Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

SadSadie
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Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Ich habe einen Mann vor wenigen Monaten kennengelernt. Eigentlich lief es ganz gut an, wir verstanden uns super, er war sehr nett.
Aber je mehr Zeit man zusammen verbringt, um so mehr fallen mir jetzt ein paar unschöne Sachen auf. Und ich frage mich langsam, ob er ein Fall für eine Therapie ist oder vielleicht ernste Worte was nützen.

Er hat sich gut verkauft – okay, macht man wohl so, um die Gunst zu gewinnen. Aber dabei tauchen dann so Umschreibungen auf wie spontan, unternehmungslustig, humorvoll, einfühlsam, ehrlich, unkompliziert. Er behauptet felsenfest, dass dies seine Charakterzüge sind.
Die Wahrheit sieht aber anders aus – und das ist nicht nur meine Meinung. Auch Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die ihn kennengelernt haben, zu denen ich regelmäßig Kontakt habe (die also auch ein paar Stories kennen), sehen es wie ich.
Er ist kein Stück spontan, verlangt dies aber von mir. Ich soll in 30 Minuten auf der Matte stehen, aber wenn ich mal einen Vorschlag für Unternehmungen habe, dann braucht er Stunden zur Entscheidung. Unternehmungslustig ist er in meinen Augen auch nicht wirklich. Die meiste Zeit – wenn er nicht arbeiten ist – möchte er zu Hause verbringen. Am Anfang haben wir viel mehr gemeinsam unternommen, dann wollte er mich bei sich haben, aber nur, dass ich da bin (so sehe ich es). Sein Humor ist auch begrenzt, ich bin mit meinen frechen, manchmal sarkastischen (aber keinesfalls bösen) Sprüchen schon oft angeeckt. Er sagt zwar, er sei sehr einfühlsam, aber an Empathie mangelt es doch etwas. Er sieht eigentlich nur sich und seine Probleme. Ich bin nun noch nicht zu ihm gegangen und hab mich ausgeheult, weil ich das nicht brauche, bin ganz glücklich mit meinem Leben, aber so die generellen emotionalen Dinge… da kommt nicht so viel von ihm, wenn es um andere Menschen geht. Was die Ehrlichkeit angeht, so gab es da auch schon Lügen. Größtenteils Notlügen – also verzeihbar.

Aber alles in allem ist er absolut nicht unkompliziert. Er sieht Probleme, wo keine sind. Er möchte gleich eine Beziehung mit Allem, Zusammenziehen, eine Wohnung (in seine, die kleiner ist als meine) etc. Mir ist das viel zu schnell, hab ihn da auch gebremst. Aber er versteht meine Argumente nicht.

Und ganz deutlich wird diese Wahrnehmung nicht nur auf seine Person, sondern auch in Hinsicht auf sein Leben.
Er hat mir viel erzählt aus seiner Vergangenheit, von seiner letzten Beziehung. Ich habe sogar den Abschiedsbrief seiner Ex gelesen, der sehr aussagekräftig war. Sie schrieb ihre Gedanken auf, worin sie das Scheitern der Beziehung sah. Und da hat sie Dinge angesprochen, die mir eben auch auffallen. Aber das ist hier nur nebensächlich. Sie hat ihn aber verlassen wegen einem anderen Mann, den sie “mehr geliebt” hat. Und die Gründe lagen schon in erster Linie bei ihm (zu wenige gemeinsame Zeit z.B.), Unzufriedenheit seit langer Zeit bis zur Trennung. Ich denke, sie hat sich den Neuen gesucht, weil die alte Beziehung nicht mehr funktionierte.

Er dagegen sagt, dass er alles für die Beziehung getan hat, dass er gekämpft hat. Und bis ein paar Tage vor der Trennung wäre alles soooo super gelaufen, sie hätten sich so gut verstanden und ergänzt. Aber in dem Moment hat er vergessen, dass er mir mal erzählt hat, dass sie zu ihm sagte “du nimmst mir die Luft zum Atmen”. Eigentlich ein klares Statement, dass er sie kontrolliert und eingeengt hat. Über das Ausmaß weiß ich nichts, nur was dazu im Brief steht. Es gab im Vorfeld (mind. 1 Jahr vor der Trennung) auch immer wieder Knatsch – also der Friede war da schon nicht mehr so groß.
Er hat sich aber eingeredet, dass der andere Typ sie wollte (es war aber andersrum) und dass der Altersunterschied (sie war viel jünger als er) der einzige Grund war. Ich glaube, je öfter er das erzählt (eben nicht nur mir), je mehr glaubt er daran. Wenn ihm jemand sagt, dass das niemals der Auslöser sein kann, will er es gar nicht hören. Grund ist eher, dass es eben nicht mehr harmoniert hat. Denn immerhin lief es 6 Jahre… bis zur Hochzeit, 6 Wochen danach war sie fort. Und der Altersunterschied war schon immer da. Nur war sie am Anfang abhängig von ihm, da sie mit fast nichts bei ihm auftauchte, aus der eigenen Familie ausgebrochen. Aber irgendwann kam da wohl der Punkt, wo sie merkte, dass sie auch allein leben kann (eben ohne Vaterfigur).

Ich habe mir schon Rat geholt bei einem Paartherapeuten. Aber viel gebracht hat es auch nicht. Dieser meinte, ich soll ihm nochmal klar machen, dass es so nicht geht, was ich in einer Beziehung will und erwarte - eben auch von ihm.
Aber ich weiß, dass ich nicht zu ihm durchdringe wirklich. Er findet eh ein Gegenargument und rückt es sich so zurecht, dass es für ihn wieder passt.

Es hatte in der letzten Zeit den Anschein, dass er mich kontrollieren möchte, dass er Entscheidungen für mich treffen will. Und da ich darauf nicht einging, straft er mich mit Aufmerksamkeitsentzug. Er möchte, dass ich mich nicht mehr schminke (da nahm ich erst an, der Wunsch kam aus Eifersucht), ich sollte mir eine andere Arbeit suchen, eine Halbtagsstelle - er würde für mich ansonsten sorgen, wenn ich zu ihm ziehe. Ich möchte mich aber nicht so abhängig machen, ich will mein eigenes Geld verdienen, von dem ich auch allein leben kann. Und ich gebe nicht so schnell meine komplett eingerichtete Wohnung auf.

Da es mit seiner Selbstreflexion so gar nicht klappt, er sich permanent völlig falsch einschätzt, suchte ich nach Lösungen im Internet.
Bei meiner Suche fand ich nun viele Seiten zum Thema Persönlichkeitsstörungen. Und musste leider feststellen, dass gerade bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung so viele Fakten übereinstimmen.

Er ist sicher kein sehr schwieriger Fall, denn die Ausprägung, dass er sich als etwas Besseres sieht, ist nicht wirklich gegeben. Es ist eher so, dass er nicht reflektieren kann, was seine Person angeht. Und dass er völlig unschuldig ist, was die Beziehungskiste angeht, er meint alles richtig zu machen. Schuld sind immer die Frauen. Und das ist nun auch so in meinem Fall.

Denn er vermittelt ja schon so das Gefühl, dass er die Beziehung etwas “überwacht” und kontrolliert. Er möchte alles richtig machen, er hat Angst, dass er wieder verlassen wird. Aber durch die Abhängigkeit, die er schaffen möchte, erreicht er eher das Gegenteil (zumindest bei mir). Seine letzte Frau kam zu ihm, war froh, einen Unterschlupf gefunden zu haben. Er kümmerte sich um sie und um alles, was nötig war. Er hatte praktisch die Kontrolle wie ein Vater über ein Kind. Bis zu dem Punkt, wo “das Kind” flügge wurde.
Aber irgendwie meint er, dass es immer so laufen muss – mit jeder anderen Frau ebenso. Schuld daran sind vielleicht wirklich die Frauen, die so sind… Er hatte nach seiner Ehe vor mir so eine Bekannte, die wollte unbedingt zu ihm ziehen… nur andere Bedingungen stimmten eben nicht.


Was kann man als Angehöriger tun? Kann man überhaupt etwas ausrichten? Wie geht man mit solch einem Menschen um? Ich kann und will aber nicht klein beigeben und ihn gewähren lassen, nach seiner Pfeife tanzen (denn dann wäre alles gut), aber das geht einfach nicht.
Sollte man ihn mit der Realität konfrontieren? Vielleicht eher aufgeschrieben als gesagt? Oder ist schon eine Therapie notwendig?

Sorry, wenn mein Roman etwas konfus und durcheinander erscheint. Ich hoffe, es ist trotzdem verständlich.

Danke für's Lesen.
Sadie
bigappel
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von bigappel »

Moin Sadie,

er erzählt viel aus seiner früheren Beziehung?

Was sind denn Deine Beweggründe, Dir das anzuhören ????

Ein erwachsener Mann, der mich in den ersten Monaten der Beziehung mit dem schweren Schicksal seiner früheren Beziehung belästigt, bei dem würde ich ausschließlich eines: Flucht ergreifen.......

Er scheint ja einiges noch nicht verarbeitet zu haben...... das sollte aber, um überhaupt eine neue Beziehung eingehen zu können, der Fall sein.

Willst Du die nächste sein, die ihm "was angetan" hat?

Was sind Deine Beweggründe, Dir das anzuhören?

Wenn er so, wie Du schilderst ist und dies für Dich keine Grundlage einer Beziehung ist, kannst Du ihm das so sagen ..... da aber immer die Frauen ausschließlich Schuld sind, klingt das Ganze erstmal nicht nach Happy End.

Hilfe kann nur der zulassen, der u.a. einsieht, dass er welche benötigt.

Setz Grenzen, guck was passiert; im Zweifel bist Du eben die "Böse" und er wieder das Opfer der Frauen .........

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
otterchen
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von otterchen »

Hallo Sadie,

ich nehme mal bewusst eine ganz kritische Haltung ein und überspitze dadurch einiges.
Ich hoffe, das ist ok für Dich. Es wird sich hart lesen. Bist Du bereit?


Dieser Mann bringt Dich dazu, neben der Rolle als Partnerin nun auch noch die Rolle als Seelsorgerin zu übernehmen.
Siehst Du Dich so in einer Beziehung? Direkt am Anfang?


