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Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 15. Mai 2014, 20:15
von Kopflos_85
Hallo zusammen,

ich bin 29 Jahre alt und leide seit 4 Jahren an Depression und habe eine Odysee an Ärzten hinter mir.
Ich habe mich hier angemeldet weil ich einfach mal mit Leuten reden möchte die mich verstehen.
Finde es wichtig sich mal mit Leuten auszutauschen, die auch solche Erfahrungen gemacht haben. Meine Freunde, meine Familie können meine Probleme nicht verstehen und versuchen mir immer "gute" Ratschläge zu geben.
Ich befinde mich in therapeutischer Behandlung und habe bereits schon 3 Jahre Venlafaxin genommen. Da mir dieses Zeug nicht wirklich geholfen hat und ich Schwierigkeiten beim absetzen hatte, bin ich froh nicht mehr davon abhängig zu sein. Ich möchte auch nicht wirklich noch was ausprobieren.

Warum bin ich depressiv geworden? Weil ich mich in meinem Studium selbst blockiert habe, da ich perfekt sein wollte. In der Studienzeit hab ich wegen der großen Prüfungsangst die ich hatte, sehr schwer gelitten. Meine gesundheitlichen Probleme haben mich dazu gezwungen das Studium abzubrechen. Ich war nur noch ein Wrack, hatte Black Outs in jeder Prüfung, hab nur noch geschlafen, kein Privatleben mehr gehabt, Magenprobleme, Neurodamitis, Blut im Urin etc. und das nur weil ich mich selbst verrückt gemacht habe! Es ist nun mal sehr anstrengend wenn man so hohe Anforderungen an sich selbst hat, die man nie erfüllen kann. Kennt ihr das?

Nach dem Abbruch vom Studium, habe ich mich mit einem Minijob über Wasser gehalten. Nun habe ich es endlich geschafft einen festen Job (seit 3 Monaten) zu finden. Mit meinem Lebenslauf war das garnicht so einfach. Meine Therapeutin und ich haben gehofft, dass es mir durch einen strukturierteren Alltag bald besser gehen wird. Leider ist es bisher nicht besser geworden.
Ich finde es sehr schwer mit einer Depression, meiner neuen Arbeitsstelle gerecht zu werden. Ich kann mich nur schwer konzentrieren, fühle mich oft überfordert weil ich die Gedankengänge nicht immer nachvollziehen kann. Ich komme mir oft vor als wäre ich richtig dumm. Mir fällt es oft sehr schwer E-Mails zu schreiben weil ich Probleme habe anständige Sätze zu schreiben. Hinzu kommt das es mir oft schwer fällt zu sprechen und mich auszudrücken weil es mich anstrengt. Dann bin ich noch unglaublich Müde, verwirrt, unentschlossen, unsicher etc.
Es gibt bei mir gute Tage und schlechte Tage. An den guten Tagen bin ich wirklich ich selbst und freue mich darüber. Das Problem ist das ich von 5 Arbeitstagen 3 schlechte Tage habe. An diesen Tagen hoffe ich einfach nur das es keinem auffällt.
Ich versuche einfach an den guten Tagen besonders gut rauszustechen....da bin ich dann jedermanns Liebling, ich rede sehr viel, gehe auf meine neuen Kollegen zu, hab gute Ideen, kann mich gut ausdrücken usw.
Hat jemand von euch auch ähnliche Erfahrungen gemacht?

Der Job macht mich nicht unbedingt glücklich weil es nicht das ist was mir Spass macht. Problem ist, dass ich auch nicht weiß was mir Spass macht. Ich bin jeden Tag am überlegen, ob ich einfach kündige. Ich spiele mir jedesmal das Szenario vor, indem ich meinem Chef sage das ich Depression hab und deswegen aufhöre. Das einzige was mich in der Agentur hält, ist wirklich mein Team. Sie sind wirklich sehr nett und ich will sie nicht im Stich lassen. Ich weiß das ich im enddefekt auf meinen Körper hören muss. Hab auch Angst vor der Zukunft, wenn ich das jetzt aufgebe, was soll ich denn dann machen? Dann wird die Hürde zu etwas neuem noch größer...Ich bin hin und her gerissen...hab schlaflose Nächte und breche deswegen oft in Tränen aus...am liebsten hätte ich jmd der mir die "richtige" Lösung aufzeigt und mich an die Hand nimmt. Ich weiß man muss das selbst tun und nur du bist für dich selbst verantwortlich. Niemand kann dir die Entscheidung abnehmen und niemand lebt dein Leben...Hab jetzt eigentlich vor gehabt noch bis Ende des Jahres durchzuhalten. Ich weiß nur nicht ob ich es schaffe...ich bin aber auch eh grad unfähig Entscheidungen zu treffen :cry: :cry: :cry: :cry:
Kennt ihr diese Situation? Wer hat das schon durchgemacht und kann mir Tipps geben?

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 16. Mai 2014, 11:12
von mime
Hallo Kopflos_85,

da etwas zu "raten", ist schwierig. Es ist gut, dass du ab und zu auch gute Tage hast, doch, deine Beschwerden (Konzentrationsprobleme inkl. E-Mail- / Beantwortungsschwierigkeiten, Müdigkeit usw.) sind ziemlich eindeutig: sie schränken dich in deinem Arbeitsleben sehr ein.

