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Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 11:18
von monetti
Hallo erst mal, also ich weiß nicht genau wie ich das hier anfangen soll aber vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Ich stell mich eben mal kurz vor: also ich bin 19 Jahre alt, weiblich, komme aus Gelsenkirchen, bin fast fertig mit dem Abi und leide seit etwa 2 bis 2 1/2 Jahren an Depressionen - ich weiß nicht genau wann es angefangen hat. Ich war allerdings noch nicht bei einem Psychologen/Psychiater oder sonst was, erst mal weil ich keine Zeit habe, dann weil ich nicht weiß wie ich es meinen Eltern sagen soll - ja die wissen es noch nicht, genauso wie viele andere wichtige Menschen nicht, nur ein paar vereinzelt, aber na ja - und weil ich mich einfach nicht getraut habe Hilfe in Anspruch zu nehmen, einfach nur weil ich denke, dass ich es nicht verdient habe - was ich immer noch denke.
Habe vor nem 3/4 Jahr das erste mal so einen Test um zu sehen ob man Depressionen hat gemacht und da kam halt raus, dass ich depressiv bin, vor ein paar Tagen habe ich wieder paar Tests gemacht und da kam halt schwerwiegende Depression bei raus. Ich weiß dass diese Test nicht unbedingt eine Krankheit rechtfertigen - wenn man das so sagen kann - aber dennoch sollte man es nicht unbedingt leugnen. Viele meiner Freunde haben in den letzten paar Monaten Veränderungen festgestellt - also das ist jetzt auch gut ein halbes Jahr her als sie mich daraufhin angesprochen haben. Mir selber ist es natürlich viel früher aufgefallen, aber reagiert habe ich nicht.
Nun ja, ich habe jetzt versucht einige Psychologen/Psychiater usw zu kontaktieren, aber bisher kam keine Antwort. Könnt ihr mir vielleicht helfen, irgendwie (?)

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 13:30
von Tease me
:)

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 14:25
von EinJemand
Hallöchen!

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich es gut finde, dass du die Krankheit einsiehst und versuchst, etwas zu tun. Das ist schomal ein wichtiger Schritt.
Deinen Eltern brauchst du nichts zu sagen, wenn du nicht willst. Du bist volljährig und kannst dich selber zu einer Therapie anmelden, ohne, dass die da was von erfahren müssen. Bei mir ist es so ähnluch, ich will es auch niemandem so wirklich sagen. Deshalb wissen nur meine Eltern und Geschwister davon, aber nur, weil ich keine Lust habe jedes Mal ne Lüge zu erfinden, wenn ich einmal die Woche in die Stadt verschwinde. Meinen Freunden hab ich aber auch nichts gesagt. Man sagt zwar, dass man Leuten davon erzählen sollte, aber ich finde, das sollte eder selber entscheiden, weil ich zum Beispiel nicht denke, dass es mir besser gehen würde, wenn mehr Leute davon wüssten.
So, ich hätte dir im Grunde dasselbe voreschlagen, was Tease schon geschrieben hat, aber zu der Sache mit dem Hausarzt: Ich war auch beim Hausarzt, bevor ich die Therapei angefangen hab, aber der hat mich nur belächelt und nicht ernst genommen (ich glaube, das liegt auch daran, dass ich so jung bin, könnte dir daher auch passieren). Er hat sogar behauptet, ich hätte gar keinen wirklichen Depressionen sindern nur eine schlechte Phase! Das war schon wirklich dreist, denn nach vier Jahren durchgehend gedrückter Laune und depressiven Verstimmungen werde ich ja wohl wissen, ob ich Depressionen habe!
Was ich dir damit sagen will, wenn du auf Unverständnis stößt, sei bitte nicht enttäuscht und gib nicht auf! Denn auf Unverständnis zu stoßen passiert uns leider sehr oft mit unserer Krankheit...

EinJemand

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 19:50
von Hygeia
Hallo Monetti,

ich kann meinen Vorgängern nur beipflichten.
Es ist sehr gut und wichtig, dass Du Dir möglichst bald Hilfe suchst.

Ich selbst habe es viel zu lange aufgeschoben (und bin immer noch erst beim Hausarzttermin und was Pflanzlichem angelangt).
Zur Info: ich bin weiblich, 22 und es hat mit 13-14 angefangen.
Zum Glück nur leichte oder vllt mittelschwere D. (genaue Diagnose macht dann der Arzt), aber auf so lange Zeit doch sehr sehr kraftraubend. Nach meiner Erfahrung wird es ohne Hilfe eher schlimmer statt besser und daher sollte man möglichst früh eingreifen.

