Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Aurelia und liebe Anna,

danke für eure Rückmeldungen. Sie zeigen mir, dass ihr auch schon so manchen Kampf für und wider die Klinik ausgefochten habt.

Ich bin so unschlüssig. Eigentlich traue ich mich auch gar nicht, meine Psychiaterin anzurufen. Sie würde mir vermutlich die Entscheidung abnehmen. Ob sie mir noch Alternativen aufzeigen kann, weiß ich nicht.

Ich habe wirklich große Angst davor, dass in der Klinik, die mich nicht kennt, meine Medikation umgestellt werden soll. Ja, vielleicht wäre es eine Chance. Aber andererseits bin ich nach wie vor noch davon überzeugt,dass mein Absturz nicht an den Tabletten liegt, sondern eher an den vielen Belastungen der letzten Wochen und Monate. Und jetzt mache ich mir noch zusätzlich Druck.

Im Moment laufen mir einfach die Tränen. Zum Glück entlastet das auch etwas.

LG, Edda
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
so zwischen den Entscheidungen ist es schlimm,besonders schlimm.
Ich denke dein Gefühl wird dich gut führen durch diese Krisenzeit.
Eine Klinik,die den Schwerpunkt auf Medikamente legt,da kannst du wenig ausrichten,weil das deren Überzeugung ist.
Deine Einwände werden wenig gelten,wohl manchmal sogar als Symptom gewertet.
Es muss aber Entlastung her,ich finde das in Gesprächen,wo auch immer.
Belastungen und Druck muss weg,erst mal ganz wichtig!
Klinik ist im Hintergrund auch eine Möglichkeit,aber dann bitte aus Überzeugung und nicht als "die Lösung",die Lösung gibt es nicht.
Zeit braucht es,Entlastung braucht es,Trost braucht es,Hoffnung braucht es,zumindest ein KLima,wi Hoffnung wieder wachsen kann.
Ich bin immer wieder erschrocken,wie lange es dauert,bis ich mich erhole in und nach Krisenzeiten.
Blindflug nenne ich auch diese Zeit,ich muss fliegen,ohne Sicht,nur vertrauen,dass ich irgendwo lande,wo ich wieder etwas spüre,das meine Kräfte zurückkommen läßt.
Wenn ich mein Bauchgefühl wichtig genug nehme,meine Abwehr spüre,dann weiß ich oft zumindest,was ich nicht will-----das ist wenig,aber zumindest ist es ein Gefühl,dem ich vertrauen kann.
Wenn du lesen kannst dann suche mal das Buch von Prof.Dr. Thomas Bock über Noncomplince als Chance,Eigensinn.
Am Eingang der Psychiatrie -----
Das ist mir so wichtig geworden,dass ich weiß wo Stolperfallen sind,wo ich mir selbst das Wasser abgrabe,wo ich nur in Schubladen landen kann,auf denen Diagnosen stehen und die Medikamente liegen gleich daneben,"nur zugreifen".
Ich habe ein Bild übernommen,das ich nur ähnlich beschreiben kann:
Es gibt immer zwei Wölfe,der eine, der böse und gefährlich droht und dann der getreue und zuverlässig Gute.
Sie kämpfen immer um ihren Platz,wer wird gewinnen?
Immer der,den wir füttern!
Wenn ich mir vorstelle,wie viel Kraft und Energie es mich gekostet hat,mich dem Stationsalltag zu stellen,der Anstrengung,mit so vielen Menschen zurechtzukommen,deren Geschichten ertragen zu müssen,den Zeitplan einhalten zu müssen,egal wie müde und kraftlos ich war.
So war Klink keine Entlastung,ich habe es als Verwahrung empfunden,andere Kliniken kannte und kenne ich leider nicht.
Gestern habe ich wieder so einen Moment erlebt,meine Laborwerte sind schlecht,Schilddrüsenmedikation ist falsch,Eisenmangel wurde übersehen.
Warum bin ich so kraftlos,bilde mich mir das ein,nein!!!!
Die kleinen und die großen Schritte,ich bin der Taktgeber,soll mir nur keiner einreden,ich könnte,wenn ich nur wollte,was wissen die anderen?
anna54
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,

danke für deine Antwort.

Heute wollte ich mit meiner Psychiaterin telefonieren. Sie kommt aber erst morgen aus dem Urlaub zurück. Ganz unkompliziert habe ich für morgen einen Termin bekommen.

Damit ich nichts vergesse, habe ich aufgeschrieben,was für meine Entscheidung wichtig ist. Ich weiß natürlich nicht, ob sie mir überhaupt die Klinik empfiehlt.

In der Klinik, in der ich 2010 das letzte Mal war, wurde nichts an der Medikation geändert. Und ehrlich, würde mein "weltbester Arzt" dort noch als Stationsarzt praktizieren, würde ich schon einen Weg finden, dorthin zu kommen. Aber das macht er leider nicht mehr.
Und wie gesagt, die Klinik darf es ja auch nicht für unser Einzugsgebiet sein.

Ich bin permanent angespannt und stehe unter mir selbst gemachtem Druck . Einerseits möchte ich schnell aus der für mich viel zu langen Episode kommen.
Aber ob ich das in der Klinik wirklich kann, weiß ich nicht.
All die Gründe, die du angeführt hast, sind auch für mich kontraproduktiv , was die Genesung betrifft.

Ich hoffe so sehr, dass wir, die Ärztin und ich, morgen noch gemeinsam eine annehmbare Lösung finden.

Wo kann man das Buch , das du genannt hast, bestellen? Zurzeit kann ich auch nur nachmittags lesen.

