schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

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Sanne83
Beiträge: 2
Registriert: 25. Apr 2014, 06:51

schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Sanne83 »

Hallo,

ich habe mich hier angemeldet, weil ich dringend Hilfe und Rat brauche.
Kurz zu mir, ich heiße Susanne, bin 30 Jahre alt und Wohne in der Nähe von München.
Mein Mann (33) und ich sind seit 12 Jahren zusammen, davon 6 Jahre verheiratet. Wir haben 2 Söhne im Alter von 4,5 Jahren und 15 Monaten. Letztes Jahr war sehr Ereignisreich. Wir sind 2-mal umgezogen, haben ein Haus gebaut, meine Schwiegereltern haben sich getrennt, unser zweiter Sohn kam auf die Welt und dazu noch die alltäglichen Probleme.

Mein Mann war immer ein sehr fröhlicher, aufgeschlossener und selbstsicherer Typ. Ich war eigentlich immer diejenige, die sich mal mit Selbstzweifeln geplagt hat. Allerdings nicht oft oder regelmäßig sondern eher wenn es in unserer Beziehung mal gekracht hat. Er hat mich auch immer aufgefangen. 2011 hat man bei mir eine Krebserkrankung festgestellt, die ich mit seiner Hilfe und Kraft erfolgreich überwunden habe.

Dieses Jahr im Februar musste ich aufgrund des Hauses und unserer finanziellen Verpflichtungen wieder arbeiten gehen und mein Mann musste nach über 15 Monaten wieder mehr mit anpacken. Kinder in der Früh fertig machen und in die KiTa bringen, dadurch erst später zur Arbeit und mit der Folge abends auch später wieder nach Hause zu kommen. Alle Aufgaben die ich erledigt hatte während meiner Elternzeit wurden wieder auf 2 aufgeteilt.
Ende Februar hat sich dann plötzlich alles verändert.
Mein Mann hat eine Arbeitskollegin, von der er mal ab und zu erzählt hat, aber als Freundin hat er sie nie gesehen. Ich bin eigentlich kein eifersüchtiger Mensch, aber bei ihr sehe ich irgendwie rot. Als er dann plötzlich ständig von ihr sprach und mit ihr übers Handy schrieb, sagte ich ihm, dass mich das verletzt und ich das so intensiv eigentlich nicht möchte. Es ist ja in meinen Augen kein Problem, den Kontakt in der Arbeit zu halten und wenn man mit Frau und Kindern zusammen ist auch am Familienleben teilzunehmen – ohne sie!

Am nächsten Morgen versuchte mein Mann mit mir in Ruhe zu sprechen und mir mitzuteilen, dass er am Abend vorher noch mal intensiv nachgedacht habe, sein Leben Revue passieren ließ und festgestellt hat, dass er zwar viele Leute kennt, die alle sagen, dass sie Freunde wären, aber jemanden mit dem man alles bespricht, auch mal weinen kann, der sich auch mal von selbst meldet wie es denn dem anderen geht, kennt er nicht. Er war immer nur der Mitläufer und nie der beste Kumpel den man von sich aus anruft. Daraufhin fing er an zu weinen und meinte, er hätte das Gefühl, dass so eine Freundschaft mit dieser Kollegin möglich wäre und er sie nicht aufgeben will.

Somit ist die Depression auch bei uns eingezogen. Klar muss sie vorher schon da gewesen sein, aber bis zu diesem Zeitpunkt hat es keiner gemerkt. Mein Mann weinte nur, war in sich gekehrt, ich konnte ihm nicht helfen und ihn auch nicht aufmuntern. Es war so schwer für mich ihn so zu sehen und jeden Tag in der Früh hoffte ich, dass das nun endlich ein Ende hat. Leider war dem nicht so. Als diese schlimme erste Phase nach 4 oder 5 Tagen endlich nach lies, sprachen wir in Ruhe über alles und haben beschlossen, dass er sich selbst Zeit gibt bis zu unserem Urlaub Ende März und falls es nicht besser wird, suchen wir einen Arzt auf.

Die Wochen vergingen, es war immer ein auf und ab, es kamen sogar Selbstmordgedanken, die er mir natürlich nicht mitteilte, er sprach mit seiner Vorgesetzten, da in der Arbeit auch schon auffiel, dass etwas nicht stimmt.

