weiß nicht weiter

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why
Beiträge: 209
Registriert: 1. Sep 2006, 15:32

weiß nicht weiter

Beitrag von why »

Hallo,
ich bin eher eine stille Mitleserin ,zwar schon lange hier im Forum angemeldet,
habe aber erst einige Threads begonnen.
Ich stecke wieder tief in der Depression.
Es war schon zuvor abzusehen, denn ich fühlte mich in den letzten Wochen sehr erschöpft.
Was bei mir eigentlich ein Warnsignal ist. Ich wollte aber unbedingt noch eine Sache beenden, was mir auch gut geglückt ist. Aber jetzt ist die Luft vollkommen raus.
Ich bin jetzt knapp eine Woche lang krank geschrieben. aber ich habe das Gefühl,
dass ich immer weiter in das Loch sinke.
Meine Therapeutin sagt mir, dass ich lernen muss, zu akzeptieren , dass ich immer mal wieder in eine Depression rutsche.
Aber wie lerne ich das wirklich? Mein Verstand sagt zwar, dass es auch wieder besser wird,
ich habe zwischendurch ja auch bessere Zeiten aber ich fühle mich ausgeliefert.
Ich bin so tief unten und das Leben fällt mir so schwer.
loree
Schokokeks
Beiträge: 23
Registriert: 5. Mai 2014, 13:11

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Schokokeks »

Hallo Lore!

Ich kann ziemlich nachvollziehen, wie es dir geht. Ich bin leider noch nicht ansatzweise in der Therapie, aber ich habe das Gefühl solche Phasen zu haben, wo ich die Kraft verliere und nur noch down bin.
Meistens versuche ich mich abzulenken, in dem ich mich in irgendetwas stürze, um mich zu beschäftigen. Etwas, was dich ablenkt und nicht daran erinnert dass das Leben eine Qual ist. Das hilft mir und schenkt mit Trost.

Grüße Keks
Es gibt schweigsame Menschen, die interessanter sind als die besten Redner.
- Benjamin Disraeli
Hygeia
Beiträge: 56
Registriert: 7. Nov 2013, 22:51

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Hygeia »

Hallo loree,

dass man gerade wenn etwas geschafft ist und man eigentlich stolz auf sich sein könnte wieder in ein tiefes Loch fällt, kenne ich auch. So ging es mir nach der letzten Klausur.

Bin auch noch nicht in Therapie, aber einen Unterschied zu Schokokeks gibts bei mir dann doch:
Wenn ich im tiefen Loch bin, habe ich keine Kraft irgendwas anzufangen um mich abzulenken.

Da liegt man Bett, isst nur das, was vom Bett aus zu erreichen ist, und sieht fern oder ähnliches.
Erstmal muss man da versuchen, trotzdem etwas auf sich zu achten. Also gesunde Snacks neben dem Bett platzieren, immer eine große Flasche Wasser zur Hand haben und ab und zu aufstehen (egal wie schwer es fällt), um den Kreislauf nicht ganz absacken zu lassen. (Das alles klappt bei mir mal ganz gut, dann mal wieder gar nicht.)

Aber Dich beschäftigt ja weniger, wie Du mit dem Loch umgehen solltest, sondern dass Du überhaupt da immer wieder hineinrutschst.

Ich versuche auch gerade, mir mehr zu "erlauben", dass es mir manchmal eben so schlecht geht. Und wenn ich es schaffe, trotz einer schlechten Phase ein wenig auf mich zu achten, geht es schon etwas besser.
Du musst nicht immer gut drauf sein, kannst nicht immer alles machen, was Dir gut tun würde, und Dein Leben nicht immer so gut leben, wie Du es gern möchtest. Das schaffen hier nur wenige.
Du kannst Dich aber auf die schlechten Phasen einstellen (also schon wenn Du die Erschöpfung merkst die gesunden Snacks einkaufen, etc.) und lernen, mit ihnen möglichst gut umzugehen. Und je besser das klappt, desto schneller kommst Du (hoffentlich) wieder heraus.