Danke und liebe Grüße, Edda
saneu1955
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Edda, das was du über dich schreibst, kann ich so nachempfinden. Bei mir geht das jetzt schon noch viel länger,
Dieses permanente Gedankenkreisen, die Unsicherheit was macht man richtig, das ist so anstrengend. Bei mir kommt noch eine unglaubliche Schwäche und Müdigkeit dazu.

Ich kann dir leider auch nicht sagen, was richtig oder falsch ist. Vielleicht findest du mit deiner Psychiaterin eine akzeptable Lösung, das wünsche ich dir.

LG Saneu1955
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
"ich bin immer wieder erschrocken, wie lange es dauert in Krisenzeiten mich zu erholen."
So oder in etwa so hast du geschrieben und ich finde mich darin ganz wieder. Seit Mai bin ich nun in dieser Episode, erst in der Klinik, in der ich mich auch wie in einer Verwahranstalt gefühlt habe, obwohl ich deutlich gemacht habe, was ich brauche, aber das interessierte keinen.
Danach war ich kurz zu Hause und befinde mich nun in der Wiedereingliederung, die auch schon
verlängert wurde, weil es nicht vorwärts geht.
Du schreibst weiter, es braucht Zeit, Entlastung, Trost und Hoffnung, zumindest ein Klima, wo Hoffnung wieder wachsen kann. Das hört sich gut an, aber woher kommt das alles? Ich fühle mich da ziemlich alleine.
Liebe Edda, du sagst, du stehst unter permanenten Druck, dieses Gefühl kann ich auch sehr gut
nachvollziehen, da es mir genauso geht, wobei ich mich dabei auch immer noch frage, ist es 'nur' der Druck den ich mir selber mache oder kommt der auch von außen, wenn z.B. die Frage kommt: na wie geht's dir denn inzwischen? - dann höre ich oft raus, jetzt muss es aber mal langsam gut sein.
Liebe Edda, ich wünsche dir für morgen ein gutes, für dich hilfreiches Gespräch mit der Psychiaterin.
Im Moment sehe ich bei mir nur wenig Bewegung. Mir ist, als wächst mir alles über den Kopf. Ich bin normalerweise sehr strukturiert, aber jetzt herrscht bei mir ein innerliches Chaos und ich
weiß nicht, wie es weiter geht.
Ach Saneu, diese Müdigkeit kenn ich auch zur Genüge, ich werde sie leider auch nicht los.
LG
Lore
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,
liebe Saneu und liebe Lore,

danke für eure Antworten. Leider ist es so, dass das Gedanken kreisen, Grübeln und sich nicht entscheiden können unser Depri-Leben so schwermachen.

Ich hoffe auch so sehr darauf, dass ich morgen eine Entscheidung treffen kann, die auch meine Psychiaterin mitträgt...oder eben auch andersherum.
Meine Ärztin ist, wenn man das so sagen kann, fast wie ein Geschenk. Eigentlich dürfte ich keine Angst vor morgen haben.

Aber leider ist Angst auch ein großes Thema bei mir.

Ich weiß ja , dass man nicht untereinander vergleichen soll. Aber wenn ich von dir, liebe Lore, lese, dass du arbeiten musst und schon so lange mit der Episode zu tun hast, dann berührt und bewegt mich das unwahrscheinlich. Das könnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen.

Ich behaupte, meinen Druck mache ich mir zum größten Teil selbst, gepaart eben mit ganz viel Angst.
Keiner aus meiner Familie drängelt oder äußert sich in der Form, dass es doch nun bald mal besser sein müsste.
Das denke nur ich.
Im letzten Jahr habe ich mich ja ganz intensiv um die beiden Enkel, die hier in der Nähe wohnen, gekümmert, weil ich das wollte und weil ich damit auch wirklich helfen konnte.
Auch diesbezüglich gibt es jetzt keinen Druck von unserer Tochter.
Aber es tut mir sehr weh, jetzt so gar nicht für M. und L. dasein zu können.

Im Moment belastet es mich am meisten, dass ich schon abends Angst vor dem nächsten Morgentief habe, also immer eine Erwartungshaltung aufbaue. Und dieser Mist "überrascht" mich zurzeit wirklich jeden Morgen. Ich brauche bis Mittag und meistens auch ein Bedarfsmedikament, um halbwegs normal zu werden. Dann werde ich müde, finde aber auch keine Ruhe. Und das wiederholt sich immer wieder.

Ich bin überzeugt, dass meine Medikation nicht geändert werden muss, befürchte aber auch sehr, dass man das in der mir unbekannten Klinik anders sieht.

Nun hoffe ich, dass ich das morgen auch so rüberbringen kann. Für alle Fälle habe ich mir einige Gedanken aufgeschrieben, damit ich nichts vergesse.

LG, Edda
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Hallo,ihr Lieben,

ich möchte euch kurz von meinem Termin bei der Psychiaterin erzählen.