Da sein Kollege im Zimmer ein sehr ruhiger und teilnahmsloser Mensch ist und mein Mann damit nicht klar gekommen ist (so wie viele andere Kollegen vor ihm auch schon) hat er dann darum gebeten, dass er in ein anderes Zimmer gesetzt wird. Dies geschah dann auch recht schnell, leider kam er zu seiner neuen Freundin. Ob das wirklich so zufällig war wie er mir erzählt hat kann ich leider nicht immer glauben.

Plötzlich war die Kollegin zu seiner neuen besten Freundin geworden. Für mich ein sehr schlimmer Gedanke, denn umso mehr er mit ihr zusammen ist, umso mehr entfernt er sich von mir. Ich habe natürlich auch den „Fehler“ gemacht und deutlich gesagt, was ich von dieser Freundschaft halte und das ich das nicht möchte. Aber mein Mann hat es einfach durchgezogen. Auf meine Kosten.

Natürlich versuche ich mir immer wieder vor Augen zu führen, dass sie ihm aus seinen Tiefs hilft und für ihn da ist, ihn auffängt wenn auch wir mal wieder streiten! Aber es tut einfach so sehr weh, dass er sich nicht mehr mir anvertraut. Klar haben unsere Kontakte zur Außenwelt gelitten und wir haben uns sehr auf uns fixiert, aber von heute auf morgen ist er aus dieser Situation (natürlich durch seine Krankheit) ausgebrochen und ich sitze jetzt von sieben Tagen 5 Tage alleine zu Hause! Auch abends, da er plötzlich auf Afterwork-Partys und Männerabenden geht, zu seiner Freundin nach Hause fährt um mit ihr in Ruhe zu quatschen. Zudem macht er eine Weiterbildung bei der IHK. Seine Kollegin macht da jetzt auch mit. Jeden Samstag von 8.30 – 13.30 sitzen sie zusammen in der Schule. Da mein Mann jetzt zum laufen begonnen hat, da er Mega unglücklich mit seinem Körper ist (er findet er hat nichts Männliches an sich) haben wir gesagt, dass er ins Fitnessstudio gehen soll. Ja was soll ich sagen, sie haben sich jetzt gemeinsam ein Studio bei ihrer Arbeitsstelle gesucht, in dem sie zusammen trainieren können. Sie kaufen sich die gleichen Sporttaschen, kaufen zusammen neue Sportklamotten etc. Ich habe das Gefühl, er ist wie ein 14 Jähriger in der Pubertät.

Wenn ich irgendwas sage, wird das von ihm sofort als Angriff auf ihre Freundschaft gesehen.
Mein Vorschlag war dann, anstatt dagegen anzukämpfen einfach zu versuchen damit zu leben. Ich fragte ihn ob es nicht besser wäre, dass ich sie mal kennenlernen würde. Vielleicht mag ich sie ja und habe dann kein Problem mehr mit dieser Freundschaft. Er war sehr überrascht, fragte sie, sie war auch überrascht aber hat gesagt, dass das eine gute Idee wäre.
Dann war er in der Arbeit, er schrieb mir, dass sie die Idee hatte, dass wir uns ja auch zu zweit ohne ihn treffen könnten, um einfach unbefangener zu reden. Ich habe damit kein Problem und stimmte dem ganzen zu. Als er dann am Abend nach Hause kam hatten wir ein Gespräch in dem er mir sagte wie Großartig er das von IHR findet, dass sie dazu bereit ist sich mit mir zu treffen und dass sie das überhaupt vorgeschlagen hat wäre große Klasse! Hallo? Sie hat das vorgeschlagen? Als ich dann sagte, dass das doch von mir aus ging, verdrehte er sofort wieder die Augen! Wie als wenn ich was gegen sie gesagt hätte.

