Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

lovelycarma
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Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo,

ich habe die Vermutung das mein Partner an einer Depression leidet, anders kann ich mir sein Verhalten nicht erklären.
Er hat vor ca. 1/2 Jahr seine Arbeit verloren und igelt sich seit dem immer mehr ein. Ich darf ihn nicht fragen was er so tagsüber gemacht hat, wie es ihm geht usw. ... eigentlich darf ich gar nichts mehr sagen. Ich darf auch nicht von mir erzählen oder small talk mit ihm führen. Jegliche Bemerkung von mir wird als Meckern interpretiert und er macht mich sofort pampig an. Mit der Zeit hat sich dies immer mehr gesteigert. Zeitweise, wenn es Konflikte gab, sitzt er einfach da und spricht und reagiert überhaupt nicht mehr. Es gibt Tage, wenn ich ihm eine Frage stelle (sowas Allgemeines, wie ob er etwas zu Abend essen will) muss ich gefühlt eine Minute warten bis er was sagt ( und dann sagt er nur ja oder nein und das total leise, dass ich nochmal nachfragen muss). Er zieht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, manchmal zeigte er mir den Stinkefinger, sobald ich in seine Richtung sah. Wenn es mir oder unserem Kind schlecht geht ignoriert er es oder sagt nur "na und?!". Ich getraue mir nicht mehr in meiner eigenen Wohnung irgendwas zu machen, wenn er da ist verkrieche ich mich um ja nicht Gefahr zu laufen wieder "negativ" aufzufallen.
Jetzt hat er mir eröffnet, dass ich ihm total auf den Geist gehen würde und er nicht weiß ob er die Beziehung noch will. Ich habe die letzten Wochen versucht ihn immer den Rücken zu stärken und ihm (im Rahmen der mir auf erlegten engen Grenzen) zu zeigen, dass ich ihn liebe. Und nun das.... Was mit seinem Kind ist, ist ihm egal. Ja, es gehe ihm schlecht -- er würde aber nicht zum Arzt gehen, und nein er wölle keine Paartherapie machen -- er sieht nicht, dass sich hierdurch etwas ändern würde. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich nicht glaube, dass es ihm ohne uns besser gehen wird -- Ja, das währe halt dann seine Lebenssituation.
Mittlerweile bin ich mit den Nerven fertig und könnte nur noch heulen. Er hat sich aus den täglichen Pflichten nun auch zurückgezogen. Es bleibt alles an mir hängen.
Ich habe das Gefühl, dass er mich für irgendwas büßen lassen will und da ich nicht finanziell von ihm abhängig bin, versucht er es über die emotionale Schiene.

Eigentlich müsste ich ihn jetzt vor die Tür setzen. Ich gehe aber davon aus, dass dies sowohl unserem Kind als auch ihm schaden würde. Ich weiß mir schlichtweg keinen Rat mehr und bin am Ende. Ich habe schon darüber nachgedacht, wenn er wieder nur dasitzt und nichts sagt und macht, den Notarzt zu rufen. Hat jemand mit diesem Verhalten Erfahrungen gemacht?
LG
lovelycarma
krank?
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von krank? »

Hallo

Will Dein Mann aus dieser Situation denn wieder heraus ? Also bewirbt er sich auf eine andere Stelle, sucht er nach Arbeit ? Das muss er dir ja nicht sagen, aber an der Post bekommst du es ja mit ob Absagen oder so etwas zurückkommt.

Unternimmt er denn etwas mit eurem Kind zusammen oder ist ihm das auch zuviel oder egal ?

Hat er Freunde mit denen er sich noch trifft ?

Geht er seinen Hobbys die er früher hatte noch nach ?


krank?
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo,
ob er gegen seine Situation etwas tut kann ich nicht sagen, denn ich bekomme die Post nicht zu sehen. Ich gehe zeitig aus dem Haus. Über etwaige Vorstellungsgespräche oder Bewerbungen spricht er nicht (er spricht überhaupt nicht!!!!). Er geht auch keine Hobbys mehr nach. Wir waren früher (also vor einem halben Jahr) tanzen, er hat Badminton gespielt. Auch sonst herrscht ein totales Desinteresse über das aktuelle Zeitgeschehen. Wenn ich da bin, interessiert er sich sehr wenig für sein Kind, die Versorgung und Bespaßung bleibt an mir hängen. Wenn ich Vorschläge mache für Freizeitaktivitäten, werden diese strickt abgelehnt. Das höchste an gemeinsamer Aktivität ist ein Spaziergang am Wochenende, aber bitte nicht dabei sprechen.
Den Kontakt zu Freunden hat er abgebrochen. Eine gute Freundin (eigentlich seine beste) hat vor einigen Wochen ihr zweites Kind bekommen. Ich habe den Vorschlag gemacht, dem kleinen Erdenbürger ein Geschenk vorbeizubringen. Reaktion ---Nein.
Vor der Krise hatten wir für Anfang Oktober einen Urlaub geplant. Es sollte nichts großes mit viel Vorbereitung sein. Als ich Ende September mal nachgefragt habe, was wir den machen wollen, hat er mir nur erklärt, dass er nicht mehr in den Urlaub fährt. Er müsse es auch nicht begründen. Aufgrund seiner Arbeitslosigkeit haben wir aber keinen finanziellen Engpass, Geld war also nicht der Grund.
Bisher war meine Hoffnung immer, dass er schnell wieder einen Job findet und sich seine Laune bessert. Mittlerweile glaube ich, dass er sich ggf. noch bewirbt, aber aufgrund seiner negativen Ausstrahlung wenig Chancen auf einen Job hat.
Es gab auch Wochen, an denen der vormals sehr gepflegte Mann, sich komplett unrasiert und ungewaschen, in alten schlampigen Klamotten, nur noch rülpsend und furzend durch die Wohnung bewegte.
bodenlos
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von bodenlos »

Hallo

dein Beitrag hat mich sehr berührt und ich frage mich, wie du das aushältst?!

