLLEN uns konstruktiv austauschen, wir WOLLEN uns gegenseitig helfen. wir sind BEREIT, eigene fehler odr falsches/destruktives verhalten wahrzunehmen, um dieses auch verändern zu können.

ich finde, dass ein solcher konsens grundlage für die hilfe zur selbsthilfe im forum ist. ist dies nicht das eigentliche anliegen hier?

und wenn lupine schreibt, dass josephines nicht gegangen worden ist, sondern dies ihre entscheidung war, stimme ich ihr gerne zu. auch das ist doch immer wieder mal eine erfahrung, die wir hier machen müssen, dass user trotzig das forum verlassen, weil man ihnen nicht nach den mund redet.

spekulativ ist: ob sie das forum konstruktiv hätte annehmen können, wenn wir eine konfrontative kommunikation verhindert hätten. ob sie überhaupt etwas verändern wollte/will oder nur aufmerksamkeit benötigt. ob ein forum für depressive überhaupt das richtige für sie ist oder eher eins für hochsensible. etc.
keine ahnung. ist auch nicht unsere aufgabe, das zu analysieren. spekulativ vermute ich mal, dass es zu einer solchen konfrontation früher oder später auf jeden fall gekommen wäre, auch wenn uns gelungen wäre, ihr am anfang anders gegenüber zu treten.

trotzdem halte ich es für wichtig, aus diesem erleben zu lernen, für alle betroffene und auch zum selbstschutz. ich kann deshalb nur wiederholen: droht in einem thread eine eskalation, hilft aus meiner erfahrung erst einmal nur, sich völlig herauszunehmen. hochkommende emotionen können nicht einfach ausgeschaltet werden, sollen sie meines erachtens auch nicht, denn auch sie haben eine berechtigung. ich helfe mir selber und vielleicht dem gegenüber dann mehr, eine pause zu machen. dann kann ich mich selber reflektieren, vielleicht einsichte ngewinnen. ein neuansatz ist später immer möglich.

glg final
riverflow
Beiträge: 535
Registriert: 4. Apr 2014, 11:30

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von riverflow »

Hallo,

ich sehe es komplett anders!

Alleine dieser Thread hier - J. kann mitlesen, wie ÜBER sie geschrieben wird. Wie gemutmaßt wird, dass sie einen "krankheitsbedingten Scheuklappenblick" hat.
Es wird also noch einmal nachgetreten. Das ist absolut nicht fein. Selbst hier wird unter dem Deckmantel des "Wohlwollens" erzieherisch auf J. eingewirkt, indem gesagt wird, wie sie sich zu benehmen hat.

Sie ist kollektiv von Gruppennutzern angegangen worden, die sich als "erfahrener" wähnten und dabei J. einfach nicht da abgeholt haben, wo sie steht. Insofern ist sie gegangen worden.
Hätte sie sich konform gezeigt, wäre alles ok gewesen. Das hat sie nicht getan, also ist sie in der Gruppe (und genau das ist bedenklich, dass sich eine Gruppe zusammengetan hat, die sich selbst bestärkt hat um Nichtkonformgehen zu reglementieren) gemaßregelt worden. Wie hätte sie sich als einzelne Person da verteidigen sollen? Und wenn sie dann den Ort, an dem sie so wenig willkommen war, wieder verlässt, wird sie noch als trotzig abgestempelt.

Sie hätte sich prima eingefunden, wenn sie die Ratschläge, die sie bekommen hat, beherzigt hätte.
Eine andere Meinung, ein langsames Herantasten war ihr nicht erlaubt.
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Tease me »

Guten Morgen zusammen,

ich lese aufmerksam eure Beiträge und versuche dabei, mir, bzw. meinem Verhalten auf die Spur zu kommen. Es ist mir immer noch zu einfach, zu sagen, dass J. nicht hier hergepasst hat oder dass sie den Verlauf provoziert hat. ICH habe einen Teil dazu beigetragen.

Lupine hat Fragen gestellt, auf die ich mich beziehen möchte.
Lupine_84 hat geschrieben:Mir ist nicht klar, wie wir sie hätten noch erreichen können? Wie zu ihr durchkommen?
Ich schrieb ja schon, dass ich J. nicht so unähnlich bin. Auch ich habe unendlich viele Jahre daran geglaubt, nicht krank zu sein, bzw. es ohne Hilfe schaffen zu können. Nach einer Analyse, die absolut nach hinten losgegangen ist und aus Sstimmungsschwankungen eine handfeste Depression gemacht hat, habe ich jegliches Vertrauen an Therapeuten verloren. Ablehnende Sätze, die J. über Therapeuten gesagt hat, hätten deshalb auch genauso von mir stammen können.

