Nervosität, Gelangweiltsein

Antworten
Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Hank »

Liebes Forum,

vom Wesen her, war ich schon von kleinauf ein unruhiger Geist. Ich muss mich einfach irgendwie beschäftigen bzw. kann man das ja auch schon ablenken nennen.

Ich habe es akzeptiert, dass ich immer irgend etwas machen muss, und nicht einfach herum sitzen kann, also aufräumen, lesen, in jedem Falle nicht einfach sitzen (ich bewundere Menschen, die auf einer Insel am Strand sitzen, und einfach den Anblick genießen können, ich kann so etwas leider nicht).

Nach meiner ersten längeren Depression hat sich das aber erschwert, d.h. auch TV Filme die ich spannend finde halten mich nicht davon ab zu "wackeln" bzw. als Ersatz Wein zu trinken, wenn ich mich dann nicht bremse bin ich voll und habe am nächsten Tag alles andere als ein gutes Erwachen.

Gleiches gilt auch bei Festen und sonstigen Veranstaltungen, ich bin schnell gelangweilt, bzw. im Gespräch benötige ich als Ergänzung meinen Wein, meine Freundin ist dann natürlich schnell sauer und versucht es zumindest mit ergänzenden Wasser zu "strecken".

Wenn ich nun herumspaziere, oder lese dann habe ich dieses Verlangen nach "Ablenkung = Weingenuss" so nicht bzw. genieße und die Menge hält sich sehr in grenzen.

Wie sind Eure Erfahrungen, was habt Ihr bei vergleichbarer Unruhe für Euch gefunden? Ich mache Progressive Muskelentspannung, das hilft hier aber nicht, Yoga und Meditation ist bei einem Unruhegeist wie ich undenkbar.

Mir ist klar, dass die Argumente mit Alkoholmissbrauch angeführt werden, ich trinke täglich bis zu einer Falsche Rotwein, seit vielen Jahren und trotz AD-Medis, das nennt man wohl einen Gewohnheitstrinker zumindest unterstellt es aber ein Alkoholproblem, ich wache aber nicht auf mit dem Verlangen gleich was zu trinken, sondern nur bei "Untätigkeit" wie schon ausgeführt.

Vielen Dank für Eure Inputs Hank
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von ndskp01 »

Hallo lieber Hank,

wenn ich mich langweile, will ich auch oft trinken. Das ist so eine lange eingeübte Gewohnheit gewesen. Es ist für mich gar nicht einfach, die Leere zu füllen, die entsteht, wenn ich Abstinenz übe. Und ich frage mich oft: Was ist es in meinem Leben, das mir nicht entspricht, was kann ich anders machen?

Ich glaube, es hat einerseits etwas damit zu tun, welchen Aufgaben ich mich stelle. Die dürfen nicht zu leicht sein, aber auch nicht zu schwer, sollten meinem Bedürfnis nach intellektueller Herausforderung gerecht werden. Das ist im Moment leider bei mir nicht der Fall. Ähnlich bei den Menschen, mit denen ich mich umgebe, da ist es besonders schwierig, Leute zu finden, mit denen ich mich gerne unterhalte. Oft passt es einfach nicht. Topf sucht noch Deckel.

Was tust du denn so, Hank, womit füllst du deine Lebenszeit?

Viele Grüße, Puk
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Tease me »

:)
Zuletzt geändert von Tease me am 6. Aug 2014, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Clara1234

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Clara1234 »

Hallo Hank,

langweilig ist mir selten, aber große Unruhe kenne ich auch.
Mir helfen dann pflanzliche Tabletten die aus Passionsblume hergestellt sind und spazieren gehen, mich ablenken.

Meditation tut auch sehr gut, aber wie alles muss man das auch erst üben. Ich hab das mal acht Wochen jeden Morgen in einer Klinik gemacht und ich glaube so lange braucht es auch da hinein zu kommen... Zum Thema Meditation oder anderen Entspannungsarten gibt es auch Bücher mit CD, finde ich für zuhause ganz hilfreich.
In der Klinik hab ich auch viel zu Kreativität gelernt, damit hatte ich es vorher gar nicht. Mich hat da z.B. angesprochen zu malen und zu schreiben und in den dunklen Monaten finde ich Handarbeit schön.