Weiter lese ich unausgesprochen die Frage
"Was muss ich tun, damit er so wird, wie ich mir das vorstelle?"
Wenn Du mit diesem Mann, so wie er ist, nicht zufrieden bist, warum bist Du dann mit ihm zusammen?
DU musst nichts tun, damit er sich ändert. Du kannst wohl auch gar nichts tun. Das wäre SEIN Part.


Die Kennenlernphase in den ersten Monaten ist dazu da, dass man sich ... eben ... kennenlernt. Und Du lernst jetzt Seiten an ihm kennen, mit denen Du nicht zurecht kommst.

Eine bittere Lektion: nicht jeder Mensch, zu dem man sich so hingezogen fühlt, ist geeignet, mit ihm das Leben zu teilen.


Du bist nicht die Richtige, um seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Er ist nicht der Richtige, um Dir das zu geben, was Du brauchst.
ER müsste sich ändern? Warum? Weil Du da eine Persönlichkeitstörung witterst?
Was, wenn ich jetzt behaupten würde, dass DU Dich ändern müsstest? Mehr Risikobereitschaft, mehr Vertrauen in die gemeinsame Zukunft, mehr Hingabe, nicht überall auf das Trennende, sondern auf das Verbindende schauen? Da käme bestimmt direkt ein "ja WIE denn? ich kann das nicht, das geht nicht - nicht bei meinen Erfahrungen, bei meiner Einstellung zum Leben". Aber Du verlangst es von Deinem Freund.


Warum meinen Frauen so oft, dass sie genau wüssten, was der Partner für sein Seelenheil benötigt,
was zu tun ist, damit er glücklich wird,
und dass sie ihn "retten" können?



Puh, das waren jetzt harte Worte, ich hoffe, sie kommen bei Dir nicht als Angriff an.


Love it or leave it - aber change it würde ich für unmöglich halten, ohne dass 2 (!) Personen vor die Hunde gehen.

Au man, bin ich kritisch heute... das wird ein interessanter Tag, bei dem ich bestimmt oft mit anderen zusammenrasseln werde.

Dennoch: wohlwollende Grüße!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
bigappel
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Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von bigappel »

Liebe Otterchen,

"warum muss der Mann sich ändern, damit Du mit ihm leben kannst" ... hast Du so ungefähr geschrieben...

Ich übertrage Deine Gedanken jetzt mal auf meine Lebenssituation und kann nur sagen:

super Beitrag!

Danke Dir!

Herzlich winkende Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
lovelycarma
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Registriert: 18. Okt 2012, 18:06

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Sadie,

ich habe/hatte in meinem Umfeld Menschen, welche ich als narzisstisch (gestört, aber nicht diagnostiziert) bezeichnen würde.

Beim Lesen Deiner Zeilen bin ich mir nicht so sicher, dass es sich bei Deinem Partner um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung handelt. Ein Narzisst will zwar Macht über Dich haben, aber nur so lange wie Du im nützt. Dann stößt er sein "Werkzeug" ab ohne jegliche Empathie. Für einen männlichen Narzissten ist es zudem von großer Bedeutung, dass seine Partnerin vorzeigbar ist. Er will Bewunderung für seinen tollen Fang haben. Er definiert sich über das Ansehen, welches er vom Außen erhält. Auch von seiner Partnerin. So lange dies so ist, ist die Partnerin seine Königin. Verlässt sie ihn, ist sie das Allerletzt und war nie gut genug für ihn.
Der Narzisst manipuliert, wenn es für ihn von Vorteil ist. Nicht nur eine kleine Notlüge ... er verleumdet und hintergeht seinen Gegner. Aber eigentlich ist er in sich drin ganz allein und hat den Zugang zu seinen eigenen Gefühlen verloren.

Grundsätzlich ist immer zu bedenken, dass die Grenzen von Charakter und einer Persönlichkeitsstörung fließend sind.
Mir hat um zu verstehen wie ein Narzisst denkt und handelt, diese Seite geholfen:

http://hypothesistoosimple.blogspot.de/ ... en_22.html


Ich glaube nicht, dass Du als Angehöriger viel machen kannst. Selbst, wenn es eine Störung ist, ist Dein Partner nicht einsichtig. Du kannst nur für Dich selbst abwägen, ob Du mit ihm zusammenbleibst, aber ihm immer wieder seine Grenzen aufzeigst oder ob Du gehst (wie Deine Vorgängerin).

Davon mal abgesehen, finde ich es reichlich seltsam, dass er die Exbeziehung mit Dir ausdiskutiert. Klingt für mich danach als ob er das Geschehene noch nicht verarbeitet hat und noch gar nicht bereit für eine neue Beziehung ist.

LG lovelycarma
Cyranoo
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Cyranoo »

Hallo Sadie,

zwei Dinge möchte ich zu deiner Schilderung anmerken.

Zum einen glaube ich nicht, dass dein Partner eine narzisstische Persönlichkeit hat.

Es gibt vielleicht einige leichte Überschneidungen, aber ich denke, er ist in erster Linie eine zutiefst unsichere, deshalb klammernde, kontrollierende Persönlichkeit.

Er vermeidet Selbstkritik aus Schwäche und Angst, Narzissten kämen niemals auf die Idee, sich selbst zu hinterfragen. Sie sind selbstverliebt, arrogant, egoistisch.

Zum anderen frage ich mich, warum du in diesen Mann verliebt bist, bzw. warum du mit ihm zusammen bist?

Dein Text zählt einen Charakterfehler nach dem anderen auf und das Zusammenleben mit ihm scheint eine Qual, zumindest eine Belastung. Warum tust du dir das an?

Grüße vom Cyranoo
Haferblues
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Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Sadie,

meine Vorschreiber haben bereits das Wesentliche gesagt. Ich kann vielleicht aus meiner Erfahrung was dazu sagen:

ich hatte vor Jahren einen "Freund", der ganz ähnlich gepolt war wie deiner. Streckenweise könnte man denken, das sind Zwilligen, wie ich deinen Post lese. Egal, welches Ettikett man da drauf klebt (Persönlichkeitsstörung, unsicher, usw,) - ich kann nur sagen: NIX WIE WEG!!!!!

Mein Ex hat mir angfangs Honig ins Ohr geträufelt und mich haarscharf an meinem Helfersyndrom erwischt. Aus meiner Kindheit klebt mir dern Wunsch an, endlich mal was gut und richtig zu machen in Beziehungen. Aber, je sicherer er wurde in der Beziehung, desto mehr hat er mich frustriert, isoliert, für alle seine Probleme verantwortlich gemacht. Bis ich mich eines Tages gefühlt habe, als wäre ich wieder "zuhause" - bloß war die "Mutter" diesmal männlich. Er hat sich in jeder Hinsicht breit gemacht. Ich hatte buchstäblich kaum mehr Luft zum atmen.

Irgendwann hatte ich dann das AHA-Erlebnis. Wir/er hat vom heiraten gesprochen. Ich hab damals noch ganz ordentlich verdient und eine Heirat hätte mir Steuervorteile gebracht. Da meinte er: "dann kann ich weniger arbeiten" - ER, der sowieso viel weniger gearbeitet hat als ich!!!!! Da ging mir ein ganzes Feuerwerk von Lichtern auf!!! Der Herr wollte versorgt sein und mich auch noch niedermachen!!! Da hab ich ihn feierllich rausgeschmissen. Ich hatte in meinem ganzen Liebesstress vergessen, dass die Wohnung MIR gehörte,

Verschwende deine Energie nicht auf ein unmögliches Projekt. Männer gibts genug. Und alleine ist auch nicht soooo schlecht. Jedenfalls besser, als ein Prügelknabe für einen Narzissten zu sein.

Gruß
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
SadSadie
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo,
danke an alle, die sich in meinem Thread eingebracht haben.
Ich möchte noch auf einzelne Sätze von euch eingehen.

@ Pia
Ich fand es jetzt nicht bedenklich, dass er mir von seiner Vergangenheit, eben auch von seinen zwei Ehen, erzählt hat. Es waren oft Fragmente, manchmal aus Situationen heraus. Vielleicht auch, weil er es loswerden wollte. Und eines muss ich noch betonen: er hat seine Ex-Frauen nicht schlecht gemacht, keine dreckige Wäsche gewaschen, nur die Fakten erzählt und über seine Gefühle, die er damals hatte. Ich habe mich nicht unwohl oder belästigt dadurch gefühlt.

Dass er gerade die letzte Ehe bzw. das Ende nicht verarbeitet hat, war auch mal mein Gedanke. Ich habe ihn mehrfach gefragt (mal versteckt, mal ganz offensiv), aber er behauptet stets, das alles hinter sich zu haben, verarbeitet zu haben. Er hätte sie zwar geliebt, aber hatte immer Bedenken, dass es eine Beziehung von Dauer sein würde – wegen des krassen Altersunterschiedes.

Ich habe ja bereits Grenzen gesetzt. Dann ist tageweise Funkstille. Ich habe sogar schon die Beziehung in Frage gestellt, weil er nicht akzeptieren kann, dass ich nicht nach so kurzer Zeit zu ihm ziehen werde. Und wenn mal irgendwann, dann nur in eine Wohnung, die wir uns gemeinsam suchen, die uns beiden gefällt und genug Platz hat, um zumindest ansatzweise zwei Haushalte unterzubringen.
Aber anstatt sich mal damit zufrieden zu stellen, dass ich tageweise bei ihm „Probe wohne“, kommt immer wieder das Thema auf, dass ich meine Wohnung aufgeben soll.
Es könnte alles so schön sein, wenn man es nicht noch schwieriger machen würde…


@ otterchen
Ich fand Deine Worte nicht hart. Ich kann damit auch umgehen. Aber mir scheint eher, Du hast mich etwas missverstanden…
Ich spiele nicht seine Seelsorgerin… Wenn er mir auch von seiner Vergangenheit berichtet hat, so tat er es nicht, damit ich ihn tröste oder therapiere. Er hat mir ja nichts vorgejammert. Er hat auch keine Depressionen, er ist schon ein Mann, der mitten im Leben steht, das auch gut allein hinbekommt. Ich muss ihn also nicht retten und auch nichts für sein Seelenheil tun. Er ist mit seinem Leben zufrieden.