Ich habe auch einen depressiven Partner, doch leben wir nicht zusammen. Ich schätze, ich mache auch viele Zugestädnisse in unserer Beziehung auf Grund der Krankheit, aber so weit, wie du deine momentane Situation zu Hause und deine Rolle in der Beziehung beschreibst, würde / könnte ich niemals (!) gehen. Bei allem Verständnis gegenüber der Krankheit gibt es doch klare Grenzen. Du verbiegst dich, leidest wie ein Hund und lässt dich demütigen.

Mein Freund würde mir genau ein einziges Mal den Stinkefinger zeigen!!! Auch ein Depressiver sollte gewisse Spielregeln einhalten.

Du schreibst es ja eigentlich selbst, auch wenn es zwischen den Zeilen steht, du kannst es ihm nicht Recht machen.

Dem Kind zu Liebe bei ihm bleiben? Ich würde sagen "Nein"...euer Kind würde wohl mehr unter diesen lieb- und respektlosen Situation leiden...das denke ich zumindest.

ich kann dir nur einen Rat geben...Lass dich SO auf keinen Fall behandeln!!!

Alles Gute für dich!
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo hascherl,
dank für Deine einfühlsamen Worte. Endlich jemand der mich, wenigstens ein Stückweit versteht.
Nein, eigentlich ist es nicht auszuhalten. Wieso ich es (noch) kann? Ich lasse mich nicht demütigen, ich verlasse den Raum, gehe auf Distanz. Ich bin nicht von ihm abhängig. Wenn er geht (was er mir ja schon angedroht hat), wird er das meiste verlieren. Es wird seine Situation nicht verbessern, eher im Gegenteil. Ich bin nicht das Problem, ich bin nicht schuldig. Das sieht er momentan nicht, ich habe aber die Hoffnung, dass er es irgendwann erkennen wird.
Leider bin ich offensichtlich die Einzige, die mit seinen Launen auskommen muss. Gegenüber seinem Vater kuscht er, zur Freundin seines Vaters ist er höfflich.Zu anderen hat er keine oder nur sehr losen Kontakt. Keiner will mir glauben was hier ab geht.
Typische Antworten: "Ach, vielleicht ist er nur ein Morgenmuffel, dass er früh nicht spricht. Er ist ja grundsätzlich der zurückhaltenden Typ." Der absolute Knaller war sein Vater. Der meinte, dass es doch vollkommen logisch ist, dass wenn ich Widerworte gebe, dass mein Partner pampig wird.(Sorry, ich bin nun mal kein abgerichtet Schäferhund!!!)
Ich rede mit Engelszungen auf ihn ein doch einmal zum Hausarzt zu gehen, vielleicht auch nur wegen der körperlichen Beschwerden (die ggf. psychisch bedingt sind). - Nein!
Ich habe jetzt zwei Termin bei einer Paartherapie gemacht. Einen kann er sich aussuchen, wenn ihm noch etwas an seiner Familie liegt. Macht er es nicht, werden ich einen Termin beim Jugendamt bzgl. Unterhalt machen und er soll aufnehmen, was er aus der Wohnung mitnehmen will damit ich es zeitnah ersetzen kann. Von einem Gespräch mit einer neutralen Person erhoffe ich mir, dass ihm gesagt wird, dass solch ein Verhalten nicht "normal" ist. Ich hoffe auf Einsicht/Erkenntnis bei ihm. Oder auf Kraft für mich ohne ihn weiter zu machen.
Dennoch denke ich immer noch daran, wie er vor dieser furchtbaren Episode war ... ein einfühlsamer, feinsinniger und humorvoller Mann ... das kann doch nicht alles weg sein!!!

LG lovelycarma
krank?
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von krank? »

Hallo lovlycama,

gerade bei sensiblen,feinfühligen Menschen kommt es schneller zu Überreizungen. Sie machen sich mehr Gedanken, warum, wehalb, das Gedankenkarussel dreht sich. Vielleicht sind diese Menschen auch anfälliger für Depressionen.
Es ist schwierig, da er nicht kooperiert, und fremde Hilfe ablehnt. Es ist richtig, Depressive wie Nicht Depressive sollten sich an gewisse Umgangsformen halten. Jeder Nicht Depressive wird schon ein paar Mal in seinem Leben eine Situation durchgemacht haben, wo mit ihm die "Pferde durchgegangen" sind. Das passiert eben immer in Situationen wo es zu starken Reizungen oder Emotionen gekommen ist. Wenn man als Sensibler an einer dauernden "Überreizung" leidet, passieren die Überschreitungen leider öfters. Sie leiden ja selber darunter und versuchen es zu kompensieren, indem sie sich zurückziehen, weniger Reize auch sich wirken lassen wollen. Weniger reden um weniger Angriffsfläche zu geben zu etwas das man gesagt hat.
Mehr dazu auch unter :

http://www.janis-purucker.de/hochsensibel.htm


Ich weis nicht ob eine sofortige Trennung, über das Jugendamt wirklich nötig ist ? Vielleicht kannst Du Dich mit ihm auf eine Trennung einigen, daß er für einiger Zeit auszieht, ihr aber in Kontakt bleibt.