Ich trinke gar keinen Alkohol, wenn es hoch kommt 2 Glas Wein im Jahr.
Tut Dir und Deinem Körper sicher auch nicht gut, ich finde prima das Du darüber nachdenkst.

Herzlich grüßt Clara
qwertzuiop

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von qwertzuiop »

@ Hank,Tease me

habt ihr mal einen iq test machen lassen?
der anteil an high IQ's unter depressiven ist erschreckend hoch.
Tease me
Beiträge: 128
Registriert: 22. Mai 2014, 11:54

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Tease me »

:)
Zuletzt geändert von Tease me am 6. Aug 2014, 17:45, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn ich gehe, bleibt so wenig wie möglich zurück.
Much2Much
Beiträge: 18
Registriert: 29. Jul 2014, 12:54

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Much2Much »

Hey Hank,

bei mir ist es meistens eher andersherum. Es ist relativ selten, dass ich mich tatsächlich langweile, da, fast unabhängig davon, was um mich herum ist, in meinem Kopf eigentlich immer mehr als genug los ist.
Wenn eine Art Langeweile dann doch aufkommt, gibt es bei 2 Typen:
die eine kann ich genießen, zumindest einen gewissen Zeitraum,
die andere Art erlebe ich als grausig, weil sie im Grunde eine Kombination aus Langeweile und meinem "lauten" Kopf ist. In diesen Situationen tut es mir gut, Musik zu hören und mich zum Beispiel auf den Text zu konzentrieren. Damit kann ich meine "zu lauten Gedanken" etwas übertönen. Und gut tut die Musik ja eh meist. ;)
Das lässt sich natürlich in sozialen Situationen schlecht machen, ganz sicher einer der Gründe, warum ich selten gerne unter Menschen gehe. Je mehr es sind, desto oberflächlicher, uninteressanter und damit langweiliger und anstrengender wird es dann oft. Ich reagiere darauf zwar äusserlich nicht so sehr, aber meine Blicke und Gedanken schweifen ab, ich werde unkonzentriert und (relativ unauffällig) unruhig. Die passende Krücke habe ich da auch noch nicht für mich gefunden. :?


Ich würde es für gut halten, wenn Du ein Augenmerk auf die Sache mit dem Alkohol hast. Alkoholismus entsteht nicht von einem Tag auf den anderen und die Formen und Ursachen sind sehr unterschiedlich.
Hinzu kommt, dass Depressionen die Gefahr des Alkoholismus fördern und Alkohl Depressionen verstärkt.


Schöne Grüße
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Lerana »

Hallo Hank,

ich bin auch ein Wibbel, wie man so schön sagt und ich musste Ruhe erst lernen. Aber bis heute wackel ich quasi immer mit den Beinen. Auch ich kenne das Gefühl, die Unruhe mit Wein zu bekämpfen. Nichts entpannt mehr als ein Glas Rotwein und eine zeitlang war ich tenedenziell sehr gefährdet, in die Fußstapfen meines Vaters (Alkoholiker) zu treten. Aber ohne, dass der Alkoholkonsum je Thema der Therapie war, hat sich das Bedürfnis völlig verändert und das liegt glaube ich daran, dass mein Kopf ruhiger geworden ist. Ich trinke viel weniger und schon lange nicht mehr täglich und kann auch einen Weinvorrat zu hause haben, was früher nie ging, da ich ihn stets aufgetrunken habe.