Bereits gegen 4.00 Uhr wachte ich mit schlimmen Angst - und Panikzuständen auf, weil ich sehr aufgeregt war. Ich konnte mich auch kaum beruhigen, mir war schlecht und schwindelig in einem. Lorazepam wollte ich aber auch nicht nehmen, um "das Bild" nicht zu verfälschen.
Mir fiel es sehr schwer, die Zeit bis zum Termin um 10 durchzustehen. Zum Glück fuhr mein Mann mich. Ich könnte jetzt gerade kein Auto fahren.
Frau L., meine Psychiaterin, ist ohnehin die Ruhe in Person und nimmt sich immer viel Zeit.So auch heute.Mir sieht man es immer an, wenn es mir schlechtgeht. Das habe ich ihr genau beschrieben. Dass ich möglichst in keine Klinik gehen möchte, hat sie nicht nur akzeptiert, sondern voll und ganz verstanden. Sie bestätigte meine Vermutung, dass da das ganze Programm von vorn abgespult wird und dass ich so manche Therapien nach 18 Jahren mit Depressionen nicht mehr brauche.
Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Ich soll nun vorübergehend das Amitriptylin höherdosiert einnehmen und kann im Notfall auch eine Lorazepam nehmen.
Und ich soll mich ausruhen und nur das tun, woran ich wirklich Freude habe.
In 2 Wochen ist mein nächster Termin, aber ich kann auch jederzeit eher kommen.

Ich habe ihr heute auch einmal gesagt, wie froh und dankbar ich bin, dass sie meine Ärztin ist.

Nun bin ich etwas beruhigt. Dass ich trotzdem geduldig sein muss, weiß ich ja auch schon lange.

Ich wünsche euch, dass ihr auch auf solche verständnisvolle Ärzte zählen könnt.

LG, Edda
saneu1955
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Edda, dass hört sich doch ganz gut an, schön eine so sympathische Ärztin zu haben. Bei mir wäre es mit der Klinik genauso, ich habe so viele Therapien gemacht und in der Klinik wird immer wieder von vorn angefangen.
Das mit der Angst und Panik kenne ich nur zu gut. Wenn ich dann beim Arzt bin, sieht es dann ganz anders aus und ich kann oftmals nicht erklären, wie es mir wirklich geht. Mich müsste mal jemand zu Hause erleben.

Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir bald besser geht.

LG Saneu1955
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Saneu,
ich weiß nicht, ob ich jetzt eine spleenige Idee habe, aber man kann ja mal fragen:
Was spricht eigentlich dagegen, wenn deine Psychiaterin einen Hausbesuch bei dir macht?
Du bist in deiner gewohnten Umgebung und hast vielleicht nicht so viele Punkte, die du noch
erzählen möchtest. Vielleicht lässt sie sich ja drauf ein.
@Edda,
eigentlich kann ich dir zu deiner Ärztin nur gratulieren, es war sicherlich nicht leicht für dich,
aber du hast das gut gemeistert - und wenn ich das richtig verstanden habe, nicht nur gefangen in deiner Angst - und Panik, denn sonst hättest du das nicht so klar rüberbringen können und auch ganz klar noch einen anderen Gedanken: den Dank an deine Ärztin - aussprechen können.
Meine Hochachtung.
Lore
saneu1955
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Lore, das macht sie garantiert nicht.
Sie macht nur das notwendige und hat oftmals keine Lösungen parat ausser irgendwelche Medikamenten Stellungen, dabei hat sie sich noch nicht einmal aufgeschrieben, was ich noch für Medikamente nehmen muss, obwohl ich sie mehrfach darauf hingewiesen habe. Meine vorherige Psychiaterin ist damals in Rente gegangen und sie hat dann die Patienten übernommen. Mir blieb keine andere Wahl, da es hier bei uns mit den Ärzten mehr als mau aussieht.

LG Saneu1955
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Saneu und liebe Lore,
ich war mir heute früh auch nicht sicher, ob ich überhaupt einen Ton rausbringe. Meine Angst,dass sie die Klinik favoritisiert, war ziemlich groß. In meinem Depressivdenken schloss ich auch nicht aus, dass sie vielleicht mit ihrem Latein am Ende wäre. Mein Mann, der auch bei ihr Patient ist, beruhigte mich schon vorher, dass ich Frau L.kenne und so etwas von ihr nie kommen würde.

So eine Ärztin wie sie habe ich nur in der Klinik in R.kennengelernt, das war nur eben keine Frau, sondern mein "weltbester Arzt". Aber in Sachen Empathie ist Frau L.unschlagbar.

Vor einiger Zeit habe ich spaßeshalber mal die netten Frauen in der Anmeldung gebeten,ihr sehr gut funktionierendes Bestellsystem aufzuschreiben, damit ich das mit zum Rheumaarzt nehmen kann. Sie waren ganz verlegen. Beim Rheumaarzt kommt es nicht selten vor, dass ich auch mit Termin 2-3 Stunden warte. Ich denke mir immer, es wird viel eher kritisiert als gelobt. Und denen, die es verdienen, sollte man es auch sagen, wenn man zufrieden ist.

Es wäre schon mal interessant zu erfahren, ob ein Facharzt, speziell jetzt der Psychiater, einen Hausbesuch machen würde.

Nun hoffe ich heute auf eine ruhigere Nacht. Die wünsche ich euch auch.

LG,Edda
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Saneu,

entschuldige bitte, aber ich habe gestern irgendwie überlesen, was du über deine Psychiaterin geschrieben hast.
Ja, leider hat man meistens keine Wahl und muss froh sein, überhaupt einen Psychiater zu finden. Es ist doch eigentlich unverantwortlich, nicht auf deine Hinweise zu den anderen Medikamenten zu achten. Kannst du das mal von den anderen Fachärzten überprüfen lassen?
Wichtig wäre ja auch eine regelmäßige Laborkontrolle .
Mein vorheriger Psychiater , bei dem ich mich insgesamt gut aufgehoben fühlte, hat das allerdings auch nie veranlasst.
Als ich 2010 die Rheumadiagnose und gleich darauf ( nach 4 Jahren Ruhe) eine schwere Depression bekam, bin ich auch in die Klinik gegangen, um das Zusammenwirken der Medikamente überprüfen zu lassen.
Die Ärzte stellten fest, dass es eine Gratwanderung ist und empfahlen im Entlassbericht für den Psychiater eine engmaschige Laborkontrolle.
Aber diesen Satz muss er überlesen haben...Er ist nie darauf eingegangen.
Fast zum Glück gehört zu jedem Besuch beim Rheumaarzt ( bei mir vierteljährlich) das Labor dazu, sodass ich einigermaßen auf der sicheren Seite bin .