Bei mir ist es genau umgekehrt wie bei EinJemand. Ich kann besser mit Freunden reden als mit der Familie. Mit wem genau man am Besten reden kann, ist also bei jedem unterschiedlich. Wichtig ist aber, dass man jemanden (in der realen Welt) zum Reden hat und auch wirklich ehrlich ist.
Dabei darf dann auch ruhig mal die Bitte kommen, dass man Dir bei der Arztsuche hilft oder Dich zum Arzt begleitet. Wenn man in einem tiefen Loch steckt, fällt das manchmal eben schwer.
(Ich habe den Hausarzttermin auch jetzt erst ausgemacht, nachdem ich mit einem guten Freund geredet und mit ihm einen "Termin zum Termin-Ausmachen" gemacht habe :P )

Welche Anlaufstellen es gibt, haben EinJemand und Tease ja schon aufgezeigt.
Vielleicht noch kurz zusätzlich den Hinweis auf die Notfall-Nummern (oben rechts), PIAs (psychiatrische Institutsambulanzen) und den Vertrauenslehrer an Deiner Schule. Das können alles gute Anlaufstellen sein, und zwar ohne lange Wartezeiten.
Welche dieser Stellen Du nutzt, hängt ganz von der Schwere Deiner Depression ab und vor Allem auch wo Du Dich wohlfühlst und am ehesten ehrlich alles sagen kannst, was Dich bedrückt.

Und noch etwas: Jeder hat medizinische Hilfe verdient, wenn er eine Krankheit hat (Hinweis: hippokratischer Eid). Und Depressionen sind nunmal eine Stoffwechselerkrankung des Gehirns.

lg Hygeia

P.S.: Hast Du andere Krankheitsursachen schon ausgeschlossen? Also z.B. Medikamentennebenwirkung (Pille, Ibuprofen bei Dauermedikation, etc.) oder eine Schilddrüsenerkrankung?

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 22:30
von monetti
Zu Tease: Dass man einen Therapieplatz nicht so schnell bekommt, wusste ich ja aber ich muss so langsam wirklich mal mit jemanden reden der professionell helfen kann, da Freunde es nun mal nicht können - klar die versuchen einen zu unterstützen, aber ihr wisst ja selbst, dass das nicht reicht. Vor allem brauche ich es Schwarz auf Weiß. Hört sich vielleicht komisch an, aber mir ist das wichtig, vor allem werde ich dann auch ernst genommen.
Ich habe öfters schon gelesen, dass man zu aller erst zum Hausarzt gehen sollte, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass ein Hausarzt wirklich die erste richtige Anlaufstelle für jemanden mit Depressionen ist. Ich meine, klar er hat einige Grundkenntnisse, das ist ja normal aber dennoch. Man geht ja auch zum Zahnarzt wenn man Zahnschmerzen hat und nicht zum Hausarzt.
Aber das mit dem sozialpsychiatrischen Dienst oder dem Gesundheitsamt, ist mir neu. Danke für den Tipp!
Wo liegt denn der Unterschied zwischen einem Psychiater mit Therapieausbildung und einem Psychotherapeuten?
Das mit der Diakonie/Kirche habe ich auch schon mal gelesen.

An EinJemand: Die Sache mit meinen Eltern ist die, vor allem mit meiner Mutter, ist dass ich ein sehr inniges Verhältnis mit denen/ihr habe. Also wenn ich ihr das erzählen würde, würde eine Welt für sie zusammenbrechen, weil sie ihre Tochter nicht erkennen würde...
Einige Freunde von mir wissen dass ich depressiv bin, meine beste Freundin hat es ganz von allein gemerkt und hat mich daraufhin angesprochen, dabei zeige ich es nie wirklich, nur in ganz schwachen Momenten, wenn ich für mich allein bin. Niemand der mich kennt, würde denken, dass ich depressiv bin. Wenn man mich dennoch gefragt hat, was denn los sei, habe ich nichts anderes gesagt als dass ich müde bin, die typische Antwort auf alles im Endeffekt.
Es gibt so bescheurte Ärzte. Ich verstehe so Menschen einfach nicht vor allem wenn sie doch so viel mit Menschen zu tun haben. Da braucht man doch erst Recht mehr Verständnis für depressive Menschen.

