Erfahrung & Rat gefragt...

[Shmetterling]

hallo,

ich bin vor ein paar tagen auf dieses forum gestossen und habe es mit grossem interesse gelesen.

nun habe ich beschlossem dass ich hier nach rat frage.

ich habe vor kurzem jemanden (wieder-) getroffen der mir sehr am herzen liegt. gleich beim ersten treffen hat er mir mitgeteilt dass er depressiv ist. war letztes jahr in der klinik deswegen. hat ein jahr studium ausgesetzt. er nimmt medikamente, meinte dass es sich um eine ganz leichte dosierung handelt.

irgendwie schwierig das ganze zu erklären, aber ich versuche es...

also, wir haben vor ein paar tagen miteinander telefoniert und beschlossen dass wir uns wieder sehen müssen/ möchten. ich weiss nur nicht wie ich mich verhalten soll. ich hin etwas verunsichert. ich weiss was mein herz mir sagt, habe aber angst dass wenn ich meinen gefühlen freien lauf lasse, sich dies als druck negativ auswirken könnte.

ich habe ihm gesagt dass zeit keine rolle spielt.
ich habe klargemacht dass ich ein lichtlein für ihn sein möchte.
ich habe ihm gesagt dass ich an ihn glaube und ihn für eine ganz tolle person halte.

er hat viel angst, vor der zukunft, den dingen die auf ihn zukommen unbekannt und bekannt...

er sagt aber auch dass er sich bei mir zuhause fühlt...


was mache ich denn jetzt...? wer kann mir tipps geben?

wir wohnen im moment nicht einmal om gleichen land, was die situation irgendiwe schwieriger macht....


entschuldigt bitte diesen ungegliederten aufsatz...

[Lerana]

Lieber Schmetterling,

zunächst: Herzlich willkommen hier im Forum!!

Ich schreibe dir als Ex-Betroffene und Angehörige.

So ganz verstehe ich deine Angst nicht. Kannst du das nochmal erklären. Wovor genau hast du denn Angst? Und was schwebt dir vor? Bist du verliebt? Möchtest du eine Beziehung zu ihm? Hast du Angst, dass ihn das unter Druck setzt?

Also mal ganz banal: Wir Depressiven können denkenn, entscheiden und sprechen!
Es ist gut, wenn man rücksichtsvoll mit uns umgeht, aber Samthandschuhe nützen uns auch nicht. Wir sind schon selber für uns verantwortlich und auch dafür, zu sagen, wenn uns etwas zu schnell geht, wir etwas so nicht, dafür aber anders wollen. Also so arg musst du dir deinen Kopf vielleicht gar nicht zerbrechen.

Sei authentisch, zugewand, aufmerksam und wenn du es dann nicht persönlich nimmst, wenn er den ein oder anderen Termin spontan absagt, sich schnell zurückzieht und eher schweigsam ist, dann machst du schon ziemlich alles richtig!

Keine Angst, wir sind vielleicht dpressiv aber nicht aus hauchdünnen Glas und zerbrechen bei einem kleine Husten!

Herzliche Grüße
Lerana

[Shmetterling]

hallo lerana!

herzlichen dank für deine antwort. hmm, weisst du, ich habe absolut keine erfahrung mit depressionen, ich bin genau das gegenteil, immer optimistisch, positiv dass es schon fast zum heulen ist....deswegen bin ich wahrscheinlich so verunsichert...ja, im grunde genommen will ich mich informieren was ich denn erwarten kann/muss oder eben nicht kann wenn ich mich auf eine beziehung einlasse...

ich will mich vorbereiten und auch wenn wir keine beziehung haben will ich wissen was andere betroffene / angehörige denken oder eben einem als rat mitgeben können...

ich musste lächeln als ich deine zeilen gelesen habe....du hast recht, samthandschuhe sind nicht nötig und denken ist auch kein problem...aber genau solche kommentare helfen mir in meiner unerfahrenheit...

[Lerana]

Lieber Schmetterling,

wenn du dich informieren möchtest, was alles auf dich zukommen kann, so kann dir das keiner genau sagen. Depressionen sind sehr individuell. Lies doch mal im Betroffenenteil, da kriegst du schon einen Einblick.

