Hrt das irgendwann auch mal auf?

Anonym
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Hrt das irgendwann auch mal auf?

Beitrag von Anonym »

Zu "Anonym" vom 29.8.: Was die Erfahrungen mit dem "Outen" einer Depression angeht bei Freunden und Familie, so kann ich nur sagen: Nicht jeder versteht, was Depression ist - selbst in der eigenen Familie nicht. Man muss sich dabei auf Unverständnis oder dumme Ratschläge gefasst machen ("Reiß' Dich doch endlich zusammen", "Andere haben es auch schwer und schaffen es trotzdem" usw.). Aber da trennt sich dann sozusagen die Spreu vom Weizen. Die wirklichen Freunde stehen zu einem und versuchen zumindest, diese Krankheit zu verstehen. Auch wenn es für Außenstehende zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht ist. Wichtig ist, dass man Menschen hat/findet, die einen so akzeptieren und mögen können, wie man ist. Und man selbst muss auch damit leben, dass nicht alle verstehen, was in der Depression mit einem los ist.
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hört das denn nie auf? Die Depression ist eine Krankheit . Ich habe in über 40 Jahren, glaube ich, alle Formen durchgemacht. Zuerst leichter dumpfer Schmerz, der wie Kopfweh immer da ist, die Lebensfreude sehr beeinträchtigt, aber mich nicht hindert zu funktionieren , später heftige Zusammenbrüche, die mich für Tage und Wochen buchstäblich lahmlegten, - dann unendliche grundlose Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, zwischen Sofa und Bett dahin-vegetieren, kein Buch, keine Musik, kein Fernsehen, kein Besuch, telefoni-sche Hilferufe in alle Richtungen, Schuldgefühle und Selbstbeschimpfun-gen, ein furchtbarer Schmerz, der schließlich nicht mehr zu ertragen ist, Weinen, Schreien und schließlich nur noch der Wunsch zu sterben, die-sen verzweifelten Kampf zu beenden. Beim Arzt immer wieder neue Medikamente mit immer neuen heftigen Ne-benwirkungen, Ratlosigkeit, beim Therapeuten, zu dem man mich hinfah-ren muß, nur Weinen und mich selbst in Stücke Reißen, immer im Kreis, hoffnungslos, sinnlos. Dann die Psychiatrie schon der Name weckt nur Grauen vorläufige Endstation, geschlossene Station. Doch etwas Unerwartetes tritt ein: ich kann mich endlich fallenlassen. Je-mand übernimmt die Verantwortung für mich. Sehr langsam läßt der Schmerz nach, bleibt aber immer da. Morgens wache ich auf, in heftiger Erregung, und da ist er wieder und erschreckt mich mit seiner ungebro-chenen Stärke. Auch wenn der verzweifelte Wunsch zu sterben nachläßt, so bleibt doch der Gedanke: so will ich nicht leben. Hört das denn nie auf??? Seitdem sind zwei Jahre vergangen.9 Monate war ich in der Klinik. Es hat nicht aufgehört, aber etwas anderes ist passiert: Ich lerne, die Depression, wenn sie wieder kommt, auszuhalten. Ich habe noch zwei andere chroni-sche Krankheiten, Asthma und Morbus Crohn (viele Krankenhausaufent-halte und Operationen) und lerne, die Depression genauso anzusehen, d.h. ich nehme zur Vorbeugung Medikamente (nach langem Suchen bin ich bei Doloneurin gelandet), vermutlich lebenslang, ich habe endlich den Thera-peuten gefunden, der mich behutsam aus dem Kreis herausführt. Ich weiß, daß mich jederzeit wieder schreckliche Auszeiten bedrohen, aber ich weiß auch, daß sie vorbeigehen und mir immer wieder Phasen von völlig normalem reichen Leben erlauben.Die Krankheit kann immer wieder zu-schlagen, aber ich akzeptiere sie, lasse mich hineinfallen, bis sich wieder ein paar Kräfte regen und versuche, nicht über den Rückfall zu verzwei-feln. Der Kreis wird eine Spirale, die ganz langsam nach oben geht. Ich stürze ab, aber ich finde viel schneller wieder heraus. Und ich nehme alle Hilfe, die ich kriegen kann. Mach ich mir was vor oder hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht?
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Das Medikament heißt Doneurin.
talula
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Beitrag von talula »