Ich denke Du möchtest ihn doch so wieder erleben wie er vorher war ? Ich würde auch nicht von vorne herein ein Zeitfenster festlegen, bis wann ihr euch endgültig entscheidet, um hier nicht gleich wieder Druck aufzubauen.
Letzendlich musst es aber Du entscheiden. Es ist Dein Leben.

krank?
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo krank?,
danke für Deine Antwort. Du hast sicherlich recht mit Deiner Vermutung bzgl. der Hochsensibilität (sehr interessanter link!). Jeglicher Einfluss von außen ist zu viel für ihn. Am liebsten sitzt er mit Kopfhörern vor dem Rechner.
Ich gehe (ohne natürlich Fachmann zu sein, aber dafür mit eigenen Erfahrung zum Thema) von einer Depression aus. Er fühlt sich minderwertig und jede Aktion von mir wird als Angriff gegen seine Person gewertet. Ich halte ihn nicht für kompetent, für klug, für männlich.... Nur ihm geht es schlecht, die Welt ist ungerecht.
Die Beleidigungen nehme ich nicht mehr persönlich. Ich sage ihm aber, dass ich es daneben finde.
Der letzte Abschnitt ist vollkommen richtig ... ich möchte, dass er wieder gesund wird, ich möchte, dass er wieder der Vater und Partner ist, der er vor dem Jobverlust war. Ich habe das letzte halbe Jahr immer schön Eiei gemacht, bin immer wieder auf ihn zu gegangen mit dem Resultat, dass er nichts gegen diese negative Entwicklung unternommen hat (im übrigen nicht die erste depressive Phase in seinem Leben). Ich muss auch noch leben, nicht nur für unser Kind und für meinen Job ... ich will fröhlich sein ohne diese Krankheit. Nur weil man krank ist (egal psychisch oder physisch) ist man doch nicht von alle Pflichten entbunden und kann tun zu was man lustig ist. Sicherlich ist die Drohung mit den Jugendamt hart, ich bin aber auch der Meinung, dass im klar sein muss, dass es auch ohne ihn weitergehen wird. Er kann gerne an unserem Leben teilhaben, aber nicht nur zu seinen Konditionen.

LG lovelycarma
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Ich kann nicht mehr.
Mein Partner hat jetzt zwar Paartherapie zugestimmt. Aber natürlich nicht ohne einen dummen Spruch "Wer glaubt sich da einmischen zu müssen". Er ignoriert mich weiterhin. Am Wochenende hat er sich, wenn er irgendwo saß, schlafend gestellt, wenn ich angesprochen habe. Wenn er gerade stand, wenn ich ihn ansprach, hat er mir einfach nicht geantwortet. Gespräche sind, auch ohne das ein Disput vorausgegangen ist, zäh. Auf einfache Fragen bekomme ich erst nach 1-2 Minuten eine Antwort. Die Antwort ist dann nur ein Knurren, nicht ein klares Ja oder Nein, sodass ich noch einmal nachfragen muss.
Gestern hatte ich mit der Freundin seines Vaters ein Gespräch. Ich habe mir erhofft, dass sie mal mit ihn sprechen kann, dass er doch wenigstens wegen sein körperlichen Beschwerden einen Arzt aufsucht. Sie sieht keinen Grund, es ist doch alles in Ordnung und wenn man sich trennen will, dann sollte man das schön unter sich ausmachen. Langsam zweifle ich an mir selbst. Wenn er mit anderen telefoniert, kann er plötzlich in ganzen Sätzen sprechen und ist freundlich. Sobald ich versuche mit ihm zu sprechen herrscht Schweigen. Das was hier abläuft, bekommt außen keiner mit und ich gehe daran kaputt.
Ich frage mich wie er es schafft diese Fassade zu erhalten. Wenn ich ihn früh sehe, kommt er kaum aus den Bett, läuft durch die Wohnung wie ein gebrochener Mann und dennoch wenn er dann mal ans Telefon geht, ist er plötzlich sowas von nett.
sunshine45
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von sunshine45 »

Hallo lovelycarma,
ich weiß jetzt nicht ob es Dich tröstet, aber es geht den meisten Angehörigen so, dass sie den Erkrankten völlig anders erleben aus die Außenwelt.
Das ist schon eine schlimme Situation, denn man selbst bekommt alle möglichen Agressionen, absolutes Stillschweigen, vorwurfsvolles oder leidendes Schauen etc....
Das macht einen auf die Dauer auch krank und sehr einsam.

Es klingt für mich auch sehr wahrscheinlich, dass Dein Mann an einer Depression leidet. Ein Jobverlust bei einem Mann wiegt noch viel schwerer als bei einer Frau. Der Versorger der Familie ist arbeitslos, zu nichts mehr nutze, fühlt sich klein und hilflos. Wenn dann auch noch die Partnerin eigenständig ist und einspringt und jetzt die Familie versorgt, so fällt er evtl. noch mehr in den Abgrund.
Was aber jetzt ganz bestimmt nicht heißen soll, dass Du daran etwas ändern sollst. Es ist nur eine mögliche Erklärung und gerade jetzt ist es wichtiger denn zuvor, dass Du eigenständig bist und bleibst, denn so eine Depression kann unter Umständen lange dauern.
Ich weiß, dass das jetzt für Dich sehr schwer ist, aber versuch bitte vieles jetzt nicht persönlich zu nehmen. (das ist schwer lebbar, aber notwendig, damit Du nicht zu sehr leidest). Im Übrigen weiß ich wirklich wovon ich spreche, habe das alles jahrelang mitgemacht.
Ich wünsche Dir, dass Du jetzt nicht in die Situation verfällst und auf Zehenspitzen durch die Wohnung läuft, Dich völlig danach ausrichtest, was Deinem Mann jetzt gefallen könnte etc....
Versuch einfach Du selbst zu bleiben und Du darfst auch ausgehen und lachen, auch wenn es Deinem Mann schlecht geht. Er muss erst an den Punkt kommen, an dem er Hilfe zulassen kann, das kann in einigen Wochen, aber auch erst in Monaten sein.
Bleib bei Dir, damit hilfst Du ihm am meisten.
Ich wünsche Dir viel Kraft und einen guten Austausch hier.
die Koboldin
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bodenlos
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von bodenlos »

Hallöchen,

ich bin´s nochmal, jedoch hat sich an meiner Meinung zu deiner speziellen Situation nicht viel verändert.

