Kraft, Angst und Zweifel
Verfasst: 4. Nov 2013, 10:01
Hallo zusammen,
ich habe lange überlegt ob und ich wie ich mich in einem Forum äußern möchte - aber mittlerweile bin ich an dem Punkt, wo ich glaube, dass ich Tipps von Menschen benötige, die vielleicht Ähnliches erlebt haben.
Ich bin seit über 4,5 Jahren mit meiner Freundin (34, geschieden) zusammen und habe sie damals in der Zeit direkt nach ihrer Trennung kennengelernt. Vor ca. 8 Monaten sind wir in eine andere Stadt gezogen - und damit fing eigentlich alles erst richtig an.
Wir haben auch vorher schon viel Mist zusammen durchgemacht und es alles überstanden und es hat uns immer mehr zusammengeschweißt.
Sie hat über Jahre in ihrem Beruf viel Mobbing und unsagbar viele Rückschläge erlitten und, wie sich mittlerweile herausstellte, auch einige Dinge aus ihrer Kindheit noch nicht wirklich verarbeitet. So zeigten sich dann also im Mai die ersten depressiven Anzeichen, die sich hinterher noch um Panikstörungen erweiterten.
Ihr ist dies früh aufgefallen und so hat sie sich selber recht schnell in Behandliung begeben wollen. Nach viel Bürokratiekram und Arztbesuchen stellte sich dann heraus (wie es ja typisch für ländliche Gebiete ist), dass die Wartezeit mindestens 12 Monate beträgt, bis sie einen Therapieplatz bekommen könnte.
Aufgrund dessen entschied sie sich für eine Reha Maßnahme, die auch recht schnell bewilligt wurde und auch verhältnismäßig schnell stattfand (Ende August bis Ende September). Den Nutzen dieser Reha Maßnahme will ich mit 3 auf einer Skala von 1 bis 10 beschreiben.
Ihr sind zwar einige Dinge bewusst geworden, aber mehr auch nicht. Weitere Hilfe in der Nachsorge dauere mindestens wieder 3 Monate - unabhängig vom Therapieplatz.
In den ersten Tagen war es für mich eine Qual. Seit wir zusammen sind, waren wir nie mehr als eine Nacht getrennt.
Ich habe mich in der Zeit sehr viel mit der ganzen Thematik befasst. Viele Berichte und Artikel gelesen um sicher zu gehen, wie ich sie richtig unterstützen kann, was ich tunlichst unterlassen sollte und worauf ich für mich achten sollte. Ich wollte und will ihr die größtmögliche Stütze und ihr Rückhalt sein und ich glaube, dass ich dies bislang auch recht gut gemeistert habe, auch wenn ich mittlerweile merke, dass ich nach und nach immer mehr Fehler mache, weil es mir einfach unbeschreiblich weh tut sie so zu sehen und ich möchte, dass es möglichst schnell vorbei ist.
In den ersten Tagen nach der Rückkehr ging es ihr auch recht gut, was sich aber im Alltag sehr schnell wieder legte. Daraufhin wurde sie vom Arzt zur stationären Behandlung eingewiesen.
Es gab im gesamten Verlauf immer wieder große Rückschläge mit Ämtern, Krankenkassen etc. was sie immer wieder deutlich zurück warf.
Die stationäre Behandlung läuft nun seit etwas über 4 Wochen, ein Ende ist aktuell noch nicht abzusehen. Sie war schon für einen Tag am Wochenende zu Hause und auch am letzten Wochenende sogar schon über Nacht. Die Klinik liegt deutlich näher, so dass wir uns durch die Woche auch mal sehen können. Das machte es mir deutlich leichter.
Soviel zur grob umrissenen Vorgeschichte.
Mein Problem ist nun, dass mir persönlich die Kraft ausgeht. Ich habe einen Beruf, der mich täglich gesitig sehr stark fordert. Dazu kommt dann die Ungewissheit wie es weitergeht, was in der Zukunft passiert, wann mit einem "Ende" zu Rechnen ist.