Wer hatte dir denn damals das Venlafaxin verschrieben? Wurde dir erklärt, was ein Antidepressivum bewirken sollte? Es gibt mehrere Antidepressiva auf dem Markt, und vielleicht war das Venlafaxin einfach nicht das richtige / wirksame für dich. Es kann zu Absetzungssymptomen kommen, aber abhängig machen andere Medikamente (Schlafmittel, Beruhigungsmittel, die auch teilweise in die Kategorie "Psychopharmaka" fallen) - NICHT das Antidepressivum.

Ich selbst habe mich auch lange gegen ein Antidepressivum gewehrt, bis ich dann meinem Facharzt und meiner Therapeutin vertraute, und es einfach über mich ergehen ließ (das Ausprobieren von Sertralin und später dann Mirtazapin)... Es ist nicht leicht, wenn man so eine Abneigung Medikamenten gegenüber hat, doch manchmal ist es gut, wenn man da über seinen eigenen Schatten springen lernt. Ich nehme die Medikamente hauptsächlich, um wieder arbeitsfähig zu werden. Denn alle Symptome, die du beschreibst, kommen mir sehr bekannt vor (dazu schreibe ich gleich noch etwas).

Wie wäre es, wenn du dir einen Termin bei einem Facharzt (Psychiater) geben lässt und ihm noch einmal alles schilderst? Ich verstehe deine Abneigung gegen Medikamente sehr (sehr) gut, doch manchmal kommt man durch diese Konzentrationsstörungen und die real gefährdete Arbeitsfähigkeit nicht drum herum, wenigstens sich noch mal beraten zu lassen, was in deinem Fall hilfreich wäre. Deine Therapeutin in allen Ehren, sie macht ihre Arbeit bestimmt richtig und gut, doch medizinische Einsichtnahme in deine Geschichte und ggf. Medikamentierung ist Aufgabe eines Facharztes.

Was du von deinem Arbeitsalltag schreibst, kenne ich selbst ebenfalls. Allerdings gab es nachdem ich einen neuen Job anfing, bei mir keine guten Tage. Alles hat mich überfordert. Hinzu kamen wie bei dir diese Blockaden beim Denken, Sprechen (Telefon - da muss man schnell reagieren, und wenn ich lange Überlegungspausen brauchte, um etwas zu sagen, wurde am anderen Ende der Leitung schon ungeduldig gefragt: "Hallo; hallo?! Sind Sie noch dran?"), E-Mailen, Lesen (Erfassen von Texten) - alles war verlangsamt; die Reaktion, das Laufen, das Zuhören - alles. OK. Lange Rede, kurzer Sinn: Mir wurde nach kurzer Zeit in der Probezeit gekündigt (das war vor einem Jahr). Seit dem bin ich teilweise arbeitsunfähig, teilweise arbeitssuchend; aktuell wieder arbeitsunfähig (Antrag auf Reha ist gestellt) usw.

Warum ich dir das schreibe? Weil ich denke, dass du gemäß deinen Schilderungen wohl in einer ähnlichen Situation bist. Ich würde an deiner Stelle AUF KEINEN FALL kündigen. Du hast einen Job bekommen und schon 3 Monate durchgehalten. Das ist doch auch schon mal was. Du schreibst von einem netten Team usw. Dass es dir momentan nicht gut geht, hängt mit der Depression zusammen. Da wäre der erste Schritt, wenn du merkst, dass du den Arbeitsalltag nicht mehr ausreichend schaffst, dich von einem Arzt aufgrund dieser depresionsbedingten Arbeitsunfähigkeit krankschreiben zu lassen. Lass dich lieber für einige Zeit krankschreiben, als zu kündigen. Vielleicht kannst du dich in einer Krankschreibphase (und ggf. mit einem Medikament) wieder soweit stabilisieren, dass du wieder arbeitsfähig wirst. Und dann wäre es blöd, wenn du deinen Job nicht mehr hättest, weil du gekündigt hättest.

Bist du noch in der Probezeit? Wie kommst du sonst mit der Arbeit zurecht? Wäre es für dich möglich, eine krankheitsbedingte Pause einzulegen?

Sollte es wirklich hart auf hart kommen (so wie bei mir) und dem Chef entweder deine arbeitsmäßige Minderleistung (bis jetzt, schreibst du, fällt sie nicht auf, u. a. weil du auch gute Tage hast) oder deine lange Krankschreibung (die ja noch gar nicht besteht) als nicht mehr tragbar erscheint, wird er kündigen. Dann wäre die Kündigung aber nicht von dir, sondern ihm ausgegangen und du hättest ggf. bei der Agentur für Arbeit (falls diese für dich zuständig ist - ich weiß nicht, wie lange du schon ingesamt gearbeitet hast) keine Sperrzeit zu befürchten (Arbeitslosengeldbezug kann für 3 Monate gesperrt werden, wenn DU kündigst - also deine Arbeitslosigkeit selbst herbeigeführt hast).

