was kann ich noch machen? Aufgeben?

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B-C
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was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von B-C »

nach langem Überlegen und vielen Gesprächen mit einer lieben Freundin habe ich nun den Mut gefunden, diesen Weg hier zu gehen - vielleicht habt ihr Tips für mich.

Obwohl wir - ich, 42 Jahre und mein Mann, 56 Jahre, erst seit einem Jahr verheiratet sind - beide geschieden, haben wir zunehmend Probleme. Gespräche finden kaum mehr statt oder sie eskalieren auf beiden Seiten, denn mir fehlt langsam die Kraft und meinem Mann glaube ich nicht nur die Geduld, sondern die Einsicht. Wir kennen uns seit 5 Jahren, sind seit 4 Jahren ein Paar und haben letztes Jahr voll Hoffnung (zumindest ich) geheiratet. Meine Tochter (12) lebt bei uns, zu seiner Tochter (16) besteht auf Intervention der Mutter leider auch auf seiner Seite (dass sie zu mir Kontakt haben würde, hatte ich nie erwartet, auch wenn sie jederzeit willkommen wäre) kein Kontakt seit 4 Jahren, obwohl er sich das sehr wünscht.

Wir haben durchaus schwere Zeiten hinter uns, von Anfang an, er war noch mitten im Scheidungskrieg mit Zwangsversteigerung des ehemals gemeinsamen Hauses und seiner damit drohenden Obdachlosigkeit, da er seit Jahren arbeitslos ist. 2010 war er 4 Monate stationär in der Klinik, kurz nach Beginn unserer Beziehung, wegen starker Depressionen. 2 Monate war er dann noch tagesambulant und obwohl ihm dringend angeraten wurde, im Anschluss eine Therapie fortzusetzen, hat er das nie getan.

Ich arbeite bei einer Berufsfeuerwehr als Rettungsassistentin seit 24 Jahren bis auf 3 Jahre Teilzeit während der Elternzeit im Schichtdienst, davon 18 Jahre im 24-Stunden-Schichtdienst. Nach massiven Mobbingproblemen in dieser Männerdomäne und wegen eines Burnouts bin ich seit November 2010 in psychotherapeutischer Behandlung, bin aber weiter voll berufstätig, von normalen Krankschreibungen abgesehen.

Im Januar 2011 holten wir dann meinen Schwiegervater 700km zu uns in ein Altenheim im Landkreis, lösten alles in am ursprünglichen Wohnort auf und pflegten ihn bis zu seinem Tod im Sommer 2011 - alles ohne die Unterstützung meiner Schwägerin. Diese lebt in Berlin und auch dahin ist von seiner Seite kein Kontakt wegen vieler Probleme zwischen meinem Mann und seiner Schwester. Zur Schwester seiner 2009 verstorbenen Mutter (sie verstarb unmittelbar nachdem sich die erste Frau von ihm getrennt hatte) in der Schweiz besteht ein loser Kontakt.

Leider sind auf Seiten meines Mannes noch einige Altschulen da und leider auch einige neue gemeinsame, nicht dramatisch aber einfach störend. Und seit wir letztes Jahr geheiratet haben, steigern sich unsere Probleme, ich habe das Gefühl, dass er erreicht hat was er wollte, ein sicherer Hafen, eine Krankenversicherung durch Familienversicherung, ein Dach über dem Kopf und was zu essen, trinken, Kleidung, Familienanschluss wenn ER ihn denn möchte. Er arbeitet nachts von 2 bis 6 als Zeitungszusteller, einen Hauptarbeitgeber hat er nicht. Es gibt nahezu täglich Streit, mal wegen meiner Tochter, die mitten in der Pubertät steckt (und dadurch auch nicht einfach ist), mal weil ich was falsch mache oder mein Mann.

Wenn ich die letzten Monate reflektiere, so wird es täglich schlechter. Von seiner Seite nur noch pflichtschuldigst der gute-Nacht-Kuss, Umarmungen oder Zärtlichkeiten von seiner Seite aus gar nicht oder nur wenn ich den Kontakt suche. Stattdessen immer mehr Eskalationen in Lautstärke oder Wortwahl, auch über Kleinigkeiten, ich werde turnusmäßig niedergebrüllt oder auch in Gesprächen mit andern mehrfach und nachdrücklich angestupst, wenn er der Ansicht ist, dass ich den Mund halten soll. Wenn ich etwas falsch mache, reiche ich ihm die Hand oder entschuldige mich, er hingegen belügt mich in wesentlichen Sachen auch vor anderen, Entschuldigungen hat er nie nötig weil er hat immer recht und selbst wenn ihm 100 Leute sagen würden dass er im Unrecht ist - hat er trotzdem recht, dreht sich um und geht, nachdem er mich vorher wieder niedergebrüllt hat.

Nur kleine Beispiele - um zu zeigen, um was für Sachen es eigentlich geht.

Ich bin seit Aschermittwoch krank mit einer verschleppten Grippe, am 21.2. bat ich ihn, mich zum Arzttermin (6km)zu fahren, weil ich mich fürs Autofahren nicht stabil genug fühlte. Termin - seit 1 Jahr jeden 2. Donnerstag 11:50 - steht auch so im Family-Planer an der Tür. Er war um halb 11 aufgestanden, saß um halb 12 kurz vor Abfahrt noch beim Frühstück und wollte mich nicht fahren, weil er wüsste ja nicht, dass ich einen Termin habe und wann der immer sei und er sei noch nicht fertig mit Frühstücken. Ende vom Lied war, ich fuhr selbst, klappte in der Praxis halb zusammen, aus der Grippe war zwischenzeitlich eine Lungenentzündung geworden - und musste dann auch wieder allein heimfahren. Ich fühlte mich sowas von im Stich gelassen.....

Stunden später, ich saß in der Küche weil zu schlapp zum stehen, und mischte Hackfleisch unter Tomaten für ein Lasagne, weil er schon mehrfach genörgelt hatte, dass er so viel machen müsse im Moment (einkaufen fahren, Medizin holen usw.) - ich war wieder fiebrig und ein wenig unbeholfen in den Bewegungen, ich hab mir einfach hart getan. Da nimmt er mir in total harschem Ton die Schüssel und den Löffel weg (ich wollte ihn nicht bitten mir einen 2. zu bringen und aufstehen war grad kreislaufmässig nicht) und motzte - kein Wunder, dass das nicht geht - nahm 2. Löffel und machte es selber. Hätte er gesagt, hey, lass Dir helfen, wäre das ganz anders gewesen, als das einfach aus der Hand gerissen zu bekommen und angemosert zu werden. Als ich dann, weil eh schon angeschlagen, in Tränen ausbrach ob der barschen Art meinte er nur - was spinnst denn jetzt schon wieder. Ich fühlte mich einfach kleingemacht... obwohl ich doch versuchte, meinen Teil beizutragen, weil er ja eh schon schimpfte, dass er sooooo viel machen müsse.

Oder - wir steigen aus dem Auto aus, gehen auf das Haus zu, vorneweg meine Tochter, dann er mit Hund und zum Schluss ich. Meine Tochter bleibt ca. 4 m vor der Haustür an der Hausecke stehen, weil mein Mann den Haustürschlüssel hatte - er geht rechts vorbei, der Hund links an meiner Tochter, die Leine wickelte sich also halb rum um meine Tochter. Ich rief zu meiner Tochter - pass auf, die Leine - und er motzte meine Tochter an, ob sie nicht besser aufpassen könne, sie soll doch schauen wo sie hinläuft, sie wüsste doch das er und der Hund kämen. Ja klar - aber sie hat hinten keine Augen und weiß nicht, dass er den Hund nicht mit rechts vorbei nimmt - er war hinter ihr und meiner Meinung nach ist es dann seine Aufgabe zu schauen, dass der Hund niemanden umreißt. Er ist nach wie vor der Ansicht, dass meine Tochter schuld sei, sie müsste schauen wo er langkäme und ihm Platz machen - und sieht nicht ein, sich bei meiner Tochter für den barschen Ton zu entschuldigen - seit 5 Wochen nicht, was sie ihm sehr ankreidet (wirft sie ihm nahezu täglich vor)!!