Und wie kommst Du bitte schön darauf, dass ich ihn ändern will???
Ich habe ihn als liebevollen, aufmerksamen Mann kennengelernt, der er ja auch immer noch ist. Mich stört auch nicht, dass er nicht so spontan ist, dass er gern zu Hause ist, dass er mich auch ohne Make up schön findet. Was mich aber ein wenig verzweifeln lässt, ist, dass er sich selbst kein Stück einschätzen kann, dass er sich nicht kennt. Er hat das falsche Bild so verinnerlicht, dass er selbst daran glaubt. Das ist auch wirklich so, zum Schauspielern fehlt ihm das Geschick und die Listigkeit. Und so betrifft das auch eben Geschichten, die sein Leben betreffen. Ich denke dann wir haben unterschiedliche Dinge erlebt… dabei haben wir es zusammen erlebt.
Und durch diese falsche Wahrnehmung idealisiert er sich selbst, sucht immer die Schuld bei anderen Personen, nie bei sich. Und genau das macht das Zusammensein nicht einfach.
Ich hatte hier gehofft, ein paar Tipps zu erhalten, wie man bestenfalls reagiert… denn ich will auch nicht behaupten, dass ich immer richtig reagiere.
Aber Fakt ist, dass er im Grunde genommen ein schwaches Selbstbewusstsein hat, dass er erkannt hat, dass ich eine starke Persönlichkeit besitze, dass ich ihm in manchen Dingen auch überlegen bin (die ich hier nicht ausführen möchte, weil das nicht von großer Bedeutung ist), ich ihn damit aber NIE erdrücken oder belasten würde. Ich weiß es, und damit ist’s auch gut. Es sind keine Dinge, die für mich sonderlich relevant in einer Beziehung sind.
Aber er nimmt das wahrscheinlich innerlich ganz anders wahr. Und um stark zu wirken, versucht er, mich zu manipulieren und „klein zu halten“. Und dann muss er feststellen, dass er das nicht schafft, folgend zieht er sich zurück – und genau das sind Merkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Du schreibst, dass ich mich ändern sollte. In Ansätzen wäre ich dazu bereit, aber es muss in meinen Augen aus einer konstruktiven Kritik erwachsen. Dies ist aber nicht gegeben. Wenn jemand nach Monaten an mir rumnörgelt, dass ich mich schminke, was er vorher immer sehr schön fand, dann ist das an den Haaren herbeigezogen.
Mehr Risikobereitschaft? In dem ich meinen Job, meine Firma, in den Dreck trete, die ich mir jahrelang aufgebaut habe (für nichts, denn es ist kein normaler Job – nicht mal auf 400 Euro zu finden in meiner Region)??? Na toll, dann sag mir, wovon ich leben soll und wie ich meine Rechnungen (z.b. Versicherung, Handy) bezahlen soll? Und meinst Du, ihm gefällt es, wenn er mich komplett finanzieren soll? Mal davon abgesehen würde das auch nicht funktionieren – ich brauche eine Krankenversicherung (habe chronische Erkrankung – zudem ist es mittlerweile verpflichtend, eine zu haben), er zahlt noch etwas ab, seine Scheidung läuft… alles Kosten. Oder auch meine Behausung. Es ist mein Rückzugsort und soll es auch bleiben. Ich habe mir im letzten Jahr einige neue Möbel gekauft – ich habe viele Kleidung – ich habe einen Raum für meinen Job – all das müsste ich in die Tonne hauen, denn er ist komplett eingerichtet – wenn teilweise auch nicht mein Geschmack. Aber es ist ja auch seine Wohnung. So, dann lass es mich weiterspinnen… ich gebe alles auf, ziehe mit zwei Taschen mit den notwendigsten Klamotten zu ihm (mehr würde ich nicht unterkriegen), alles andere aus meiner Bude wandert in den Müll, zum Verkaufen der guten Sachen bliebe ja keine Zeit… müsste ich bei ebay machen, einen A&V gibt’s hier in der Nähe nicht. Meinen Job muss ich dann schon aus Platzgründen aufgeben. Unterlagen, die ich verpflichtet bin 10 Jahre aufzuheben, müsste ich schreddern (mach mich sogar damit strafbar, sollte das Finanzamt mal ein Problem haben, ich nichts mehr nachweisen kann). Weil bei ihm dafür absolut kein Platz wäre. So, da stehe ich dann vor seiner Tür, mittellos… denn die Entsorgung würde meine wenigen Ersparnisse auffressen. Und Du meinst, wir würden dann glücklich werden??? Dann würde es erstmal richtig zum Streit kommen… lass mich richtig krank werden ohne Meds (passiert garantiert), muss dann zur Not-OP ins KH… wer soll das bezahlen??? Er??? Das ist völlig indiskutabel. Und dann lass es nach einem Jahr auseinander gehen. Ich stehe auf der Strasse vor dem Nichts! Denn es ist seine Wohnung! Er hat die Macht, mich da jederzeit rauszuschmeissen. Dann ziehe ich mit meinen zwei Taschen ins Obdachlosenheim. Da würde ich mir dann bei der Aussicht aber lieber die Radieschen von unten anschauen.
Ist das das Risiko wert?

Mehr Vertrauen in die gemeinsame Zukunft??? Das hatte ich eigentlich, aber er hat sie irgendwie angekratzt. Sorry, aber ich bin auch keine 20 mehr, keine Ahnung, aber lass mich vielleicht noch 20 Jahre leben (man weiß es ja nicht), die möchte ich in Ruhe und Frieden verbringen, mit einem Menschen, der zu mir steht, der ehrlich zu sich selbst ist, mit dem ich viele schöne Stunden verleben kann. Ich dachte, er könnte es sein. Ich fühle mich wohl, wenn ich mit ihm zusammen bin… aber es fehlt die Leichtigkeit, weil er in vielen Dingen Probleme sieht oder herbeiredet. Eben, weil er ein Bild fernab der Realität hat – und niemand es richtet.

Mehr Hingabe? Aber Du meinst nicht etwa Unterwürfigkeit???
Ich renne ihm schon genug hinterher, er weiß, wie ich zu ihm stehe. Wahrscheinlich ist genau das das Problem, weil er meint, ich kann nicht loslassen, er sich irgendwie in Sicherheit wähnt, dass ich ihn nicht verlassen würde.
Ich habe über die Hälfte meines Lebens hinter mir (denke ich), ich bin ich, mein Umfeld mag mich so wie ich bin, sie schätzen mich und möchten mich gar nicht anders haben. Ich bin sehr ausgeglichen und reflektiert. Und ich denke auch, dass man mit mir ganz gut auskommen kann. Hat sich zumindest noch niemand beschwert.
Ich bin auch nicht beziehungsunfähig, ich hatte eine sehr lange Beziehung, die ich beendet habe, weil ich für mich Gründe hatte, nicht, weil ich mit meinem damaligen Partner Differenzen hatte.

Und ich verlange keine unmöglichen Sachen von meinem Partner. Ich verlange nicht, dass er sich ändern soll. Er soll nur sein Verhalten etwas optimieren, er soll sich weiterentwickeln, um mit sich selbst zufriedener zu sein. Ich habe in einer Beziehung das Recht, respektiert zu werden, als gleichwertiger Partner angesehen zu werden, einen Freiraum zu haben für meine Hobbies und mein Umfeld. All diese Dinge biete ich ihm – und es sollte generell für beide gelten. Niemand ist dem anderen Untertan, keiner hat das Recht, über den anderen zu bestimmen und zu entscheiden.


@ lovelycarma
Danke für den Link, habe es verschlungen…
Tja, ich weiß es nicht, ob es wirklich eine Persönlichkeitsstörung ist. Aber ich musste mir schon von mir Nahestehenden, die ihn kennen, anhören „er hat doch ‚ne Meise“… Also, irgendwas läuft da verkehrt bei ihm – und ist vermutlich auch verkehrt gelaufen (schon in der Kindheit – Mutter sich wenig gekümmert, alleinerziehend mit 3 Kindern, dominante Oma, die sehr gern geschlagen hat – egal womit – also mit Liebe hatte das nicht viel zu tun).
Zu den Grenzen… siehe Worte an Pia.


@ Cyranoo
Dass mein Text eher negativ klingt, was seinen Charakter angeht, liegt daran, dass ich eben die Sachen aufgezählt habe, wie er sich beschreibt, wie er aber nicht ist. Ich habe zum Teil damit gar nicht solche Probleme (siehe Zeilen an otterchen). Es ist nur so, dass er sich immer als den Guten sieht und bei mir sucht, wie er mich kritisieren kann. Und das ist nicht angenehm, auch wenn das an mir abprallt. Aber es beeinträchtigt eben das Zusammensein.
Es ist auch keine Qual, wenn ich mit ihm zusammen bin. Im Gegenteil, ich bin es gern. Ich war auch schon oft bei ihm über mehrere Tage, das lief auch eigentlich immer ganz gut. Nur beginnt der Hickhack, wenn ich dann mal wieder nach Hause gehe, weil ich es möchte (ich auch mal Zeit für mich/meine Hobbies brauche, auch mal meine Wohnung putzen muss oder Wäsche waschen, weil ich mal meine Familie besuchen möchte) oder muss (weil ich auch mal arbeiten muss) und das sich nicht immer mit seiner Arbeitszeit (4-Schichtsystem) vereinbaren lässt (was ja auch normal ist, wenn man arbeitet).
Ich frage mich eben, ob er eine Persönlichkeitsstörung hat oder nur einen unsicheren Charakter (aber dann finde ich es komisch, dass er sich immer als den Guten sieht und mich manipulieren/kontrollieren möchte).


@ Rifka
Danke für Deine klaren Worte über Deine Erfahrungen. Sie haben mich doch noch mehr zum Nachdenken gebracht.