Die Paartherapie kannst du unter den Vorzeichen knicken. Wer zur Veränderung nicht bereit ist und sich nicht drauf einlässt, was die Worte deines Mannes ja deutlich signalisieren, wird scheitern.


Das habe ich mir in dem Zusammenhang bereits in Betroffenenteil des Forums anhören "müssen". Wenn ich meinen Freund dazu antreibe und ihn zu einer Therapie bekomme, wird sie erfolglos sein....es muss aus dem Inneren des Betroffenen kommen. Dasselbe Prinzip gilt dann wohl sicher auch für Paartherapien.

Wenn ich ne Fee wäre und zaubern könnte, würde ich dich aus dieser Situation herauszaubern....noch vor mir. Mein Freund ist zwar krank und kann nur selten so sein, wie ich es mir für uns beide wünsche, aber er behandelt mich ohne Ausnahme mit Respekt!
Ich könnte das nicht ertragen....

Rappel dich zusammen und setz dich für deine Interessen ein....da ist doch auch euer Kind. Die Gefahr ist doch zu groß, dass du auch krank wirst....egal in welcher Form.

Alles Liebe für dich
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo kobold, hallo hascherl,

die Erkenntnis, dass eine Paartherapie rausgeschmissenes Geld ist, ist demotivierend. Ich ziehe mich noch daran hoch, dass er ja zugestimmt hat mitzukommen. Er hätte es auch ablehnen können. Kann nicht auch die Aussage einer neutralen Person (also der Therapeutin) zur Selbsterkenntnis führen? Ich kann doch nicht auf den totalen Zusammenbruch warten?
Ja, ich habe mich die letzten Wochen abgeduckt um nicht "unangenehm" aufzufallen. Bis mir irgendwann klar wurde, dass dieses devote Verhalten die Situation überhaupt nicht verbesserte. Sorry, warum darf ich ihn nicht nach seinem Befinden fragen, oder wie sein Tag war???
Grundsätzlich ist etwas dran, an der Theorie, dass er seine Rolle als Ernährer verloren hat... nur war immer ich der Hauptverdiener.
Ich geh' mich jetzt einigeln, ich fühle mich einfach nur hilflos. Danke für Eure Worte.
LG lovelycarma
sunshine45
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lovelycarma,
ich denke, dass eine Paartherapie erst dann sinnvoll ist, wenn beide Partner auch in der Lage sind die Dinge realistisch wahrzunehmen und nicht gleich bei "Kritik" noch tiefer in der Depression verschwinden.
Manchmal dauert es leider etwas länger bis der erkrankte Mensch bereit ist Hilfe anzunehmen. Oft sind die Betroffenen auch sehr wütend über sich selbst, haben das Gefühl das die ganze Welt sich gegen sie verschworen hat und können dabei ihren Eigenanteil aber gar nicht mehr erkennen.
Während einer depressiven Phase ist die Realität oft sehr verzerrt.
Die Personen, die sie am meisten lieben, werden oft zum Ventil für alles mögliche, während gegenüber Außenstehenden meist ein Fassade hochgezogen wird, die dem Erkrankten unglaublich viel Kraft nimmt.
Daher fällt oft die Maske, sobald der Besuch die Tür hinter sich zuzieht und der Angehörige hat wieder einen ganz anderen Menschen vor sich.
Liebe Lovelycarma, das was ich Dir sagen möchte ist, dass Du noch nicht verzweifeln mußt. Es kann durchaus alles wieder gut werden.
Allerdings solltest Du Deinem Mann feste Grenzen setzen, auch wenn es ihm nicht gut geht, so darf der Respekt vor Dir nicht verloren gehen. Manchmal geht sowas auch besser schriftlich, weil depressive Menschen sich manchmal nicht so gut konzentrieren können bzw. an manchen Tagen überhaupt nicht zugänglich sind.
Versuch aber keinen Druck auf ihn auszuüben, denn das macht alles nur noch schlimmer.
Aber versuch Dich abzugrenzen und Dich nicht von seinen Stimmungen abhängig zu machen.
(Ich weiß selbst, dass mich genau die Aussagen, die ich jetzt mache, damals in meiner eigenen Situation am meisten genervt haben.) Aber rückblickend muss ich einfach sagen, dass diese Ratschläge genau richtig waren, aber es ein sehr langer Weg war genau das auch zu leben.
Versuch für Dich allein oder gemeinsam mit Eurem Kind schöne Dinge zu machen und hab dabei kein schlechtes Gewissen, denn Ihr braucht dringend Energie um das durchzustehen.
Signalisier ihm, dass Du für ihn da bist, aber dass Du auch möchtest, dass er sich "beraten" lässt. Das Wort "Beratung" ist meist nicht so schlimm, wie "Therapie".
Vielleicht würde es Dir auch helfen, wenn Du Dir vielleicht mal ein paar Beratungsstunden nimmst, geht sehr unkompliziert bei der Diakonie oder Caritas.
Und ja, man ist tatsächlich hilflos als Angehörige in so einer Situation. (Ich habe mich damals auch unglaublich einsam gefühlt.) Nur der Betroffene selbst kann etwas daran ändern.
Du mußt nur aufpassen, dass Du selbst nicht krank wirst, in die Co-Abhängigkeit gerätst und noch gut für Eurer Kind sorgen kannst.

Liebe Grüße
von der Koboldin und bitte achte gut auf DICH!
Love it, leave it or change it!
sunshine45
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Lovelycarma,
wie geht es Dir momentan oder liest Du hier vielleicht gar nicht mehr?
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo koboldin,
ja ich habe mich eine zeit lang zurückgezogen und hier nicht gelesen. Leider hat sich in den letzten Tagen sehr zum Negativen entwickelt und ich weiß mir keinen Rat mehr, außer dass ich um dies auszuhalten nicht stark genug bin.

