kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

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IA
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kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

Hallo liebes Forum,

nachdem ich hier schon im Stillen mitgelesen habe, habe ich nun den Entschluss gefasst, mich hier anzumelden.

Einer der Gründe dafür ist, dass meine Eltern kürzlich zu Besuch waren und ich ihnen die Wahrheit über den Zustand meines depressiven Freundes erzählt habe. Dieses Wochenende war ich dann bei einer Freundin zu Besuch, der ich am Telefon ebenfalls die Situation erklärt hatte. Sie meinte, ich soll sie besuchen, einfach um mal von meinem Freund weg zu kommen.

Mir hat das gezeigt, dass es gut tut, darüber zu sprechen. Deswegen bin ich nun hier.

Ich bin 36, mein Freund 50 Jahre alt. Wir sind seit vier Jahren ein Paar. Er war schon immer ein „komischer Kauz“, aber das fand ich eigentlich immer ganz schön. Irgendwann fingen seine Stimmungen an, die aber damals noch recht harmlos waren. Er hatte damals auch noch eine eigene Wohnung und viele seiner Schübe habe ich gar nicht mitbekommen. Allerdings habe ich irgendwann bemerkt, dass er seinen Briefkasten nicht öffnet.

Mitte 2011 hat er mir dann gesagt, dass er depressiv ist und früher auch schon in Behandlung war. Als ich ihm riet, nochmals in Behandlung zu gehen, lehnte er das kategorisch ab. Das Einzige, das ihm helfen würde, wäre Geld. Ich fragte nach dem warum, aber er wollte mit mir nicht darüber sprechen.

Anfang 2012 fing er dann einen festen Job an. Er war bei sich zuhause in der Wohnung, ich bei mir, als er anrief. Ob er denn mal mit mir reden könnte. Dann kam heraus, dass er aus seiner Zeit als Selbstständiger sehr hohe Schulden beim Finanzamt hat, weil er seine Steuererklärung über mehrere Jahre nicht abgegeben hatte. Das FA hat ihn dann geschätzt und in der Zwischenzeit sind durch die Bußgelder Schulden in extremer Höhe entstanden. Desweiteren hat er nicht in die KV eingezahlt. Momentan ist er nur notversichert, doch leider gehört eine psychische Erkrankung nicht zu einem Notfall. Ich habe viele Telefonate mit der KV gehabt. Er bezahlt seit Anfang 2012 über seinen Arbeitgeber die Beiträge und hat auch eine Gehaltspfändung. Trotzdem ist er nicht versichert.

Seit Ende letzten Jahres hat sich die Depression sehr verschlimmert. Er kommt aus seinem Tief gar nicht mehr heraus, isst manchmal tagelang nichts, am Wochenende schläft er nur. An Weihnachten ist er einfach abgehauen und war stundenlang im miesen Wetter fort. Ich hatte der KV das alles erzählt, aber die geben ihm keine Chance auf eine Behandlung, eben nur im Notfall. Ich habe dann gefragt, was denn ein Notfall sei? Wenn er eine Überdosis Tabletten nimmt? Ach ja, und wenn mich die Polizei anruft, weil er tot an einem Baum hängt, dann wäre das ja wohl kein Notfall, denn dann ist er ja tot. Kommentar der Krankenkasse: „Ja, das ist so.“

Nun ja, ich habe mich um sein Leben gekümmert, habe seine Angelegenheiten sortiert und ihn damit zur Schuldnerberatung geschickt. Nun hatte er einen Termin dort, um die Insolvenz zu eröffnen, aber er ist nicht hingegangen.

Ich habe mich die ganze Zeit nur um ihn gekümmert und kann inzwischen gut unterscheiden, ob gerade er oder die Krankheit anwesend ist. Mich verletzen auch seine verbalen Schläge nicht mehr so wie am Anfang. „Ich habe dich nicht darum gebeten, mir zu helfen“, „du bist schuld, dass es mir schlecht geht, weil du mir Hoffnung gemacht hast und ich habe dir geglaubt“, sind nur die harmlosen Dinge.

Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass er ein wenig Streit sucht. Er hatte am Abend gekocht und hatte guten, leckeren Fisch. Wir hatten noch Reste vom Vortag und ich meinte, er könnte ja auch diese Reste dazu machen. Er wollte dann den Fisch wegwerfen, weil ich ja nur Reste essen will. Seine Stimme ist in solchen Situationen sehr aggressiv.

Nun ja, jetzt hier alle Begebenheiten zu erzählen, stiehlt nur eure Zeit. Tatsache ist, dass er keinen Sinn mehr im Leben sieht und seit Monaten nicht aus seinem Tief kommt.