Also hier meine Tipps aus eigener Erfahrung:
Yoga - schließt du aus, weil du zu unruhig bist, versuch´s mal mit Ashtanga-Yoga
Mandalas malen zur Musik - BÄHHH! Peinlich! Aber kein Quatsch, hat geholfen. Geduld lernen, genau sein......
Ein Instrument lernen - (Gitarre kann ich empfehlen;-) )
Atem- und Achtsamkeitsübungen

Und last but not least - Ich gestehe mir zu, mit den Beinen zu wibbeln. Richtig doll, wenn es sein muss. Nur wenn meine Mitmenschen darüber verrückt werden, lasse ich es sein, ansonsten entspannt es mich. Meine Freunde scherzen schon immer, man könnte mit der Energie, die ich dabei freisetze, den kompletten Stadteil, in dem ich lebe, mit Strom versorgen.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Ich kenne dieses gelangweilt sein und die innere Unruhe auch.
Früher hab ich mich auch schlimm im Gespräch mit anderen Menschen gelangweilt, es gab nur wenige Ausnahmen.

Ich fühlte mich immer irgendwie getrieben, rastlos, Ruhelos.

Heute ist das besser. Ich fühle mich nicht mehr ständig so. Ich weis allerdings nicht warum genau sich das geändert hat.

Früher war meine Taktik dagegen Sport bis zur totalen Erschöpfung. Erst Judo dann Take Wan do. Aber obwohl es mich körperlich anstrengte, langweilte es mich trotzdem. Irgendwann bin ich zum Klettern gekommen und das war fantastisch. Nicht nur körperlich fordernd sondern auch geistig, man muss kreativ sein, vorrausschauend, immer konzentriert, neue Wege suchen. Die Entspannung im Kopf war herrlich. Nie fühlte ich mich besser.

Wenn ich jetzt so die Beiträge der anderen lese? Ich habe nie drüber nachgedacht aber tatsächlich! Es könnte etwas mit intellektueller Unterforderung zu tun gehabt haben.

Auch klassisches Bergsteigen habe ich gemacht. Die ausdauernde starke Körperliche Anstrengung und auch dass man immer "Aufpassen" musste, war für mich ein guter Ausgleich. Wobei ich das so nicht beschrieben hätte. Damals wusste ich nur: "Ich muss das machen"

Sonnenaufgänge angucken oder so ging ansonsten garnicht. Ich erinnere mich an eine Situation wo ich im Urlaub war, nach Horror Reise, mit verspäteten Flügen und verlorenem Gepöck, waren wir früh morgens pünktlich zum Sonnenaufgang da. Wir saßen auf der Terrasse. Mein Begleiter schwelgte: wie schön! Guck doch mal. Bla bla.
Ich hab mich schlimm gelangweilt, saß total genervt da und fragte mich: warum muss ich jetzt den Hinmel angucken und äußerte schießlich: ich kann nix sehn der Baum ist im Weg.

Ich würde als unromantische Kuh bezeichnet. :-) :-) :-) wir lachen heute noch drüber. Aber für mich wars einfach öde.

Wartesituationen? Der Horror! Lange Zugreisen? Alptraum! Nur mit vielen Büchern zu überstehen.

Geändert hat sich das erst mit dem Ausbruch der Depression. Heute kann ich stundenlang da sitzen und Löcher in die Luft starren, ohne mich zu langweilen und auch ohne dass es depribedingt ist.

Darf ich meiner ersten Therapeutin Glauben schenken, war ich auf der Flucht. Ob das so war? Keine Ahnung, auf abstrackte Weise schon möglich.

Was mich runter bringt ist: Hata Yoga als Bikram Yoga. Sprich ein kräftiges Yoga dass bei 40 Grad Raumtemperatur und 40% Luftfeuchtigkeit gemacht wird.
"Normales" Yoga ohne die verschärften Bedingungen? Laaaangweilig!

Vieles ist besser geworden und ich empfinde es als angenehm auch mal gepflegt "nichts" tun zu können. Aber Beispielsweise Spieleabende sind für mich nach wie vor der Alptraum. Am besten noch Siedler oder irgendwas anderes was stundenlang dauert und ich hab das Gefühl ich bekomme einen Hirnschlag.

Ganz neu entdeckt habe ich: Sprache lernen. Anstatt mich gestern zu langweilen und auf und ab zu tiegern, hatte ich spontan die Idee mir einen Sprachkurs zu kaufen. Die ersten 3 Lektionen hab ich gestern gemacht. War super. Und ich kann jetzt auf spanisch Leute begrüßen, durch meine Wohnung führen und Mitbewohner suchen. :-) :-) :-) Hätte nicht gedacht dass mir das so leicht fällt.