Hier bin ich nun: Gelandet in meiner Vergangenheit und Euren Worten. Es ist lange her, aber ich kann Euch dennoch sehr gut verstehen. Man muß sich nicht besonders anstrengen und schon sind die alten Gefühle wieder da. Ich weiß nicht, was ich Euch sagen könnte: Welche Worte helfen wirklich und was ist nur Blabla? Aber ich möchte es trotzdem probieren: Ich wünsche Euch allen Kraft und baldiges Licht am Ende des Tunnels! Nun zur Dir, lieber Dirk... Deine Worte haben mich sehr bewegt. Du bist auf dem richtigen Weg, das spüre ich. Alles braucht seine Zeit und jeder von Euch wird einen ganz eigenen Weg gehen müssen, aber irgendwann werdet Ihr es schaffen. Welche Erfahrung ich gemacht habe? Ich war jung, eine hormongetränkte 15-jährige, die wilde Gefühle in sich trug. Ich ging zur Schule und spielte die Schlagfertige, um dann abends stundenlang zu weinen (um mich, die Welt, meine Sehnsüchte, die Hoffnungslosigkeit). Ich schrieb Gedichte über meine wirren Gefühle und Gedanken. Zwei Selbstmordmomente und dann meine damals beste Freundin, die mich Selbsthass lehrte ("Menschen wie Du sollten keine Freunde haben!"). Ich war aus Stein, ein Eisblock. Ich ließ Gefühle nicht mehr zu. Niemand half mir, niemand sah meinen Schmerz, den ich nicht aussprechen konnte -kennt Ihr die Sehnsucht des Sprechens, dieses Ich-Muss-Alles-Rauslassen? Und doch kommt nichts raus, denn Rettung gibt es scheinbar eh nicht... Ich war allein, und das war mir ganz recht. An sich war ich so gut wie tot. Wie ich da raus kam? Fragt mich nicht. Ich weiß es nicht, aber ich war es wohl selber. Irgendwann fragte mich mein eingestaubtes Hirn: Gibt es einen Gott? Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf: Ich entdeckte meine Weiblichkeit neu, mein Wesen und die Welt um mich herum.Ich entdeckte zu dem Zeitpunkt auch die wundervolle Musik von Tori Amos. Ihre Lieder drückten meine Gefühle aus, sie sprachen mir Mut zu und halfen mir, "wach" zu werden. Ich war wie eine Blume, die sich langsam wieder entfaltete. Ja, eine von vielen Blumen, aber eine seltene und schöne. Ich bin jetzt fast 21 Jahre alt. Ich bin immer noch ein sehr nachdenklicher, ernster Mensch und melancholisch bin ich oft. Aber seit dieser Zeit höre ich mehr auf meine innere Stimme, lasse meine Gefühle zu. Und: Ich durchleuchte das Dunkle, um das Helle zu finden. Wenn mich das Große, Unendliche zerdrückt, dann achte ich auf die Kleinigkeiten. Gehe spazieren - klingt der Vogelgesang nicht wundervoll? Sieh in den Spiegel - macht Dich die Narbe an der Augenbraue nicht einzigartiger? Ihr seid alle schön, sowohl innen als auch außen. Und das kann Euch niemand nehmen. Schenkt Euch selbst ein Lächeln, Ihr habt es verdient. Eure talula
Brokensoul
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Beitrag von Brokensoul »