Da das ganze nach dem Umzug begann bin ich mittlerweile an einem Punkt, dass ich mir (ich weiß, ich soll es nicht) eine Mitschuld an allem gebe. Dazu kommt momentan die totale Angst sie zu verlieren. Nach den letzten 4,5 Jahren eigentlich total unbegründet, aber ich habe momentan einfach das Gefühl, dass nach fast 10 Wochen kontinuierlicher Trennung die Distanz größer wird, auch wenn wir uns unter der Woche mal sehen.
Sie meldet sich weniger und kürzer und erzählt mir einfach immer weniger.
Das vergangene Wochenende war jedoch wieder das genaue Gegenteil. Wir hatten 2 schöne Tage. Waren Essen, haben gebacken, haben was gespielt, viel geredet, waren Einkaufen und hatten einfach nur Zeit für uns und auch viel Nähe. Es war toll und auch unglaublich entspannend und Kraftgebend für mich.
Es tut mir jedoch weh, dass ich nicht wirklich weiß, wie es die Tage in ihr aussah. Ob es wirklich alles besser war, oder ob es ein wenig gespielt war von ihrer Seite. Objektiv hat sie jedenfalls seit langem mal wieder vernünftig geschlafen und deutlich mehr gegessen als die Tage zuvor.
Es ist bei ihr aktuell ein totales auf und ab. Sie hatte vergangene Woche einige echt gute Tage, dass sie schon darüber nachdachte nach Hause zu gehen - das ist nun wieder Geschichte.
Vergangene Nacht konnte Sie wohl wieder nicht richtig schlafen, machte sich Gedanken und zweifelte (ich weiß nicht woran) und meinte ich könne ihr dabei nicht helfen.
Dazu muss gesagt werden, dasss sie Aufgrund der Krankheit arbeitslos ist und ihren jetzigen Beruf nicht mehr weiter ausüben möchte und kann (sowohl Körperlich als auch geistig) und sie nun vermehrt über ihre Zukunft nachdenkt und hier momentan keine Perspektiven hat, weil keiner aktuell weiß wie es weitergeht. Umschulung ja oder nein - Rentenverischerung oder AA, übernimmt es überhaupt wer? Werlcher Beruf soll es überhaupt werden, etc.
Ich habe die letzten 10 Wochen alles versucht um sie in allen Punkten zu unterstützen. Bin hunderte Kilometer gefahren, hab sie in allen Problemen unterstützt und war für sie da.
Ich bin vor Beginn der Rehabilitation nachts mit ihr aufgestanden und habe bei ihr gesessen, wenn sie nicht schlafen konnte oder sie gehalten, wenn sie komplett zusammengebrochen und in Tränen aufeglöst neben mir saß.
Dazu kommt, dass ich aktuell die einzige Person bin, mit der sie, abgesehen von einem neuen Bekannten aus der Reha und einer sehr guten Freundin (arbeitet selber in diesem Bereich), aktuell überhaupt spricht. Der Kontakt zu Familie etc. ist ansonsten sehr eingeschränkt momentan.
Durch den Umzug habe ich viele wichtige Beuzugspersonen verloren und somit aktuell auch niemanden, mit dem ich wirklich ernsthaft sprechen kann.
Seit mehreren Tagen fühle ich mich jeden Morgen total nervös und angespannt und habe das Gefühl, ich könnte jede Sekunde auf Knopfdruck das Heulen anfangen. Ich habe momentan keine Ahnung, wie es weitergehen wird, ich habe wahnsinnige Angst sie zu verlieren und weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll.
Meine Kraft ist am Ende und das obwohl ich immer versucht habe mir noch Zeit zu geben und mich selbst nicht zu kurz kommen zu lassen. Ich schaffe es auch nicht mehr meine Gefühle und Ängste vor ihr zu verstecken oder sie ihr nicht zu sagen - auch wenn ihr das sicher alles andere als hilfreich ist. Ich schlafe recht schlecht, bin total angespannt und auch mein Hunger ist entweder gar nicht da oder in riesigen Attacken.
Ich hoffe ihr könnt mir irgendwelche Tipps geben, wie ich die nächsten Tage oder Wochen noch einigermaßen überstehe, ohne selber der nächste Patient zu werden.