Ich weiß nicht, ob für dich in meinen Zeilen irgendetwas steckt, was dir zusagt. Ich würde, wie gesagt, als erstes einen Arzt (das kann auch zuerst der Hausarzt sein, später dann der Facharzt) konsultierst und ihm alles so schilderst (mit Konzentrationssstörungen etc.) wie in deinem Eingangsbeitrag. Schau, dass du dir das suchst, was dir im Moment hilft, doch entscheide dich bitte erst mal nicht für eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses, auch wenn das erstmal eine Entlastung bringen würde. Eben in solchen depressiven Phasen sollten wir keine weitreichenden Entscheidungen treffen! Lass dich krankschreiben, wenn es dir derzeit so schlecht geht, und dann kann man weiter sehen.

Wichtig wäre, dass du aus dieser verschlechterten depressiven Phase wieder raus kommst, und dann kannst du immer noch entscheiden, was mit dem Job geschehen soll. Vielleicht bist du, wenn es dir wieder etwas besser geht, froh darüber, diesen Job zu haben (du hast ja auch ziemlich lange gesucht, dafür gekämpft, ihn zu bekommen). Also, verschiebe diese Entscheidung auf später und entscheide dich jetzt dafür, dich fachkundig beraten und behandeln zu lassen.

Viele Grüße und alles Gute
Mime

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 16. Mai 2014, 11:59
von Lupine_84
Ein Hallo auch von mir!

Ich bin/war in einer ähnlichen Lage wie du und kann v.a. das mit dem Perfektionismus im Studium gut nachvollziehen.

Ich wollte nur kurz sagen: Ich unterschreibe den Beitrag von Mime zu 100%!!!!!
Vertraue deinem Urteil nicht! Es ist depressionsbedingt verzerrt!!!
Wenn man kündigt, nimmt man alles auf seine Schultern und hat die anderen nicht belastet, man mutet sich nicht den anderen und dem Arbeitgeber zu ... das ist aber Depressionsdenken!!! Es kann durchaus sein, dass du im richtigen Job bist, du bist gerade nur nicht belastbar! Sprich mit einem Arzt! Mime hat alles sehr gut erleutert, denk darüber nochmal nach!

Ich kann grad nicht viel ausführlicher schreiben, da ich selbst gerade meine Kräfte gut einteilen muss. Ich versuche das Abrutschen in die tiefe Depression noch abzubremsen (mit Venlafaxin, da es mir schon einmal geholfen hat) und ich gehe derzeit noch Arbeiten und habe ebenfalls bessere und schlechtere Momente mit der Konzentration. Meine Kollegen merken mir das auch an.

Demnächst vielleicht mal mehr.

LG, Lupine

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 17. Mai 2014, 19:12
von Antiope
Hallo Kopflos_85,

macht Dir die Arbeit dort grundsätzlich Spass?
Wenn Du nur deshalb dort bleibst, um niemandem im Stich zu lassen, dann ist es nicht gut.

Der erste Gedanke, den ich hatte, war: warum nicht vorübergehend die Arbeitszeit reduzieren? Also nur 20, 25 Stunden arbeiten?

Würde dann die Tagesstruktur Dir helfen?

Auswege: hast Du eine Ausbildung? Vielleicht gibt es die Möglichkeit, über die Arbeitsagentur eine Umschulung zu erhalten.

Dir geht es an 3 von 5 Arbeitstagen schlecht - und an den Wochenenden? Vielleicht wäre es trotz allem besser für Dich, mit einem Medikament zu einer stabilisierten Situation zu kommen. Es geht schließlich auch darum, dass Du endlich mal Erfolgserlebnisse bei der Arbeit hast, dass Du wirklich mal siehst, dass Du vieles schaffen kannst - ohne den Hemmschuh der Depression.
Damit würdest Du auch wieder Entscheidungsfähigkeit zurückgewinnen.

Du hast vollkommen recht damit, dass Du auf Dich selbst, auf Deinen Körper UND auf Deine Seele hören musst. Wenn Dich die Arbeitssituation überfordert, dann musst Du dort heraus - entweder zeitweise oder ganz und gar. Wenn die Arbeitssituation die Depression verschlimmert hat, dann ist es jetzt nicht das Richtige.
Aber bevor Du kündigst: erst abklären mit Hausarzt oder Therapeutin, ob es eine Möglichkeit gibt, um die Sperrfrist der Arbeitsagentur herumzukommen.

Also mein Vorgehen wäre:
- Antidepressivum, um erst mal überhaupt wieder handlungsfähig zu werden
- Arbeitsbelastung für die nächsten Tage verringern
- wenn es Dir dann wieder besser geht, nochmals schauen, ob die Arbeit passt
- Alternative suchen
- dann entscheiden: für oder gegen die jetzige Arbeitsstelle

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 17. Mai 2014, 22:48
von Kopflos_85
Danke euch für die Antworten, Tipps und Ratschläge..und die Zeit die ihr euch genommen habt:)