Ich bin inzwischen – und das ist der Grund, warum ich mich hier angemeldet habe - leider sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich habe seit Monaten selbst im Ruhezustand einen sehr hohen Puls und habe gemerkt, dass ich gar kein eigenes Leben mehr habe. Meine Gedanken kreisen seit über einem Jahr nur um ihn. Vor kurzem dann habe ich plötzlich keine Luft mehr bekommen, mein Herz raste und die Hände zitterten. Das war für mich ein Zeichen, dass sich etwas ändern muss. Ich habe für ihn mein eigenes Leben aufgegeben, das ist nicht gut.

Nun ist er nicht zum Termin bei der Schuldnerberatung gegangen. Der zuständige Mensch dort schreibt immer mich an, weil ich mich ja um alles kümmer. Ich habe ihm dann zurück geschrieben, dass ich mich ab sofort raus halte. Ich habe das auch so meinem Freund gesagt.

Nun hatten wir zwei Gespräche in denen ich ihm gesagt habe, dass es so nicht weitergehen kann. In der Apotheke wollte ich etwas leichtes zur Beruhigung für mich, aber die wollten mich zum Arzt schicken, ich solle mir wegen dem hohen Puls Valium und Antidepressiva verschreiben lassen. Das hat mich sehr schockiert! Bin ich denn jetzt schon so weit, das ICH so etwas nehmen muss? Ich will das nicht! Ich will endlich wieder ein gutes Leben führen, ohne mich ständig kümmern zu müssen und immer nur nichts außer noch weiteren Sorgen zu bekommen. Er nimmt vier Tabletten Mirtazipin und er hat inzwischen angefangen, recht viel Alkohol zu trinken. Mir macht das Sorgen.

Nun kümmere ich mich seit zwei Wochen nicht mehr um ihn, habe wieder mit dem Sport angefangen und gegenüber meiner Familie und einer guten Freundin die Lage öffentlich gemacht. Keiner von seinen Leuten weiß Bescheid. Ich musste auch immer wieder lügen, warum er so komisch drauf ist.

Ich will nicht mehr lügen müssen.

Nach unserem zweiten Gespräch über eine Trennung hat er sich kurz aufgerafft, aber das ging nur einen Abend gut. Er sagt zu einer Trennung nichts. Er hat „keine Emotionen zu irgendwas“. Er fühlt mir gegenüber wohl auch nichts mehr. Über eine Trennung könne er nichts sagen. Er kann generell keinerlei Entscheidungen treffen, und sind sie noch so simpel.

Nun habe ich Angst, ihn zu verlassen, da ich nicht weiß, wie er das verkraftet. Krankenversichert ist er erst in 6 Monaten wieder. Er sagt, solange halte er nicht durch. Inzwischen will er unbedingt in eine Therapie. Die Tabletten bekommt er vom Hausarzt. Er nimmt sie aber unkontrolliert ein. Manchmal sagt er mir auch nicht, wie viele er nimmt, wohl, weil es zu viele sind.

OK, das ist jetzt einfach nur so daher geschrieben. Ich könnte wahrscheinlich 20 Seiten schreiben.

Mir geht es darum, dass ich hier durch das mitlesen vielleicht besser mit der Situation klarkomme. Ich muss mein eigenes Leben wieder in die Hand nehmen. Ich habe mich selber völlig verloren. Früher war ich ein so glücklicher Mensch.

Naja, danke fürs lesen.

LG Iris
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von medusa »

liebe iris,

ein ganz herzliches willkommen hier.
gut, dass du nun nicht mehr nur mitliest, sondern aktiv teilnimmst.

unsere geschichten ähneln sich in einigen punkten sehr. ok, mein mann hat weder solche schulden beim fa, außerdem ist er, da immer berufstätig gewesen, auch krankenversichert.

alles andere passt!

er ist nun seit 9 wochen in der klinik, medikamentös eingestellt, bekommt therapiemaßnahmen, darf sogar (oder sollte ich sagen MUSS) an den we heim - sozusagen als belastungsprobe, wie der arzt sagt.

"Nach unserem zweiten Gespräch über eine Trennung hat er sich kurz aufgerafft, aber das ging nur einen Abend gut. Er sagt zu einer Trennung nichts. Er hat „keine Emotionen zu irgendwas“. Er fühlt mir gegenüber wohl auch nichts mehr. Über eine Trennung könne er nichts sagen. Er kann generell keinerlei Entscheidungen treffen, und sind sie noch so simpel."

das sind deine worte - und könnten meine sein.

gerade gestern musste ich sie hören - und sie lassen mich verzweifeln, weil sich nichts, aber auch gar nichts geändert hat - seit wochen, monaten nicht.

ich bin inzwischen auch an meinen grenzen - will ich das noch, kann ich das noch, wo ist mein leben hin?

geduld - heißt es allenthalben - doch geht es nicht auch um die kraft in einem selbst?
die liebe ist da, die kraft wird weniger!
sicherlich spielt bei mir auch der normale alltag eine rolle - mit kindern, job, haus, hund, existenzsorgen, ...

ich höre in mich hinein, frage mich, was ich bereit bin zu geben, geben kann, möchte.