Wenn darunter unser Familienleben nicht leiden würde wäre das ja noch zu akzeptieren, aber dem ist gar nicht so. Er ist zwar da, kümmert sich aber um nichts mehr. Kinder, Haushalt, Garten, Büro, Bank, etc. alles muss ich machen. Er schaut die ganze Zeit fern und schreibt ständig Nachrichten mit ihr. Wir haben ausgemacht, dass er drei Mal die Woche weggehen soll. Natürlich findet das jetzt immer am Wochenende statt und ich sitze allein zu Hause. Meine sogenannten „Freunde“ kümmern sich einen scheiß um mich. Ich habe bei 3 verschiedenen Freunden um Hilfe gebeten. Alle sagen immer sie melden sich und keiner tut es.
Dazu kommen meine Ängste, dass ich meinen Mann verliere. Aber ist das so ein Leben? Ich quäle mich von einem Tag zum anderen, schlafe nachts nicht mehr, habe ein Pfeifen im Ohr, kann nichts mehr essen und wenn dann kommt es auch gleich wieder raus!

Jetzt war er 2-mal bei seiner Therapeutin, die wir eigentlich auf Empfehlung gefunden hatten. Das Problem ist, dass sie ihm sagt, dass er alles tun soll, was ihm gut tut und dass er wieder zu Kräften kommt. Ich sollte zur zweiten Sitzung mitkommen und sie meinte zu mir, ich müsse das halt jetzt mal aushalten. Die Kinder wollte ich ja schließlich, dann müsse ich mich jetzt auch kümmern. Und seine Freundin wäre ja nur platonisch und deshalb solle ich das akzeptieren. Mit meinen Ängsten soll ich irgendwie lernen zu leben! Ob er sich von mir trennt kann man jetzt noch nicht sagen. Nur dass man in der jetzigen Situation keine Entscheidungen treffen sollte, da er ja jetzt nicht „normal“ denkt. Beziehungen halten halt nicht ewig! Die gute Frau hätte mich auch mit dem LKW überfahren können! Klar muss sie sich auf meinen Mann konzentrieren, aber sie kann ihn doch nicht von aller Verantwortung frei sprechen! Sie meinte ich solle auch mein Leben leben und mir halt nen Babysitter holen! Aber ich will doch ein Leben mit meinem Mann und nicht einen Mann, mit dem ich zwar zusammen bin, aber nichts zusammen erlebe! Er sagt, wenn er weg ist, dann verschwendet er nicht einen Gedanken an uns und fühlt sich frei. Er sagt, er liebt mich noch und will um uns kämpfen! Doch empfindet er das wirklich oder sagt er das nur weil er denkt ich will das hören? Zudem haben wir dazwischen immer mal wieder Gespräche, dass er nicht weiß ober er das alles noch will mit uns und dem Haus, ob er nicht zu jung war (wir haben in unserer Beziehung sehr viel erlebt, unternommen und unser Leben wirklich genossen) und ob der zweite Sohn nicht doch zu früh gekommen ist. Zudem hat er mir gesagt, dass er das Gefühl dafür verloren hat, ob das was er sagt mich verletzt oder nicht.
Wenn ich nur wüsste, dass sich dieser Kampf lohnt! Ich bin nach 9 Wochen mit meinen Kräften absolut am Ende! Die Vorstellung, dass sich das noch 1 – 2 Jahre hinzieht, ist für mich unerträglich! Ich liebe meinen Mann sehr und ich will alles tun dass er gesund wird, nur gehe ich gerade dabei drauf. Heute habe ich schon überlegt, ob ich mich nicht trennen soll, dann tut es einmal weh ist aber dann in absehbarer Zeit vorbei. Ich bin nicht der Mensch, der sich jetzt mit Freunden trifft und dann abschalten kann! Meine Gedanken haben mich fest im Griff und ich kann sie nicht loslassen.

Am 9. Mai habe ich erst einen Termin bei einer Psychiaterin. Der Psychotherapeut zu dem mich mein Hausarzt überwiesen hat, hat vor Juli keine Zeit.

Ich weiß, der Text ist jetzt einfach ewig lang, aber ich habe eh schon versucht, alles Relevante in meinen Text zu packen!

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand mit mir austauscht, vielleicht meine Sichtweise auf gewisse Dinge ändern kann. Ich habe mir jetzt ein Buch bestellt „Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist“. Ich hab schon so viel über Depressionen gelesen, bekomme aber nicht wirklich Antworten auf meine Fragen! Mich würde mal interessieren, was für eine Depressionsart er hat. Er möchte auch auf keinen Fall Medikamente nehmen! Ich denke aber, dass es vielleicht besser wäre für ihn um einfach auch unserer Familie wieder eine Chance zu geben.