Um zu wissen, wie du dich als "Angehörige" verhalten kannst, empfehle ich dir folgendes Buch, dass das alles sehr kurz und knapp und dennoch sehr gut auf den Punkt bringt.

Mit dem schwarzen Hund leben
http://www.amazon.de/Mit-dem-schwarzen- ... hund+leben" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Herzliche Grüße
Lerana

[CarolineAlana]

Hallo Schmetterling,

Lerana hat Recht, jede Depression hat ihre Facetten und ist individuell. Du wirst das bei deinem Freund schnell herausfinden, wichtig ist, dass ihr im Gespräch darüber bleibt was dem anderen gut tut und was nicht (Und das ist nicht einseitig-auch du darfst sagen was du möchtest und brauchst).

Ich bin selbst Betroffene und es ist nicht immer leicht. Die Depression kann uns zum Teil lähmen oder völlig sprachlos machen. Es gibt Phasen, in denen von uns nicht viel zurückkommt, weil wir einfach nur in unserem eigenen Kopf gefangen sind. Aber Tatsache ist, dass sich eine stabile Beziehung auch sehr positiv auf unsere Psyche auswirkt.

An dieser Stelle mal ein Dank an alle Angehörige, dass ihr für uns da seid!!!

Liebe Grüße
Caroline

[Shmetterling]

ach, danke für eure tipps. das buch werde ich mir zu gemüte führen.

ich entdecke gerade neue welten und irgendwie kann das ja auch positiv sein...

vielen lieben dank, ich halte euch auf dem laufenden...

[Blümli]

Hej Shmetterling,

ich kann Dich - vor allem, dass Du voller Fragen bist - sehr gut verstehen, muss Dir aber auch aus Angehörigensicht, ähnliches schreiben wie Lerana. Weil Beziehungen zu Menschen so unterschiedlich verlaufen - natürlich auch, weil Menschen mit Depressionen sehr unterschiedlich auf Beziehung reagieren - kann ich Dir ebenfalls keinen "Rat" geben.
Allein kann ich Dir erzählen wie ich mit den Situationen umgegangen bin, was meine Gedanken und Erfahrungen damals in der akuten Zeit waren. Dazu wären aber konkretere Benennungen von Situationen oder Fragen von Deiner Seite aus sinnvoll, weil sonst müsste ich hier ein Buch von meiner Geschichte veröffentlichen

Ich habe es ähnlich gemacht wie Du, ich habe erstmal gelesen und gelesen und gelesen und nochmal gelesen, hier im Forum bei " Im Umgang mit der Krankheit" und bei den Angehörigen und dann habe ich noch Literatur verschlungen. Dies hat mir erstmal überhaupt ein Bild entstehen lassen, weil in meinem Fall sich mein damaliger Freund ( es war eine sehr junge Fern-Beziehung ) von heut auf morgen vollständig von mir abgeriegelt hat. Wir hatten viele Monate nur noch Mailkontakt und monatelang gab es für mich nicht mal diese.

Was mir persönlich als das Wichtigste erscheint ist, dass man selbst sein Leben in die Hand nehmen muss und versuchen sollte es so zu leben, wie man es in der gegebenen Situation eben kann. Heißt, ich habe verstanden, dass ich keinen Einfluss auf das Leben des anderen habe, nicht durch Zugeständnisse, Erklärungen, Kümmern, Hilfestellungen und sonst was... Es ändert auch ein Verständnis für die Krankheit oder ein " ich bin für dich da" nichts an dem, wie der andere sein Leben leben "möchte"/ kann.
Wenn ich ihm Verständnis, Zeit, Warten, Hilfen entgegenbringen möchte, dann sollte ich es alleine aus dem Grund tun, dass ich ihm dies schenken möchte und dies ohne jegliche Erwartung eines "Zurück-Bekommens" tun.
Im übrigen meine ich inzwischen, dass diese eine Haltung ist, die ich für jegliche Beziehung als wichtig erachte.