Und ich wäre nie, nie wieder in Therapie gegangen, wenn ich nicht eines Tages völlig am Ende gewesen wäre - ich bin komplett gegen die Wand gelaufen, sie wie ich es auch J. geraten habe ... Das Glück war an meiner Seite, so dass ich genau bei dem Menschen angekommen bin, der mich in der für mich besten Weise begleitet hat. Trotz dieser guten Erfahrung, bin ich nach wie vor kritisch und ablehnend den staatlichen Hilfsangeboten gegenüber. Kennengelernt habe ich sie alle; keine ist meiner individuellen Veranlagung gerecht geworden. Die Hochsensibilität macht es schwer, mich einzulassen. Das teile ich mit J.

Soweit mein Hintergrund, der mich zur Beantwortung von Lupines Frage motiviert hat. Wie konnte mein Therapeut, der mich so wunderbar begleitet hat, zu mir durchdringen? Er hat mir Raum gegeben, trotz meiner ablehenden Haltung dort seín zu dürfen. Aus seiner Sicht, hätte ich damals dringend ADs benötigt. Ich wollte nicht. Er hat mich gelassen, nicht bedrängt. Es gab eine Zeit, da war die ambulante Therapie fahrlässig zu nennen. Ich wollte nicht in die Klinik. Er hat mich respektiert und weiter begleitet. Das war der einzige Weg für mich, um wieder vertrauen und an therapeutische Hilfe glauben zu können.
Während ich das hier schreibe, habe ich Tränen des Dankes in den Augen. Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich zu irgend etwas gezwungen worden wäre. Ich glaube, dass war es, was J. zunächst einmal wollte: Angenommen werden in ihrem Sein, gehört werden in ihrer Not. Auch wenn sie Fragen gestellt hat, wollte sie eigentlich keine Antworten, meine ich. Mein Anteil daran ist, dass ich das erkannt habe, aber völlig anders gehandelt habe.

Ich wünsche euch trotz allem einen fröhlichen Tag!
Tease me
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Selea

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Selea »

Guten Morgen @all.

Liebe Josephines :) ,

solltest du hier noch mitlesen, dann möchte ich dir nur sagen, dass deine beiden Threads nicht deswegen geschlossen worden sind,
weil deine Anliegen nicht nachvollziehbar sind oder weil du so
ein unmöglicher Mensch bist.

Die Threads sind geschlossen worden,
weil sich in dem Thread eine geballte destruktive Energie entwickelt hat.
Ich sag das jetzt mal so. Auch wenn ich nicht die Moderation bin.

Liebe riverflow :)
Dein Beitrag kommt dem, was ich so denke sehr nahe. Danke hierfür.

Eines möchte ich noch zu bedenken geben.

:!: Hier schreiben manchmal UserInnen , die zu dem Zeitpunkt sehr gefestigt sind.
Dann gibts auch die Tage, Phasen, in denen man schreibt, und man gar nicht gefestigt ist.
Man ist in einem dunklen Tal. Kann sich schlecht konzentrieren, kämpft mit allen möglichen Unzulänglichkeiten und Emotionen.

Wie schnell ist da ein Wort oder Satz aus einem anderen Beitrag falsch interpretiert, falsch gelesen, falsch verstanden.
Wie schnell kochen die eigenen Baustellen hinein in Gesagtes.

Vielleicht ist man deswegen dann gar nicht ein so guter Ratgeber während eigener Krisen.

Nun gut, niemand hier ist Psychotherapeut und kann immer die sachliche Distanz aufrechterhalten.

Trotzdem wünsche ich mir ein fürsorgliches Miteinander hier.
Jawoll.

Um meiner eigenen Selbstfürsorge nachzukommen, werde ich dieses Forum jetzt einmal für ein paar Tage meiden.
Nicht, weil ich sooo tief im Loch wäre.
Nur schon beim Lesen tun mir solche destruktiven Situationen partout nicht gut.


Schönes Wochenende
Selas
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Wie konnte es soweit kommen? - Aufarbeitung

Beitrag von Tease me »

@riverflow
Meine Motivation für diesen Thread war und ist es, meine eigenen Anteile zu sehen. J. hat an meinen Schattenseiten gekratzt. Ich sehe es als Chance, diese hier aufzuarbeiten. In diesem Sinn formuliere ich meine Beiträge. Ich bin selber unglücklich darüber, wie sich dieser Thread entwickelt ...

@Frauhamster
Danke für die Anerkennung.
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
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