Eigentlich weiß ich selbst, dass es ein unlösbares Projekt ist… aber ich frage mich manchmal wirklich selbst, was ich an ihm „gefressen“ habe… Dabei hab ich keine rosarote Brille auf, hatte ich in seinem Fall nie… Da ich ihn anfangs gar nicht als Partner in Betracht gezogen habe. Aber das Unterbewusstsein hat irgendwann anders entschieden…. Und dann eben richtig zugeschlagen, dass die Funken doch sprühten (woran er natürlich nicht ganz unschuldig war)…

LG Sadie
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von bigappel »

Moin Sadie,

was ich immer noch nicht verstehe ist, was es für Dich für einen Unterschied macht, ob er eine Persönlichkeitsstörung oder "unsichereren" Charakter hat?

Für mich kam Dein Text so rüber, als wenn Du dauerhaft damit eben nicht leben magst; aber vielleicht hab ich auch alles fehlinterpretiert.

LG
Pia

P.S.
Ich persönlich möchte im Anfangsstadium einfach nicht mit meinem Partner über seine Ex-Ehen sprechen.

Für mich persönlich ist es einfach ein Zeichen, da das was noch nicht verarbeitet wurde; aber wenn es Dich nicht stört, umso besser.

Wenn Du Deinen Freund nach wie vor für einen Narzisten hälst: dazu gibt es wirklich gute Bücher bei amazon...... ich persönlich habe eine Ehe mit einem Narzisten hinter mir:
Fazit: rennen, so schnell man kann.

Aber wie gesagt: höchstpersönliche Meinung


LG
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Lerana »

Hallo Sadie,

ich habe deine Beiträge mit Interesse gelesen. Ich gehöre übrigens zu denen, die Erfahrungen mit Narzisten haben: Mein Vater! Hmm? Mein Mann??? Da ließe sich vielleicht auch was finden, aber ob es pathologisch ist, will ich mal jetzt nicht einschätzen.

Mal vorweg: JEDER hat narzistische Züge, JEDER von uns. Auch ich und auch du und das ist völlig normal. Jeder von uns sucht die Schuld schon mal bei anderen, jeder vonwill sich schon mal ins bessere Licht rücken, jeder von uns erinnert sich schon mal an Situationen anders (nämlich sich selber im besseren Licht stehend) als andere, jeder von uns hält sich manchmal fürr besser, geschickter, ehrlicher..... Das ist normal. Ob dein Freund jetzt im klinischen Sinne eine Persönlichkeitsstörung hat, kann ich nicht sagen.

Ich bleibe bei meinem Mantar: Bleib bei dir! Ich habe deine Beiträge (und auch nochmal einige deiner alten Beiträge gelesen) und ich lese sehr oft, er ist so, er macht das falsch, er.....
Ich finde du bist da recht wertend. Wenn meine neue Beziehung die Haltung hätte: Du hast da ein völlig falsches Selbstbild von dir, du leugnest deine eigenen Anteile, dann wäre ich ganz schön angefressen und würde durchaus sagen: Hör mal woher nimmst du dir das Recht, mich besser zu kennen als ich mich.

Wie immer meine ich GAR NICHT, dass du die sagen lassen solltest, ob du dich schminkst und ob du deinen Job aufgeben oder bei ihm einziehen solltest, aber bleib doch bei dir. Du unterstellst ihm einen narzistische PS und wenn das mal nicht die Schuld bei jemand anderem suchen ist, dann weiß ich es auch nicht.

Sowas kann übrigens eine Strategie emotinaler Erpressung sein (was ich dir nicht unterstellen möchte) und es gibt dafür sogar einen Fachausdruck: Pathologisieren.

Fang doch die Saütze mal mit ich an:
Ich lase mir nicht sagen, ob ich mich schminke!
Ich lasse mich mit dem zusammenziehen nicht untterr Druck setzen!
Ich werde meinen Job niemals aufgeben!
Ich...

Und dann brauchst du dir doch um ihn keine Gedanken mehr zu machen! Dann muss er sich doch positionieren und lass ihn doch mal gucken, ob er mit einer so selbstbewussten Frau zusammen sein kann. Habe eine klare Haltung, was dein Leben angeht! Und glaub mir, ist er Narzist macht er sich vom Acker, denn so echtes Selbstbewusstsein macht denen dann doch eher Angst! (Ich weiß Narzismus ist auch nur eine Störung und mit Leidendruck verbunden, ich will das hier gar nicht in den Dreck ziehen!)

Du schreibst, du bist ihm an manchen Stellen überlegen und lässt ihn das aber nicht stören. Grrr - das klingt nicht nach Augenhöhe!

Ich weiß, dass mein Partner mit maches Situationen besser zurecht kommt und mit anderen ich. Ich weiß, dass er durchsstzungsfähiger ist (z.B. in unliebsemen Kundengesprächen am Telefon) und ich eher den kommunikativen Mittelweg such etc. Aber hier ist keiner dem anderen überlegen und wenn ich mir vorstellte, mein Partner schriebe das über mich: Ich bin ihr an manchen Stellen einfach überlegen, uha, dann fröstelt es mich!

Versteh mich bitte nicht falsch, deine Ansprüche sind mit Sicherheit richtig, aber warum geht der Blick so und dann auch noch so wertend und vergleichend immer wieder auf ihn?

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
SadSadie
Beiträge: 114
Registriert: 17. Jan 2013, 04:55

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo Pia,

ich weiß es ja selbst nicht, ob es einen Unterschied macht… aber ich würde mit meinem Halb (oder besser Viertel)-Wissen denken, dass ein Mensch mit Persönlichkeitsstörung nichts annehmen würde, wenn man mit ihm redet, ich denke, es würde gar nicht „ankommen“ bei ihm. Weil jemand mit PS doch irgendwie „fremdgesteuert“ denkt und handelt. Während meine Vermutung wäre, dass ein unsicherer Charakter durch Bestätigung/liebevoller Behandlung (so dass er merkt, man steht hinter ihm), sich nicht verstellen müsste, um irgendwie letztendlich Macht auszuspielen auf den Partner, ihn herunter zu putzen – in vielerlei Hinsicht (um seine Männlichkeit herauszuspielen???)… Ich bin da eben auch nur ein Laie und völlig unerfahren.

Aber kurz noch angemerkt… mir hat es nichts ausgemacht, dass er mir von seinen vergangenen Beziehungen, vornehmlich eben von der letzten, erzählt hat. Aber wenn er diese eben noch nicht verarbeitet hat (was ja auch meine Bedenken schon waren, ich ihn das mehrfach gefragt habe bzw. meine Zweifel geäußert habe), würde mich DAS dann schon stören… weil er dann einfach gar nicht frei ist im Kopf für eine neue Beziehung. Aber ich habe ihm und seiner Aussage erstmal vertraut…

LG Sadie
SadSadie
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo Lerana,

Dankeschön für Deine Wortmeldung.
Ich möchte mich dazu auch kurz äußern.

Ich weiß, dass jeder Mensch narzisstische Züge aufweist, der eine mehr, der andere weniger. Und das ist auch gut so – so lange es auf einem normalen Level abläuft und situationsbedingt, aber nicht dauerhaft und verfälscht passiert.

Also, ich erpresse ihn keinesfalls, weder emotional, im Handeln, noch mit Worten!!! Ganz ehrlich.
Ich habe ihm auch noch nie etwas Derartiges vorgeworfen, was ich hier geschrieben habe. Ich habe ihn so genommen wie er war. Es ist mir nur irgendwann aufgefallen, dass er ein völlig falsches Bild von sich und vor allem seinem Leben, seiner Vergangenheit hat. Er malt sich alles viel schöner als es ist. Aber eben nur in seiner Sichtweise und seine Person betreffend. Bisher habe ich dazu kein Wort zu ihm gesagt. Ich hatte dies eigentlich auch nicht vor. Mir ging es hier lediglich darum, einen Rat zu erhalten, vielleicht Erfahrungen im Umgang mit solchen Menschen zu lesen.
Ich habe hier auch nur angeschnitten, was in der letzten Zeit so passiert ist, ich bin keinesfalls ins Detail gegangen. Denn, wenn ich dies tun würde, würde jeder hier sagen: nimm die Beine in die Hand und renne so schnell du kannst – nur weg von ihm.
Ich habe in meinem Umfeld (die ja nun mal mehr mitbekommen als mir manchmal lieb ist) teilweise nur noch Kopfschütteln geerntet, dass ich ihm nicht schon längst den Laufpass gegeben habe. Ich möchte das nicht weiter ausführen, aber ich habe schon mehrfach emotionale und psychische Erniedrigungen ertragen müssen. Wenn ich nicht so eine starke, geerdete Frau wäre, wäre ich vielleicht schon in Therapie oder ihm hörig. Aber ich versuche, ich selbst zu bleiben und zu sein. Klar, ich könnte leicht resignieren und einen Schlußstrich ziehen. Ich brauche ihn nicht in meinem Leben aus irgendwelchen Gründen (um glücklich zu sein oder abgesichert), ich will ihn wegen seiner selbst, weil es ja auch genug Dinge gibt, die ich an ihm schätze. Und ich weiß, dass er im Grundcharakter ein liebenswerter und treuer Mensch ist. Sonst hätte ich mich ja auch nicht verliebt in ihn. Nur liegt die Beziehung gerade sozusagen auf Eis – er wartet stets auf ein Zeichen von mir, aber wie schon geschrieben, wenn wir dann zusammen sind, kann er eine Trennung (wenn ich nur für 2 Tage nach Hause gehe, obwohl er arbeiten muss) nicht akzeptieren und fängt an zu diskutieren – und dann wird es sehr schnell zum Machtspiel und er wirft mir Dinge an den Kopf, die einfach unfair sind, nicht mal stimmen, oft urteilend bzw. Aussagen, die meine Gedanken, Gefühle beschreiben wie er es sich vorstellt – als könne er meine Gedanken lesen.
Wenn ich es recht überlege, dann ist er der Part, der erpresst, um sein Wunschziel zu erreichen.
Übrigens, wenn ich mit ihm Probleme diskutiere, dann versuche ich schon, nur Sätze positiv zu formulieren… die immer in der Ich-Form sind und eher Wünsche äußern als Forderungen. Das habe ich mir durch meinen Job schon angewöhnt. Wenn ich hier schreibe, dann achte ich weniger darauf, dann sortiere ich auch kaum meine Gedanken, dann lass ich sie fließen. (ständig unter Zeitdruck…. )

Lass es mich mein Narzissmus sein, dass ich weiß, dass ich ihm (leider) in vielen Dingen überlegen bin. Er hat es auch selbst schon erkannt und mir gesagt, aber ich habe es ihn nie spüren lassen. Wenn Du meinen Thread gelesen hast, dann hast Du auch gesehen, dass ich es nur in einer Antwort auf eine sehr kritische (und in meinen Augen falsch verstandene) Meinungsäußerung von otterchen geschrieben habe. Nicht in meinem Ausgangseintrag!
Mir wurde schon mehrfach vom Umfeld mitgeteilt, dass er mir nicht das Wasser reichen könnte… in vielerlei Hinsicht. Tja, sogar, dass ich mir doch einen Mann suchen soll, der auf meinem (geistigen) Level ist… Mir ist das aber sch***egal! Das macht für mich keinen Unterschied. Ich kann eben ein paar Dinge besser als er, wirke vielleicht attraktiver (bin ja auch eine Frau als er, komme vielleicht allgemein bei anderen Menschen besser an… aber dafür kann er eben auch Dinge, die ich nicht so gut kann, z.B. Handwerkliches, Autofahren, ist ordentlicher als ich (ich lass mal gern was liegen, bin da etwas chaotischer…).