Vielen Dank!
ich habe lange überlegt ob und ich wie ich mich in einem Forum äußern möchte - aber mittlerweile bin ich an dem Punkt, wo ich glaube, dass ich Tipps von Menschen benötige, die vielleicht Ähnliches erlebt haben.
Ich bin seit über 4,5 Jahren mit meiner Freundin (34, geschieden) zusammen und habe sie damals in der Zeit direkt nach ihrer Trennung kennengelernt. Vor ca. 8 Monaten sind wir in eine andere Stadt gezogen - und damit fing eigentlich alles erst richtig an.
Wir haben auch vorher schon viel Mist zusammen durchgemacht und es alles überstanden und es hat uns immer mehr zusammengeschweißt.
Sie hat über Jahre in ihrem Beruf viel Mobbing und unsagbar viele Rückschläge erlitten und, wie sich mittlerweile herausstellte, auch einige Dinge aus ihrer Kindheit noch nicht wirklich verarbeitet. So zeigten sich dann also im Mai die ersten depressiven Anzeichen, die sich hinterher noch um Panikstörungen erweiterten.
Ihr ist dies früh aufgefallen und so hat sie sich selber recht schnell in Behandliung begeben wollen. Nach viel Bürokratiekram und Arztbesuchen stellte sich dann heraus (wie es ja typisch für ländliche Gebiete ist), dass die Wartezeit mindestens 12 Monate beträgt, bis sie einen Therapieplatz bekommen könnte.
Aufgrund dessen entschied sie sich für eine Reha Maßnahme, die auch recht schnell bewilligt wurde und auch verhältnismäßig schnell stattfand (Ende August bis Ende September). Den Nutzen dieser Reha Maßnahme will ich mit 3 auf einer Skala von 1 bis 10 beschreiben.
Ihr sind zwar einige Dinge bewusst geworden, aber mehr auch nicht. Weitere Hilfe in der Nachsorge dauere mindestens wieder 3 Monate - unabhängig vom Therapieplatz.
In den ersten Tagen war es für mich eine Qual. Seit wir zusammen sind, waren wir nie mehr als eine Nacht getrennt.
Ich habe mich in der Zeit sehr viel mit der ganzen Thematik befasst. Viele Berichte und Artikel gelesen um sicher zu gehen, wie ich sie richtig unterstützen kann, was ich tunlichst unterlassen sollte und worauf ich für mich achten sollte. Ich wollte und will ihr die größtmögliche Stütze und ihr Rückhalt sein und ich glaube, dass ich dies bislang auch recht gut gemeistert habe, auch wenn ich mittlerweile merke, dass ich nach und nach immer mehr Fehler mache, weil es mir einfach unbeschreiblich weh tut sie so zu sehen und ich möchte, dass es möglichst schnell vorbei ist.
In den ersten Tagen nach der Rückkehr ging es ihr auch recht gut, was sich aber im Alltag sehr schnell wieder legte. Daraufhin wurde sie vom Arzt zur stationären Behandlung eingewiesen.
Es gab im gesamten Verlauf immer wieder große Rückschläge mit Ämtern, Krankenkassen etc. was sie immer wieder deutlich zurück warf.
Die stationäre Behandlung läuft nun seit etwas über 4 Wochen, ein Ende ist aktuell noch nicht abzusehen. Sie war schon für einen Tag am Wochenende zu Hause und auch am letzten Wochenende sogar schon über Nacht. Die Klinik liegt deutlich näher, so dass wir uns durch die Woche auch mal sehen können. Das machte es mir deutlich leichter.
Soviel zur grob umrissenen Vorgeschichte.
Mein Problem ist nun, dass mir persönlich die Kraft ausgeht. Ich habe einen Beruf, der mich täglich gesitig sehr stark fordert. Dazu kommt dann die Ungewissheit wie es weitergeht, was in der Zukunft passiert, wann mit einem "Ende" zu Rechnen ist.