Was soll ich zu dem Thema sagen ? Vier Klinikaufendhalte , unzählige Therapiestunden und eine Unzahl von Medis haben mir in über 13Jahren gerade so viel gebracht , daß ich nicht ständig an Suizidphantasien "herumpfeile"...,aber echte Freude , Lebensqualität im "normalen" Sinne scheint es für mich nicht mehr zu geben !Durch die vielen Mißerfolge verliert man auch die Kraft und den Mut es immer wieder neu zu versuchen...,aber was soll das Selbstmitleid?...für mich scheint dieser "unangenehme"Lebensweg vorgezeichnet und ich versuche ihn so lange wie möglich zu ertragen...
lili
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Beitrag von lili »

Hallo talula Du hast so einfühlsame Zeilen geschrieben und ich möchte dich dafür beglückwünschen. Solche Gefühle können nur Menschen haben, die sehr tief empfinden und diese Menschen sind dann meistens mit Depressionen geschlagen. Bewahren wir uns trotzdem unsere Empfindsamkeit und damit stehen wir über den anderen. Alles Gute lili
talula
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Beitrag von talula »

Hallo Ihr Lieben! Heute habe ich mal eine Frage an Euch alle: Wie habt Ihr erfahren, dass Ihr unter einer Depression leidet? Habt Ihr es selbst bemerkt oder hat ein Arzt die Diagnose gestellt? Und: Hat Euch die Arztdiagnose extra belastet oder war sie eher hilfreicher Natur? Bei mir war es ziemlich komisch. Mir ging es seit 1997 wieder "gut" (was immer das auch heißen mag) und aus reiner Neugierde habe ich dann einen Artikel über dieses Thema gelesen. Als ich dann die Liste der Symptome durchging, bekam ich plötzlich Panik. "Oh Gott, könnte das wirklich sein?" Ich besorgte mir mehr Infos und konnte meine Frage dann nur noch bejahen. Ich verstehe bis heute nicht, wie es mir bzw. anderen verborgen bleiben konnte und wie ich da ohne ärztliche Hilfe wieder heraus kam. Ich habe dazu folgendes Bild vor mir: Stellt Euch ein kleines Mädchen vor, das leichtfüßig über eine Pfütze springt (so bin scheinbar ich gewesen). Nun sagen wir dem Mädchen aber, dass diese Pfütze in Wahrheit ein Graben von 20 Meter Tiefe ist. Das Mädchen fürchtet sich, holt Anlauf und stürzt in den Abgrund (das wäre sicher ich gewesen, wenn mir das einer mit der Depression gesagt hätte). Im großen und ganzen scheint mir die Unwissenheit geholfen zu haben. Ich weiß nicht, ob ich positiv oder negativ auf eine Arztdiagnose reagiert hätte. Über eine Reaktion zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen. Eure talula
talula
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Beitrag von talula »

Hallo Ihr Lieben! Heute habe ich mal eine Frage an Euch alle: Wie habt Ihr erfahren, daß Ihr unter einer Depression leidet? Habt Ihr es selbst bemerkt oder hat ein Arzt die Diagnose gestellt? Und: Hat Euch die Arztdiagnose extra belastet oder war sie eher hilfreicher Natur? Bei mir war es ziemlich komisch. Mir ging es seit 1997 wieder "gut" (was immer das auch heißen mag) und aus reiner Neugierde habe ich dann einen Artikel über dieses Thema gelesen. Als ich dann die Liste der Symptome durchging, bekam ich plötzlich Panik. "Oh Gott, könnte das wirklich sein?" Ich besorgte mir mehr Infos und konnte meine Frage dann nur noch bejahen. Ich verstehe bis heute nicht, wie es mir bzw. anderen verborgen bleiben konnte und wie ich da ohne ärztliche Hilfe wieder heraus kam. Ich habe dazu folgendes Bild vor mir: Stellt Euch ein kleines Mädchen vor, das leichtfüßig über eine Pfütze springt (so bin scheinbar ich gewesen). Nun sagen wir dem Mädchen aber, dass diese Pfütze in Wahrheit ein Graben von 20 Meter Tiefe ist. Das Mädchen fürchtet sich, holt Anlauf und stürzt in den Abgrund (das wäre sicher ich gewesen, wenn mir das einer mit der Depression gesagt hätte). Im großen und ganzen scheint mir die Unwissenheit geholfen zu haben. Ich weiß nicht, ob ich positiv oder negativ auf eine Arztdiagnose reagiert hätte. Über eine Reaktion zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen. Eure talula PS: Lili, ich danke Dir für Deine lieben Zeilen. Ja, wir sind empfindsam und das ist nicht leicht in dieser grausamen Welt. Aber Empfindsamkeit macht uns anders und läßt uns Dinge sehen/fühlen, die vielen anderen verschlossen bleiben.
manuel
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Beitrag von manuel »

