Kinderwunsch und Depression

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bernhardiner
Beiträge: 3
Registriert: 24. Okt 2013, 14:36

Kinderwunsch und Depression

Beitrag von bernhardiner »

Hallo,

ich habe mich hier angemeldet um mich auszutauschen. Meine Freundin leidet seit ungefähr 10 Jahren an Depressionen. Manchmal gibt es sehr schwierige Phasen, manchmal läuft es auch ganz gut. Ich empfinde sie als einigermaßen stabil seit der letzten Therapie, aber sie ist sehr unzufrieden in ihrem Beruf. Was mir zu schaffen macht ist, dass sie sagt, dass sie wegen der Depressionen keine Kinder bekommen möchte, weil sie dafür keine Kraft hat. Dazu muss man sagen, dass sie beruflich mit Kindern zu tun hat und das vielleicht deswegen besser einschätzen kann als ich.
Für mich ist das sehr schwer, weil ich aus einer Alkoholiker-Familie komme und mir sehr gewünscht habe, einmal meine eigene (hoffentlich glückliche) kleine Familie zu haben. Und rein biologisch läuft uns auch die Zeit davon.

Viele Grüße
Bernd
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Kinderwunsch und Depression

Beitrag von lae »

Hallo Bernd,
hast du ein Glück, dass du eine so reife Partnerin hast!

Ich bin 57 Jahre alt und schon immer depressiv. Als ich vor 33 Jahren schwanger wurde, war mir das leider noch nicht bewusst. Ich war mit dem Kind vollkommen überfordert und mein damaliger Mann konnte/wollte die Verantwortung auch nicht übernehmen, was zu schweren Spannungen in der Beziehung und letztlich zur Trennung führte.

Meine Tochter hat leider die in unserer Familie weit verbreitete Belastungsstörung (Depression) geerbt.

Gott sei dank mussten mir 4 Monate nach der Entbindung beide Eileiter entfernt werden, sonst hätte ich wahrscheinlich weitere Kinder bekommen. Heute weiss ich, das war das Beste, was mir passieren konnte.

Wenn deine Partnerin schon weiss oder ahnt, dass sie mit einem Kind überfordert wäre, solltest du das meiner Erfahrung und Überzeugung nach respektieren.

Ich hätte dir gern etwas Anderes geschrieben.

laetitia
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: Kinderwunsch und Depression

Beitrag von Tabarka1 »

Hallo Bernd,

Ich bin Angehörige eines depressiven Mannes und Mutter unserer gemeinsamen Tochter. Sie hat die Depression ihres Vaters hautnah miterlebt und erlebt sie noch immer.

Ich erlebe mich als Alleinerziehende - auch in gesunden Phasen bin ich die Hauptansprechpartnerin für sie. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern - sie ist 13.

Es ist natürlich nicht vorhersehbar, wie ein Kind euer Leben verändern wird. Die ersten zwei Jahre mit ihr waren ein Traum. Seit sie nein sagen kann und mein Mann arbeitslos wurde, begann unser Drama. Für mich war das alles nicht vorhersehbar.

Ich denke, dass Du aber die Chance hast, dir genau das zu überlegen: bin ich bereit das Kind alleine groß zu ziehen und für unseren Lebensunterhalt zu sorgen? Wenn Du dazu uneingeschränkt ja sagen kannst, geht es aus meiner Sicht um gute Unterstützung für Euch als Familie: Großeltern, gute Freunde, Ganztagskita und Ganztagsschule und Selbsthilfegruppe oder Therapie für Dich als Angehöriger gerade in schweren Zeiten.

Ob das Deiner Freundin Mut machen wird, wenn Du in die Hauptverantwortung gehen würdest, weiß ich natürlich nicht. Möglicherweise steckt ja auch obige Angst dahinter, dass sie die Krankheit an die nächste Generation weiter gibt.

Alles Gute
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: Kinderwunsch und Depression

Beitrag von lae »

Hallo an alle,

ich habe diesen Beitrag noch Mal nach oben geholt, weil ich das Thema sehr wichtig finde und es auch in unserer Familie eine große Rolle spielt.

Tabarka, ich finde, ihr geht den einzig möglichen Weg!

Neben all dem Leid, das ich im Leben erfahren habe, hatte ich das Glück, einen Mann zu finden, der mir beisteht so wie du deinem Mann.Und auch meine wunderbaren Eltern haben mich immer unterstützt. Die Unterstützung durch das Umfeld ist nach meiner Erfahrung nicht durch professionelle Hilfe, in welcher Art auch immer, zu ersetzen.

Meine Tochter (33) entwickelt erst jetzt Krankheitseinsicht, hat aber schon 2 Töchter (10 und 4 Jahre) von Männern, die beide wegen eigener Probleme weder sie noch ihre Kinder mittragen können. Erst jetzt gesteht sie sich ein, dass das Lebenskonzept "mit Liebe geht das schon" (Teresa Enke) oder sogar die (unbewußte) Hoffnung "Liebe (Kinder) können mein Leiden bessern" nicht trägt.
Leider kann ich ihr wegen meiner eigenen Schwäche nicht so helfen wie sie und die Kinder es bräuchten, was mich sehr belastet.

laetitia
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