Vor 3 Wochen eine ähnliche Situation. Ich fahre mit meiner Tochter und einer Freundin mit deren Sohn 40km zu einer Veranstaltung unseres Vereins. Direkt beim Losfahren bemerke ich, dass das Auto furchtbar quietscht - und rufe ihn an, weil er zuletzt gefahren war, was das sei - nichts, bei ihm war (natürlich!!) noch nichts. Am Mittwoch bitte ich ihn, während ich mit meiner Tochter einen anderen Termin - eine Vereinsveranstaltung (Dauer ca. 2,5h) wahrnahm, in der Zeit einzukaufen (er hasst es, das gemeinsam zu tun, weil das seiner Meinung nach Zeitverschwendung ist) und in die Werkstatt zu fahren, um nachschauen zu lassen, was los ist. Er kam zu dem anderen Termin nach, wir waren dort in einer größeren Gruppe, und er meinte, das sei das Radlager, das wir demnächst mal machen sollten - vor den andren. Am nächsten Morgen rief er mich morgens um 6 an, er habe auf der Zeitungstour mit diesem Auto einen Unfall gehabt, ob ich kommen könne. Er war total neben der Spur, nicht verletzt Gott sei Dank, wir haben das Auto dann den Hügel hoch aus den Bäumen gezogen (mit Traktor) da sollte ich dann schon das Auto rausfahren, haben die Zeitungen fertig zugestellt und fuhren dann in die Werkstatt. Auto wurde begutachtet, der Werkstattmeister: na kein Wunder, die Bremse vor rechts ist ja total runter. Ich - und warum hat man meinem Mann das gestern nicht gesagt als er da war? Äh - er war nicht da. Hat er dann auch zugegeben. 5000 Euro Schaden an einem 2 Jahre alten Auto, die man hätte vielleicht vermeiden können.

Eine letzte Situation - wir haben einen Hund, mit dem wir noch beim Hundetrainer (EInzeltermine) sind, da wir ihn vor einem halben Jahr mit 15 Monaten sehr unerzogen übernommen haben. Vor 5 Wochen waren wir gemeinsam bei dem Termin, da ich ja durch die Dienste nicht immer kann und auch nicht immer mit dem Hund üben kann. Ich bekam die Anleitung und übte, er sah sich alles an um es auch machen zu können und dann halt außerhalb des Trainings zu üben.
Die Woche drauf war er allein (ich hatte einen Termin) und kam hinterher freudestrahlend - es war so toll und viel effektiver als das letzte Mal. Für mich eine Breitseite - aha, danke, mit mir war es nicht effektiv. Als ich ihm heute in einem Gespräch klarzumachen versuchte, wie sehr er mich verbal oft kleinmacht und verletzt, wurde er wieder laut, ich verstehe IMMER alles falsch, ich interpretiere IMMER Sachen die er nie so gesagt habe, er habe das NIE so gesagt - ach ja - wie IMMER ist alles MEINE Schuld, und auf meine Bitte, doch wenigstens mal zu sagen, hey, vielleicht hab ich es falsch rübergebracht oder mich falsch ausgedrückt, wenn er sich schon nicht entschuldigen könne, kam nur zur Antwort, er braucht sich nicht entschuldigen, weil er hat nichts falsch gemacht.

Weitere Gründe, warum ich mir starke Sorgen mache, sind, dass er sich nur nach mehrfacher Aufforderung und Genörgel um Sachen kümmert, die nötig sind. Das extra von einem Speicher zum Büro für ihn und meine Tochter umgebaute Speicherzimmer ist nach 18 Monaten immer noch nicht aufgeräumt und eingeräumt, seine Sachen fliegen kreuz und quer, nur sein Computer steht und geht. Briefe, wichtige Dinge regelt er nicht, die nur er regeln kann. Wir sind beide viel am Computer, er in der Küche an seinem Laptop mit dem Schirm so, dass man nie sieht was er macht, wenn man in die Küche kommt, merkt man nur, dass er schnell ein anderes Programm öffnet - manchmal sieht man das in der Fensterscheibe hinter ihm spiegeln. Ich bin, im Moment auch krankheitsbedingt, viel im Wohnzimmer. Ich mag nicht nur im Bett liegen, sondern auch mal im Wohnzimmer und TV gucken oder spielen oder über Skype mit Freunden Kontakt halten. Wenn ich ihn dann frag, warum er nicht mal rüber kommt zu mir - weil der Fernseher läuft oder der Compi - seiner läuft auch, er geht nur durchs Wohnzimmer durch auf den Balkon zum rauchen. Wenn ich mit ihm reden möchte, muss entweder ich in die Küche gehen - oder wir reden eben nicht. Das ich den TV laufen hab, damit überhaupt ein Geräusch im Zimmer ist - weil er nicht mit mir spricht... dass ich mit Freude den TV ausmachen wenn er denn mal reden würd mit mir - egal. Ich bin schuld.

Gemeinsame Unternehmungen nur, wenn er es möchte, wenn es um Sachen geht, die mir oder meiner Tochter und mir wichtig sind, dann sitzt er gelangweilt oder genervt daneben, mit verschränkten Armen, abgewandt. Gemeinsame Erledigungen - Fehlanzeige, es gemeinsam zu machen sei Zeitverschwendung, schick ich ihn aber nach meiner Arbeit mit Einkaufsliste los, kann ich eigentlich gleich selber gehen, weil selbst nach 4 Jahren Zusammenlebens weiß er nicht, welche Artikel ich meine auf der Liste, kauft falsch ein oder nur die Hälfte. Haushalt trotz meines Vollzeitjobs - meine Aufgabe. Schneeräumen - wir haben großen Hof - nur das allernötigste. Wenn wie bereits geschehen - jemand aufgrund der Buckelpiste da stürzt: selber schuld, muss man halt besser aufpassen. Bewerbungen schreiben, weil ich einfach nicht auf Dauer alles finanziell allein stemmen kann - 1 in 10 Monaten ist doch ausreichend?? (nach 13 Jahren ohne Arbeit!!)

Tja - und dann fällt mir auf, dass er immer wieder trinkt. Nicht täglich. Aber wenn wir mal einen Abend weggehen zu Vereins-Veranstaltungen oder mit Freunden, sind 4 / 5 / 6 0,5l-Gläser in 3 h kein Problem. Oder daheim mal eben 2 Flaschen Rotwein 0,7 - wo ich vielleicht eineinhalb Gläser dann abbekomme. Oder auch mal eine Flache Glühwein oder Wein allein.

Mittlerweile bin ich wirklich verzweifelt, weil ich nicht mehr die Kraft habe, allen Energie zu geben und alles am Laufen zu halten und dafür dann auch noch klein gemacht zu werden.