Hallo, liebe Talula, also, zum Glück ist das Mädchen nicht abgestürzt, und wenn es nur deswegen war, weil es nicht wusste, wie tief diese "Pfütze" eigentlich war. Vielleicht ist es manchmal ganz gut, dass wir nicht wissen, wie tief das ist, über das wir hinüber müssen.... wenn die Pfütze nicht klar ist, sondern trüb... ist das vielleicht gar nicht so schlecht: "Wunsch nach Nebel Dunkle Berge sind immer um mich her, doch manchmal wünsche ich mir Nebel. Er erleichtert den ersten Schritt." Also, ich habe es gemerkt, ja wie, ... ist schon so lang her, also ich glaube, ich war immer über so lange Zeit so tief traurig, die Zeit heilte die Wunden eben nicht, oftmals liefen Tränen beim Gehen über belebte Plätze, bis überhaupt keine mehr kamen. Ich schlief sehr spät ein, ging mitten in der Nacht los, jedesmal, wachte manchmal früh auf und musste grübeln, hatte traurige Gedanken und eine unsäglich traurige Stimmung mit tiefer Leere in mir drin, wobei es andererseits ab und zu in mir brodelte wie in einem Vulkan. Ich hatte Bauchschmerzen, konnte nicht richtig atmen, hatte Kopfweh, usw. Dann auch diese Todessehnsucht (aber der darf man ja nicht nachgehen, wenn man Kinder hat...). Ich empfand nichts mehr. Auch wenn ich mich warm duschte (Warmduscher;-) ), empfand ich keine Entspannung, aber das merkte ich erst hinterher, als ich das spürte, nachdem ich Zoloft (mein erstes AD) genommen hatte. Ich hatte das jahrelang nicht mehr gespürt, dass die Muskeln entspannen. Ich spürte irgendwann, dass ich es nicht mehr schaffe, ohne dass ich ein Medikament bekomme, und hatte mich an den AKL (Arbeitskreis Leben) gewandt. Ja, jetzt hast Du in aller Kürze so einen Versuch einer Beschreibung... Mach's gut, halt die Ohren steif, und bis bald, Nup
Regina Geissler
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Beitrag von Regina Geissler »

Hallo Talula, keine Ahnung wie lange ich schon depressiv bin. Seit meiner Geburt den ich war anders als meine Schwester das Gefühl der Liebe kenn ich nicht den mich zu lieben bedeutet auf meine Ängste einzugehen nicht zu schlagen und nicht abwertig zu behandeln.Vor fünf Jahren erfuhr ich was Liebe ist das Gefühl eins zusein mit deinem gegenüber. Doch dass passte vom Kopf her nicht zusammen. Da ich in meinem Leben sehr hart geworden bin und mein gegenüber sehr sensibel war entfernte er sich von mir.Ich vermisste dieses Gefühl sehr und ging so richtig den Bach runter inklusive Selbstmordgedanke.Heute nehme ich Tabletten und die zeigen mir wie sensibel ich bin.Manchmal tut es richtig weh wenn ich unter die Menschen gehe. Für mein Umfeld bin ich fiel zu gut.Doch ohne dieses Umfeld wäre ich alleine also versuche ich den Scmerz zu ertragen und viel für mich selbst zu tun.In der Hoffnung das ich noch einmal das Gefühl haben darf geliebt zu werden und es sich niemals von mir trennt. Liebe Grüße Regina
Jonny
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Beitrag von Jonny »