Wie kann ich mich verhalten um ihn nicht noch mehr von mir weg zu treiben und vor allem, wie bekomme ich mein Gefühlschaos in den Griff?

Leute, die davon erfahren sind total geschockt! Eine Bekannte hatte mir sogar erzählt, dass wir so glücklich gewirkt hatten und sie schon fast ein wenig Eifersucht auf unser Leben und unsere Liebe verspürt hat.

Ganz liebe Grüße an alle tapferen Leser und einen schönen Freitag.

Susanne
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Lerana »

Liebe Susanne,

ich habe deinen Text gelesen und mir ist der Mund immer offener stehen geblieben. :o :o :o :

Also erstmal, was ich super finde ist, dass du dir selber Unterstützung suchst!!!! Die brauchst du!!!! Denn ich lese aus deinen Schilderungen deutliche Warnhinweise! Achte gut auf dich, dass du nicht selber depressiv wirst!!

Und dann: Ich kann deine Eifersucht sehr, sehr gut verstehen und ich finde dich sowas von großzügig, dass du diese Frau kennenlernen willst etc. Also ich würde auch verrückt werden.

Und dann finde ich die Therapeutin deines Mannes den Knaller! Habe ich richtig gelesen? Angehörigengespräch in der zweiten Sitzung! :? Und globaler Freispruch??? Das würde ich nicht schlucken.

Lass dir nicht einreden, du müsstest deine Emotionene und Bedürfnisse zurückstecken. Vergiss es! Du hast ein Arecht auf deine Bedürnisse und er auf seine. Passen die nicht zusammen muss man verhandeln, aber fair!! und nicht einer macht alles, schluckt alles, entschuldigt alles und der andere hat den Freibrief.

Dann: Dein Mann geht auf Partys, ins Fitnessstudio, trifft sich mit der Frau, geht auf Männerabende?? Klingt für mich nicht nach Depression!!!!

Also ich lese deinen Post her als einen, der von einer quasi Betroffenen geschrieben wurde, die einen Mann hat, der in einer Egophase steckt.

Echt! Pass gut auf dich auf und such DIR eigene Hilfe. Lass dich doch schon mal bei Therapeuten auf die Warteliste setzten!

Herzlichste Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Gerbera »

Hallo Susanne,

Lerana spricht mir aus der Seele. Du bist inzwischen selbst stark gefährdet, brauchst unbedingt Hilfe von außen. Der Termin beim Psychiater am 9. Mai ist ein Anfang. Nachdem Du im Großraum München wohnst, könnte ich Dir evtl. eine Psychosomatikerin empfehlen. Die Dame arbeitet an der Uniklinik München und hat ambulante Patienten, die sie betreut, u.a. mich. Auch dort bekommt man Termine nicht von jetzt auf gleich, aber doch in absehbarer Zeit.

Die Aktivitäten, die Dein Mann an den Tag legt, erscheinen mir für einen akut depressiv erkrankten Menschen ziemlich umfangreich. Während der Akutphase hatte ich null Energie, zu nichts, während er Energie für alles Mögliche hat, nur nicht für seine Familie, wenn ich Dich richtig verstehe.

Der Part mit der Freundin kommt mir nicht ganz so exotisch vor. Ich habe auch Hilfestellung bei einem Kollegen gesucht damals, einfach weil wir uns schon vorher gut verstanden haben und ich meinen Mann nicht überlasten wollte. Er hatte genug damit zu tun, seine Frau leiden zu sehen ohne helfen zu können und meine Aufgaben zu übernehmen, im Haushalt und innerhalb der Familie. Im Gegensatz zu Deinem Mann schlucke ich aber zusätzlich zur Therapie Antidepressiva, und das halte ich auch für notwendig. Ohne die Tabletten wäre gar nichts gegangen. Insofern verstehe ich die Therapeutin nicht. Sie sollte den Anstoß dazu geben, denn jemand, der Suizidgedanken äußert, ist in jedem Fall ein Kandidat für Antidepressiva.