Aber chronologisch:
Er hat tatsächlich den Termin bei der Paartherapie war genommen. Als Ziel hat eine kleine heile Familie und natürlich das Glück unseres Kindes gehabt. Auch waren für eine Beziehung mehr als genug Gemeinsamkeiten zu erkennen. Die Therapeutin muss sich gefragt haben ... warum sind die eigentlich hier? Angesprochen auf sein Schweigen und die verbalen Attacken, hat er dieser verneint. In dem Moment habe ich gedacht "DU LÜGNER". Er hat eine seine Fassade aufgezogen und das einzige Problem, was bestehen würde, wäre mein Egoismus. Es solle alles nach meiner Nase gehen usw.. Für die Entscheidung die Therapie weiter zu führen wurde ihm Bedenkzeit über das WE gegeben. Die nächsten 2 Tage waren relativ locker. Er hat auch mal wieder eine Mahlzeit mit mir eingenommen, er sprach zwar nicht, gab aber wenigstens auf Fragen aussagefähige Antworten.
Dann eskalierte es. Ich fragte ihn ob er die Therapie weitermachen wolle ... NEIN... eine Alternative...NEIN...wie willst du dann dann die heile Familie erreichen...IST DOCH EGAL. Ich hatte noch die Hoffnung, diese Wut würde sich legen. Pustekuchen.
Er nahm nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teil, aß und trank nichts mehr, was ich zubereitet hatte. Er hätte keinen Hunger ... wenig später aß er ne Schnitte im Stehen in der Küche, obwohl einer Rinderfilet auf dem Esstisch für ihn bereitstand.
Auch ansonsten veränderte sich seine Ernährungsweise. Nur noch Kräutertee und Brote. Selbst, wenn ich ihn fragte ob er was haben wolle, zum Beispiel ein Frühstücksei, sagte er ggf. ja, aß es aber dann doch nicht. Anfassen und Ansprechen waren verboten. Letztendlich zog er auf die Couch.
Was ich hier nicht erwähnt habe, ist dass ich in der 12. Woche schwanger bin. Durch diesen psychischen Druck ist es zu Blutungen gekommen, die zum Glück keine Auswirkungen auf das Baby hatten. Ich habe ihm gesagt, dass er doch Rücksicht auf uns nehmen sollte (auf mich, unsere Tochter und das Baby). Es interessiere ihn nicht.

Daraufhin habe ich ihn gebeten auszuziehen.

Plötzlich konnte er reden ... ging natürlich nur um die Aufteilung des Hab' und Gut und um den Umgang mit unserer Tochter. Ich habe ihn gefragt ob ihn seine Attacken und sein seltsam verändertes Verhalten bewusst sind ... NEIN!. Ich würde doch nur meckern! Ich wäre egoistisch (manchmal tituliert er mich auch als Gutmensch, wenn ich versuche ihm zu zeigen, dass ich ihm nur helfen will).

In meiner Verzweiflung habe ich mich an einen Psychologen gewand. Eher mit der Absicht zu klären wie man besten in einer Trennung vorgeht. Ich habe ihm diese Aussetzer geschildert. Und das er sich nicht erinnern kann was er getan hat. Dann kamen wir auf die Kindheit meines Partners zu sprechen.
Mein Partner wurde von seine Mutter nicht angenommen, er wurde zwar ausreichend versorgt, aber emotional vernachlässigt (zum Beispiel hatte er keinen Platz am Tisch, für ihn wurde nicht gedeckt). Er war eine Frühgeburt und die Mutter erst 21 Jahre alt. Es folgten noch zwei weitere Geschwister mit deren Erziehung sie wohl überfordert war. Seinen Vater würde ich als narzisstisch beschreiben. Er weiß alles, kann alles und ist der schönste. Obwohl es der Familie nie an Geld mangelte wurden die Kinder (ggf. auch die Mutter) immer künstlich kurz gehalten. Widerworte wurden nicht geduldet, es soll auch zu Schlägen gekommen sein. Als mein Partner 15/16 Jahren alt war, hat der Vater die Mutter vor die Tür gesetzt und das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder beantragt. Da er arbeiten ging, war mein Freund für die Versorgung und Beaufsichtigung der jüngeren Geschwister zuständig (dies hat die Beziehung der Geschwister untereinander nachhaltig geschädigt). Irgendwann hat der Vater einen Job außerhalb angenommen und war nur noch am WE zu Hause. Zu diesem Zeitpunkt war mein Freund wahrscheinlich gerade volljährig und hatte einen 15 und 12 zu beaufsichtigen. Als der 15 Jährige Bruder dann zur Mutter wollte, wurde er verstoßen und hat seit dieser Zeit keinen Kontakt mehr zur Familie. Den Kontakt zur Mutter hat mein Freund von seiner Seite abgebrochen. An Erlebnisse aus seiner Kindheit kann er sich kaum erinnern.

Die Antwort des Psychologen: ptbs-Posttraumatische Belastungsstörung.
Dazu passt auch, das er seit geraumer Zeit bei Stress ein Taubheitsgefühl im rechten Arm hat.

Ok, das Kind hat einen Namen, aber er will sich damit nicht auseinander setzen. Ggf. enthält die ptbs auch eine Depression. Aber das Problem ist ein Traum.

Er zieht jetzt zu seinem Vater, an den Ort des Grauens zurück. Er hat nicht genügend Geld um sich eine eigene Wohnung zu leisten. Ggf. bringt ihm seine Ausbildung für einen neunen Job nichts, sodass er eine Umschulung machen muss. Sein Leidensdruck ist noch nicht groß genug. Wenn ich mich vor die Wohnungstür stelle um mit ihm zu reden, will er gleich die Polizei rufen. Wenn er sich in der Wohnung bewegt und ich da bin lässt er sein Handy mitlaufen (Beweise sammeln). Zudem ist er zwei Tage nach dem Aus zum Jugendamt gerannt um den Umgang zu klären. Total sinnlos, er wohnt ja noch hier. Wann er ausgezogen ist, sagt er mir nicht ... ich habe ihn vorsorglich schon mal Hilfe beim Kistenpacken angeboten (ja, das war sarkastisch).