Halli Hallo Talula! denke schon seit gestern darüber nach, was ich Dir schreiben könnte über "es". Und finde doch nicht die passenden Worte für die Beschreibung. Ein Versuch starte ich trotzdem, was hab` ich schon zu verlieren..... Die Art wie ich seit sehr vielen Jahren überlebe(Nicht-, Lebe), wie ich über die Welt um mich herum und mich selbst denke. Negativ, zerstörerisch, ziehe meine eigenen Lebenserfolge ständig in den Dreck. Kaum dass ich Schönheit sehe(Ich kann es noch) und versuche danach zu greifen, verwandelt sie sich so oft in Staub und Dreck. Selbst die schönsten und ergreifendsten Worte erreichen mich schlecht oder gar nicht , so dick sind die Mauern, die ich um mich herum gezogen habe. Ich selbst habe sie gebaut, das weiss ich genau. Die besten Steine habe ich dafür genommen, um mich vor der "bösen" Welt zu schützen. Und muss ich doch aus meiner Festung raus, dann nie ohne meine Rüstung oder wenigstens eine Maske mitzunehmen. Seit der Kindheit brennt mein Lebenslicht auf Sparflamme und die starken Winde um mich herum wehen stark. Tiefste Trauer spüre ich in mir und kenne den Grund dafür nicht. Zerfleische mich fast täglich selbst, für Dinge die ich getan oder aber besser gesagt: nicht getan habe. Schaue ich zurück in meine Kindheit, so sehe ich fast nur Nebel, ein paar Szenen sonst Nichts. Schaue ich nach vorne, empfinde ich grosse Angst und den Widerwillen weiterzumachen. Hab sehr viel Zeit damit vergeudet regungslos in die Ferne zu starren, stundenlang Wände anzuglotzen, als ob da die Lösung liegen würde, wofür eigentlich? Alles dreht sich in einem Sch... kreis um mich(Meine nicht den Kater). Es gab jahrelange Unterbrechungen, glaube zu wissen, was Glück bedeuten kann, nur wieder danach greifen kann ich nicht mehr. Meine Worte sind oft scharf wie Messer, dabei möchte ich niemand wirklich verletzen. Hab es aber schon und eigentlich Alles verloren, was Bedeutung in meinem Leben hatte. Ist es eindeutig Depression, keine Ahnung . Nein, ich habe keine Diagnosen von Ärzten. Zu gross ist noch die Angst vor den Menschen. Ich habs versucht und es ging daneben. Bin mein eigener Arzt und Henker, wenn es sein muss. Habe in der Vergangenheit Alk. als Antidepressivum missbraucht. Bin mächtig zu Boden gegangen, Alles wurde noch viel schlimmer. Die Aussenwelt war für mich nur noch feindliches Terretorium. (Sie ist es noch). Bin noch tiefer runtergefallen als vorher schon. Kurz vor dem Aufschlag hab ich mich gefangen(Hoffentlich). Versuche seit paar Wochen ohne Betäubung zu leben. Ich glaube noch an die Lebenskraft in uns und die Magie dieses Forums. Was den Artikel Deiner Zeitung angeht, so war es bei mir ähnlich. Das Wort Depression musste ich auch erst "Kennen---lernen". Bin nicht glücklich das Wort kennen gelernt zu haben. Doch jetzt habe ich zumindest ein Feindbild gefunden, das sich zu bekämpfen bestimmt lohnt zusammen mit meinem persönlichen Antidepressivum, klar. Die Gefahr solcher Artikel sehe ich allerdings darin, dass die vielen Hypohonder unter den Menschen dort ihre "Nahrung" finden. Vielleicht bin ich selbst einer und hab endlich was gefunden was zu mir passt, wie Arsch auf Eimer, wer weiss. Deshalb prüfe ich mich ständig, wie gross mein Leidensdruck tatsächlich ist. Vielleicht ist es nur meine Lebensart, ein Gen oder so. Dieses Forum, und die vielen Parallelen zu meinem eigenem Leben und fast lebenslangem Leiden.... versuchen mir aber etwas anderes zu sagen. Ob eine sichere Diagnose hilfreich wäre? Ich glaub, sogar davor habe ich Angst. Wer werde ich sein, wenn es mal von meiner Seite gehen sollte? Outen tut wirklich gut. Fühl mich nackig wie im FkkUrlaub, nur nicht..... ganz so glücklich. Auch von mir die besten Wünsche an Dich . Mögen alle Gräben die noch vor Dir liegen, sich zu flachen Pfützen verwandeln und versiegen! Talula! (Klingt wie Musik in meinen Ohren) J.
talula
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Beitrag von talula »