Was ich sehr viel eher verstehe, ist, dass sie voll auf seiner Seite steht. ER ist ihr Patient, nicht Du. Das Partnerschaftsproblem über ein Angehörigengespräch lösen zu wollen, bei dem alle Last Dir zugeschoben wird, finde ich allerdings keinesfalls okay. Und der Hinweis darauf, dass schließlich Du die Kinder wolltest, ist jenseits von Gut und Böse. Irgendwie gehören da noch immer zwei dazu, Du und Dein Mann!

Pass gut auf Dich auf, versuche Dir Entlastung zu schaffen, evtl. über andere Mütter in Deiner Umgebung, die Dir mal für ein paar Stunden die Kinder abnehmen können. Tu Dir was Gutes, wann immer Du kannst! Geh auch mal abends aus, notfalls alleine, lieber aber mit Freunden, Bekannten o.ä. Auch Du brauchst Abstand und Atempausen. Das Leben mit einem Depressiven ist nie einfach, und wenn er sich so rücksichtslos benimmt wie Dein Mann erst recht nicht.

Ganz liebe Grüße
Gerbera
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Nachtflug »

Hallo,

wollte mal einwerfen, dass es durchaus auch Depressionen mit Phasen des gesteigerten Antriebs gibt, diese Phase tritt dann oft aber sehr plötzlich auf und der Betroffene ist oft ganz anders als sonst. Klären was er hat, kann nur ein Facharzt, wegen Suizidgedanken ist es aber auf jeden Fall behandlungsbedürftig.

- Hat dein Mann ein geringeres Schlafbedürfnis/kommt mit auffallend wenig Schlaf zu recht (z.B 4 Stunden pro Nacht)?
- Macht generell einen rastlosen, getriebenen Eindruck und hat z.B. ein auffallend starkes Redebedürfnis?
- Hat er viel mehr Ideen als sonst und nimmt sich viel mehr vor als generell? Macht vielleicht den Eindruck als wolle er ein wenig "ausbrechen" aus seinem normalen Leben?
- Wechseln bei ihm generell längere Phasen von Antriebslosigkeit mit normalen Phasen und dann auffallend hyperaktiv, überdrehten und abgehobenen Phasen längerer Zeit ab?

Ansonsten würde ich den anderen insofern Recht geben, als dass du deine Grenzen wahren darfst und er eben keine Egoshow abziehen kann. Wie sehr deine Eifersucht begründet ist wegen seiner Freundin, lässt sich aus Beschriebenen schwer beurteilen, allerdings klingt es schon etwas arg eng, auch für eine Freundschaft.
Generell finde ich es aber schon wichtig, einem Partner auch die Möglichkeit für andersgeschlechtliche Freundschaften zu geben - aber es kommt ja auch immer auf das "Wie" an. Dass häusliche Pflichten alle nur noch an dir kleben bleiben, während er so viel Antrieb für ihn selbst wichtige Dinge hat, finde ich auch nicht in Ordnung.
Ich würde da von ihm erwarten, da auf ein bisschen was zu verzichten und in der Zeit dann mitanzupacken.

Übrigens: Er hat sich ja wohl auch für Kinder entschieden, also muss er genauso wie du die Konsequenzen tragen, gehören ja schließlich zwei dazu! Es hat ihn niemand genötigt, Kinder mit dir zu bekommen, es war ja wohl seine eigene Entscheidung...

Liebe Grüße
Nachtflug
Sanne83
Beiträge: 2
Registriert: 25. Apr 2014, 06:51

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Sanne83 »

Hallo Lerana, Gerbera und Nachtflug,

Erstmal vielen Dank für die lieben und ehrlichen Worte, die mir schon mal sehr geholfen haben.

Also er ist schon sehr viel mehr unterwegs wie vorher. Zu Hause Ist er träge, liegt auf der Couch und schaut fern. Die letzten Tage wollte er auch immer nicht joggen gehen, habe ihn dann aber doch immer dazu gebracht weil er immer gut drauf ist wenn er gelaufen ist. Musste aber leider feststellen das er dann unterwegs mit ihr schreibt und ihr Bilder schickt von sich.

Wir haben am Freitag noch mal gesprochen aber er denkt, in einer guten Freundschaft ist das alles normal! Auch dass man nach 8-10 Stunden Büro Abends auf der Couch sitzt und sich noch schreibt!
Manchmal sitze ich wie ein Fremdkörper neben ihm weil er dann auch das Handy so verdreht damit ich ja nix sehe!

