"Selbsthilfe" vs. Hilfe annehmen
Verfasst: 5. Jun 2014, 12:20
Moin an alle, die es hören wollen,
ich bin neu hier, habe mich ein bischen eingelesen und für mich festgestellt, dass ich mich hier ganz wohl fühlen könnte.
Hier eine kurze Vita meiner Krankheit:
2009: Ich war 34 Jahre alt, hatte meinen Traumberuf gefunden, war dabei sogar verbeamtet und mein kleines Haus hatte ich auch selbst fast fertig renoviert. Außerdem kann ich die liebsten Eltern der Welt mein eigen nennen, also alles bestens. DENKSTE!
2010: Nach außen hin war noch alles einigermaßen ok. Ich funktionierte noch, aber irgendetwas war kaputt gegangen. Ich konnte machen was ich wollte, Arbeit, Sport, Vitamine, Tagebuch schreiben, nichts half. Ganz plötzlich (heute weiß ich natürlich, dass es soooo plötzlich nicht war) war alles aus, es ging nichts mehr, ich war nur noch Fassade. Absolute Hilflosigkeit, die darin gipfelte, dass ich mich nach 3 Tagen Intensivstation in der geschlossenen Psychiatrie wiederfand. Und mir war alles egal. Das blieb nicht so und ich wechselte 10 Tage später in eine 8wöchige Therapie mit der Diagnose "Schwere Depression". Hier bekam ich ein ganzes Stück Hoffnung zurück, mein Zustand hatte einen Namen und es gab Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen. Meine Therapeuten entließen mich mit dem Hinweis, dass es da noch irgendetwas geben müsste, dem sie in den letzten Wochen nicht auf den Grund kommen konnten. Ich hatte im meinem erwachsenen Leben meine Probleme immer selbst gelöst. Also alles nur eine Phase, die ich für mich positiv abschließen würde und alles würde wie vorher weiterlaufen. WIE NAIV!
2011: Halbherzige Therapeutensuche, nach den Probegesprächen war dann für mich erstmal Schluss mit dem "Psychozeugs", ich würde das schon selbst schaffen, auch wenn mein Traumberuf weg war, weil ein paar Kollegen mit meinem gescheitertem Selbstmord nicht klar kamen. Das würde ich schon wieder auf die Reihe kriegen, brav Medikamente nehmen, alle Möglichkeiten der "Selbsthilfe" ausschöpfen und schließlich war ich ja noch verbeamtet und eine erste richtige Beziehung hatte ich auch. Irgendwie lief das Jahr dann auch.
2012: Die Flashbacks (heute weiß ich, wie ich es nennen kann), die ich hatte, waren mir nicht mal bewusst, meine Partnerin war die erste, die nachts in deren "Genuss" kam. Sie war es auch, die mit mir und nachts in den "Trancephasen" sogar mit der Vierjährigen redete. Ich suchte mir (mit Hilfe meiner Amtsärztin, der ich sehr dankbar bin) einen Psychologen, der mich seither als Lotse begleitet. Er war es auch, der mir half, einen Therapeuten zu finden und auch die Einweisung in die Klinik veranlasste. Diesmal mit der Diagnose "Posttraumatische Belastungsstörung" und weniger Naivität. Diesselbe Klinik, Akutstation (hej, immerhin die offene), dann die gleichen 8 Wochen und doch ist alles anders. Vor über 30 Jahren soll was passiert sein, dass mich heute kaputt macht? Eine Therapeutin bringt es auf den Punkt und benennt es: Missbrauch während eines Krankenhausaufenthaltes...ich bin nur noch am Heulen und weiß eigentlich nicht, warum. Den Rest der stationären Zeit Stabilisation. Wieder zurück in den Dienst und wieder Hoffnung, neuer Name, neue Möglichkeiten, die ich erlernen kann. Danke, den Rest schaffe ich allein. JA, KLAR!
2013: Mein Lotse (so hat er sich bei meinem ersten Gespräch genannt und ich finde es absolut passend) hält mich einigermaßen am Ball. Ich habe therapeutische Begleitung, ein Verhaltenstherapeut, der auch Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen hat. Aber ich zweifle an mir, verwerfe Termine mit ihm, zweifle an meinen "Erinnerungen", sehe mich selbst als Hypochonder. Aber ich sehe auch, dass es so nicht weitergeht. Immer mal wieder einen oder zwei Krankheitstage, dann wieder Urlaubstage, damit es nicht zu viel Krankentage werden.
Ja nun, und was jetzt?
Meine ersten Frühwarnzeichen tauchen auf, ich steuere dagegen, hab ja schließlich viel gelernt, oder? Ich stecke in der internen Diskussion fest, ob ich es selbst schaffen kann, ohne Medikamente, hat ja schließlich 30 Jahre lang auch geklappt (deshalb "Selbsthilfe") oder ob ich dem Rat meines Psychologen und meines Therapeuten (ist er es noch?) folgen soll, eine Traumatherapie anzugehen. Momentan nehme ich meine Medikamente nicht, hab mir aber vor zwei Wochen eine Akutmedikation holen müssen, weil es nicht mehr ging. Mehr als anderthalb Jahre paddele ich jetzt so vor mich hin und brauche einfach mal eine Horizonterweiterung, Ideen, Ratschläge, Palmen zum Raufklettern, egal was!