und wünsche mir so sehr, dass er "einfach" nur signalisiert, hey, ich möchte mit dir zusammenbleiben - lass es uns angehen.

und genau das kann er nicht!

also gut zu sich selbst sein, oasen schaffen und aushalten?

war schon immer ein eher introvertierter mensch, mir selbst meistens genug - und jetzt, in dieser situation, höre ich immer wieder von freunden und bekannten: du musst raus, unter leute, dich ablenken lassen, spaß haben, dein leben leben. aber mein leben war noch nie so in dieser form - habe wenige gute freundinnen, die familie, den job, meine bücher, meine musik, meinen hund - warum also sollte ich jetzt anfangen dinge zu tun, die mir noch nie entsprochen haben und die ich eher als anstrengend denn als hilfreich empfinde!

du schreibst, du hast dein eigenes leben für ihn aufgegeben. das ist gewiss nicht gut.

und ja, du solltest jetzt an dich denken, das tun, was dir gut tut, egal was es ist. ob es der weg ist, ihn ganz aus deinem leben zu wissen, ob es ein halbe-halbe ist (ihn zwar begleiten, aber im kopf haben, dass er für sich verantwortlich ist), ob du weiterhin dinge für ihn tust, dich aber dabei nicht vergisst - das kannst nur du entscheiden.

aber auch für uns angehörige gibt es hilfe - davon hast du hier gewiss schon gelesen.

ich gehe auch einmal im monat zu meiner thera, bekomme inzwischen auch ein medi, damit ich auch mal wieder ein wenig zur ruhe komme, habe mich nun auch endlich an den sozialpsychiatrischen dienst unserer region gewandt - warte allerdings noch auf rückmeldung.

ich wünsche dir hier viele gute gedanken - und freue mich, dich zu lesen.

herzliche grüße
eiskristall
IA
Beiträge: 8
Registriert: 22. Apr 2013, 14:31

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

Hallo Eiskristall,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Es tut - auch wenn es traurig ist - gut zu wissen, dass es auch anderen Menschen so geht wie mir.

Ich bin einfach am Ende meiner Kräfte, da ich von niemandem Hilfe bekomme. Der Hausarzt sagt ganz klar, er darf ihm keine Therapie verschreiben, weil er nicht versichert ist. Auch der Sozialpsychologische Dienst hilft nicht.

Niemand hilft!

Er sitzt seit Monaten nur da, guckt Löcher in die Luft, sagt, sein Leben habe keinen Sinn mehr. Ich musste vor kurzem für mich beinahe einen Notarzt holen, weil ich schier durchgedreht bin. Keine Luft mehr, zitternde Hände ... das war so schrecklich. Er hat es irgendwann bemerkt, saß aber nur neben mir und meinte, ich solle mir seine Probleme nicht zu eigen machen. Er hat ja damit auch irgendwie recht, aber ich kann nicht einfach so zusehen.

Warum gibt es das in einem Land wie Deutschland? Man lässt ihn vor die Hunde gehen! Das darf doch nicht sein, oder?

Ich kann ja damit umgehen, dass er mir oft die Schuld für irgedetwas gibt. Seine Aussage ist dann immer, er hätte dieses und jenes so gemacht, weil er dachte, ich hätte gedacht, das wäre gut so. Du siehst, allein der Satz an sich ist schon völlig unsinnig.

Aber ich weiß einfach nicht, was ich noch tun soll. Alles was ich weiß ist, dass ich selber inzwischen manchmal nicht mehr aufstehen mag, weil ich nicht mehr weiter weiß.

Ich schwanke zwischen Traurigkeit, Verzweiflung, aber auch Wut.

Darf ich wütend sein?

LG Iris
medusa
Beiträge: 243
Registriert: 22. Mär 2013, 19:16

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von medusa »

liebe iris,

ja, du darfst wütend sein!

und ich bitte dich sehr, jetzt etwas für dich zu tun.
wende dich für dich an den sozialpsychiatrischen dienst (seltsam, dass man ihm dort nicht helfen kann, denn die unterstützung ist in der regel kostenlos), versuche für dich unterstützung zu finden, einen termin beim hausarzt, eine therapeutische betreuung. auf so etwas muss man oft sehr lange warten. je eher du also für dich aktiv wirst umso besser.

nein, obwohl es hier bei mir in anderen bahnen abläuft, ich bin weder glücklich, noch zufrieden, noch ausgeglichen - aber zumindest kann ich daran arbeiten - mit der thera, mit dem warten auf die antwort vom spd - ich hadere, denke manchmal wie ein trotziges kind, dass es doch jetzt endlich mal gut werden muss.

was ist gut? und was bedeutet werden muss? ich habe getan was ich konnte um ihn zu begleiten, habe ihn unterstützt dahingehend, dass er nun dort ist wo er ist. dass er mich, die beziehung, unser gemeinsames leben nicht mehr will, bzw. nicht weiß, ob er es noch will, lähmt mich, zieht mich runter, raubt mir die kraft, den schlaf, die freude.

