Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

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aikido_1987
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Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo liebe Forianer,

ich glaube, es geht mir zu gut: ich habe gerade im Höhenflug eine Bewerbung auf eine Stellenanzeige zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Akutpsychiatrie geschrieben.

Eigentlich habe ich einen ruhigen und entspannten Arbeitsplatz mit extra auf mich und meine Depression zugeschnittenen Arbeitsbedingungen:
-stressfreie ruhige Station
-Arbeitsbeginn erst um 7.30 Uhr
-Montags immer frei

Soll ich das alles aufgeben?! Für eine Stelle, die über 1 Stunde von meinem Zuhause entfernt liegt?
Seit dem ich selber in der Psychiatrie lag, reizt mich das Fachgebiet total und meine psychosomatische Station in der Rehaklinik auf der ich arbeite, ist mir nicht mehr gut genug. Es gibt kaum Patienten die "schwer" krank sind. Die meisten haben nur ein Erschöpfungssyndrom. Dem entsprechend fühle ich mich zu wenig herrausgefordert.

Aber ist es ein Fehler, nach einer schweren Depression und mit einer akuten Sozial Phobie, komplett die Klinik zu wechseln und sich selber diese riesen Herrausforderung auf zu laden???

Dazu kommt, dass ich in der Klinik selber Patient war und auf bekannte Gesichter treffen könnte. Ist es verboten, auf der Station zu arbeiten, wo man selber Patient war? Oder um es nochmal krass zu sagen: Kann man in der Akutpsychiatrie arbeiten, wenn man Melperon braucht, um überhaupt auf Arbeit gehen zu können?

Was meint ihr?, ich weiß grad nicht, ob ich verrückt bin, oder ob das noch normal ist.

liebe Grüße
aikido
DocHolliday
Beiträge: 289
Registriert: 12. Jan 2014, 21:22

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von DocHolliday »

hallo Aikido,

ich denke, dass Du mit Deiner Fragestellung die " lieben Forianer" hier überforderst.

Du hast Dich zunächst erst mal nur beworben, das bedeutet noch lange kein konkretes Arbeitsplatzangebot.

Und wenn es denn soweit wäre, dann wären viele Fragen offen, und nicht unbedingt die, die Du gestellt hast.

Ich kenne "euphorische" Phasen aus meiner Vergangenheit, da bin ich immer sehr vorsichtig mit umgegangen.

Trifft mein Eindruck zu, dass Du eine evtl. Entscheidung nicht für Dich alleine treffen willst?

Hast Du Freunde, mit denen Du so etwas besprechen könntest?

"Erwachsen" ist man aus meiner Sicht dann, wenn man auch gut alleine für sich sorgen kann.

LG
DocHolliday
...besser ein Onkel, der was mitbringt, als ne Tante die Klavier spielt.
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Regenwolke »

Hallo aikido,

ob man als ehemalige Patientin in der betreffenden Klinik bzw. auf der Station arbeiten kann, weiß ich nicht. Ich denke schon, dass es da Probleme geben kann, z. B. weil du dann Einsicht in Patientendaten und Akten ehemaliger Mitpatienten hättest.

Generell würde ich aber sagen: Vorsicht! Höhenflüge geben viel Energie, aber die Entscheidung für einen Stellenwechsel sollte denke ich mit kühlem Kopf getroffen werden und wohlüberlegt sein.
Kennst du jemanden, der in der Akutpsychiatrie arbeitet? Nach allem, was ich (allerdings nicht aus erster Hand) gehört habe, ist das - je nach Station - ein Arbeitsbereich, bei dem das Pflegepersonal oft ziemlich am Limit ist. Personell ist es oft knapp, die Arbeitsbelastung und die psychische Beanspruchung sind hoch. Das ist wirklich ein heftiger Bereich, auch für psychisch gesunde Menschen!