Aber wo bin ich denn wertend? Ich habe nur meine Eindrücke und Vermutungen geschildert. Wenn ich vergleichend war, dann eher in Hinsicht auf das, was er von sich selbst behauptet und dem, wie er wirklich ist (und das sind ja nicht nur meine Eindrücke, es gibt Menschen, die ihn erlebt haben, die unsere Geschichte kennen). Ich habe ein soziales Umfeld von Personen, die mich gut kennen, einschätzen können und sehr ehrlich zu mir sind – z.B. meine Eltern, meine Tochter, enge Freunde. Die mich auch kritisieren, wenn sie mein Verhalten nicht in Ordnung finden, die mir auch mal den Kopf gerade rücken. Und das war schon immer so. Tja, er hat das leider nicht. Sein soziales Umfeld besteht aus seiner ersten Ex-Frau (mit der er die Kinder hat), wo im Laufe der Jahre nach der Trennung ein leicht freundschaftliches Verhältnis entstanden ist, man sieht sich bei Feiern, man telefoniert mal (Kinder sind aber aus dem Haus, aber gibt ja dann und wann was zu klären und abzusprechen). Aber sie ist keine gute Freundin, die mal offene Worte findet. Was ihm bleibt, sind zwei Arbeitskollegen – aber mit denen geht er mal was trinken oder zum Sport – lockere Männerfreundschaften eben, in denen eher geblödelt wird als ein ernsthaftes Gespräch stattfindet. Kinder wie gesagt aus dem Haus, zwei wohnen weiter weg, sehen und hören sich selten. Er hat noch Geschwister, wo aber gar kein Kontakt mehr da ist. Er führt also ein recht isoliertes Leben in Hinsicht auf Menschen, die mit ihm offen und ehrlich sprechen. Niemand, der ihm mal falsches Verhalten aufweist – was man unter engen Vertrauten ja schon macht – und sei es nur als Denkanstoß. Ich bin zumindest dankbar, dass es so ist, weil ich glaube, dass es einen besseren Menschen aus einem selbst machen kann, wenn man sich der Kritik annimmt.
Ich hoffe, ich habe ein paar Einwände von Dir erklären können. Ich möchte hier nur nicht zu sehr ins Detail gehen, weil es hier nicht hingehört und mich auch nicht weiterbringen würde.

Schönen Sonntag.
LG Sadie
Haferblues
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Sadie,

ich staune und staune. Ich lese hier gerade vom geistigen Zwilligsbruder meines Ex. Persönlich kann er es ja nicht sein.

Ich lese dich eigentlich nicht als wertend. Ich sehe eher eine verunsicherte Frau, weil von diesem Mann so widersprüchliche Botschaften kommen. Einerseits Honig "ich liebe dich, ich brauche dich, blablabla) - und andererseits psychische Gewalt. Du suchst Erklärungen für sein Verhalten: seine Beziehungen, weiß Gott was - nur nicht SEINE Entscheidung, sich so und nicht anders zu verhalten. Offensichtllich hat er ja Erfolg damit.

Wenn ich dich recht verstehe, willst du ihm nicht Unrecht tun. Du willst ihm etwas geben, was ihm bisher fehlt im Leben. Und ich habe den Eindruck, dass du dich förmlich für deine Überlegenheit in einigen Dingen entschuldigst. GENAU DAS ist Futter für Narzissten.

Ich kann die ein Buch empfehlen, das mir so manches AHA-Erlebnis gebracht hat: "Die Masken der Niedertracht - seelische Gewalt im Alltag und wie man sich dagegen wehrt" von Marie-France Hirigoyen. Gibts als Taschenbuch vom C. H. Beck-Verlag.

Lass die bitte VIEL Zeit!!! Bloß nicht die eigenenn 4 Wände aufgeben!!!! Meiner hat auch immer von seinen "guten Beziehungen" früer gesprochen. Wieso die wohl alle in die Brüche gegangen sind??????

Ich kann nur von mir sprechen: ich bin jeden Tag glücklich, dass ich diesen Typen rausgeschmissen habe. Aber seit dem ist mir die Liebe usw. total vergangen. Ich kann mich nicht mehr auf eine Beziehung einlassen. Ich vertraue nicht mehr (nich NUR seintewegen, aber auch).

ganz viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Bubbletea
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Bubbletea »

Es ist immer wieder sehr interessant und anregend, hier mitzulesen. Otterchens und Leranas Posts würde ich eins zu eins unterschreiben und finde sie einfach klasse auf den Punkt gebracht.

Wenn man böse wäre, könnte man schon sagen, dass diese Konstellation zwischen Sadie und ihrem Freund schon gewisses "Potential" beherbergt.

Man stelle sich die Situation von Sadie doch einfach mal mit vertauschten Rollen vor.

Da käme ein Mann und würde diese Dinge über seine Partnerin schreiben.

Wie sie sich benimmt und auch, dass sie ihm in vielen Dingen nicht das Wasser reichen kann. Dass er besser aussehe, besser ankäme, ihr einfach in vielen Dingen überlegen wäre. Seine Freunde würden sagen, er solle sich eine Andere suchen, eine, die seinem höheren Level und Intellekt entspräche. Käme für ihn allerdings nicht in Frage (Wieso eigentlich nicht?).

Aufgrund ihres unangemessenen und vor allem uneinsichtigen!!! Verhaltens glaubt dieser Mann an eine narzisstische Persönlichkeitsstörung und er sucht nun Anregungen, die Welt-Eigen-und Fremdsicht dieser Dame ungebeten zurechtzurücken, ihr Einsicht beizubringen, das richtige Verhalten , kurzum, sie zu einem besseren Menschen zu erziehen, denn so, wie sie ist, ist sie fehlerhaft und kann ja mal gar nicht bleiben.

Ich bin sicher, die Reaktionen würden hier ganz anders ausfallen, käme diese Sichtweise von einem Mann.

Liebe Sadie, du hast deinen Partner von vorne bis hinten genauestens analysiert, alles wird in einen Zusammenhang gezogen und bewertet-gerne auch mit Bekannten und Freunden-ob du dir in deinen vielen, vielen Schlussfolgerungen, auf die ja dein Urteil fusst, auch wirklich sicher sein kannst?

Hier trifft ein ganz starkes "Erhöhung"-auf "Muss geholfen werden"Gefälle, wie auch schon bei deinem letzten (depressiven?) Freund/Partner.

Bei euch trifft ein Mann, der-der Schilderung nach- sich nicht angemessen und respektlos verhält, klammert, kontrolliert und ein verschobenes Weltbild hat, auf eine sich als sehr empathischen Menschen wahrnehmende Frau.

Diese Frau sieht sich meilenweit über ihrem "Partner" stehend, und es automatisch als ihre Pflicht an, den Partner "gerade zu rücken" und -natürlich nur, um ihm zu helfen-, ihn komplett durch zu analysieren, persönliche Vermutungen und Einsichten über ihn munter in ihrem Bekanntenkreis zu kommunizieren, ihm eine Persönlichkeitsstörung! aufgrund seiner mangelnden Kooperationsbereitschaft zu unterstellen und hier um Tipps bittet, ihn schließlich zu einem besseren Menschen und guten Partner umzuerziehen-also ich würde glatt mal sagen, da haben sich doch mal wirklich zwei Richtige gefunden.

Alles Gute und eine zufriedenstellende Lösung für euch beide natürlich dennoch und irgendwie liest man sich in den Fehlern der Anderen ja auch immer selbst.
finchen76
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von finchen76 »

nachdem ich befürchtet habe, meine eigenen gedanken würden zu sehr als angriff interpretiert werden können, und ich deshalb bisher nichts geschrieben habe, unterschreib ich einfach mal miss summerloves beitrag...

liebe sadie, das was du da schreibst klingt nicht gesund, aber nicht im bezug auf ihn sondern auf dich selbst und eure beziehung. du kennst ihn erst ein paar monate und hast ihn schon so durchanalysiert und jeden fehler an ihm festgestellt...ja, du sprichst über das was dir an ihm nicht gefällt scheinbar ausführlich mit mehreren bekannten und freunden. er hat ein verschobenes bild von sich, er tut dir nicht gut, er hat eine persönlichkeitsstörung, kontrolliert dich, engt dich ein. da gehts die ganze zeit nur um ihn, nicht um den blick auf dich.

wenn du dir das annehmen kannst, frage dich doch mal warum du an ihm festhältst, wenn er offenbar so für dich gravierende fehler hat und dir so wenig gut tut?

wenn ich an seiner stelle wäre und würde herausfinden, was du hier und mit deinen freunden so über ihn schreibst, wäre ich sehr enttäuscht und verletzt und würde schnellstens abhauen. du schreibst dass du ihm das was du hier schreibst nie sagen würdest...aber dennoch sind es deine gedanken und sie spiegeln deine haltung ihm gegenüber wider...ist das was du ihm zeigst mit diesem hintergrund denn noch ehrlich und sollte er nicht zumindest ansatzweise wissen, was dir nicht passt...eben damit er sich eventuell für dich ändern kann wenn er das will?

sei mir nicht böse, ich meine das alles nicht angreifend...aber auf solch einem boden kann eine noch relativ neue beziehung kaum wachsen...da is keine augenhöhe, kein gegenseitiges geben und nehmen...die "hingabe" von der hier gesprochen wurde vermisse ich auch...das bedeutet aber weder dass du deinen job noch deine wohnung aufgeben sollst und seine therapeutin spielen musst (selbst wenn sein verhalten im klinischen sinne pathologisch sein sollte), sondern dass du die fehler, die jeder mensch nunmal hast, annimmst...aus liebe, als teil des menschen mit dem du eine beziehung führen willst. annehmen heisst nicht gut heissen...aber akzeptieren dass dieser anteil zu ihm gehört...diese hingabe ist nicht da, dazu bist du nicht bereit...die frage ist, warum du dann nicht loslässt?
bigappel
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von bigappel »

Liebe Sadie,

auch ich kann Dir die Buchempfehlung von Rifka nur äußerst an ´s Herz legen.