Ich glaube, auch bei Hausärzten gibt es ganz große Unterschiede . Meine Ärztin schaut jedes Mal, wenn sie mir etwas verschreibt, ob es passt.
Wenn ich dagegen sehe, was mein Mann so verordnet bekommt, sträuben sich meine Haare. Der Arzt verschreibt so ziemlich alles , was ihm in den Sinn kommt. Mein Mann liest jeden Beipackzettel und erschrickt sehr oft.

LG, Edda
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
es freut mich,zu lesen,dass dein Termin so gut verlaufen ist.
Glück oder Pech,da liegt so vieles so eng beieinander.
Ich habe mir selbst einen Arztkontak immer wieder schwer erkämpfen müssen,ich fahre inzwischen hinterher.
Verständnis und Empathie sind so wichtig,weil sie so viel bedingen in dem so nötigem Vertrauen.
Ärzte wissen oft nicht,wie sie rüberkommen,da sind die Zwischentöne manchmal schräg und lösen leider bei psychisch kranken Menschen Krisen aus.
Ich werde bestärkt und kann wieder andere bestärken,wenn verstanden wird,welche Anstrengungen es bedarf "wieder auf die Beine zu kommen".
Mitten in der Nacht erwache ich mit starken Schmerzen und habe nicht mitbekommen,dass das Dachfenster offen stand,da ist eine warme Decke nötig,aber die Kälte macht mich wie bewegungelos.
Das erinnert an die Ohnmacht der Seele,unfähig mir nur einen Tee zu machen,ein Gespräch zu führen,etwas zu beginnen,was mich ablenken könnte.
Gestern hat mich der Sturm ausgebremmst,ich habe leider hier zu viel schon erlebt.
Dann hat sich ein Pferd im Außengehe so verletzt,dass Nothilfe sofort her mußte.
Als noch unsere nette Mieterin ankündigt,dass sie zu ihrem Freund zieht,war bei mir das Maß voll.
Schon wieder ein Wechsel,Wanderleute.
Abends hab ich dann mutig meine Medikation endlich wieder reduziert,das ist immer ein Kraftakt,weil es Unsicherheit bedeutet.
Da muss ich durch,jedesmal.
Mein Arzt läßt mir Zeit damit,er kann mir vertrauen,ich weiß sehr wohl um die Notwendig.
Immer wieder kommt eine Krisenzeit,nie weiß ich genau,wie viel von welchem Medikament dann wirklich nötig ist. Warum wirkt nicht eine kleinere Dosis?
Angst ist bei mir seit Jahren ein Zustand,den ich nicht selbst beherschen kann,obwohl ich mich bemühe Ruhe zu bewahren.
Irgendwann ist sie stärker und manchmal erscheint mir die Abwehr der Angst sie noch zu befeuern.
Mein Arzttermin ist immer nur monatlich,eine gute Aufmunterung,eine Antwort auf meine Unsicherheiten fehlt mir viel öfter.
Durchhalten,und immer wieder anfangen,nichts anderes.
Herzliche Grüße
anna54
Herd04
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna,
du drückst deine Gedanken und Gefühle immer so treffend aus.
Ohnmacht der Seele, genau das ist es, wenn die Depression wieder einmal übermächtig zu sein scheint.
Dann erscheint der erste Moment, in dem man sich den Tee wieder zubereitet oder die Kaffeemaschine anstellt, als Riesengeschenk.
Weil aber sich in dieser Episode die bisherigen Erfahrungen nicht richtig bestätigen, traue ich mir selbst nicht mehr so richtig. Das muss ich aber lernen,ansonsten werfe ich mich selbst meilenweit zurück.

Angestachelt von dem sehr positiven Termin bei meiner Psychiaterin, die auch Fachärztin für Psychotherapie ist, und der Tatsache, nicht in die Klinik zu müssen, ging es mir gestern richtig gut. Die irrsinnigen depressiven Gedanken waren fast wie weggeblasen.
Seit heute früh sind sie wieder da. Es wäre vermutlich Utopie gewesen zu glauben, dass zweimal die höhere Dosis reicht, nicht mehr depressiv zu sein. Sofort startete die Zuversicht in Richtung Keller.
Aber ich bemühe mich heute schon den ganzen Tag lang, an die positiven Gefühle von gestern zu denken und mich darüber auch zu freuen, dass es Licht gibt.

Liebe Anna, was bedeutet, du fährst deinem Arzt hinterher?