Also in diesem Sinne, lass Deinen Gefühlen freien Lauf, " flieg Schmetterling, flieg dahin wo Du möchtest und auf die Art und Weise wie Du es möchtest". Wenn Dir der Mensch wichtig ist, dann wird Deine Flugbahn bestimmt nicht so verlaufen, dass sie ihm schadet, aber umgedreht machst Du sie aber auch nicht von ihm und seiner Depression abhängig.
Übrigens, ich denke, dass für einen Menschen mit Depressionen es einen riesigen Druck macht, eine Menschen in seiner Abhängigkeit zu wissen. So war es zumindest in meinem Fall. Er geriet, grade weil die Beziehung sich so besonders gut angefühlt hatte, in eine große Überforderung, aus der er nur raus kam, indem er in die Depression ging.

Ich weiß, dass Dir hier das, was ich jetzt geschrieben habe nicht Deine Fragen beantwortet, dazu müsstest Du allerdings auch etwas genauer fragen. Es kann Dir nur eine Richtung angeben, nämlich die, " zu Dir". Wenn Du Dich in eine Beziehung zu einen Menschen mit Depression begibst, dann bedeutet das in meinen Augen, dass Du Dich mit Dir selbst beschäftigen musst, weil Dein Gegenüber wird es mit ziemlich großer Sicherheit nicht zulassen, dass Du Dich mit ihm beschäftigst. Beziehung in "gewohnter Art" wird wahrscheinlich nicht funktionieren.

Ich wünsche Dir eine spannende Auseinandersetzung mit Dir selbst

Alles Gute

vom Blümli

[Shmetterling]

...ein update...

nachdem es ihm immer und immer schlechter ging, hat er sich nun selber in eine klinik eingewiesen. an seinem geburtstag. ich bin irgendwie froh dass er den schritt gemacht hat. die erkenntnis dass man hilfe braucht sehe ich als sehr positiv...ich habe mich seit er in der klinik ist nicht gemeldet bei ihm weil ich gerne möchte dass er sich bloss um sich und seine gesundheit kümmert...


ich aber fühle mich alleine...

[engel1]

Lieber Schmetterling,

Schön, dass du den Schritt ins Forum gemacht hast..

Du hast sicherlich viele unserer Geschichten hier gelesen und das alle ähnlich verlaufen... leider hat kaum einer was wirklich positives zu berichten... und zu dem Satz, du fühlst dich allein: damit solltest du dich anfreunden, denn das wird öfters in einer Beziehung mit einem depressiven de4 Fall sein ( meine Erfahrung und die vieler anderer hier) und wenn du kannst rate ich dir. .. ihr seit ja wohl noch am Anfang. .. versuche dich zu entziehen. . Ist nicht böse gemeint für die betroffenen. .
ABER: ES zerrt ungeheuer an den eigenen Kräften und aucg ich war immer ein sehr positiver Mensch, den icg jetzt öfters suche nach fast 3 Jahren Berg- und Talfahrt. .
Dennoch glaube icg weiter an die Liebe, aber ob es reicht?!
Tut mir leid , dass ich dir nichts schöneres schreiben kann. ...
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, denn die wirst du brauchen. .. das er in die Klinik ist, ist vielleicht ein Anfang

Lieben Gruß
Engel 1




Liebe findet ihren Weg

[Shmetterling]

hallo zusammen, nachdem ihr mir mit soviel gutem rat zur seite gestanden seid, dachte ich dass ich euch mitteile wie sich das ganze so entwickelt, oder eben nicht....


blümli und engel 1 ich habe eure worte sehr zu herzen genommen und lange über vieles nachgedacht...

die kommunikation ist sporadisch, inhaltlich aber sehr herzlich. er schreibt " er ist immer noch krank" als würde es sich um einen nichtheilenden beinbruch handeln...

natürlich verstehe ich in der zwischenzeit dass es mehr ist als ein blosser beinbruch. das ist gar nicht so einfach nachzuvollziehen ( wenn man das überhaupt kann) ... es ist traurig mich selber dabei zu beobachten wie ich mich entferne, nicht weil ich mich entfernen will, sondern weil ich weiss dass es ansonsten fast nur in leiden enden kann. noch habe ich nicht aufgegeben, aber ich bin vorsichtig da ich gelernt habe dass auf "wann kommst du mich endlich besuchen" und " ich denk an dich" oftmals eine leere folgen...und diese leeren sind das, was mich zurückhaltend macht....



keine ahnung ob was ich gerade geschrieben hab sinn macht...es kommt wie's kommen muss....


...seufz...