Vielleicht ist das ja auch was für dich? Ne Sportart die dich rundherum fordert. Geistig, Intellektuell, Körperlich und Ausdauertechnisch. (Fällt mir nur Klettern oder Kanu zu ein, kann ich aber beides empfehlen :-) )
Oder etwas, sowie die Sprache dass deinen Geist richtig beansprucht? Gibt ja genug Sprachen die man lernen könnte.

Ich habe das Gefühl also immer mit Bewegung kompensiert. Wahrscheinlich wäre mir die Beschäftigung mit einer Sprache damals auch langweilig vorgekommen?

Rotwein oder anderes um mich zu betäuben habe ich nie benutzt. Und ich finde eine Flasche Rotwein täglich auch sehr bedenklich. Ich war Anfang des Jahres auf einem Seminar wo unteranderem auch Alkoholmissbrauch ein Thema war (es ging da um Mitarbeiter im Betrieb, erkennen, vorsorgen, Umgang) und dort habe ich gelernt dass es verschiedene Formen / Stufen von Alkoholsucht gibt.
Auch wenn du dein Leben noch geregelt bekommst, nicht schon morgens Verlangen nach Alkohol hast usw. befindest du sich dennoch bereits in einer gefährlichen Schleife.

Ich weis du wolltest dazu nichts hören, aber denk mal darüber nach! Es ist sehr alamierend dass dein Alkoholkonsum schon auffällt und deine Freundin sich schon genötigt fühlt "deinen Wein mit Wasser zu strecken"
Ich finde auch deine Formulierung sehr bedenklich, dass du von "deinem Rotwein" sprichst.

Wahrscheinlich sind beide Probleme miteinander verknüpft. Gehe es an.

LG FrauRossi
Hank
Beiträge: 80
Registriert: 8. Feb 2011, 12:15

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Hank »

Hallo,

ich möchte mich für die vielen Beiträge bedanken, die sehr ausführlich waren, und von hoher Anteilnahme zeigen. Ich bedanke mich auch für die Selbstoffenbarungen, was Euch so antreibt, Erfahrungen, Empfehlungen und eine Selbstannahme seiner Persönlichkeit.

Instrumente-Lernen: Das habe ich mir auch schon überlegt, ich scheitere meistens daran, dass ich mich selbst für unmusikalisch halte und dann auch noch meine wenn dann aber richtig, Klavierspielen, gleich kaufen etc.

Klassische Musik: Höre ich gerne im Radio und wenn ich was lese, leider könnte ich niemals auf meiner schönen Relaxliege liegen und nur den Klängen zuhören, ich versuche es aber mal für ein Lied (dann eher was anderes) und mich auf den Text zu konzentrieren, was ja als Tipp auch genannt wurde.

Sprache Lernen: Auch da habe ich schon daran gedacht, ich scheitere wieder mal bei dem Einstieg, mmhh so richtig liegt mir das nicht, und wenn was denn für eine Sprache?

Entspannungsübungen: Wie gesagt ich tue mich schwer einfach nur dazusitzen meditieren ich suche noch nach einer idealen Form ich wende Progressive Muskelentspannung an, ich bin aber immer mit Gedanken abgelenkt.

Sport: Mh bin ein fauler Hund, wenn müsste es was sein mit Ballsport und Ergebnissen :-) Außer das Spazierengehen, das ist eine super Sache, viele Dinge lassen sich so gut im Dahingehen durchdenken und lebendig vorm eigenen Auge erscheinen.

IQ/EQ: Also das was wofür ich mich interessiere da würde ich mich schon als helles Köpfchen bezeichnen ob es dann gerade ein sehr hoher Wert wäre: wo kann man denn so einen Test machen?

Alkohol: Als Gewohnheitsmensch mit dem Drang zu Zwängen, müsste ich mir einfach sagen, hey brauchst Du gar nicht, oder vielleicht auf 1 Glas pro Tag beschränken und bewusst genießen was meint ihr?