Vielleicht können Ihr mir helfen? Vielleicht ja auch nicht, zumindest hat mir das Schreiben klargemacht, dass ich so auf keinen Fall mehr weitermachen will, auch nicht wegen meiner Tochter - sie bekommt ein furchtbares Bild einer Beziehung und auch von ihm als Mann vermittelt - sie hängt sehr an ihm, doch sie sagte ihm in den letzte Wochen auch, dass es ihr lieber wäre, wenn er gehen würde.
B-C
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Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von B-C »

ach ja - hatte ich oben noch vergessen zu schreiben - ich habe bereits Kontakt zu einer Eheberatung aufgenommen, zumal meine Psychologin ihm dringend auch zu einer Therapie wegen seiner Depressionen rät (bei jedem gemeinsamen Termin!!), was er aber geflissentlich überhört...
Kontiki
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Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Kontiki »

B-C, ich kann Dir leider überhaupt nicht helfen, habe mich nur gerade ziemlich erschrocken über Deinen Bericht. Was Du nun schon seit einer ganzen Weile durchmachst, ist natürlich kräftezehrend und traurig. Vielleicht ist es wirklich nicht verkehrt, darüber nachzudenken, das Leben künftig allein zu stemmen, im Grunde machst Du das ja eh schon.. Würde er sich helfen lassen, einsehen, dass er ein Problem hat und einer Therapie zustimmen, sähe die Sache sicher anders aus, aber so..? Wie willst Du das weiter aushalten? Und auch Deiner Tochter scheint es ja schon sehr nahe zu gehen..

Ich hoffe, Du findest einen Weg, und sicher werden Dir hier auch noch andere schreiben und vielleicht Tips geben. Ich wünsche Dir jedenfalls weiter viel Kraft!

Liebe Grüße
Kat.
bodenlos
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Registriert: 31. Aug 2011, 10:54

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von bodenlos »

Liebe B - C,

da fehlen mir ernsthaft die Worte.

Obwohl man selbst in einer ähnlichen Situation steckt und bei sich selbst null rational denkt und handelt, weiß man es bei anderen "immer besser". Verzeih mir, aber euren Fall empfinde ich als wirklich hart und zerstörerisch....so etwas kenne ich von meinem Partner trotz Depression nicht.

Als Laie würde ich sagen, weist er viele "Symptome" auf, die deutlich zeigen, dass er despressiv ist. Und man soll, wenn man sich FÜR die Beziehung entscheidet, sicher auch lernen, mit bestimmten Verhaltenssituationen umzugehen, und diese nicht persönlich nehmen - so schwer das auch ist.
Meiner Meinung nach ist es bei euch aber so, dass DU sein Ventil für ALLES bist. Ich empfinde seinen Umgang mit dir als sehr unmenschlich. Egal, was alles hinter ihm liegt und wie schwer die Schicksalschläge sein mögen...und auch die Krankheit....ein depressiver Mensch kann denken und muss wissen, dass das kein angemessener Umgang ist. Es macht mich wirklich traurig, so etwas zu lesen.

Eine Leben ist das ja wirklich nicht. Wenn du zum Reden bereit bist und alles so abperlt. Gut, dass kennen Viele....aber so viel Gemeinheit und Argwohn musste ich zum Beispiel noch nie über mich ergehen lassen.

Mein Eindruck ist, dass du kreuzunglücklich bist, und deshalb solltest du aktiv werden. Hast du ihn denn schon einmal damit konfrontiert, dich zu trennen?

Neben dir tut mir aber vor allem deine Tochter Leid. Das in einer so entscheidenden Lebensphase zu erleben, ist wirklich nicht leicht.

Ich drücke die Daumen.
B-C
Beiträge: 5
Registriert: 25. Feb 2013, 02:25

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von B-C »

Danke für Eure rasche Antwort. Was ich mich nur oft frage - ist sein Verhalten auf das Krankheitsbild / die Bilder zurückzuführen? Oder ist er einfach ein Narzist, der als einziger gilt - und der Rest der Welt ist Staub unter seinen Füßen?


@hascherl - ja, ich habe ihm auch gesagt, dass ich langsam keine Chance mehr für eine Änderung sehe und dass mir eine Trennung als letzter Ausweg mittlerweile als einziger Ausweg erscheint. Das tut er dann als belanglos ab oder er reißt sich wieder 3 Tage zusammen - oder es kommt der Kommentar, WIR haben es ja noch nie wirklich versucht, dann sitzt er auch mal in Tränen aufgelöst vor mir - und weil ich weiß, dass er kein schlechter Mensch ist, sondern eben krank - und ich versuche ihm wieder zu helfen.
SadSadie
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Registriert: 17. Jan 2013, 04:55

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von SadSadie »

Hallo B-C,

tja, das ist hier wohl bei ganz vielen die Frage der Fragen! Was ist Depression, was ist Charakter? Was wird durch die Krankheit verursacht, wo der Betroffene nichts für kann, was geschieht ein wenig mit Absicht oder unter Gleichgültigkeit?

Diese Frage kann Dir leider keiner beantworten.

Aber ich denke mittlerweile, dass es ein Mix ist. Es gibt sicher Momente, wo der Betroffene einfach nur fertig, kaputt und angenervt ist - und dann eben gar nicht reagiert und agiert bzw. auch mal etwas harsch und ungerecht reagiert. Aber - wie hascherl es ja auch schon schrieb - ein Betroffener ist krank, kann vielleicht nichts fühlen, er ist aber nicht gehirnlos und doof! Er muss die Konsequenzen seines Handelns absehen im Umgang mit nahen Angehörigen. Woanders klappt das doch auch (z.B. im Job oder bei Freunden, Bekannten).
Meine These ist ja, dass viele Betroffene ganz genau merken, dass der Angehörige Rücksicht nimmt, ihm das Leben etwas erleichtert. Und wenn das dann mal grad nicht so klappt, wird das nicht verstanden und eingesehen (geht ja eben sonst auch) - und dann holt man die Keule raus (man wird garstig, schreit rum, wird frech und respektlos)... aber es liegt ja alles nur an der Krankheit!!! Die Entschuldigung also praktisch gleich parat. Und darauf kann man sich dann ja immer wieder berufen und ausruhen... und Verständnis fordern.

Man braucht schon ein dickes Fell... und muss abschalten können.

Achte auf Dich!!! Und überlege, ob Du Dir das vielleicht ein Lebenlang antun möchtest (denn es ist nicht immer der Fall, dass eine Therapie Erfolg zeigt... und auch vor Rückschlägen ist keiner sicher).

LG, Sadie
Salvatore
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Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Salvatore »

Hallo B-C,

ich schreibe dir als Betroffene und auch mir fehlten beim Lesen deines Beitrages die Worte!

Meine Vorschreiber haben Recht, es ist nicht immer leicht zu unterscheiden, was nun die Krankheit ist und was nicht.
Aber ich möchte unterstreichen, was Sadie geschrieben hat:
>ein Betroffener ist krank, kann vielleicht nichts fühlen, er ist aber nicht gehirnlos und doof

Genauso ist es! Auch ich habe mich oft fälschlicherweise angegriffen gefühlt und Situationen komplett falsch eingeschätzt. Auch für mich war alles schwierig, was mit Antrieb zu tun hat.
Es darf aber nicht sein, dass eine Depression als Ausrede dafür dient, sich absolut unmöglich und respektlos zu verhalten! ("Ich kann da nichts für, ich bin schließlich depressiv.")

Was du beschreibst ist menschenverachtend und sein erniedrigendes und (z.T. passiv) aggressives Verhalten ist nicht bloß ein Symptom der Krankheit. Vielleicht ist die Depression auch nicht seine einzige Diagnose, das vermag ich aber nicht zu beurteilen.

Bisher kam er mit seinem unmöglichen Verhalten ja immer irgendwie durch, auch wenn es zeitweise zwischen euch mal knallt.
Ich habe auch keinen konkreten Tipp für dich, aber vielleicht gelingt es dir ihm zu vermitteln, dass er schon längst sämtliche Grenzen überschritten hat.