aber so wenig wie ich schlussendlich für ihn verantwortlich bin, so wenig ist er für mich verantwortlich. ich bin für mich verantwortlich. bitter, schwer, schmerzhaft - die wahrheit.

welche wahrheit?

mein leben, die entscheidung, nach einem äußerst besch.... leben erneut den mut zu haben, sich mit einem mann zusammen zu tun, ihn gar zu heiraten, sich etwas aufzubauen - die erkenntnis, auch das ist weg - welche wahrheit also?

und wie gehe ich, ein äußerst wahrheitsliebender und gradliniger mensch mit dieser wahrheit um. bin fast 50 - auf was schaue ich zurück - auf was blicke ich zukünftig und was ist mein hier und jetzt?

deswegen noch mal die ernste bitte - suche auch du dir hilfe - für dich, dein leben und vielleicht auch um damit für ihn und ein gemeinsames leben agieren zu können.

immer gerne
deine eiskristall
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von Gerbera »

Liebe Iris,

schön, dass Du den Mut gefunden hast, Deine Gedanken und Sorgen ins Forum zu stellen. Der Austausch mit anderen Betroffenen tut Dir sicher gut. Es ist lange her, etwa 20 J., dass ich im weitesten Sinn Angehörige war (depressiver Kollege). Im Moment bin ich eher Betroffene, aber ich fand es schon immer tröstlich zu sehen, dass es Anderen ähnlich ergeht, dass man mit seinen Problemen kein Einzelfall ist.

So, wie Du das schilderst, hast Du die Grenzen dessen, was Du leisten kannst, längst überschritten. Deine körperlichen Beschwerden (Zittern, Blutdruck...) sind deutliche Anzeichen dafür. So fing es bei mir auch an, ehe ich komplett in die Depression abgerutscht bin. Höre auf Deinen Körper, sonst landest Du möglicherweise in derselben Abwärtsspirale wie Dein Partner.

Ich schließe mich Eiskristall an und bitte Dich eindringlich darum, Dir Hilfe zu suchen - für Dich, nicht für ihn. Du bist in allererster Linie für DEIN Leben und DEINE Gesundheit verantwortlich. Außerdem ist keinem geholfen, wenn Du auch noch abstürzt.

Der sozialpsychiatrische Dienst wäre aus meiner Sicht sowohl für Dich (in eigener Sache UND als Angehörige) als auch für Deinen Partner eine geeignete Anlaufstelle. Wie Eiskristall schon angemerkt hat, sind die Beratungen usw. dort für sozial schwache kostenlos, von Anderen wurden zumindest früher geringe Kostenbeiträge erhoben. Träger ist bei uns die Caritas. Das Personal besteht aus Diplom-Psychologen.

Eiskristall hat sehr deutlich beschrieben, wie anstrengend und frustrierend das Leben mit einem Depressiven sein kann und wie wenig mitunter von dem zurückkommt, was man investiert. Als Angehörige habe ich mich schwer damit getan, das zu akzeptieren, dachte immer, der Andere müsse doch irgendwie dankbar sein, mir zeigen, dass er mich schätzt oder so. Als Betroffene habe ich gelernt, dass es Zeiten gibt, wo das beim besten Willen nicht geht. Wenn man nichts mehr fühlt, nicht einmal sich selbst, innerlich total leer ist, kann man anderen nichts mehr geben. Das ist nicht gleichbedeutend mit "Du bist mir egal." Oft ist da noch sehr viel Gefühl, aber es ist irgendwo vergraben, ungefähr da, wo auch das eigene ich geblieben ist. Hört sich vermutlich besch... an, aber genauso habe ich es empfunden.

Achte gut auf Dich, und weniger auf ihn!

Viele Grüße
Gerbera
IA
Beiträge: 8
Registriert: 22. Apr 2013, 14:31

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

Hallo Gerbera,

"So, wie Du das schilderst, hast Du die Grenzen dessen, was Du leisten kannst, längst überschritten."

Das ist für mich immer mal eine Frage. Das dachte ich schon vor einem Jahr, und doch geht immer noch mehr auf die Schultern und ich denke dann "geht doch". In seinen guten Momenten (die er aber eigentlich nicht mehr hat) sehe ich eben den Mann und nicht die Krankheit. Und dann kann ich einfach nicht anders, als wieder ein Gefühl zu haben.


"Ich schließe mich Eiskristall an und bitte Dich eindringlich darum, Dir Hilfe zu suchen - für Dich, nicht für ihn."

Ich habe mich jetzt erst einmal von ihm zurückgezogen. Ich mache wieder viel Sport, habe wieder mit dem Lesen angefangen und mich einer Spielegruppe angeschlossen. Auch habe ich wieder im Garten Salat gepflanzt. Früher habe ich immer gerne im Garten gearbeitet. Sind alles Dinge nur für mich.