LG, Edda
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Liebe Edda
ich fahre zu der Klinik,an die der Arzt gegangen ist. Vorher war er in meiner Nähe,hat aber immer wieder gewechselt,war Jahre auch im Ausland.
Ich kenne ihn aus alten Zeiten und schätze ihn sehr.
Sehr gut kann ich verstehen,dass nach einem kurzem Hoch wieder ein Tief kommt.
Aber es war da,es zeigt sich zögerlich,kann sich noch nicht durchsetzen.
Ich kenne das Tief danach,als noch heftiger,weil die Hoffnung wieder begraben scheint,aber nur scheint.
Wenn ich nur schaffe,mir ein Buch hinzulegen,die Teekanne daneben,das ist ein Anfang.
Auch wenn ich keine Zeile lese,keinen Tee trinken kann,es erinnert aber an meine Fähigkeit etwas Gutes für mich zu tun.
Ich lebe von den Kleinigkeiten,ich übertreibe in den Ritualen,weil ich größere Motivation brauche.
Der Boden ist nie fest genug,sofort kann alles umfallen,und ich fühle mich völlig hilflos und unfähig.
Trotzdem bin ich ein ganzes Stück den Weg weitergegangen,nur mein Gefühl war Starre,Hilflosigkeit bis zum Gefühl von Elend und Untergang.
Dass ich immer wieder aufstehen kann,das weiß ich an guten Tagen,an schlechten Tagen versuche ich diese Erinnerung.
Aber wenn es Waagschalen gibt,dann ist jeder negative Gedanke zehnmal schwerer.
Ich erlaube mir keine Ausweglosigkeit,weil es immer einen Weg gibt.
Manchmal muss ich viel schlafen,noch mehr Auszeiten nehmen,Gedanken stoppen,mehr Medikamente nehmen.
Aber wenn ich mich gut behandel,es mir wert bin,meine Zeit selbst zu gestalten,dann geht es besser,negative Eindrücke kriegen nicht so viel Bedeutung zugestanden.
Mein Terminkalender lebt auch von vielen Absagen,das darf so sein,ausdrücklich.
Wenn ich plane,dann fast immer mir Vorbehalt,ich erkläre mich nicht mehr,muss ich auch nicht.
Im Moment hilft mir meine Lesezeit in meinem Strandkorb,inzwischen mit viel Licht,ich vergesse die Zeit,das war ewig nicht so.
Der Korb schützt mich,er ist Rückzug und ein sicherer Ort,auch mit der Erinnerung an Meer und Strand.
Das Trotzdem wagen,ich habe noch die Erinnerung,als ich getrunken habe,das war sofortige Erleichterung,ja Therapie,wenn auch die falsche.
Ich habe mir dann Rituale geschafft,die mir gut getan haben,z.B. das Teetrinken,ein festes Ritual.
Meine Therapeutin hatte mich vorbereitet,es braucht ca. 6 Wochen,bis mein Unterbewußtsein das als Auszeit "verbucht".
Viel Zeit,nie zu wissen,wann sich das Blatt wendet,aber es wandelt sich.
Leidenszeit ist nicht vergleichbar,jeder hat andere Schmerzpunkte,Narben und Verletzungen seiner Seele.
Ernst nehmen,nicht übergehen,nicht lachen,wenn die Seele weint,sogar unsichtbar.
Was tut mir gut,wenn ich ernst genommen werde,wenn mir jemand Zuversicht verspricht,mein Arzt kann auch nicht zaubern,aber er gibt mir ein Gefühl von Ernsthaftigkeit,die in einer Geste liegt,viel tiefer als in Worten.
Mit Worten gehe ich leicht um,weil ich die wirklichen Worte in einem Termin nicht rauslassen kann,manchmal sieht man mir die Verzweiflung an,dann steht sie mir ins Gesicht geschrieben.
Unvorstellbar vor Monaten,dass ich den Weg zu dieser Klinik allein fahren könnte,ständig Umleitungen,völlig unbekanntes Gelände.
Jetzt kann ich es,weil ich es geübt habe,ich habe mir immer die Freiheit gelassen umzudrehen,wenn es nötig wird.
Das hat gereicht,ich bin immer angekommen,wurde freundlich empfangen.
In der vorherigen Klinik war die Anmeldung eine einzige Zumutung,alle nur noch genervt,Sicherheitsdienst mir grimmiger Mine,noch unfreundlicher geht nicht.
Dann durch Zufall erfahren,dass mein Arzt zu einer anderen Klinik geht,sofort reagiert und er hat Wort gehalten.
Geschenkt wird mir nichts,da habe ich auch null Erwartung,manchmal kommt noch ein riesiger Schmerz hoch,das ist dann gefährlich.
Ich bin wie ich bin,selbst Geschwister haben mich "verraten",ich bin unbequem,ich bin zu kritisch,wer mir "in mein Leben latscht",der hat Pech.
Dass da ganz viel Schmerz ist,ja,aber ich will ihn nicht immer und immer wieder neu erleben.
Mauern helfen,wenn man in guten Zeiten damit anfängt.
Liebe Edda,nicht verzweifeln,ganz kleine Schritte zulassen,hast du einen Duft,einen Geruch,das ist die beste Erinnerung,das reagiert meist.
Mir helfen auch Bilder,ich stelle sie mir immer dorthin,wo der Blick sucht.
Mal sind die Bilder nach draußen zu traurig,weil ich weiß,das schaffe ich noch nicht.
Nie vergessen,was mal möglich war und es sich wert sein,darauf zu warten,ohne Ungeduld,weil es keine Zeit gibt in dieser Auszeit.
Der Vollmond zieht um unseren Hof,von Fenster zu Fenster,er scheint zu grüßen.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