Hallo Ihr Lieben! Vielen lieben Dank für Eure Reaktion auf meine Frage. Wie unterschiedlich man doch dahinter kommen kann... Ich finde es aber irgendwie beruhigend, weil ich immer dachte, daß "Zeitung-lesen" nicht ausreichen würde, sondern nur eine richtige Arztdiagnose. Aber wollen wir nicht vergessen, wie wenig Ärzte diese Diagnose auch stellen! Wie dem auch sei, einiges aus Euren Erzählungen kommt mir sehr bekannt vor. Regina: Ich wurde nie geschlagen, aber auch ich habe Beziehungsprobleme. Das kam nicht durch die Depression, sondern durch einen Ex-Freund meiner älteren Schwester. Zwischen meinem 9. und 14. Lebensjahr machte er mich seelisch fertig (mein Bruder war der Prinz und ich das Stück Scheiße). Nichts konnte ich ihm recht machen, alles war falsch. Seit dieser Zeit habe ich Angst vor einer Beziehung, fürchte, meinem Partner nicht gerecht werden zu können. Ich hätte bestimmt vieles zu geben, aber vielleicht bin ich auch nicht gut genug. Nähe zu ertragen fällt mir auch nicht besonders leicht. Daher kann ich Dich sehr gut verstehen, Regina, glaube mir. Nup der Warmduscher: Ich verbrachte auch "Stunden" unter der kochendheißen Dusche (hiermit entschuldige ich mich in aller Form bei meiner Haut). Ich hoffte immer, daß ich meine Gefühle abwaschen und diese grausame Kälte abschütteln könnte. Hat aber nie geklappt. Jonny: Da kommt mir vieles bekannt vor. Ich habe auch eine hohe Mauer um mich herum aufgebaut - purer Selbstschutz natürlich. Ich kann sehr distanziert sein. Du hast immer Deine Rüstung oder Maske dabei. Ich vergesse seit der Sache mit dem Ex meiner Schwester nie mein kleines Schwert... Ich will mich nicht hinter einer Maske verstecken, aber ich brauche eine Waffe, um nicht verletzt zu werden. Aber weg mit den bösen Erinnerungen, den fiesen Menschen und der Angst - ich will kämpfen! Das bin ich mir selbst schuldig. Ich sende euch liebe Grüße. Gebt nicht auf! Eure talula
monika
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Beitrag von monika »