Wenn du schon an Trennung denkst und die Atmosphäre zu Hause so verpestet ist - könntest du zur Not mit deiner Tochter für ein paar Tage woanders unterkommen?
Du bist ja selbst angeschlagen und ich an deiner Stelle bräuchte, glaube ich, irgendwann mal eine Pause.

Alles Gute,
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
sunshine45
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Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe B-C,
das was Du schreibst habe ich jahrelang ähnlich erlebt.
Es war die absolute Hölle und ich hing in der Schleife fest, dass ich doch Verständnis haben müßte wegen seiner Depressionen.
Viel später hat sich dann herausgestellt, dass die Depressionen bei ihm nicht an 1. Stelle stehen, sondern er noch an ganz anderen psychischen Erkrankungen leidet.
Wir sind seit 4 Jahren getrennt und vor wenigen Monaten hat er sich ENDLICH in Therapie begeben und kann im nachhinein zugeben, dass er sich mir gegenüber sehr schlecht verhalten hat. Vorher konnte er das nicht sehen.
Ich kann Dir nur dringend raten auf "Abstand" zu gehen, wie auch immer der für Dich aussehen wird.
Du kannst ihm nicht helfen, er muss es selbst wollen.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von elas »

Hallo, liebe B-C.


Was Du schreibst, berührt mich sehr.

Ich schreibe Dir hier als von Depressionen selber Betroffene (wiederkehrende Episoden),aber auch als Angehörige eines psychisch schwer kranken Menschen (meine Mutter, mittlerweile dement und im Alter psychotisch geworden.)

Habe ich Dich richtig verstanden, Ihr seid seit 1 Jahr verheiratet, seit 4 Jahren ein Paar. Lebt Ihr auch schon genauso lange zusammen? Oder erst seit der Heirat?

>Wir haben durchaus schwere Zeiten hinter uns, von Anfang an...<
so schreibst Du.

Nun, wenn wir in etwas älteren Jahren eine Liebesbeziehung eingehen, so hängt ein wenig mehr Lebensgeschichte daran, als so in ganz jungen Jahren.
Es hängen Haus und Hof und Ex und Kinder dran.
Unsere Lebensgeschichten eben.

Auch unsere jeweiligen Erkrankungen körperlich, seelisch....etc.

Das verunmöglicht aus meiner Sicht und auch aus meiner Erfahrung nicht, eine konstruktive uns sinngebende Beziehung führen zu können.

Es erfordert aber auch viel von jedem Liebespartner.
Z.B. sind und bleiben die Baustellen (innerlich und äußerlich) die Baustellen Deines Mannes, die er betrauern muss, mit denen er umgehen muss.
Eben auch mit helfender Psychotherapie.

Deine Baustellen bleiben Deine Baustellen, die Du für Dich bearbeiten kannst und musst.

Und dann gibt es noch eine Jugendliche im Haushalt.
Auch das will integriert werden.

Kein leichtes Unterfangen.
Alle Hochachtung von meiner Seite aus, wenn sich Menschen aus Liebe an eine Patch-Work-Familie heranwagen.

Und:

Ich spreche jetzt aus Erfahrung. Meine eigene Depression oder Erkrankung kann und darf gar nie Grund werden, mich oft oder dauerhaft respektlos und erniedrigend und ungerecht gegenüber anderen Menschen zu verhalten, geschweige denn gegenüber dem Liebespartner.
Die eigene Depression macht dünnhäutig, lässt einen sich zurückziehen, lässt überall Berge und Überforderungsgefühle entstehen.
Aber das ist durchaus kommunizierbar.

Ein No_go ist einfach das, was Du da beschreibst, jedenfalls in meinen Augen.

Eine Erkrankung, egal ob körperlich oder seelisch ist doch nicht ein Freibrief_____fortan Menschen in meinem Umfeld schlecht zu behandeln etc.

Du fragst
>was kann ich noch machen? Aufgeben?<

Du bist doch selber auch sehr angeschlagen, burnout und die Mobbing-Sache in der Männerdomäne. Du bist so tapfer in meinen Augen.

Was Du noch machen kannst?
Erst einmal auf Dich und Deine eigenen Grenzen achten.
Die Grenzen sind doch längst überschritten.
Du brauchst dringend einen neutralen inneren oder äußeren Ort, einen friedvollen Ort, an dem Du Kraft tanken kannst. Abstand gewinnen kannst aus diesem Beziehungs_Chaos.

Vorschläge haben ja schon meine Vorposterinnen gemacht.

Du fragst
>Aufgeben?<
Zur Not ja, aber das wäre ein letzter Schritt nach vielen anderen Schritten und Möglichkeiten vorab.

Ein Ehepartner / Partner kann in der Beziehung nicht das Leben des anderen stemmen.
So etwas funktioniert nie.

Und mein Credo ist auch immer. Niemand muss sich auf Dauer schlecht behandeln lassen.
Egal wieviele Fehler ein Mensch auch gemacht hat, schlechte Behandlung geht einfach nicht.

Ich wünsche Dir von Herzen gute Entscheidungen und auch den richtigen Abstand.



Selas

koboldin
________________________________

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Herd04
Beiträge: 1351
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Herd04 »

Liebe B-C,

ich liege im Moment mit einer fiebrigen Erkältung auf dem Sofa und halte mich deshalb beim Schreiben zurzeit zurück.

Aber dein Hilfeschrei, der mehr als berechtigt ist, lässt mich einfach nicht in Ruhe.
ich habe selbst die Depressionen in allen Facetten erlebt, kenne natürlich auch viele andere Leute mit dieser Diagnose und den Begleiterscheinungen.
Das, was du nennst, die unzähligen demütigenden Szenen gehören meiner Meinung nach überhaupt nicht dazu.
Das darfst du dir nicht mehr gefallen lassen, wenn du nicht willst, dass du seelisch verkümmerst. Ganz zu schweigen von deiner Tochter.
So viel Nichtachtung, Arroganz und auch Lügen verdient kein Mensch.
Ich bin ganz deiner Meinung. Vermutlich war die Hochzeit mit dir von seiner Seite als soziale Absicherung gedacht.

Für mich käme nur der Spruch in Frage, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Liebe B-C, ich sage das nicht so leichthin. Ich spreche aus Erfahrung. Mein erster Mann war nicht depressiv, dafür alkoholkrank. All die Demütigungen, Versprechungen (ich gehe zur Therapie, ich lasse mir helfen, ich mach das nicht wieder...)waren nur eins: leer.
Es kam noch körperliche Gewalt dazu, die - so blöd das klingen mag - endlich der Auslöser war, mich ohne Wenn und Aber zu trennen.

Die seelischen Narben, die Demütigungen sind vermutlich nie verheilt. ich sehe sie auch mit als Auslöser meiner Depressionen.

Ganz ehrlich, liebst du diesen Mann? Wenn ja, muss sich schnell, ganz schnell etwas ändern, sonst geht ihr, deine Tochter und du kaputt.

Ich hoffe, du nimmst mir meine offenen Worte nicht übel.
Ich habe zum Glück auch eine sehr positive Erfahrung gemacht. Seit 19 Jahren bin ich mit meinem zweiten Mann verheiratet, und das ist für mich mein größtes Geschenk, neben meinen Kindern.

Ich wünsche dir alles, alles Gute!

LG,E.
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von elas »

Hi, liebe B-C.

KE schreibt Dir
>...lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.<

Ich weiß jetzt nicht, inwieweit ich Dir mit meinem Post zu nahe trete, oder Dir eventuell sehr weh tue.

Ich wags trotzdem einmal.