Mir hat dieses Buch sehr geholfen zu verstehen und für mich zu sehen.

Ob mein Ex-Mann jemals als Narzist von einem Fachmann diagnostiziert würde, weiss ich auch nicht, bin daher also auch wertend , ist mir im Ergebnis aber auch egal, weil ich für mich festgestellt habe, dass ich mit diesem Menschen mein Leben nicht verbringen wollte.

Mein Ex-Mann würde vermutlich niemals zu einem Fachmann gehen, da ja definitiv nach seiner Auffassung das Scheitern der Ehe und diverse andere Dinge des Rosenkrieges ja ausschließlich meiner Feder entsprungen sind.

Auch ich habe so "wertend" gedacht wie Du: auch mir war es egal, dass mein Ex-Mann ein anderes Bildungsniveau hatte, eine andere familiäre Herkunft, weil für mich nur der Mensch zählt.

Im Grunde ist das noch immer meine Meinung, allerdings musste ich für mich im Laufe der Jahre feststellen, dass z.B. das Bildungsniveau mir für eine Beziehung wichtig ist, weil es durchaus auch Lebenseinstellung -werte beinhalten kann.

Ich weiss nicht, ob ich damals, vor meiner ersten Ehe, die doppel, verdunkelte rosa Brille aufhatte, oder ob dieser Mensch tatsächlich erst sein Ich nach der Eheschließung gezeigt hat, Fakt für mich heute: wir hätten niemals eine Chance gehabt. Unterschiedlicher, in den wichtigsten Dingen des Lebens, wie mein erster Mann und ich, geht es gar nicht.

Die Scheidung zu betreiben war für mich persönlich die beste Entscheidung meines Lebens, ob Narzist klinisch oder nicht.

Zu Deiner gedanklichen Überlegung, dass eine Persönlichkeitsstörung gegenüber einem unsicheren Charakter durch gute Behandlung positiv veränderbar ist, kann ich nur sagen: ein unsicherer Charakter kann auch mit einer Persönlichkeitsstörung einher gehen.

Hör auf Dein Bauchgefühl, aber bitte: rosa Brille ablegen möglichst.

Dieses Abwerten Deiner Person ist für mich kein gutes Zeichen.
Stellt er es ab, ok, aber bitte nicht dauerhaft und auch ich kann nur sagen: bitte erstmal keine gemeinsame Wohnung.

Alles Gute für Dich!

LG
Pia

@ Rifka:

ich habe mehr als 3 Jahre benötigt, um mich von meiner ersten Ehe zu "erholen".
Genau diese Widersprüche, die Du in Deinem Beitrag an Sadie ansprichst, haben mir auch nach der rechtskräftigen Scheidung das Leben zur Hölle gemacht und definitiv jegliche Lust auf eine neue Beziehung genommen.

Erst als ich für mich u.a. durch das von Dir zitierte Buch verstanden habe, konnte ich wohl meine erste Ehe loslassen und mit meinem 2. Ehemann, bei aller bestehender neuen Problematik, konnte ich vertrauen..... so wie nie zuvor.

Es ist sicherlich vollkommen richtig, dass man auf sich schauen sollte, warum man sich gerade diesen Partner ausgewählt hat.

Das finde ich wichtig und wichtig ist auch:
Gott sei Dank gibt es noch viele andere Menschen.

Noch heute, durch das gemeinsame Kinde ja leider verbunden, kann ich in Bezug auf diesen Mann nur eines: abgrenzen, abgrenzen, abgrenzen.........

Sicher so manches Mal vielleicht zu Unrecht:
aber ich gebe zu, mich sofort von jedem Menschen zurückzuziehen, der nur ansatzweise auf einer bestimmten Ebene hinaus narzistische Züge hat, über einen gesunden Egoismus hinaus.

LG
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Haferblues
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Pia,

bei mir ist das jetzt schon 15 Jahre her. Aber es ist nicht nur dieser Mensch, der mir die Lust auf Partnerschaft genommen hat.

Mein Ex wäre auch nie im Leben zu einem Fachmann gegangen, weil ER ja in seiner eigenen Wahrnehmung niemals an irgendetwas Schuld hat (meine anderen Exen auch nicht). Glücklicherweise habe ich keine Kinder!!!! Ich musste keinen von meinen Exen je wieder sehen.

Ich musste leider feststellen, dass ich ein Faible für schädliche Menschen habe. Mir ist so ein übergriffiges Verhalten seit Kindertagen vertraut. Ich fühlte mich bei diesem Menschen so zuhause - und genau da beginnt für mich die Hölle. Bei "normalen" Menschen fühle ich mich immer ein bisschen fremd. Das geht mir auch oft mit Freundinnen so.

viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo summerlove,

nimm es mir nicht übel, aber wenn ich Deinen Post lese, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Unqualifizierter und zerreißerischer geht es fast nicht mehr. Und noch dazu scheinst Du mit narzisstischen Menschen keine Erfahrung zu haben.

Ich habe hier keine Lust, mich beleidigen zu lassen und mir Sachen unterstellen zu lassen, die ich nie so geschrieben habe. Ich frage mich, wer hier ein Problem hat... scheinbar ist meines sehr gering im Vergleich mit Deinem.

Aber ein paar Worte möchte ich doch noch loswerden und ein paar Dinge richtigstellen.

Ich habe nie von uneinsichtigem Verhalten meines Freundes gesprochen. Und ich habe betont, dass ich ihn so mag wie er ist, weil er im Grundcharakter ein lieber Mensch ist. Ich will ihn nicht verändern, ich weiß auch, dass ich ihn nicht ändern kann. Ich habe hier nur auf Tipps gehofft wie man am besten auf solch Verhalten reagiert - wie ich für mich etwas ändern kann an meinem Verhalten, um die Beziehung positiv aufrecht zu erhalten, mehr nicht.

Ich muss gar nichts in meinem Umfeld kommunizieren. Stell Dir mal vor, meine Familie/Freunde haben ihn auch persönlich kennengelernt. Und er ist ein kommunikativer Mensch, er hat keine Beklemmungen, sich mit anderen Menschen auszutauschen und seine Geschichten preiszugeben. Und aufmerksame Menschen bilden sich ihr Urteil, viele haben ein gutes Gedächtnis und ein verlässliches Bauchgefühl. Und so kam es dann schon mal, dass mich jemand diesbezüglich angesprochen hat und seine Meinung äußerte.

Ich weiß ja nicht, wie es in Deinem Freundes- und Familienkreis so üblich ist, vielleicht kannst Du Dich ja nicht öffnen und Dich bei diesen Menschen mal ausheulen oder Rat suchen. Bei mir ist das jedenfalls so, genauso, wie Freunde sich auch jederzeit bei mir ausweinen können.

Wenn Du mir ankreidest, dass ich ja so einfach hier Dinge über ihn veröffentliche (au weia, wenn er das wüsste oder auch machen würde!!!), dann frage ich Dich wozu dieses Forum geschaffen wurde??? War es nicht zum Gedankenaustausch? Und dann lies Dir mal so die Einträge hier durch. Hier wird oft genug der Partner sogar an den Pranger gestellt und wirklich dreckige Wäsche gewaschen. Aber oft geschieht das auch nur aus purer Verzweiflung!

Und wenn er sich irgendwo über mich auslassen würde, hätte ich kein Problem damit, wenn er sich Rat holt oder einfach mal was loswerden will. Vielleicht hat er ja mein Verhalten schon bei Arbeitskollegen oder seiner Tochter analysiert... Na und! Wenn es ihm hilft, ist es für mich völlig okay.

Und dass er sich weniger wert fühlt, das hat er mir selbst gesagt. Und ich habe nie etwas raushängen lassen. Ich selbst finde mich gar nicht so klug und hübsch, da gibt es andere Menschen, die das wirklich sind. Aber er sieht das so. Dann kann ich ihm wohl nur sagen, dass es für mich nicht wichtig ist, dass für mich der Mensch zählt mit seinem Charakter. Ein Mann muss nicht schön sein, ich muss nur etwas haben, dass mich an ihm beeindruckt, das mich anspricht. Und das ist sehr wohl vorhanden - und er weiß das auch.

Du solltest vielleicht das Geschriebene richtig lesen und nicht zwischen den Zeilen Deine Gedankeninterpretationen einfügen und hier preisgeben.

Ich rücke überhaupt nichts zurecht in seinem Leben, ungebeten schon gar nicht. Warum sollte ich das tun? Ich habe ein Kind erzogen (was absolut gelungen ist) - und werde es bestimmt nicht nochmal auf mich nehmen, noch dazu bei einem Mann. Sorry, aber da ist mir meine Zeit zu kostbar.

