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Kenne das zu gut

Verfasst: 16. Okt 2012, 18:23
von welli
Hallo Betty,
das kommt mir alles so bekannt vor. Mein Mann ist seit einer Woche in Kur, psychsomatisch. Mir geht es glaube ich schlechter als ihm. Zu Hause behauptet er immer keine Probleme zu haben. Frage mich was er dann da macht? Zu hören, dass es Leute hat mit denen er was unternimmt, redet, gut drauf ist, tut schon weh! Hier ist das nicht möglich, er redet kaum, ist immer niedergeschlagen. Ich hab wirklich viel versucht, alles wurde abgeblockt. Ich habe ihm gesagt dass es ihm ohne mich wohl besser geht, das würde ich ja hören. Das würde ich völlig falsch verstehen meinte er. Die hätten alle überwiegend die gleichen Probleme, und das macht es eben einfacher klar zu kommen. Aha, jetzt hat er aufeinmal doch Probleme? Die er mit anderen besser bereden kann als mit dir? Ich bin mit den Nerven total fertig, weil es die Wochen so viel Zoff gab, und er es nicht für nötig hielt das zu klären, (ich habe es mehrmals versucht),bevor er fährt. Meinte zu mir, ich fahr jetzt in Kur, und dann sehen wir weiter. Seit er weg ist weine ich nur noch, weiss nicht wie ich das schaffen soll, 5 Wochen, vielleicht noch Verlängerung. Aber muss, wie immer, wir haben einen behinderten Sohn,28, der bei uns lebt, für ihn muss ich da sein und stark, obwohl ich am Ende bin. Fühle mcih so alleine gelassen, und alle fragen nur, wie geht es deinem Mann. Und die Ärzte in der Kur? Glaubst Du da würde mal gefragt wie geht ihre Frau oder ihr Mann damit um, und wie geht es ihnen dabei? Ich glaube es nicht! Wo bleiben wie dabei? Mit UNSEREN Problemen und Sorgen? Werden wohl die nächsten Patienten sein. Ich wünsche Dir, mir und allen anderen denen es so geht dass alles ein gutes Ende nimmt, wie auch immer.
LG welli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 16. Okt 2012, 23:28
von krank?
Hallo Welli,

auch wenn es nur eine Antwort auf einen andere Antwort war. Ich möchte trotzdem meinen "Senf" dazu geben.

Ihr odeer Du warst 28 Jahre lang für euren Sohn da zu jeder Zeit, an jedem Ort, ihr habt sicher auf vieles verzichtet, was andere in diesen 28 Jahren gemacht haben. Meinen Respekt und meine Anerkennung dafür.

Es gibt aber auch die Zeit wo Du nach Dir schauen solltest, nicht nur nach Deinem Mannn oder Deinem Sohn. Das Leben ist unberechenbar, von heute auf morgen kannst Du nicht mehr da sein, oder krank sein, und nicht mehr für Deinen Sohn sorgen. Und dennoch, es wird es nicht irgendwie weitergehen ??
Lass ein wenig los, vielleicht gibt es die Möglichkeit einer Kur für Dich, oder einer Kur/längerern Betreuung für Deinen Sohn, damit du auch einmal zur Ruhe kommst. So eine Kur solltest Du regelmässig machen, auch wenn es am Anfang schwer isr ist, ein gewisser Lerneffekt ist für beide Seiten vorhanden. Auch für Dich.

Wie schon einmal bei dem ursprünglichen Threat, es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige, falls Du das noch nicht wissen solltest.

Ich wünsche Dir viel Kraft

krank?

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 17. Okt 2012, 08:13
von Betty30
Das ist jetzt nicht böse gemeint aber den Satz man soll auf sich schauen für sich mal was gutes tun kann ich nicht mehr hören
Man führt doch eine Beziehung da ist man doch selbstverständlich füreinander da warum soll man dann immer nur auf sich schauen!!?? Ich finde auch das wenn der Partner in der Klinik ist die Angehörigen eingeladen werden sollen und mit ihnen ein Gespräch geführt wird. Damit man zuhause auch Dinge besser verstehen kann - damit umgehen kann. Man muss ja auch wieder miteinander klar kommen wenn der Partner wieder zuhause ist und da hilft es wenn man einige Abläufe, Gedankengänge des Kranken erklärt bekommen würde. Ich war mit meinem Partner bei seiner Therapeutin aber ein paar Monate bevor er in die Klinik ist das hat mir auch geholfen jedoch ist die Situation als er jetzt in der Klinik war wieder vollkommen anders. Werde wenn er zuhause ist nochmal mit ihm hin gehen das ging auch von ihm aus das er mich fragte ob ich mit möchte ich hoffe es hilft mir weiter.