Selber als Kind/Jugendliche aus einer dysfunktionalen Familie kommend, habe ich sämtliche Variationen von Missbrauch/Demütigungen etc. erlebt, selber und auch an den Eltern gegeneinander und miteinander.

Nun, erwachsen geworden konnte ich diesem "Irrenhaus" entfliehen, mittels Therapie meinen eigenen Weg finden etc. etc.

Aber eines weiß ich, und das habe ich für mein eigenes Leben konsequent durchgezogen.

AUS AUSSICHTSLOSEN UND DESTRUKTIVEN BEZIEHUNGEN KONNTE ICH MICH IMMER IMMER LÖSEN.

Damit meine ich im Wesentlichen Liebesbeziehungen.

Heute noch überschreitet meine demente und psychotische, 92jährige Mutter meine Grenzen, aus der Geschichte komme ich nicht mehr so ganz raus.

Aber____ich erlaube keinem Beziehungspartner mehr, über meine Grenzen zu gehen, auch keinen Freundinnen oder Bekannten.
Ich kämpfe schon, versuche, innerhalb meiner Möglichkeiten Konflikte auszuhalten, zu bearbeiten, das ist ja wichtig.

Ich prüfe genau.
Aber_eigentlich zeigen mir meine Symptome dann schon punktgenau, was noch geht und was nicht mehr geht.

Nun, das Leben als Alleinstehende Frau ist nicht unbedingt einfach.
Auch gerade während meiner Grippe im Moment tauchen Momente der Einsamkeit auf.
Nicht fein. Depressionsfördernd.

Aber ich bin davon überzeugt, dass nichts schlimmer ist im Leben als eine Beziehung, in der soviel Destruktion ist, in der Frau sich nicht gesehen fühlt, nicht gesehen wird.

Ja, ich bin Single-Frau ___Frau die schon Depressionen hatte und auch wieder kriegen kann.
Schlimmer ist festgebacken zu sein, in einer Beziehung, einer Liebesbeziehung, die gar nicht mehr meinen eigenen Bedürfnissen entspricht.
Das sage ich jetzt nur für mich alleine so.

Es ist sehr in Ordnung, wenn Frauen das so anders machen als ich, so Krisen überwinden etc. etc.

Mein Credo aufgrund meiner Biographie ist halt, kein Mensch darf mich mehr so schlecht behandeln, wie ich in der Kernfamilie behandelt worden bin.

Basta.

Anscheinend bin ich für meine Umwelt ziemlich authentisch in diesem Thema.
Es kommen nämlich seit vielen Jahren gar keine blöden und komischen Äußerungen mehr, warum ich derzeit keinen Partner habe,......


Ich kann nur grundsätzlich Mut machen zu der Entscheidung, bei sich selber zu bleiben.
Das Leben ist viel zu kurz, es an sinnlose Streitereien und unzugängliche Menschen zu vergeuden.

Also, liebe Mitforistin, hör gut in Dich rein.
So, wie Du es machst, so wird es richtig sein.


Ganz viele gute Energien für gute Entscheidungen schicke ich Dir hiermit einmal.
Falls dieses Medium überhaupt solche Vibtrations transportieren kann.


Selas
________________________________

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Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Tabarka1 »

Hallo B-C,
Ich glaube, es ist völlig egal was hier was ist und welchen Anteil daran Krankheit hat.
Für mich fühlt es sich so an, dass es Dir schwer fällt Dich und Dein Kind zu schützen. Und das ist aus meiner Sicht alarmierend. Denn Krankheit ist keine Erlaubnis, noch nicht einmal eine Ausrede, dass ich mich so entwertend behandeln lasse. Sei lieb zu Dir wenn er es nicht ist und schau, dass Du Dich schützt. Wie das aussieht und ob das in dieser Beziehung geht, weiß ich nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass Du beides ganz super dringend brauchst. Und Du hast es verdient.
LG
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
B-C
Beiträge: 5
Registriert: 25. Feb 2013, 02:25

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von B-C »

Ich danke Euch allen für die vielen Rückmeldungen. Ich fühl mich nicht ganz so allein dadurch.

Es ist schon richtig, in unserem Alter nochmal eine neue Beziehung zu starten ist nicht einfach, wirklich aufgrund der Altlasten, aber - es war ja kein MUSS zu heiraten. Bis letztes Jahr September hätte ich geschworen, dass wir beide es zu 100% wollten.

Weil die Frage auftauchte - mein Mann musste im Feb. 2010 das Haus räumen für die Versteigerung, im April ging er in die Klinik, wir hatten ihm eine kleine Wohnung hier im Ort gesucht, die hatte er zwar fast ein Jahr, aber wenn er sie 10 mal genutzt hat - im Prinzip wohnte er von Anfang an bei mir.

Dass ich gehe steht außer Frage, wir leben in meinem Elternhaus, meine Mutter im EG und wir haben eine große abgeschlossene Wohnung im 1. OG.

Ja, das mit dem selber angeschlagen stimmt schon, eine Kur letztes Jahr wurde abgelehnt und zwar hat mir meine Therapeutin eine 4 bis 6 wöchige Klinik-Reha vorgeschlagen, nur so wie die Situation im Moment daheim ist würd ich jeden Moment durchdrehen ob das alles klappt ohne Dauerzoff.

Ich denke realistischer wird wohl sein, dass ich mich mal für ein verlängertes Wochenende ausklinkt, um Kraft zu tanken.

Ansonsten habe ich doch recht deutlich Position bezogen und das merkt er auch - bzw. man merkt ihm an, dass ihn das verunsichert - ich bin aus dem Schlafzimmer ausgezogen ....mehr Abstand ist für mich, da ich auch krankgeschrieben bin und unser 2. Auto auch kaputt ist, nicht drin.

Im Moment warte ich auf eine Rückantwort von der Eheberatung und auf meinen nächsten Donnerstags-Gesprächstermin - und schaffe mir kleine Freiräume, morgen zB eine "Einzel-Trainingsstunde" mitmeinem Goldie.

Ich bin schon dankbar für ruhige Tage - die letzten 2 waren relativ ruhig, ohne Streit, heute früh bei einem Gespräch habe ich nur gemerkt, dass es bei ihm auch irgendwo am männlichen Stolz hängt - selbst wenn ich was besser weiß, darf ich es nicht sagen oder machen, weil dadurch fühlt er sich (totaler Quatsch aber ist so) herabgesetzt - er ist noch gut alt preußisch erzogen: der Mann ist das Oberhaupt und der Macher.... (nur - was tun wenn er eben nix macht.....)

Wie gesagt, ich danke Euch fürs Lesen und Antworten und Zuhören
B-C
Beiträge: 5
Registriert: 25. Feb 2013, 02:25

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von B-C »