Ja, ich hatte mal einen Bekannten (es war keine Beziehung im klassischen Sinne), der diagnostiziert an mehreren psychischen Krankheiten litt - was ich auch erst später bemerkte bzw. als er darüber sprach, weil es ihm schlecht ging. Seine Therapeutin hat ihn aufgegeben, sie sagt, er sei austherapiert, sie hätte keine Therapie mehr für ihn, die sie nicht versucht hätte. Er war auch schon unzählige Male in verschiedenen Kliniken. Klar hab ich damals manchmal falsch reagiert, weil ich zu wenig über diese Krankheit wusste und er mir das ja auch erst verheimlicht hat. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nichts ausrichten kann, auch mit Zuneigung und einfach Dasein nicht. Und dann habe ich mich zurückgezogen. Zuvor sind auch unschöne Dinge passiert. Sowas muss ich mir nicht antun, sorry.

Und apropos Fehler... Wir sind alle Menschen, wir machen jeden Tag Fehler, gehört wohl zum Leben dazu.
SadSadie
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo finchen,

auch Dir möchte ich sagen (hab es in diesem Thread schon mehrere Male getan), dass ich mit seinen Fehlern leben kann. Es kommt nur immer zu Missverständnissen, weil er sich alles schön redet, was mit seiner Person zu tun hat. Und andererseits sich bei allem schuldfrei spricht und die Schuld mir in die Schuhe schieben will. Und wenn es nur Sachen sind, die wir zusammen erlebt haben, Sachen, über die wir geredet haben, die er später ganz anders darstellt. Und ich kann da nicht immer klein beigeben und ohne Widerspruch hinnehmen, wenn es um etwas Wichtiges geht.

Ich verstehe eben nicht, warum er das macht. Ob es absichtlich passiert (nur warum?) oder ob er einfach "nicht anders kann."

Ich will ihm nicht seine Fehler vorhalten oder ändern... und ich habe auch nie gesagt, dass er mir nicht gut tut. Wir haben alle Fehler, auch ich, das ist mir vollkommen klar, aber der Partner muss auch etwas kompromissbereit sein.
Lediglich sein Verhalten ist manchmal schwierig, weil es der Beziehung nicht dienlich ist. Dabei ist er nicht mal kritisch, was meine Person angeht, er findet nicht mal wirkliche Fehler an mir. Er wirft mir (aus Verzweiflung?) anderes vor... z.B. gesundheitliche Einschränkungen (ich vertrage z.B. keine Bergluft, Sauna), meine Krankheit (obwohl er das von Anfang an wusste, er aber noch nichts davon gemerkt hat, weil ich gut mit Meds eingestellt bin - ist eine rein körperlich chronische Erkrankung - und ich nichts dafür kann, dass ich sie habe), oder nörgelt eben wegen der getrennten Wohnungen oder wegen meines Jobs herum.

Ich weiß aber, warum ich an ihm festhalte. Aber das spielt hier keine Rolle, deswegen werde ich mich dazu nicht äußern. Aber es sind ganz normale Gründe, warum eine Frau an einem Mann festhält.

Seine Fehler nehme ich sehr wohl hin, weil ich weiß, dass ich kompromissbereit bin - eben weil ich Gefühle für ihn habe, weil ich gern mit ihm zusammen bin, gedacht habe, dass ist der letzte Mann in meinem Leben... denn anfangs hat er sich sehr bemüht und war absolut liebenswert und aufmerksam....

Aber als er merkte, dass er es mit einer starken Persönlichkeit zu tun hat, die nicht so einfach nach seiner Pfeife tanzt, er keine Frau aus mir basteln konnte im Format unerfahrene, junge Ex - da versuchte er mich "klein zu halten" und das Machtspiel begann. Aber nicht, weil ich ihn dazu animiert habe.

Und glaub mir - jede andere Frau (die nicht devot oder abhängig ist) hätte diese Beziehung schon beendet.
SadSadie
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Liebe Rifka, liebe Pia,

ich möchte Euch nochmals aufrichtig danken. Eure Einträge waren mir am nützlichsten. Danke, dass Ihr so offen über Eure Erfahrungen geschrieben habt.

Ich habe ja schon Grenzen gesetzt, die rosarote Brille ist mir längst von der Nase gerutscht, sie hat eh nie so richtig gepasst. Vielleicht, weil ich in der letzten Zeit immer wieder die Bekanntschaft mit Männern gemacht habe, die in Therapie waren. Und es ist nicht so, dass ich sie "anziehe", denn ich habe sie im Internet kennengelernt.
Doch seit meiner Erfahrung im letzten Jahr, wo ich letztendlich auch gelitten habe, bin ich etwas hellhöriger geworden. Und wenn mir ein Mann erzählt, dass er in Therapie ist wegen Drepressionen oder ausgelebter Aggressivität, dann bleibt es bei einem Date oder kommt erst gar keines zustande. Da bin ich heute auch sehr radikal.
Und die Zahl dieser Männer (und wahrscheinlich auch Frauen) nimmt immer mehr zu. Aber meine letzten Lebensjahre möchte ich noch glücklich verbringen. Bekommt ein Mann in der Beziehung Depressionen, dann ist es was anderes, dann würde ich natürlich zu ihm stehen. Aber bei Fremden? Nein, das nicht mehr.

Ich habe meinem Freund einen Brief geschrieben. Ich habe ihm nichts vorgeworfen, was seine Fehler oder eben diese blöde Wahrnehmung angeht. Ich habe nur geschrieben, dass er mir wichtig ist, aber ich so nicht auf Dauer mit ihm zusammen sein kann, wenn er meinen Job, meine eigene Wohnung nicht akzeptieren kann.
Und ich habe ganz klar geschildert, wie die Beziehung sein sollte, die ich haben möchte, was mir wichtig ist und was ich nicht brauche. Da sind dann eigentlich unsere größten - ich nenn es mal Missverständnisse - eingeflossen, ohne angreifend zu sein.

Mal schauen, wie er darauf reagiert.

Und dann fällt für mich die Entscheidung, ob ich mich vielleicht wieder tiefer auf ihn einlasse (wenn er denn meine Grenzen akzeptiert) oder ob ich diese Beziehung schweren Herzens beende.

LG Sadie
Haferblues
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Sadie,

ich glaube, du machst das ganz gut. Das mit dem Brief ist eine sehr gute Idee.

Ich drücke dir beide Daumen, dass sich alles nach deinen Wünschen entwickelt. Es muss ja nicht alles immer schlecht ausgehen!!!!

alles Gute und viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
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Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Bubbletea »

Liebe Sadie,

die ausführliche Antwort kommt hoffentlich morgen- aber ich sehe schon, mit Suggestion und Unterstellungen kennst du dich doch auch bestens aus. Dein Post ist extrem widersprüchlich und das teilweise in sehr kurzem Abstand...und du sprichst immer noch an vielen Stellen in deinem eigenen Text direkt oder indirekt davon, ihn umzuerziehen und konstruierst daraus eine karitative Notwendigkeit, um ihn "zu retten".

Die Art, wie du deinen Freund, seine Schwachstellen und die für ihn schmerzhaftesten Krisen analysierst, hat-mit Verlaub- etwas davon, als würde ein Forscher einen Elektronikartikel einem Verschleißtest unterziehen, auch wenn du noch so sehr auf deine positiven, empathischen Charaktereigenschaften verweist, die in ganz seltsamem Widerspruch zu deinen Posts und Aussagen stehen.

Nicht dass du über ihn sprichst, irritiert, sondern wie.

Du kennst diesen Mann gerade mal mehrere Monate, hast dir über ihn, seine Fehler, Schwächen, sein Weltbild und seine Krisen aber schon ein genaustes, vollständiges Bild inklusive einem Gesamturteil gemacht. An dieser Meinung hälst du wie selbstverständlich fest und wenn er sie nicht teilt, kann es nur an ihm liegen, denn selbstverständlich hast du in deiner Bewertung SEINER Person recht. Du gehst sogar so weit, -wegen dieser Uneinsichtigkeit seinerseits oder wegen seines schlechten Verhaltens?- das Internet nach Persönlichkeitsstörungen!!! für ihn zu durchforsten.

Gleichzeitig willst du dich aber von diesem Menschen, der dich so schlecht behandelt, dass dir alle zur Trennung raten und den du möglicherweise ernsthaft für einen persönlichkeitsgestörten Menschen hälst, der dich demütigt und einengt nicht trennen, relativierst dann alles wieder und sagst, alles wäre doch nicht so schlimm. Spätestens jetzt wird es ziemlich verworren.

Wäre das hier eine von einem Mann ausgehende Situation, lautete der Rat an die fiktive, weibliche Partnerin mit Sicherheit ziemlich einhellig "Nimm die Beine in die Hand und lauf!".

Du darfst mir natürlich gerne weiterhin alles Mögliche unterstellen und in den Fehlern der Anderen sieht man ja nicht selten die unliebsamen Teile des eigenen Selbst.

Einen schönen Abend allerseits.
Cyranoo
Beiträge: 436
Registriert: 25. Aug 2013, 14:40

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von Cyranoo »

Hallo Sadie,

ich wollte hier eigentlich nix mehr schreiben, weil du in deiner Sichtweise zur Zeit ziemlich festgefahren scheinst, aber manche Dinge, die du schreibst, sind schwer zu verstehen, zum Teil schwer zu ertragen.

Du hast ein Problem mit deinem Partner und kannst es mit ihm nicht klären. Und das wird sich nicht ändern (so, wie du ihn beschreibst). Stattdessen schimpfst und beschwerst und relativierst und rechtfertigst du hier in einem fort.

Du schilderst dich selbst als stark, bist aber selbst zu schwach, die Beziehung zu beenden. Was du an einem Menschen findest, der dich ständig kritisiert und eine falsche, übertrieben positive Selbstwahrnehmung hat, hat sich mir immer noch nicht erschlossen. An einer Stelle schreibst du sogar von Erniedrigungen. Das hat für mich nichts mit Stärke und Liebe zu tun.

An einer anderen Stelle schreibst du, ein Schlussstrich wäre eine Resignation. Das Gegenteil wäre der Fall, es wäre eine Befreiung.

Was für mich wirklich schwer zu ertragen ist, ist der Satz, dass für dich die Beziehung zu einem Menschen, der wegen Depression in Behandlung ist, ausgeschlossen ist.