Wenn ich das richtig verstehe, hast du derzeit gute Arbeitsbedingungen, vielleicht sogar in der Nähe deines Wohnortes?
Ist es denn so langweilig, dass es überhaupt nicht auszuhalten ist?
Was genau reizt dich an einer Tätigkeit in der Akutpsychiatrie?
Könntest du "Herausforderungen" nicht auch in anderen Lebensbereichen suchen?

Ich selber würde einen solchen Wechsel nicht machen, wenig Stress und angenehme Arbeitszeiten, das wäre mir viel wert. Aber vielleicht habe ich ganz andere Prioritäten und Bedürfnisse, als du.
Wenn dich die Psychiatrie so interessiert, vielleicht kannst du an einem deiner freien Montage mal hospitieren. Gucken, wie es da so läuft und dich mit den Mitarbeitern unterhalten, um einen genaueren Eindruck vom Arbeitsfeld zu bekommen.

LG, Wolke
Sherona
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Registriert: 5. Mär 2012, 17:09

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Sherona »

Hallo, ich kenne dich (noch) nicht, weiß nicht, wie lange es dir schon besser geht, aber so grundsätzlich und spontan würde ich sagen: NIEMALS!!! 'tschuldige für meine deutlichen Worte - oder eher für das deutliche Wort... Am liebsten hätte ich es noch rot und groß gemacht ;-) Und ich könnte noch mehr sagen, wie "Bist du verrückt..?!?" ;-) Sei froh, wenn es dir besser geht, genieße es, mache Sachen, die du lange nicht machen konntest, stecke deine neue Kraft nicht in so was... Davon ab, dass du wohl doch noch etwas brauchst (ich kenne das Medikament nicht), um arbeiten zu gehen, also ne, ich bleibe beim NEVER! ;-)
VG,

Sherona

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Je mehr ich die Menschen kennen lerne, umso mehr liebe ich die Tiere ♥
Lyara
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Registriert: 14. Feb 2014, 22:48

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Lyara »

Hallo Aikido

Finde Dich mutig, aber denke mir, die Stelle ist unpassend. Unpassend für Deinen Gesundheitszustand. Ich würde wenn, in kleinen Schritten, diese Richtung an Stellenwechsel angehen. Vielleicht kannst Du ja erst mal ehrenamtlich in dem Bereich helfen.

Liebe Grüße
Lyara
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo an alle!

Vielen Dank für eure Antworten. Es tat gut, dazu andere Meinungen zu hören.
Ich habe mich vielleicht ein wenig unglücklich ausgedrückt: Ich habe eine Bewerbung geschrieben, aber noch nicht abgeschickt.
Und ich hoffe, meine Frage hat euch nicht überfordert! Wenn es doch so war: Entschuldigung!

@Doc Holliday
Wie meinst du das, dass ich eine evtl. Entscheidung nicht für mich alleine treffen möchte? Ich lebe mit meinem Lebenspartner zusammen und das hätte auch Auswirkungen auf unser Zusammensein, aber an sich wollte ich die Entscheidung erstmal für mich treffen.
Ich habe Freunde, mit denen ich so etwas besprechen könnte, aber ich wollte mal den Rat von jemandem hören, der auch an Depression erkrankt ist.

@Regenwolke
Ich dachte eher an meine eigenen Daten, dass da jemand etwas dagegen hat, dass ich darauf vielleicht zugreifen kann. Aber stimmt schon, bei ehemaligen Mitpatienten ist das ähnlich.
Ja ich kenne Menschen, die in der Akutpsychiatrie arbeiten. Aus meiner Erfahrung weiß ich aber, dass man auf einer somatischen Station mehr "am Limit" arbeitet, als auf einer psychiatrischen Station.
Ich arbeite zurzeit 25 Minuten von meinem Wohnort entfernt und fühle mich in meinem jetzigen Job unterfordert. Ich arbeite in einer Rehaklinik und die meisten Patienten sind "zu gesund". Ich habe das Gefühl, oft überflüssig zu sein. Dabei würde ich denen gerne helfen, die schwer krank sind.