Ich weiß mir keine Rat mehr! Eine Depression aufgrund des Jobverlustes war für mich eine einfacher Erklärung, als so ein weit zurückliegendes und festsitzendes Trauma.

Ich selbst bin aber gefestigt. Ich bin nicht schuld, ich bin auch nicht egoistisch...ich wünschte mir nur ich könnte ihm helfen!

LG lovelycarma
Blümli
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von Blümli »

Hallo lovelycarma,

es ist jetzt schon so spät für eine genauer eingehende Antwort, aber ich will Dir wenigstens ganz kurz schreiben, dass mich Deine Geschichte (hab grad Deinen ganzen Thread gelesen) sehr sehr betroffen macht.

Ich meine, Du machst das einzig Richtige, Du bemühst Dich emotional so weit wie möglich Abstand zu ihm zu bekommen. Das kann Dir ( und Du hast noch ein beginnendes Leben in Dir) "das Leben retten" !
Weil, Du fühlst es und Du weißt es wahrscheinlich auch, DU KANNST IHM NICHT HELFEN , Du kannst ihm auch nicht helfen dahin zu kommen, dass er sich helfen lässt.

Es ist gut, dass der Psychologe Dir zu mehr "Verstehen" in Bezug auf Deinen Mann helfen konnte, aber hast Du auch noch mal die Möglichkeit ein Gespräch bei ihm zu bekommen, wo er DIR Verständnis und Reflektionsmöglichkeit entgegenbringen kann ?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und eine ganz dicke Schutzschicht um Dich rum.

Sehr bewegte und mitfühlende Grüße an Dich

vom Blümli
^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo,
danke Blümli für Deine Antwort. Nein, leider kann ich nicht so ganz und jetzt erst recht nicht davon ablassen ihm helfen zu wollen. Jetzt, nachdem ich anfange zu verstehen, wie es zu seiner Störung (Depression, ptbs und depression oder weiß der Geier) habe ich noch mehr das Bedürfnis ihm zu helfen. Es hat ihm keine in seiner Kindheit geholfen, es hat keiner das unfassbare Leid diesen kleinen Junges sehen wollen (meine Tochter sieht ihm sehr ähnlich). Ich kann nicht verstehen, dass seine Mutter ihn nicht annehmen konnte oder besser, dass als sie merkte, dass sie es nicht kann, nichts unternommen hat. Ich denke dann immer an meine kleine Maus, wie sehr ich sie schon geliebt habe bevor sie geboren war. Und als sie dann auf meiner Brust lag, blau angelaufen und verschmiert ;O),dachte ich nur wie schön sie doch ist.
Ich bin einfach so furchtbar traurig, dass es seinen Vater nur interessiert ob er funktioniert, nicht was die Vergangenheit für Spuren hinterlassen hat.

Momentan rede ich viel mit meinem besten Freund, mit der Freundin seines Vaters und auch mit meinen Eltern. Das tut mir gut.

Vor einigen Jahren muss mein Expartner bereits eine solche Episode gehabt haben. Er lebte damals mit zwei Freunden in einer WG. Auch da hat er sich aus mir nicht bekannten Grund zurückgezogen und ist schließlich ebenfalls zu seinem Vater geflüchtet.
Ich habe einen der beiden Freunde angerufen und ihn gefragt wie sich mein Expartner zu dieser Zeit verhalten hat. Er schilderte mir genau das, was ich auch mit ihm erlebt habe. Nicht reden wollen, Ausraster von denen er später nichts mehr wusste und Flucht.
Auch der Freund hat sich gefragt, wieso er so drauf ist, ob er was falsch gemacht hat. Als die Ausraster zu nahmen und sich mein Expartner nicht erinnern konnte und diese abstritt, hat auch an sich gezweifelt. Als auch Außenstehende von diesen Aussetzern berichteten, hat er dann versucht mit dem Vater zu sprechen. Der hat alles abgeblockt, war nicht zugängig. Auch mein Expartner hat niemanden an sich rangelassen.
Ein Jahr später haben sich die beiden wieder getroffen. In dieser Zeit hat mein Expartner eine Therapie aufgrund einer Depression gemacht. An seine Aussetzer konnte er sich immer noch nicht erinnern, wollte es auch nicht wahr haben.

Ok, zum einen ... ich spinne nicht, er verhält sich wirklich so. Und was noch viel wichtiger ist, er hat es schon mal geschafft einer Therapie zu beginne ... wieso kann er sich jetzt keine Ruck geben, wenigstens für seine Tochter?