"Der sozialpsychiatrische Dienst wäre aus meiner Sicht sowohl für Dich (in eigener Sache UND als Angehörige) als auch für Deinen Partner eine geeignete Anlaufstelle."

Ich hatte da vor Monaten angerufen. Ohne Versicherung läuft da nichts.

Aber eine Frage: Was könnten die für mich tun? Ich möchte mich eigentlich ungern mit so etwas beschäftigen. Ich war ja schon ganz schockiert, als die mir in der Apotheke Valium andrehen wollte. Irgendwie würde ich mir dann krank vorkommen. Und das will ich nicht. Mir ist klar, dass ich in einer schwierigen Situation bin, aber etwas wie Valium? Ich möchte das ohne schaffen. Ich will die Ursache bekämpfen, nicht mich selber durch Valium ruhig stellen.

Oder denke ich da gerade völlig falsch?

LG Iris
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Iris,
der sozialpsychatrische kann Dir sowie Deinem "Freund" sehr helfen.
Dort bekommt man auf jeden Fall Hilfe, dass man schnell wieder versichert ist. Es gibt viele Beratungsstellen, die mit dem sozial-psychatrischen Dienst zusammen arbeiten und relativ schnell wieder Klärung ins Leben bringen können.
Ich weiß das aus aktuellem Anlass, weil eine Freundin von mir 3 Jahre !!! in völliger Aktionslosigkeit verharrt war, nicht mehr versichert war, keinen Strom, Gas etc. mehr hatte und jede Menge Schulden in dieser Zeit entstanden sind.
Nachdem ich sie endlich überzeugen konnte sich Hilfe zu suchen, ist in den letzten 4 Wochen sehr viel positives passiert.

Du allein kannst Deinem Freund nicht helfen und es ist mehr als dringend an der Zeit, dass Du Dich selbst "rettest". Es ist schon mal gut, dass Du etwas auf "Abstand" gegangen bist, denn es geht wirklich jetzt um Dein eigenes Leben. Außenstehende können Deinem Freund viel mehr helfen als Du, nur leider kann es auch noch Jahre dauern bis er diese Hilfe zulassen kann. Auch dabei spreche ich leider aus Erfahrung.
Mich gab es damals auch schon nur noch als Hülle und mein Ex-LG hat 4 Jahre!!! gebraucht um sich helfen zu lassen und auch da weiß man noch nicht genau was da rauskommen wird.

Es gibt Angehörigengruppen, Lebensberatungen bei der Caritas und Diakonie etc....
Es wäre wirklich wichtig, dass Du irgendwo andockst.

Herzliche und verständnisvolle Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
Lærke
Beiträge: 87
Registriert: 2. Apr 2013, 18:30

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von Lærke »

Liebe Iris,

ich kann mir schwer vorstellen, dass ein sozialpsychiatrischer Dienst (SPDI) die Beratung von einer Krankenversicherung abhängig macht. Die SPDIs werden nicht von den Krankenversicherungen finanziert. Bist Du Dir sicher, dass diese Beratungsstelle ein SPDI war?
Bei einem SPDI bekommst Du keine Medikamente, den die sind keine Arztpraxis.

Auf die Auskunft der Krankenkasse würde ich nicht viel geben, denen geht es darum, Geld zu sparen.

In größeren Städten gibt es Anlaufstellen/Arztpraxen für Menschen ohne Krankenversicherung. Dies sind z.B. Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus ("Illegale"), aber auch Deutsche, die wegen z.B. Selbständigkeit ohne Krankenversicherung sind. In München ist das z.B. die Malteser Migrantenmedizin.
Ich würde mich mal an so eine Stelle wenden. Die organisieren auch Klinikeinweisungen und setzen sich mit Kostenträgern auseinander.

LG, Lærke
IA
Beiträge: 8
Registriert: 22. Apr 2013, 14:31

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

Hallo ihr Lieben,

ich habe gerade das Sorgentelefon angerufen, um mich nochmals zu erkundigen, was für Anlaufstellen es gibt.

Die Frau dort meinte auch, dass die Krankenkasse rein theoretisch gar nicht so handeln darf. das sagen alle! Ich war auch bei einem Anwalt, der auch meinte, das dürfen die nicht. Sagt auch der Hausarzt und der Apotheker, sagt auch der SPDI. SAGEN ALLE!

Aber die Krankenkasse sagt, es gibt keine Behandlung.

Echt, ich kann nicht mehr. Gestern war es wieder ganz schlimm mit ihm.

Nun hatte das Gespräch mit dem Sorgentelefon eine gute Wirkung auf mich. Sie hat mir eine Nummer gegeben, unter der ich wohl eine Selbsthilfegruppe für Angehörige finde.