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 17. Okt 2012, 09:28
von welli
Hallo Krank?,hallo Betty,
ja, so ganz unrecht hast du nicht krank. Ich mache das auch, fahre ein oder zweimal ein WE weg im jahr, meine auszeiten, aber mein mann ist schnell überfordert, und das merke ich. Für ihn ist es selbstverständlich, alleine in skiurlaub zu fahren, das dritte mal in kur usw. Ich musste immer die starke sein, hat man mir einfach aufgebürdet. Ich bin schon seit vier wochen völlig am ende, hab ihm gesagt ich schaffe das nicht solange, und damit ist nicht unser sohn gemeint, der ist pflegeleicht, aber nicht sein problem, da muss ich durch. Ich würde mir so wünschen dass es auch mal für mich da ist, oder das, wie Betty schreibt, wir in die behandlung mit eingeschlossen werden, um besser damit umgehen zu können und besser verstehen.Wenn er unseren Sohn anruft, ich kann nicht mit ihm reden, weil ich nur noch weine, höre ich wie gut er drauf ist.Anders als zu hause, und das tut weh. Warum kann es hier nicht so sein? Hier wird nicht geredet gelacht schon lange nicht mehr. Er schreibt mir sms, ich soll es mir doch nicht so schwer machen, die anderen hätten überwiegend die gleichen probleme und das würde es eben einfacher machen miteinander klar zu kommem.muss ich denn wirklich diese probleme kriegen das wir miteinander klar kommen? Ich weiss einfach nix mehr.Muss jetzt mal schluss machen.
LG welli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 17. Okt 2012, 22:35
von krank?
Hallo Welli,

ich denke du solltest dringend auch ALLEINE mit der Therapeutin deines Mannes reden.

Ich glaube nicht daß die Kommunikation zwischen euch per SMS oder E-Mail sinnvoll ist.
E-Mail und SMS sind ganz gut um Informationen mitzuteilen, aber zwischenmenschliches sollte nach Möglichkeit doch immer entweder am Telefon, am besten miteinander besprochen werden. Ich weis das schreibt sich einfach (ich habe auch große Probleme damit, versuche es aber an mir zu ändern).

krank?



krank.

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 18. Okt 2012, 08:34
von welli
Gumo krank? und vielen Dank füe Deine Antwort!
Seine Therapeutin hier zu Hause hab ich letzte Woche schon um ein Gespräch gebeten, bis jetzt keinen Rückruf. An seine in der Kur werd ich ja wohl kaum dran kommen,oder?
Telefonieren mit ihm schaff ich im Moment nicht. Es tut mir schon weh, wenn er unseren Sohn anruft und ihm erzählt wie toll alles ist. Nette Leute mit denen man spazieren geht, Abends weg auf ein Bierchen usw. Ist es Neid? ich weiss es nicht! Andere haben die schöne Zeit und ich die Sch....Ich kann nur noch denken, wieso? Wieso ist er da so anders? So fertig wie jetzt war ich noch nie, kenne mich selbst nicht wieder und auch unsere Freunde machen sich Sorgen, weil keiner mich so kennt. Machmal geht es, und auf einmal kommen wieder die Tränen. Ich sehe dann nur noch die lange Zeit vor mir, und weiss nicht wie ich das bis dahin schaffen soll.

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 18. Okt 2012, 19:04
von krank?
Ach welli,

gut, daß Du die Therapeutin bei euch schon kontaktiert hast, dann ist das Gespräch dort ja nicht mehr weit weg. Aber ich sehe auch keinen Grund warum du nicht auch mit der oder dem Therapeuten in der Klinik telefonieren könntest. Es ist doch eine Klink die depressiven Menschen helfen soll oder nicht ? Ziel soll es ja sein, daß er die Klinkaufenthalte nicht mehr braucht. Dazu brauchst aber auch Du Informationen.

Es liegt mit Sicherheit nicht an Dir, wenn er zu Hause nicht so gut drauf ist wie in der Klinik. Vermutlich fällt schon eine gewisse Last von ihm ab, wenn er weg ist, es können auch die Glücksgefühle sein, ich bin in einer Klinik bei Ärtzen, hier wird mir geholfen. Wie auch immer, es liegt nicht an Dir, sondern an seiner Krankheit, den Depressionen.

Neid ist es bei Dir bestimmt nicht, aber ich denke Du musst wirklich aufpassen, daß Du Dir nicht Schuldgefühle einredest, daß Du an seiner Krankheit mitverantwortlich wärst. Das bist Du nicht !

Ich bin immer noch der Ansicht, daß Du zu wenig für Dich selber tust. Wann warst Du zum letzten Mal in einem Konzert, einem Kabarett, einen Theater, im Restaurant zum essen, im Kino, beim Sport ? Unterhaltung die zwar Geld kostet, aber der Seele gut tut.

Vielleicht überdenkst Du auch mal deinen jetzigen Tagesablauf. Muss das alles so sein ? Muss ich das alles machen ? Muss man es überhaupt machen ?


krank?

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 18. Okt 2012, 19:55
von welli
Hallo Krank?
Lieb von Dir zu antworten!
im Mom kriege ich nicht viel auf die Reihe.
Ich mach normal viel, Sport, treffen mit meinen Frauen 2x im Monat, aber kann mich zu nichts aufraffen. Seine Therapeutin, das wird wohl nichts geben, habe es heute nochmal versucht, aber wieder kein Rückruf.
Ich habe letzten Mittwoch eine E-mail an den Chefarzt der Psychomatie geschrieben, wo ich unsere Probleme kurz geschildert habe und auch dass er seine Krankheit verleugnet, mit der Bitte um Hilfe. Aber auch nichts von gehört. WIe soll ich an die Nummer seines Therapeuten kommen? Selbst wenn ich mit ihm reden könnte, er würde sie mir nicht geben. Es käme die Antwort das ist meine Sache.Was soll ich denn versuchen?
Ich danke Dir auf jeden Fall für die lieben Ratschläge, bis denn LG welli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 18. Okt 2012, 23:43
von krank?
Hallo Welli,