LG lovelycarma
lovelycarma
Beiträge: 101
Registriert: 18. Okt 2012, 18:06

Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo zusammen,
seit meinem letzten Beitrag ist wieder viel passiert.Leider nicht allzuviel positives.
Er ist ausgezogen und hat wirklich alles was er mal gekauft hat (banale Sachen wie Paketklebeband und Blumendraht eingeschlossen) mitgenommen. Leider hat er, obwohl ich ihn mehrfach gefragt habe, auch Dinge mitgenommen, die uns beuden gehören. Der Mietvertrag wurde von ihm versucht einseitig zu kündigen und er hat das Telefon abgemeldet. Bevor überhaupt klar war, dass er auszieht war er auch schon beim Jugendamt um den Umgang mit unserer Tochter zu klären. Vor ein paar Tagen zu meinem Geburtstag bekam ich dann noch eine Mail von der Freundin seines Vaters. Die droht mir mit einem Anwalt, verlangt Umgang mit unserer Tochter, meint ich hätte sie nur manipulieren wollen usw. Ich bin ein ganz schlechter Mensch und der einzige der dies erkennen konnte ist der Vater meines Expartners. Echt ich verstehe die Welt nicht mehr... ich wollte nur, dass jemand mal mit ihm redet und ihm aufzeigt,dass er wieder eun Problem hat und dringend Hilfe braucht.Nein, es wird mir unterstellt, dass ich das Ende der Beziehung nicht akzeptieren kann.
Ich hatte in den letzten Tagen Kontakt mit der Exfreundin des Vaters.Sie kennt das Problem meines Expartners.Er hatte es bereits als Teenager.Später hat sie ihm mal geraten zum Psychologen zu gehen u er tat es.Sie will.nun versuchen zu ihm und seinem Vater Kontakt aufzunehmen.
Beim Jugendamt habe ich dieses Problem vorgebracht ,sodass wir jetzt zu einer Familien/Beziehungstherapie “verknackt“.
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo,
ich werde hier einfach weiter meine Gedanken aufschreiben, auch wenn ich keine Angehörige mehr bin.
Seit er ausgezogen ist fühle ich mich deutlich besser. Ich muss mich nicht mehr fragen warum er jetzt nicht antwortet oder ob er dann doch mal eine Mahlzeit mit uns einnehmen will. Nicht jeden Morgen diese “Leiden Christi“. Ich vermisse ihn nicht...er war ja bevor er ging auch nicht mehr wirklich anwesend.
Er reagiert auf mich sehr feindselig, obwohl ich doch die jenige bin, die allen Grund hätte sauer zu sein. Er versucht mich immer wieder bzgl. des Umgangs mit unserer Tochter unter Druck zu setzen. Dies wäre sein Recht und gut für unser Kind. Gut für unser Kind wäre aber ein gesunder Vater, der nicht ohne Sinn und Verstand seine Familie zerstört. Keine Einsicht....
Beim Jugendamt hat er noch mal bekräftigt, dass er die Beziehung nicht mehr will und er es sich reiflich überlegt hat.Die Sozialarbeiterin (ich habe ihr das Problem geschildert) versuchte ihn davon runter zu bringen. Es könne doch in ein paar Wochen ganz anders aussehen. Nein, er ist sich da ganz sicher. Ihm geht es gut. Nur einen Grund für die Trennung konnte er nicht nennen.
Nein, gut kann es ihm nicht gehen.Er hat sicherlich nochmal 3-4 Kilo abgenommen, ist sehr blass und hager. Er sieht dem Mann auf den Fotos in meinem Wohnzimmer nicht mehr ähnlich. Er ist ein Schatten seiner selbst. Dafür bekomme ich nun endlich wieder genügend Schlaf und kann mich erholen. Wenn ich früh in den Spiegel sehe, sehe ich mir wieder ähnlich.
Die Exfreundin seines Vaters (sie war soetwas wie eine Mutter für ihn) hat ihm eine Mail geschrieben. An ihn appelliert sich wieder Hilfe zu suchen und seine kleine Familie zu erhalten. Vielleicht bringt ihn dies zum nachdenken.
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Bisher dachte ich es geht nicht schlimmer, aber es gubt eine Steigerung. Er scheint nun total abhängig von seinem Vater. Es geht soweit, dass die Mail von der mütterlichen Freundin, die an ihn gesendet wurde, durch seinen Vater rüde beantwortet wird. Inhalt:Sie solle sich raushalten, manchmal ist eine Trennung besser und sie wäre doch eine kluge Frau und solle nicht auf meine Manipulationen reagieren. Auf die Nachfrage, warum denn der Vater und nicht der Sohn antwortet, meinte er nur, dass wäre jetzt so und natürlich würde er nicht fremde Mails lesen und sich in fremde Angelegenheiten einmischen.
Ok, alles klar ... mein Exfreund hat sich entmündigen lassen. Er lässt sich von seinem Vater sagen was zu tun ist und zerstört damit sein Leben. Sorry, aber da kann sich nur noch zurücklehnen und das Schauspiel genießen. Mit 33 Jahren lässt er Papa seine Nachrichten beantworten *kopfschüttel*. Das ist mir echt zu krank!
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Gebessert hat sich bisher nichts, so überhaupt nichts. Ich habe eher das Gefühl, dass sich sein Zustand stetig verschlechtert. Er vergisst Termine, Sachen unserer Tochter, schaffte es nicht pünktlich zu Verabredungen, Medikamente unseres Kindes werden einfach überdosiert, er bekommt nicht mit, dass sie 40 Grad Fieber hat. Ein Gespräch bei der Übergabe unserer Tochter ist nicht möglich. Er rattert nur die wichtigsten Sachen (hat gegessen, war auf Toilette, usw.) runter und verschwindet dann. Er vermeidet Augenkontakt. Auf Nachfragen reagiert er entweder feindselig oder fast immer gar nicht.
Er wirkt total farblos, blass und krank. Gestern wirkte er verheult ... kann aber auch täuschen.
Weihnachten hat er den Kontakt zu unserer Tochter kurz vorher abgesagt mit den Worten "Das mit Weihnachten lassen wir dann mal". Es war nicht so dass er uns damit Weihnachten versaut hat, aber ER hat sicherlich kein schönes Fest gehabt.
Am Neujahrstag hat er unsere Tochter abholt. Wieder machte er einen jämmerlichen Eindruck und der kam sicherlich nicht von einer durchgefeierten Nacht. Zu Freunden hat er keinen Kontakt mehr, da die ihn auf seinen Zustand ansprechen würden und darauf hinweisen würden, dass er dies schon einmal hatte und er psychologische Hilfe benötigt hatte.

Sein Leben hat sich in keinem Bereich zum Besseren entwickelt. Keinen Job/keine Perspektive, kein Geld, Schulden, keine eigene Wohnung, kein Kontakt zu Freunden und keine eigene Familie mehr.