LG und noch mal vielen Dank an Alle, Hank :) :)
Anicca
Beiträge: 120
Registriert: 19. Mai 2014, 10:45

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Anicca »

Hallo Ihr,

das Thema spricht mich sehr an,

"Alleinseinwollen", und sich "Gelangweiltfühlen" im Kontakt mit anderen Menschen.

Ich habe mich oft gefragt, warum das bei mir so ist, warum ich so anders als andere bin, die sich anscheinend im Kontakt mit anderen so wohl fühlen. Ich habe bei mir mittlerweile eine Beziehungsmagersucht erkannt. Vom Typ her bin ich unnahbar, ein ewiges Rätsel für andere, ich bin ein Mensch der auf andere Menschen zugehen kann, ein Mensch, der auch andere in sein Leben zieht, doch der sich dann ziemlich schnell aus den Kontakten wieder zurückzieht, weil er sich überfordert fühlt.


Früher war ich nie allein, ich hatte Partner, Kinder, Familie, Nachbarn, Verwandte, Freunde usw. um mich herum, doch ich merkte mit der Zeit, wie mich die Menschen überforderten. Mein Körper reagierte mit Symptomen.

Ich riss mich allerdings zusammen, doch in meinem Inneren litt ich, und wollte niemandem zeigen wie es mir wirklich erging.

Ich fand mich nicht normal, andere fühlten sich doch auch gut, warum war ich so anders? Warum gaben mir die Gespräche nichts, die geführt werden? Warum konnte ich nicht einfach so rumalbern, wie all die anderen??? Sicher, viele um mich herum tranken Alkohol, und sorgten so dafür, dass sie sich gut fühlten.

Ich litt! Menschen überforderten mich, ich hörte in dieser Zeit auch von Sozialer Phobie, Angst vor Menschen, ohne den Grund bei mir zu wissen.

Ich konnte mich in Beziehungen immer weniger vertreten. Ich tat das, was andere von mir wollten, ließ mich bestimmen, passte mich an, fügte mich ein, ordnete mich unter. Wollte keine Konflikte, wollte keine Auseinandersetzungen, wollte eigentlich nur in Ruhe gelassen werden.

Doch die Erwartungen der anderen waren da, und ich entwickelte Ängste und Depressionen. Ich kann die anderen nicht dafür verantwortlich machen, dass ich Ängste und Depressionen entwickelt habe. Es ist meine Aufgabe, damit klarzukommen, das weiß ich heute.

Dann änderte sich mein Leben sehr plötzlich; alles brach weg. Wir zogen in eine andere Stadt, die Kinder verließen das Haus, die Ehe hatte keine Zukunft mehr. Ich war plötzlich allein, und hielt mich auch von allen Menschen meiner Vergangenheit fern. Von diesen Menschen erhoffte ich mir keine Hilfe. Sie hatten nur Erwartungen an mich, denen ich nicht mehr nachgeben wollte!

Zuerst hatte ich sehr große Angst vor diesem Alleinsein, doch irgendwann kam der Gedanke, " Danke, dass du mich verlassen hast" das ist der Titel eines Buches, dass ich vor vielen Jahren einmal in der Hand hatte; Danke, dass du mir ein neues Leben geschenkt hast....

Dieses Alleinsein hat mich gestärkt! Nicht mehr machen zu müssen was andere von mir erwarten! Ich suchte mir Selbsthilfegruppen, Menschen, die auch zugeben, dass sie Probleme haben, und die mich in Ruhe lassen. Mit diesen Menschen fühle ich mich innerhalb der Struktur sehr wohl, weil jeder bei sich selbst bleibt, und niemand Erwartungen an mich hat. In diesen Gruppen kann ich sehr viel über mich selbst erfahren.

Die partnerschaftliche Beziehung ist allerdings noch einmal eine ganz besondere Herausforderung. Da bin ich jeden Tag gefordert, mich genau wahrzunehmen, mein Gefühle und Ängste zu teilen, und auch dafür zu sorgen, dass ich Zeiten mit mir alleine verbringen kann, um wieder in meine Kraft zu kommen.