Hallo, Ihr Alle! Erkenne mich in jedem Bericht wieder. Für mich heißt es leider, mit dieser Krankheit leben. Sterben kann man nicht daran, aber zugrunde gehen. Seit über 20 Jahren hoffe ich, daß es aufhört, wenn ich am Anfang geahnt hätte, daß es das nicht tut, ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Aber nun habe ich diese scheußliche Krankheit akzeptiert und versuche, tagtäglich, Nacht für Nacht, weil ich auch seit 20 Jahren nicht mehr schlafen kann, sie auszuhalten. Habe mich lange dagegen gewehrt, dachte, es kann nicht sein, nicht ich; bin ganz demütig geworden, und seit ich mich "geoutet" habe und mich etwas fallen lassen kann, scheint es etwas leichter zu werden.
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo Mitleidende, meine "Diagnose" ist gut 15 oder mehr Jahre her. Damals bin ich mit einer äußerst schwierigen Trennungsproblematik zu meinem Hausarzt gegangen. Ich beschrieb ihm diese abgrundtiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Zukunftsangst, und dass ich immer wieder daran dachte, nicht mehr da sein und ertragen zu wollen. Ergo erhielt ich meine erstes Antidepressivum (Aponal)- sonst nichts. Seitdem habe ich immer wieder depressive Episoden erleben müssen. Konsequent austherapieren ließ ich mich jedoch nie. Mit Abklingen der Symptome habe ich meist auch die Tabletten abgesetzt. Ein Fehler aus Unkenntnis. Zur Zeit durchleide ich (auch wieder verstärkt durch eine Beziehungskatastrophe) die in meiner Erinnerung schwerste und tiefgreifendste Krise meines bisherigen Lebens ((F33.2 nach ICD10 bei F609). Nur diesmal bin ich entschlossen, dem Übel an die Wurzel zu gehen. Ich habe mir jede Menge Literatur über "Depressionen" besorgt, sowohl Sachbücher (Ratgeber etc.) als auch poetische Erlebnisschilderungen (Kuiper, Styron u.a.); ich habe lange und ausgiebig mit meiner jetzigen Hausärztin geredet und so viel über mich, meine Erkrankung und die verschiedenen Therapieformen und Medikamente erfahren; und ich bin zum ersten Mal in psychotherapeutischer Behandlung. Ich beteilige mich mit Hingabe an diesem Forum und versuche gerade, eine Art Selbsthilfegruppe an meinem Heimatort zu initiieren. Ich will diese Symptome, dieses Leid nicht mehr haben, und ich finde mich auch nicht damit ab, dass ich den Rest meines Lebens immer wieder traurig und depressiv sein muss. Ich setze darauf, dass das von mir selbst errichtete Netzwerk an Hilfestellungen mir eine gute und so weit wie möglich zufriedene oder gar glückliche Zukunft ermöglichen wird. Ich habe viel über mich nachgedacht, einiges erkannt und ein wenig bereits geändert. Es gibt noch so viel zu tun, viel, das ich jetzt noch nicht erahne, und es wird noch viel Zeit und Anstrengung brauchen. Immer wieder erleide ich Rückfälle, zweifle an meinen Hoffnungen, verfluche meine Erkrankung. Aber im Grunde sehe ich keine Alternative zu der jetzt eingeleiteten Therapie. Meine Diagnose ist alt, aber mittlerweile verstehe ich, was mit mir nicht stimmt. Dem Kind einen Namen geben zu können, hilft eindeutig. Ich bin also kein Versager, der mit seinem Leben nicht zurechtkommt, sondern ich bin krank. Aber nicht unheilbar... Gruss aus dem Ruhrgebiet hobbit
monika
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Beitrag von monika »