Du kannst auch mit einer Krankenschwester reden, die bekommst Du doch leichter ans Telefon. Einfach in die Station verbinden lassen wo dein Mann ist, dann redest Du ein wenig mit Ihr, wie es deinem Mann geht... Zwischendurch fragst Du nach dem behandelknden Arzt der deinen Mann betreut. Das nächste Mal lässt Du dich über die Zentrale mit dem Arzt verbinden oder fragst nach, wann man ihn anrufen kann.
Wenn das auch nicht geht, dann kannst du es bei einem Besuch in der Klinik versuchen, zumindest zu dritt miteinander zu reden, vielleicht ergibt sich da auch die Möglichkeit eines Zweiergespräches.

Bei der Therapeutin, da ist es schon etwas schwieriger. Wenn es nicht zu weit weg ist und nicht zurückgerufen wird, dann kann man sicher auch mal persönlich vorbeischauen. Schließlich bekommt Sie auch ihr Geld dafür, daß Sie deinen Mann behandelt.

Auch wenn es nicht klappt, was hast Du zu verlieren ? Es geht um euer Leben, euer gemeinsames Leben, ein Leben das miteinader wieder Spaß und Freude haben soll.

Viel Erfolg

krank?

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 09:09
von Lerana
Hallo welli, hallo krank?,

ich habe gerade euren Thread mit viel Interesse gelesen und würde gerne meinen Senf dazugeben.

Ich kann gut verstehen welli, dass es dir schwer fällt zu verstehen, warum sich dein Mann in der Klinik so viel besser fühlt als zu Hause und auch das Gefühl ausgeschlossen zu sein, kann ich gut nachvollziehen.

Ich glaube es ist allerding schon "Neid" und das finde ich jetzt weder verwunderlich noch schlimm. Vielleicht steckt einfach das Gefühl dahinter, wie du schon schreibst, jetzt geht es ihm gut und ich sitzte hier und heule. Warum sollte man da nicht neidisch sein? Ich wäre es auch! Wen du also neidisch bist, warum dann? Ich würde vermuten, du fühlst dich ebenfalls überlastet und daher ist es vielleicht einfach sinnvoll, danach zu gucken, wie du weniger überlastet sein kann, denn du hast ja schließlich auch ein Recht auf Zufriedenheit.

Deinem Mann geht es jetzt also besser und muss das gleichzeitig als Verrat an seiner Frau empfinden, da diese dann nur noch weint. Das ist nicht fair! Und damit es wieder fair werden kann, solltest du tatsächlich dafür sorgen, dass du zufrieden bist. Du hast ein Recht auf Entlastung, darauf mit deinem Kummer gesehen zu werden...., so wie dein Mann ein Recht darauf hat, gesund zu werden, wo und wie auch immer.

Ich denke nicht, dass eine Therapeutin deines Mannes mit dir sprechen wird, zumindest nicht ohne die Zustimmung deines Mannes. Ich würde es als massiven Vertrauensbruch empfinden, würde meine Therapeutin ohne meine Zustimmung und ggf. auch noch alleine mit meinem Partner sprechen. Die Therapeuten deines Mannes, haben sich seiner Gesundung verschrieben und nicht deiner. Solange dein Mann also nicht sagt, ich bräuchte mal Unterstützung mit meiner Frau, wirst du wohl nicht so leicht an ein Gespräch kommen.

Wenn du Hilfe brauchst, kann ich dir nur empfehlen, dir deine eigene Unterstützung zu suchen!

Versteh mich bitte, bitte nicht falsch. Ich kann nachfühlen, wie schwer diese Zeit für dich ist. Ich denke jedoch, du solltest tasächlich dafür Sorge tragen, dass du mit dir und mit dem Maß an Belastung etc., zufrieden leben kannst, denn ansonsten behindern du und dein Mann sich womöglich gegenseitig im Gesundwerden.

Herzliche Grüße
von
Lerana,
die hofft, dass ihr Posting nicht zu hart ist!

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 09:51
von bigappel
Hallo liebe Welli, (@ Lerana, das ist keine Kritik Deines Beitrages
Du warst auch nicht zu hart)

ich glaube, ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du, nur mit dem
Unterschied, dass mein Mann nicht bereit oder nicht in der Lage ist,
therapeutische Hilfe oder ambulante Hilfe vom Sozialpsychiatrischen
Dienst anzunehmen.

Ich habe auch nicht die Bürde, ein behinderten, erwachsenen Sohn
zu pflegen, "nur" einen Teenie.

Die Gefühle, die Du beschreibst, kenne ich alle von mir selber sehr,
sehr gut.

Ich weiß nicht, ob Neid die richtige Beschreibung für dieses empfinden
ist. Neid assoziiert zumindest bei mir etwas negatives.

Ich persönlich empfinde es eher bei mir als Resignation:

Ich möchte so gerne mit meinem Mann eine Beziehung, eine Partnerschaft
leben, auch Leichtigkeit einer Beziehung, zusammen ausgehen, Spaß haben.