Ich hab damals von meinem Hausarzt Venlafaxin verschrieben bekommen weil ich so verzweifelt war. Ich hab nur noch geschlafen, war kraftlos und antriebslos. Das war in der Studienzeit, da wollte ich das es mir schnell wieder besser geht. Erste Medikation war noch gering und dann wurde es hochgeschraubt weil ich keine Veränderungen im positiven Sinne gemerkt habe. Ich hatte nur das Gefühl das mich Venlafaxin irgendwie emotionsloser macht, abstumpft, eindämmt hinzu kamen dann noch diese Schwindelgefühle bei ruckartigen Bewegungen.
Nur das allerschlimmste waren die Absetzerscheinungen. Zu deiner Frage Mime; ob mich mein Arzt aufgeklärt hat. NEIN, das hat er nicht und ich war verzweifelt genug um einfach alles zu nehmen, nur damit es mir besser geht. Das war die schlimmste Phase meines Lebens und ich habe gedacht ich werde nie wieder ohne Tabletten leben können. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht um davon los zu kommen.
Ich hatte schon Termine beim Psychiater, der hatte mir damals geraten diese Tabletten abzusetzen. Du hast aber recht Mime, ich werd gleich nächste Woche einen neuen Termin machen. Mein Psychiater kennt nun meine aktuelle Situation nicht.
Mime, dir hat Mirtazapin wirklich geholfen? Bist du dadurch leistungsfähiger?

Mime als ich das gelesen hab, musste ich schon fast schmunzeln -> "Hallo; hallo?! Sind Sie noch dran?"), E-Mailen, Lesen (Erfassen von Texten) - alles war verlangsamt; die Reaktion, das Laufen, das Zuhören - alles.
Genau das ist mir auch letztens passiert. Mir fehlen auch sehr oft die Worte und ich weiß garnicht wie ich "so schnell" am Telefon auf Fragen reagieren kann. Unser Büro ist auch noch ein Großraumbüro und da versuche ich relativ leise zu reden, damit meine Kollegen und die Geschäftsleitung meine Gespräche nicht mit hören. Manchmal sage ich auch Sachen die kaum Sinn ergeben und das wird mir dann aber erst klar nachdem ich es schon ausgesprochen habe! Dann kommt noch hinzu das ich Personalquise telefonisch machen muss. Hinzukommt das ich sowas noch nie gemacht habe! Ihr könnt euch vorstellen, dass ich mich noch mehr überfordert fühle oder?
Ich hab mir teilweise alles aufgeschrieben und wenn ich die Leute angerufen habe, habe ich es einfach abgelesen...

Für mich ist jeder Tag auf Arbeit ein Kampf mit mir selbst...letztens war ich dann mal ein Tag zuhause und habe dann gesagt das ich Kreislaufprobleme habe. Ich hatte ein so schlimmes schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber. Am nächsten Tag kam jeder zu mir, sogar der Geschäftsführer und hat gefragt ob es mir besser geht und was los sei...also wirklich nett gemeint aber natürlich habe ich mich noch schlehcter gefühlt..
Mit der Krankschreibung ist so eine Sache..Man muss was erfinden, damit man zuhause bleiben "darf"..du hast eine Krankheit die aber anonym bleiben muss weil die Gesellschaft noch nicht bereit dafür ist.
Eine krankheitsbedingte Pause kommt daher nicht in Frage..Ich bin aber noch in der Probezeit (sie geht 6 Monate).
Neulich Nachts habe ich gegrübelt, nur noch geweint wie eine verrückte..dann hab ich meinen Freund geweckt (der arme der übrigens alles mit machen muss), da war ich nachts fest entschlossen zu kündigen bzw.. wenigstens am nächsten Tag die Krankmeldung einzureichen. Am Morgen bin ich dann doch zur Arbeit weil ich doch noch einiges zu machen hatte, was ich meinen Kollegen nicht zumuten konnte. Dann hatte ich bei allen Kollegen, die sich nach meinem Befinden erkundigt haben, ein derartiges schlechtes Gewissen..schlechtes Gewissen, warum? Weil ich sie im Stich lassen wollte...was natürlich totaler quatsch ist.
Hattet ihr Kollegen die davon wussten? Bzw. habt ihr es auf Arbeit irgendjmd erzählt dem ihr vertraut?

Mein Denken ist durch die Depression derartig verzerrt..ich bin so negativ und erwische mich immer wieder wie ich mich innerlich selbst fertig mache...Vorallem ich freue mich auf nichts mehr...ich existiere nur noch!
Ich versuche Entscheidungen die tiefgreifender sind soweit wie möglich nach hinten anzustellen..und versuche irgendwie im Alltag zu ÜBERLEBEN..
Danke Danke nochmal für eure Antworten..verzeiht für all die Fragen die ich vergessen hab zu beantworten..ich hab jetzt keine kraft mehr udn muss schlafen..

ich wünsche euch bis zum nächsten mal ganz viel Kraft und Energie!

LG

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 18. Mai 2014, 11:29
von Antiope
Hallo Kopflos_85,

ganz ehrlich: Dir geht es echt absolut nicht gut. Ich habe die Befürchtung, dass Du jetzt schon an Deine Grenzen gestoßen bist.
Versuche, umgehend einen Termin bei Deinem Psychiater zu bekommen. Wenn es Dir so schlecht geht, wie es Dir gerade geht, dann kannst Du auch einen Notfalltermin beanspruchen. Du brauchst ihn!

Telefonische Akquise ist sehr sehr anstrengend - habe ich auch schon gemacht. Und nur dann zu leisten, wenn man in guter Verfassung ist. Du bist mit dieser Aufgabe echt vollkommen überfordert.