Sie hat auch gefragt, wie ich mit dem Gedanken klarkomme, ihn zu verlassen. Ich meinte, innerlich ist bei mir der Gedanke schon längst da, aber ich habe Angst vor meinen Gefühlen und den Fragen, die ich dann haben werde.

Hätte ich noch etwas tun können? Habe ich alles getan? habe ich irgendeine Hilfestellung übersehen?

Die Frau meinte, diese Gefühle werde ich haben, aber sie meinte, sie würde merken, dass ich da schon recht logisch und selbstreflektiert denke und auf dem richtigen Weg bin. Sie sagte auch, er muss sich selber helfen, und dass tun Leute wie er erst, wenn sie ganz unten sind. Solange ich noch das Auffangnetz bin, hat er es ja bequem.

Ich werde jetzt am Montag noch ein einziges mal versuchen, ihm zu helfen. Sie Frau vom Sorgentelefon meinte, der SPDI könnte die Hilfe übernehmen und mit der KV reden. Ich meinte nämlich, ich kann das nicht mehr. Ich bin am Ende.

Diesen einen versuch mache ich noch.

Danach bin ich raus.

Draußen scheint die Sonne. Ich will wieder in die schöne helle Welt hinaus. Ich hab es auch nicht leicht im Leben, mir sind auch schon einige Sachen passiert, die nicht ohne waren. Aber ich bin doch kein dummes Ding, mit dem man machen kann, was man will!

Das muss jetzt echt aufhören.

Ich denke, wenn ich in die Selbsthilfegruppe gehe, helfen die mir auch durch die Trennung hindurch, die - und etwas anderes sehe ich momentan nicht wirklich - kommen wird.

Die Frau fragte mich noch, ob ich ihn denn noch lieben würde. Ich sagte nein, ich liebe nur noch die Erinnerung an ihn, wie er früher einmal war. Heute ist da nur noch diese Krankheit.

Komm ja nicht näher, du scheiß Krankheit. Mit mir machst du das nicht! Geh weg, ich will dich nicht bei mir haben. Ich akzeptiere, dass es dich gibt, aber mich fängst du nicht.

Ich gehe jetzt Tomaten kaufen. Habe gestern schon Salat gepflanzt. Draußen ist es schön. Da geh ich jetzt hin.

LG Iris
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von Gerbera »

Hallo Iris,

gute Idee, das mit dem "garteln" !!! Ist in der Regel sehr entspannend. Außerdem finde ich es immer wieder schön, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen - und am Ende etwas zu ernten, vorausgesetzt Schnecken und anderes Getier sind nicht schneller...

Das Sorgentelefon war ein Volltreffer für Dich, oder? Endlich jemand, der Deine Sorgen und Nöte ernst genommen und Auswege aufgezeigt hat! Ich bin einigermaßen erleichtert, dass Du Dir eingestehst, am Ende zu sein und (auch) Hilfe für Dich suchst.

Die Dame am Sorgentelefon hat Recht, was Deinen Freund betrifft. Offenbar ist er noch nicht weit genug unten, um professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wie die Koboldin ausgeführt hat, braucht man dazu nicht unbedingt eine Krankenversicherung. Es gibt auch andere Hilfsangebote. Aber man muss es wirklich wollen. Gerade Männer haben da oft große Vorbehalte.

Viel Glück am Montag mit dem SPDI und in der Angehörigengruppe!

Liebe Grüße
Gerbera
IA
Beiträge: 8
Registriert: 22. Apr 2013, 14:31

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

ihr lieben,

nochmal eine rückmeldung von mir. Erst einmal möchte ich mich bei euch bedanken, denn ich fühle mich hier gut aufgehoben.

sorry für die Kleinschreibung, ich schreibe vom tab aus.

seit gestern ist es ganz schlimm mit ihm und ich merke, dass ich inzwischen durchaus wütend darauf reagiere.

er sagt einfach nur "ich hab meine Depression" als ob das eine Entschuldigung für alles ist. Mir geht das inzwischen auf die nerven. Das sind diese Phasen, in denen er furchtbar jammert. Die Welt ist ja so böse, allen anderen Menschen geht es besser als ihm, obwohl sie weniger leisten, er hat tausende ausreden, warum er sich nicht um die Dinge kümmert. Er ist aber nicht hoffnungslos jetzt in dieser Phase, sondern er verteidigt seine Depression. Er wird dann in seiner stimme auch etwas agressiv. Gerade eben habe ich dann einfach die küche verlassen, weil ich einfach nicht mehr mag. Ich habe ihm gesagt, dass ich das gefühl habe, er nimmt seine Krankheit auch als ausrede. Ganz ehrlich: er hat die Steuererklärung nicht abgegeben und nun ist er sauer auf das Finanzamt, weil die Geld von ihm wollen. Er sagt auch, er sehe nicht ein, der Krankenkasse etwas zu bezahlen, denn er hätte ja ihre Leistung nicht in Anspruch genommen. Wenn ich ihm dann mit Stichworten wie dem solidaritatssystem komme sagt er, die sollen ihn in ruhe lassen. Aber dann jammern, wie böse die Kasse ist.