Ich glaube schon, dass solche Menschen, wie Du und ich, aufgrund möglicherweise
ihrer eigenen Geschichte, sich zuviel aufbürden, zuviel nach anderen schauen,
weil halt sonst auch keiner da ist und man funktioniert, funktioniert, funktioniert…….

Soweit konform.

Aber losgelöst von diesem zuviel aufbürden;
wenn ich also entspannt bin, glücklich und zufrieden mit mir:

dann ist die Situation immer noch die, dass ich einen Mann habe, der mit
anderen Spaß haben kann (habe ich auch so erlebt, als er in der Klinik war
aufgrund meines Hinschubsens) , mit andern kann er rausgehen, Freude
empfinden, für andere kann er gute Worte haben, sich ausdrücken, was die
Tolles tun………. für mich kein Wort.

Ich fühle mich ungesehen, durchsichtig, geschweige denn, als Partner wertvoll
und da kann ich mir selber so gut sein, wie ich will. Mir fehlt die Ebene der
Partnerschaft.

Tja, er kann ja nix dafür,er ist krank, er kann nicht anders, ist sehr, sehr schnell
überfordert, spreche ich ihn an, hat er Blockade, funktioniere ich nicht, bin mal
ungeduldig, vielleicht sogar auch mal ungerecht, gestresst…. Blockade.

Super.

Ich werde nächste Woche mit meinem Mann einen Termin bei einer Paartherapeutin
wahrnehmen (das hat jetzt 1 Jahr gedauert, dies hinzukriegen) und werde schauen,
ob diese uns helfen kann, wieder miteinander sprechen zu können, wieder
aufeiander zugehen zu können und meinem Mann darzulegen, dass ohne
therapeutische Hilfe positive Veränderung bei ihm nicht möglich sein wird;
das haben die letzten 35 Jahre bewiesen, das sollte eigentlich reichen.

Wenn dieser Weg nicht hilft, dann weiß ich nur noch einen Weg:
getrennte Wege.

Ich kann soviel auf mich achten, wie ich will, ich bin andauernd gut zu mir,
habe Freunde, Hobbies usw. aber wo ist mein Partner?
Wo ist das positive gemeinsame Leben?

Ich will keine Trennung.
Aber ich will auch nicht psychisch krank werden und Mutter Theresa, die ohne
die Befriedigung jeglicher Bedürfnisse eigener Natur auskommt; ich kriege es
nicht hin.

Ich hoffe darauf, dass die Paartherapeutin in der Lage ist, doch noch eine
gemeinsame Sichtweise mit uns erarbeiten zu können und ich hoffe, dass
wir beide dazu in der Lage sind.

LG
Pia

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 09:58
von Lerana
Liebe Pia,

du darfst auch meine Biträge kritisieren!
Danke für den Blick ausschließlich durch die Angehörigenbrille. Ich habe hier wohl eher als Betroffene geantwortet. Das ist schon komisch, wie unterschiedlich ich selber die Beiträge wahrnehme, je nachdem welche Brille ich gerade trage.

Herzliche Grüße
Lerana

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 10:49
von Salvatore
Hallo in die Runde,

welli, dein Wunsch mit Therapeuten und Ärzten zu sprechen ist nachvollziehbar, wird aber nichts ergeben. Alle Beteiligten unterstehen (zu Recht!) der Schweigepflicht. Soweit ich weiß, darf ein Therapeute nicht mal darüber sprechen, ob jemand ein Patient bei ihm/ihr ist.
Ich (!) persönlich würde es auch als einen massiven Übergriff auf meine Person empfinden, wenn sich mein Partner über meinen Kopf hinweg in meine Behandlung einmischt.
Wenn du also mit den Behandlern sprechen möchtest, dann geht das nur mit dem Einverständnis und im Beisein deines Partners.

Was den anderen Punkt angeht, dass er sich im Moment gut fühlt und auch viel unternimmt, während du zu Hause leidest - nun ja, als Betroffene kann ich gut nachvollziehen, dass er im Moment die Gesellschaft von Leidensgenossen sucht und sich dort auch wohl fühlt.
Ja, es IST was anderes, ob man zusammen mit dem Partner (der einem ja sehr nahe steht und der einen auch gut kennt) etwas unternimmt oder eben mit Leuten, die dieselben Probleme haben und einen nicht ganz so gut (bzw. eben "nur" krank) kennen.
Und ja, tatsächlich IST es sogar viel leichter - es gibt bei Mitpatienten eben keine Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche. Man ist krank, allen geht es ganz genauso wie einem selbst und man kann deshalb auch niemanden verletzen oder enttäuschen. Es braucht keine Anstrengungen, irgendeine Welt aufrechtzuerhalten die es im depressiven Erleben ja überhaupt nicht geben kann. Wenn man schlecht drauf ist, vielleicht heult, spielt das keine Rolle, dann ist das eben so.
Wenn ich zu Hause das große Heulen kriege, ist mein Partner (ebenso wie sämtliche anderen Angehörigen, Freunde) erschrocken und tut alles, damit die Tränen versiegen.