Jeder Mensch hat mal einen schlechten Tag. Bei uns dauern diese eben etwas länger (also eher Wochen statt einem Tag) und wir nehmen sie intensiver wahr, auch weil wir uns mehr bewusst sind, wie schlimm es werden kann.

Geduld mit sich selbst haben und die Hoffnung nicht verlieren - schwer, aber gerade in solchen Phasen sehr sehr wichtig.

Ich wünsch Dir ganz viel Kraft und hoffe, dass Du dieses Loch bald hinter Dir lassen kannst.

lg Hygeia
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Antiope »

Hallo Why,

das glaube ich Dir, dass Du jetzt gerade nicht mehr weiter weißt.

Zuallererst: volle Hochachtung, dass Du die vorgenommene Sache trotz allem beendet hast - und dann noch gut.
Ich denke, es ist "normal" und es erschöpft jeden, unter Hochdruck und unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte etwas zu tun und es abzuschließen. Da wäre wohl jeder am Ende erst mal fertig, platt. Eigentlich dürftest Du diesen Erfolg nun feiern.

Das ist das eine.

Das andere ist: die Erschöpfung ist bei Dir viel existenzieller als bei anderen. Wie kannst Du die nächsten Tage wieder zu Kräften kommen? Was tut Dir gut, was lindert die Erschöpfung - und wenn es nur ganz wenig ist? Ich wage hier nicht, einen "guten Rat" zu geben - das klingt dann alles so von oben herab, so fremd.

Für mich scheinen folgende Dinge zwei verschiedene Punkte zu sein: akzeptieren, dass Du immer mal wieder abrutschen kannst, und die jetzige Situation zu bewerkstelligen.
Das eine, akzeptieren, dass wieder was kommen kann, kannst Du rational doch schon annehmen. Mehr geht wohl nicht - ich wüsste auch nicht, wie man dies emotional annehmen könnte.
Das andere, die jetzige Situation durchzustehen ... Ja, Du wirst es schaffen. Aber ich weiß auch, wie verdammt schwierig das ist.

Was könntest Du heute gebrauchen? Was würde Dir heute guttun - oder so sein, dass es nicht schlechter wird? Wo, in welcher Situation fühlst Du Dich nicht ganz so zerschlagen?

Ganz liebe Grüße
Antiope
BunteWolke
Beiträge: 217
Registriert: 6. Nov 2012, 16:52

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von BunteWolke »

Hallo Loree,

ich höre aus deinem Beitrag sehr die Frage nach dem "Warum". Warum befinde ich mich wieder in diesem Loch?
Besser wäre: "Wozu" befinde ich mich in diesem Loch?

Dass du es wieder verlassen wirst, sagst du selbst. Das finde ich gut!

Als ich damals in der Klinik nach 7 Wochen einen extremen Rückfall hatte und wieder nichts essen konnte, der Magen brannte wie Feuer, es einfach nicht besser wurde, sagte ich zu der Oberärztin bei der Visite: "Wissen Sie, egal was ich mache, es wird nicht besser. Also werde ich jetzt diese verdammten Magenschmerzen einfach annehmen und ein schönes Wochenende mit meiner Familie verbringen." Ich war da wirklich sehr verzweifelt. Es war irgendwie so eine ich-weiß-nicht-mehr-was-ich-noch-machen-soll Reaktion.
Und sie antwortete: "Das ist sehr gut! Das nennt man in der Psychologie << radikale Akzeptanz <<.

Du kannst darüber im Internet einiges nachlesen, falls es dich interessiert.
Für mich bedeutete es, dass es mir langsam, aber Stück für Stück, wieder besser ging. Heute weiß ich, wenn ich Magenschmerzen habe, sie gehen auch wieder weg.
So wie du weißt, du wirst aus diesem Loch wieder herauskommen.

Wozu also schickt dir dein "inneres Ich" diese Schwerfälligkeit, diese depressiven Gedanken, wozu lähmt es dich?

Ich wünsche dir baldige Besserung!