Gestern aben hab ich einen Beitrag gelesen hier im Angehörigenforum, der mich sehr betroffen gemacht hat. Warum? Weil ich mich total angegriffen fühle. Es ist der Beitrag von Annette Fee - Depressive dürfen alles! - ich zitiere ihn mal eben hier rein, nachdem er auch für alle als eigener Beitrag nachzulesen ist:

annette fee schrieb:
> Liebe Angehörige,
> ich habe als Betroffene gerne auch mal in den Angehörigenteil hineingeschaut.
>
> Teils, weil mich aus Eigeninteresse interessiert, wie Angehörige diese Erkrankung aus ihrer Warte sehen, teils weil ich denke, das Betroffene Angehörigen was zu sagen haben und umgekehrt, und dies aus dem Abstand eines Forums heraus eventuell klarer zu sehen ist.
>
> Jetzt wiederholen sich hier manche Geschichten im Aufbau auf eine Weise, die ich für jeden Depressiven schlicht als diskriminierend empfinde. Grob zusammengefasst und etwas überspitzt lauten sie so:
>
> "Mein depressiver Partner/Partnerin behandelt mich wie den letzten Dreck.
> Er/Sie hilft mir nix.
> Er/Sie beleidigt und/oder betrügt mich.
> Er/Sie behandelt unser/mein Kind schlecht.
> Er/Sie gibt mir die Schuld an seinem Verhalten/ unserer schlechten Beziehung /seiner/Ihrer Krankheit/ an allem was schief läuft.
> (Er/Sie will/hat mich verlassen.
> Ich liebe Ihn/Sie trotzdem.)
> Ich will Ihm/Ihr helfen.
> Er/Sie lässt sich nicht helfen.
> (Ich will die Trennung nicht akzeptieren- was muß ich tun, um Ihn/ Sie zurückzubekommen?)"
>
> Ich als Betroffene fühle mich durch solche Berichte aufs höchste beleidigt.
>
> Hier wird jedes Scheißverhalten mit Depression erklärt, und noch nicht mal eindeutige Aussagen wie "Lass mich in Ruhe", "Ich möchte nicht mehr mit dir Zusammensein" usw. werden ernstgenommen, sonder als "krankheitsbedingt" eingestuft und der Betroffene damit ein weiteres mal abgewertet- als jemand, der so krank ist das man ihm helfen muß und seine Aussagen einfach vom Tisch fegen kann.
>
> Und als jemand, der ohne seine bessere Hälfte zum Untergang verurteilt ist, auf den man aufpassen und den man beschützen muß wie ein kleines Kind.
>
> Da frage ich mich, wer hier mehr krank ist- es gibt ja auch Diagnosen wie "Abhängige Persönlichkeitsstörung" und "Helfersyndrom".
>
> So langsam glaube ich echt an den Satz(ich weiß nicht von wem):
>
> "Diagnose ist nichts als üble Nachrede".
>
> Ich erwarte jetzt viel empörte Aufschreie- vielleicht gibst ja trotzdem einen Denkanstoß.
>
> Übrigends, ich habe Depressionen- aber ich habe weder eine Eingeschränkte Urteilsfähigkeit noch Probleme, zu wissen was ich will!
>
> Viele Grüße
> annette fee


ich habe die auf mich nicht zutreffenden Sachen mal in Klammern gesetzt. Sie schreibt, sie fühlt sich als Betroffene Kranke massiv beleidigt und diskrimiert (ebenso wie man wohl alle Depressive anscheinend diskrimiert..) Nachdem sie einige Sachen schreibt, die leider auch auf mich zutreffen, fühle ich mich einfach angegriffen.

Ich bin in dieses Forum gegangen, weil ich einfach nicht alles mit der durch Ärzte festgestellten Diagnose entschuldigen will, ich bin hier, weil ich einfach auch verstehen will, was passiert.

Uns Angehörige, die wir lieben, uns Sorgen machen und auch um eine Beziehung kämpfen, die wir lernen wollen, verstehen wollen, auch wissen wollen, was ist tatsächlich krankhaft depressiv, was narzistisch, Angehörige als per se selber "krank" abzutun, wir hätten das "Helfersyndrom" oder sonstiges, finde ich einfach bodenlos und unverschämt.

Ich glaube nicht, dass mein Mann ohne mich zum Untergang verurteilt wäre, auch ich kann allein klarkommen, ich habe Familie, einen guten Beruf, einen Freundeskreis - ja, mit 42 hat jeder seine Biografie, also hab ich auch wie viele andre Sorgen und Kummer, aber ich kann auch alleine leben. Ich werte ihn nicht ab, bevormunde ihn auch nicht, sondern ICH suche nach Wegen, um um unsere Beziehung zu kämpfen. Macht er mit,auch für sich - haben wir vielleicht eine Chance, wenn er den einen oder andren Weg mit mir geht. Will er das nicht, so kann ich zumindest sagen, dass ich für meinen Part alles versucht hab und nicht nur einfach alles hingeschmissen habe.

So und jetzt muss ich mich weiter abregen, denn solche Beiträge wie von Annette finde ich sowas von kontraproduktiv, wenn man sich unter ebenfalls betroffenen Angehörigen einfach Rat oder Austausch oder auch ein "Zurechtrücken" der Sichtweise sucht. Wenn einem da Diskriminierung und Beleidigung von betroffenen Kranken unterstellt wird, dann bin ich hier wohl vollkommen falsch....
MUT65
Beiträge: 448
Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von MUT65 »

Liebe B-C,

auch ich habe mich beim Lesen von Annette's Tread irgendwie schlecht gefühlt...dümmlich und unfähig. Ich bin mir sicher, dass das nicht ihre Absicht war/ist. Hier trifft man Angehörige in ganz unterschiedlichen Phasen - manch einer steht noch fast am Anfang, andere sind seit Jahren hier und im Kopf abgeklärter und distanzierter. Wenn Annette sich diskriminiert fühlt, ist das ihre Sache - den Schuh muss sich nicht jeder Angehörige anziehen.

Aber wie ich oben schon schrieb, fühlte ich sehr ähnlich. Gut finde ich an solch provokanten Beiträgen, dass sie immmer zu einer lebhaften Diskussion untereinander führen- da nehme ich mir vieles mit.

Ich schrieb es auch schon "Schwester" - wir als Angehörige hier dürfen jammern und auch mal flehen und hadern- wenn nicht hier, wo denn dann? Welcher Weg für Dich der richtige ist, kann Dir niemand sagen...Du wirst ihn finden. Ich bin mit der schweren Depression meines "Freundes" seit fast einem Jahr knfrontiert, getrennt, weil er allein sein muss, hat er sich aber erst vor 3 Monaten.

Meine Liebe ist da...wenn auch zur Zeit nicht gewollt - solange er mich nicht mir nicht klar sagt dass ich gehen soll, versuche ich ihm auf meine Art zu zeigen dass ich DA bin - dabei stecke ich oft nicht unverschuldet heftige Schmerzen, bzw.verbale Ohrfeigen ein, wenn man ein Schweigen so nennen mag....

Ich fühle mich ganz und gar nicht abhängig - wenn ich wollte, könnte ich mich umdrehen und mir ein Trösterli suchen- das ist aber zur Zeit keine Option für mich.

Also tief Luft holen- was sagte Oma immer : " nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird"

Herzlicher Gruß,

Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Tabarka1 »