Bitte helft mir, Euer Bienchen.
ich bin neu hier, habe mich ein bischen eingelesen und für mich festgestellt, dass ich mich hier ganz wohl fühlen könnte.
Hier eine kurze Vita meiner Krankheit:
2009: Ich war 34 Jahre alt, hatte meinen Traumberuf gefunden, war dabei sogar verbeamtet und mein kleines Haus hatte ich auch selbst fast fertig renoviert. Außerdem kann ich die liebsten Eltern der Welt mein eigen nennen, also alles bestens. DENKSTE!
2010: Nach außen hin war noch alles einigermaßen ok. Ich funktionierte noch, aber irgendetwas war kaputt gegangen. Ich konnte machen was ich wollte, Arbeit, Sport, Vitamine, Tagebuch schreiben, nichts half. Ganz plötzlich (heute weiß ich natürlich, dass es soooo plötzlich nicht war) war alles aus, es ging nichts mehr, ich war nur noch Fassade. Absolute Hilflosigkeit, die darin gipfelte, dass ich mich nach 3 Tagen Intensivstation in der geschlossenen Psychiatrie wiederfand. Und mir war alles egal. Das blieb nicht so und ich wechselte 10 Tage später in eine 8wöchige Therapie mit der Diagnose "Schwere Depression". Hier bekam ich ein ganzes Stück Hoffnung zurück, mein Zustand hatte einen Namen und es gab Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen. Meine Therapeuten entließen mich mit dem Hinweis, dass es da noch irgendetwas geben müsste, dem sie in den letzten Wochen nicht auf den Grund kommen konnten. Ich hatte im meinem erwachsenen Leben meine Probleme immer selbst gelöst. Also alles nur eine Phase, die ich für mich positiv abschließen würde und alles würde wie vorher weiterlaufen. WIE NAIV!
2011: Halbherzige Therapeutensuche, nach den Probegesprächen war dann für mich erstmal Schluss mit dem "Psychozeugs", ich würde das schon selbst schaffen, auch wenn mein Traumberuf weg war, weil ein paar Kollegen mit meinem gescheitertem Selbstmord nicht klar kamen. Das würde ich schon wieder auf die Reihe kriegen, brav Medikamente nehmen, alle Möglichkeiten der "Selbsthilfe" ausschöpfen und schließlich war ich ja noch verbeamtet und eine erste richtige Beziehung hatte ich auch. Irgendwie lief das Jahr dann auch.
2012: Die Flashbacks (heute weiß ich, wie ich es nennen kann), die ich hatte, waren mir nicht mal bewusst, meine Partnerin war die erste, die nachts in deren "Genuss" kam. Sie war es auch, die mit mir und nachts in den "Trancephasen" sogar mit der Vierjährigen redete. Ich suchte mir (mit Hilfe meiner Amtsärztin, der ich sehr dankbar bin) einen Psychologen, der mich seither als Lotse begleitet. Er war es auch, der mir half, einen Therapeuten zu finden und auch die Einweisung in die Klinik veranlasste. Diesmal mit der Diagnose "Posttraumatische Belastungsstörung" und weniger Naivität. Diesselbe Klinik, Akutstation (hej, immerhin die offene), dann die gleichen 8 Wochen und doch ist alles anders. Vor über 30 Jahren soll was passiert sein, dass mich heute kaputt macht? Eine Therapeutin bringt es auf den Punkt und benennt es: Missbrauch während eines Krankenhausaufenthaltes...ich bin nur noch am Heulen und weiß eigentlich nicht, warum. Den Rest der stationären Zeit Stabilisation. Wieder zurück in den Dienst und wieder Hoffnung, neuer Name, neue Möglichkeiten, die ich erlernen kann. Danke, den Rest schaffe ich allein. JA, KLAR!
2013: Mein Lotse (so hat er sich bei meinem ersten Gespräch genannt und ich finde es absolut passend) hält mich einigermaßen am Ball. Ich habe therapeutische Begleitung, ein Verhaltenstherapeut, der auch Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen hat. Aber ich zweifle an mir, verwerfe Termine mit ihm, zweifle an meinen "Erinnerungen", sehe mich selbst als Hypochonder. Aber ich sehe auch, dass es so nicht weitergeht. Immer mal wieder einen oder zwei Krankheitstage, dann wieder Urlaubstage, damit es nicht zu viel Krankentage werden.
Ja nun, und was jetzt?
Meine ersten Frühwarnzeichen tauchen auf, ich steuere dagegen, hab ja schließlich viel gelernt, oder? Ich stecke in der internen Diskussion fest, ob ich es selbst schaffen kann, ohne Medikamente, hat ja schließlich 30 Jahre lang auch geklappt (deshalb "Selbsthilfe") oder ob ich dem Rat meines Psychologen und meines Therapeuten (ist er es noch?) folgen soll, eine Traumatherapie anzugehen. Momentan nehme ich meine Medikamente nicht, hab mir aber vor zwei Wochen eine Akutmedikation holen müssen, weil es nicht mehr ging. Mehr als anderthalb Jahre paddele ich jetzt so vor mich hin und brauche einfach mal eine Horizonterweiterung, Ideen, Ratschläge, Palmen zum Raufklettern, egal was!
Bitte helft mir, Euer Bienchen.