es ist ein Anfang wieder gemacht,gestern war das erste Treffen der Trialoggruppe nach 18Monaten.
Ich hatte Pech mit drei Baustellen und kam leider zu spät,alles dauerte mit den neuen Regeln.
Also in Zukunft eine 1/4Stunde vorher da sein.
Einige wenige aus alten Zeiten waren noch gekommen,viele Neue,weil die Zeitung berichtet hatte.
Wie immer war der Austausch gut,ein Fallbeispiel hat uns alle aus den Socken gehauen,eine junge Frau bekommt erst Corona,dann Brustkrebs,dann eine schwere Psychose.
Da sie aus einer anderen Kultur kommt und sehr stark im Glauben verwurzelt war fehlt ihr hier in Deutschland alles.
Medizinisch sei sie versorgt,ihre Seele hat niemanden gekümmert,einen Psychoonkologen kannte sie nicht.
Anstatt sich von der Krebserkrankung zu erholen,sitz sie nun in der Psychiatrie und hat keine Perspektive.
Daneben stand ein junger Mann,der sehr viel Glück hatte,sofort nach der Psychiatrie bekam er eine Rehaplatz,dann Vermittlung eines geschützten Arbeitsplatzes.
Alle Teilnehmer gestern fragten sich,darf das sein,dass einer nur Pech hat,weil er die richtigen Ansprechpartner nicht kennt.
Ja,so ist das,das ist auch mein Ziel,endlich ein örtliches Netzwerk der Hilfe bei psychischen Erkrankungen öffentlich zu machen.
Meine nächste Ansprechpartnerin ist die neue Mitarbeiterin im Amt für soziale Dienste,sie war gestern gekommen----das ist so wichtig.
Kraft kostet das,oft werde ich auch unsicher,aber immer bekomme ich gute Rückmeldungen.
Mutig sein,und immer wieder anknüpfen,Corona hat so viel genommen.
Heute wieder ein Arzttermin mit Fahrzeit,jetzt kenne ich die Baustellen.
anna54
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
schwere Zeit der November,diese Friedhofzeit,die Zeitumstellung,die neuen Infektionszahlen.
Aber ich habe meine Lichtpunkte gefunden,war mutig mit Lichtern zum Friedhof und war gezielt zu den Leuten vom Hospizdienst,gutes Gespräch,aber ich wollte weiter,viele Gräber besuchen.
Da sehe ich einen ganz alten Mann,er hat ein Kinderfahrrad,dass er als Laufrad nutzt,seine Frau geht langsam mit Rollator.
Sie gehen zu dem Grab,genau da wo ich noch stehe und mich gerade verabschiede.
Da kommt die Frage des alten Mannes nach einm Feuerzeug,seine Streichhölzer funktionieren nicht.
Spontan wie ich bin,also mit Feuerzeug hin und dann sehe ich das riesige Grab,es ist eine sehr bekannte Familie.
Aber wie nur die Kerze auf das Grab? Der alte Mann sicher nicht,es gab kleine Randsteine,ich also mit Kerze auf das Denkmal zu um es zu schaffen,dort die Kerze noch brennend abzustellen.
Da ich auch nicht gerade wendig und sportlich bin,war das schon eine Aktion und mir rutscht der Satz raus,wenn das man gutgeht,wenn ich stürze,dann stehen wir hier ziemlich blöd da.
Kommt des Satz des alten Mannes,er sei Orthopäde,er können dann helfen???
Wir haben dann noch sehr lange gesprochen,vor diesem Grab,dem Tod der kleinen Tochter,der Aktion mit dem Auto von weit her,heute hier am Grab zu sein.
Ohne sich zu kennen,an einem besonderem Ort,zu einem besonderem Thema.
Es gab mir den Mut die anderen Gänge auch noch zu gehen,nicht leicht.
Immer wieder mußte ich schmunzel über diese Aktion,zwei ganz alte Menschen finden eine alte Frau,die über Stock und Stein ein kleines Kerzenlicht auf den richtigen Platz stellt.
Es rettet mich,wenn ich mir erinnern kann an Momente,wo das Leben plötzlich leichter scheint,als sei die Sonne plötzlich durch die Wolken gebrochen,ein Geschenk.
anna54
wohin geht die reise
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
da haben sich ja drei Menschen getroffen, die Licht füreinander waren auf einem Platz, der oftmals mit
Tränen erfüllt ist und gar nicht so lichtreich erscheint.
Ich war am Wochenende auch in meiner alten Heimat und habe das Grab meiner Mutter besucht. Hier
brannte das Licht schon, ein schönes Zeichen der Ewigkeit.
Ich war von der großen Menschenmenge ganz angetan, die sich hier auf dem Friedhof versammelt hatte, obwohl meine Verwandten meinten, es sei weniger als in den letzten Jahren.
Eine Studienkollegin von mir hatte die Andacht gehalten, das war für mich spannend, und es war auch
schön, einige Worte hinterher mit ihr zu sprechen.
Ganz spontan sind wir dann noch Kaffee trinken gewesen und es ergab sich die Gelegenheit zu guten
Gesprächen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und leider auch ein bisschen schwermütig mit der Fragestellung, warum konnte ich das Zuhause nicht erleben? - Nun ja, es war halt nicht so.
Zur Zeit fühle ich mich sehr kraftlos und traurig und muss schauen, wie ich damit umgehe.
Liebe Anna,
ich wünsche dir einen schönen Abend.
Lore
marcopol