Doch mein Ziel ist, mich im Zusammensein mit anderen Menschen wohlzufühlen, egal, wer um mich ist; denn wir gehören alle zusammen, und alles was im Außen ist, dass ist auch in mir.


LG Anicca
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Hank,

Zum Thema Sport noch ne Geschichte. Ich hatte einen Bekannten (definitiv nicht depressiv) der war so faul und inaktiv dass er den Beinamen "der perfekte Tote" bekamm (auch weil er wenn er einmal schlief absolut durch nichts zu wecken war)

Der ging irgendwann mal mit zum Klettern, eigentlich nur zum gucken. Hat dann aber so Feuer gefangen dass er uns in kürzester Zeit alle Nass gemacht hat.

Soll jetzt nicht heißen dass das bei dir auch so wäre. Aber ich vermute wenn man das richtige für sich findet klappt's auch mit dem Elan.

Wein reduzieren? Auf jeden Fall.

LG FrauRossi
floweng
Beiträge: 9
Registriert: 30. Jul 2014, 12:31

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von floweng »

Im Mittelalter war der Aderlass ein anerkanntes Heilmittel und hat mehr Schaden angerichtet, als geholfen. Der Alkohol wirkt seit Jahrtausenden unter anderem als Antidepressivum. Heute gibt es Tabletten, die Dich beruhigen und Dich Deine Nachdenkphasen genießen lassen. Sie haben den Vorteil, dass Du nicht so stark stigmatisiert wirst, aber auch ihre körperlichen Nebenwirkungen (siehe Alc.).
Im Grunde geht es doch oft nur um gesellschaftliche Anpassung und Anerkenung.
Much2Much
Beiträge: 18
Registriert: 29. Jul 2014, 12:54

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von Much2Much »

Hey, Hank,

das klingt zum Großteil so, als würdest Du Dir nicht besonders viel zutrauen. (Oh, wie man sich hier in jedem wiedererkennt... :) )
Und es geht ja auch nicht darum, dem Depri-typischen Anspruch gerecht zu werden, eine Sportart, ein Instrument oder anderes perfekt zu beherrschen, sondern darum, etwas für sich selbst zu finden, das einem gut tut. (wie leicht das klingt.....) -Ob dadurch, dass es nicht nur den Körper, sondern auch die Seele entspannt oder dass man seine angestaute Energie loswerden kann, oder oder oder...

Ich denke, manchmal braucht es seine Zeit, bis man für sich selbst das richtige gefunden hat. Oder auch mehrere kleine richtige Dinge.
Und wenn das eine dann eben nicht das jenige welche ist, dann kann man ja immernoch das nächste probieren. (Wobei mir einfällt, wie ich mich als junge Erwachsene überreden lassen musste, mich aufs Skateboard zu stellen. Eigentlich habe ich das mehr einer Freundin zum Gefallen getan. Und dann war ich die, die erstmal nicht mehr runter zu kriegen war...)

Vielleicht bringt es Dich einen Schritt nach vorne, wenn Du Dich ein wenig mehr darauf konzentrierst, in welchen Situationen es Dir besser bzw. gut geht. Selbst, wenn es nur kleine Moment sind, kann einen das, nach meiner Erfahrung, helfen auf seine ganz persönlichen Wohltuer zu kommen..
qwertzuiop

Re: Nervosität, Gelangweiltsein

Beitrag von qwertzuiop »

@hank
zum sprachen lernen: probiermal babel ubuntu und ähnliche online angebote aus. die sind zeitlich flexible und du kannst mehre sprache und angebot kostenlos ausprobieren.

zum iq test: theoretisch kann das jeder psychologe machen, wende dich aber besser an spezialisten. über http://www.mensa.de" onclick="window.open(this.href);return false; gibt es regelmäßig regionale test, uni münchen hat einen beratungs und testanlaufstelle (vermutlich auch andere unis/HS)
Antworten