Vielleicht muss ich es auch positiv sehen, je schlechter es ihm geht um so größer ist der Leidensdruck und um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich Hilfe sucht.
Bei der letzten depressiven Episode hatte dies auch funktioniert.
8612
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von 8612 »

Hallo ,
Mir geht es auch so,mein Freund hat mich bis zum Schluss wie Dreck behandelt,mich beleidigt usw bei ihm kam es dann soweit,das er zum ersten mal wider rausgegangen ist zu einer Einweihungsfeier und dort hat er eine andere Frau geküsst. schock du mich. an heilig Abend hat er mich dann verlassen. und alles sei meine schuld.

aber auch er möchte sich nicht helfen lassen. jetzt ist erstmal abwarten angesagt. und ich muss dazu noch sagen,er hat sich vorher immer gehen lassen,sich nicht mehr gepflegt usw. aber seit der Trennung legt er wider sehr viel wert darauf,wahrscheinlich auch um mir zusätzlich eins auszuwischen.
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Hallo Juno,

fühl' Dich von mir gedrückt.
Mein Expartner macht keine gepflegteren Eindruck als vor der Depression. Im Gegenteil. Nicht das er schlampig aussieht, eher ungesund. Vor der akuten Phase hat er sehr auf seine Ernährung geachtet ... alles Bio, regional oder fairtrade. Keine Fertigprodukte, und alles sehr ausgewogen. "Billigen Müll" wie Gummibärchen gab es bei ihm nie zu essen. Cola ... nein, danke! Als er völlig abtriftete änderte sich dies plötzlich. Kein regelmäßiges Essen und wenn dann nur Süßigkeiten (möglichst viel und billig). Er hortete diese dann auch in seinem Schreibtisch. Ich denke, dass diese Ernährung und der Kummer jetzt seine Spuren an ihm hinterlassen.
Ich habe schon bei einigen Angehörigen gelesen, dass der depressive Partner schnell wieder einen neuen Partner hatte oder wenigstens eine Affaire oder sich mit Parties bei Laune halten.
Ich kann mir das bei meinem Expartner nicht vorstellen (ok, man hat auch schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen). Aber er hockt nur im Haus seines Vaters. Kontakte zu anderen hat er nicht mehr. Er hat auch überhaupt keine positive Ausstrahlung ... fahl, lustlos, humorlos. Er ist zu längeren Gesprächen nicht in der Lage, er verliert schnell den Faden und kann sich nicht konzentrieren. Aktivitäten außerhalb versuchte er schon am Ende unserer Beziehung zu vermeiden, selbst Familienfeste oder Treffen im Freunden waren zu viel. Ich glaube, dass sich daran nicht viel geändert hat.
Soziale Kontakte über seine Arbeit kann er auch nicht haben, da er bisher noch keinen neuen Job hat. Er ist bereits vereinsamt, hat sich von der Außenwelt isoliert. Das kann kein schönes Leben sein.
lovelycarma
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Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von lovelycarma »

Mittlerweile gewinne ich den Eindruck, dass es egal ist ob man bleibt oder geht. Es hat keinen Einfluss auf das Verhalten des Betroffenen.

Wir waren heute bei einer Beratungsstelle bzgl. des Umgangs mit unserer Tochter und der Probleme auf der Elternebene.
Er versucht ständig auf mich Druck auszuüben, obwohl Regelungen bestehen. Macht mir Vorschriften bzgl. meiner Betreuungszeit und will das Kind ganz zu sich nehmen. Während der Beratung ist er mehrfach ausgerastet. Vor seiner Erkrankung war er immer ein sehr ruhiger und gesonnener Typ. Es gab nie ein lautes Wort oder Beleidigungen. Er tickte total aus, als das Gespräch auf die Schwangerschaft kam ... interessiert ihn nicht und wer weiß ob er der Vater ist. Er weiß ja nicht mal wie es entstanden ist(aha!!!). Außerdem bedauert er es, dass er mit mir ein Kind hat. Diese Gefühl, habe ich trotz der Anfeindungen nie gehabt. Es würde mir nie im Traum einfallen zu sagen, dass ich ihn nicht als Vater meiner Kinder will. Dies hat mich zutieft verletzt.
Er scheint total am Limit zu sein. Seine angebliche neue Beschäftigung ab Mitte Jan. ist wohl auch Geschichte. Seine Finanzen hat er überhaupt nicht mehr im Griff. Kontakt zu Freunden besteht weiterhin nicht. Heute erklärte er auch, dass die alle bescheuert sind und deren Urteil bezüglich seines Zustandes keine Grundlage hat ... die sind doch keine Psychologen.

Geh' jetzt ne Runde heulen...
Kontiki
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Registriert: 11. Jan 2013, 21:28

Re: Ich darf ihn nicht mehr ansprechen

Beitrag von Kontiki »

Liebe Lovelycarma,

ich kann Dir leider so gar nicht helfen, da ich erst seit kurzem die Erfahrung machen "darf", Angehörige eines depressiven Menschen zu sein. Ich kann Dich nur virtuell ganz doll in den Arm nehmen und drücken und Dir wünschen, daß es irgendwann wieder Licht am Ende Deines Tunnels gibt.

Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie der Vater von Deinem Ex und seine Lebensgefährtin so blind oder ignorant sein können. Was Du zu Deinem Ex beschreibst, kann man doch gar nicht übersehen...

Es tut mir so leid, daß das ganze so einen schlimmen Weg für Dich genommen hat, gerade jetzt, wo Du Dich doch eigentlich nur auf das Baby freuen solltest..

Daher nochmal: Fühl Dich ganz lieb gedrückt von mir. Und bitte schreibe weiter und laß Deinen Gefühlen hier freien Lauf. Ich werde weiter mitlesen und mitfühlen, genau wie sicher viele andere hier...

Ganz liebe Grüße
Kat.
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