Meine Familie will sehen, dass es bergauf geht, auch im Umgang mit ihnen. Meine Familie will mich nicht leiden sehen, auch wenn ich nun mal gerade leide - sie halten das nicht aus.
Meine Familie will sehen, dass ich Anteil nehme, dabei kann ich manchmal nicht.
Meine Familie will sehen, dass ich Dinge unternehme, die zum "normalen" Leben/Alltag gehören, auch wenn ich mich leiber zurückziehen möchte.

Bei Mitpatienten fällt das alles komplett weg. Es geht bergab - ist ätzend, ist aber so. Wenn ich leide, dann ist das so. Wenn ich nicht Anteil nehmen kann, so what. Wenn ich mich zurückziehen möchte, ist das ok, niemand verübelt mir das.
Auch ich suche eher den Kontakt zu (ehemaligen) Mitpatienten als zu meinen Freunden.
Es ist einfacher - und das soll jetzt nicht meine Freunde abwerten, so manches kann sich eben nur kein "Gesunder" auch nur ansatzweise vorstellen und eine (vom Betroffenen angenommene) Erwartungshaltung durch das soziale Umfeld ist manchmal unaushaltbar.
Und dann festzustellen, dass es Menschen gibt, die ohne diese Erwartungshaltung an einen herantreten, die einem Gefühlsausbruch und der depressiven Brille gelassen gegenübersteht - das ist eine Irsinnserleichterung, die einen schon manchmal euphorisch werden lässt, besonders dann, wenn man es (z.B. während eines Klinikaufenthalts) vielleicht zum ersten Mal, vielleicht seit langem endlich (wieder) erlebt.

Mach nicht den Fehler, dein Wohlbefinden von seiner Verfassung abhängig zu machen. Gerade wenn es ihm wieder etwas besser wird, warum kannst du dich nicht für ihn, nicht mit ihm freuen? (Meine Vorschreiber haben von Neid gesprochen, vielleicht ist da was dran?)
Wenn du durch seine Abwesenheit gerade "deprifrei" hast, warum kannst du die Zeit nicht für dich nutzen?
Warum geht es dir jetzt so schlecht?

Manchmal, wenn sich ein kranker Partner auf dem WEg der Besserung befindet, ändert sich ja auch die gewohnte Rollenverteilung: vielleicht war er wegen der Depris von dir in irgendeiner Weise abhängig. Das fällt nun weg, da es ihm besser geht - macht dir das vielleicht auch Angst? Was sich nach seiner Rückkehr zu Hause, zwischen euch verändert? Der Mensch, den du hast ziehenlassen, der kommt nicht wieder zurück. Seine Erfahrungen werden ihn verändert haben, er hat in der Klinik bestimmt viel übr sich gelernt (ich jedenfalls habe es während der Zeit) und sieht jetzt einiges anders. Macht das dir nicht auch irgendwo Angst, nicht zu wissen, welche Veränderung es gegeben hat und ob er überhaupt noch "der Alte" ist?

Das ist natürlich alles Spekulation - ich kann ja nur davon sprechen, wie es bei mir/bei uns gewesen ist.
Vielleicht erkennst du dich darin wieder, vielleicht nicht. Wenn das an deinem Erleben vorbeigeht - nichts für Ungut.

Lg, Salvatore

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 10:51
von bigappel
Liebe Lerana,

angepiekst durch Deine Sichtweise:

"denn ansonsten behindern du und dein Mann sich womöglich gegenseitig im Gesundwerden"

ist mein Beitrag entstanden.

Genau dies denke ich nämlich im letzten Entlassungsberichtes, den mein Mann mich hat lesen lassen, erlesen zu haben.

Das trifft dann wieder meine scheinbar größte Angst im Leben, nämlich die, nicht gut genug zu sein (das ist allerdings tatsächlich meine Baustelle).

Wie Welli schon geschrieben hat:

muss ein Angehöriger wirklich erst selber psychisch krank werden, damit gegenseitiges Verständnis möglich ist....... damit der Angehörige auch gesehen wird?

Warum scheint es nach meiner Erfahrung dem Betroffenen nicht möglich, Verstädnis für den Angehörigen zu entwickeln?

Ich weiß es nicht.

Natürlich ist die Gesundung des Patienten die Zuständigkeit der Ärzte.
Aber ist die Familie und zwar die gesamte Familie des Betroffenen nicht letztlich das insgesamt kranke Geflecht?

Würde ich schon denken.......

LG
Pia

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 12:23
von Lerana
Hallo!

@Pia:
Ist das ein schweres Thema!!
>>denn ansonsten behindern du und dein Mann sich womöglich gegenseitig im Gesundwerden>>
Ich glaube, wie ich schon oft gesagt habe, dass Systeme in der Regel selbsterhaltend sind. Ich spreche hier von keinerlei Schuld, nicht davon, dass jemand nich gut genug, nicht selbstlos genug, zu egoistisch etc. sei, sondern davon, dass es einfach verdammt schwer ist, mal eben so das Beziehungssytem zu ändern.

Wenn ich oft schreibe, dass man bei sich bleiben soll (ist ja so ein psychotherapeutisches Allheilmittel ), dann meine ich nicht, dass man keine Erwartungen an den anderen haben darf. Im Gegenteil! Du bist wütend und traurig, dass die Paarebene mit deinem Mann nicht lebbar ist, dann ist das sowas von legitim! Warum solltest du wieder und wieder Verständins haben?