ok, ja, die Kasse benimmt sich auch in meinen Augen völlig daneben, aber er hat überhaupt keine Einsicht darüber, dass er Fehler im leben gemacht hat. Ohne diese Einsicht wird er aber nicht weiterkommen.

ich mach das nicht mehr mit. dich denke manchmal, die Depression ist eine wunderbare comfortzone. Er lebt gut darin. Ich aber nicht.

ich habe gelesen, man muss mit depressiven vorsichtig umgehen. Stimmt das denn? Ich hätte so große Lust, ihm mal meine Meinung zu sagen. Aber was passiert dann mit ihm?

was sagt ihr dazu? Seid ihr mal sauer geworden und habt es auch ganz klar ausgesprochen?

ich glaube, er ist in dieser speziellen Stimmung auch erst, seitdem ich mich nicht mehr um ihn kümmer. Ich glaube, er ist sauer. Soll ich es auf eine konfrontation ankommen lassen?

bin gerade ratlos und sauer.

LG Iris und nochmals Verzeihung wegen der Rechtschreibung.
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von Gerbera »

Hallo Iris,

weiß gar nicht so recht, was ich sagen soll. Ja, Depressive sollte man vorsichtig behandeln. Sie sind krank, denken und fühlen anders als "normale" Menschen. Je nach Schwere der Erkrankung führt das zur völligen Erlahmung aller Aktivitäten, zu einer Kraftlosigkeit im tatsächlichen wie übertragenen Sinn, die ich mir nie hätte vorstellen können, aber leider selbst erlebt habe. Es ist wahnsinnig frustrierend, das zu realisieren und trotz aller Willenskraft nicht dagegen anzukommen. Zu sehen, wie aktiv und lebensfroh die Menschen in meiner Umgebung waren, hat mir jede Menge schlechtes Gewissen und Schuldgefühle beschert. Warum konnte ich plötzlich nicht mehr sein wie sie?

Ich verstehe aber auch Deine Position. Es macht Dich wahnsinnig, wie er sich benimmmt, sich gehen lässt und nur negativ daherredet. Vielleicht fällt's Dir leichter, sein Verhalten zu akzeptieren, wenn Du Dir bewusst machst, dass er nicht absichtlich so handelt. Es ist tatsächlich die Krankheit.

Trotzdem: alle Rücksichtnahme muss ein Ende haben, wenn man selbst dabei ist, vor die Hunde zu gehen. Und genau da bist Du, glaube ich. Sorge in allererster Linie für Dich selbst und versuche, Abstand zu gewinnen, sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Du hast getan, was Du konntest. Ob er das anerkennt oder nicht, ist seine Sache - nicht die Deine.

Du schreibst, dass Du wütend auf ihn bist. Weil Du ihn als undankbar empfindest? Weil Du so viel Einsatz gezeigt hast und er trotzdem in der Depression verharrt, hoffnungslos ist, keine Kraft hat?
Bist Du auch wütend auf Dich selbst? Weil Du versagt hast? Weil Dir da Grenzen aufgezeigt werden, die Du nicht nicht wahrhaben willst?Weil Du Deine Energie in einen Menschen investiert hast, der das nicht zu schätzen weiß?

Liebe Iris, noch einmal: Du bist ein toller Mensch, hast Dich sehr um ihn gekümmert, Telefonate geführt, Informationen gesammelt, alles getan, was Du konntest. Du bist weder an Dir selbst noch an ihm gescheitert sondern an einer Krankheit. Selbst Therapeuten müssen gelegentlich die bittere Wahrheit akzeptieren, dass sie einem psychisch Kranken nicht helfen können. Versuche Dich damit zu arrangieren, dass Du es auch nicht kannst. Du kannst ihm nichts abnehmen, ihn nicht dazu bringen, die Auswirkungen der Krankheit hinter sich zu lassen. Und es ist keine Ausrede, wenn er sagt, es sei alles die Depression, auch wenn es für Dich so aussieht, als sei das nur eine bequeme Entschuldigung für alles. Mir hat mal jemand etwas Ähnliches vorgeworfen - und es hat mich sehr verletzt. Ich glaube, diese Person hat bis heute nicht begriffen, was sie damit angerichtet hat, wieviel Verachtung all dessen, was ich bin, in dieser Unterstellung liegt. Es war von meiner Seite aus der Anfang vom Ende einer Freundschaft.

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich will Dich in keiner Weise kritisieren. Was ich möchte, ist Dir einen kleinen Einblick in die andere Seite geben, Dir zeigen, wie man auch denken kann, vorallem wenn man der Kranke ist.