Er hat früher gar nichts unternommen und jetzt ist er ständig weg! Es ging jetzt sogar so weit dass er am Sonntag 3 Verabredungen hintereinander hat und sagt, dass das als eine gilt wenn es an einem Tag ist! dazu muss ich sagen, wir haben vereinbart das er 3 mal die Woche weggeht und wenn mehr wäre muss er sich halt überlegen was er absagt.

Aber wenn ich was zu ihm sage ist er gleich wieder beleidigt und rollt mit den Augen. Wenn ich aber meinen Mund halte, dann ist er gut gelaunt!

Gestern hatten wir dann nen recht schlimmen Zwischenfall! Er hat ja Samstags jetzt Schule. Er sollte aber diesmal gleich nach Hause kommen weil unsere Kinder ein Holzspielhaus geschenkt bekommen haben das wollten wir aufbauen. Ich hab dann noch extra 3 weitere Männer organisiert, damit er nicht das Gefühl hat das er alleine ist und das nicht schafft.

Ich habe ihm dann 30 Minuten nach Schulende geschrieben ob er bald da wäre und dass wir schon einiges geschafft hätten (Heimweg ist so 30 Minuten). Er schrieb dann das er jetzt erst losfährt weil er noch auf die Toilette musste. Man muss dazu sagen, dass mein Mann da vorbelastet ist und öfter mal Durchfall hat. Ich fragte ihn dann ob das wirklich so war oder ob er nicht doch nach der Schule mit ihr geratscht hat. Daraufhin schrieb er das sie erst noch eine geraucht haben und danach ist sie gefahren, er ist aber dann aufs Klo gegangen. Toll war es nicht aber gut, ich hab nix weiter gesagt. Ein paar Minuten später schrieb er dann plötzlich das er das nicht möchte und er will ehrlich sein! Ich hab ihn sofort angerufen und da hat er mir gestanden das er sie nach Hause gefahren hat! Daraufhin redete er 5 Minuten von Reue und wie dumm er wäre! Das er nicht weiß warum er das getan hat und das er mich liebt! Ich habe dann, weil er so aufgeregt war ihn versucht zu beruhigen, ihm gesagt das ich nicht sauer sondern Mega enttäuscht bin und das er heimkommen soll. Noch dazu wollte ich erst mal eine Explosion meinerseits vermeiden.

Er bat mich dann darum ob wir nicht die letzte Stunde einfach aus unserem Gedächtnis streichen könnten!

Ich weiß einfach nicht was ich davon halten soll. Gibt es denn eine Mischung aus Depression und Midlifecrisis? Warum hat die Therapeutin denn gesagt dass das alles typisch Depression ist?

Schlafen tut er ganz normal lang. Um 21.30 Uhr ins Bett und um 5.30 aufstehen. Mir ist nur aufgefallen, dass er, wenn er schläft wie wach wirkt! Er dreht sich dauernd hin und her, er kratzt sich ständig im Gesicht und auch sein Atem verändert sich ständig!

Er ist wie gesagt viel mehr unterwegs aber meistens bei ihr. Er selbst sagt nach 2 Tagen mit mir und ohne Kinder (weil die bei der Oma sind) das er merkt, dass er ruhelos wird und wieder raus muss! Obwohl wir an dem Tag beim Shoppen, essen und im Kino waren.
Ideen hat er keine außer es geht darum wie er vor uns flüchten kann.

Das derzeitige Redebedürfnis kann ich grad nicht einschätzen, da er mir mir ja nicht mehr so viel bespricht wie früher!

Was für einen Hintergrund haben denn deine Fragen? Hat das was mit der suizidgefährdung zu tun?

Was macht denn Sinn? Nochmal mit der Therapeutin zu sprechen? Oder eher mit ihm? Ihn einfach einbinden in unseren Tag ob ihm das passt oder nicht?

Oder erst mal abwarten was mein Termin ergibt? Die Mama einer Freundin ist auch Psychologin und arbeitet auch in der Familientherapie! Sie arbeitet auch mit Tieren wenn es benötigt wird! Zur Überbrückung kann ich jetzt evtl nächste Woche zu ihr!