@Sherona
Ich musste sehr schmunzeln, deine Worte waren nicht zu hart!

@Lyara
Die Idee mit dem Ehrenamt fand ich total gut! Ich schau mal, was es dort für Möglichkeiten gibt!

Ich habe gestern mit meinem Partner drüber gesprochen und hatte danach das Gefühl, es wäre keine nur gute Entscheidung, sich dort zu bewerben.
Denn im Winter über 1 Stunde fahren bei nicht geräumten Straßen?, viel Weg durch die Einöde (Wald) mit Wildwechsel?, nach dem Nachtdienst für die Heimfahrt fit? u.s.w.
Aber irgendwie trauer ich dem Job nach. Ich will ihn nicht zur Seite legen und die Möglichkeit unversucht lassen. Habe aber auch Angst, dass ich mich damit unglücklich mache. In meinem Höhenflug habe ich sogar meine Telefonphobie fast vergessen und mich überwunden, dort anzurufen.

Die Frage die ich mir stelle: Sollte ich arbeiten nur als Geld verdienen sehen und dafür privat mich austoben, oder sollte ich auch viel Zeit in einem Job investieren, der mich total reizt!?

Ich bin weiterhin offen, für jeden Denkanstoss.

liebe Grüße
aikido
Zarra
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Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Zarra »

Liebe aikido,

es freut mich natürlich zu hören, daß es Dir anscheinend gut geht!! :) :) :) :) - die meine ich wirklich!

... alles andere: ... lasse Vorsicht walten!!

... vielleicht ggf. (!) irgendwann, aber nicht jetzt schon?!? Mir kommt das alles etwas kurz vor, so zeitlich hintereinander, mit langer Krankschreibung und Wiedereingliederung etc. etc., eigenen Resten. (Das muß aber natürlich nicht stimmen - ich führe ja keinen Kalender.) - Du hast es ja selbst als "Höhenflug" bezeichnet; ... kommt mir ganz passend erst mal vor.

Das kann im Einzel-Einzelfall -- für mich (!) eher: dann irgendwann -- passend und gut sein. Eher nicht, wenn Du selbst erst vor nicht allzu langer Zeit dort ... (ob das "formal" geht oder etwas dagegen spricht, weiß ich nicht; das müßtest Du selbst eigentlich eher wissen), außer alle bekannten Gesichter sind per Zufall inzwischen weg.

Und auch die über eine Stunde einfachen Arbeitsweges würde ich nicht unterschätzen!! ... willst Du unbedingt in einem zweiten "Depressions-Burnout" landen, Deine mühsam wieder errungene Arbeitsfähigkeit gefährden?

Außer dem gewissen Reiz der positiven Herausforderung (und damit Selbstbestätigung) spricht wohl nichts für diesen Arbeitsstellenwechsel. Oder was habe ich übersehen oder hast Du nicht erzählt? - Was spricht dagegen, Dir erst in ein oder zwei Jahren eine andere und vielleicht sogar eher nähere Arbeitsstelle zu suchen?

LG, Zarra
aikido_1987
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Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Zarra,

das Wort Höhenflug trifft es wirklich gut. Seit ich diese Stellenausschreibung gesehen habe, habe ich so ein Hoch!!!
Ich habe mich jetzt dagegen entschieden und meine Bewerbung nicht abgeschickt. Das macht mich traurig, aber fühlt sich auch ein wenig befreiend an.
Eigentlich war mein Motto: "Wenn mein Leben diese Stelle für mich vorgesehen hat, dann klappt das auch!".

Ich habe mich jetzt entschieden, wenn ich das nächste Mal die Schwestern besuchen fahre, dass ich erstmal mit ihnen darüber spreche und mal höre, was sie dazu sagen. Denn ich denke, irgendwann suchen sie mal wieder eine Krankenschwester! Hoffentlich!