Viele Grüße
BunteWolke
~ Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen ~
why
Beiträge: 209
Registriert: 1. Sep 2006, 15:32

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von why »

vielen Dank für eure Antworten.
Ich hatte heute Therapie und wir haben lange über meinen Zustand gesprochen. Ich fühl mich am Ende, hab keine Kraft mehr und auch suizidgedanken tauchen wieder mal auf. Es ist alles so, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.
Wir haben darüber gesprochen, dass es wohl sinnvoll sei, in die Klinik zu gehen. Klinik hat den Vorteil, dass ich in einem geschützten Raum bin.
Sie hat mich gleich zur Psychiaterin geschickt , dort musste ich noch lange warten. Die Psychiaterin findet es nicht so toll, dass ich in die Klinik gehen will, sie hat mir aber die Einweisung mitgegeben und meldet mich morgen früh an
Aber ich denke, ich bin in der Klinik gut aufgehoben.
lore
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Antiope »

Hallo Lore,

JA, wer findet es schon toll, in die Klinik zu gehen? Aber ich finde, das habt ihr zusammen gut gemacht.
Und Du selbst merkst: Du bist dort gut aufgehoben und geschützt.

Das ist jetzt für Dich das Wichtigste.

Bitte lasse es langsam angehen und überfordere Dich nicht!
Wünsche Dir alles Gute!
Antiope
why
Beiträge: 209
Registriert: 1. Sep 2006, 15:32

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von why »

Seit 9 Tagen bin ich wieder zu Hause. Insgesamt war ich drei Wochen in der Klinik. Ich bin auf eigenem Wunsch entlassen worden , weil ich ein für mich wichtiges Wochenende mit Jugendlichen durchführen wollte. Ich habe das Wochenende überstanden, aber im Nachhinein muss ich sagen, ich habe mich überfordert.
Das Wochenende hab ich irgendwie mechanisch durchgeführt, mein Herz war nicht dabei, ich fühlte mich neben der Spur.
Am Montag hatte ich Therapie. Wir haben darüber gesprochen, wie es für mich weitergehen kann.
Ich fühl mich am Ende. Wir haben über ein "Ampelsystem" gesprochen: grün ist alles okay, bei gelb Bedarfsmedikament nehmen und bei rot Taxi rufen und in die Klinik.
Die letzten Tage waren immer so im "Gelbbereich" - ich kann aber doch nicht jeden Tag ne Tavor nehmen.
Ich weiß nicht mehr weiter. Fühl mich der Krankheit ausgeliefert. Wie komm ich nur raus aus dem Tief?
lore
hier_und_jetzt
Beiträge: 66
Registriert: 26. Okt 2013, 00:15

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Lore,

Wie geht es Dir?

ich finde die Rückfälle, oder halt wiederkehrenden Episoden, auch sehr entmutigend. Kann dich gut verstehen. Ich habe dann ein schrecklich schlechtes Gewissen und fühle mich wie eine Versagerin... die Therapie ist bei mir dann aber schon hilfreich, da mir die Gespräche und die Therapeutin helfen zu entdramatisieren... Im Sinne von, ich bin da schon mal rausgekommen, also kann ich es wieder, und, obwohl es sich wie ein Weltuntergang anfühlt... Sooo schlimm ist es dann doch nicht, weil ich zum Beispiel zumindest bereit bin, Hilfe an zu nehmen, zur Therapie zu gehen etc.
Zu deinem Rückfall nach der Klinik. Hut ab! Erst gehts du in eine Klinik, weil es dir ziemlich schlecht geht, und dann lässt du dich entlassen, um sofort so eine Wochenendaktivitaet durch zu ziehen? Das mechanische war vermutlich eine Strategie, um überhaupt klar zu kommen. Immerhin weißt du jetzt, dass du dich nicht übernehmen solltest... ;) Vielleicht hilft dir das Ampelsystem weiter, es beim nächsten mal und JETZT ruhiger an zu gehen und dir mehr zeit zu lassen bis du etwas wieder auf Hochtouren anfängst? Vielleicht wirst du bald lernen in welchen Situationen du besonders auf dich achten musst? Bei mir ist es so, dass ich weiß, dass ich bei Stress und Druck gefährdet bin... Vor allem wenn es chaotisch wird. Ich brauche Struktur und Orientierung, dann komme ich besser klar. Da mir andere zum Teil zu wenig Struktur geben, hilft es mir, wenn ich mich selbst bemühe mich/meinen Tag zu strukturieren...nun soweit die Theorie, manchmal klappt es, und dann krieg ich es wieder gar nicht hin.... Bin da aber auch nicht die Geduld in Person. Ich will doch aber hoffen, dass es mit der Zeit noch etwas leichter wird... Zusätzlich zu Struktur hilft mir entspannen. zum Beispiel Sport. Wenn ich es mal vernachlässige oder einfach nicht hinbekomme, dann rutsche ich wieder schnell ab...