Hallo B-C,
Ich stelle mal meine Antwort an Annette vorweg:
Liebe Annette,
Ja so kommen manche Menschen bei anderen Menschen an und es ist gut, dies auszusprechen, aufzuschreiben und wirklich wahrzunehmen.
Es gibt bei der Depression die sogenannte "male depression", also männliche Depression. Diese zeichnet sich u.a. durch unangepasstes aggressives Verhalten aus. Und auf der anderen Seite stehe dann z.B. ich. Der Mann den ich kannte, der nach zwei Arbeitslosigkeiten und einer fast gescheiterten Umschulung nicht mehr wieder zu erkennen war. Was tun? Ärzte haben mir als Angehörige geraten, Verständnis für die Krankheit zu haben und keine wichtige Entscheidung zu treffen. Unterstützung habe ich überhaupt keine erhalten, eher im Gegenteil (s.o.)
Der "Kranke" erhält Unterstützung, ich als Angehörige werde ausgeschlossen und werde zu aktivem Warten aufgefordert.
Ja ich brauchte und brauche Hilfe. Bin ich krank? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist das Zusammenleben mit einem Menschen, der in meiner Wahrnehmung,fast zufällig, immer wieder nicht da ist - mindestens emotional - hoch belastend. Aggressive Impulse machen dies noch schlimmer. Wobei sie bei meinem Mann "nur" verbal waren. Ob es krank ist, daran zu glauben, dass er wieder gesund wird?
Mir ist es letztlich egal, wieviel davon Depression ist. Ich weiß heute, und der Weg war und ist schwer, ich muss mich selbst schützen, für meine Bedürfnisse selbst sorgen und sein Elend nicht zu meinem machen. Und es ist jeden Tag wieder eine Herausforderung in den Spiegel zu schauen.
Lieben Gruß
Tabarka
... soweit das Zitat.
Schade, dass die Äußerung von Annette Dich so trifft. Und gut, dass Du einen Weg findest, dies zu äußern. Und ich habe erlebt, dass es auch Unterschiede machen kann, wer wie depressiv ist.
Gleichzeitig weiß ich auch, dass ein Weg mit der Depression in einer Partnerschaft nur auch über massive Veränderung von uns Angehörigen geht. Da müssen wir das eine oder andere Male ziemlich erschreckt in den Spiegel schauen. Und dabei könnte Annettes Beitrag Dir helfen. Zu schauen: wo übernehme ich Verantwortung für ein Leben welches nicht meines ist? Wo lasse ich mir Dinge gefallen und ziehe keine Grenze, obwohl ich sie dringend brauche?
Mir hilft das in meiner eigenen Entwicklung sehr.
Und ich kann mich meiner Vorschreiberin nur anschließen: auch wir Angehörigen sind an ganz unterschiedlichen Stellen unserer Entwicklung unterwegs.
Ich wünsche Dir viel Mut für den liebevollen Blick in den Spiegel.
LG
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
jep

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von jep »

hallo B-C,

das du mich hier als "Bodenlos Unverschämt" bezeichnest, lasse ich mal so stehen- das mein Beitrag provokativ war, ist mir bewusst. Vielleicht nützt dirs trotzdem was- wenn wir uns so über andere aufregen (und ich hatte dich ja nicht persönlich angesprochen-oder?) ist ja doch meist ein Stück Selbsterkenntnis dabei. Das ist umgekehrt sicher genauso.

Ist schon irgendwie strange- meine Begründung, warum ich mich als Betroffene, und eigentlich auch als Angehörige (meine Tochter leidet ebenfalls unter Depressionen)von einigen Aussagen hier in meiner Würde angegriffen fühle, empfindest du wiederum als Beleidigend.

Es wäre mir auch recht gewesen, wenn du direkt in meinem Treat geantwortet hättest, ich lese hier nicht alles.

Wenn du dich weiter von deinem Partner schickanieren lassen willst(und deine Tochter dazu), ist das deine Entscheidung, auch wenn ich sowas persönlich immer traurig finde. Mit oder ohne irgendeiner Diagnose. Deine Tochter kann sichs halt nicht raussuchen- oder?

Wenn du eine "Männliche Form der Depression" dafür als Begründung gelten lässt, wird davon eure Situation nicht besser.

Aber ich stehe dazu: weder Männer noch Frauen mit Depressionen müssen aufgrund dieser Krankheit zu A.......... werden, und wenn sie solche Anwandlungen bekommen, sollen sie sich gefälligst in Behandlung begeben, und ihre Umgebung damit in Ruhe lassen.

Mir gings etliche Wochen lang ziemlich mies,und ein Jahr lang sehr mässig, war kurz vor der Klinik,aber ich habe mich zurückgezogen, von meiner Familie Unterstützung und Ruhe gefordert, mich in ärztliche Behandlung begeben und hätte trotzdem beinahe mein fast fertiges Studium geschmissen (2.Ausbildung, ich bin so alt wie du). Aber ich habe niemanden beleidigt und runtergemacht oder mich sonstwie beschissen verhalten- auch wenns für meine Familie trotzdem nicht leicht war.

Und obs nun eine Diagnose gibt, die so ein Verhalten rechtfertigt, weis ich nicht- Depressionen stehen auf meinem Diagnosezettel, den ich mit mir rumschleppe, und ich will nicht mit solchen Leuten in einen Topf geworfen werden. Und auch mir selbst gestatte ich nicht, meine Diagnose als Entschuldigung für alles vor mir herzutragen. Ich würde mich und meine Kinder von niemanden auf der Welt so behandeln lassen wie du das berichtest- und ich bin ganz sicher, mein Mann auch nicht!

Ich wünsche Dir und deiner Tochter alles Gute- und vielegute Entscheidungen.

Liebe Grüße
annette fee
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Tabarka1 »

Hi,
zunächst, falls es einen interessiert ein Link zum Thema male depression :
http://www.kup.at/kup/pdf/8384.pdf
und:
Die Diagnose darf auf keinen Fall ein Freibrief sein!
Und für mich war sie ein Problem, mein Partner hat "Krankheitssymptome" die mich extrem belasten. Das kann auch bei körperlichen Erkrankungen so sein, doch nimmt man diese Symptome selten persönlich, oder?
Es gab zwischen uns in unserer Beziehung keinen Anhaltspunkt für die Veränderung.
So wie Du Annette das beschreibst: ich brauchte meine Ruhe. So brauchte er dieses Austicken wegen Kleinigkeiten. Und Du scheinst keinen Zweifel zu haben, dass es das ist, was Du brauchst. Hatte er auch nicht.
Und es traf mich bzw. uns zunächst überhaupt nicht. Er wurde im Auto als Autofahrer immer wütender - o.k. dann bin ich halt gefahren und es ging und es war einfach nur merkwürdig.
Als es gegen mich ging, habe ich mich deutlich zur Wehr gesetzt, aber inzwischen auch die anderen Dramen sehr deutlich gesehen: nur noch 5 Stunden Schlaf pro Nacht, ca. 14 Stunden Arbeiten pro Tag an 7 Tagen und trotzdem nicht fertig werden, Erinnerungslücken, zusammenhängende Gespräche kaum möglich. Das letzte hat mich nicht so sehr belastet, die Aggressivität schon.
Ich habe mich von unserer gemeinsamen Ärtztin beraten lassen, die mir durchhalten empfahl, wie viele weitere Mediziner.
Und er hat sich helfen lassen. Mit AD ist Aggressivität kein Problem mehr. Aber sobald die Dosis runter geht wird's wieder mehr. Also ist es wohl Teil von Depression, wenn auch eine andere Form, als Du sie hattest.
Ich finde es schade, dass die Diskussion jetzt zwischen den ganz unterschiedlichen Leben von Dir Annette und Dir B-C eine Schärfe bekommen hat, die vermutlich euch beiden nicht gut tut.
Depression ist für mich heute eine Chance zur persönlichen Reifung sowohl als Angehörige, als auch als Betroffene. ( das hätte ich noch vor zwei Jahren nicht gedacht, dass ich sowas mal denken würde, geschweige denn schreiben)
Und jede(r) entscheidet für sich, ob die Chance ergriffen wird
- ob ich mich selbst hinterfrage?
- ob ich mich damit konfrontiere, wie es meinem Angehörigen mit der Erkrankung oder dem Erkrankten mit den Reaktionen der Angehörigen geht?
- ob ich die Beziehung hinterfrage?
- ob ich mich hinterfragen lasse?
- wie ich mir helfen lasse?
In diesem Sinne können wir als Angehörige und sicher auch die Betroffenen gut Feedback gebrauchen.
Und jede (r) von uns muss eigene Konsequenzen ziehen und tragen.
Und ich glaube es ist ein großer Schritt für jede(n) von uns das eigene Drama überhaupt aufzuschreiben.
Es ist der erste Schritt zu Distanz. Und aus der Distanz heraus, ist mein Kopf eher klarer und ich komme eher zu einer Entscheidung, die mich trägt.
Und in diesem Sinne hoffe ich dass ihr beide den Mut habt die Diskussion weiter zu führen.
Viele Grüße
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
jep

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von jep »

hallo Tabarka,

nun gut, es mag male Depression geben- aber auch die scheinen ja behandelbar zu sein.