Eigentlich möchte ich meine Arbeitsfähigkeit nicht gefährden, aber ich fühle mich gerade unterfordert. Ich würde gerne das zurück geben, was ich damals bekommen habe.
Aber es stimmt schon, der Spaß und die Selbstbestätigung, die ich dort vielleicht bekommen würde, würden auf lange Sicht nicht die Strapazen aufwiegen, die ich dafür auf mich nehme.

Schade, ich hätte gerne dort angefangen.

liebe Grüße
aikido
Zarra
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Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Zarra »

Hallo aikido,

manchmal trifft man mit solchen Mottos und Motivationen die genau richtigen Entscheidungen, auch wenn sie unlogisch klingen!

Andererseits klingt für mich diese Vermengung von Privatem und Beruflichem schon "fragwürdig". Im Einzel-Einzelfall kann auch das stimmig sein. Aber es kann halt auch ...

... wie wär's erst mal mit ein bißchen "Leben genießen"??!?!!!!?

Liebe Grüße,
Zarra
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Zarra,

ich finde eigentlich nicht, dass das eine Vermischung von Beruf und Privatem ist. Aber seit dem du das geschrieben hast, frage ich mich, ob es das doch ist!?
Ich will da nicht betreut werden, ich will da arbeiten.

Und das aus folgenden Gründen:
-tolles Arbeitsklima
-tolles Ambiente
-größere Herrausfoderung
-ich kann meine Kompetenzen erweitern

Ich habe das Gefühl, mich bei mir auf Arbeit nicht weiterentwickeln zu können.

Und ich glaube, ich kann mich aufgrund meiner Geschichte besonders gut in die Patienten der neuen Klinik (aber auch der jetzigen Klinik) einfühlen.
Ich möchte gerne leben, weil ich nur einmal lebe und dazu gehört für mich auch das berufliche auszuleben.

Aber ich hatte mich ja schon dagegen entschieden und auch wenn es mich traurig macht, es ist jetzt erstmal so.

liebe Grüße
aikido
Zarra
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Re: Bewerbung in der Akutpsychiatrie?!

Beitrag von Zarra »

Hallo aikido,

nein, nach "Betreut-Werden-Wollen" klingt das gar nicht, da kann ich Dich beruhigen. Spontan habe ich eher den Eindruck von burnoutgefährlichem (!) Übereifer bei der Arbeit, obwohl ich Dir den Eindruck nicht erklären kann!

Realistisch und vermutlich uneingeschränkt: Die Wegezeit sprach dagegegen. Außer Ihr würdet planen, da mehr in diese Richtung zu ziehen. - Teilweise sicher: Daß es noch nicht so lange her ist, daß es Dir selbst ziemlich schlecht ging. Mein Gefühl ist irgendwie, daß da etwas Zuwarten nicht schadet. (Auch: In einer Probezeit ist man schnell gekündigt!) DAS KANN FALSCH SEIN!!

Trotzdem: Jemand, der z.B. selbst ein Nierenproblem hat und in einer Nierenklinik arbeitet, ist persönlich davon mehr betroffen als ein anderer Mitarbeiter. Und er reagiert u.U. (! - nicht immer, aber u.U.) entsprechend anders; das kann gut, aber auch schlecht sein. Im psychischen Bereich gilt das sicher noch etwas vermehrt.

Dann konkret: ... wievielen Personen würdest Du dort als Kollegin oder Mitarbeiterin gegenübertreten, mit denen Du als Patientin Kontakt hattest? (Das mußt Du höchstens Dir, keineswegs mir beantworten.) Das KANN unproblematisch sein (!). Das kann aber ebensogut ziemlich bis sehr problematisch sein! Wie gehst Du mit Deiner Krankheit um, wenn sie sich wieder bemerkbarer macht?!? Ich wünsche Dir das keineswegs! Aber ... so ganz sicher kann man das wohl nicht ausschließen ... ... und geht es dann an Deiner jetzigen Stelle nicht vielleicht besser als dort?!? Eine Frage, keine Antwort, da ich ja die Verhältnisse nicht kenne.

Liebe Grüße, Zarra
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