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von marcopol »

anna54 hat geschrieben:Hallo ihr Lieben
schwere Zeit der November,diese Friedhofzeit,
Liebe anna54,
da kann ich ergänzen:

Im November bricht noch das Licht sehr schön zwischen die immer kahler werdenden Bäume. Im Herbst zieht der Wald sein schönstes Kleid an.
Was saftig grün noch im Sommer ist nun bunt.
Ja, "Friedhofszeit", aber auch St. Martin. Lichterfeste, Kinderlachen, Mantel teilen.
Und dann die Totengedenken.

Letztes Jahr im Sommer, erster Todestag meiner geliebten Mutter.
Ja, ich weiß, da ist sie nicht. Auf dem Friedhof. Nur ihre Asche.
Ich wagte mich hin, Vater wollte nicht.

Da sprach ich zu ihr und sie zu mir. Nur ganz kurz.
Danach flossen Tränen.

Da trat ein alter Mann zu mir, setzte sich daneben auf die Bank.
"Wo ist sie?", fragte er mich aus verweinten, todmüden Augen.
"Wer"?
"Meine Frau"

"In Deinem Herzen ist sie. Und bei Gott. Es geht ihr gut."

Dann erzählte er mir sein ganzes Leben mit ihr.
Ich hörte auf zu weinen.
Er auch.
anna54
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Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
auch liebe Grüße an Lore!
Ich kann auch kein Elternhaus mehr besuchen,die Türen sind zu,mein Bruder will das Haus nicht für sich nutzen,aber wir dürfen nicht mehr rein.
Trotzdem besuche ich regelmäßig den Friedhof. Das nimmt mir niemand.
Gestern hatte ich zwei unerwartet aber besondere Begegnungen in der Klinikambulanz.
Zwei Herzensmenschen getroffen, und Mut gemacht und selbst bekommen.
Das ist so kostbar und ich sehe einen Moment der Hoffnung.
Habe ein besonderes Buch gefunden: Cecelia Ahern,Frauen,die ihre Stimme erheben,Fischer Verlag.
30 ganz besondere Kurzgeschichten.
Heute gönne ich mir Lesezeit!
Aufatmen,wenn ein Tag sehr anstrengend war,das ist wichtig.
anna54
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Hallo,ihr Lieben,

hoffentlich verschwindet mein Text heute nicht wieder kurz vorm Absenden, so wie es mir beim letzten Mal ergangen war.

Liebe Anna, ich stelle es mir ganz furchtbar vor, nicht mehr ins Elternhaus zu dürfen, obwohl es eigentlich möglich wäre.
Ich wohnte als Kind und wohne auch seit 25 Jahren wieder in meinem Elternhaus in unserem ganz kleinen Dorf. Meine 4 Schulfreundinnen und 2 Schulfreunde aus meinem Jahrgang sind alle nicht geblieben.
Nur ich, und ich sehe es als sehr großes Glück an, dass es so gekommen ist.
Immer, wenn mein Mann und ich in jüngeren Jahren mal gesponnen haben, dass wir doch mal dran wären mit einem Riesen-Lottogewinn, war seine Idee, ein neues Haus zu bauen, und er bekam jedes Mal die Antwort, dass das für mich niemals infrage kommt. Unser Haus hat eine Geschichte...

Bis vor einigen Jahren war der Friedhof in meinem Ort ein richtiges Schmuckstück. Damals waren Erdbestattungen die Regel, und fast alle Angehörigen kümmerten sich sehr liebevoll um die Gräber. Das ist heute auch noch so, aber viele Grabstellen sind frei, weil es eben fast nur noch Urnenbeisetzungen gibt und die auch öfter in unserer "Stammgemeinde" auf dem Urnenfriedhof in einer Stele stattfinden.
So ändert sich das Leben.

Dass ein wenig Leben auch auf unserem Friedhof stattfindet, beweist ein Wunsch meiner 4-jährigen Enkeltochter. Sie kam mit der Mama beim Spaziergang am Friedhof vorbei und wollte da unbedingt mal rein. Die Frage nach dem Warum beantwortete sie aus tiefstem Herzen:" Na,ich möchte mir auch mal die Blumenausstellung ansehen." Ohne Worte...

Ihr großer Bruder liebt es auszurechnen, wie alt die Verstorbenen geworden sind. Und unsere Sonnenstrahl -Enkelin liest die Namen sehr gut vor.
Das ist eigentümlich, aber doch auch interessant, dass der Friedhof beim Lernen hilft.
Liebe Anna, dein Friefhofserlebnis mit dem ehemaligen Orthopäden finde ich einfach toll. Solche kleinen Begebenheiten machen sogar den November froh.

Zurzeit sehne ich jedes noch so kleines Fünkchen Licht herbei. Meine Depression hält sich nicht an die Regeln und macht es mir zurzeit sehr schwer, an Besserung zu glauben.Meine Psychiaterin hat die Dosis des Amitriptylins erhöht. Das ist auch mein Favoritenmedikament. Ich nehme es abends ein, und die Wirkung hält bis zum Mittag des nächsten Tages an. Dann kippt meine Stimmung , und ich bin nur noch aufgeregt und trotzdem so sehr verängstigt, dass ich mit ziemlicher Selbstverachtung zu oft zum Bedarfsmedikament greife.
Ich ahne fast, dass irgendwie das Venlafaxin, das ich zum Frühstück nehme, nicht mehr so richtig hilft . Das muss ich unbedingt mit der Ärztin besprechen.

Es gibt so vieles , was mir Angst macht. Die Corona-Lage macht alles noch schwerer, bringt so viel Diskussionsstoff und Unklarheit mit sich. Das ist pures Gift für mich, aber ganz bestimmt für euch alle auch.

Ich wünsche euch einen schönen Abend.