An Hygeia: Kraftraubend ist tatsächlich und bei mir wird es einfach nicht besser. Ich bin ständig müde, ständig kraftlos, ich habe einfach keine Energie mehr.
Also meine beste Freundin wollte mich auf jeden Fall beim ersten Mal beim einem Arzt/Therapeuten/ was auch immer begleiten.
Danke für die Infos wegen der Telefonnummer usw. Zur Schule gehe ich ja nicht mehr, deswegen fallen die Vertrauenslehrer da auch schon mal weg.
Ich weiß, dass jeder Hilfe verdient, es ist einfach nur so, dass mein Gehirn auf der einen Seite realistisch ist und genau weiß, dass es Hilfe braucht, aber auf der anderen Seite, ist es eben total unrealistisch und total negativ und alles. Und das "Beste" an der ganzen Sache ist, dass mir das bewusst ist, aber trotzdem dieses krankhafte Denken fast immer siegt..
Ich bin ansonsten kerngesund, daher kann es halt eben nur eine Depression sein.

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 22:53
von Tease me
:)

Re: Hilfe

Verfasst: 26. Mai 2014, 23:00
von monetti
Ja, habe nur halt keine Schule mehr und habe morgen meine letzte Prüfung, deswegen weiß ich nicht inwieweit ich mich da an die Schule richten kann. Wobei mir ist gerade eingefallen, dass wir da Schulpsychologen haben, meint ihr, die können mir irgendwie weiter helfen?

Ach so okay, habe mir zwar schon so was gedacht, aber besser man kriegt es ein mal richtig erklärt.

Ja schon ziemlichen. Aber ich bin so ein Mensch, der anderen Menschen ungerne belastet mit eigenen Problemen, deswegen halte ich lieber den Mund. Na ja kann auch daran liegen, dass mir oft genug nicht zugehört wurde. Da wird man einfach verschlossener.

Okay, danke nochmals und generell für alles bisher. Ihr konntet mir endliche klare Antworten geben und zumindest ist jetzt ein Schritt getan.

Re: Hilfe

Verfasst: 27. Mai 2014, 09:04
von Tease me
:)

Re: Hilfe

Verfasst: 27. Mai 2014, 09:39
von krimi56
Hallo Monetti,

wie meine Vorschreiber begrüße ich dich hier.

Deine Berichte und auch die Beiträge der anderen habe ich gelesen.
Mich interessiert, von wo du die Tests hast, die dir eine Depression bestätigen?
Waren es welche aus dem Internet von Pharmafirmen?
Kliniken stellen solche Tests nicht ins Netz.

Außer den dir genannten Möglichkeiten hast du noch die Ambulanz psychiatrischer Kliniken als Anlaufstelle oder eben Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie, Psyhotherapie. Keine reinen psychotherapeutischen Praxen.

Noch einen Tipp: Gleich bei mehreren Praxen einen Termin ausmachen. So kannst du den Termin wahrnehmen der für dich eher ist. Vielleicht hat irgendwo ja jemand abgesagt.

Als Mutter möchte ich dazu sagen, dass ich mächtig stolz auf meine Tochter war, dass sie sich mir anvertraute und wir geredet hatten. Als erstes war ein enormer Druck von ihr gewichen, sich mir gegenüber immer so zu verhalten als wenn alles in Ordnung ist. Eine Mutter mit gutem Verhältnis zu ihren Kindern merkt es.
Und in der Zeit, bis sie einen Platz gefunden hatte, konnte sie immer mit mir reden. Außerdem hatte sie gleich eine Vertraute, die sie zu allen Terminen begleiten konnte.

Ich wünsche dir alles Gute
krimi

Re: Hilfe

Verfasst: 27. Mai 2014, 10:25
von Antiope
Hallo Monetti,

für die heutige letzte Prüfung drücke ich Dir die Daumen.
Ich hoffe, Du kannst dann diesen Abschluss auch für Dich gebührend feiern. Hast dann die letzten Monate echt unglaublich viel geleistet.
Wirst Du dann ein paar Tage Urlaub machen?

Zuallererst würde ich mich an den Hausarzt wenden - wenn Du mit ihm gut klarkommst. Und denke nicht, Du wärst da so die Einzige. Fakt ist: jeder Dritte! ist beim Hausarzt wegen Depression oder deren Begleiterscheinungen.

Als zweites: mit wem reden? Wie gut kommst Du mit Deinen Freunden aus? Hilfst Du ihnen, wenn es ihnen schlecht geht? Würden sie Dir helfen, wenn Du Hilfe bräuchtest?

Ich habe da schon den Eindruck, dass sie auf Dich achten. Sie haben Dich ja schließlich darauf angesprochen - und Dir signalisiert, dass bei ihnen die Türe offen ist.
Es wäre sicher ein Versuch wert. Wenn es jemand oder jemandin gibt, bei dem Du das Gefühl hast, er oder sie würde zuhören können.
Alleine der Fakt, dass es die letzten Wochen nicht so gut ging, wäre ja ein Einstieg.