Ich weiß nicht, wie Du den nächsten Schritt hinbekommst, aber ich denke, es ist die einzige Möglichkeit: den Geschäftsführer darüber aufklären, dass Du jetzt im Moment schwer krank bist, eine Pause zur Wiederherstellung brauchst. Kannst Du eine unterstützende Person mitnehmen? Kann Dein Arzt mit ihm reden? ... ich weiß nicht, welche "richtige Verfahrensweise" es hier gibt :(
Schließlich sind Deine Kollegen auch nicht blind. Sie haben ganz sicher gemerkt, dass es Dir nicht gut geht. Und sicher sind sie in der Lage zu verstehen und mit der Situation umzugehen.

Ergänzung: ich nehme Sertralin. Mit Mirtazapin oder ähnlichen komme ich überhaupt nicht zurecht, es macht mich bereits in kleinster Menge vollkommen platt. Also 3 mg bedeuten, bis zum nächsten Nachmittag völlig benommen durch die Gegend zu schlurfen, fast vor Schläfrigkeit umzufallen.

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 18. Mai 2014, 12:15
von Lupine_84
Hallo Kopflos,

ich sage auch, du kannst deinen Job nicht mehr sehr lange aufrecht erhalten.
Deine Depression ist sehr fortgeschritten und wird die Pause einfordern, die du brauchst! Ohne dich zu fragen und ohne Rücksicht auf deine Probezeit zu nehmen.

Sobald die Konzentration sehr im Eimer ist, hast du keine Gewalt mehr über dich. Das merken deine Kollegen und können es ggf. schlecht einordnen. Kriegen noch ein falsches Bild von deiner tatsächlichen Leistung und Leistungsbereitschaft!

Je weniger das Denken und Entscheiden klappt, desto mehr Kraft kostet es dich überhaupt noch beim Arzt anzukommen und sinnvolle Worte für deine Beschwerden zu finden! Mach es bald! Lass nicht noch mehr Zeit vergehen!

Der Weg zurück ist auch so schon lang genug!
Sorry!

Alles Gute für Dich!
LG

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 18. Mai 2014, 13:11
von Zarra
Hallo Kopflos_85,

... wenn ich Deinen "Namen" mal ernst nehme, wie wär's mit Schritt für Schritt?!

1. Baldiger Termin beim Psychiater,
* dann hast Du zumindest mal eine fachliche Einschätzung (wie nötig/angebracht er ein AD hält; hinsichtlich der Arbeitsfähigkeit),
* und ein guter Psychiater kann auch am ehesten ein voraussichtlich (nicht sicher, aber mit ein paar Wahrscheinlichkeiten) passendes Antidepressivum auswählen (manche Nebenwirkungen können auch leicht günstig und manche ganz ungünstig sein; das Wirkungspotential ist von den Bereichen her unterschiedlich gewichtet).

Danach kannst Du immer noch entscheiden, ob Du seine Einschätzung - erleichtert oder zähneknirschend - passend findest oder nicht. Und nochmal danach kannst Du entscheiden, ob Du das tust, was er rät.

Äußerst sich Deine Therapeutin dazu, oder hält sie sich raus?

Reha/psychosomatische Klinik?!?

2. Erstmal keine Kündigung, sondern wenn dann Krankschreibung.

LG, Zarra

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 18. Mai 2014, 13:23
von mime
Hallo Kopflos_85,

ich denke, wie Antiope auch, dass du dringend einen Arzttermin ausmachen solltest. Versuche bitte, dich für einen baldigen Termin durchzusetzen; er ist dringend notwendig. Wenn dir die Zeit bis dahin zu lange wird, geh bitte zum Hausarzt (und lass dich krankschreiben). Mir kommt es so vor, durch das, was du so schilderst, dass du nicht mehr (lange) arbeitsfähig bist. OK, ich kenne das von mir: man lässt sich manchmal erst krankschreiben, wenn man sozusagen den Kopf schon unterm Arm trägt... Wieso kommt für dich eine Krankschreibung nicht infrage? Du kannst auch in der Probezeit mal krank sein.

Was die Kollegen betrifft, kann ich dir nichts raten (ich hatte keine, war meistens alleine; und wenn welche da waren, hatte ich mit ihnen nicht so das Vertrauensverhältnis, über meine Befindlichkeiten zu sprechen). Ich würde mich da erst einmal bedeckt halten, auch der Geschäftsleitung gegenüber. Falls du dich krankschreiben lassen solltest, bekommt der Arbeitgeber ja nur die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (OHNE Diagnose), die Krankenkasse bekommt das Exemplar MIT der Diagnose. Deinen Arbeitgeber geht der Grund deiner Arbeitsunfähigkeit gar nichts an. Aber klar, ich habe auch schon mal in einem Büro gearbeitet, da musste man, wenn man krank war, direkt beim Chef anrufen (und ihm sozusagen Rede und Antwort stehen) - da würde ich erst mal ausweichend antworten (mit Kreislaufproblemen usw.), wenn du dir wegen der Dauer der Krankschreibung noch nicht sicher bist oder sie nur kurzzeitig angesetzt ist.

Wie das Ganze wäre, wenn du längerfristig arbeitsunfähig krankgeschrieben wärst, müsste man dann sehen, was angebracht ist. Dann wäre es wohl sinnvoll, auch mit offeneren Karten zu spielen (das muss aber NICHT heißen, dass du die genaue Diagnose verrätst, sondern eben nur Bscheid gibst, dass die Krankschreibung sich noch voraussichtlich um soundsoviel Tage hinzieht) spielen, damit sich deine Kollegen darauf einstellen können.