LG, Edda
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Edda,ich kann das so gut nachfühlen,wie es dir geht!
Aber dein Wort Selbstverachtung im Zusammenhang mit Bedarfsmedikation,das hat mich erschreckt.
Ich selbst kenne auch ewige Zeiten mit Bedarfsmedikation,immer und immer wieder konnte ich sie absetzten,wenn die Krise vorbei war.
Den Zeitpunkt habe ich selbst gewählt,weil eine gewisse Gewöhnung an die Bedarfsmedikation bei mir war,auch eine psychische Abhängigkeit.
Aber es ging immer wieder,ich hab mir selbst die Erlaubnis gegeben.
Quäle dich nicht zu sehr,wenn du dir bewußt bist,dass du vorsichtig bist und keine ständigen Dosiserhöhungen machst.
Selbst Fachärzte haben mich immer wieder beruhigt,wenn ich unsicher war,habe auch mal weniger versucht,aber Bedarf ist Bedarf,der muss auch wirken!
Wenn du später zurückblickst auf diese Zeit,wird es dir noch mal bewußt,wie schwer es wirklich war .
Ich wünsche dir von Herzen,dass deine Symptome auf die richtigen Medikamente reagieren.
Selbst habe ich keine guten Erfahrungen gemacht,aber das ist eine andere Geschichte.
Schreib hier,lass uns teilhaben,lass uns wissen wie es dir geht.
Heute hab ich wieder Friedhof,dann Altenheim,vorher hole ich meine Schwester vom Wohnheim.
Gestern war die dritte Impfung und mit Test können wir das wagen.
Die Zeiten sind schwer,aber blicken wir auch immer wieder auf eine Zeit,wo es anders war und so kann es wieder werden,ganz sicher!
Umarme dich
anna54
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ich war so froh, dass ich keine Medikamente mehr brauchte....drei Monate hab ich das geschafft.Seit gestern nehme ich abends wieder Doxepin....ich fühle mich schlecht damit, kann aber endlich wieder schlafen und bin einfach "weg"...wenigstens für ein paar Stunden. Mein neuer Hausarzt will mir das aber nicht verschreiben, er behauptet es mache abhängig....scheint ja was dran zu sein....ich habe ja auch wieder damit angefangen. Aber zur Zeit schaffe ich es nicht ohne. Mein Vorrat reicht für ca. 2 Monate....ich hoffe, ich komme dann wieder davon weg.
Gerade falle ich wieder....verdammt....
Aber ich will nicht aufgeben, irgendwann muss es auch wieder bergauf gehen...
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna und liebe Muschelsammlerin,

ich werde in den nächsten Tagen meine Psychiaterin anrufen und sie fragen, ob sie mir zur Beruhigung etwas verschreiben kann, was nicht das Abhängigkeitspotenzial hat.
Das Bedarfsmedikament ist Lorazepam. Das habe ich in den letzten 18 Jahren ( davon 4 total beschwerdefrei) immer wieder mal genommen, und ich bin auch immer wieder problemlos davon weggekommen, auch in dieser für mich viel zu lange dauernden Episode gab es mal eine ganze Woche, mal sogar 2 Wochen ohne dieses Medikament. Zurzeit beobachte ich an mir, dass es wohl hauptsächlich eine Kopfsache ist. Kaum ist die Tablette geschluckt, fühle ich mich besser.

Ich denke schon, dass meine Psychiaterin mir das Medikament auch weiter verschreibt .Sie weiß schon, dass ich verantwortungsvoll damit umgehe. Für mich heißt das zurzeit, nie mehr als eine Tablette (1,0 mg) zu nehmen.

Meine Hausärztin würde mir das auch nie verschreiben.
Liebe Muschelsammlerin, auch wenn ich weiß, dass mich meine Psychiaterin sozusagen nicht im Stich lässt, rechne ich auch immer nach, wie lange mein Vorrat reicht.

Ich bin ja auch dafür, dass die Ärzte genau schauen, was sie verschreiben und dass sie darüber auch mit den Patienten sprechen.

Im Sommer hatte ich einen heftigen Rheumaschub. Die Schmerzen ließen mich so gut wie nicht schlafen. Ich bat den Rheumaarzt um ein Rezept für ein Schlafmedikament. Die Begründung, warum er mir so etwas nicht verschreibt, war ein deutlicher Hinweis, dass ich nie " nach so etwas" fragen brauche. Ich sollte doch einfach mal 3 Nächte gar nicht schlafen. Ich würde staunen, wie viel Dinge ich in dieser Zeit erledigen könnte, die ich sonst nicht hätte. Und dann würde der Schlaf von allein zurückkommen.

Keine Ahnung, zu welchen Aktivitäten ich in dieser sehr schmerzhaften und dadurch auch depressiven Zeit ich mich hätte durchringen können.

Insgesamt macht die gegenwärtige Zeit alles nicht leichter. Wir müssen aufpassen, genügend Entspannung und Freude zu finden.

Und wenn wir suchen, finden wir das auch.

Liebe Grüße, Edda
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Muschelsammlerin »

Anscheinend hatte dieser Rheuma-Arzt noch nie ernsthafte Schlafprobleme....ich schüttele gerade den Kopf über so viel Arroganz und Unverständnis. Es ist so dermaßen quälend,wenn man sich erschöpft und müde fühlt, aber nicht in den Schlaf finden kann.Ich bin dann aber nicht in der Lage, meinen Hausputz zu machen oder die Garage aufzuräumen.

Lorazepam kenne ich persönlich nicht, es ist aber schon ein recht starkes Medikament mit Abhängigkeitspotenzial....ich glaube nicht, dass mir das irgendein Arzt verschreiben würde.Mein neuer Hausarzt ganz bestimmt nicht.
Mir geht es mit Doxepin übrigens auch so, allein das Schlucken macht mich ruhiger, weil ich dann sicher sein kann, dass ich einschlafe.
Mich halten sonst die Sorgen und meine Histaminose wach...leider schaffe ich es nicht immer, mich extrem histaminarm zu ernähren....zu viel Histamin macht mich ganz rappelig und schlaflos.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
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