Vielleicht ist es sogar so, dass Du nicht alleine mit diesem Problem bist, sondern dass noch jemand mit ähnlichem zu kämpfen hat. Alleine die Zahlen sprechen für sich: Im Laufe seines Lebens hat jeder Zehnte eine schwere depressive Episode, d.h. noch viel mehr sind von leichten bis mittleren Depressionen betroffen.

"Ich habe es nicht verdient": das ist, klipp und klar gesagt, depressive Einstellung.
Es geht nicht und niemals darum, dass Du Gesundheit oder Beachtung "verdienst" oder nicht verdienst. Sondern das ist Dein Recht, Dein grundlegendes Recht auf Würde. Auch wenn Du es jetzt nicht sehen kannst.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Menschenwürde muss man sich nicht verdienen oder erarbeiten. Jeder besitzt sie von Geburt an. Und zu dieser Würde gehört auch: in Würde zu leben, trotz Krankheit und Einschränkungen.

Re: Hilfe

Verfasst: 28. Mai 2014, 09:24
von monetti
Dankeschön :)
In den Urlaub fahre ich erst im Juli, aber dann werde ich es umso mehr genießen.

Also beim Hausarzt bin ich mir immer noch unsicher, aber ich lass es mir mal weiter durch den Kopf gehen.

Also ich bin so eine Person, die sehr hilfsbereit ist und immer für ihre Freunde da ist! So was gehört sich einfach unter Freunden. Also die Freunde, auf die ich mich verlassen kann und die sich auch um mich Sorgen, hören mir zu und muntern mich so weit es geht auf und dafür bin ich ihnen dankbar, aber ich kann ihnen einfach nicht alles erzählen, weil ich nun mal Angst habe, sie zu belasten und zu nerven.

Es ist ja nicht nur so, dass es mir in den letzten paar Wochen nicht nur gut geht, sondern schon mehr als 2 jahrelang, und die Menschen die mich schon länger kennen, denen ist es erst so im letzten Halbjahr aufgefallen.. so langsam bröckelt meine Maske..

Mir ist bewusst, dass ich dieses Recht besitze aber mein Kopf will es noch nicht ganz so begreifen. Immer dieser Kampf zwischen dem realen Wissen und dem irrealen..

Re: Hilfe

Verfasst: 28. Mai 2014, 13:30
von Schokokeks
Hallo Monetti!

Ich möchte dir Mut zusprechen, dass du nicht alleine bist.
Mir geht es genauso wie dir, es ist eine emotionale Last, die auf dir drückt und dich in allem zweifeln lässt, an deinem Leben und an dir selbst.
Je länger du diese Last mit dir herumschleppst, desto mehr machst du dich kaputt. Es ist daher schön zu lesen, dass du weißt, du hast Freunde, die dir beistehen und dich ermutigen.
Dass du Angst hast, etwas von deinen Koffern abzugeben, ist verständlich und doch vielleicht eine kleine Hilfe.
Du kannst natürlich wählen, ob du dich an deine Freunde wendest, oder nicht. Auch ich habe Probleme mich mit meiner Last an jemanden zu wenden, weil man nicht möchte, dass sie sich von dir abwenden.
Daher rede mit ihnen wirklich, wenn du bedrückt bist und vielleicht bittest du sie ja dich zu begleiten?
Zum Hausarzt oder zu einem Facharzt.
Meine beste Freundin hatte mich auch begleitet und damit mir sehr geholfen. Oft ist es sehr schwer sich zu etwas zu überwinden und wenn du jemanden hinter dir stehen hast, umso mehr Mut kann man aufbauen.
Du darfst nur nicht alles vor dich hinschieben - sei es eine Terminvereinbarung beim Arzt oder der Gang dahin.
Dir geht es schlecht, du fühlst dich nicht wohl, das ist das Zeichen dafür, dass du das Recht hast etwas dagegen zu unternehmen.
Du hast das Recht glücklich zu sein.
Ich glaube, dass dein rational denkendes Gehirn es nur nicht verstehen will, dass du vielleicht eine Depression hast. So geht es meinem Köpfchen gerade leider auch.
Man ist unglücklich, man ist unmotiviert und fühlt sich in einer Wolke, aber das Hirn sagt, nein, irrst dich. Dir geht es doch super, du hast kein Recht darauf.
Alleine dieser Widerspruch ist ein Warnsignal.
Nimm einen ganz lieben Menschen an die Hand und schreite mit diesem auf dem Weg der Besserung.

Liebe Grüße,

Schokokeks