Da das ganze nach dem Umzug begann bin ich mittlerweile an einem Punkt, dass ich mir (ich weiß, ich soll es nicht) eine Mitschuld an allem gebe. Dazu kommt momentan die totale Angst sie zu verlieren. Nach den letzten 4,5 Jahren eigentlich total unbegründet, aber ich habe momentan einfach das Gefühl, dass nach fast 10 Wochen kontinuierlicher Trennung die Distanz größer wird, auch wenn wir uns unter der Woche mal sehen.
Sie meldet sich weniger und kürzer und erzählt mir einfach immer weniger.
Das vergangene Wochenende war jedoch wieder das genaue Gegenteil. Wir hatten 2 schöne Tage. Waren Essen, haben gebacken, haben was gespielt, viel geredet, waren Einkaufen und hatten einfach nur Zeit für uns und auch viel Nähe. Es war toll und auch unglaublich entspannend und Kraftgebend für mich.
Es tut mir jedoch weh, dass ich nicht wirklich weiß, wie es die Tage in ihr aussah. Ob es wirklich alles besser war, oder ob es ein wenig gespielt war von ihrer Seite. Objektiv hat sie jedenfalls seit langem mal wieder vernünftig geschlafen und deutlich mehr gegessen als die Tage zuvor.
Es ist bei ihr aktuell ein totales auf und ab. Sie hatte vergangene Woche einige echt gute Tage, dass sie schon darüber nachdachte nach Hause zu gehen - das ist nun wieder Geschichte.
Vergangene Nacht konnte Sie wohl wieder nicht richtig schlafen, machte sich Gedanken und zweifelte (ich weiß nicht woran) und meinte ich könne ihr dabei nicht helfen.
Dazu muss gesagt werden, dasss sie Aufgrund der Krankheit arbeitslos ist und ihren jetzigen Beruf nicht mehr weiter ausüben möchte und kann (sowohl Körperlich als auch geistig) und sie nun vermehrt über ihre Zukunft nachdenkt und hier momentan keine Perspektiven hat, weil keiner aktuell weiß wie es weitergeht. Umschulung ja oder nein - Rentenverischerung oder AA, übernimmt es überhaupt wer? Werlcher Beruf soll es überhaupt werden, etc.
Ich habe die letzten 10 Wochen alles versucht um sie in allen Punkten zu unterstützen. Bin hunderte Kilometer gefahren, hab sie in allen Problemen unterstützt und war für sie da.
Ich bin vor Beginn der Rehabilitation nachts mit ihr aufgestanden und habe bei ihr gesessen, wenn sie nicht schlafen konnte oder sie gehalten, wenn sie komplett zusammengebrochen und in Tränen aufeglöst neben mir saß.
Dazu kommt, dass ich aktuell die einzige Person bin, mit der sie, abgesehen von einem neuen Bekannten aus der Reha und einer sehr guten Freundin (arbeitet selber in diesem Bereich), aktuell überhaupt spricht. Der Kontakt zu Familie etc. ist ansonsten sehr eingeschränkt momentan.
Durch den Umzug habe ich viele wichtige Beuzugspersonen verloren und somit aktuell auch niemanden, mit dem ich wirklich ernsthaft sprechen kann.
Seit mehreren Tagen fühle ich mich jeden Morgen total nervös und angespannt und habe das Gefühl, ich könnte jede Sekunde auf Knopfdruck das Heulen anfangen. Ich habe momentan keine Ahnung, wie es weitergehen wird, ich habe wahnsinnige Angst sie zu verlieren und weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll.
Meine Kraft ist am Ende und das obwohl ich immer versucht habe mir noch Zeit zu geben und mich selbst nicht zu kurz kommen zu lassen. Ich schaffe es auch nicht mehr meine Gefühle und Ängste vor ihr zu verstecken oder sie ihr nicht zu sagen - auch wenn ihr das sicher alles andere als hilfreich ist. Ich schlafe recht schlecht, bin total angespannt und auch mein Hunger ist entweder gar nicht da oder in riesigen Attacken.
Ich hoffe ihr könnt mir irgendwelche Tipps geben, wie ich die nächsten Tage oder Wochen noch einigermaßen überstehe, ohne selber der nächste Patient zu werden.
Vielen Dank!