Ich glaube es ist total wichtig, seine Emotionen zu benennen und ernstzunehmen, auch wenn sie wenig verständnisvoll oder "negativ" sind. Daher habe ich auch oben das Wort Neid benutzt. Man hat diese Emotionen und man kann sie nicht wegverständnissen. Also du bist enttäuscht, du bist wütend, Welli ist neidisch (nebenbei: ich rate) und ich bin eifersüchtig! Alles unschöne, missgönnenden, selbstsüchtige, misstrauische Eotionen, vielleicht sind sie sogar unangemessen. Na und: Unsere Partner sind traurig, neidisch, überfordert, hilflos, ängstlich - auch meist alles unangemessen, aber was soll´s muss man erstmal mit klarkommen.

Ich denke, wenn man ehrlich zu sich ist und seine Gefühle erstmal benannt hat, kann man anfangen zu sortieren:
Eifersucht - Problem meines Selbstwertgefühls, Unprofessionalität der Therapeutin. Erstes ist meine Baustelle, letzteres kann ich kommunizieren.

Ich hoffe, ich darf:
Du fühlst dich nicht gesehen - Du willst immer alles "gut" machen und wirst dadurch unsichtbar, dein Partner unternimmt nie etwas mit dir. Ersteres deine Baustelle (sorry!), letzteres dem Partner kommunizieren. Und trotzdem kannst du jetzt mit der ersten Baustelle etwas gegen das Gefühl nicht gesehn zu werden tun, nämlich das Buch, das du gerade liest, lesen und dich entscheiden, dass du toll und unterstützend und selbstreflektiert und wütend und neidisch und sauer und misstrauisch bist und ein großes Herz hast und wegen all dem einfach wunderbar bist. Und dann bin ich sicher fühlst du dich auch nicht mehr unsichtbar!

Boah Pia, ich schreibe hier schon seit über einer halben Stunde dran und es ist so schwer!! Ich hoffe, du kannst trotzdem irgendwie herauslesen, was ich meine.

>>Aber ist die Familie und zwar die gesamte Familie des Betroffenen nicht letztlich das insgesamt kranke Geflecht?<<
Oh ja und da wird systemisch bestimmt noch zu wenig getan. Aber ich glaube nicht, dass die Lösung ist, dass sich der Therapeut zuständig fühlt, für die seelischen Bedürfnisse der ganzen Familie. Das ist einfach nicht leistbar. Sondern er betrachtet den Ausschnitt, der zu Gesundung seines Klienten nötig ist und der braucht vielleicht viel Unterstützung und das Zutrauen, dass er das schafft ...

In der Schule habe ich das Poblem auch oft. Ich sehe ein Kind, dass verwahrlost ist oder sogar misshandelt wird. Natürlich weiß ich oft auch von den Problemen der Eltern, der Vater trinkt, die Mutter ist selber missbraucht worden ect. und oft habe ich sogar ernsthaftes Mitgefühl. Ich kann aber nicht die Familie retten, ich kann der Mutter eine Therapie empfehlen, Telefonnummern von Bertaungsstellen raussuchen, einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung mit ihr stellen und das war es. Ich empfinde mich dann meist eher als Anwältin der Kinder mit ihren Rechten. Was soll ich einem Kind auch sagen: Du weißt du, die Mama ist so überfordert, die weiß dann einfach nicht weiter, die haut dich dann, das musst du verstehen, die hat es selber ganz, ganz schwer.
Nein, auch wenn ich vestehen kann aus welcher Hilflosigkeit heraus die Mutter handelt, sage ich zu dem Kind: Oje die Mama hat dich gehauen? Das ist gemein. Auch die großen Leute dürfen das nicht. Und das ist sogar richtig verboten hier in Deutschland da könntest du sogar die Polizei anrufen und wenn du willst, dann spreche ich nochmal mit der Mama, dass die das nicht darf...

Und dann gebe ich der Mutter den freundlichen Hinweis, dass es günstiger ist, sie wendet sich selber ans Jugendamt als ich tue es oder biete ein gemeinsamen Gespräch dort an. Die Rolle muss geklärt sein: Ich vermittel Hilfe für die Mutter, aber ich kümmere mich um die Rechte des Kindes!

Was ich sagen will ist, die Therapeuten deines Mannes können sich quasi nur um die Vertretung der Bedürfniss deines Mannes kümmern.

Ich hoffe, es wird im Ansatz klar, was ich sagen will.

Herzliche Grüße
Lerana

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 13:50
von Lerana
Nachtrag:

Bla, bla, wenn ich meine Beiträge lese, muss ich schon wieder daran denken, dass Heiligenscheine verdammt schwer sind und ich auch einfach keine Ahnung habe. Liest sich ja alles ganz hübsch, aber kann ich das selbst??

Nebenbei:
Depressiv sein ist die Hölle!
Angehörig sein (von psychisch Kranken) auch!

Depressive sind oft nicht zum Aushalten!
Angehörige auch!

Der Doc sagt, jammern hilft nicht!
Ich sage, manchmal eben doch und deshlab lade ich alle ein, auf eine Stunde Selbstmitleid. Danach können wir ja wieder konstruktiv sein, aber jetzt gerade tue ich mir ziemlich leid, denn wir sind doch hier alle, egal auf welcher Seite irgendwie auch arm dran, zumindest für die nächste Stunde!