Du fühlst dich deinen Kollegen gegenüber verpflichtet, das ist ehrenvoll, doch wenn du krank bist, bist du krank. Punkt. Hättest du einen grippalen Infekt oder einen Hexenschuss oder so etwas, würde auch keiner auf die Idee kommen, dich zu fragen, warum du nicht arbeiten gehst. Du musst nichts erfinden; wenn du arbeitsunfähig krank bist, ist es so. Das Thema "Depression" würde ich zunächst noch nicht ansprechen; du schläfst schlecht (wenn du nachts grübelst, verzweifelt bist und weinen musst), dir geht es nicht gut, du kannst dich schlecht konzentrieren (das sind Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten [wobei ich diese vielleicht erst mal nicht erwähnen würde, dass dir kein Nachteil entsteht, später vielleicht], nicht adäquat reagieren (weil es dir nicht gut geht) usw.

Telefonakquise im Großraumbüro ist (für mich) ein ziemlicher Horror; ich kenne das Gefühl von meiner letzten (kurzen) Arbeitsstelle, wenn du quasi "vor den Ohren anderer" telefonieren musst. Mich haben die Kunden am Telefon auch oft nicht verstanden, weil ich so leise sprach usw. Dass du dir einen Zettel zum Ablesen geschrieben hast, finde ich gut. Wieso nicht? Du musst dir nicht alles merken, was du als Eingangstext sagst. Wie arbeitest du da weiter? Hast du vielleicht eine Art Checkliste, die du abarbeiten könntest (das könnte dir u. U. das Abfragen bestimmter Fakten, die sich bei jedem potentiellen Neukunden ähneln, vielleicht leichter machen)? Das mit dem "Unsinnreden" kommt dir vielleicht auch nur so vor; bist du denn schon mal darauf angesprochen worden? Wenn du es selbst bemerkst, dass du z. B. ein bisschen zusammenhanglos geantwortet hast, könntest du ja sagen "OK, das war jetzt vielleicht etwas unzusammenhängend von mir formuliert, ich fasse das eben Besprochene noch einmal wie folgt zusammen..." und dann korrigierst du das, was dir unzusammenhängend / kaum sinnvoll vorkam. Doch auch da gilt: Dazu brauchst du Konzentration; Konzentration, die dir momentan fehlt!

Du hast nach meinen Medikament gefragt.

Ja, das Mirtazapin (ich nehme es niedrig dosiert [15 mg] seit einigen Wochen wieder) hilft mir beim Einschlafen. Früher lag ich 3 - 4 Stunden jede Nacht wach, konnte nicht zur Ruhe kommen, einschlafen usw.); jetzt klappt das unter 1 Stunde; und ausreichend Schlaf halte ich auch für wichtig, was die Konzentration angeht.
Seit ca. einem halben Jahr nehme ich auch Sertralin (100 mg); es soll antriebsteigernd, konzentrationsfördernd wirken.

Insgesamt bin ich im Laufe der Zeit (was davon durch die Ruhe / Krankschreibung / Erholung kommt, was durch die Therapiegspräche und was letztendlich von den Medikamenten, weiß ich nicht genau; ich denke, es hängt alles miteinander zusammen) wieder "munterer" (nicht mehr verlangsamt in Reaktion, Gestik, Mimik wie es vor einem Jahr noch war), mir geht es insgesamt besser, ich kann mich besser konzentrieren (wobei ich da auch noch "Luft nach oben" habe) - also länger an einem Text sitzen (schreiben) - bin aufmerksamer usw.

Was du vom Venlafaxin geschrieben hast, hm, klingt für mich so, dass es nicht das richtige Medikament für dich war. Ein richtig eingestelltes Antidepressivum sollte durch die richtige Konzentration der Botenstoffe im Gehirn eigentlich dafür sorgen, dass du dich langfristig wieder besser fühlst. Das Venlafaxin gehört zu den SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern), während Sertralin zur SSRI (Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmern) gehört.

Ziel von beiden Medikamenten ist es, den (bei einer Depression meist vermuteten) gestörten Botenstoffgehalt wieder auf ein normales Level zu bringen - wie er z. B. bei Nichtdepressiven existiert. Dazu bewirkt ein Antidepressivum, dass z. B. der Botenstoff Seretonin (der z. B. für das Wohlbefinden, Gedächtnisleistung usw. steht) wieder in ausreichender Menge / Konzentration vorhanden ist [bei einem SNRI wird auch die Noradrenalinkonzentration beeinflusst] und der Austausch von Botenstoffen im Gehirn wieder besser funktioniert – denn ein Mangel dieses Austausches bzw. der Botenstoffmenge beeinflusst u. a. auch unser Wohlbefinden, die Konzentration / Gedächtnisleistung usw. negativ (d. h. auch stimmungsniederdrückend usw.).

Ich war lange Zeit auch gegen Medikamente und verstehe da jegliche Abneigung sehr gut. Doch manchmal sollte man sich erneut probeweise darauf einlassen, v. a. wenn man arbeitsfähig bleiben oder werden will, wenn es vom Facharzt empfohlen wird. Du hattest geschrieben, dass der Psychiater dir vom Venlafaxin abgeraten hatte. Hatte er etwas anderes empfohlen, oder warst du damals so stabil, dass er es ohne ein Antidepressivum probieren wollte?