Eine Konfrontation macht vermutlich keinen Sinn. Es könnte gut sein, dass Dein Partner im momentanen Stadium der Erkrankung gar nicht versteht, was Du von ihm willst. Verstehen = verarbeiten, verinnerlichen - nicht hören. Ich habe meine Therapeutin mal gefragt, ob es sein kann, dass man etwas hört, aufnimmt, wiedergeben kann, aber nicht wirklich begriffen (im Sinn von: die Tragweite erkannt) hat. Vieles von dem, was sie mir während der akute Phase gesagt hat, habe ich nämlich erst wirklich verstanden, als es mir besser ging.

Zum Thema Finanzamt: Sind die Bescheide, aus denen die Schulden stammen, denn schon endgültig = nicht mehr änderbar? Normalerweise stehen die eine ganze Weile "unter dem Vorbehalt der Nachprüfung gem. § 164 Abs. 1 AO". Solange dieser Vorbehalt besteht, kann man jederzeit eine Steuererklärung nachreichen, und wenn irgendjemand die Depression attestiert, sollte es auch die Möglichkeit geben, Verspätungszuschläge zu mindern oder aufzuheben.

Sorge gut für Dich, halte das Wochenende über durch - der Zeitraum ist überschaubar - und warte ab, was der Montag bringt. Ich drücke Euch Beiden ganz fest die Daumen, dass Ihr die Hilfe und Unterstützung findet, die jeder von Euch braucht!

Ganz liebe Grüße
Gerbera
IA
Beiträge: 8
Registriert: 22. Apr 2013, 14:31

Re: kurz vor der Trennung? Verkraftet er das?

Beitrag von IA »

Liebe Gerbera,

vielen Dank für deine Rückmeldung.

"Du schreibst, dass Du wütend auf ihn bist. Weil Du ihn als undankbar empfindest? Weil Du so viel Einsatz gezeigt hast und er trotzdem in der Depression verharrt, hoffnungslos ist, keine Kraft hat?"

Nein, deswegen nicht. Ich weiß ja, das es die Krankheit ist und nicht er selbst. Ich bin eher wütend auf die Krankenkasse, weil die einfach nichts tun. Und alle sagen, die dürfen das nicht, aber sie tun es. Ich bin eher sauer, weil ich nicht weiterkomme.

"Bist Du auch wütend auf Dich selbst? Weil Du versagt hast? Weil Dir da Grenzen aufgezeigt werden, die Du nicht nicht wahrhaben willst?Weil Du Deine Energie in einen Menschen investiert hast, der das nicht zu schätzen weiß?"

Nein, ich bin nicht wütend auf mich selbst. Ich habe Grenzen, und da ich ein positiv denkender Mensch bin, nehme ich auch aus dieser Geschichte estwas positives mit. Namlich genau das: Ich habe Grenzen. Musste ich erst lernen.
Er sagt auch manchmal, das er meine Hilfe gut findet.

"Mir hat mal jemand etwas Ähnliches vorgeworfen - und es hat mich sehr verletzt. Ich glaube, diese Person hat bis heute nicht begriffen, was sie damit angerichtet hat, wieviel Verachtung all dessen, was ich bin, in dieser Unterstellung liegt. Es war von meiner Seite aus der Anfang vom Ende einer Freundschaft."

Danke, dass du mir das erzählst. Einen anderen Standpunkt, eine andere Seite zu hören, hilft mir weiter.

"Versteh mich bitte nicht falsch. Ich will Dich in keiner Weise kritisieren."

Keine Sorge, ich bin froh über offene Worte. Ich als gesunder Mensch kann diese Krankheit gar nicht verstehen. Da sind ehrliche Worte von anderen gut. Ich habe bestimmt nicht alles richtig gemacht, und je mehr Leute wie du mir Dinge erklären, um so besser ist es für mich und mein Verhalten ihm gegenüber.

Ich habe nun übrigens beim SPDI angerufen. Dort war eine sehr kompetente Frau am Telefon, die mir auch direkt für morgen einen Termin gegeben hat. Leider kann er diesen Termin nicht wahrnehmen, meinte aber, er will sich um einen neuen kümmern.

Ich habe ihr ganz klar gesagt, dass ich aus der Nummer raus bin. Sie meinte, wenn ich ihn weiter unterstützen könnte, ware das schon gut.

Ich habe ganz klar gesagt, ich kann weitere Hilfestellungen geben, aber die richtige Hilfe z.B. mit der Krankenkasse und der Sculdnerberatung muss von denen kommen.

Auch habe ich heute beim Gesundheitsamt angerufen. Leider war keiner mehr da, aber es gibt wohl hier eine Selbsthilfegruppe für Leute wie mich.

Seit zwei Tagen bemüht er sich wieder um mich. Mir fällt das schwer, da ich inzwischen leider so weit bin, dass ich immer den nächsten Zusammenbruch erwarte.

Schwierige Situation. Aber immerhin geht es im momentan besser. Ich hoffe, er kümmert sich nun um sich selbst.

LG Iris
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