Hallo hobbit! Dein Bericht geht mir sehr nahe. Ich kenne das, wenn man etwas nicht akteptieren will und dabei hat es einen schon ganz fest gekrallt. Läßt einen nicht mehr los, so sehr man es auch möchte und sich wehrt. Ds macht alles nur noch schlimmer. Du bist auf dem richtigen Weg, den hätte ich vor über 20 Jahren gehen sollen, für mich ist es sehr spät, aber vielleicht noch nicht zu spät. Weil ich eigentlich sehr gerne lebe, es so viele schöne Dinge auf der Welt gibt, wenn dies im Augenblick auch für Nichtdepressive in dieser Weltsituation ein großes Fragezeichen ist, sich sogar Menschen Gedanken machen, die in ihrer Dekadenz bisher nicht zu überbieten waren. Ich denke an die Natur, die Menschen, mit denen wir uns verstehen und die für uns da sind und an die Hoffnung und den Glauben, daß vielleicht doch nicht alles umsonst war. Auch nicht unser Leiden, das so viele nicht verstehen können, weil es eine Krankheit ist, die so viele Gesichter hat, so viele Facetten, daß einem angst und bange wird. Ich rede nicht von normal oder unnormal, darüber läßt sich streiten, wer was ist, aber krank sein, auch wenn es "nur" die Seele ist, es niemand sieht, man schon ein schlechtes Gewissen hat, wenn man über längere Zeit sich schlecht fühlt, das bedeutet nicht nur, sich helfen lassen zu müssen, sondern auch selber harte Arbeit zu leisten. Dieses Krebsgeschwür Depression kann kein Chirurg aus uns herausschneiden, entweder wir schaffen es mit Hilfe unserer Therapeuten und den paar Menschen, die Verständnis für uns haben, oder wir resignieren, und was das bedeutet, möchte ich hier erst garnicht erwähnen. Also. hobbit, fange an zu kämpfen, Du wirst es ganz bestimmt schaffen. Das weiß ich. Viele Grüße Monika
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Brauche jemand zum Reden. Ist da jemand?
california
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Beitrag von california »

Ich höre dir zu. Kann ich dir helfen?
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Ich suche die ganze Zeit jemanden zum Reden. Hab mein Internet erst seit kurzem. Ich geh von einer Seite zur nächsten. Hab vor zehn Tagen schon mal geschrieben und keiner war da. Für einen "Depressiven" schwer. Wer bist du?
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Wie kriegt man hier Nachricht?
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Viele Informationen über Depression doch wo kann ich mich Unterhalten?
Anonym
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Schau später nochmal vorbei, suche weiter im Internet.
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Hallo California. Hast du Zeit.
california
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Beitrag von california »

Hallo Anonym, tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde. Kam seit gestern nicht mehr ins Forum. Lag am Compi oder an AOL. Ich habe auch Depressionen und kann nachvollziehen wie es ist wenn man keinen zum Reden hat. Ich schreibe dir vorsorglich mal meine EMail Adresse, falls ich wieder nicht ins Forum komme. Melde dich ruhig, ich schaue öfter nach ob ich Post habe. Liebe Grüße Bernice alias California
Anonym
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Beitrag von Anonym »

Jemanden zum Reden? Habe lange gesucht, eigentlich erst jetzt, wo ich seit einem Jahr krank bin, habe ich eigentlich direkt neben mir, ohne das ich es gemerkt hatte, einen Freund entdeckt, "nur" einen, aber einen wirklichen Freund, der mir im Rahmen seiner Möglichkeiten unter die Arme greift. Ich sage euch, ich kann mich glücklich schätzen, das ich diesen Einen habe! Vielen von euch wird es wohl nicht so gehen. Über die Depression zu reden?! Ich weis nicht, aber ich mag nicht mehr darüber reden müssen. Bei jedem Fachmann die ganze Story neu auftischen, das ist irre anstrengend. Wenn einem das Bein amputiert wird, kann man sagen, hier, das ist mein Problem! Aber bei der Depression, ich habe immer das Gefühl etwas beweisen zum müssen, auch mir, wo ich selbst nicht weis, was und wie. Wenn ich so die anderen Beiträge lese, bekomme ich Angst.
california
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Beitrag von california »

Anonym Sonntag 12.38 bist du das, die mir gemailt hat? Ich freue mich für dich, dass du einen Menschen hast, der dir hilft. Tut mir echt leid, dass ich am Sonntag, wo du jemanden gebraucht hättest, nicht mehr reinkam. Es ging aber mehreren so, lag wohl am Server. Dass man nicht immer über Depression sprechen will und kann, geht mir auch so. Wenn man aber einfach mal sagen will, wie besch....es einem geht, wie scheußlich tief das Loch ist in dem man hängt, dann tue es. Hier sind viele, denen es ähnlich geht(mir auch), da braucht es nicht vieler Worte, denn man weiß gleich was der andere meint. Also, dann alles Gute California
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