Und auf Agressionen hast du aktiv reagiert- das Autofahren übernommen, Agressionen gegen dich nicht hingenommen.

Und dein Partner hat ebenfalls reagiert, indem er seine Medikamente nimmt.

Aber wenn er das nicht gemacht hätte? hättest du ihn überall entschuldigt, oder wärst du gegangen?

Ansonsten halte ich Diskussionen für wichtig. das ich dann aber nicht in dem von mir "angezettelten" threat( wo auch heftig, aber fair dikutiert wird), sondern auf völlig anderer Schiene so angegangen werde, hat mich schon gewundert- aber ich bin zur Zeit ziemlich gut drauf (ich nehm auch brav meine ADs und renne in die Therapie und täglich eine Stunde durch die Prairie und schnippel so viel Gemüse das mir bald Hasenohren wachsen .

Und so sehe ich das hier eher als ein Zeichen, das ich bei B-C einen wunden Punkt getroffen habe, und ziehe mich aus dieser Diskussion zurück, vielleicht braucht sie gerade andere Antworten.

Und auch aus dem Angehörigenforum werde ich mich verdrücken, schließlich gehöre ich ja zu den Betroffenen.

Und mein eigenes Thema als Angehörige? brauch ich hier nicht auszubreiten, meine Tochter machts nämlich richtig klasse-sie kümmert sich um ihre Behandlung, und ich bin richtig stolz auf sie.

Liebe grüße
annette fee
Ulysses
Beiträge: 594
Registriert: 19. Jan 2013, 17:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Ulysses »

Hallo Ihr,

Tabarka, danke für Deine Beiträge hier. Ich finde Deine Art zu schreiben sehr angenehm, und man merkt es Dir an, dass die von Dir angesprochenen Fragen an sich selber und die Arbeit an sich selber nicht nur leere Worthülsen sind. Sondern dass Du Dich selber intensiv damit auseinandergesetzt hast.

Zum angesprochenen Thread und dem Thema dieser Auseinandersetzung möchte ich hier nichts schreiben. Aber vielleicht ein Bild, das mir oft hilft, mich selber runterzufahren, wenn ich bei einzelnen Beiträgen innerlich hochkoche:

Wenn Du zur Rush-Hour in München in die U-Bahn steigst, würdest Du dann automatisch davon ausgehen, mit jedem der zahlreichen Fahrgäste gut klarzukommen? Jeden kennenlernen zu wollen? Jeden nett/attraktiv/interessant zu finden, egal wie alt und welcher Typ? Dir von jedem in Deine Abend-Gestaltung oder Deinen Einkaufszettel reinreden zu lassen? Dir von jedem Tips anhören? Dich jedem verbunden zu fühlen und auch jedem Dein Leben zu erzählen? Bloß weil euch gerade alle verbindet, dass ihr von A nach B fahren wollt?

Ich weiß, das Bild hinkt. Hier geht es nicht "nur" um eine kurze U-Bahn-Fahrt, sondern oft um eine irre Reise durchs Leben. Und trotzdem macht es für mich deutlich: Wir sind so bunt zusammengewürfelt hier wie zufällige Mitpassanten im Zug. Nur dass man es nicht sieht, hört, riecht. Die Worte sehen auf den ersten Blick gleich aus. Live würde sich sofort ganz natürlich sortieren, wer zu wem passt und wer wen nicht riechen kann, und das ist gut so. Das Leben wäre ja sonst noch viel anstrengender als es eh oft ist...

Gerade das geschriebene Wort und die Anonymität hier erleichtern den Austausch, die Hemmschwelle ist geringer. Auch das ist gut so, denn sonst gäbe es hier viele Beiträge gar nicht, vor allem (meiner eigenen Erfahrung nach) in schlechten Phasen als Betroffene. Aber trotzdem hilft mir der Gedanke, dass dahinter komplett unterschiedliche, bunte Menschen sitzen. Und ich muss nicht mit jedem können, ich kann auch weghören. (Oder mich fragen, warum ich das nicht kann...)

Liebe Grüße

Ulysses
Tabarka1
Beiträge: 267
Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Tabarka1 »

Liebe B-C,
Bist Du noch dabei? Oder haben Dich die Beiträge erschreckt?
Ich finde das Bild von Ulysses wunderbar. Ja vielleicht haben wir uns gestern irgendwo in der Stadt gesehen ... Vielleicht fanden wir den Anderen auch irgendwie merkwürdig? Oder wären wir uns sympathisch?
Aber hier über unsere so persönlichen Dramen so offen schreiben zu können bedeutet mir viel. Mir fehlt oft der Mut dies gegenüber anderen zu offenbaren. Und es ist das Drama auch zwischen zwei Menschen. Wieviel persönliches von und mit meinem Partner erzähle ich unseren Freunden, die sich ohnehin von ihm zurückgezogen haben? Verstärke ich damit seine Einsamkeit? Ich habe auch Freunde nur für mich alleine, da fällt es mir leichter, aber auch da frage ich mich oft, gibt es einen intimen Raum in unserer Beziehung, den ich schützen will?
@ Ulysses : Danke, das tut gut.
Ich habe meinen Beitrag danach noch einmal gelesen und mich gefragt, wie sehr das Schreiben für mich auch dazu da ist mich selbst immer wieder zu überzeugen.
Mir wirklich auch Mut für meine Sicht zu machen. Vielleicht gelingt es mir dann noch mehr mein Herz zu öffnen und meine Not, aber auch meine Bedürfnisse und meine Gefühle in die Welt zu tragen.

Habt ihr heute die Sonne gesehen?
Ich glaube der Frühling legt los!!
LG
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
Ulysses
Beiträge: 594
Registriert: 19. Jan 2013, 17:34

Re: was kann ich noch machen? Aufgeben?

Beitrag von Ulysses »

@ Tabarka:

Wieviel persönliches von und mit meinem Partner erzähle ich unseren Freunden, die sich ohnehin von ihm zurückgezogen haben? Verstärke ich damit seine Einsamkeit? Ich habe auch Freunde nur für mich alleine, da fällt es mir leichter, aber auch da frage ich mich oft, gibt es einen intimen Raum in unserer Beziehung, den ich schützen will?

Da sind für mich sehr treffende Fragen, die ich auch mir selber stellen will. Ich weiß aus meinen schlechten Zeiten als Betroffene, dass ich es kaum ertragen habe, wenn jemand "über mich" geredet hat. Weil ich mich ja selber nicht ertragen habe, und weil mir alles dermaßen peinlich war, dass ich manchmal dachte, mein Gesicht verbrennt vor Scham.
Und gleichzeitig muss ich über Situationen als Angehörige reden. Sonst gehe ich dabei kaputt und verliere meine Balance komplett.

Das Bild eines intimen Raumes, den ich schützen will, finde ich gerade total schön. Nicht mit dem Unterton von "verschweigen und verstecken", sondern sowas wie "das ist unseres, das geht keinen was an". Mit einer liebevollen, akzeptierenden haltung.

Ich merke, dass der Gedanke mir gut tut. Und auch der Beziehung. Dass es dabei mehr um's Sein geht, und nicht dauernd um "warum, wie geht es ihr, was hat dies oder jenes zu bedeuten,..."

Herzliche Grüße und danke für das Bild,

Ulysses
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