Herzliche Grüße und im tiefsten Verständins für alle Betroffenen und Angehörige!
Lerana,
die sich gerade aktiv bemitleidet! Und auch noch Aufsätze korrigieren muss.

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 15:02
von welli
Hallo an Ale, hier,erst mal kurz ne Frage, bevoe ich versuche zu antworten.
Wie mache ich das, wenn ich antworten möchte,dass ich Eure Antworten lesen kann? Steht soviel da, müsste ich zwischendurch noch mal lesen,oder geht das nicht?
Ich sag Euch Allen schonmal DANKE!

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 17:00
von Lerana
Hallo welli,

entweder kopierst du den gazen Text des Users, auf den du eingehen willst, in dein eigenes Antwortfeld und löschst es nachher wieder oder du klickst mit dem Zurück- und Vorwärtspfeil immer zwischen den Seiten hin und her. So mache ich es immer. Wer was besseres weiß: Gerne!

Herzliche Grüße
Lerana

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 17:13
von Blümli
... schreibe erstmal auf eine extra "Seite" ( z.B. neue e-Mail), daneben kann ich dann den Beitrag, auf den ich antworte, immer sichtbar haben, dann kopiere ich meine fertige Antwort in das Antwortfeld... und dann... abschicken

Ist vielleicht völlig uncomputerfachmänisch, funktioniert aber recht gut

Grüße vom Blümli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 17:21
von Blümli
@ liebe Lerana,

Dein "bla bla" finde ich so was von passend, lese die ganze Zeit mit, hab aber so wenig Zeit, um selbst dazu zu schreiben, weil ich immer so lange zum formulieren brauche.

Liebe Grüße

von einem, auf mehr "bla bla" von Dir, hoffendem

Blümli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 18:29
von welli
Oh je, kopieren User, extra Seite, bin nicht so firm am PC, dann lieber vor und zurück, aber danke für die Tipps.
Werd versuchen allen zu antworten, kann aber dauern.
LG welli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 19. Okt 2012, 21:21
von Lerana
Liebe Blümli!



Ganz herzliche Grüße
Lerana

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 20. Okt 2012, 00:00
von welli
Hallo krank, lerana und alle anderen.
Mist soviel geschrieben, falsche Taste, alles weg, wohin? Keine Ahnung.
Besuchen sind nicht erwünscht, würden die Therapeuten sagen.
Also ich möchte nicht von seinen Therapeuten behandelt werden,möchte wissen wie ich mich verhalten muss, was ich falsch mache, bin ja auch nicht ohne Fehler.Mal Gelegenheit zu erzählen wie wir mitteinander umgehen, wenn man das noch umgehen nennen kann, Neid, glaube eher Enttäuschung, alleine gelassen,usw. Ich habe bestimmt viel Verständniss und Geduld, behaupte ich jetzt mal,war auch bis vor kurzem gut belastbar, vielleicht weil ich von Natur aus ein Optimist, sonst hätten wir das bis hier gar nicht geschafft. Aber die letzten 4 Wochen waren auch für mich zu hart, meine Grenzen sind überschritten.Ich nenne nur mal ein Beispiel von vielen. Wir hatten Besuch, ein netter Abend, ich räume auf, er will einen leeren Kasten Bier in den Keller bringen. Ich sage zu ihm, lass den bitte stehen, wenn ich Morgen zur Arbeit fahre nehme ich den mit. Da schreit er mich an, halt doch deine blöde Schnauze. Ich zucke zusammen denke, HALLO, was das denn. Ich sage zu ihm, wie redest du mit mir? Er, geh du Ar...loch. Ich sage zu ihm,ich bitte dich den Kasten stehen zu lassen, das ist für dich Grund mich so anzuschreien? Er geht ins Bett. Und so geht das mal mehr oder weniger die letzten 4 Wochen ständig. Ich hab die halbe Nacht hier gesessen, gegrübelt, was der Auslöser hätte sein können, mir ist keiner eingefallen. Muss ich mir denn alles gefallen lassen? Habe ja mehrmals versucht mit ihm zu reden, aber das habe ich ja schon beschrieben.
Hallo Pia, genau so seh ich das auch!
Ich habe mit meinem Mann seit er weg ist ir einmal gesprochen, habe Euch ja geschrieben das ich das nicht schaffe.Er ruft unseren Sohn jeden Abnend an Jetzt schreibt er ständig warum ich nicht mit ihm rede. Ich möchte doch nicht das er hört wie fertig ich bin, um ihn nicht zu belasten! Ich weiss auch nicht was ich darauf antworten soll. Was ist richtig, was ist falsch Ich schicke das schonmal bevor wieder alles weg ist, bin auch müde, werde Morgen antworten. Gute Nacht, und danke für alles Lg welli
welli schrieb:
> Hallo Betty,
> das kommt mir alles so bekannt vor. Mein Mann ist seit einer Woche in Kur, psychsomatisch. Mir geht es glaube ich schlechter als ihm. Zu Hause behauptet er immer keine Probleme zu haben. Frage mich was er dann da macht? Zu hören, dass es Leute hat mit denen er was unternimmt, redet, gut drauf ist, tut schon weh! Hier ist das nicht möglich, er redet kaum, ist immer niedergeschlagen. Ich hab wirklich viel versucht, alles wurde abgeblockt. Ich habe ihm gesagt dass es ihm ohne mich wohl besser geht, das würde ich ja hören. Das würde ich völlig falsch verstehen meinte er. Die hätten alle überwiegend die gleichen Probleme, und das macht es eben einfacher klar zu kommen. Aha, jetzt hat er aufeinmal doch Probleme? Die er mit anderen besser bereden kann als mit dir? Ich bin mit den Nerven total fertig, weil es die Wochen so viel Zoff gab, und er es nicht für nötig hielt das zu klären, (ich habe es mehrmals versucht),bevor er fährt. Meinte zu mir, ich fahr jetzt in Kur, und dann sehen wir weiter. Seit er weg ist weine ich nur noch, weiss nicht wie ich das schaffen soll, 5 Wochen, vielleicht noch Verlängerung. Aber muss, wie immer, wir haben einen behinderten Sohn,28, der bei uns lebt, für ihn muss ich da sein und stark, obwohl ich am Ende bin. Fühle mcih so alleine gelassen, und alle fragen nur, wie geht es deinem Mann. Und die Ärzte in der Kur? Glaubst Du da würde mal gefragt wie geht ihre Frau oder ihr Mann damit um, und wie geht es ihnen dabei? Ich glaube es nicht! Wo bleiben wie dabei? Mit UNSEREN Problemen und Sorgen? Werden wohl die nächsten Patienten sein. Ich wünsche Dir, mir und allen anderen denen es so geht dass alles ein gutes Ende nimmt, wie auch immer.
> LG welli