Bedenke bitte, dass das hier auch ein Forum für Depressive ist. Ich finde die Darstellung, dass ein Depressiver als Partner die letzte Wahl ist, während gleichzeitig ein Narzisst fast schon hörig hofiert wird, gelinde gesagt, grenzwertig.

Das musste ich einfach loswerden, denn Depressive sind keine Menschen zweiter Klasse.
SadSadie
Beiträge: 114
Registriert: 17. Jan 2013, 04:55

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo MissSummerlove,

ich werde nichts mehr zu Deinem letzten Eintrag schreiben. Denn Du liest mir zu stark zwischen den Zeilen und holst Dinge ans Tageslicht, die ich nie so geschrieben habe, nie gemacht habe, nie gemeint habe. Irgendwie analysierst Du mich gerade - und dabei weisst Du gar nichts von mir....

Außerdem werde ich hier auf keinen Fall ins Detail gehen, was meine Beziehung angeht, was genau passiert ist. Denn das ist einfach kein Grund zur Diskussion.
Und ich betone nochmal... ich wollte hier nur einen Anhaltspunkt und einen Ratschlag von anderen Personen, die mit narzisstischen (ob nun in krankhafter Form oder nicht) Menschen Erfahrungen haben. Siehe auch meine Frage im Betreff... Da ich meinen Freund ja angeblich "analysiert" habe, aber auch zu keinem Ergebnis gekommen bin - denn ich hatte bisher mit solchem Verhalten in meinem ganzen Leben noch nie zu tun - hoffte ich hier für mich zu einer Lösung zu kommen, wie ich mein Verhalten ihm gegenüber optimieren kann. Und dafür war es zumindest notwendig, ein paar Sachen zu erwähnen.

Natürlich kenne ich ihn nur ein paar Monate, keine Jahre... aber diese waren sehr intensiv, vermutlich zu schnell zu viel.

Ich kann sehr wohl die Meinung anderer Menschen respektieren, höre mir die auch stets an und denke darüber nach. Aber ich muss meine nicht anpassen.

Und bevor ich hier noch bezüchtigt werde, dass ich unter Verlustangst oder Minderwertigkeitskomplexen leide, weil ich mich nicht schon von ihm getrennt habe, verabschiede ich mich für die nächste Zeit.
Denn es ist einzig und allein mein Problem - und ich bin mir sicher, ich werde es lösen, so dass ich mir selbst treu bleibe.

Nur noch eines mal nebenbei bemerkt:
Ich hatte ihm kürzlich vorgeschlagen, mal einen Paartherapeuten aufzusuchen - um einfach vielleicht ein paar Einwände von einer aussenstehenden Person zu erhalten, das hat er strikt abgelehnt, er wurde richtig böse.

Auch eine Strategie, die mir ein Paarberater (ich habe eben allein einen kontaktiert) angeraten hat, die in seiner Praxis sehr gut funktioniert - und nur zwischen den beiden Partnern ohne Therapeut vollzogen werden kann, die nur ein paar wenige Regeln betreffen (z.B., dass man sich regelmäßig sieht, dass man Zeit miteinander verbringt, Dates hat - und das Ganze protokolliert mit Beantwortung einiger Fragen, um sich selbst und den Stand der Beziehung zu reflektieren) hat er unvermittelt - ohne nachzudenken darüber - abgelehnt.
Mir zeigt es an der Stelle nur, dass er auch nichts verändern möchte. Außerdem kam der Vorschlag von mir (ich hatte ihm aber gesagt, dass ich mir dann allein Hilfe suche bzw. einen Rat, er wusste also im Vorfeld davon), damit hat er sowieso immer ein Problem.

Und dann sage mir noch jemand, dass die Beziehung mit ihm leicht wäre, wenn ich mich nur ändern würde und Kritik annehmen würde. Ich bin dazu bereit.... aber das reicht nicht.
SadSadie
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Registriert: 17. Jan 2013, 04:55

Re: Wer hat Erfahrungen mit einem Menschen mit (narzisstischer) Persönlichkeitsstörung?

Beitrag von SadSadie »

Hallo Cyranoo,

auch Dir noch eine kurze Antwort.

Ich bin nicht zu schwach, um die Beziehung zu beenden. Ich bin nur noch nicht an dem Punkt, wo ich den Schlussstrich als Befreiung sehe. Einfach aus dem Grund, dass die Probleme ja erst später begannen, eine ganze Zeit lang führten wir eine normale Beziehung - eben so lange er um mich gekämpft hat, weil ich ihn anfangs gar nicht als potentiellen Partner wahrgenommen habe. Ich bemerkte da sehr wohl schon seine falsche Wahrnehmung, gerade auch durch seine Berichte über die vergangenen Beziehungen. Aber die ganze Ausprägung wurde mir erst später bewusst, als es eben auch um Geschichten/Gespräche ging, die wir zusammen erlebt hatten. Erst nahm ich an, es ist nur seine Vergeßlichkeit... aber er verdrehte immer mehr die Tatsachen, um sich alles schön zu reden, so dass es für ihn passte. Widersprach ich, sagte ich ihm, dass es so nicht gewesen ist (ist übrigens auch in Gesellschaft mit anderen Personen passiert, die ihm das Gleiche sagten), reagierte er bockig und suchte dann anderweitig die Schuld bei mir.

Die andere Seite ist eben die, dass ich weiß, dass er Minderwertigkeitskomplexe hat - ob mit seinem Aussehen, seiner Bildung, Dingen, die er nicht hinbekommt. Ich habe ihm dann gesagt, dass er ein toller Mensch ist, habe seine Stärken betont - die er ja auch hat, habe die Sachen benannt, die ich an ihm liebenswert finde, die mich ansprechen.
Mittlerweile denke ich, dass das kein guter Schachzug war, ich habe ihm damit wohl Futter für seine gestörte Wahrnehmung gegeben...

Er ist manchmal wirklich sehr unfair mit mir umgegangen, auch im Beisein anderer Menschen (die mich nicht verstehen, dass ich ihm das immer und immer wieder verziehen habe).
Aber irgendwann ist auch bei mir der Punkt erreicht, wo ich das nicht mehr ertragen bzw. abschmettern kann. Folglich habe ich mich schon zurückgezogen, die Beziehung sehe ich auf Eis.
Ich bin nur kein Mensch, der schnell aufgibt, wenn ich der Meinung bin, es ist noch lebenswert und rettungswürdig (deswegen ja auch die Ratsuche von Außen).
Mal schauen, ob es noch mal geschmolzen wird oder ich endgültig gehen werde... es wird die nächste Zeit zeigen.

Und Dein anderer Einwand:
Wenn ich sage, dass ich keine Beziehung mehr eingehen möchte mit einem an Depressionen erkrankten Menschen, so gilt das allein für mich und mein Seelenheil!

Ich sage nicht, dass Menschen mit Depressionen Menschen zweiter Klasse sind. Das ist nicht richtig!!! Im Gegenteil, sie sind oft anfangs sehr liebenswert, sehr anhänglich.
Aber ich möchte mein restliches Leben nicht damit verbringen, die Therapeutin zu spielen für einen Menschen, der mir ja fremd ist. Sorry, aber wenn ich es bemerke, dass jemand derartige Probleme hat - die oft schon jahrelang in ihm schlummern und keine Behandlung hilft - dann ziehe ich mich da zurück. Seinetwegen (denn ich KANN ihm nicht helfen) und meinetwegen (ich habe keine Lust, auch zu erkranken).

Ich hatte im letzten Jahr eine sehr intensive Erfahrung. Ich habe es versucht, ich habe wirklich geglaubt, es könnte funktionieren, denn wenn er hier bei mir war, lief es wunderbar - aber irgendwie kam ich mir schon vor wie eine Pflegekraft, die ihn dazu bewegen musste, aufzustehen und zu duschen, aber es ging. Nur war er wieder weg, zu Hause, war alles anders. Es hat eben nicht funktioniert. Aus einem ganz lieben, liebebedürftigen Mann wurde ein aggressives, ungerechtes Wesen. In der letzten Phase ist er entweder nicht ans Telefon gegangen (fand es nicht weiter schlimm, habe mir aber schon Sorgen gemacht) oder er hat mich derart angegiftet und angeschrien. Dann wurde es immer mehr, dass er drohte, sein Haus anzuzünden, mit dem Auto gegen eine Mauer zu fahren, seine Eltern im Nachbarhaus abzustechen.... Ich war damit irgendwann so überfordert (und das über 100 km entfernt), dass ich mich zurückzog, ihm zwar den Weg zu mir offen hielt - aber nie mehr was von ihm hörte.
Und ich hab ihn nie unter Druck gesetzt, er hat mich auch nie für seine Depressionen verantwortlich gemacht. Im Gegenteil, sehr oft sagte er, dass er froh sei, mich zu haben. Die Schuldigen hatte er in seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Ex (die nach 7 Jahren und einem Kind kapituliert hatte, die ihn oft zu den Ärzten und Therapien begleitet hatte) gefunden.
Ich musste mich einfach selbst schützen, meine Gefühle, denn ich empfand ja etwas für ihn. Doch musste ich eben lernen, dass es eine viel zu große Aufgabe ist... sich kennen zu lernen und gleichzeitig mit den Depressionen des Partners umzugehen. Es hat mir auch seelisch zugesetzt, klar. Und deswegen kommt für mich ein depressiver Partner nicht mehr in Frage. Denn man liest es hier auch immer wieder... wenige Monate zusammen, dann treten die ersten Probleme auf. Plötzlich kommt zur Sprache, dass da schon Therapien stattgefunden haben, die nur bedingt oder gar nichts brachten. Und meist ist es so bei einer male depression, dass der Betroffene das Weite sucht, sehr ungerecht wird und jeglichen Kontakt abbricht zu der Frau, die er mal geliebt hat. Letztendlich bleiben dann zwei unglückliche Menschen aus einer kaputten Beziehung übrig.
Und das möchte ich mir einfach nicht antun.

Und auch bei einem Narzisst sehe ich es genauso grenzwertig. Ich habe meinen Freund nicht hofiert... aber den Depressiven habe ich ja auch nicht gleich fallen lassen.
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