Die Kinder drehen auch schon voll am Rad! Mein großer fragt mich jetzt immer "Mama warum weinst du denn und bist immer traurig"!

Die Therapeutin meinte ja bei der Sitzung das es gar nicht schlecht ist wenn Kinder das mitbekommen weil sie sonst nicht lernen mit Konflikten umzugehen! Da war ich auch etwas schockiert!

Liebe Grüße an diesem verregnetem Sonntag...
Sanne

Ps: hab alles mit dem Handy geschrieben, also sorry für Fehler mit Satzzeichen oder Grammatikfehler!
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Sanne,

habe gefragt, weil es auch Depressionen mit erhöhter Aktivität gibt - die Aktivität beschränkt sich dann aber auf mehrere Lebensbereiche, wenn nicht sogar alle. Bei deinem Mann scheint es ja eher so zu sein, dass er zu Hause faul rumhängt und nichts macht und nur mit seiner neuen Freundin unterwegs ist. Es ist also keine unkontrollierte Euphorie voller Tatendrang, die in alle Richtungen verläuft, wenn ich das richtig verstehe.

Also so depressionstypisch finde ich das nicht, wenn er einfach nur zu Hause keinen Bock hat und sonst keine Probleme mit Freude/Aktivität hat.
Als ich depressiv war, konnte ich kaum reden, kaum duschen, mich zu fast nix aufraffen und war in allen Bereichen davon betroffen - ich wollte aber konnte nicht, egal wie sehr ich es versucht habe.

Bei deinem Mann klingt es eher so.. er KÖNNTE, aber WILL nicht. Hm, finde ich sehr bedenklich. Vor allem, dass seine Therapeutin ihm auch noch bei seinem Egotrip unterstützt. So nach dem Motto, dass er jetzt aufgrund einer Expertin seine Verantwortung für sein Handeln abgibt (obwohl er voll zurechnungsfähig ist) - geht gar nicht meiner Meinung nach.

Also ich wäre an deiner Stelle sehr vorsichtig, da alles auf eine Krankheit zu schieben. Er hat vielleicht psychische Probleme, aber er kann selbst denken und handeln.

Dass Therapeuten Anweisungen geben wie "Achten sie NUR auf sich jetzt" finde ich eine bodenlose Frechheit. Klar in einer Depression, soll man vermehrt auf sich achten, man braucht auch Schonung von anderen, aber nicht nur. Die anderen sind ja schließlich keine Übermenschen. Man selbst will ja auch nicht so von anderen behandelt werden. Aber ich wäre bei deinem Mann da sehr skeptisch, ob er wirklich stärker depressiv ist und wirklich eingeschränkt im Denken und Handeln.

LG
Nachtflug
jörg 64
Beiträge: 1
Registriert: 27. Apr 2014, 12:25

Re: schon wieder ein "Ich bin neu hier" Beitrag ;o)

Beitrag von jörg 64 »

Hallo Susanne,

nachdem ich deinen ausführlichen Einstiegstext gelesen habe, schließe ich mich weitgehend der letzten Mail von Nachtflug an.
Ich hab schon einige Depressionen selbst und bei Angehörigen erlebt, die Abgrenzungen sind in der Tat nicht immer einfach, aber unterm Strich sieht es für mich so aus, dass dein Mann die Krankheit benutzt, um sich zu emanzipieren. Ich hatte Ähnliches mit meiner Ex-Frau erlebt und das Schlimmste an der Geschichte ist die Tatsache, dass die Kinder das Ganze miterleben.
Das Verhältnis zu dieser Kollegin ist viel zu intensiv und die Ablehnung dir gegenüber ebenso.
Sehr bedenklich ist die Äußerung der Therapeutin, die ihm quasi einen Freibrief für alle schönen Aktivitäten ausstellt- das ist vor dem familiären Hintergrund fast schon unprofessionell und gedankenlos.
Dein Mann wird dieses neue Leben gerne so weiter führen, weil es ihm gut dabei geht.
Du wirst über kurz oder lang eine Entscheidung treffen müssen, um eine Veränderung eurer Situation herbeizuführen.

Herzlichen Gruß,

Jörg
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