Bei einem Antidepressivum sollte man wissen: Es wirkt bei jedem anders - das, was dem einen hilft, bleibt beim anderen wirkungslos oder was bei einem nur leichte bis gar keine Nebenwirkungen hat, hat bei einem anderen mehr usw. Deswegen muss man leider ein bisschen ausprobieren, bis man das richtige für sich findet. Die Nebenwirkungen sind bei der Einschleichphase meist am stärksten spürbar und werden im Laufe der Zeit auch wieder geringer. Bis man sagen kann, ob ein Antidepressivum wirklich greift, muss man schon ein paar Wochen Einnahmedauer hinter sich bringen und abwägen, ob die Nebenwirkungen wirklich bleiben und stark beeinträchtigen oder sie geringer werden und man die positive Wirkung spürt.

Meistens sehen die Fachärzte da eher eine Verbesserung / Veränderung als man selbst (bei mir war es zumindest so - der Facharzt sah, dass ich im Reaktionsvermögen, der Gestik, Mimik usw. lebendiger wurde, ich hingegen merkte das erst sehr viel später selbst). Man selbst glaubt auch ab einer gewissen Depressionsintensität nicht mehr daran, dass einem ein Antidepressivum helfen könnte (und nicht allen Depressionspatienten wird ein Antidepressivum empfohlen - bei leichteren Fällen z. B. - doch, was du so schreibst, denke ich, dass dir ein Psychiater auch ein Antidepressivum empfehlen wird; gerade in puncto Arbeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen usw. kann ein Medikament durchaus auch hilfreich sein).

Das "nur noch Existieren-Gefühl" kenne ich auch - es kann sich verändern, wenn es dir wieder besser geht und du die Depression entsprechend behandeln lässt. Es ist richtig, weitreichende Entscheidungen (z. B. Kündigung / Zukunftsgestaltung) erst einmal hinten anzustellen. Da tust du genau das Richtige. Wichtig wäre es, dass du langfristig aus der Depression und dem Gefühl, den Alltag irgendwie ÜBERLEBEN zu müssen, wieder herauskommst.

Deswegen: Schau, dass du ärztlicherseits Termine ausmachst; lass dich notfalls (doch noch) krankschreiben; versuche, dich, wenn es dir möglich ist und du Zeit hast, dich mit schönen Dingen zu beschäftigen; irgendetwas finden, was DIR momentan gut tut. Ich drücke dir die Daumen, dass du bald einen Arzttermin bekommst und er dir das Richtige für dich empfehlen wird. Du schreibst von deinem Freund. Vielleicht kann er dich da ein bisschen unterstützen. Es wäre gut, wenn er weiß, wie es dir momentan wirklich geht. Du weißt, dass du jederzeit auch in eine Klinik gehen kannst, wenn es dir schlecht geht.

Falls du beim Psychiater so schnell keinen Termin bekommst: Vielleicht gibt es in deinem Umfeld eine psychiatrische Institutsambulanz (Kurzform PIA) - da kann man u. U. schneller einen Termin bekommen, da meistens mehrere Fachärzte und Therapeuten dort angegliedert sind (ich bin z. B. auch in einer PIA beim Facharzt).

Du schreibst, dass du in therapeutischer Behandlung bist. Was meint denn dein/e Therapeut/in zu deiner momentanen Lage? Hast du die Möglichkeit mit ihm / ihr deine Situation zu besprechen? Wie oft hast du Gesprächstermine? Ließen diese sich evtl. in kürzeren Zeitabschnitten gestalten zu deiner Stabilisierung?

Ich wünsche dir alles Gute und dass es dir mit der richtigen Behandlung bald besser geht.

Viele Grüße
Mime

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 20. Mai 2014, 21:40
von Kopflos_85
Hallo zusammen,

aus dem tiefsten drüben Tal grüße ich euch...leute ihr glaubt es nicht ich habe ein Versuch gewagt und meinen Psychiater angerufen..leider außerhalb der Öffnungszeiten..kennt ihr das wenn ihr es nicht mal hinbekommt Termine zu machen?
Mich überfordert es schon einen Arzttermin zu machen...ich war aber wenigstens beim Hausarzt, der schickt mich jetzt erstmal zum Diabetologen und Rheumatologen weil meine Werte da auch nicht gut sind...
Kennt ihr das wenn man an guten Tagen alles so extrem positiv seht und denkt man braucht kein Psychiater?
Was sagt meine Therapeutin dazu..naja ich muss seit 2 Wochen ein blödes Formular ausfüllen, um meine Stunden zu verlängern..solange kriege ich keinen neuen Termin..aber das problem ist das ich mich nicht im Stande fühle um es auszufüllen...ich schiebe es von einem tag auf den anderen und jedes mal denke ich mir..so ne scheiße jetzt hast du es wieder nicht und wieder nicht gemacht...
Ich war grad bis acht im Büro und bin einfach nur noch frustriert..ich wollte arbeiten, ich wollte was schaffen aber ich war so wirr im Kopf ich hab garnicht mehr durchgeblickt...das schlimme ist ja das ich den Anspruch an mich selbst habe, eine Sache gut zu machen..dann merke ich aber das ich nicht kann weil ich nur noch blockiert bin :(((