Ich weigere mich zur Zeit immer noch Medikamente zu nehmen, obwohl meine Therapeutin sie immer wieder empfiehlt. Sie sagt dann, dass ich es mir zumindest aussuchen soll, wenn ich keine Medikamente nehmen möchte ist es ok, aber irgendwas über die Therapie hinaus würde sich anbieten, sie "verschreibt" mir dann als alternative Sport oder diskutiert mit mir was ich stattdessen noch machen kann. Das hilft irgendwie auch, um mich auf zu raffen. Vielleicht kannst du dir auch überlegen, was dir zusätzlich zu den Medikamenten helfen könnte, um zur Ruhe zu kommen: Ein Entspannungsbad, ein Spaziergang, Sport? Es ist ok , dass du Tavor nicht auf Dauer nehmen willst, aber es ist auch gut dass es dir gerade in akuten Situationen hilft, oder? Oh, oh, wenn ich das so schreibe, komme ich doch sehr ins zweifeln ob ich nicht zumindest zeitweise doch ein Medikament nehmen sollte... Überlegen schadet ja nicht!

Die Antwort, wie du aus deinem Tief kommst, zu finden, wird vermutlich noch etwas dauern. Ich glaube wir können uns von den Strategien anderer inspirieren lassen, uns Hilfe in der Therapie suchen, letztendlich ist es aber auch sehr individuell und so hat jeder seinen eigenen Weg, auch du. Und der Beginn ist aus meiner Sicht gut angelegt, wenn du und ich versuchen raus zu finden, warum wir in ein Tief kommen...

Ich schicke für viele Grüße und wünsche dir viel Geduld und Ruhe!
Pia
why
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Registriert: 1. Sep 2006, 15:32

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von why »

gestern war ich bei meiner Psychiaterin. Sie traut mir mehr zu als ich mir selbst. Sie hat mir zwar eine Krankenhauseinweisung mitgegeben, meint aber dass ich auch so zurecht komme. Das hat mich total irritiert. Ich habe dann bei einer Freundin angerufen, sie kommt heute nachmittag vorbei und bleibt bis morgen abend. Das ist schon mal eine Erleichterung, aber heut morgen war es wieder schwer für mich. Mein Problem ist,dass ich leicht ins suizidale rutsche.
Meine Therapeutin, die ich gestern noch angerufen habe, riet mir die Tasche zu packen und wenns gar nicht mehr geht in die Klinik fahren.
Aber was ist richtig? -
lore
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2845
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Nico Niedermeier »

Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel in die Klinik fahren.....
Alles Gute
Nico Niedermeier
Pablo
Beiträge: 7
Registriert: 28. Apr 2014, 14:09

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von Pablo »

Hallo Lore,
ich kann absolut nachvollziehen, wie es dir geht. Aber eines habe ich bis jetzt immer getan - wenn ich konkrete Suizidgedanken hatte, bin ich in die Klinik gefahren. Denn es gibt dann Momente, wo man wirklich nicht mehr selbst einschätzen kann, was man tut. Ich rate dir, den Weg in die Klinik anzutreten, wenn deine S.-Gedanken konkret werden.
LG Ina
why
Beiträge: 209
Registriert: 1. Sep 2006, 15:32

Re: weiß nicht weiter

Beitrag von why »

Hallo,
ich möchte mich wieder melden. Das Wochenende war sehr grenzwertig, aber ich habe es ohne Klinik geschafft.
Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich aus dem Loch heraus komme. Es geht mir zwar immer noch nicht gut,
aber ich sehe wieder Licht am Horizont.
lore
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