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 20. Okt 2012, 08:39
von bigappel
Guten Morgen Ihr Lieben,

liebe Lerana,

ja, kann ich gut nachvollziehen mit dem Kopf, was Du schreibst.
Sehe ich im Grunde genau so.

Mein persönliches Ergebnis verändert es derzeit jedoch leider nicht:

werden nahezu keine meiner partnerschaftlichen Bedürfnisse erfüllt, pack ich diese Art von Beziehung nicht.

Deshalb die Paarbeziehung bzw. die erste Vorsprache um zu gucken, was möglicherweise unerfüllbar ist, weil falsche Ebene - väterliche, nicht Ehemann-Ebene - , wie und ob wir in Kontakt wieder kommen können und es da da ggf. weitere Problemstellungen geben könnte, und ob daran gearbeitet würde.....

Ein Versuch ist es wert.

Dass Jammern sich nicht "lohnt" erscheint mir eine typisch männliche Sicht, die zwar generell stimmt, weil das Jammern ja im Ergebnis keine großen Erfolge aufweist; aber aus weiblicher Sicht brauche ich das hin und wieder und es tut mir gut.

Es gibt so einen "Zickenspruch", den ich da sehr passend finde: Hinfallen, aufrichten, Krone richten und weiter geht ´s.

Naja, und wenn es möglicherweise falsch, böse, nicht richtig ist, so finde ich es nach wie vor nicht richtig, dass mein Mann ein Miteinander mit anderen leben kann, gut leben kann (im Sinne von Ausgehen, Unternehmungen), Unbeschwertheit parziell leben kann, mit seinem Angehörigen aber nicht.

Ja, werdet ihr sagen, das kommt aus der Krankheit, all die Argumente, die Salvatore nachvollziehbar aufgeführt hat (keine Erwartungshaltung, man kann sein wie man will, man wird akzeptiert).

In meinem derzeitigen Gefühlsleben nehme ich das in dieser Ausschließlichkeit persönlich, richtig; ja, ich bin enttäuscht, dies nicht mit meinem Mann leben zu dürfen, weil ich die Angehörige bin und weil die schönen, unbeschwerten, oberflächlichen Zeiten mit meinem Mann nahezu Null sind.......

Wir werden sehen.

Allen ein schönes Wochenende
Pia

p.S. @ Lerana:

ich verstehe Deine Beispielsargumentation mit Deiner Schülerin gut.
Du kannst nicht leisten die Eltern zu therapieren.... Du bist Lehrerin.

Die Kliniktherapeuten sind die meines Mannes,
richtig. Mein Therapeut ist mein Therapeut.

So therapeutelt also jeder für sich; in seiner Welt; nur den Umgang miteinander, mit beiden belasteten Menschen, für den ist man im privaten zuständig (Paartherapie).

Das finde ich bei so schweren "Erkrankungen" schade - aber nicht abänderbar derzeit, richtig - , denn das keine Probleme im zwischenmenschlichen Bereich auftreten, erscheint mir unrealistisch.

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass eine intakte Beziehung allen der familiären Gemeinschaft gut tut und nicht nur Einem.

LG

Re: Kenne das zu gut

Verfasst: 20. Okt 2012, 09:41
von Salvatore
Hallo liebe Pia,

ich wollte mit meinem Posting nicht sagen, dass ich dieses (mein) Verhalten richtig finde - sondern es nur beschreiben.
Das ist dann eine Antwort auf die elendige "Warum?"-Frage, aber eben auch nicht mehr.
Ich weiß auch, dass ich meiner Familie, meinen Freunden Unrecht tue, und dennoch...

Lg, Salvatore