Damals war ich stabiler als ich anfing das Antidepressivum abzusetzen..ich war richtig sauer auf das Medikament..ich wollte dieses Teufelszeug nie wieder nehmen aber mein Körper brauchte es weil die Absetzerscheinungen so enorm war...ich war damals regelrecht sauer das meine damalige Hausärztin mir sowas verschreibt...ich weiß das es kein Wundermedikament gibt und jedem gleich helfen kann..man muss es ausprobieren..ausprobieren was einem hilft aber ehrlich gesagt habe ich angst davor...Ich stelle mir selbst dann die Frage, hilft es einem wirklich über diese schwere Zeit hinweg oder dämpft es dich nur ein, damit du nicht zuviel nachdenkst? Die Auslöser meiner Probleme sind immernoch da und ich muss das doch auch ohne schaffen können...

sagt mal ist es so bei euch das ihr oft nicht schlafen könnt oder eher umgekehrt? Ich bin unendlich müde und schlafe meistens wie ein Stein...bin aber am nächsten Tag nicht erholt weil ich anscheinend keinen erholsamen Schlaf habe..

LG

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 20. Mai 2014, 22:44
von Frauhamster
Hallo Kopflos,

also bei mir ist es zur Zeit so, dass ich nachts nicht schlafen kann, dafür komm ich morgens nicht aus dem Bett, und tagsüber bin ich hundemüde. Versuche ich aber zu schlafen, dann kann ich nicht.

Bei einem Antidepressivum stelle ich mir das laienhaft so vor, dass es manchmal ein Segen sein kann, mit Hilfe des Medikaments wieder einigermaßen stabil zu sein, um sich überhaupt um die Auslöser der Probleme kümmern zu können. Sonst hätte man bestimmt oft die Kraft und die Energie gar nicht dafür.

Gute Nacht, schlaf gut!

Re: Neuer Job trotz Depression?!

Verfasst: 21. Mai 2014, 09:59
von Antiope
Hallo,

zuallererst eine Rückenstärkung: Du hast den Schritt getan und bei Deinem Psychiater angerufen. Obwohl es sehr anstrengend war, hast Du es gemacht. Wirklich, das war gut! Damit hast Du für Dich gesorgt - auch wenn es nicht geklappt hat. Das ist für das Tun echt egal.

Das Formular: nimm es einfach mit zu Deinem Termin.

Das Medikament: eine Depression wird durch das Fehlen von Neurotransmittern ausgelöst.
Also wie bei einer Schilddrüsenunterfunktion - ohne Jod, ohne Thyroxin geht gar nix. Dir ist nur noch kalt, das Denken ist seeeeeeehr langsam, das Reden fällt schwer, selbst Gehen ist nur langsam. Alles wie unter Wasser.
Wenn die Neurotransmitter zu wenig sind (gibt es verschiedene Ursachen, aber Dauerstress und lange depressive Episoden gehören auch dazu), dann kann Dein Gehirn nicht mehr richtig arbeiten. Es kann nicht mehr zielgerichtet denken, keine Entschlüsse fassen, ...
Das Fiese dabei ist: auch die Emotionen verändern sich. Freude, Ausdauer, Neugier, Kraft zum Starten, ... werden nicht mehr ausgelöst. Dafür werden die negativen Emotionen nicht mehr heruntergeregelt und sind quasi ständig alarmiert: Angst (ganz viel, unbestimmt und nicht zielgerichtet als Angst vor ...), ziellose Wut, ...
Das Ergebnis: Dein Gehirn "denkt nur noch so rum", findet kein Ziel, kann keine Entscheidung treffen, kann nicht sagen "Hoppla, Lust auf Radfahren, wir sausen los", sondern müht sich im Kreis "Radfahren: ja, nein, ja, nein, ja, nein, ...." ohne zum Ende zu kommen. Kann keine Aktion starten und durchhalten. Kann ein Problem nicht analysieren und nicht angehen: es geht ja direkt von Anfang an im Kreis, ohne einen Schritt weiterzukommen.

Was ich damit sagen will: Probleme kannst Du in dieser Phase nicht lösen. Weil Dir diese Fähigkeit gerade verloren gegangen ist.
Mit einem AD wird erst mal so eine Art "Normalzustand" wiederhergestellt. Dein Gehirn bekommt endlich die "Vitamine", die es zum normalen Funktionieren braucht.
Daher ist das Absetzen auch teilweise schwierig: weil Dein Körper wieder lernen muss (und das auch kann!), die Neurotransmitter in ausreichender Anzahl herzustellen. Aus diesem Grund hilft auch Ausdauersport. Weil dabei automatisch mehr Serotonin hergestellt wird - und Dopamin.

Zum Schlafen: dieses Mal ist es das erste Mal, dass ich anstatt nur 90 min Schlaf pro Nacht extrem viel schlafe, aber trotzdem irgendwie platt bin. "Extrem viel" bedeutet, in der schwierigsten Phase 12 bis 16 Stunden (!!!). Also: das gibt es auch.

Alles Gute! Wirst Du heute nochmals beim Psychiater anrufen?